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Die Bayerische Presse. Nr. 174. Würzburg, 22. Juli 1850.

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[Spaltenumbruch] letzten Nachrichten aus Flensburg lagen zwei
dänische Kriegsfahrzeuge bei Holnis, die Befehl
hatten, sich vor die Stadt zu legen, sofern es
für die Einwohner von Nutzen sein könnte.

   

Schleswig, 17. Juli. Nachrichten zufolge,
die gestern vom Norden anlangten, war ein dä-
nisches Corps
von 10,000 Mann im Anmarsch
auf Flensburg, von Atzbüll her, ohne Zweifel zu
dem Zwecke, die heute von den Schweden u. Nor-
wegern zu verlassenden Positionen wieder einzuneh-
men.

   

Schleswig, 17. Juli. Flensburg ist von
der dänischen Armee
besetzt, die in langsamen
Tagemärschen von Jütland und Alsen vorgerückt
ist. Damit die schleswig=holsteinische Armee ihr
darin nicht zuvorkam, blieben die Schweden bis
zur äußersten Frist, den 17., in Flensburg stehen,
von wo sie sich wahrscheinlich zur Rückreise ein-
geschifft haben. Ein dänischer Marineoffi-
zier
mit 10 Mann ist in Steinberg=Haf in An-
geln am Lande gewesen, um sich Kunde über den
diesseitigen Stand der Dinge zu verschaffen, zu-
gleich auch, um einen Einwohner fortzuschleppen,
der sich aber glücklicherweise schon nach Süden
entfernt hatte.

   

Hamburg, 19. Juli, Nachmittags 3 Uhr. Jn
Flensburg sind 2000 Dänen eingerückt. Vor-
posten scharmutziren.

Altona, 18. Juli. Am 17. Juli, Morgens
5 1 / 2 Uhr, hat die dänische Marine, unter-
stützt von 150--200 Mann Landungstruppen,
die schleswigsche Jnsel Fehmarn ( von 2 Seiten )
besetzt. Zwei Dampfschiffe mit acht Kanonenbö-
ten sind dabei aktiv gewesen. Der Abg. der Lan-
desversammlung, Hr. v. Leesen, hat sich und die
Kasse mittelst eines Bootes gerettet. Ein däni-
scher Marineoffizier hat die diesseitige Fähre von
Fehmarnsunde mit 2 Dampfschiffen genommen,
indeß versprochen, in erforderlichen Fällen die Ver-
bindung mit dem Festlande eintreten lassen zu
wollen. Die Zuverlässigkeit dieser Nachricht wird
verbürgt.

   

Aus Angeln, 16. Juli, Abends. Heute sind
die Schweden in Flensburg durch Norweger ab-
gelöst; erstere werden sofort eingeschifft, letztere
bleiben bis morgen, um von Dänen abgelöst zu
werden; einem ziemlich sicheren Gerüchte zufolge
sind die Dänen bis Gravenstein und Rinkenis vor-
gegangen. -- Etwas später. Die Dänen schiff-
ten von Brunsnis nach Holnis über, doch nur
mit einem kleinen Dampfboote. Es scheint, daß
es nur Jnfanterie ist.

   

Hamburg, 18. Juli. Auf zuverlässigem Wege
erfahren wir, daß die an der Ostküste Holsteins
stationirte russische Flotte keinen Mann Landungs-
truppen an Bord hat und also die betreffende
Nachricht der dänischen Blätter vollkommen unbe-
gründet ist.

   

Altona, 18. Juli. Neben v. d. Tann ist jetzt
auch dessen Waffengefährte, der rühmlichst bekannte
Hauptmann Aldosser, hier eingetroffen. Mit dem
heutigen Nachmittagszuge ward derselbe nach Rends-
burg befördert. -- Die Armee leidet noch immer
Mangel an Aerzten; die Kriegs=Medizinal=Behörde
hat eine betreffende Aufforderung erlassen. ( H. N. )

Cuxhafen, 18. Juli, Morgens halb 12 Uhr.
Seit einer Stunde schon hört man von hier, bei
N. O.=Wind, schweres Geschützfeuer, anscheinend
aus nordwestlicher Richtung.

   

Hamburg, 18. Juli. Die heutigen Zeitun-
gen enthalten den ersten Armeebericht des Ober-
commandeurs, aus dem wir die folgenden über
die Stellung der Truppen Aufschluß gebenden
Sätze mittheilen: "Die Armee concentrirte in den
Tagen vom 13. u. 14. d. sich mit einer Brigade
bei Kiel, mit dem Gros bei Rendsburg. Zunächst
schien es nöthig, die seit Jahr und Tag entwaff-
neten und verlassenen Werke zu Eckernförde wie-
der zu besetzen. Zu dem Ende wurde der ganze
dazu nöthige Artilleriepark am 13. d. früh von
Rendsburg aus in Bewegung gesetzt. Zugleich
rückte die Avantgarde der Brigade von Kiel am
13. d. bis Gettorff vor. Bei völliger Windstille
wäre es den dänischen Schiffen. auch wenn sie ge-
[Spaltenumbruch] wollt hätten, nicht möglich gewesen, in das Jn-
nere des Hafens zu kommen, um sich etwa vor
die unbewaffneten Batterien zu legen und so ihre
Armirung unmöglich zu machen, die nun unter
diesen günstigen Umständen binnen 24 Stunden
völlig vollendet wurde. Es ist durch diese Be-
wegung zu gleicher Zeit die im innern Hafen lie-
gende Fregatte "Gefion" vollständig gesichert. --
Am 14. d. M. ist die Avantgarde bis auf den
halben Weg gegen Schleswig vorgeschoben, Eckern-
förde vollständig besetzt, bei Missunde eine Brücke
geschlagen und Spitzen nach allen Richtungen, nach
Schwansen und Angeln vorgeschoben worden.
Eckernförde wurde am 14. d., Morgens 6 Uhr,
von den preußischen Truppen geräumt. Morgen
am 15. d. wird die Armee ihre Bewegung nach
Schleswig und Missunde hinaus fortsetzen und
den starken Abschnitt von Jestädt und Wedel-
spang mit ihren Spitzen erreichen."

