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Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 61. Rudolstadt, 29. November 1847.

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Vom Kriegsschauplatze sind neuerdings nur Gerüchte in
Umlauf: Santa Ana habe an der Spitze eines ansehnlichen Haufens
die Trains der Nordamerikaner angreifen wollen; aber seine Soldaten
hätten sich von ihm losgesagt und ihn beschuldigt, daß nur seine Un-
fähigkeit an den jüngsten Niederlagen schuld sei; mit 130 ihm treu
gebliebenen Reitern habe er sich nach Oaxaca gewandt, um dort
wo möglich ein neues Heer zu werben: die Texanischen Scharfschützen
seien in einem Gefecht mit den Guilleras sämmtlich bis auf zwei
niedergemacht worden; General Patterson im Begriff, eine bisher
noch verschonte Provinz anzugreifen, General Lane mit Verstärkungen
in Porto angekommen, ein Corps von 4000 Mann von Vera
Cruz
nach dem Süden abmarschirt, Herrera befinde sich zu Que-
retaro
an der Spitze von 10,000 Nationalgardisten u. s. w.
Andere Gerüchte von grausamen Strafen, ausgesprochen gegen nord-
amerikanische Deserteure, welche in den Reihen der Feinde kämpften,
von Brandmarkungen auf beide Backen, monatlich wiederholten Aus-
peitschungen und dergleichen, verdienen wohl kaum der Erwähnung,
da sie aus englischer, mithin sehr verdächtiger Quelle flossen.

Der Besitz der Hauptstadt Mexiko ist unter gegenwärtigen
Umständen den Nordamerikanern eine große Last, wenn es nicht ge-
lingt, aus den Provinzialständen eine competente Behörde zu bilden
und sich mit ihr über die Grundlagen des Friedens zu verständigen. Auch
wäre es möglich, daß die einzelnen Provinzen ( wozu z. B.
Yucatan schon längst Neigung zeigte ) sich von dem Gesammt-
körper des Staates lossagten und sich einzeln unter
den Schutz der Union begäben,
was vielleicht das einzige
Mittel ist, um aus diesem anarchischen Zustande zu kommen und sich
gegen die zu Räuberbanden ausgearteten Guilleras zu schützen. Jeden-
falls würde die Union auch dann genöthigt sein, ein starkes Heer auf
den Beinen zu halten, was an sich für eine Republik etwas Be-
denkliches hat, und bei der Abneigung der Merikaner gegen die anglo-
amerikanische Race und in Betracht der starken indianischen Bevölke-
rung zu einer unabsehbaren Reihe von kleinen Provinzialaufständen
und Kämpfen führen könnte. Es liegt also der Union ein sociales
und politisches Problem vor, auf dessen Lösung man mit Recht ge-
spannt sein darf, um so mehr, da im Falle glücklicher Lösung
hier die fruchtbarsten und gesegnetsten, einer zahl-
reichen Bevölkerung bedürfenden Landstriche der euro-
päischen Auswanderung ein verlockendes Terrain dar-
bieten,
mithin die ganze civilisirte Menschheit bei der zukünftigen
Gestaltung der merikanischen Angelegenheiten in hohem Grade be-
theiligt ist. -- General Taylor kehrt häuslicher Angelegenheiten
willen in die Heimath zurück.

Furchtbarer Schiffbruch. Das Newyorker Packetschiff
"Stephan Whitney," Cpt. Popham, ist am 10. Nov. Nachts an
der Südküste von Jrland total verunglückt; 76 Passagiere, darunter
20 Frauen und 3 Kinder; der Capitän und 14 von der Beman-
nung ertranken; nur 19 Personen wurden gerettet. Das Schiff war
am 18. Oct. von Newyork nach Liverpool abgesegelt.

Aus Neu = Braunfels erfährt man, daß im Juli d. J. Hr.
von Meusebach als Commissair des Mainzer Vereins abgedankt
hat, und Hr. Forstcandidat Spieß an seine Stelle getreten ist. Es
sollte in nächster Zeit mit der Anlegung einer neuen Stadt am Llano-
flusse im vielbesprochenen Grantgebiete des Vereins begonnen werden.
Zwei Schiffe, mit Emigranten dahin bestimmt, waren in Galveston
angekommen und letztere sogleich weiter geführt worden.

