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Die Bayerische Presse. Nr. 224. Würzburg, 18. September 1850.

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[Spaltenumbruch] den Angeklagten, die sich stellten, wurde Keiner
ins Gefängniß geworfen; es waren nur die un-
bedeutendern Mitglieder des Kriegsrathes; im
Gegentheil wurden sie sehr höflich behandelt und
mit allen möglichen Zureden aufgefordert, gegen
gewisse Personen Angaben zu machen, wobei ihnen
für ihre Person eine sichere Straflosigkeit in Aus-
sicht gestellt wurde. Wäre eines der bedeutendern
Mitglieder in die Gewalt seiner Verfolger ge-
kommen, weiß der Himmel, welches Schicksal ihm
zubereitet worden wäre. Welchen von den Lesern
dieses Artikels wird nicht ein Schauer durchrieseln
bei, dieser wahrhaften Schilderung der radicalen
Justiz in der Schweiz! Wenn man bedenkt, daß
diese Justizmörder der Schweiz theilweis die Leh-
rer, theilweis die Lehrlinge des deutschen Radi-
calismus sind, daß sie mit Gesinnung, Gewissen-
haftigkeit, Scham nicht besser, als die deutschen
radicalen Schreier bestellt, diese vielleicht noch et-
was roher sind, weil sie die Routine nicht haben,
wie jene, so mag man daraus erkennen, welches
Schicksal Deutschland zu erdulden haben würde,
wenn je die deutsche Revolutionspartei zur Herr-
schaft kommen sollte. Wir sagen nicht zu viel,
wenn wir behaupten, daß eine Wiederholung der
Greuel der französischen Revolution leicht mög-
lich wäre, und daß der Ungeheuer, die Millionen
Köpfe wie Heinzen verlangen, bei einem Siege
Tausende und Tausende aufstehen würden.

Deutschland.

München, 16. Sept. Sicherem Vernehmen
zufolge tritt von Seite der kgl. Staatsregierung
in dem Tarif für den Gebrauch des Telegraphen
vom 1. Oktober an eine bedeutende Minderung
ein.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Kassel, 14. Sept. Der Oberbefehlshaber,
Generallieutenant Bauer, hat noch gestern Abend
durch öffentlichen Anschlag bekannt machen lassen,
daß der Kurfürst den Sitz der Regierung bis auf
Weiteres in den Bezirk Hanau verlegt habe, wo-
mit das Jhnen schon gemeldete Gerücht also seine
Bestätigung erhalten. Nach der Verfassung ist
ein solcher Ortswechsel völlig zulässig, indem die-
selbe nur bestimmt, daß der Sitz der Regierung
nicht außer Landes verlegt werden dürfe. Die
vielen triumphirenden Gesichter fangen aber nun-
mehr schon an, ernste Züge anzunehmen, denn
Niemand kann sich verhehlen, daß mit der Ent-
fernung des Kurfürsten und seiner Minister der
politische Schwerpunkt des ganzen Landes eben-
falls der Stadt Kassel genommen ist. Die Rück-
sichten auf die materiellen Jnteressen einer alten
Residenzstadt, von denen im Schwunge des ersten
Enthusiasmus selten die Rede ist, werden schon
wieder Gegenstand der politischen Unterhaltung;
man erinnert sich, wie oft man es früher beklagt,
dem verstorbenen Kurfürsten einen Vorwand
zur Entfernung von Kassel gegeben zu haben.
Dazu kömmt noch die Besorgniß vor frem-
der Jntervention, worüber ältere besonnene
Leute, welche den Druck von fremder Einquar-
tirung noch aus früherer Zeit kennen, sehr be-
denklich den Kopf schütteln, eine Besorgniß, welche
freilich von einer Partei bespöttelt wird, welche
lieber heute, als morgen, preußisch werden möchte.
Wenn es dieser Partei nachginge, so hätte der
permanente landständische Ausschuß nichts Eilige-
res zu thun gehabt, als die Lösung unserer An-
gelegenheiten in die Hand des Königs von Preu-
ßen zu legen, was nach ihrer Meinung durch die
Anrufung des Unionsschiedsgerichtes hätte ge-
schehen können. Dieser Plan scheitert jedoch an
den drei Mitgliedern von der demokratischen Par-
tei, welche die Majorität des ständischen Aus-
schusses bilden. Weder Bayrhoffer, noch Kellner,
noch Gräfe werden jemals zu einem Aufgeben
der nationalen Selbstständigkeit eines alten Volks-
stammes die Hand bieten. Seitdem man aber
hiervon Gewißheit erlangt, ist auch auf einer ge-
wissen Seite schon eine Art von Muthlosigkeit
[Spaltenumbruch] eingetreten, indem man nach und nach darüber
ins Klare kömmt, daß, wenn Preußen an Hes-
sen keine materielle Eroberung machen kann, seine
Regierung auch nicht für Unterstützung eines Prin-
cips sich bereit finden lassen wird, dessen Durch-
führung sie in den eigenen Landen einen so be-
harrlichen Widerstand entgegengesetzt hat. Steuer-
verweigerung und Beamtenwiderstand sind Dinge,
die bei der preußischen Regierung wenig Sympa-
thie finden dürften.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Holstein, 9. Sept. Man denkt hier allge-
mein, es müsse in Bälde eine entscheidende Schlacht
vorfallen. Als Grund nimmt man die drohende
Stellung der Heere einander gegenüber an, und
glaubt auch voraussetzen zu können, daß Willisen
sammt der ganzen Generalität fest entschlossen sei,
bei erster bester Gelegenheit einen Hauptschlag zu
thun, jedenfalls nicht ohne einen solchen vom
Kampfplatze abzutreten; denn die Ehre fordere,
daß die erlittene Scharte wieder ausgewetzt werde!
