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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 23. Rudolstadt, 5. Juni 1848.

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[Spaltenumbruch] können; er scheint demnach Geld und Jntelligenz für synonym zu
halten. Aus demselben Grunde spricht er sich auch gegen Ge-
schwornengerichte aus; den Mitgliedern des Gerichts ( sagt er, und
führt die der Grand jury in New = York vom Jahre 1843 an,
unter denen Handwerker, Fabrikanten, Kaufleute, Aerzte u. s. w.
sind ) den Mitgliedern muß die gehörige Kunde des Rechts fehlen,
um ein richtiges, wenn auch nur beistimmendes oder abfälliges
Urtheil abgeben zu können." Hat denn der englische Herr
Verfasser gar keinen Begriff von Geschwornengerichten, welche in
Amerika nach englischem Muster gebildet wurden, oder sind die
Handwerker u. s. w. in England zu Juristen herangebildet worden?!

"Das Volk ist die Quelle, der Urheber der Gesetze. Das
Volk hat die Herrschaft, es kann die Gesetze befolgen, es kann sie
umstoßen, wie es Lust hat," sagt der Verfasser später; statt aber
hieraus die allgemeine Achtung des Volkes vor dem Gesetze,
vor seinem eigenen Werke herzuleiten, bedeutet für ihn "das
Volk" jeder Einzelne aus dem Volke, der doch wahrlich weder
Gesetze gibt, noch sie ändern darf; und darauf hin weiter folgernd,
sagt er: "in Amerika ist die Anarchie legalisirt, die Pöbelherr-
schaft geheiligt," und einmal soweit in seinen Folgerungen ge-
langt, fällt es ihm freilich nicht schwer, das Lynchgesetz als "das
über alle Vereinigte Staaten verbreitete" zu bezeichnen. --

Wir wollen den ersten Band aus der Hand legen; nach
diesen Beispielen kann Jeder sich denken, welche Raisonnements
der Verf. da auftischt, wo er von den kirchlichen Verhältnissen
in Nordamerika, von den Schulen oder gar von der Sclaverei
spricht. Bei Besprechung der letzteren ist es wahrhaft belustigend,
zu sehen, mit welcher Jongleur = Gewandheit, die bei dem Eng-
länder besonders stark auffällt, der Verf. über den Ursprung der
Sclaverei in N.=A. hinweghüpft und gleich mit einem Ausspruche
O' Connells gegen die "Fortführung" derselben beginnt, worauf
es ihm dann unter Beihülfe von Abolitionisten = Aposteln und unter
vornehmer Jgnorirung dessen, was fortwährend zur Entfernung
des von England auf Nordamerika geschleuderten Fluchs geschieht,
ein Leichtes ist, ein Verdammungsurtheil über die in Bezug auf
die Sclaverei bestehenden Gesetze und Einrichtungen auszusprechen,
und Geschichten, die passirt sein "sollen," als Maßstab zur Beur-
theilung der üblichen Behandlungsweise der Neger hinzustellen.

Jm zweiten Bande finden wir eine kurze Beschreibung der
Vereinigten Staaten im Allgemeinen und eine topographische und
statistische Schilderung der einzelnen Bundesstaaten. Dieser Band
ist in allen seinen Theilen mit so großer Präcision ausgearbeitet
und dem Verf. müssen zu seinen hier niedergelegten Data's so
vorzügliche Quellen zur Benutzung geboten gewesen sein, daß wir
ihm unsern vollen Beifall zollen müssen, und nur um so lebhafter
bedauern können, daß er sich in dem ersten Bande seines Werkes
nicht auch, wie in diesem zweiten, aller Raisonnements enthielt.

Der dritte Band enthält in seiner ersten Abtheilung Rath-
schläge für Auswanderer. Von diesen Rathschlägen sind die auf
Klima, Krankheiten, Wahl des Landes, Reise, Ländereien, Anbau
und Ansiedelung bezüglichen sehr gut, so auch die für auswan-
dernde Handwerker. Künstlern können wir aber, im Widerspruche
[Spaltenumbruch] mit dem Hrn. Verf., durchaus nicht rathen nach Amerika aus-
zuwandern, wo es keine fürstliche Mäcene gibt, die den Schweiß
der Unterthanen für Gemälde und Statuen hingeben, wo über-
haupt noch wenig Sinn für die Kunst zu finden ist. Die dem
auswandernden Kaufmanne gewidmeten Rathschläge hätten füg-
lich wegbleiben und in dem einen, einzig guten zusammengefaßt
werden könne: der einwandernde Kaufmann gehe, wenn er
auch noch so reich ist, erst als Commis in ein solches amerikani-
sches Handlungsgeschäft, wie er selbst zu etabliren beabsichtigt.
Alle anderen, noch so wohlgemeinten Rathschläge nützen gar nichts;
denn der geschickteste europäische Kaufmann muß im amerikani-
schen Geschäfte von der Pike auf dienen, oder sich die nöthige
Erfahrung mit schwerem Gelde erkaufen.