Koblenz, 17. Juli. Am verflossenen Sonn-
tag traf hier ein werthvolles Geschenk ein, welches
die Königin Victoria dem Prinzen von Preußen
bei dessen jüngster Anwesenheit in London gemacht.
Es besteht in 2 schönen Vollblutpferden aus dem
Lieblingsgespanne der Königin, welche in dem hie-
sigen Marstalle des Prinzen untergebracht sind.

Dresden, 18. Juli. Wir entnehmen der Frei-
müthigen Sachsen=Ztg. folgende Mittheilungen, die
wie bekannt bei ihr sämmtlich aus guter Quelle
fließen: "Wie uns soeben aus guter Quelle mit-
getheilt wird, sind gestern bei vielen unserer her-
vorragendsten Demokraten die Papiere mit Be-
schlag belegt worden. Jn der Expedition der
Dresdner Ztg., bei Hrn. Woldemar Schmidt, bei
Fräulein Scheibe, Präsidentin des demokratischen
Frauenvereins, und bei einer demokratischen Dame
in der Badergasse soll die Expedition recht frucht-
bar ausgefallen sein. -- Jn Meißen war am 17.
Juli ein Polizeibeamter von Dresden und nahm
die sämmtlichen Papiere der Fräulein Luise Otto
in Beschlag."

Dresden, 18. Juli. Die 2. Kammer hat
heute Vormittag die erste Präliminarsitzung ge-
halten und ihre vier Candidaten für die Stellen
des Präsidenten und Vicepräsidenten aufgestellt.
Gegen Abend wurde bekannt, daß Dr. Haase
zum Präsidenten und v. Criegern zum Vicepräsi-
denten der 2. Kammer, sowie der Bürgermeister
Gottschald aus Plauen zum Vicepräsidenten der
1. Kammer Allerhöchsten Orts ernannt worden
sind. An der neulich stattgehabten 1. Prälimi-
narsitzurg der 1. Kammer hat auch S. k. H. der
Prinz Johann Theil genommen.

   

Dresden, 19. Juli, Mittags 12. Uhr. Jn
beiden Kammern hat heut die Vereidigung der
Mitglieder und die Wahl der Sekretäre stattge-
funden. Die Kammern sind demnach constituirt.
Die Eröffnung des Landtags findet nächsten Mon-
tag statt.

   

Wien, 16. Juli. Das "Neuigkeits=Bureau"
sagt: Seit einigen Tagen hat sich das Gerücht
verbreitet, F. = M. Radetzky habe in Folge der
Dienstenthebung des F.=Z.=M. Haynau seine Pen-
sionirung eingereicht. Wir sind in der Lage ver-
sichern zu können, daß der F.=M. schon vor bei-
läufig zwei Monaten Sr. Maj. dem Kaiser eine
Eingabe überreichte, in welcher er mit Hinweisung
auf sein hohes Alter bittet, den Commandostab in
die Hände des Kaisers niederlegen zu dürfen, um
die letzten Tage seines Lebens im Familienkreise
seiner Tochter beschließen zu können. Ueber das
Gesuch wurde noch nicht entschieden, so viel aber
ist sicher, daß dasselbe mit der Enthebung Hay-
nau 's nicht im entferntesten Zusammenhange steht.