Sehr Viele sind überhaupt der Meinung, "an
ein Abtreten vom Kampfplatze", d. h. an Frieden
sei noch lange nicht zu denken, denn man wolle
von keiner Seite nachgeben, und eine Jnterven-
tion werde nicht leicht stattfinden können. Eine
russische oder englische werde Deutschland einmal
nicht zugeben; soviel Chrgefühl müsse man ihm
doch noch zutrauen; und eine deutsche werde ganz
Deutschland in Flammen setzen; ja sogar jedes
deutsche Armeecorps, welches auch hierher kom-
mandirt werden sollte, würde zu unserer Armee
übergehen. Fürwahr, herrliche Aussichten. Auf
die Gefahr einer Jnsurrektion des deutschen Vol-
kes und des Treubruchs des deutschen Militärs,
scheuet man sich nicht, hinzuweisen! Allein Gott-
lob! ich glaube nicht, daß die Aussichten ganz so
unfreundlich sind. Jch glaube nicht, daß Willisen
"fest entschlossen ist," noch einen "Hauptschlag zu
thun". Eine ihm sehr nahe stehende Person hat
unlängst geäußert: "Was es helfen könne? --
Freilich dränge die Statthalterschaft vorwärts."
Wollte ich hierauf als auf eine persönliche Mei-
nung auch nicht viel Gewicht legen, so muß ich
doch die Frage wiederholen: "Was kann es hel-
fen?" und ich müßte an der gesunden Einsicht
der Statthalterschaft verzweifeln, wenn sie die
Vollgültigkeit dieses Einwandes nicht zugebe. Er
hat eine doppelte Bedeutung: "Uns wird der Friede
doch diktirt werden." Jch halte Beides für wahr.
Konnte unsere Armee den Dänen nicht Stand
halten in einer so vortheilhaften Position, als bei
Jdstedt, so wird sie gewiß nicht im Stande sein,
dieselben aus ihren sehr festen Verschanzungen in
Schleswig zu treiben, und wenn sie auch um die
Hälfte vergrößert wäre. Mögen auch Zufällig-
keiten und Mißgriffe bei Jdstedt mitgespielt ha-
ben, so räumen doch Alle ein, daß die Dänen
den Unsrigen an Zahl überlegen waren und an
Tapferkeit nicht nachstanden. Willisen dürfte dem-
nach wohl Grund haben, sich zu hüten, daß er
eine zweite Scharte empfange, statt eine erlittene
auszuwetzen. Drohende Stellungen und kleine
Vorpostengefechte dienen dazu, sowohl den Geist
des Militärs, als auch die Theilnahme des Vol-
kes rege und seinen eigenen Cxedit so gut, als
möglich, aufrecht zu erhalten. Sollte demnach
die Statthalterschaft in der That vorwärts drän-
gen, -- freilich, sie würde von der neuen Lan-
desversammlung, die in Kiel wieder zusammenge-
treten ist, und heute ihr Werk mit Anhörung ei-
ner Landtagspredigt begonnen hat, unterstützt, ja
vielleicht noch gar energisch gedrängt werden, in-
dem dieselbe überwiegend demokratisch sein soll,
-- allein es wäre fürwahr nicht abzusehen, was
sie wolle, und worauf sie baue? Etwa auf au-
ßerordentliche strategische Fehler der dänischen Heer-
führer? oder etwa auch auf eine allgemeine Jn-
surrektion Deutschlands? Lieber wollte ich anneh-
men, sie sei an die Gerechtigkeit der Sache so
orthodox gläubig, daß sie auf besondern Beistand
des Himmels baue! Gewiß sind die Statthalter,
[Spaltenumbruch] namentlich Reventlon, viel zu ehrenhafte Charak-
tere, wofür sie auch allgemein gelten. Was ich
vermuthe, ist dies, daß sie sowohl, als Willisen,
nur den Augenblick abwarten, wo der Frieden
mit Dänemark durch den deutschen Bund ratifi-
zirt sein, und dieser durch Commissäre mit Ernst
einschreiten wird; so lange suchen sie wahrschein-
lich und hoffentlich nur durch Demonstrationen
die Landesschreier zu beschwichtigen, und den Sta-
tus quo
hinzuhalten, und nach meinem Urtheile
zum großen Nutzen des Landes. Denn es würde
dann die s. g. Pacificirung des Landes doch hof-
fentlich nicht den Dänen allein überlassen sein,
sondern unter Mitwirkung der Bundeskommission.
