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Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812.

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hier fordere ich nur Anerkennung des Gedichts, und
dessen Bewahrung gegen jede ähnliche angebliche Ver-
ständigung.

Wie groß dieser Sieg geschildert wird, so war er
doch ohne dauernde Folgen: das abgetretene Corbio ging
wieder verlohren, mit ihm Ortona. Die Obmacht blieb
noch eine geraume Zeit bey den ausonischen Völkern,
wenn gleich in einzelnen Feldzügen auch ihr Land die
Verheerungen empfand welche sie jeden Sommer auf
der feindlichen Gränze übten.

Volkszählungen.

Aus diesem Zeitraum werden die Zahlen von drey
Bürgerschätzungen angegeben, bey Dionysius vom Jahr
280 95): bey Livius von 289 und 295 96). Jene soll
103000, die zweyte 104214: die dritte 117319 Bürger
von erwachsenem alter 97) ergeben haben. Wittwen
und Waisen, obwohl selbstständig, waren in diesen Zäh-
lungen nicht begriffen 98), weil sie vom Schoß befreyt
waren: diese Befreyung blieb den Wittwen bis auf Ca-

95) Dionysius IX. c. 36.
96) Livius III. c. 3. c. 24.
97) Ton en ebe Romaion. Dionysius V. c. 20. und 75.
IX. c. 36. oi timesamenoi politai sphas t autou`s, kai khre-
mata, kai tou`s en ebe paidas.
98) Praeter orbos orbasque. Livius III. c. 3. Kherais kai
orphanois anetheises tes eisphoras. Plutarch Public. p. 103. d.
Orba
ist hier offenbar dem allgemeineren Begriff von vi-
dua,
lediges Weib, gleich.
G 2

hier fordere ich nur Anerkennung des Gedichts, und
deſſen Bewahrung gegen jede aͤhnliche angebliche Ver-
ſtaͤndigung.

Wie groß dieſer Sieg geſchildert wird, ſo war er
doch ohne dauernde Folgen: das abgetretene Corbio ging
wieder verlohren, mit ihm Ortona. Die Obmacht blieb
noch eine geraume Zeit bey den auſoniſchen Voͤlkern,
wenn gleich in einzelnen Feldzuͤgen auch ihr Land die
Verheerungen empfand welche ſie jeden Sommer auf
der feindlichen Graͤnze uͤbten.

Volkszaͤhlungen.

Aus dieſem Zeitraum werden die Zahlen von drey
Buͤrgerſchaͤtzungen angegeben, bey Dionyſius vom Jahr
280 95): bey Livius von 289 und 295 96). Jene ſoll
103000, die zweyte 104214: die dritte 117319 Buͤrger
von erwachſenem alter 97) ergeben haben. Wittwen
und Waiſen, obwohl ſelbſtſtaͤndig, waren in dieſen Zaͤh-
lungen nicht begriffen 98), weil ſie vom Schoß befreyt
waren: dieſe Befreyung blieb den Wittwen bis auf Ca-

95) Dionyſius IX. c. 36.
96) Livius III. c. 3. c. 24.
97) Τῶν ἐν ἥβῃ Ῥωμαίων. Dionyſius V. c. 20. und 75.
IX. c. 36. οἱ τιμησάμενοι πολῖται σφᾶς τ̕ αὐτȣ`ς, καὶ χρή-
ματα, καὶ τȣ`ς ἐν ἥβῃ παῖδας.
98) Præter orbos orbasque. Livius III. c. 3. Χήραις καὶ
ὀρφανοῖς ἀνεϑείσης τῆς εἰςφορᾶς. Plutarch Public. p. 103. d.
Orba
iſt hier offenbar dem allgemeineren Begriff von vi-
dua,
lediges Weib, gleich.
G 2
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[99/0115] hier fordere ich nur Anerkennung des Gedichts, und deſſen Bewahrung gegen jede aͤhnliche angebliche Ver- ſtaͤndigung. Wie groß dieſer Sieg geſchildert wird, ſo war er doch ohne dauernde Folgen: das abgetretene Corbio ging wieder verlohren, mit ihm Ortona. Die Obmacht blieb noch eine geraume Zeit bey den auſoniſchen Voͤlkern, wenn gleich in einzelnen Feldzuͤgen auch ihr Land die Verheerungen empfand welche ſie jeden Sommer auf der feindlichen Graͤnze uͤbten. Volkszaͤhlungen. Aus dieſem Zeitraum werden die Zahlen von drey Buͤrgerſchaͤtzungen angegeben, bey Dionyſius vom Jahr 280 95): bey Livius von 289 und 295 96). Jene ſoll 103000, die zweyte 104214: die dritte 117319 Buͤrger von erwachſenem alter 97) ergeben haben. Wittwen und Waiſen, obwohl ſelbſtſtaͤndig, waren in dieſen Zaͤh- lungen nicht begriffen 98), weil ſie vom Schoß befreyt waren: dieſe Befreyung blieb den Wittwen bis auf Ca- 95) Dionyſius IX. c. 36. 96) Livius III. c. 3. c. 24. 97) Τῶν ἐν ἥβῃ Ῥωμαίων. Dionyſius V. c. 20. und 75. IX. c. 36. οἱ τιμησάμενοι πολῖται σφᾶς τ̕ αὐτȣ`ς, καὶ χρή- ματα, καὶ τȣ`ς ἐν ἥβῃ παῖδας. 98) Præter orbos orbasque. Livius III. c. 3. Χήραις καὶ ὀρφανοῖς ἀνεϑείσης τῆς εἰςφορᾶς. Plutarch Public. p. 103. d. Orba iſt hier offenbar dem allgemeineren Begriff von vi- dua, lediges Weib, gleich. G 2

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Zitationshilfe: Niebuhr, Barthold Georg: Römische Geschichte. T. 2. Berlin, 1812, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/niebuhr_roemische02_1812/115>, abgerufen am 28.03.2024.