Für Hebung der Schafzucht wird in Texas viel gethan.
Mehrere tausend Stück Schafe von Rio Grande, wo sie 3 -- 4 Bits
( 50 Cents ) pr. Stück kosten, wurden in die Ansiedelungen am San
Antonio und Guadeloupe eingeführt; sie nähren sich das ganze Jahr
hindurch von Prairiegras und erfordern nur wenig mehr Wartung
als die wilden Hirsche. ( Houst. Tel. )

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Jn der gesetzgebenden Versammlung zu Newyork wurde die
Abschaffung der Todesstrafe noch mit 53 Stimmen gegen
43 verworfen. Ein Knabe, Namens Kraft, der nach seinem Lehrer
geschossen, ist von der Schulcommission daselbst unwürdig erklärt
worden, in irgend einer Schulanstalt Aufnahme zu finden. Wenn, sagt
die "deutsche Schnellpost" dieser Unerzogene sich nicht selbst erzieht, so
kann er den Schulcommissarien einen praktischen Beweis ihrer Weis-
heit dereinst am Galgen liefern.

Jn Concurrenz mit Bremen und Hamburg hinsichtlich der
Beförderung von Auswanderern nach Amerika will laut Anzeige eines
"Schiffers Dan. Bradhering " auch Rostock treten. Genannter
"Schiffer" beabsichtigt mit dem von ihm zu erbauenden Fahrzeuge
nach den Plätzen ( ? ) Galveston, Texas und Neworleans zu segeln,
und gibt, da er vor 2 Jahren persönlich in Galveston gewesen, über
dortige Verhältnisse einige Auskunft. Ein Hr. Beatus in Feterow
empfiehlt diese Gelegenheit "allen mecklenburgischen Auswanderern um
so mehr, als sie die Landreise nach Hamburg oder Bremen ( durch eine
viel längere Seereise ) sparen und die mannichfaltigen Prellereien sowie
die oft sehr schlechte Behandlung auf den von diesen Orten erpedirten
Schiffen umgehen," und meint, das betr. Schiff werde "eins der aus-
gezeichnetsten Fahrzeuge sein, welche je die Häfen ( ? ) von Texas besucht."
O beneidenswerther Bradhering, wo liegt der Wohnort Deines
Panegyrikers Beatus? Nenne ihn uns, auf daß auch wir hineilen
und um so famose Empfehlungen uns bewerben können! --

Der dritte Steamer der Newyork = Bremer Linie soll "Franklin",
der vierte "Humboldt" getauft werden. Der französische Steamer
"Philadelphia" mußte wegen Mangels an Wasser und Kohlen
in Halifax einlaufen.

Die Allg. Auswanderungszeitung
vor dem Richterstuhle der öffentlichen Meinung.
22. Nürnberger Correspondent von und für Deutschland.
No. 292.