Jn Schleswig ist dieselbe leider hie und da, frei-
lich nach Verschiedenheit der waltenden Persönlich-
keiten, nicht sehr pacifisch. Und in Holstein würde
die Menge der Schreier, zu denen sich auch ein
Theil des Heeres, namentlich die angeworbenen
Freiwilligen schlagen würden, überdies noch stren-
gere Maßregeln nothwendig hervorrufen. -- Daß
aber von Seiten Deutschlands wirklich Waffenge-
walt sollte angewendet werden müssen, um das
schleswig=holsteinische Heer aufzulösen oder zu re-
duciren, und das Land zur Ruhe zu bringen, das
glaube ich nicht eher, als bis ich es erlebe. Thäte
ein ernstes Wort der Commissäre noch nicht die
gewünschte Wirkung, die drohende Aufstellung ei-
nes Bundesarmeecorps, namentlich aus Oester-
reichern, welche mit unserem Lande und unserer
Armee noch nicht in nähere Beziehung gekommen
sind, würde ohne Zweifel schon fruchten.

Unter den vielen über das Gefecht am 12.
Sept. eingegangenen Berichten heben wir folgende
aus: Rendsburg, 13. Sept. Ein Theil der
Armee ist gestern bei Missunde gewesen und hat
dort die Verschanzungen recognoscirt, welche von
den Dänen bei der Brücke angelegt sind. Die
Truppen, speciell zu diesem Dienste beordert,
gehörten zu der Avantgarde und waren 5= bis
6000 Mann stark mit 20 Kanonen. Um 10
Uhr rückten sie von Holzbunge aus und in schnel-
lem Marsche zwischen dem Bisten= und Witten-
see durch Damendorf, Hütten und Osterbye. Eine
Viertelstunde hinter Osterbye liegt Westerthal,
und hier begann das erste Gefecht. Die Dänen
lagen in Westerthal selbst und in einem kleinen
Holze links ab. Sobald man ihre Gegenwart
gewahr wurde, wurden Tirailleurs auf beiden
Seiten ausgeschickt, die mit schnellem Schritt von
Knick zu Knick eilten und in wenigen Minuten
dicht vor dem Holze standen. Hier entspann sich
ein lebhaftes Kleingewehrfeuer das sich schnell auf
der linken Seite ausdehnte bis nach Kochendorf.
Da die Dänen das Holz hartnäckig vertheidigten,
wurde Befehl ertheilt, es mit Sturm zu nehmen.
Unter lautem Hurrah wurde der Befehl vollzo-
gen und die Dänen liefen, was sie konnten, aus
dem Holze heraus und quer Feld ein nach Kochen-
dorf. Hinter diesem Dorfe lagen drei Lager mit
sehr künstlich gebauten Hütten, in welchem eine
dänische Brigade einquartirt war. Diese zog zu-
erst nach Kochendorf, um das Dorf zu vertheidi-
gen, wurde aber sehr schnell gezwungen, sich auf
dem Wege nach Missunde zurückzuziehen. Die
Unsrigen folgten ihr so schnell wie möglich bis
in die Schußlinie der Schanzen der Brücke zu
Missunde. Von diesen Schanzen wurden sie mit
einem heftigen Feuer empfangen und gezwungen,
auf die Artillerie zu warten, welche durch die
Dämmung eines Baches aufgehalten war. Bald
erschien sie jedoch und zog durch merkliche Zeichen
ihrer Gegenwart das feindliche Feuer auf sich.
Sehr bald löste sich das Gefecht in ein heftiges
Geschützfeuer auf, jedoch schossen auch die
Jäger, die sich bis an die Anhöhen an
der Schlei herangeschlichen hatten, von da
aus über das Wasser auf den Feind. Unter die-
sem fürchterlichen Kugelregen ging der General
mit einem Theile seines Stabes vor, um die
Verschanzungen genau zu besehen. Es ergab sich,
daß die Danen drei große regelrechte Forts er-
baut hatten, welche alle das Defile nach der
Brücke bestreichen. Eins dieser Forts soll sogar
mit 20 Stück Geschütz von schwerem Caliber ar-

[Spaltenumbruch] den Angeklagten, die sich stellten, wurde Keiner
ins Gefängniß geworfen; es waren nur die un-
bedeutendern Mitglieder des Kriegsrathes; im
Gegentheil wurden sie sehr höflich behandelt und
mit allen möglichen Zureden aufgefordert, gegen
gewisse Personen Angaben zu machen, wobei ihnen
für ihre Person eine sichere Straflosigkeit in Aus-
sicht gestellt wurde. Wäre eines der bedeutendern
Mitglieder in die Gewalt seiner Verfolger ge-
kommen, weiß der Himmel, welches Schicksal ihm
zubereitet worden wäre. Welchen von den Lesern
dieses Artikels wird nicht ein Schauer durchrieseln
bei, dieser wahrhaften Schilderung der radicalen
Justiz in der Schweiz! Wenn man bedenkt, daß
diese Justizmörder der Schweiz theilweis die Leh-
rer, theilweis die Lehrlinge des deutschen Radi-
calismus sind, daß sie mit Gesinnung, Gewissen-
haftigkeit, Scham nicht besser, als die deutschen
radicalen Schreier bestellt, diese vielleicht noch et-
was roher sind, weil sie die Routine nicht haben,
wie jene, so mag man daraus erkennen, welches
Schicksal Deutschland zu erdulden haben würde,
wenn je die deutsche Revolutionspartei zur Herr-
schaft kommen sollte. Wir sagen nicht zu viel,
wenn wir behaupten, daß eine Wiederholung der
Greuel der französischen Revolution leicht mög-
lich wäre, und daß der Ungeheuer, die Millionen
Köpfe wie Heinzen verlangen, bei einem Siege
Tausende und Tausende aufstehen würden.

