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Die Bayerische Presse. Nr. 189. Würzburg, 8. August 1850.

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Jtalien.

Modena, 29. Juli. Der heutige "Messagere
di Modena" enthält in seiner amtlichen Abthei-
lung folgenden Artikel: Durch herzogliches De-
kret vom 24. d. M. ist die wohlverdiente Gesell-
schaft Jesu, die während der politischen Stürme
der verflossenen Jahre aus dem herzogl. Staat
entfernt worden war, wieder im selben aufgenom-
men und ihr die Administration der Güter und
Häuser, die sie vor der Revolution besessen hatte,
wieder eingeräumt worden. Kraft desselben De-
krets wird der gedachten Gesellschaft gestattet, die
Schulen in Modena, Reggio und Massa am
1. Nov. d. J. wieder zu eröffnen und ihr, wie
früher, die Leitung der in besagten Städten be-
stehenden Convicte anvertraut. Unabhängig von
diesen Schulen, können jedoch noch andere für den
öffentlichen Unterricht eröffnet werden.

Neuestes.

München, 6. August. Was nicht alles aus
einem gesinnungstüchtigen Redakteur werden kann!
So erfahren wir eben aus der öffentlichen Magi-
stratssitzung vom Dienstag, daß der Redakteur des
"Gradaus" Hr. Vechioni, um die Erlaubniß ein-
gekommen, einen "Cigarren=, Schnupf= und Rauch-
tabaksladen " eröffnen zu dürfen, also gesonnen ist,
beim Dampf= und üblen Rauchhandwerk zu blei-
ben. Der Magistrat hat dem Bittsteller übrigens
aufgegeben, vorerst ein "Befähigungs = Zeugniß"
beizubringen. Wenn es mit dem "neuen Geschäft",
wie mit dem "im rothesten Demokratiemachen"
geht, so bedauern wir den jungen Mann. A. P.

Advokat Titus ist in Bamberg sehr unbemerkt
eingezogen. Sein Dank im Tagblatt "für den
für ihn vorbereiteten herzlichen Empfang" nimmt
sich wie die Jronie auf die Wirklichkeit aus. Er
fur in offener Chaise, aber kein Mensch beküm-
merte sich um ihn.

Speyer, 4. August. Am Donnerstag war
beim Militär Zahltag. Es wurde dießmal der
Anfang damit gemacht, die Löhnungen der Sol-
daten auf den normalen Preis zu setzen, ( wäh-
rend des Kriegszustandes hatten dieselben bekannt-
lich eine Zulage ) . Hierüber aufgebracht, äußer-
ten viele ihren Unwillen und ließen zugleich in
den Wirthshäusern die Aeußerung fallen, daß al-
len Bierwirthen, welche das Bier nicht um 2 kr.
pr. Schoppen ausschenkten und insbesondere dem
rothen Kolb, der in München veranlaßt habe,
daß ihnen dieser Abzug gemacht werde, heute
Abend Alles zusammengeschlagen werde. Schon
Mittags 2 Uhr wurde hievon der Polizei Anzeige
gemacht, und um 3 Uhr wußten es bereits alle
Behörden, deren Aufgabe es ist, die Bürger zu
schützen und Ruhe und Ordnung aufrecht zu er-
halten. Ohnerachtet desselben finden sich gegen
Abend viele Soldaten, des 14. Regiments in ei-
nem Bierhause ein, ziehen in Colonnen gegen 1 / 2 8
Uhr, etwa 60 bis 70 Mann hoch, an der Haupt-
wache vorüber nach der Born'schen Brauerei u. zer-
schlugen dort Alles, was zerbrechlich war, als Gläser,
Tische u. s. w., angeblich nur, um zu erzwingen,
daß dieser Wirth das Bier um 2 kr. verkaufe.
Erst jetzt bemerkte man einige Offiziere, die unter
die Soldaten kamen und als sie auf dem Wege
nach dem Moosschen Bierkeller waren, um auch
dort Aehnliches aufzuführen, kam der kgl. Regie-
rungspräsident unter sie, um sie durch eine An-
rede zu beruhigen. Er soll ihnen unter Anderem
gesagt haben, daß er ein großer Freund des Mi-
litärs wäre und, daß er bereits nach München be-
richtet habe, um zu bezwecken, daß sie auch ferner
die seitherige Zulage erhalten würden. Die Sol-
daten ließen jetzt den Präsidenten, dann die Of-
fiziere und endlich auch den General, der dazu
kam, hoch leben. Während dieses vorging, war
eine kleinere Abtheilung bereits in den Moos'schen
Keller gegangen und hatte dort das Bier um
2 kr. verlangt; man erklärte jedoch, daß es um
[Spaltenumbruch] diesen Preis nicht abgegeben werden könnte,
wolle ihnen aber den Schlüssel ausliefern, damit sie
eigenmächtig trinken könnten nach Lust. Theils
hierdurch beschämt, theils durch die Versprechung
beruhigt, zogen die Soldaten singend durch die
Stadt nach der Kaserne, geleitet von dem Präsi-
denten und den höheren Offizieren. Diesen Abend
ward auch schon um 8 statt 9 Uhr Zapfenstreich
geschlagen. Am Freitag Abend blieb es ziemlich
ruhig; dagegen nach halb 10 Uhr drangen einige
Soldaten in die Bäckerei von Diessenbach, ganz
nahe bei Kolb, warfen dort Tische und Fenster
zusammen und mißhandelten eine Magd. -- Ge-
stern blieb es nur bei einzeln vernommenen Dro-
hungen, dahin gehend, daß Kolb und den Wirthen
doch Alles müßte zerschlagen werden. Heute nun,
wo in allen Wirthshausern getanzt wird, fürchtet
man wieder Vieles; aber trotzdem vernimmt man
nicht, daß von Seiten der Civil= oder Militärbe-
hörde wirklich ernste Maßregeln getroffen worden.
Man fürchtet sehr, wenn nicht bald Aenderungen
eintreten, daß es hier noch zu blutigen Scenen
kommen wird.