Die deutsche Auswanderung, die in so furchtbarer Progression zunimmt, ist ein Uebel,
weil ihre Quelle, die materiell und geistig unbefriedigenden Verhältnisse des Vaterlandes,
ein Uebel sind: aber dieses Uebel kann zu einer Wohlthat werden für Diejenigen, welche
in der Ferne Das finden was sie hier vergebens erstrebten, und selbst das deutsche Mutter-
land kann einer wohlthätigen Rückwirkung sich zu erfreuen haben, wenn jenseits des Oceans
deutsche Kolonieen herangeblüht sind, die unter verschiedenen Entwickelungsverhältnissen und
Verfassungen doch den deutschen Grundcharakter und die Liebe zu dem Stammlande bewahrt
haben. Da es Deutschland an der inneren staatlichen Einheit und damit an den äußeren
Mitteln fehlt, um die Auswanderung von Staatswegen zu leiten, so bleibt diese Aufgabe
ausschließlich der Privatthätigkeit vorbehalten. Daher in jüngster Zeit die Vereine zur Re
gelung der Auswanderung und Auswanderungszeitungen. Eine solche: " Auswanderungs-
zeitung, Organ für Kunde aus deutschen Ansiedelungen, für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Aus-
wanderungssachen überhaupt
", erscheint seit Michaelis 1846 bei G. Froebel in
Rudolstadt. Diese Wochenschrift, von der bereits über 50 Nummern erschienen sind, ist um
so dankenswerther, auf je praktischere Weise sie die Lösung ihrer Aufgabe anstrebt; und mit
wahrem Vergnügen kann man dieselbe allen Denjenigen empfehlen, welche entweder selbst
den Gedanken an Auswanderung hegen oder mit der Auswanderungssache sich wenigstens
fortwährend auf dem Laufenden erhalten möchten. Allgemeine leitende Artikel über diesen
in unseren Tagen so reich und so wichtig gewordenen Gegenstand, zur Belehrung für den
schlichten Bürger und Landmann, der ja das Hauptcontingent für die Auswanderung liefert,
Correspondenzen von einfachen, praktisch = verständigen deutschen Auswanderern, die in den
verschiedenen transatlantischen Ländern sich angesiedelt haben, Berichte über die Verfassungen,
die Sitten, Gebräuche solcher Länder, nach denen der Strom der deutschen Auswanderung
vorzugsweise seine Richtung nimmt; Beschwerden und Warnungen vor solchen Schiffsrhe-
dern, Agenten, Mäklern ec., die leider nur zu häufig die Unwissenheit und das blinde Ver-
trauen der Auswanderer auf die gewissenloseste Weise ausbeuten, endlich eine kritische Rubrik
zur Besprechung der reißend anschwellenden Auswanderungsliteratur: Das findet man,
neben kürzeren auf die Sache bezüglichen Notizen in der Froebel'schen Auswanderungs-
zeitung. Die Zweckmäßigkeit der Einrichtung dieses Jnstituts und der Werth desselben er-
gibt sich hieraus von selbst, und namentlich wäre die Verbreitung desselben unter den Aus-
wanderungslustigen aus dem Landvolke sehr zu wünschen, die an diesen klar und leicht
verständlich geschriebenen Berichten ihre nicht selten ziemlich verworrenen Vorstellungen von
den Ländern, denen sie ihre Zukunft anvertrauen, läutern und berichtigen könnten.



Briefkasten.

Beiträge: "Brief aus Louisville von Heinr. Blaufuß aus Tiefenort." durch A. K.
Dankbar. -- "Prospectus für Auswanderer nach Süd = Australien, von E. D." Das darin
enthaltene Neue werden wir sehr gern benutzen. -- "Mehrere Notizen" von einem unge
nannten Freund der Ausw. Zeitung in Bremen. Dergleichen sind uns stets willkommen,
nur nicht anonym, weil wir, wenn es für die Wahrheit der Mittheilungen an jeglicher
Vertretung mangelt, leider nicht Alles aufnehmen können.

Schriften zur Beurtheilung: " Thümmel, Licht = und Schattenseiten der Ver
Staaten." Erlangen, Palmsche Verlagsbuchh. -- "Oldenburgischer Volksbote für 1848."
Oldenburg, Schulze'sche Buchhandlung.   Die Red.

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Vom Kriegsschauplatze sind neuerdings nur Gerüchte in
Umlauf: Santa Ana habe an der Spitze eines ansehnlichen Haufens
die Trains der Nordamerikaner angreifen wollen; aber seine Soldaten
hätten sich von ihm losgesagt und ihn beschuldigt, daß nur seine Un-
fähigkeit an den jüngsten Niederlagen schuld sei; mit 130 ihm treu
gebliebenen Reitern habe er sich nach Oaxaca gewandt, um dort
wo möglich ein neues Heer zu werben: die Texanischen Scharfschützen
seien in einem Gefecht mit den Guilleras sämmtlich bis auf zwei
niedergemacht worden; General Patterson im Begriff, eine bisher
noch verschonte Provinz anzugreifen, General Lane mit Verstärkungen
in Porto angekommen, ein Corps von 4000 Mann von Vera
Cruz
nach dem Süden abmarschirt, Herrera befinde sich zu Que-
retaro
an der Spitze von 10,000 Nationalgardisten u. s. w.
Andere Gerüchte von grausamen Strafen, ausgesprochen gegen nord-
amerikanische Deserteure, welche in den Reihen der Feinde kämpften,
von Brandmarkungen auf beide Backen, monatlich wiederholten Aus-
peitschungen und dergleichen, verdienen wohl kaum der Erwähnung,
da sie aus englischer, mithin sehr verdächtiger Quelle flossen.