Deutschland.

München, 16. Sept. Sicherem Vernehmen
zufolge tritt von Seite der kgl. Staatsregierung
in dem Tarif für den Gebrauch des Telegraphen
vom 1. Oktober an eine bedeutende Minderung
ein.

Die Ereignisse in Kurhessen.

Kassel, 14. Sept. Der Oberbefehlshaber,
Generallieutenant Bauer, hat noch gestern Abend
durch öffentlichen Anschlag bekannt machen lassen,
daß der Kurfürst den Sitz der Regierung bis auf
Weiteres in den Bezirk Hanau verlegt habe, wo-
mit das Jhnen schon gemeldete Gerücht also seine
Bestätigung erhalten. Nach der Verfassung ist
ein solcher Ortswechsel völlig zulässig, indem die-
selbe nur bestimmt, daß der Sitz der Regierung
nicht außer Landes verlegt werden dürfe. Die
vielen triumphirenden Gesichter fangen aber nun-
mehr schon an, ernste Züge anzunehmen, denn
Niemand kann sich verhehlen, daß mit der Ent-
fernung des Kurfürsten und seiner Minister der
politische Schwerpunkt des ganzen Landes eben-
falls der Stadt Kassel genommen ist. Die Rück-
sichten auf die materiellen Jnteressen einer alten
Residenzstadt, von denen im Schwunge des ersten
Enthusiasmus selten die Rede ist, werden schon
wieder Gegenstand der politischen Unterhaltung;
man erinnert sich, wie oft man es früher beklagt,
dem verstorbenen Kurfürsten einen Vorwand
zur Entfernung von Kassel gegeben zu haben.
Dazu kömmt noch die Besorgniß vor frem-
der Jntervention, worüber ältere besonnene
Leute, welche den Druck von fremder Einquar-
tirung noch aus früherer Zeit kennen, sehr be-
denklich den Kopf schütteln, eine Besorgniß, welche
freilich von einer Partei bespöttelt wird, welche
lieber heute, als morgen, preußisch werden möchte.
Wenn es dieser Partei nachginge, so hätte der
permanente landständische Ausschuß nichts Eilige-
res zu thun gehabt, als die Lösung unserer An-
gelegenheiten in die Hand des Königs von Preu-
ßen zu legen, was nach ihrer Meinung durch die
Anrufung des Unionsschiedsgerichtes hätte ge-
schehen können. Dieser Plan scheitert jedoch an
den drei Mitgliedern von der demokratischen Par-
tei, welche die Majorität des ständischen Aus-
schusses bilden. Weder Bayrhoffer, noch Kellner,
noch Gräfe werden jemals zu einem Aufgeben
der nationalen Selbstständigkeit eines alten Volks-
stammes die Hand bieten. Seitdem man aber
hiervon Gewißheit erlangt, ist auch auf einer ge-
wissen Seite schon eine Art von Muthlosigkeit
[Spaltenumbruch] eingetreten, indem man nach und nach darüber
ins Klare kömmt, daß, wenn Preußen an Hes-
sen keine materielle Eroberung machen kann, seine
Regierung auch nicht für Unterstützung eines Prin-
cips sich bereit finden lassen wird, dessen Durch-
führung sie in den eigenen Landen einen so be-
harrlichen Widerstand entgegengesetzt hat. Steuer-
verweigerung und Beamtenwiderstand sind Dinge,
die bei der preußischen Regierung wenig Sympa-
thie finden dürften.

   
Schleswig=holsteinische Ange-
legenheiten
.

Holstein, 9. Sept. Man denkt hier allge-
mein, es müsse in Bälde eine entscheidende Schlacht
vorfallen. Als Grund nimmt man die drohende
Stellung der Heere einander gegenüber an, und
glaubt auch voraussetzen zu können, daß Willisen
sammt der ganzen Generalität fest entschlossen sei,
bei erster bester Gelegenheit einen Hauptschlag zu
thun, jedenfalls nicht ohne einen solchen vom
Kampfplatze abzutreten; denn die Ehre fordere,
daß die erlittene Scharte wieder ausgewetzt werde!