   

* + Landau, 5. August. Das städtische Musik-
Corps veranstaltete vorgestern ein Konzert zum
Besten der Schleswig=Holsteiner; der Ertrag des-
selben war gut. Nach Beendigung desselben brachte
ein junger Mensch einen höchst anstößigen Toast
aus, in Folge dessen das Militär in Aufregung
versetzt und bedauerliche Ruhestörungen hervorge-
rufen wurden.

+ Hörstein, 5. August. Schon am 31. Juli
wurden trotz des schlechten Frühjahrs hier fast
ganz weiche Trauben gefunden. Wir haben alle
Hoffnung eines guten Herbstes.

Stuttgart, 5. August. Der Criminalprozeß
gegen den Buchbinderlehrling Farr "wegen Vor-
bereitung zum Hochverrath" ist, nachdem sich er-
geben, daß derselbe keine Mitwisser oder Mitschul-
dige hatte, von Sr. Maj. dem König niederge-
schlagen worden.

Mainz, 6. August. Heute Abend ist Herr
Thiers und Familie hier eingetroffen und wird
morgen wieder seine Reise nach Baden=Baden fort-
setzen.

Aachen, 5. August. Die "Aachener Zeitung"
berichtet, daß die preußische Regierung sich die
Abhaltung eines Congresses der Legitimisten in
Aachen und überhaupt in ihrem Gebiete verbe-
ten hat.

Wien, 3. August. Es unterliegt keinem Zwei-
fel, daß die beabsichtigte Demonstration zum Em-
pfang der Wiener Amnestirten in Nußdorf einen
bedeutenden Antheil an der fürs erste von der
Hand gewiesenen Aufhebung des Belagerungszu-
standes haben dürfte.

Berlin, 6. August. Aus London erfährt die
"N. Pr. Z.", daß der dortige österreichische Ge-
schäftsträger, Baron Koller, von seiner Regierung
den Auftrag erhalten hat, das Protokoll der Lon-
doner Conferenz rücksichtlich der dänischen Ge-
sammtmonarchie zu unterzeichnen, und zwar mit
der Reservation: "unbeschadet der Rechte des
deutschen Bundes."

Halle, 4. August. Vorgestern starb hier Dr.
Machand, ordentlicher Professor der Chemie, in
den besten Jahren.

Kopenhagen, 2. August. Es ist hier die fol-
gende Bekanntmachung dd. 1. August 1850 er-
schienen: "Das könig. dänische Kriegsministerium
bringt Nachstehendes zur öffentlichen Kunde: Da
die sogenannte schleswig=holsteinische Armee sich im
offenen Aufstande gegen ihren rechtmäßigen Lan-
desherrn befindete werden alle in den Herzogthü-
mern Schleswig oder Holstein nicht Gebürtigten,
welche in der Jnsurgenten=Armee dienen oder
Dienste nehmen, sei es als Offiziere, Unteroffiziere
oder Gemeine, aufgefordert, diesen nicht unter dem
Schutze des Völkerrechts stehenden Dienst zu ver-
lassen, widrigenfalls werden sie, wenn sie in Gefan-
genschaft gerathen sollten, nicht als Kriegsgefan-
gene behandelt werden.

[Spaltenumbruch]

Schluß d. Circulardepesche des öster.
Kabinets in Betreff des Vorschlags
der Einberufung des engeren Rathes.

