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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 23. Rudolstadt, 5. Juni 1848.

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Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
[Beginn Spaltensatz]
Organ
für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder,
sowie für
Oeffentlichkeit in Auswanderungs-
sachen überhaupt.
BREMEN:
C. Schünemann's Buchhandlung.

[Spaltenumbruch] [Abbildung]
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Mit
Karten, Plänen und
Jllustrationen,

sowie mit einem
Jntelligenzblatte
für Bekanntmachungen von
Behörden u. Privaten.
NEW - YORK:
Helmich & Co., 421 Broadway, für die Ver.
Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.
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Pränumerationspreis des halben Jahrgangs bei allen
Buchhandlungen und Fürstl. Thurn und Tarischen
Postanstalten 1 1 / 6 Rl == 2 fl 6 Xr.

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Nro 23.
Montag, 5. Juni 1848.
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Jnhalt: Zweite Expedition nach dem Llano und San Saba
( Schluß ) . -- Literatuar: Wose, die Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika. Winke für Künstler und Kaufleute. -- Australia Felix
( Fortsetzung ) : 2 ) Landreise von Portland nach Melbourne. -- Aufforde-
rung zur Gründung eines " Neu=Oesterreich. " -- Der "Verein deutscher
Fürsten und Edelleute" tritt von der Bühne der deutschen Auswanderung ab.



Zweite Expedition
nach dem Llano und San Saba.

( Schluß. )

Am 7. ritten wir, nachdem wir auf das rechte Ufer des
Goldcreek übergesetzt hatten, den Höhen entgegen, welche die süd-
lich laufenden Gewässer des Rio de los Llanos von den nörd-
lichen Zuflüssen des Rio de San Saba scheiden. 6 M. vom
Lager trafen wir eine sich in Sumpf verlierende Quelle und
ganz auf der Höhe einen kleinen Regenbach mit Wasserlöchern.
Auf der Höhe findet sich eine dem "Llanothor" ähnliche Windung
durch die Berge, welche wir das "Thor der San Saba" nennen
wollen. Von diesem Engpaß aus hat man eine schöne Aussicht,
einigermaßen ähnlich derjenigen vom Llanothor aus, obgleich viel
beschränkter. Gerade als wir den höchsten Punkt erreichten, und
in die nördliche Abdachung hinabschauten, begegnete unseren Augen
in der Entfernung von höchstens 100 Schritten ein Trupp be-
rittener Comanches in festlicher Kleidung. Sie schienen absicht-
lich diesen Punkt, den sie meinem Erachten nach, als den Ein-
gang in ihr eigentliches Gebiet betrachten, gewählt zu haben,
um die Feierlichkeit des Händeschüttelns und Bewillkommnens
dadurch zu erhöhen. Jhre Kleidung bestand in bunten Decken
und ledernen Beinkleidern, um den Kopf hingen in den struppigen
Haaren verschiedene Federn, und an ihrer Seite hatten sie sämmt-
lich in einem Futterale ihre amerikanischen, langen Büchsen, so-
wie Bogen und Pfeile. Daß manche im Gebrauch der Feuer-
waffe nicht ungeübt waren, ergab sich daraus, daß am vorher-
[Spaltenumbruch] gehenden Tage einer mit der Kugel einen kleinen Vogel vom
Baume schoß, so wie später einer eine Kugel auf die andere ge-
setzt haben soll. Jm Lager, 1 M. nördlich vom Paß, angekommen,
waren sie des Hrn. Generalcommissairs Gäste, wurden wie die
vorigen beschenkt und waren nicht wenig erfreut, uns echt deutsche
Chor = und Rundgesänge anstimmen zu hören. Sie versprachen
dafür, sich in Tanz und Gesang in ihrer Stadt zu zeigen. Die
Gegend in welcher unser Lager sich befand, war ein verlassenes
Kickapu = Lager, und ich habe wenig Gegenden in Teras gesehen,
die dieser an Fruchtbarkeit und Schönheit überlegen gewesen wären.
Wir lagen etwas unterhalb der Quellen eines ansehnlichen Baches,
der sich in die San Saba ergießt, nachdem er durch haushohe
Granitblöcke sich durchwindend und durch viele Quellen und Bäche
verstärkt, eine ziemliche Breite und Tiefe erlangt hat. Doch
diese Granitfelsen haben das Eigenthümliche, daß sie, Mauern
oder Pallisaden vergleichbar, plötzlich aus dem steinlosen Boden
emporsteigen, welcher in der Umgebung des Lagers ein schwarzer
lockerer Sandboden mit Muskit = Gras und = Holz war und weiter
nördlich in den von den Amerikanern so sehr gepriesenen roth-
braunen, dunkeln Mulattboden übergeht. An Posteichen zum Bauen
und Zäunen ist nirgends Mangel, denn zwischen dem Llano und
San Saba dehnt sich eigentlich nur ein einziger großer Wald
von diesem Holze mit gelegentlichen kleinen Muskitwiesen und
Pekan=Gehölzen, in der Nähe des Wassers meistens einen Saum
übrig lassend, aus, und erscheint mir dies Land als das reichlichst
bewaldete im Westen von Texas. Jch sah Posteichen, die kaum
3 Mann hätten umspannen können, und am Ufer des Llano be-
merkte ich einen Pekanbaum, wo 4 Mann nicht im Stande ge-
wesen wären, dies zu bewerkstelligen. Jn der Nähe des Lagers
wurden die buntesten Quarze, und namentlich schöne Bergcrystalle
gefunden; einer, den ich seitdem verlor, war etwa 1 / 2 Fuß lang
und wog 1 P. Vor dem Schlafengehen baten uns die Comanches,