Sehr Viele sind überhaupt der Meinung, „an
ein Abtreten vom Kampfplatze“, d. h. an Frieden
sei noch lange nicht zu denken, denn man wolle
von keiner Seite nachgeben, und eine Jnterven-
tion werde nicht leicht stattfinden können. Eine
russische oder englische werde Deutschland einmal
nicht zugeben; soviel Chrgefühl müsse man ihm
doch noch zutrauen; und eine deutsche werde ganz
Deutschland in Flammen setzen; ja sogar jedes
deutsche Armeecorps, welches auch hierher kom-
mandirt werden sollte, würde zu unserer Armee
übergehen. Fürwahr, herrliche Aussichten. Auf
die Gefahr einer Jnsurrektion des deutschen Vol-
kes und des Treubruchs des deutschen Militärs,
scheuet man sich nicht, hinzuweisen! Allein Gott-
lob! ich glaube nicht, daß die Aussichten ganz so
unfreundlich sind. Jch glaube nicht, daß Willisen
„fest entschlossen ist,“ noch einen „Hauptschlag zu
thun“. Eine ihm sehr nahe stehende Person hat
unlängst geäußert: „Was es helfen könne? --
Freilich dränge die Statthalterschaft vorwärts.“
Wollte ich hierauf als auf eine persönliche Mei-
nung auch nicht viel Gewicht legen, so muß ich
doch die Frage wiederholen: „Was kann es hel-
fen?“ und ich müßte an der gesunden Einsicht
der Statthalterschaft verzweifeln, wenn sie die
Vollgültigkeit dieses Einwandes nicht zugebe. Er
hat eine doppelte Bedeutung: „Uns wird der Friede
doch diktirt werden.“ Jch halte Beides für wahr.
Konnte unsere Armee den Dänen nicht Stand
halten in einer so vortheilhaften Position, als bei
Jdstedt, so wird sie gewiß nicht im Stande sein,
dieselben aus ihren sehr festen Verschanzungen in
Schleswig zu treiben, und wenn sie auch um die
Hälfte vergrößert wäre. Mögen auch Zufällig-
keiten und Mißgriffe bei Jdstedt mitgespielt ha-
ben, so räumen doch Alle ein, daß die Dänen
den Unsrigen an Zahl überlegen waren und an
Tapferkeit nicht nachstanden. Willisen dürfte dem-
nach wohl Grund haben, sich zu hüten, daß er
eine zweite Scharte empfange, statt eine erlittene
auszuwetzen. Drohende Stellungen und kleine
Vorpostengefechte dienen dazu, sowohl den Geist
des Militärs, als auch die Theilnahme des Vol-
kes rege und seinen eigenen Cxedit so gut, als
möglich, aufrecht zu erhalten. Sollte demnach
die Statthalterschaft in der That vorwärts drän-
gen, -- freilich, sie würde von der neuen Lan-
desversammlung, die in Kiel wieder zusammenge-
treten ist, und heute ihr Werk mit Anhörung ei-
ner Landtagspredigt begonnen hat, unterstützt, ja
vielleicht noch gar energisch gedrängt werden, in-
dem dieselbe überwiegend demokratisch sein soll,
-- allein es wäre fürwahr nicht abzusehen, was
sie wolle, und worauf sie baue? Etwa auf au-
ßerordentliche strategische Fehler der dänischen Heer-
führer? oder etwa auch auf eine allgemeine Jn-
surrektion Deutschlands? Lieber wollte ich anneh-
men, sie sei an die Gerechtigkeit der Sache so
orthodox gläubig, daß sie auf besondern Beistand
des Himmels baue! Gewiß sind die Statthalter,
[Spaltenumbruch] namentlich Reventlon, viel zu ehrenhafte Charak-
tere, wofür sie auch allgemein gelten. Was ich
vermuthe, ist dies, daß sie sowohl, als Willisen,
nur den Augenblick abwarten, wo der Frieden
mit Dänemark durch den deutschen Bund ratifi-
zirt sein, und dieser durch Commissäre mit Ernst
einschreiten wird; so lange suchen sie wahrschein-
lich und hoffentlich nur durch Demonstrationen
die Landesschreier zu beschwichtigen, und den Sta-
tus quo
hinzuhalten, und nach meinem Urtheile
zum großen Nutzen des Landes. Denn es würde
dann die s. g. Pacificirung des Landes doch hof-
fentlich nicht den Dänen allein überlassen sein,
sondern unter Mitwirkung der Bundeskommission.
Jn Schleswig ist dieselbe leider hie und da, frei-
lich nach Verschiedenheit der waltenden Persönlich-
keiten, nicht sehr pacifisch. Und in Holstein würde
die Menge der Schreier, zu denen sich auch ein
Theil des Heeres, namentlich die angeworbenen
Freiwilligen schlagen würden, überdies noch stren-
gere Maßregeln nothwendig hervorrufen. -- Daß
aber von Seiten Deutschlands wirklich Waffenge-
walt sollte angewendet werden müssen, um das
schleswig=holsteinische Heer aufzulösen oder zu re-
duciren, und das Land zur Ruhe zu bringen, das
glaube ich nicht eher, als bis ich es erlebe. Thäte
ein ernstes Wort der Commissäre noch nicht die
gewünschte Wirkung, die drohende Aufstellung ei-
nes Bundesarmeecorps, namentlich aus Oester-
reichern, welche mit unserem Lande und unserer
Armee noch nicht in nähere Beziehung gekommen
sind, würde ohne Zweifel schon fruchten.