Wien, 17. Juli. Es ist nicht ohne Bangen,
daß wir dieser Tage unsere telegraphischen De-
peschen eröffnen werden. Wir schwärmen nicht für
Schleswig und Holstein, aber wir fühlen für die
unglückliche Lage dieser Länder. Diejenigen, wel-
che sich in der Zeit, da der Rausch an der Ta-
gesordnung war, nicht übernommen haben, sind
ihrer Nüchternheit wegen oft unpatriotisch, eigen-
nützig, engherzig, genannt worden. Es war aber
[Spaltenumbruch] das Schelten derjenigen, die sich ihres gesunden
Menschenverstandes entäußert haben, oder die sich
der großen Gesellschaft zu Liebe, mit der sie ver-
kehrten, so anstellten, als hätten sie es gethan.
Der Uebermuth ohne Muth, der Leichtsinn ohne
Sinn, mit dem ein Theil des deutschen Volkes
sich in eine Frage verrannte, die vor allen andern
der kühlsten Ueberlegung, der ruhigsten Besonnen-
heit, des vorsichtigsten, dann aber des kräftigsten,
des festesten Einschreitens bedurfte, hat zu der
unvermeidlichen Consequenz geführt -- zu einem
schmählichen Rückzuge. Die Verantwortung für
das Blut, welches, wenn der Kampf entbrennt,
wohl fruchtlos wird vergossen werden, sie fällt
zum großen Theile auf jene Maulhelden, die
große Worte und sonst nichts für die Sache
Schleswigs und Holsteins eingesetzt haben. --
Bei der jüngsten großen Debatte im englischen
Oberhause verkündete der Marquis von Lans-
downe, daß England in der schleswid=holsteinischen
Frage Hand in Hand mit Rußland gehen werde.
Es ist ebenso gewiß, daß Frankreich mit jenen
beiden Großmächten einverstanden ist. Das Stre-
ben der drei Mächte geht vornehmlich dahin, die
Jntegrität Dänemarks zu erhalten, selbst wenn es
auf Kosten der Herzogthümer geschehen müßte.
Der Zufall mag es wollen, daß die Mächte ge-
recht gegen die Herzogthümer sein werden, wir
zweifeln aber daran, daß ihre vornehmste Absicht
dahin geht, bloß nach strengem Rechte zu entschei-
den. Preußen hat sich selbst in eine Stellung ge-
bracht, in der es den Widerstand gegen diejenigen,
welche den Herzogthümern vielleicht Unrecht thun
wollen, nicht leiten kann. Oesterreich mit seinen
deutschen Verbündeten ist aber in der Lage, sich
der Sache der Herzogthümer mit der größten Aus-
sicht auf Erfolg anzunehmen. Freilich nicht ein
solcher Erfolg, wie ihn die deutsche Nationalver-
sammlung anstrebte, als sie den Abgeordneten von
Schleswig Sitze in ihrer Mitte einräumte, um mit
ihren Stimmen die Majorität bei der vorgenom-
menen Kaiserwahl möglich zu machen. Oesterreich
kann keine Argumente brauchen, um Schleswig
zu Deutschland herüberzuziehen, welche bloß um-
gekehrt zu werden brauchen, um Holstein in Dä-
nemark zu incorporiren. Oesterreich kann nicht
sagen, daß ein Land, blos weil in demselben die
deutsche Sprache die herrschende ist, zu Deutsch-
land gehören müsse. Solche Beweise, welche in
dem Munde gewisser Frankfurter Parlamentsred-
ner die Gallerien zu rauschendem Beifall enthu-
siasmirt haben, wären nicht geziemend in dem
Munde von Männern, die ihrem Lande und Eu-
ropa gegenüber eine Stellung von hoher Verant-
wortlichkeit einnehmen. Aber Oesterreich mit sei-
nen deutschen Verbündeten kann, wenn auch nicht
ungerechte Ansprüche für Deutschland geltend ma-
chen, doch verhindern, daß irgend eine andere
Macht Deutschland eine Ungerechtigkeit zufüge.
Es kann sich jeder Entscheidung der drei Groß-
mächte entgegenstellen, welche nicht mit seinen ei-
genen Ansichten von Recht und Billigkeit überein-
stimmen. Wir sind weit davon entfernt, zu wün-
schen, daß Oesterreich die jetzige Stimmung des
deutschen Volks benütze, um sich durch seine Be-
strebungen für die Sache der Herzogthümer bei
einer gewissen Klasse von Personen Popularität
zu erwerben. Das traurige Beispiel steht uns
vor Augen, wohin Anstrengungen führen können,
welche aus solchen Motiven von einem Staat un-
ternommen werden. Oesterreich speculire nicht auf
den Beifall der Massen und suche keinem Rivalen
durch seine Bemühungen in einer guten Sache den
Rang abzulaufen. Wir erwarten nur von dem
Ministerium Schwarzenberg, daß es den ganzen
Einfluß dieses Landes in die Wagschale werfe,
um unnützes Blutvergießen zu verhindern und um
eine ehrenvolle, gerechte, wie den Jnteressen Deutsch-
lands zusagende Beilegung des Zwistes zwischen
Dänemark und den Herzogthümern herbeizuführen.
Das wissen wir, daß Oesterreichs Vorgehen in
der schleswig=holsteinischen Frage einen wichtigen
Ausschlag geben muß. Tritt es auf die Seite
der drei nichtdeutschen Großmächte, so wird ihr
gemeinsamer Ausspruch zum Gesetz für Dänemark,

[Spaltenumbruch] letzten Nachrichten aus Flensburg lagen zwei
dänische Kriegsfahrzeuge bei Holnis, die Befehl
hatten, sich vor die Stadt zu legen, sofern es
für die Einwohner von Nutzen sein könnte.

   

Schleswig, 17. Juli. Nachrichten zufolge,
die gestern vom Norden anlangten, war ein dä-
nisches Corps
von 10,000 Mann im Anmarsch
auf Flensburg, von Atzbüll her, ohne Zweifel zu
dem Zwecke, die heute von den Schweden u. Nor-
wegern zu verlassenden Positionen wieder einzuneh-
men.