Allgemeine Auswanderungs = Zeitung.
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für
Kunde aus deutschen Ansiedlungen,
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Behörden u. Privaten.
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Staaten Nord=Amerika's.
William Radde, 322 Broadway.
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Montag, 5. Juni 1848.
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Jnhalt: Zweite Expedition nach dem Llano und San Saba
( Schluß ) . -- Literatuar: Wose, die Vereinigten Staaten von Nord-
Amerika. Winke für Künstler und Kaufleute. -- Australia Felix
( Fortsetzung ) : 2 ) Landreise von Portland nach Melbourne. -- Aufforde-
rung zur Gründung eines „ Neu=Oesterreich. “ -- Der „Verein deutscher
Fürsten und Edelleute“ tritt von der Bühne der deutschen Auswanderung ab.



Zweite Expedition
nach dem Llano und San Saba.

( Schluß. )

Am 7. ritten wir, nachdem wir auf das rechte Ufer des
Goldcreek übergesetzt hatten, den Höhen entgegen, welche die süd-
lich laufenden Gewässer des Rio de los Llanos von den nörd-
lichen Zuflüssen des Rio de San Saba scheiden. 6 M. vom
Lager trafen wir eine sich in Sumpf verlierende Quelle und
ganz auf der Höhe einen kleinen Regenbach mit Wasserlöchern.
Auf der Höhe findet sich eine dem „Llanothor“ ähnliche Windung
durch die Berge, welche wir das „Thor der San Saba“ nennen
wollen. Von diesem Engpaß aus hat man eine schöne Aussicht,
einigermaßen ähnlich derjenigen vom Llanothor aus, obgleich viel
beschränkter. Gerade als wir den höchsten Punkt erreichten, und
in die nördliche Abdachung hinabschauten, begegnete unseren Augen
in der Entfernung von höchstens 100 Schritten ein Trupp be-
rittener Comanches in festlicher Kleidung. Sie schienen absicht-
lich diesen Punkt, den sie meinem Erachten nach, als den Ein-
gang in ihr eigentliches Gebiet betrachten, gewählt zu haben,
um die Feierlichkeit des Händeschüttelns und Bewillkommnens
dadurch zu erhöhen. Jhre Kleidung bestand in bunten Decken
und ledernen Beinkleidern, um den Kopf hingen in den struppigen
Haaren verschiedene Federn, und an ihrer Seite hatten sie sämmt-
lich in einem Futterale ihre amerikanischen, langen Büchsen, so-
wie Bogen und Pfeile. Daß manche im Gebrauch der Feuer-
waffe nicht ungeübt waren, ergab sich daraus, daß am vorher-
[Spaltenumbruch] gehenden Tage einer mit der Kugel einen kleinen Vogel vom
Baume schoß, so wie später einer eine Kugel auf die andere ge-
setzt haben soll. Jm Lager, 1 M. nördlich vom Paß, angekommen,
waren sie des Hrn. Generalcommissairs Gäste, wurden wie die
vorigen beschenkt und waren nicht wenig erfreut, uns echt deutsche
Chor = und Rundgesänge anstimmen zu hören. Sie versprachen
dafür, sich in Tanz und Gesang in ihrer Stadt zu zeigen. Die
Gegend in welcher unser Lager sich befand, war ein verlassenes
Kickapu = Lager, und ich habe wenig Gegenden in Teras gesehen,
die dieser an Fruchtbarkeit und Schönheit überlegen gewesen wären.
Wir lagen etwas unterhalb der Quellen eines ansehnlichen Baches,
der sich in die San Saba ergießt, nachdem er durch haushohe
Granitblöcke sich durchwindend und durch viele Quellen und Bäche
verstärkt, eine ziemliche Breite und Tiefe erlangt hat. Doch
diese Granitfelsen haben das Eigenthümliche, daß sie, Mauern
oder Pallisaden vergleichbar, plötzlich aus dem steinlosen Boden
emporsteigen, welcher in der Umgebung des Lagers ein schwarzer
lockerer Sandboden mit Muskit = Gras und = Holz war und weiter
nördlich in den von den Amerikanern so sehr gepriesenen roth-
braunen, dunkeln Mulattboden übergeht. An Posteichen zum Bauen
und Zäunen ist nirgends Mangel, denn zwischen dem Llano und
San Saba dehnt sich eigentlich nur ein einziger großer Wald
von diesem Holze mit gelegentlichen kleinen Muskitwiesen und
Pekan=Gehölzen, in der Nähe des Wassers meistens einen Saum
übrig lassend, aus, und erscheint mir dies Land als das reichlichst
bewaldete im Westen von Texas. Jch sah Posteichen, die kaum
3 Mann hätten umspannen können, und am Ufer des Llano be-
merkte ich einen Pekanbaum, wo 4 Mann nicht im Stande ge-
wesen wären, dies zu bewerkstelligen. Jn der Nähe des Lagers
wurden die buntesten Quarze, und namentlich schöne Bergcrystalle
gefunden; einer, den ich seitdem verlor, war etwa 1 / 2 Fuß lang
und wog 1 P. Vor dem Schlafengehen baten uns die Comanches,

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 23. Rudolstadt, 5. Juni 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer23_1848/1>, abgerufen am 28.03.2024.