Jn dem die zweite Abtheilung bildenden "diplomatischen An-
hange " finden wir die amerikanische Unabhängigkeitserklärung
vom 4. July 1776, englich und deutsch, die Artikel des Bundes
und der immerwährenden Vereinigung, vom 8. Juli 1778, eben-
falls in beiden Sprachen; die Verfassung der Vereinigten Staaten
und die Verbesserungen und Zusätze zu derselben, und mehrere
andere gleich interessante Actenstücke.

Bevor wir schließen, fühlen wir uns noch gedrungen, dem
Hrn. Bearbeiter des vorliegenden Werkes unsern Dank dafür
auszusprechen, daß er, der Weitschweifigkeit, der häufigen Wieder-
holungen und der unlogischen Anordnung des Originals wegen,
bei der Uebertragung eine Menge Kürzungen vornahm, die nicht
allein die Haltung des Ganzen nicht beeinträchtigten, sondern als
eine wesentliche Verbesserung des Werkes angesehen werden dürfen.

   
Australia Felix.
II. Landreise von Portland nach Melbourne.

Die Stadt Portland hat einen trefflichen Hafen, ist in der Mitte
zwischen Adelaide und Melbourne gelegen und zählt etwa 6000
Einwohner. Die Umgebung gehört zu den fruchtbarsten Australiens.
und obschon keine schiffbaren Flusse hier ausmünden, so hat dieser See-
hafen doch ein bedeutendes Handelsbereich durch natürliche Landwege,
welche sich bis zu den Grampion Hügeln erstrecken und eine wohl-
habende Landbevölkerung von Glenelg bis zum Hopkinfluß verbin-
den. Die Stadt Portland hat vor allen anderen Städten dieser Küste
den Vortheil, in den Waldungen des unmittelbaren Ufers vortreffliches
Bauholz in großen Massen zu besitzen. Ebenfalls ist hier ein schöner
Sandstein zum Bau, und vortreffliches Wasser, welches sich in einem
natürlichen Bassin sammelt und leicht zum Dock umgewandelt werden
kann. Ein Damm von 300 Fuß erstreckt sich in die See zum Lan-
dungsplatz für die Schiffe. Die größeren müssen aber 7 Miles ent-
fernt bei Point Henry bleiben, bis ausgebaggert wird, wozu zweifels-
ohne bald Anstalt gemacht werden wird. Jn der Umgebung wohnen
Schweizer, welche Weinbau treiben, und in 1847 von einem Acker
1000 Gallon Wein geerntet haben, der Ort heißt Barnabool. Die
Postkutsche, welche zweimal wöchentlich abfährt nach dem 400 Miles
entfernten Melbourne, durchschneidet den Wald, welcher Portland um-
gibt, 14 Miles bis zum Surrey-Fluß, und geht 6 Miles weiter
auf ziemlich schlechtem Wege nach Edgar's Gasthaus, wo übernachtet
wird, dann über den Berg Eckersley in einer schönen Gegend gelegen,

[Spaltenumbruch] können; er scheint demnach Geld und Jntelligenz für synonym zu
halten. Aus demselben Grunde spricht er sich auch gegen Ge-
schwornengerichte aus; den Mitgliedern des Gerichts ( sagt er, und
führt die der Grand jury in New = York vom Jahre 1843 an,
unter denen Handwerker, Fabrikanten, Kaufleute, Aerzte u. s. w.
sind ) den Mitgliedern muß die gehörige Kunde des Rechts fehlen,
um ein richtiges, wenn auch nur beistimmendes oder abfälliges
Urtheil abgeben zu können.“ Hat denn der englische Herr
Verfasser gar keinen Begriff von Geschwornengerichten, welche in
Amerika nach englischem Muster gebildet wurden, oder sind die
Handwerker u. s. w. in England zu Juristen herangebildet worden?!