   

Schleswig, 17. Juli. Flensburg ist von
der dänischen Armee
besetzt, die in langsamen
Tagemärschen von Jütland und Alsen vorgerückt
ist. Damit die schleswig=holsteinische Armee ihr
darin nicht zuvorkam, blieben die Schweden bis
zur äußersten Frist, den 17., in Flensburg stehen,
von wo sie sich wahrscheinlich zur Rückreise ein-
geschifft haben. Ein dänischer Marineoffi-
zier
mit 10 Mann ist in Steinberg=Haf in An-
geln am Lande gewesen, um sich Kunde über den
diesseitigen Stand der Dinge zu verschaffen, zu-
gleich auch, um einen Einwohner fortzuschleppen,
der sich aber glücklicherweise schon nach Süden
entfernt hatte.

   

Hamburg, 19. Juli, Nachmittags 3 Uhr. Jn
Flensburg sind 2000 Dänen eingerückt. Vor-
posten scharmutziren.

Altona, 18. Juli. Am 17. Juli, Morgens
5 1 / 2 Uhr, hat die dänische Marine, unter-
stützt von 150--200 Mann Landungstruppen,
die schleswigsche Jnsel Fehmarn ( von 2 Seiten )
besetzt. Zwei Dampfschiffe mit acht Kanonenbö-
ten sind dabei aktiv gewesen. Der Abg. der Lan-
desversammlung, Hr. v. Leesen, hat sich und die
Kasse mittelst eines Bootes gerettet. Ein däni-
scher Marineoffizier hat die diesseitige Fähre von
Fehmarnsunde mit 2 Dampfschiffen genommen,
indeß versprochen, in erforderlichen Fällen die Ver-
bindung mit dem Festlande eintreten lassen zu
wollen. Die Zuverlässigkeit dieser Nachricht wird
verbürgt.

   

Aus Angeln, 16. Juli, Abends. Heute sind
die Schweden in Flensburg durch Norweger ab-
gelöst; erstere werden sofort eingeschifft, letztere
bleiben bis morgen, um von Dänen abgelöst zu
werden; einem ziemlich sicheren Gerüchte zufolge
sind die Dänen bis Gravenstein und Rinkenis vor-
gegangen. -- Etwas später. Die Dänen schiff-
ten von Brunsnis nach Holnis über, doch nur
mit einem kleinen Dampfboote. Es scheint, daß
es nur Jnfanterie ist.

   

Hamburg, 18. Juli. Auf zuverlässigem Wege
erfahren wir, daß die an der Ostküste Holsteins
stationirte russische Flotte keinen Mann Landungs-
truppen an Bord hat und also die betreffende
Nachricht der dänischen Blätter vollkommen unbe-
gründet ist.

   

Altona, 18. Juli. Neben v. d. Tann ist jetzt
auch dessen Waffengefährte, der rühmlichst bekannte
Hauptmann Aldosser, hier eingetroffen. Mit dem
heutigen Nachmittagszuge ward derselbe nach Rends-
burg befördert. -- Die Armee leidet noch immer
Mangel an Aerzten; die Kriegs=Medizinal=Behörde
hat eine betreffende Aufforderung erlassen. ( H. N. )

Cuxhafen, 18. Juli, Morgens halb 12 Uhr.
Seit einer Stunde schon hört man von hier, bei
N. O.=Wind, schweres Geschützfeuer, anscheinend
aus nordwestlicher Richtung.

   

Hamburg, 18. Juli. Die heutigen Zeitun-
gen enthalten den ersten Armeebericht des Ober-
commandeurs, aus dem wir die folgenden über
die Stellung der Truppen Aufschluß gebenden
Sätze mittheilen: „Die Armee concentrirte in den
Tagen vom 13. u. 14. d. sich mit einer Brigade
bei Kiel, mit dem Gros bei Rendsburg. Zunächst
schien es nöthig, die seit Jahr und Tag entwaff-
neten und verlassenen Werke zu Eckernförde wie-
der zu besetzen. Zu dem Ende wurde der ganze
dazu nöthige Artilleriepark am 13. d. früh von
Rendsburg aus in Bewegung gesetzt. Zugleich
rückte die Avantgarde der Brigade von Kiel am
13. d. bis Gettorff vor. Bei völliger Windstille
wäre es den dänischen Schiffen. auch wenn sie ge-
[Spaltenumbruch] wollt hätten, nicht möglich gewesen, in das Jn-
nere des Hafens zu kommen, um sich etwa vor
die unbewaffneten Batterien zu legen und so ihre
Armirung unmöglich zu machen, die nun unter
diesen günstigen Umständen binnen 24 Stunden
völlig vollendet wurde. Es ist durch diese Be-
wegung zu gleicher Zeit die im innern Hafen lie-
gende Fregatte „Gefion“ vollständig gesichert. --
Am 14. d. M. ist die Avantgarde bis auf den
halben Weg gegen Schleswig vorgeschoben, Eckern-
förde vollständig besetzt, bei Missunde eine Brücke
geschlagen und Spitzen nach allen Richtungen, nach
Schwansen und Angeln vorgeschoben worden.
Eckernförde wurde am 14. d., Morgens 6 Uhr,
von den preußischen Truppen geräumt. Morgen
am 15. d. wird die Armee ihre Bewegung nach
Schleswig und Missunde hinaus fortsetzen und
den starken Abschnitt von Jestädt und Wedel-
spang mit ihren Spitzen erreichen.“

Koblenz, 17. Juli. Am verflossenen Sonn-
tag traf hier ein werthvolles Geschenk ein, welches
die Königin Victoria dem Prinzen von Preußen
bei dessen jüngster Anwesenheit in London gemacht.
Es besteht in 2 schönen Vollblutpferden aus dem
Lieblingsgespanne der Königin, welche in dem hie-
sigen Marstalle des Prinzen untergebracht sind.