Unter den vielen über das Gefecht am 12.
Sept. eingegangenen Berichten heben wir folgende
aus: Rendsburg, 13. Sept. Ein Theil der
Armee ist gestern bei Missunde gewesen und hat
dort die Verschanzungen recognoscirt, welche von
den Dänen bei der Brücke angelegt sind. Die
Truppen, speciell zu diesem Dienste beordert,
gehörten zu der Avantgarde und waren 5= bis
6000 Mann stark mit 20 Kanonen. Um 10
Uhr rückten sie von Holzbunge aus und in schnel-
lem Marsche zwischen dem Bisten= und Witten-
see durch Damendorf, Hütten und Osterbye. Eine
Viertelstunde hinter Osterbye liegt Westerthal,
und hier begann das erste Gefecht. Die Dänen
lagen in Westerthal selbst und in einem kleinen
Holze links ab. Sobald man ihre Gegenwart
gewahr wurde, wurden Tirailleurs auf beiden
Seiten ausgeschickt, die mit schnellem Schritt von
Knick zu Knick eilten und in wenigen Minuten
dicht vor dem Holze standen. Hier entspann sich
ein lebhaftes Kleingewehrfeuer das sich schnell auf
der linken Seite ausdehnte bis nach Kochendorf.
Da die Dänen das Holz hartnäckig vertheidigten,
wurde Befehl ertheilt, es mit Sturm zu nehmen.
Unter lautem Hurrah wurde der Befehl vollzo-
gen und die Dänen liefen, was sie konnten, aus
dem Holze heraus und quer Feld ein nach Kochen-
dorf. Hinter diesem Dorfe lagen drei Lager mit
sehr künstlich gebauten Hütten, in welchem eine
dänische Brigade einquartirt war. Diese zog zu-
erst nach Kochendorf, um das Dorf zu vertheidi-
gen, wurde aber sehr schnell gezwungen, sich auf
dem Wege nach Missunde zurückzuziehen. Die
Unsrigen folgten ihr so schnell wie möglich bis
in die Schußlinie der Schanzen der Brücke zu
Missunde. Von diesen Schanzen wurden sie mit
einem heftigen Feuer empfangen und gezwungen,
auf die Artillerie zu warten, welche durch die
Dämmung eines Baches aufgehalten war. Bald
erschien sie jedoch und zog durch merkliche Zeichen
ihrer Gegenwart das feindliche Feuer auf sich.
Sehr bald löste sich das Gefecht in ein heftiges
Geschützfeuer auf, jedoch schossen auch die
Jäger, die sich bis an die Anhöhen an
der Schlei herangeschlichen hatten, von da
aus über das Wasser auf den Feind. Unter die-
sem fürchterlichen Kugelregen ging der General
mit einem Theile seines Stabes vor, um die
Verschanzungen genau zu besehen. Es ergab sich,
daß die Danen drei große regelrechte Forts er-
baut hatten, welche alle das Defile nach der
Brücke bestreichen. Eins dieser Forts soll sogar
mit 20 Stück Geschütz von schwerem Caliber ar-

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[0002] den Angeklagten, die sich stellten, wurde Keiner ins Gefängniß geworfen; es waren nur die un- bedeutendern Mitglieder des Kriegsrathes; im Gegentheil wurden sie sehr höflich behandelt und mit allen möglichen Zureden aufgefordert, gegen gewisse Personen Angaben zu machen, wobei ihnen für ihre Person eine sichere Straflosigkeit in Aus- sicht gestellt wurde. Wäre eines der bedeutendern Mitglieder in die Gewalt seiner Verfolger ge- kommen, weiß der Himmel, welches Schicksal ihm zubereitet worden wäre. Welchen von den Lesern dieses Artikels wird nicht ein Schauer durchrieseln bei, dieser wahrhaften Schilderung der radicalen Justiz in der Schweiz! Wenn man bedenkt, daß diese Justizmörder der Schweiz theilweis die Leh- rer, theilweis die Lehrlinge des deutschen Radi- calismus sind, daß sie mit Gesinnung, Gewissen- haftigkeit, Scham nicht besser, als die deutschen radicalen Schreier bestellt, diese vielleicht noch et- was roher sind, weil sie die Routine nicht haben, wie jene, so mag man daraus erkennen, welches Schicksal Deutschland zu erdulden haben würde, wenn je die deutsche Revolutionspartei zur Herr- schaft kommen sollte. Wir sagen nicht zu viel, wenn wir behaupten, daß eine Wiederholung der Greuel der französischen Revolution leicht mög- lich wäre, und daß der Ungeheuer, die Millionen Köpfe wie Heinzen verlangen, bei einem Siege Tausende und Tausende aufstehen würden. Deutschland. München, 16. Sept. Sicherem Vernehmen zufolge tritt von Seite der kgl. Staatsregierung in dem Tarif für den Gebrauch des Telegraphen vom 1. Oktober an eine bedeutende Minderung ein. Die Ereignisse in Kurhessen. Kassel, 14. Sept. Der