Dieses Mittel liegt in der Einberufung des enge-
ren Rathes der Bundesversammlung, mit der
Aufgabe, bis zur Einsetzung einer neuen proviso-
rischen Bundeszentralgewalt, seiner ursprünglichen
Bestimmung gemäß, die Obliegenheiten eines sol-
chen Organs zu besorgen und gleichzeitig zu den,
Behufs der Verfassungsrevision erforderlichen Ar-
beiten zu schreiten. Die Bundesversammlung hat
ihre von der Gründung des Bundes an bis zum
12. Juli 1848 fortgesetzte Wirksamkeit mit die-
sem Tage als geschlossen erklärt und die Ausü-
bung ihrer Rechte und Pflichten an eine provis.
Zentralgewalt in der sich von selbst verstehenden
Voraussetzung übertragen, daß eine definitive
Bundesgewalt in Folge der Einführung einer
neuen Verfassung an deren Stelle treten werde.
Diese Erwartung ist nicht in Erfüllung gegangen,
und der Erzherzog Reichsverweser war in dem
Falle, die ihm anvertrauten Gewalten abermals
nur an ein interimistisch bestelltes Bundesorgan
zu übergeben. Bei dem am 1. Mai d. Js. er-
folgten Erlöschen der Vollmachten dieses letzteren
war die vorerwähnte, im § 3 der Uebereinkunft
vom 30. September v. J. näher angedeutete Vor-
aussetzung noch immer nicht in Erfüllung gegan-
gen. Die neue Bundesverfassung ist bis jetzt
nicht zu Stande gekommen. Die rechtmäßige
Wirksamkeit der einstweilen geschaffenen Proviso-
rien hat aufgehört. Der Bund ist daher that-
sächlich ohne gemeinsames oberstes Organ. Die
Hoffnung auf die Möglichkeit, ein solches zu
schaffen, ist geschwunden, während die Existenz
des Bundes, welcher ohne diese Einrichtung nicht
zu bestehen vermag, wesentlich gefährdet ist. Es
können daher die unter solchen Umständen erle-
digten Gewalten, deren Ausübung nicht unterbro-
chen werden darf, nur an die, als das beständige
verfassungsmäßige Organ des Wollens und Han-
delns des Bundes erklärte Bundesversammlung
zurückfallen. Ew. -- haben der -- Regierung von
gegenwärtiger Depesche Kenntniß und auf Ver-
langen auch Abschrift zu geben und unser Ersu-
chen dringend zu bevorworten, daß es ihr gefällig
sein möge, ihren Bevollmächtigten bei der Bun-
desplenarversammlung ohne Zeitverlust mit den
geeigneten Jnstruktionen zu versehen, damit so
bald als möglich ein, demnächst von dem Vor-
sitzenden im Auftrage seines Hofes und in Ueber-
einstimmung mit meinen heutigen Eröffnungen zu
stellender Antrag zum Beschlusse erhoben werden
könne. Empfangen Ew. ec.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 7. August 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......12101215
   "   5% Metallique.... 8282 1 / 2
   "   4%   "   ....63 1 / 264
   "   3%   "   .... 4848 1 / 2
   "   2 1 / 2 %   "   ....43 3 / 444
   "   4 1 / 2 % Bethmann...77 3 / 4 78 1 / 4
   "   4%   "   ...
67--
   "   fl. 250 Loose v. J. 1839.100 1 / 2101
   "   "   500   "   "   1834.155155 1 / 2
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.8787 1 / 2
   "   Tthl. 50 Prämien Scheine.107 3 / 4--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 8484 1 / 2
   "   4%   "   ....
89 3 / 889 7 / 8
   "   5%   "   ....100 1 / 4 100 3 / 4
Württemberg3 1 / 4 % "   ....84 1 / 2 85
   "   4 1 / 2    "   ....
98 1 / 498 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   "   ....82 1 / 4 82 3 / 4
   "   fl. 35 Loose   ......31 3 / 432
   "   "   50   "   ......53 1 / 254
Nassau fl. 25 "   ......24 7 / 825 1 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 1 / 874 5 / 8
   "   "   "   25   "   ... 2828 1 / 2
Polen fl. 300   "   ... 139 --
Sardinien Fcs. 36   "...
33 3 / 4 34 1 / 4
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

Jtalien.

Modena, 29. Juli. Der heutige „Messagere
di Modena“ enthält in seiner amtlichen Abthei-
lung folgenden Artikel: Durch herzogliches De-
kret vom 24. d. M. ist die wohlverdiente Gesell-
schaft Jesu, die während der politischen Stürme
der verflossenen Jahre aus dem herzogl. Staat
entfernt worden war, wieder im selben aufgenom-
men und ihr die Administration der Güter und
Häuser, die sie vor der Revolution besessen hatte,
wieder eingeräumt worden. Kraft desselben De-
krets wird der gedachten Gesellschaft gestattet, die
Schulen in Modena, Reggio und Massa am
1. Nov. d. J. wieder zu eröffnen und ihr, wie
früher, die Leitung der in besagten Städten be-
stehenden Convicte anvertraut. Unabhängig von
diesen Schulen, können jedoch noch andere für den
öffentlichen Unterricht eröffnet werden.

Neuestes.

München, 6. August. Was nicht alles aus
einem gesinnungstüchtigen Redakteur werden kann!
So erfahren wir eben aus der öffentlichen Magi-
stratssitzung vom Dienstag, daß der Redakteur des
„Gradaus“ Hr. Vechioni, um die Erlaubniß ein-
gekommen, einen „Cigarren=, Schnupf= und Rauch-
tabaksladen “ eröffnen zu dürfen, also gesonnen ist,
beim Dampf= und üblen Rauchhandwerk zu blei-
ben. Der Magistrat hat dem Bittsteller übrigens
aufgegeben, vorerst ein „Befähigungs = Zeugniß“
beizubringen. Wenn es mit dem „neuen Geschäft“,
wie mit dem „im rothesten Demokratiemachen“
geht, so bedauern wir den jungen Mann. A. P.