Dresden, 18. Juli. Wir entnehmen der Frei-
müthigen Sachsen=Ztg. folgende Mittheilungen, die
wie bekannt bei ihr sämmtlich aus guter Quelle
fließen: „Wie uns soeben aus guter Quelle mit-
getheilt wird, sind gestern bei vielen unserer her-
vorragendsten Demokraten die Papiere mit Be-
schlag belegt worden. Jn der Expedition der
Dresdner Ztg., bei Hrn. Woldemar Schmidt, bei
Fräulein Scheibe, Präsidentin des demokratischen
Frauenvereins, und bei einer demokratischen Dame
in der Badergasse soll die Expedition recht frucht-
bar ausgefallen sein. -- Jn Meißen war am 17.
Juli ein Polizeibeamter von Dresden und nahm
die sämmtlichen Papiere der Fräulein Luise Otto
in Beschlag.“

Dresden, 18. Juli. Die 2. Kammer hat
heute Vormittag die erste Präliminarsitzung ge-
halten und ihre vier Candidaten für die Stellen
des Präsidenten und Vicepräsidenten aufgestellt.
Gegen Abend wurde bekannt, daß Dr. Haase
zum Präsidenten und v. Criegern zum Vicepräsi-
denten der 2. Kammer, sowie der Bürgermeister
Gottschald aus Plauen zum Vicepräsidenten der
1. Kammer Allerhöchsten Orts ernannt worden
sind. An der neulich stattgehabten 1. Prälimi-
narsitzurg der 1. Kammer hat auch S. k. H. der
Prinz Johann Theil genommen.

   

Dresden, 19. Juli, Mittags 12. Uhr. Jn
beiden Kammern hat heut die Vereidigung der
Mitglieder und die Wahl der Sekretäre stattge-
funden. Die Kammern sind demnach constituirt.
Die Eröffnung des Landtags findet nächsten Mon-
tag statt.

   

Wien, 16. Juli. Das „Neuigkeits=Bureau“
sagt: Seit einigen Tagen hat sich das Gerücht
verbreitet, F. = M. Radetzky habe in Folge der
Dienstenthebung des F.=Z.=M. Haynau seine Pen-
sionirung eingereicht. Wir sind in der Lage ver-
sichern zu können, daß der F.=M. schon vor bei-
läufig zwei Monaten Sr. Maj. dem Kaiser eine
Eingabe überreichte, in welcher er mit Hinweisung
auf sein hohes Alter bittet, den Commandostab in
die Hände des Kaisers niederlegen zu dürfen, um
die letzten Tage seines Lebens im Familienkreise
seiner Tochter beschließen zu können. Ueber das
Gesuch wurde noch nicht entschieden, so viel aber
ist sicher, daß dasselbe mit der Enthebung Hay-
nau 's nicht im entferntesten Zusammenhange steht.