Oberbefehlshaber, Generallieutenant Bauer, hat noch gestern Abend durch öffentlichen Anschlag bekannt machen lassen, daß der Kurfürst den Sitz der Regierung bis auf Weiteres in den Bezirk Hanau verlegt habe, wo- mit das Jhnen schon gemeldete Gerücht also seine Bestätigung erhalten. Nach der Verfassung ist ein solcher Ortswechsel völlig zulässig, indem die- selbe nur bestimmt, daß der Sitz der Regierung nicht außer Landes verlegt werden dürfe. Die vielen triumphirenden Gesichter fangen aber nun- mehr schon an, ernste Züge anzunehmen, denn Niemand kann sich verhehlen, daß mit der Ent- fernung des Kurfürsten und seiner Minister der politische Schwerpunkt des ganzen Landes eben- falls der Stadt Kassel genommen ist. Die Rück- sichten auf die materiellen Jnteressen einer alten Residenzstadt, von denen im Schwunge des ersten Enthusiasmus selten die Rede ist, werden schon wieder Gegenstand der politischen Unterhaltung; man erinnert sich, wie oft man es früher beklagt, dem verstorbenen Kurfürsten einen Vorwand zur Entfernung von Kassel gegeben zu haben. Dazu kömmt noch die Besorgniß vor frem- der Jntervention, worüber ältere besonnene Leute, welche den Druck von fremder Einquar- tirung noch aus früherer Zeit kennen, sehr be- denklich den Kopf schütteln, eine Besorgniß, welche freilich von einer Partei bespöttelt wird, welche lieber heute, als morgen, preußisch werden möchte. Wenn es dieser Partei nachginge, so hätte der permanente landständische Ausschuß nichts Eilige- res zu thun gehabt, als die Lösung unserer An- gelegenheiten in die Hand des Königs von Preu- ßen zu legen, was nach ihrer Meinung durch die Anrufung des Unionsschiedsgerichtes hätte ge- schehen können. Dieser Plan scheitert jedoch an den drei Mitgliedern von der demokratischen Par- tei, welche die Majorität des ständischen Aus- schusses bilden. Weder Bayrhoffer, noch Kellner, noch Gräfe werden jemals zu einem Aufgeben der nationalen Selbstständigkeit eines alten Volks- stammes die Hand bieten. Seitdem man aber hiervon Gewißheit erlangt, ist auch auf einer ge- wissen Seite schon eine Art von Muthlosigkeit eingetreten, indem man nach und nach darüber ins Klare kömmt, daß, wenn Preußen an Hes- sen keine materielle Eroberung machen kann, seine Regierung auch nicht für Unterstützung eines Prin- cips sich bereit finden lassen wird, dessen Durch- führung sie in den eigenen Landen einen so be- harrlichen Widerstand entgegengesetzt hat. Steuer- verweigerung und Beamtenwiderstand sind Dinge, die bei der preußischen Regierung wenig Sympa- thie finden dürften. ( D. B. ) Schleswig=holsteinische Ange- legenheiten . Holstein, 9. Sept. Man denkt hier allge- mein, es müsse in Bälde eine entscheidende Schlacht vorfallen. Als Grund nimmt man die drohende Stellung der Heere einander gegenüber an, und glaubt auch voraussetzen zu können, daß Willisen sammt der ganzen Generalität fest entschlossen sei, bei erster bester Gelegenheit einen Hauptschlag zu thun, jedenfalls nicht ohne einen solchen vom Kampfplatze abzutreten; denn die Ehre fordere, daß die erlittene Scharte wieder ausgewetzt werde! Sehr Viele sind überhaupt der Meinung, „an ein Abtreten vom Kampfplatze“, d. h. an Frieden sei noch lange nicht zu denken, denn man wolle von keiner Seite nachgeben, und eine Jnterven- tion werde nicht leicht stattfinden können. Eine russische oder englische werde Deutschland einmal nicht zugeben; soviel Chrgefühl müsse man ihm doch noch zutrauen; und eine deutsche werde ganz Deutschland in Flammen setzen; ja sogar jedes deutsche Armeecorps, welches auch hierher kom- mandirt werden sollte, würde zu unserer Armee übergehen. Fürwahr, herrliche Aussichten. Auf die Gefahr einer Jnsurrektion des deutschen Vol- kes und des Treubruchs des deutschen Militärs, scheuet man sich nicht, hinzuweisen! Allein Gott- lob! ich glaube nicht, daß die Aussichten ganz so unfreundlich sind. Jch glaube nicht, daß Willisen „fest entschlossen ist,“ noch einen „Hauptschlag zu thun“. Eine ihm sehr nahe stehende Person hat unlängst geäußert: „Was es helfen könne? -- Freilich dränge die Statthalterschaft vorwärts.