Advokat Titus ist in Bamberg sehr unbemerkt
eingezogen. Sein Dank im Tagblatt „für den
für ihn vorbereiteten herzlichen Empfang“ nimmt
sich wie die Jronie auf die Wirklichkeit aus. Er
fur in offener Chaise, aber kein Mensch beküm-
merte sich um ihn.

Speyer, 4. August. Am Donnerstag war
beim Militär Zahltag. Es wurde dießmal der
Anfang damit gemacht, die Löhnungen der Sol-
daten auf den normalen Preis zu setzen, ( wäh-
rend des Kriegszustandes hatten dieselben bekannt-
lich eine Zulage ) . Hierüber aufgebracht, äußer-
ten viele ihren Unwillen und ließen zugleich in
den Wirthshäusern die Aeußerung fallen, daß al-
len Bierwirthen, welche das Bier nicht um 2 kr.
pr. Schoppen ausschenkten und insbesondere dem
rothen Kolb, der in München veranlaßt habe,
daß ihnen dieser Abzug gemacht werde, heute
Abend Alles zusammengeschlagen werde. Schon
Mittags 2 Uhr wurde hievon der Polizei Anzeige
gemacht, und um 3 Uhr wußten es bereits alle
Behörden, deren Aufgabe es ist, die Bürger zu
schützen und Ruhe und Ordnung aufrecht zu er-
halten. Ohnerachtet desselben finden sich gegen
Abend viele Soldaten, des 14. Regiments in ei-
nem Bierhause ein, ziehen in Colonnen gegen 1 / 2 8
Uhr, etwa 60 bis 70 Mann hoch, an der Haupt-
wache vorüber nach der Born'schen Brauerei u. zer-
schlugen dort Alles, was zerbrechlich war, als Gläser,
Tische u. s. w., angeblich nur, um zu erzwingen,
daß dieser Wirth das Bier um 2 kr. verkaufe.
Erst jetzt bemerkte man einige Offiziere, die unter
die Soldaten kamen und als sie auf dem Wege
nach dem Moosschen Bierkeller waren, um auch
dort Aehnliches aufzuführen, kam der kgl. Regie-
rungspräsident unter sie, um sie durch eine An-
rede zu beruhigen. Er soll ihnen unter Anderem
gesagt haben, daß er ein großer Freund des Mi-
litärs wäre und, daß er bereits nach München be-
richtet habe, um zu bezwecken, daß sie auch ferner
die seitherige Zulage erhalten würden. Die Sol-
daten ließen jetzt den Präsidenten, dann die Of-
fiziere und endlich auch den General, der dazu
kam, hoch leben. Während dieses vorging, war
eine kleinere Abtheilung bereits in den Moos'schen
Keller gegangen und hatte dort das Bier um
2 kr. verlangt; man erklärte jedoch, daß es um
[Spaltenumbruch] diesen Preis nicht abgegeben werden könnte,
wolle ihnen aber den Schlüssel ausliefern, damit sie
eigenmächtig trinken könnten nach Lust. Theils
hierdurch beschämt, theils durch die Versprechung
beruhigt, zogen die Soldaten singend durch die
Stadt nach der Kaserne, geleitet von dem Präsi-
denten und den höheren Offizieren. Diesen Abend
ward auch schon um 8 statt 9 Uhr Zapfenstreich
geschlagen. Am Freitag Abend blieb es ziemlich
ruhig; dagegen nach halb 10 Uhr drangen einige
Soldaten in die Bäckerei von Diessenbach, ganz
nahe bei Kolb, warfen dort Tische und Fenster
zusammen und mißhandelten eine Magd. -- Ge-
stern blieb es nur bei einzeln vernommenen Dro-
hungen, dahin gehend, daß Kolb und den Wirthen
doch Alles müßte zerschlagen werden. Heute nun,
wo in allen Wirthshausern getanzt wird, fürchtet
man wieder Vieles; aber trotzdem vernimmt man
nicht, daß von Seiten der Civil= oder Militärbe-
hörde wirklich ernste Maßregeln getroffen worden.
Man fürchtet sehr, wenn nicht bald Aenderungen
eintreten, daß es hier noch zu blutigen Scenen
kommen wird.

   

* † Landau, 5. August. Das städtische Musik-
Corps veranstaltete vorgestern ein Konzert zum
Besten der Schleswig=Holsteiner; der Ertrag des-
selben war gut. Nach Beendigung desselben brachte
ein junger Mensch einen höchst anstößigen Toast
aus, in Folge dessen das Militär in Aufregung
versetzt und bedauerliche Ruhestörungen hervorge-
rufen wurden.

† Hörstein, 5. August. Schon am 31. Juli
wurden trotz des schlechten Frühjahrs hier fast
ganz weiche Trauben gefunden. Wir haben alle
Hoffnung eines guten Herbstes.

Stuttgart, 5. August. Der Criminalprozeß
gegen den Buchbinderlehrling Farr „wegen Vor-
bereitung zum Hochverrath“ ist, nachdem sich er-
geben, daß derselbe keine Mitwisser oder Mitschul-
dige hatte, von Sr. Maj. dem König niederge-
schlagen worden.