Wien, 17. Juli. Es ist nicht ohne Bangen,
daß wir dieser Tage unsere telegraphischen De-
peschen eröffnen werden. Wir schwärmen nicht für
Schleswig und Holstein, aber wir fühlen für die
unglückliche Lage dieser Länder. Diejenigen, wel-
che sich in der Zeit, da der Rausch an der Ta-
gesordnung war, nicht übernommen haben, sind
ihrer Nüchternheit wegen oft unpatriotisch, eigen-
nützig, engherzig, genannt worden. Es war aber
[Spaltenumbruch] das Schelten derjenigen, die sich ihres gesunden
Menschenverstandes entäußert haben, oder die sich
der großen Gesellschaft zu Liebe, mit der sie ver-
kehrten, so anstellten, als hätten sie es gethan.
Der Uebermuth ohne Muth, der Leichtsinn ohne
Sinn, mit dem ein Theil des deutschen Volkes
sich in eine Frage verrannte, die vor allen andern
der kühlsten Ueberlegung, der ruhigsten Besonnen-
heit, des vorsichtigsten, dann aber des kräftigsten,
des festesten Einschreitens bedurfte, hat zu der
unvermeidlichen Consequenz geführt -- zu einem
schmählichen Rückzuge. Die Verantwortung für
das Blut, welches, wenn der Kampf entbrennt,
wohl fruchtlos wird vergossen werden, sie fällt
zum großen Theile auf jene Maulhelden, die
große Worte und sonst nichts für die Sache
Schleswigs und Holsteins eingesetzt haben. --
Bei der jüngsten großen Debatte im englischen
Oberhause verkündete der Marquis von Lans-
downe, daß England in der schleswid=holsteinischen
Frage Hand in Hand mit Rußland gehen werde.
Es ist ebenso gewiß, daß Frankreich mit jenen
beiden Großmächten einverstanden ist. Das Stre-
ben der drei Mächte geht vornehmlich dahin, die
Jntegrität Dänemarks zu erhalten, selbst wenn es
auf Kosten der Herzogthümer geschehen müßte.
Der Zufall mag es wollen, daß die Mächte ge-
recht gegen die Herzogthümer sein werden, wir
zweifeln aber daran, daß ihre vornehmste Absicht
dahin geht, bloß nach strengem Rechte zu entschei-
den. Preußen hat sich selbst in eine Stellung ge-
bracht, in der es den Widerstand gegen diejenigen,
welche den Herzogthümern vielleicht Unrecht thun
wollen, nicht leiten kann. Oesterreich mit seinen
deutschen Verbündeten ist aber in der Lage, sich
der Sache der Herzogthümer mit der größten Aus-
sicht auf Erfolg anzunehmen. Freilich nicht ein
solcher Erfolg, wie ihn die deutsche Nationalver-
sammlung anstrebte, als sie den Abgeordneten von
Schleswig Sitze in ihrer Mitte einräumte, um mit
ihren Stimmen die Majorität bei der vorgenom-
menen Kaiserwahl möglich zu machen. Oesterreich
kann keine Argumente brauchen, um Schleswig
zu Deutschland herüberzuziehen, welche bloß um-
gekehrt zu werden brauchen, um Holstein in Dä-
nemark zu incorporiren. Oesterreich kann nicht
sagen, daß ein Land, blos weil in demselben die
deutsche Sprache die herrschende ist, zu Deutsch-
land gehören müsse. Solche Beweise, welche in
dem Munde gewisser Frankfurter Parlamentsred-
ner die Gallerien zu rauschendem Beifall enthu-
siasmirt haben, wären nicht geziemend in dem
Munde von Männern, die ihrem Lande und Eu-
ropa gegenüber eine Stellung von hoher Verant-
wortlichkeit einnehmen. Aber Oesterreich mit sei-
nen deutschen Verbündeten kann, wenn auch nicht
ungerechte Ansprüche für Deutschland geltend ma-
chen, doch verhindern, daß irgend eine andere
Macht Deutschland eine Ungerechtigkeit zufüge.
Es kann sich jeder Entscheidung der drei Groß-
mächte entgegenstellen, welche nicht mit seinen ei-
genen Ansichten von Recht und Billigkeit überein-
stimmen. Wir sind weit davon entfernt, zu wün-
schen, daß Oesterreich die jetzige Stimmung des
deutschen Volks benütze, um sich durch seine Be-
strebungen für die Sache der Herzogthümer bei
einer gewissen Klasse von Personen Popularität
zu erwerben. Das traurige Beispiel steht uns
vor Augen, wohin Anstrengungen führen können,
welche aus solchen Motiven von einem Staat un-
ternommen werden. Oesterreich speculire nicht auf
den Beifall der Massen und suche keinem Rivalen
durch seine Bemühungen in einer guten Sache den
Rang abzulaufen. Wir erwarten nur von dem
Ministerium Schwarzenberg, daß es den ganzen
Einfluß dieses Landes in die Wagschale werfe,
um unnützes Blutvergießen zu verhindern und um
eine ehrenvolle, gerechte, wie den Jnteressen Deutsch-
lands zusagende Beilegung des Zwistes zwischen
Dänemark und den Herzogthümern herbeizuführen.
Das wissen wir, daß Oesterreichs Vorgehen in
der schleswig=holsteinischen Frage einen wichtigen
Ausschlag geben muß. Tritt es auf die Seite
der drei nichtdeutschen Großmächte, so wird ihr
gemeinsamer Ausspruch zum Gesetz für Dänemark,