Der Besitz der Hauptstadt Mexiko ist unter gegenwärtigen
Umständen den Nordamerikanern eine große Last, wenn es nicht ge-
lingt, aus den Provinzialständen eine competente Behörde zu bilden
und sich mit ihr über die Grundlagen des Friedens zu verständigen. Auch
wäre es möglich, daß die einzelnen Provinzen ( wozu z. B.
Yucatan schon längst Neigung zeigte ) sich von dem Gesammt-
körper des Staates lossagten und sich einzeln unter
den Schutz der Union begäben,
was vielleicht das einzige
Mittel ist, um aus diesem anarchischen Zustande zu kommen und sich
gegen die zu Räuberbanden ausgearteten Guilleras zu schützen. Jeden-
falls würde die Union auch dann genöthigt sein, ein starkes Heer auf
den Beinen zu halten, was an sich für eine Republik etwas Be-
denkliches hat, und bei der Abneigung der Merikaner gegen die anglo-
amerikanische Raçe und in Betracht der starken indianischen Bevölke-
rung zu einer unabsehbaren Reihe von kleinen Provinzialaufständen
und Kämpfen führen könnte. Es liegt also der Union ein sociales
und politisches Problem vor, auf dessen Lösung man mit Recht ge-
spannt sein darf, um so mehr, da im Falle glücklicher Lösung
hier die fruchtbarsten und gesegnetsten, einer zahl-
reichen Bevölkerung bedürfenden Landstriche der euro-
päischen Auswanderung ein verlockendes Terrain dar-
bieten,
mithin die ganze civilisirte Menschheit bei der zukünftigen
Gestaltung der merikanischen Angelegenheiten in hohem Grade be-
theiligt ist. -- General Taylor kehrt häuslicher Angelegenheiten
willen in die Heimath zurück.

Furchtbarer Schiffbruch. Das Newyorker Packetschiff
„Stephan Whitney,“ Cpt. Popham, ist am 10. Nov. Nachts an
der Südküste von Jrland total verunglückt; 76 Passagiere, darunter
20 Frauen und 3 Kinder; der Capitän und 14 von der Beman-
nung ertranken; nur 19 Personen wurden gerettet. Das Schiff war
am 18. Oct. von Newyork nach Liverpool abgesegelt.

Aus Neu = Braunfels erfährt man, daß im Juli d. J. Hr.
von Meusebach als Commissair des Mainzer Vereins abgedankt
hat, und Hr. Forstcandidat Spieß an seine Stelle getreten ist. Es
sollte in nächster Zeit mit der Anlegung einer neuen Stadt am Llano-
flusse im vielbesprochenen Grantgebiete des Vereins begonnen werden.
Zwei Schiffe, mit Emigranten dahin bestimmt, waren in Galveston
angekommen und letztere sogleich weiter geführt worden.

Für Hebung der Schafzucht wird in Texas viel gethan.
Mehrere tausend Stück Schafe von Rio Grande, wo sie 3 -- 4 Bits
( 50 Cents ) pr. Stück kosten, wurden in die Ansiedelungen am San
Antonio und Guadeloupe eingeführt; sie nähren sich das ganze Jahr
hindurch von Prairiegras und erfordern nur wenig mehr Wartung
als die wilden Hirsche. ( Houst. Tel. )

[Spaltenumbruch]

Jn der gesetzgebenden Versammlung zu Newyork wurde die
Abschaffung der Todesstrafe noch mit 53 Stimmen gegen
43 verworfen. Ein Knabe, Namens Kraft, der nach seinem Lehrer
geschossen, ist von der Schulcommission daselbst unwürdig erklärt
worden, in irgend einer Schulanstalt Aufnahme zu finden. Wenn, sagt
die „deutsche Schnellpost“ dieser Unerzogene sich nicht selbst erzieht, so
kann er den Schulcommissarien einen praktischen Beweis ihrer Weis-
heit dereinst am Galgen liefern.