„Das Volk ist die Quelle, der Urheber der Gesetze. Das
Volk hat die Herrschaft, es kann die Gesetze befolgen, es kann sie
umstoßen, wie es Lust hat,“ sagt der Verfasser später; statt aber
hieraus die allgemeine Achtung des Volkes vor dem Gesetze,
vor seinem eigenen Werke herzuleiten, bedeutet für ihn „das
Volk“ jeder Einzelne aus dem Volke, der doch wahrlich weder
Gesetze gibt, noch sie ändern darf; und darauf hin weiter folgernd,
sagt er: „in Amerika ist die Anarchie legalisirt, die Pöbelherr-
schaft geheiligt,“ und einmal soweit in seinen Folgerungen ge-
langt, fällt es ihm freilich nicht schwer, das Lynchgesetz als „das
über alle Vereinigte Staaten verbreitete“ zu bezeichnen. --

Wir wollen den ersten Band aus der Hand legen; nach
diesen Beispielen kann Jeder sich denken, welche Raisonnements
der Verf. da auftischt, wo er von den kirchlichen Verhältnissen
in Nordamerika, von den Schulen oder gar von der Sclaverei
spricht. Bei Besprechung der letzteren ist es wahrhaft belustigend,
zu sehen, mit welcher Jongleur = Gewandheit, die bei dem Eng-
länder besonders stark auffällt, der Verf. über den Ursprung der
Sclaverei in N.=A. hinweghüpft und gleich mit einem Ausspruche
O' Connells gegen die „Fortführung“ derselben beginnt, worauf
es ihm dann unter Beihülfe von Abolitionisten = Aposteln und unter
vornehmer Jgnorirung dessen, was fortwährend zur Entfernung
des von England auf Nordamerika geschleuderten Fluchs geschieht,
ein Leichtes ist, ein Verdammungsurtheil über die in Bezug auf
die Sclaverei bestehenden Gesetze und Einrichtungen auszusprechen,
und Geschichten, die passirt sein „sollen,“ als Maßstab zur Beur-
theilung der üblichen Behandlungsweise der Neger hinzustellen.

Jm zweiten Bande finden wir eine kurze Beschreibung der
Vereinigten Staaten im Allgemeinen und eine topographische und
statistische Schilderung der einzelnen Bundesstaaten. Dieser Band
ist in allen seinen Theilen mit so großer Präcision ausgearbeitet
und dem Verf. müssen zu seinen hier niedergelegten Data's so
vorzügliche Quellen zur Benutzung geboten gewesen sein, daß wir
ihm unsern vollen Beifall zollen müssen, und nur um so lebhafter
bedauern können, daß er sich in dem ersten Bande seines Werkes
nicht auch, wie in diesem zweiten, aller Raisonnements enthielt.

Der dritte Band enthält in seiner ersten Abtheilung Rath-
schläge für Auswanderer. Von diesen Rathschlägen sind die auf
Klima, Krankheiten, Wahl des Landes, Reise, Ländereien, Anbau
und Ansiedelung bezüglichen sehr gut, so auch die für auswan-
dernde Handwerker. Künstlern können wir aber, im Widerspruche
[Spaltenumbruch] mit dem Hrn. Verf., durchaus nicht rathen nach Amerika aus-
zuwandern, wo es keine fürstliche Mäcene gibt, die den Schweiß
der Unterthanen für Gemälde und Statuen hingeben, wo über-
haupt noch wenig Sinn für die Kunst zu finden ist. Die dem
auswandernden Kaufmanne gewidmeten Rathschläge hätten füg-
lich wegbleiben und in dem einen, einzig guten zusammengefaßt
werden könne: der einwandernde Kaufmann gehe, wenn er
auch noch so reich ist, erst als Commis in ein solches amerikani-
sches Handlungsgeschäft, wie er selbst zu etabliren beabsichtigt.
Alle anderen, noch so wohlgemeinten Rathschläge nützen gar nichts;
denn der geschickteste europäische Kaufmann muß im amerikani-
schen Geschäfte von der Pike auf dienen, oder sich die nöthige
Erfahrung mit schwerem Gelde erkaufen.