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[0002] letzten Nachrichten aus Flensburg lagen zwei dänische Kriegsfahrzeuge bei Holnis, die Befehl hatten, sich vor die Stadt zu legen, sofern es für die Einwohner von Nutzen sein könnte. ( H. B.=H. ) Schleswig, 17. Juli. Nachrichten zufolge, die gestern vom Norden anlangten, war ein dä- nisches Corps von 10,000 Mann im Anmarsch auf Flensburg, von Atzbüll her, ohne Zweifel zu dem Zwecke, die heute von den Schweden u. Nor- wegern zu verlassenden Positionen wieder einzuneh- men. ( H. N. ) Schleswig, 17. Juli. Flensburg ist von der dänischen Armee besetzt, die in langsamen Tagemärschen von Jütland und Alsen vorgerückt ist. Damit die schleswig=holsteinische Armee ihr darin nicht zuvorkam, blieben die Schweden bis zur äußersten Frist, den 17., in Flensburg stehen, von wo sie sich wahrscheinlich zur Rückreise ein- geschifft haben. Ein dänischer Marineoffi- zier mit 10 Mann ist in Steinberg=Haf in An- geln am Lande gewesen, um sich Kunde über den diesseitigen Stand der Dinge zu verschaffen, zu- gleich auch, um einen Einwohner fortzuschleppen, der sich aber glücklicherweise schon nach Süden entfernt hatte. ( H. B.=H. ) Hamburg, 19. Juli, Nachmittags 3 Uhr. Jn Flensburg sind 2000 Dänen eingerückt. Vor- posten scharmutziren. Altona, 18. Juli. Am 17. Juli, Morgens 5 1 / 2 Uhr, hat die dänische Marine, unter- stützt von 150--200 Mann Landungstruppen, die schleswigsche Jnsel Fehmarn ( von 2 Seiten ) besetzt. Zwei Dampfschiffe mit acht Kanonenbö- ten sind dabei aktiv gewesen. Der Abg. der Lan- desversammlung, Hr. v. Leesen, hat sich und die Kasse mittelst eines Bootes gerettet. Ein däni- scher Marineoffizier hat die diesseitige Fähre von Fehmarnsunde mit 2 Dampfschiffen genommen, indeß versprochen, in erforderlichen Fällen die Ver- bindung mit dem Festlande eintreten lassen zu wollen. Die Zuverlässigkeit dieser Nachricht wird verbürgt. ( H. N. ) Aus Angeln, 16. Juli, Abends. Heute sind die Schweden in Flensburg durch Norweger ab- gelöst; erstere werden sofort eingeschifft, letztere bleiben bis morgen, um von Dänen abgelöst zu werden; einem ziemlich sicheren Gerüchte zufolge sind die Dänen bis Gravenstein und Rinkenis vor- gegangen. -- Etwas später. Die Dänen schiff- ten von Brunsnis nach Holnis über, doch nur mit einem kleinen Dampfboote. Es scheint, daß es nur Jnfanterie ist. ( H. B.=H. ) Hamburg, 18. Juli. Auf zuverlässigem Wege erfahren wir, daß die an der Ostküste Holsteins stationirte russische Flotte keinen Mann Landungs- truppen an Bord hat und also die betreffende Nachricht der dänischen Blätter vollkommen unbe- gründet ist. ( H. N. ) Altona, 18. Juli. Neben v. d. Tann ist jetzt auch dessen Waffengefährte, der rühmlichst bekannte Hauptmann Aldosser, hier eingetroffen. Mit dem heutigen Nachmittagszuge ward derselbe nach Rends- burg befördert. -- Die Armee leidet noch immer Mangel an Aerzten; die Kriegs=Medizinal=Behörde hat eine betreffende Aufforderung erlassen. ( H. N. ) Cuxhafen, 18. Juli, Morgens halb 12 Uhr. Seit einer Stunde schon hört man von hier, bei N. O.=Wind, schweres Geschützfeuer, anscheinend aus nordwestlicher Richtung. ( H. B.=H. ) Hamburg, 18. Juli. Die heutigen Zeitun- gen enthalten den ersten Armeebericht des Ober- commandeurs, aus dem wir die folgenden über die Stellung der Truppen Aufschluß gebenden Sätze mittheilen: „Die Armee concentrirte in den Tagen vom 13. u. 14. d. sich mit einer Brigade bei Kiel, mit dem Gros bei Rendsburg. Zunächst schien es nöthig, die seit Jahr und Tag entwaff- neten und verlassenen Werke zu Eckernförde wie- der zu besetzen. Zu dem Ende wurde der ganze dazu nöthige Artilleriepark am 13. d. früh von Rendsburg aus in Bewegung gesetzt. Zugleich rückte die Avantgarde der Brigade von Kiel am 13. d. bis Gettorff vor. Bei völliger Windstille wäre es den dänischen Schiffen. auch wenn sie ge- wollt hätten, nicht möglich gewesen, in das Jn- nere des Hafens zu kommen, um sich etwa vor die unbewaffneten Batterien zu legen und so ihre Armirung unmöglich zu machen, die nun unter diesen günstigen Umständen binnen 24 Stunden völlig vollendet wurde. Es ist durch diese Be- wegung zu gleicher Zeit die im innern Hafen lie- gende Fregatte „Gefion“ vollständig gesichert. -- Am 14. d. M. ist die Avantgarde bis auf den halben Weg gegen Schleswig vorgeschoben, Eckern- förde vollständig besetzt, bei Missunde eine Brücke geschlagen und Spitzen nach allen Richtungen, nach Schwansen und Angeln vorgeschoben worden. Eckernförde wurde am 14. d., Morgens 6 Uhr, von den preußischen Truppen geräumt. Morgen am 15. d. wird die Armee ihre Bewegung nach Schleswig und Missunde hinaus fortsetzen und den starken Abschnitt von Jestädt und Wedel- spang mit ihren Spitzen erreichen.