Jn Concurrenz mit Bremen und Hamburg hinsichtlich der
Beförderung von Auswanderern nach Amerika will laut Anzeige eines
„Schiffers Dan. Bradhering “ auch Rostock treten. Genannter
„Schiffer“ beabsichtigt mit dem von ihm zu erbauenden Fahrzeuge
nach den Plätzen ( ? ) Galveston, Texas und Neworleans zu segeln,
und gibt, da er vor 2 Jahren persönlich in Galveston gewesen, über
dortige Verhältnisse einige Auskunft. Ein Hr. Beatus in Feterow
empfiehlt diese Gelegenheit „allen mecklenburgischen Auswanderern um
so mehr, als sie die Landreise nach Hamburg oder Bremen ( durch eine
viel längere Seereise ) sparen und die mannichfaltigen Prellereien sowie
die oft sehr schlechte Behandlung auf den von diesen Orten erpedirten
Schiffen umgehen,“ und meint, das betr. Schiff werde „eins der aus-
gezeichnetsten Fahrzeuge sein, welche je die Häfen ( ? ) von Texas besucht.“
O beneidenswerther Bradhering, wo liegt der Wohnort Deines
Panegyrikers Beatus? Nenne ihn uns, auf daß auch wir hineilen
und um so famose Empfehlungen uns bewerben können! --

Der dritte Steamer der Newyork = Bremer Linie soll „Franklin“,
der vierte „Humboldt“ getauft werden. Der französische Steamer
„Philadelphia“ mußte wegen Mangels an Wasser und Kohlen
in Halifax einlaufen.

Die Allg. Auswanderungszeitung
vor dem Richterstuhle der öffentlichen Meinung.
22. Nürnberger Correspondent von und für Deutschland.
No. 292.

Die deutsche Auswanderung, die in so furchtbarer Progression zunimmt, ist ein Uebel,
weil ihre Quelle, die materiell und geistig unbefriedigenden Verhältnisse des Vaterlandes,
ein Uebel sind: aber dieses Uebel kann zu einer Wohlthat werden für Diejenigen, welche
in der Ferne Das finden was sie hier vergebens erstrebten, und selbst das deutsche Mutter-
land kann einer wohlthätigen Rückwirkung sich zu erfreuen haben, wenn jenseits des Oceans
deutsche Kolonieen herangeblüht sind, die unter verschiedenen Entwickelungsverhältnissen und
Verfassungen doch den deutschen Grundcharakter und die Liebe zu dem Stammlande bewahrt
haben. Da es Deutschland an der inneren staatlichen Einheit und damit an den äußeren
Mitteln fehlt, um die Auswanderung von Staatswegen zu leiten, so bleibt diese Aufgabe
ausschließlich der Privatthätigkeit vorbehalten. Daher in jüngster Zeit die Vereine zur Re
gelung der Auswanderung und Auswanderungszeitungen. Eine solche: „ Auswanderungs-
zeitung, Organ für Kunde aus deutschen Ansiedelungen, für Rath und That
zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Aus-
wanderungssachen überhaupt
“, erscheint seit Michaelis 1846 bei G. Froebel in
Rudolstadt. Diese Wochenschrift, von der bereits über 50 Nummern erschienen sind, ist um
so dankenswerther, auf je praktischere Weise sie die Lösung ihrer Aufgabe anstrebt; und mit
wahrem Vergnügen kann man dieselbe allen Denjenigen empfehlen, welche entweder selbst
den Gedanken an Auswanderung hegen oder mit der Auswanderungssache sich wenigstens
fortwährend auf dem Laufenden erhalten möchten. Allgemeine leitende Artikel über diesen
in unseren Tagen so reich und so wichtig gewordenen Gegenstand, zur Belehrung für den
schlichten Bürger und Landmann, der ja das Hauptcontingent für die Auswanderung liefert,
Correspondenzen von einfachen, praktisch = verständigen deutschen Auswanderern, die in den
verschiedenen transatlantischen Ländern sich angesiedelt haben, Berichte über die Verfassungen,
die Sitten, Gebräuche solcher Länder, nach denen der Strom der deutschen Auswanderung
vorzugsweise seine Richtung nimmt; Beschwerden und Warnungen vor solchen Schiffsrhe-
dern, Agenten, Mäklern ec., die leider nur zu häufig die Unwissenheit und das blinde Ver-
trauen der Auswanderer auf die gewissenloseste Weise ausbeuten, endlich eine kritische Rubrik
zur Besprechung der reißend anschwellenden Auswanderungsliteratur: Das findet man,
neben kürzeren auf die Sache bezüglichen Notizen in der Froebel'schen Auswanderungs-
zeitung. Die Zweckmäßigkeit der Einrichtung dieses Jnstituts und der Werth desselben er-
gibt sich hieraus von selbst, und namentlich wäre die Verbreitung desselben unter den Aus-
wanderungslustigen aus dem Landvolke sehr zu wünschen, die an diesen klar und leicht
verständlich geschriebenen Berichten ihre nicht selten ziemlich verworrenen Vorstellungen von
den Ländern, denen sie ihre Zukunft anvertrauen, läutern und berichtigen könnten.