Mainz, 6. August. Heute Abend ist Herr
Thiers und Familie hier eingetroffen und wird
morgen wieder seine Reise nach Baden=Baden fort-
setzen.

Aachen, 5. August. Die „Aachener Zeitung“
berichtet, daß die preußische Regierung sich die
Abhaltung eines Congresses der Legitimisten in
Aachen und überhaupt in ihrem Gebiete verbe-
ten hat.

Wien, 3. August. Es unterliegt keinem Zwei-
fel, daß die beabsichtigte Demonstration zum Em-
pfang der Wiener Amnestirten in Nußdorf einen
bedeutenden Antheil an der fürs erste von der
Hand gewiesenen Aufhebung des Belagerungszu-
standes haben dürfte.

Berlin, 6. August. Aus London erfährt die
„N. Pr. Z.“, daß der dortige österreichische Ge-
schäftsträger, Baron Koller, von seiner Regierung
den Auftrag erhalten hat, das Protokoll der Lon-
doner Conferenz rücksichtlich der dänischen Ge-
sammtmonarchie zu unterzeichnen, und zwar mit
der Reservation: „unbeschadet der Rechte des
deutschen Bundes.“

Halle, 4. August. Vorgestern starb hier Dr.
Machand, ordentlicher Professor der Chemie, in
den besten Jahren.

Kopenhagen, 2. August. Es ist hier die fol-
gende Bekanntmachung dd. 1. August 1850 er-
schienen: „Das könig. dänische Kriegsministerium
bringt Nachstehendes zur öffentlichen Kunde: Da
die sogenannte schleswig=holsteinische Armee sich im
offenen Aufstande gegen ihren rechtmäßigen Lan-
desherrn befindete werden alle in den Herzogthü-
mern Schleswig oder Holstein nicht Gebürtigten,
welche in der Jnsurgenten=Armee dienen oder
Dienste nehmen, sei es als Offiziere, Unteroffiziere
oder Gemeine, aufgefordert, diesen nicht unter dem
Schutze des Völkerrechts stehenden Dienst zu ver-
lassen, widrigenfalls werden sie, wenn sie in Gefan-
genschaft gerathen sollten, nicht als Kriegsgefan-
gene behandelt werden.

[Spaltenumbruch]

Schluß d. Circulardepesche des öster.
Kabinets in Betreff des Vorschlags
der Einberufung des engeren Rathes.

Dieses Mittel liegt in der Einberufung des enge-
ren Rathes der Bundesversammlung, mit der
Aufgabe, bis zur Einsetzung einer neuen proviso-
rischen Bundeszentralgewalt, seiner ursprünglichen
Bestimmung gemäß, die Obliegenheiten eines sol-
chen Organs zu besorgen und gleichzeitig zu den,
Behufs der Verfassungsrevision erforderlichen Ar-
beiten zu schreiten. Die Bundesversammlung hat
ihre von der Gründung des Bundes an bis zum
12. Juli 1848 fortgesetzte Wirksamkeit mit die-
sem Tage als geschlossen erklärt und die Ausü-
bung ihrer Rechte und Pflichten an eine provis.
Zentralgewalt in der sich von selbst verstehenden
Voraussetzung übertragen, daß eine definitive
Bundesgewalt in Folge der Einführung einer
neuen Verfassung an deren Stelle treten werde.
Diese Erwartung ist nicht in Erfüllung gegangen,
und der Erzherzog Reichsverweser war in dem
Falle, die ihm anvertrauten Gewalten abermals
nur an ein interimistisch bestelltes Bundesorgan
zu übergeben. Bei dem am 1. Mai d. Js. er-
folgten Erlöschen der Vollmachten dieses letzteren
war die vorerwähnte, im § 3 der Uebereinkunft
vom 30. September v. J. näher angedeutete Vor-
aussetzung noch immer nicht in Erfüllung gegan-
gen. Die neue Bundesverfassung ist bis jetzt
nicht zu Stande gekommen. Die rechtmäßige
Wirksamkeit der einstweilen geschaffenen Proviso-
rien hat aufgehört. Der Bund ist daher that-
sächlich ohne gemeinsames oberstes Organ. Die
Hoffnung auf die Möglichkeit, ein solches zu
schaffen, ist geschwunden, während die Existenz
des Bundes, welcher ohne diese Einrichtung nicht
zu bestehen vermag, wesentlich gefährdet ist. Es
können daher die unter solchen Umständen erle-
digten Gewalten, deren Ausübung nicht unterbro-
chen werden darf, nur an die, als das beständige
verfassungsmäßige Organ des Wollens und Han-
delns des Bundes erklärte Bundesversammlung
zurückfallen. Ew. -- haben der -- Regierung von
gegenwärtiger Depesche Kenntniß und auf Ver-
langen auch Abschrift zu geben und unser Ersu-
chen dringend zu bevorworten, daß es ihr gefällig
sein möge, ihren Bevollmächtigten bei der Bun-
desplenarversammlung ohne Zeitverlust mit den
geeigneten Jnstruktionen zu versehen, damit so
bald als möglich ein, demnächst von dem Vor-
sitzenden im Auftrage seines Hofes und in Ueber-
einstimmung mit meinen heutigen Eröffnungen zu
stellender Antrag zum Beschlusse erhoben werden
könne. Empfangen Ew. ec.