Jn dem die zweite Abtheilung bildenden „diplomatischen An-
hange “ finden wir die amerikanische Unabhängigkeitserklärung
vom 4. July 1776, englich und deutsch, die Artikel des Bundes
und der immerwährenden Vereinigung, vom 8. Juli 1778, eben-
falls in beiden Sprachen; die Verfassung der Vereinigten Staaten
und die Verbesserungen und Zusätze zu derselben, und mehrere
andere gleich interessante Actenstücke.

Bevor wir schließen, fühlen wir uns noch gedrungen, dem
Hrn. Bearbeiter des vorliegenden Werkes unsern Dank dafür
auszusprechen, daß er, der Weitschweifigkeit, der häufigen Wieder-
holungen und der unlogischen Anordnung des Originals wegen,
bei der Uebertragung eine Menge Kürzungen vornahm, die nicht
allein die Haltung des Ganzen nicht beeinträchtigten, sondern als
eine wesentliche Verbesserung des Werkes angesehen werden dürfen.

   
Australia Felix.
II. Landreise von Portland nach Melbourne.

Die Stadt Portland hat einen trefflichen Hafen, ist in der Mitte
zwischen Adelaide und Melbourne gelegen und zählt etwa 6000
Einwohner. Die Umgebung gehört zu den fruchtbarsten Australiens.
und obschon keine schiffbaren Flusse hier ausmünden, so hat dieser See-
hafen doch ein bedeutendes Handelsbereich durch natürliche Landwege,
welche sich bis zu den Grampion Hügeln erstrecken und eine wohl-
habende Landbevölkerung von Glenelg bis zum Hopkinfluß verbin-
den. Die Stadt Portland hat vor allen anderen Städten dieser Küste
den Vortheil, in den Waldungen des unmittelbaren Ufers vortreffliches
Bauholz in großen Massen zu besitzen. Ebenfalls ist hier ein schöner
Sandstein zum Bau, und vortreffliches Wasser, welches sich in einem
natürlichen Bassin sammelt und leicht zum Dock umgewandelt werden
kann. Ein Damm von 300 Fuß erstreckt sich in die See zum Lan-
dungsplatz für die Schiffe. Die größeren müssen aber 7 Miles ent-
fernt bei Point Henry bleiben, bis ausgebaggert wird, wozu zweifels-
ohne bald Anstalt gemacht werden wird. Jn der Umgebung wohnen
Schweizer, welche Weinbau treiben, und in 1847 von einem Acker
1000 Gallon Wein geerntet haben, der Ort heißt Barnabool. Die
Postkutsche, welche zweimal wöchentlich abfährt nach dem 400 Miles
entfernten Melbourne, durchschneidet den Wald, welcher Portland um-
gibt, 14 Miles bis zum Surrey-Fluß, und geht 6 Miles weiter
auf ziemlich schlechtem Wege nach Edgar's Gasthaus, wo übernachtet
wird, dann über den Berg Eckersley in einer schönen Gegend gelegen,