Briefkasten.

Beiträge: „Brief aus Louisville von Heinr. Blaufuß aus Tiefenort.“ durch A. K.
Dankbar. -- „Prospectus für Auswanderer nach Süd = Australien, von E. D.“ Das darin
enthaltene Neue werden wir sehr gern benutzen. -- „Mehrere Notizen“ von einem unge
nannten Freund der Ausw. Zeitung in Bremen. Dergleichen sind uns stets willkommen,
nur nicht anonym, weil wir, wenn es für die Wahrheit der Mittheilungen an jeglicher
Vertretung mangelt, leider nicht Alles aufnehmen können.

Schriften zur Beurtheilung: „ Thümmel, Licht = und Schattenseiten der Ver
Staaten.“ Erlangen, Palmsche Verlagsbuchh. -- „Oldenburgischer Volksbote für 1848.“
Oldenburg, Schulze'sche Buchhandlung.   Die Red.

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[487/0007] Vom Kriegsschauplatze sind neuerdings nur Gerüchte in Umlauf: Santa Ana habe an der Spitze eines ansehnlichen Haufens die Trains der Nordamerikaner angreifen wollen; aber seine Soldaten hätten sich von ihm losgesagt und ihn beschuldigt, daß nur seine Un- fähigkeit an den jüngsten Niederlagen schuld sei; mit 130 ihm treu gebliebenen Reitern habe er sich nach Oaxaca gewandt, um dort wo möglich ein neues Heer zu werben: die Texanischen Scharfschützen seien in einem Gefecht mit den Guilleras sämmtlich bis auf zwei niedergemacht worden; General Patterson im Begriff, eine bisher noch verschonte Provinz anzugreifen, General Lane mit Verstärkungen in Porto angekommen, ein Corps von 4000 Mann von Vera Cruz nach dem Süden abmarschirt, Herrera befinde sich zu Que- retaro an der Spitze von 10,000 Nationalgardisten u. s. w. Andere Gerüchte von grausamen Strafen, ausgesprochen gegen nord- amerikanische Deserteure, welche in den Reihen der Feinde kämpften, von Brandmarkungen auf beide Backen, monatlich wiederholten Aus- peitschungen und dergleichen, verdienen wohl kaum der Erwähnung, da sie aus englischer, mithin sehr verdächtiger Quelle flossen. ( D. Z. ) Der Besitz der Hauptstadt Mexiko ist unter gegenwärtigen Umständen den Nordamerikanern eine große Last, wenn es nicht ge- lingt, aus den Provinzialständen eine competente Behörde zu bilden und sich mit ihr über die Grundlagen des Friedens zu verständigen. Auch wäre es möglich, daß die einzelnen Provinzen ( wozu z. B. Yucatan schon längst Neigung zeigte ) sich von dem Gesammt- körper des Staates lossagten und sich einzeln unter den Schutz der Union begäben, was vielleicht das einzige Mittel ist, um aus diesem anarchischen Zustande zu kommen und sich gegen die zu Räuberbanden ausgearteten Guilleras zu schützen. Jeden- falls würde die Union auch dann genöthigt sein, ein starkes Heer auf den Beinen zu halten, was an sich für eine Republik etwas Be- denkliches hat, und bei der Abneigung der Merikaner gegen die anglo- amerikanische Raçe und in Betracht der starken indianischen Bevölke- rung zu einer unabsehbaren Reihe von kleinen Provinzialaufständen und Kämpfen führen könnte. Es liegt also der Union ein sociales und politisches Problem vor, auf dessen Lösung man mit Recht ge- spannt sein darf, um so mehr, da im Falle glücklicher Lösung hier die fruchtbarsten und gesegnetsten, einer zahl- reichen Bevölkerung bedürfenden Landstriche der euro- päischen Auswanderung ein verlockendes Terrain dar- bieten, mithin die ganze civilisirte Menschheit bei der zukünftigen Gestaltung der merikanischen Angelegenheiten in hohem Grade be- theiligt ist. -- General Taylor kehrt häuslicher Angelegenheiten willen in die Heimath zurück. ( Deutsche