Verantwortlicher Redakteur u. Verleger:
Franz v. Faber.



Frankfurter Cours.
Den 7. August 1850.
Geld.Papier.
Oesterreich Bankaktien......12101215
   „   5% Metallique.... 8282 1 / 2
   „   4%   „   ....63 1 / 264
   „   3%   „   .... 4848 1 / 2
   „   2 1 / 2 %   „   ....43 3 / 444
   „   4 1 / 2 % Bethmann...77 3 / 4 78 1 / 4
   „   4%   „   ...
67--
   „   fl. 250 Loose v. J. 1839.100 1 / 2101
   „   „   500   „   „   1834.155155 1 / 2
Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine.8787 1 / 2
   „   Tthl. 50 Prämien Scheine.107 3 / 4--
Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 8484 1 / 2
   „   4%   „   ....
89 3 / 889 7 / 8
   „   5%   „   ....100 1 / 4 100 3 / 4
Württemberg3 1 / 4 % „   ....84 1 / 2 85
   „   4 1 / 2    „   ....
98 1 / 498 3 / 4
Baden   3 1 / 2 %   „   ....82 1 / 4 82 3 / 4
   „   fl. 35 Loose   ......31 3 / 432
   „   „   50   „   ......53 1 / 254
Nassau fl. 25 „   ......24 7 / 825 1 / 8
Hessen Darmst. fl. 50 Loose   ...74 1 / 874 5 / 8
   „   „   „   25   „   ... 2828 1 / 2
Polen fl. 300   „   ... 139 --
Sardinien Fcs. 36   „...
33 3 / 4 34 1 / 4
[Ende Spaltensatz]

Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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[0004] Jtalien. Modena, 29. Juli. Der heutige „Messagere di Modena“ enthält in seiner amtlichen Abthei- lung folgenden Artikel: Durch herzogliches De- kret vom 24. d. M. ist die wohlverdiente Gesell- schaft Jesu, die während der politischen Stürme der verflossenen Jahre aus dem herzogl. Staat entfernt worden war, wieder im selben aufgenom- men und ihr die Administration der Güter und Häuser, die sie vor der Revolution besessen hatte, wieder eingeräumt worden. Kraft desselben De- krets wird der gedachten Gesellschaft gestattet, die Schulen in Modena, Reggio und Massa am 1. Nov. d. J. wieder zu eröffnen und ihr, wie früher, die Leitung der in besagten Städten be- stehenden Convicte anvertraut. Unabhängig von diesen Schulen, können jedoch noch andere für den öffentlichen Unterricht eröffnet werden. Neuestes. München, 6. August. Was nicht alles aus einem gesinnungstüchtigen Redakteur werden kann! So erfahren wir eben aus der öffentlichen Magi- stratssitzung vom Dienstag, daß der Redakteur des „Gradaus“ Hr. Vechioni, um die Erlaubniß ein- gekommen, einen „Cigarren=, Schnupf= und Rauch- tabaksladen “ eröffnen zu dürfen, also gesonnen ist, beim Dampf= und üblen Rauchhandwerk zu blei- ben. Der Magistrat hat dem Bittsteller übrigens aufgegeben, vorerst ein „Befähigungs = Zeugniß“ beizubringen. Wenn es mit dem „neuen Geschäft“, wie mit dem „im rothesten Demokratiemachen“ geht, so bedauern wir den jungen Mann. A. P. Advokat Titus ist in Bamberg sehr unbemerkt eingezogen. Sein Dank im Tagblatt „für den für ihn vorbereiteten herzlichen Empfang“ nimmt sich wie die Jronie auf die Wirklichkeit aus. Er fur in offener Chaise, aber kein Mensch beküm- merte sich um ihn. Speyer, 4. August. Am Donnerstag war beim Militär Zahltag. Es wurde dießmal der Anfang damit gemacht, die Löhnungen der Sol- daten auf den normalen Preis zu setzen, ( wäh- rend des Kriegszustandes hatten dieselben bekannt- lich eine Zulage ) . Hierüber aufgebracht, äußer- ten viele ihren Unwillen und ließen zugleich in den Wirthshäusern die Aeußerung fallen, daß al- len Bierwirthen, welche das Bier nicht um 2 kr. pr. Schoppen ausschenkten und insbesondere dem rothen Kolb, der in München veranlaßt habe, daß ihnen dieser Abzug gemacht werde, heute Abend Alles zusammengeschlagen werde. Schon Mittags 2 Uhr wurde hievon der Polizei Anzeige gemacht, und um 3 Uhr wußten es bereits alle Behörden, deren Aufgabe es ist, die Bürger zu schützen und Ruhe und Ordnung aufrecht zu er- halten. Ohnerachtet desselben finden sich gegen Abend viele Soldaten, des 14. Regiments in ei- nem Bierhause ein, ziehen in Colonnen gegen 1 / 2 8 Uhr, etwa 60 bis 70 Mann hoch, an der Haupt- wache vorüber nach der Born'schen Brauerei u. zer- schlugen dort Alles, was zerbrechlich war, als Gläser, Tische u. s. w., angeblich nur, um zu erzwingen, daß dieser Wirth das Bier um 2 kr. verkaufe. Erst jetzt bemerkte man einige Offiziere, die unter die Soldaten kamen und als sie auf dem Wege nach dem Moosschen Bierkeller waren, um auch dort Aehnliches aufzuführen, kam der kgl. Regie- rungspräsident unter sie, um sie durch eine An- rede zu beruhigen. Er soll ihnen unter Anderem gesagt haben, daß er ein großer Freund des Mi- litärs wäre und, daß er bereits nach München be- richtet habe, um zu bezwecken, daß sie auch ferner die seitherige Zulage erhalten würden. Die Sol- daten ließen jetzt den Präsidenten, dann die Of- fiziere und endlich auch den General, der dazu kam, hoch leben. Während dieses vorging, war eine kleinere Abtheilung bereits in den Moos'schen Keller gegangen und hatte dort das Bier um 2 kr. verlangt; man erklärte jedoch, daß es um diesen Preis nicht abgegeben werden könnte, wolle ihnen aber den Schlüssel ausliefern, damit sie eigenmächtig trinken könnten nach Lust. Theils hierdurch beschämt, theils durch die Versprechung beruhigt, zogen die Soldaten singend durch die Stadt nach der Kaserne, geleitet von dem Präsi- denten und den höheren Offizieren. Diesen Abend ward auch schon um 8 statt 9 Uhr Zapfenstreich geschlagen. Am Freitag Abend blieb es ziemlich ruhig; dagegen nach halb 10 Uhr drangen einige Soldaten in die Bäckerei von Diessenbach, ganz nahe bei Kolb, warfen dort Tische und Fenster zusammen und mißhandelten eine Magd. -- Ge- stern blieb es nur bei einzeln vernommenen Dro- hungen, dahin gehend, daß Kolb und den Wirthen doch Alles müßte zerschlagen werden. Heute nun, wo in allen Wirthshausern getanzt wird, fürchtet man wieder Vieles; aber trotzdem vernimmt man nicht, daß von Seiten der Civil= oder Militärbe- hörde wirklich ernste Maßregeln getroffen worden. Man fürchtet sehr, wenn nicht bald Aenderungen eintreten, daß es hier noch zu blutigen Scenen kommen wird. ( Frkf. J. ) * † Landau, 5. August. Das städtische Musik- Corps veranstaltete vorgestern ein Konzert zum Besten der Schleswig=Holsteiner; der Ertrag des- selben war gut. Nach Beendigung desselben brachte ein junger Mensch einen höchst anstößigen Toast aus, in Folge dessen das Militär in Aufregung versetzt und bedauerliche Ruhestörungen hervorge- rufen wurden. † Hörstein, 5. August. Schon am 31. Juli wurden trotz des schlechten Frühjahrs hier fast ganz weiche Trauben gefunden. Wir haben alle Hoffnung eines guten Herbstes. Stuttgart, 5. August. Der Criminalprozeß gegen den Buchbinderlehrling Farr „wegen Vor- bereitung zum Hochverrath“ ist, nachdem sich er- geben, daß derselbe keine Mitwisser oder Mitschul- dige hatte, von Sr. Maj. dem König niederge- schlagen worden. Mainz, 6. August. Heute Abend ist Herr Thiers und Familie hier eingetroffen und wird morgen wieder seine Reise nach Baden=Baden fort- setzen. Aachen, 5. August. Die „Aachener Zeitung“ berichtet, daß die preußische Regierung sich die Abhaltung eines Congresses der Legitimisten in Aachen und überhaupt in ihrem Gebiete verbe- ten hat. Wien, 3. August. Es unterliegt keinem Zwei- fel, daß die beabsichtigte Demonstration zum Em- pfang der Wiener Amnestirten in Nußdorf einen bedeutenden Antheil an der fürs erste von der Hand gewiesenen Aufhebung des Belagerungszu- standes haben dürfte. Berlin, 6. August. Aus London erfährt die „N. Pr. Z.