“ Koblenz, 17. Juli. Am verflossenen Sonn- tag traf hier ein werthvolles Geschenk ein, welches die Königin Victoria dem Prinzen von Preußen bei dessen jüngster Anwesenheit in London gemacht. Es besteht in 2 schönen Vollblutpferden aus dem Lieblingsgespanne der Königin, welche in dem hie- sigen Marstalle des Prinzen untergebracht sind. Dresden, 18. Juli. Wir entnehmen der Frei- müthigen Sachsen=Ztg. folgende Mittheilungen, die wie bekannt bei ihr sämmtlich aus guter Quelle fließen: „Wie uns soeben aus guter Quelle mit- getheilt wird, sind gestern bei vielen unserer her- vorragendsten Demokraten die Papiere mit Be- schlag belegt worden. Jn der Expedition der Dresdner Ztg., bei Hrn. Woldemar Schmidt, bei Fräulein Scheibe, Präsidentin des demokratischen Frauenvereins, und bei einer demokratischen Dame in der Badergasse soll die Expedition recht frucht- bar ausgefallen sein. -- Jn Meißen war am 17. Juli ein Polizeibeamter von Dresden und nahm die sämmtlichen Papiere der Fräulein Luise Otto in Beschlag.“ Dresden, 18. Juli. Die 2. Kammer hat heute Vormittag die erste Präliminarsitzung ge- halten und ihre vier Candidaten für die Stellen des Präsidenten und Vicepräsidenten aufgestellt. Gegen Abend wurde bekannt, daß Dr. Haase zum Präsidenten und v. Criegern zum Vicepräsi- denten der 2. Kammer, sowie der Bürgermeister Gottschald aus Plauen zum Vicepräsidenten der 1. Kammer Allerhöchsten Orts ernannt worden sind. An der neulich stattgehabten 1. Prälimi- narsitzurg der 1. Kammer hat auch S. k. H. der Prinz Johann Theil genommen. ( L. Z. ) Dresden, 19. Juli, Mittags 12. Uhr. Jn beiden Kammern hat heut die Vereidigung der Mitglieder und die Wahl der Sekretäre stattge- funden. Die Kammern sind demnach constituirt. Die Eröffnung des Landtags findet nächsten Mon- tag statt. ( L. Z. ) Wien, 16. Juli. Das „Neuigkeits=Bureau“ sagt: Seit einigen Tagen hat sich das Gerücht verbreitet, F. = M. Radetzky habe in Folge der Dienstenthebung des F.=Z.=M. Haynau seine Pen- sionirung eingereicht. Wir sind in der Lage ver- sichern zu können, daß der F.=M. schon vor bei- läufig zwei Monaten Sr. Maj. dem Kaiser eine Eingabe überreichte, in welcher er mit Hinweisung auf sein hohes Alter bittet, den Commandostab in die Hände des Kaisers niederlegen zu dürfen, um die letzten Tage seines Lebens im Familienkreise seiner Tochter beschließen zu können. Ueber das Gesuch wurde noch nicht entschieden, so viel aber ist sicher, daß dasselbe mit der Enthebung Hay- nau 's nicht im entferntesten Zusammenhange steht. Wien, 17. Juli. Es ist nicht ohne Bangen, daß wir dieser Tage unsere telegraphischen De- peschen eröffnen werden. Wir schwärmen nicht für Schleswig und Holstein, aber wir fühlen für die unglückliche Lage dieser Länder. Diejenigen, wel- che sich in der Zeit, da der Rausch an der Ta- gesordnung war, nicht übernommen haben, sind ihrer Nüchternheit wegen oft unpatriotisch, eigen- nützig, engherzig, genannt worden. Es war aber das Schelten derjenigen, die sich ihres gesunden Menschenverstandes entäußert haben, oder die sich der großen Gesellschaft zu Liebe, mit der sie ver- kehrten, so anstellten, als hätten sie es gethan. Der Uebermuth ohne Muth, der Leichtsinn ohne Sinn, mit dem ein Theil des deutschen Volkes sich in eine Frage verrannte, die vor allen andern der kühlsten Ueberlegung, der ruhigsten Besonnen- heit, des vorsichtigsten, dann aber des kräftigsten, des festesten Einschreitens bedurfte, hat zu der unvermeidlichen Consequenz geführt -- zu einem schmählichen Rückzuge. Die Verantwortung für das Blut, welches, wenn der Kampf entbrennt, wohl fruchtlos wird vergossen werden, sie fällt zum großen Theile auf jene Maulhelden, die große Worte und sonst nichts für die Sache Schleswigs und Holsteins eingesetzt haben. -- Bei der jüngsten großen Debatte im englischen Oberhause verkündete der Marquis von Lans- downe, daß England in der schleswid=holsteinischen Frage Hand in Hand mit Rußland gehen werde. Es ist ebenso gewiß, daß Frankreich mit jenen beiden Großmächten einverstanden ist. Das Stre- ben der drei Mächte geht vornehmlich dahin, die Jntegrität Dänemarks zu erhalten, selbst wenn es auf Kosten der Herzogthümer geschehen müßte. Der Zufall mag es wollen, daß die Mächte ge- recht gegen die Herzogthümer sein werden, wir zweifeln aber daran, daß ihre vornehmste Absicht dahin geht, bloß nach strengem Rechte zu entschei- den. 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Das traurige Beispiel steht uns vor Augen, wohin Anstrengungen führen können, welche aus solchen Motiven von einem Staat un- ternommen werden. Oesterreich speculire nicht auf den Beifall der Massen und suche keinem Rivalen durch seine Bemühungen in einer guten Sache den Rang abzulaufen. Wir erwarten nur von dem Ministerium Schwarzenberg, daß es den ganzen Einfluß dieses Landes in die Wagschale werfe, um unnützes Blutvergießen zu verhindern und um eine ehrenvolle, gerechte, wie den Jnteressen Deutsch- lands zusagende Beilegung des Zwistes zwischen Dänemark und den Herzogthümern herbeizuführen. Das wissen wir, daß Oesterreichs Vorgehen in der schleswig=holsteinischen Frage einen wichtigen Ausschlag geben muß. Tritt es auf die Seite der drei nichtdeutschen Großmächte, so wird ihr gemeinsamer Ausspruch zum Gesetz für Dänemark,

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 174. Würzburg, 22. Juli 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische174_1850/2>, abgerufen am 25.04.2024.