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Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891.

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bedeuten: dieser Betrügerei sind wir endlich satt und
ekel geworden.

Dem Gesindel giengen wir aus dem Wege, allen
diesen Schreihälsen und Schreib-Schmeissfliegen, dem
Krämer-Gestank, dem Ehrgeiz-Gezappel, dem üblen
Athem --: pfui, unter dem Gesindel leben,

-- pfui, unter dem Gesindel die Ersten zu bedeuten!
Ach, Ekel! Ekel! Ekel! Was liegt noch an uns
Königen!" --

"Deine alte Krankheit fällt dich an, sagte hier der
König zur Linken, der Ekel fällt dich an, mein armer
Bruder. Aber du weisst es doch, es hört uns Einer zu."

Sofort erhob sich Zarathustra, der zu diesen Reden
Ohren und Augen aufgesperrt hatte, aus seinem
Schlupfwinkel, trat auf die Könige zu und begann:

"Der Euch zuhört, der Euch gerne zuhört, ihr
Könige, der heisst Zarathustra.

Ich bin Zarathustra, der einst sprach: "Was liegt
noch an Königen!" Vergebt mir, ich freute mich, als
Ihr zu einander sagtet: "Was liegt an uns Königen!"

Hier aber ist mein Reich und meine Herrschaft:
was mögt Ihr wohl in meinem Reiche suchen? Viel¬
leicht aber fandet Ihr unterwegs, was ich suche:
nämlich den höheren Menschen."

Als Diess die Könige hörten, schlugen sie sich an
die Brust und sprachen mit Einem Munde: "Wir
sind erkannt!

Mit dem Schwerte dieses Wortes zerhaust du
unsres Herzens dickste Finsterniss. Du entdecktest
unsre Noth, denn siehe! Wir sind unterwegs, dass
wir den höheren Menschen fänden --

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bedeuten: dieser Betrügerei sind wir endlich satt und
ekel geworden.

Dem Gesindel giengen wir aus dem Wege, allen
diesen Schreihälsen und Schreib-Schmeissfliegen, dem
Krämer-Gestank, dem Ehrgeiz-Gezappel, dem üblen
Athem —: pfui, unter dem Gesindel leben,

— pfui, unter dem Gesindel die Ersten zu bedeuten!
Ach, Ekel! Ekel! Ekel! Was liegt noch an uns
Königen!“ —

„Deine alte Krankheit fällt dich an, sagte hier der
König zur Linken, der Ekel fällt dich an, mein armer
Bruder. Aber du weisst es doch, es hört uns Einer zu.“

Sofort erhob sich Zarathustra, der zu diesen Reden
Ohren und Augen aufgesperrt hatte, aus seinem
Schlupfwinkel, trat auf die Könige zu und begann:

„Der Euch zuhört, der Euch gerne zuhört, ihr
Könige, der heisst Zarathustra.

Ich bin Zarathustra, der einst sprach: „Was liegt
noch an Königen!“ Vergebt mir, ich freute mich, als
Ihr zu einander sagtet: „Was liegt an uns Königen!“

Hier aber ist mein Reich und meine Herrschaft:
was mögt Ihr wohl in meinem Reiche suchen? Viel¬
leicht aber fandet Ihr unterwegs, was ich suche:
nämlich den höheren Menschen.“

Als Diess die Könige hörten, schlugen sie sich an
die Brust und sprachen mit Einem Munde: „Wir
sind erkannt!

Mit dem Schwerte dieses Wortes zerhaust du
unsres Herzens dickste Finsterniss. Du entdecktest
unsre Noth, denn siehe! Wir sind unterwegs, dass
wir den höheren Menschen fänden —

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[17/0024] bedeuten: dieser Betrügerei sind wir endlich satt und ekel geworden. Dem Gesindel giengen wir aus dem Wege, allen diesen Schreihälsen und Schreib-Schmeissfliegen, dem Krämer-Gestank, dem Ehrgeiz-Gezappel, dem üblen Athem —: pfui, unter dem Gesindel leben, — pfui, unter dem Gesindel die Ersten zu bedeuten! Ach, Ekel! Ekel! Ekel! Was liegt noch an uns Königen!“ — „Deine alte Krankheit fällt dich an, sagte hier der König zur Linken, der Ekel fällt dich an, mein armer Bruder. Aber du weisst es doch, es hört uns Einer zu.“ Sofort erhob sich Zarathustra, der zu diesen Reden Ohren und Augen aufgesperrt hatte, aus seinem Schlupfwinkel, trat auf die Könige zu und begann: „Der Euch zuhört, der Euch gerne zuhört, ihr Könige, der heisst Zarathustra. Ich bin Zarathustra, der einst sprach: „Was liegt noch an Königen!“ Vergebt mir, ich freute mich, als Ihr zu einander sagtet: „Was liegt an uns Königen!“ Hier aber ist mein Reich und meine Herrschaft: was mögt Ihr wohl in meinem Reiche suchen? Viel¬ leicht aber fandet Ihr unterwegs, was ich suche: nämlich den höheren Menschen.“ Als Diess die Könige hörten, schlugen sie sich an die Brust und sprachen mit Einem Munde: „Wir sind erkannt! Mit dem Schwerte dieses Wortes zerhaust du unsres Herzens dickste Finsterniss. Du entdecktest unsre Noth, denn siehe! Wir sind unterwegs, dass wir den höheren Menschen fänden — 2

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Zitationshilfe: Nietzsche, Friedrich: Also sprach Zarathustra. Bd. 4. Leipzig, 1891, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nietzsche_zarathustra04_1891/24>, abgerufen am 28.03.2024.