Z. ) Furchtbarer Schiffbruch. Das Newyorker Packetschiff „Stephan Whitney,“ Cpt. Popham, ist am 10. Nov. Nachts an der Südküste von Jrland total verunglückt; 76 Passagiere, darunter 20 Frauen und 3 Kinder; der Capitän und 14 von der Beman- nung ertranken; nur 19 Personen wurden gerettet. Das Schiff war am 18. Oct. von Newyork nach Liverpool abgesegelt. Aus Neu = Braunfels erfährt man, daß im Juli d. J. Hr. von Meusebach als Commissair des Mainzer Vereins abgedankt hat, und Hr. Forstcandidat Spieß an seine Stelle getreten ist. Es sollte in nächster Zeit mit der Anlegung einer neuen Stadt am Llano- flusse im vielbesprochenen Grantgebiete des Vereins begonnen werden. Zwei Schiffe, mit Emigranten dahin bestimmt, waren in Galveston angekommen und letztere sogleich weiter geführt worden. Für Hebung der Schafzucht wird in Texas viel gethan. Mehrere tausend Stück Schafe von Rio Grande, wo sie 3 -- 4 Bits ( 50 Cents ) pr. Stück kosten, wurden in die Ansiedelungen am San Antonio und Guadeloupe eingeführt; sie nähren sich das ganze Jahr hindurch von Prairiegras und erfordern nur wenig mehr Wartung als die wilden Hirsche. ( Houst. Tel. ) Jn der gesetzgebenden Versammlung zu Newyork wurde die Abschaffung der Todesstrafe noch mit 53 Stimmen gegen 43 verworfen. Ein Knabe, Namens Kraft, der nach seinem Lehrer geschossen, ist von der Schulcommission daselbst unwürdig erklärt worden, in irgend einer Schulanstalt Aufnahme zu finden. Wenn, sagt die „deutsche Schnellpost“ dieser Unerzogene sich nicht selbst erzieht, so kann er den Schulcommissarien einen praktischen Beweis ihrer Weis- heit dereinst am Galgen liefern. Jn Concurrenz mit Bremen und Hamburg hinsichtlich der Beförderung von Auswanderern nach Amerika will laut Anzeige eines „Schiffers Dan. Bradhering “ auch Rostock treten. Genannter „Schiffer“ beabsichtigt mit dem von ihm zu erbauenden Fahrzeuge nach den Plätzen ( ? ) Galveston, Texas und Neworleans zu segeln, und gibt, da er vor 2 Jahren persönlich in Galveston gewesen, über dortige Verhältnisse einige Auskunft. Ein Hr. Beatus in Feterow empfiehlt diese Gelegenheit „allen mecklenburgischen Auswanderern um so mehr, als sie die Landreise nach Hamburg oder Bremen ( durch eine viel längere Seereise ) sparen und die mannichfaltigen Prellereien sowie die oft sehr schlechte Behandlung auf den von diesen Orten erpedirten Schiffen umgehen,“ und meint, das betr. Schiff werde „eins der aus- gezeichnetsten Fahrzeuge sein, welche je die Häfen ( ? ) von Texas besucht.“ O beneidenswerther Bradhering, wo liegt der Wohnort Deines Panegyrikers Beatus? Nenne ihn uns, auf daß auch wir hineilen und um so famose Empfehlungen uns bewerben können! -- Der dritte Steamer der Newyork = Bremer Linie soll „Franklin“, der vierte „Humboldt“ getauft werden. Der französische Steamer „Philadelphia“ mußte wegen Mangels an Wasser und Kohlen in Halifax einlaufen. Die Allg. Auswanderungszeitung vor dem Richterstuhle der öffentlichen Meinung. 