“, daß der dortige österreichische Ge- schäftsträger, Baron Koller, von seiner Regierung den Auftrag erhalten hat, das Protokoll der Lon- doner Conferenz rücksichtlich der dänischen Ge- sammtmonarchie zu unterzeichnen, und zwar mit der Reservation: „unbeschadet der Rechte des deutschen Bundes.“ Halle, 4. August. Vorgestern starb hier Dr. Machand, ordentlicher Professor der Chemie, in den besten Jahren. Kopenhagen, 2. August. Es ist hier die fol- gende Bekanntmachung dd. 1. August 1850 er- schienen: „Das könig. dänische Kriegsministerium bringt Nachstehendes zur öffentlichen Kunde: Da die sogenannte schleswig=holsteinische Armee sich im offenen Aufstande gegen ihren rechtmäßigen Lan- desherrn befindete werden alle in den Herzogthü- mern Schleswig oder Holstein nicht Gebürtigten, welche in der Jnsurgenten=Armee dienen oder Dienste nehmen, sei es als Offiziere, Unteroffiziere oder Gemeine, aufgefordert, diesen nicht unter dem Schutze des Völkerrechts stehenden Dienst zu ver- lassen, widrigenfalls werden sie, wenn sie in Gefan- genschaft gerathen sollten, nicht als Kriegsgefan- gene behandelt werden. ( Gez. ) Hansen. Schluß d. Circulardepesche des öster. Kabinets in Betreff des Vorschlags der Einberufung des engeren Rathes. Dieses Mittel liegt in der Einberufung des enge- ren Rathes der Bundesversammlung, mit der Aufgabe, bis zur Einsetzung einer neuen proviso- rischen Bundeszentralgewalt, seiner ursprünglichen Bestimmung gemäß, die Obliegenheiten eines sol- chen Organs zu besorgen und gleichzeitig zu den, Behufs der Verfassungsrevision erforderlichen Ar- beiten zu schreiten. Die Bundesversammlung hat ihre von der Gründung des Bundes an bis zum 12. Juli 1848 fortgesetzte Wirksamkeit mit die- sem Tage als geschlossen erklärt und die Ausü- bung ihrer Rechte und Pflichten an eine provis. Zentralgewalt in der sich von selbst verstehenden Voraussetzung übertragen, daß eine definitive Bundesgewalt in Folge der Einführung einer neuen Verfassung an deren Stelle treten werde. Diese Erwartung ist nicht in Erfüllung gegangen, und der Erzherzog Reichsverweser war in dem Falle, die ihm anvertrauten Gewalten abermals nur an ein interimistisch bestelltes Bundesorgan zu übergeben. Bei dem am 1. Mai d. Js. er- folgten Erlöschen der Vollmachten dieses letzteren war die vorerwähnte, im § 3 der Uebereinkunft vom 30. September v. J. näher angedeutete Vor- aussetzung noch immer nicht in Erfüllung gegan- gen. Die neue Bundesverfassung ist bis jetzt nicht zu Stande gekommen. Die rechtmäßige Wirksamkeit der einstweilen geschaffenen Proviso- rien hat aufgehört. Der Bund ist daher that- sächlich ohne gemeinsames oberstes Organ. Die Hoffnung auf die Möglichkeit, ein solches zu schaffen, ist geschwunden, während die Existenz des Bundes, welcher ohne diese Einrichtung nicht zu bestehen vermag, wesentlich gefährdet ist. Es können daher die unter solchen Umständen erle- digten Gewalten, deren Ausübung nicht unterbro- chen werden darf, nur an die, als das beständige verfassungsmäßige Organ des Wollens und Han- delns des Bundes erklärte Bundesversammlung zurückfallen. Ew. -- haben der -- Regierung von gegenwärtiger Depesche Kenntniß und auf Ver- langen auch Abschrift zu geben und unser Ersu- chen dringend zu bevorworten, daß es ihr gefällig sein möge, ihren Bevollmächtigten bei der Bun- desplenarversammlung ohne Zeitverlust mit den geeigneten Jnstruktionen zu versehen, damit so bald als möglich ein, demnächst von dem Vor- sitzenden im Auftrage seines Hofes und in Ueber- einstimmung mit meinen heutigen Eröffnungen zu stellender Antrag zum Beschlusse erhoben werden könne. Empfangen Ew. ec. Verantwortlicher Redakteur u. Verleger: Franz v. Faber. Frankfurter Cours. Den 7. August 1850. Geld. Papier. Oesterreich Bankaktien...... 1210 1215 „ 5% Metallique.... 82 82 1 / 2 „ 4% „ .... 63 1 / 2 64 „ 3% „ .... 48 48 1 / 2 „ 2 1 / 2 % „ .... 43 3 / 4 44 „ 4 1 / 2 % Bethmann...77 3 / 4 78 1 / 4 „ 4% „ ... 67 -- „ fl. 250 Loose v. J. 1839. 100 1 / 2 101 „ „ 500 „ „ 1834. 155 155 1 / 2 Preußen3 1 / 2 % St. Schuld Scheine. 87 87 1 / 2 „ Tthl. 50 Prämien Scheine. 107 3 / 4 -- Bayern3 1 / 2 % Obligationen... 8484 1 / 2 „ 4% „ .... 89 3 / 8 89 7 / 8 „ 5% „ .... 100 1 / 4 100 3 / 4 Württemberg3 1 / 4 % „ ....84 1 / 2 85 „ 4 1 / 2 „ .... 98 1 / 4 98 3 / 4 Baden 3 1 / 2 % „ .... 82 1 / 4 82 3 / 4 „ fl. 35 Loose ...... 31 3 / 4 32 „ „ 50 „ ...... 53 1 / 2 54 Nassau fl. 25 „ ...... 24 7 / 8 25 1 / 8 Hessen Darmst. fl. 50 Loose ... 74 1 / 8 74 5 / 8 „ „ „ 25 „ ... 28 28 1 / 2 Polen fl. 300 „ ... 139 -- Sardinien Fcs. 36 „... 33 3 / 4 34 1 / 4 Druck von Joseph Steib in Würzburg.

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 189. Würzburg, 8. August 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische189_1850/4>, abgerufen am 28.03.2024.