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Das Volk hat die Herrschaft, es kann die Gesetze befolgen, es kann sie umstoßen, wie es Lust hat,“ sagt der Verfasser später; statt aber hieraus die allgemeine Achtung des Volkes vor dem Gesetze, vor seinem eigenen Werke herzuleiten, bedeutet für ihn „das Volk“ jeder Einzelne aus dem Volke, der doch wahrlich weder Gesetze gibt, noch sie ändern darf; und darauf hin weiter folgernd, sagt er: „in Amerika ist die Anarchie legalisirt, die Pöbelherr- schaft geheiligt,“ und einmal soweit in seinen Folgerungen ge- langt, fällt es ihm freilich nicht schwer, das Lynchgesetz als „das über alle Vereinigte Staaten verbreitete“ zu bezeichnen. -- Wir wollen den ersten Band aus der Hand legen; nach diesen Beispielen kann Jeder sich denken, welche Raisonnements der Verf. da auftischt, wo er von den kirchlichen Verhältnissen in Nordamerika, von den Schulen oder gar von der Sclaverei spricht. Bei Besprechung der letzteren ist es wahrhaft belustigend, zu sehen, mit welcher Jongleur = Gewandheit, die bei dem Eng- länder besonders stark auffällt, der Verf. über den Ursprung der Sclaverei in N.=A. hinweghüpft und gleich mit einem Ausspruche O' Connells gegen die „Fortführung“ derselben beginnt, worauf es ihm dann unter Beihülfe von Abolitionisten = Aposteln und unter vornehmer Jgnorirung dessen, was fortwährend zur Entfernung des von England auf Nordamerika geschleuderten Fluchs geschieht, ein Leichtes ist, ein Verdammungsurtheil über die in Bezug auf die Sclaverei bestehenden Gesetze und Einrichtungen auszusprechen, und Geschichten, die passirt sein „sollen,“ als Maßstab zur Beur- theilung der üblichen Behandlungsweise der Neger hinzustellen. Jm zweiten Bande finden wir eine kurze Beschreibung der Vereinigten Staaten im Allgemeinen und eine topographische und statistische Schilderung der einzelnen Bundesstaaten. Dieser Band ist in allen seinen Theilen mit so großer Präcision ausgearbeitet und dem Verf. müssen zu seinen hier niedergelegten Data's so vorzügliche Quellen zur Benutzung geboten gewesen sein, daß wir ihm unsern vollen Beifall zollen müssen, und nur um so lebhafter bedauern können, daß er sich in dem ersten Bande seines Werkes nicht auch, wie in diesem zweiten, aller Raisonnements enthielt. Der dritte Band enthält in seiner ersten Abtheilung Rath- schläge für Auswanderer. Von diesen Rathschlägen sind die auf Klima, Krankheiten, Wahl des Landes, Reise, Ländereien, Anbau und Ansiedelung bezüglichen sehr gut, so auch die für auswan- dernde Handwerker. Künstlern können wir aber, im Widerspruche mit dem Hrn. Verf., durchaus nicht rathen nach Amerika aus- zuwandern, wo es keine fürstliche Mäcene gibt, die den Schweiß der Unterthanen für Gemälde und Statuen hingeben, wo über- haupt noch wenig Sinn für die Kunst zu finden ist. 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Bevor wir schließen, fühlen wir uns noch gedrungen, dem Hrn. Bearbeiter des vorliegenden Werkes unsern Dank dafür auszusprechen, daß er, der Weitschweifigkeit, der häufigen Wieder- holungen und der unlogischen Anordnung des Originals wegen, bei der Uebertragung eine Menge Kürzungen vornahm, die nicht allein die Haltung des Ganzen nicht beeinträchtigten, sondern als eine wesentliche Verbesserung des Werkes angesehen werden dürfen. R. Australia Felix. II. Landreise von Portland nach Melbourne. Die Stadt Portland hat einen trefflichen Hafen, ist in der Mitte zwischen Adelaide und Melbourne gelegen und zählt etwa 6000 Einwohner. Die Umgebung gehört zu den fruchtbarsten Australiens. und obschon keine schiffbaren Flusse hier ausmünden, so hat dieser See- hafen doch ein bedeutendes Handelsbereich durch natürliche Landwege, welche sich bis zu den Grampion Hügeln erstrecken und eine wohl- habende Landbevölkerung von Glenelg bis zum Hopkinfluß verbin- den. Die Stadt Portland hat vor allen anderen Städten dieser Küste den Vortheil, in den Waldungen des unmittelbaren Ufers vortreffliches Bauholz in großen Massen zu besitzen. Ebenfalls ist hier ein schöner Sandstein zum Bau, und vortreffliches Wasser, welches sich in einem natürlichen Bassin sammelt und leicht zum Dock umgewandelt werden kann. Ein Damm von 300 Fuß erstreckt sich in die See zum Lan- dungsplatz für die Schiffe. Die größeren müssen aber 7 Miles ent- fernt bei Point Henry bleiben, bis ausgebaggert wird, wozu zweifels- ohne bald Anstalt gemacht werden wird. Jn der Umgebung wohnen Schweizer, welche Weinbau treiben, und in 1847 von einem Acker 1000 Gallon Wein geerntet haben, der Ort heißt Barnabool. Die Postkutsche, welche zweimal wöchentlich abfährt nach dem 400 Miles entfernten Melbourne, durchschneidet den Wald, welcher Portland um- gibt, 14 Miles bis zum Surrey-Fluß, und geht 6 Miles weiter auf ziemlich schlechtem Wege nach Edgar's Gasthaus, wo übernachtet wird, dann über den Berg Eckersley in einer schönen Gegend gelegen,

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 23. Rudolstadt, 5. Juni 1848, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer23_1848/6>, abgerufen am 24.04.2024.