22. Nürnberger Correspondent von und für Deutschland. No. 292. Die deutsche Auswanderung, die in so furchtbarer Progression zunimmt, ist ein Uebel, weil ihre Quelle, die materiell und geistig unbefriedigenden Verhältnisse des Vaterlandes, ein Uebel sind: aber dieses Uebel kann zu einer Wohlthat werden für Diejenigen, welche in der Ferne Das finden was sie hier vergebens erstrebten, und selbst das deutsche Mutter- land kann einer wohlthätigen Rückwirkung sich zu erfreuen haben, wenn jenseits des Oceans deutsche Kolonieen herangeblüht sind, die unter verschiedenen Entwickelungsverhältnissen und Verfassungen doch den deutschen Grundcharakter und die Liebe zu dem Stammlande bewahrt haben. Da es Deutschland an der inneren staatlichen Einheit und damit an den äußeren Mitteln fehlt, um die Auswanderung von Staatswegen zu leiten, so bleibt diese Aufgabe ausschließlich der Privatthätigkeit vorbehalten. Daher in jüngster Zeit die Vereine zur Re gelung der Auswanderung und Auswanderungszeitungen. Eine solche: „ Auswanderungs- zeitung, Organ für Kunde aus deutschen Ansiedelungen, für Rath und That zu Gunsten der fortziehenden Brüder, sowie für Oeffentlichkeit in Aus- wanderungssachen überhaupt “, erscheint seit Michaelis 1846 bei G. Froebel in Rudolstadt. Diese Wochenschrift, von der bereits über 50 Nummern erschienen sind, ist um so dankenswerther, auf je praktischere Weise sie die Lösung ihrer Aufgabe anstrebt; und mit wahrem Vergnügen kann man dieselbe allen Denjenigen empfehlen, welche entweder selbst den Gedanken an Auswanderung hegen oder mit der Auswanderungssache sich wenigstens fortwährend auf dem Laufenden erhalten möchten. Allgemeine leitende Artikel über diesen in unseren Tagen so reich und so wichtig gewordenen Gegenstand, zur Belehrung für den schlichten Bürger und Landmann, der ja das Hauptcontingent für die Auswanderung liefert, Correspondenzen von einfachen, praktisch = verständigen deutschen Auswanderern, die in den verschiedenen transatlantischen Ländern sich angesiedelt haben, Berichte über die Verfassungen, die Sitten, Gebräuche solcher Länder, nach denen der Strom der deutschen Auswanderung vorzugsweise seine Richtung nimmt; Beschwerden und Warnungen vor solchen Schiffsrhe- dern, Agenten, Mäklern ec., die leider nur zu häufig die Unwissenheit und das blinde Ver- trauen der Auswanderer auf die gewissenloseste Weise ausbeuten, endlich eine kritische Rubrik zur Besprechung der reißend anschwellenden Auswanderungsliteratur: Das findet man, neben kürzeren auf die Sache bezüglichen Notizen in der Froebel'schen Auswanderungs- zeitung. Die Zweckmäßigkeit der Einrichtung dieses Jnstituts und der Werth desselben er- gibt sich hieraus von selbst, und namentlich wäre die Verbreitung desselben unter den Aus- wanderungslustigen aus dem Landvolke sehr zu wünschen, die an diesen klar und leicht verständlich geschriebenen Berichten ihre nicht selten ziemlich verworrenen Vorstellungen von den Ländern, denen sie ihre Zukunft anvertrauen, läutern und berichtigen könnten. Briefkasten. Beiträge: „Brief aus Louisville von Heinr. Blaufuß aus Tiefenort.“ durch A. K. Dankbar. -- „Prospectus für Auswanderer nach Süd = Australien, von E. D.“ Das darin enthaltene Neue werden wir sehr gern benutzen. -- „Mehrere Notizen“ von einem unge nannten Freund der Ausw. Zeitung in Bremen. Dergleichen sind uns stets willkommen, nur nicht anonym, weil wir, wenn es für die Wahrheit der Mittheilungen an jeglicher Vertretung mangelt, leider nicht Alles aufnehmen können. Schriften zur Beurtheilung: „ Thümmel, Licht = und Schattenseiten der Ver Staaten.“ Erlangen, Palmsche Verlagsbuchh. -- „Oldenburgischer Volksbote für 1848.“ Oldenburg, Schulze'sche Buchhandlung. Die Red.

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Zitationshilfe: Allgemeine Auswanderungs-Zeitung. Nr. 61. Rudolstadt, 29. November 1847, S. 487. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_auswanderer61_1847/7>, abgerufen am 19.04.2024.