“ Wollte ich hierauf als auf eine persönliche Mei- nung auch nicht viel Gewicht legen, so muß ich doch die Frage wiederholen: „Was kann es hel- fen?“ und ich müßte an der gesunden Einsicht der Statthalterschaft verzweifeln, wenn sie die Vollgültigkeit dieses Einwandes nicht zugebe. Er hat eine doppelte Bedeutung: „Uns wird der Friede doch diktirt werden.“ Jch halte Beides für wahr. Konnte unsere Armee den Dänen nicht Stand halten in einer so vortheilhaften Position, als bei Jdstedt, so wird sie gewiß nicht im Stande sein, dieselben aus ihren sehr festen Verschanzungen in Schleswig zu treiben, und wenn sie auch um die Hälfte vergrößert wäre. Mögen auch Zufällig- keiten und Mißgriffe bei Jdstedt mitgespielt ha- ben, so räumen doch Alle ein, daß die Dänen den Unsrigen an Zahl überlegen waren und an Tapferkeit nicht nachstanden. Willisen dürfte dem- nach wohl Grund haben, sich zu hüten, daß er eine zweite Scharte empfange, statt eine erlittene auszuwetzen. Drohende Stellungen und kleine Vorpostengefechte dienen dazu, sowohl den Geist des Militärs, als auch die Theilnahme des Vol- kes rege und seinen eigenen Cxedit so gut, als möglich, aufrecht zu erhalten. Sollte demnach die Statthalterschaft in der That vorwärts drän- gen, -- freilich, sie würde von der neuen Lan- desversammlung, die in Kiel wieder zusammenge- treten ist, und heute ihr Werk mit Anhörung ei- ner Landtagspredigt begonnen hat, unterstützt, ja vielleicht noch gar energisch gedrängt werden, in- dem dieselbe überwiegend demokratisch sein soll, -- allein es wäre fürwahr nicht abzusehen, was sie wolle, und worauf sie baue? Etwa auf au- ßerordentliche strategische Fehler der dänischen Heer- führer? oder etwa auch auf eine allgemeine Jn- surrektion Deutschlands? Lieber wollte ich anneh- men, sie sei an die Gerechtigkeit der Sache so orthodox gläubig, daß sie auf besondern Beistand des Himmels baue! Gewiß sind die Statthalter, namentlich Reventlon, viel zu ehrenhafte Charak- tere, wofür sie auch allgemein gelten. Was ich vermuthe, ist dies, daß sie sowohl, als Willisen, nur den Augenblick abwarten, wo der Frieden mit Dänemark durch den deutschen Bund ratifi- zirt sein, und dieser durch Commissäre mit Ernst einschreiten wird; so lange suchen sie wahrschein- lich und hoffentlich nur durch Demonstrationen die Landesschreier zu beschwichtigen, und den Sta- tus quo hinzuhalten, und nach meinem Urtheile zum großen Nutzen des Landes. Denn es würde dann die s. g. Pacificirung des Landes doch hof- fentlich nicht den Dänen allein überlassen sein, sondern unter Mitwirkung der Bundeskommission. Jn Schleswig ist dieselbe leider hie und da, frei- lich nach Verschiedenheit der waltenden Persönlich- keiten, nicht sehr pacifisch. Und in Holstein würde die Menge der Schreier, zu denen sich auch ein Theil des Heeres, namentlich die angeworbenen Freiwilligen schlagen würden, überdies noch stren- gere Maßregeln nothwendig hervorrufen. -- Daß aber von Seiten Deutschlands wirklich Waffenge- walt sollte angewendet werden müssen, um das schleswig=holsteinische Heer aufzulösen oder zu re- duciren, und das Land zur Ruhe zu bringen, das glaube ich nicht eher, als bis ich es erlebe. Thäte ein ernstes Wort der Commissäre noch nicht die gewünschte Wirkung, die drohende Aufstellung ei- nes Bundesarmeecorps, namentlich aus Oester- reichern, welche mit unserem Lande und unserer Armee noch nicht in nähere Beziehung gekommen sind, würde ohne Zweifel schon fruchten. ( N. C. ) Unter den vielen über das Gefecht am 12. Sept. eingegangenen Berichten heben wir folgende aus: Rendsburg, 13. Sept. Ein Theil der Armee ist gestern bei Missunde gewesen und hat dort die Verschanzungen recognoscirt, welche von den Dänen bei der Brücke angelegt sind. Die Truppen, speciell zu diesem Dienste beordert, gehörten zu der Avantgarde und waren 5= bis 6000 Mann stark mit 20 Kanonen. Um 10 Uhr rückten sie von Holzbunge aus und in schnel- lem Marsche zwischen dem Bisten= und Witten- see durch Damendorf, Hütten und Osterbye. Eine Viertelstunde hinter Osterbye liegt Westerthal, und hier begann das erste Gefecht. Die Dänen lagen in Westerthal selbst und in einem kleinen Holze links ab. Sobald man ihre Gegenwart gewahr wurde, wurden Tirailleurs auf beiden Seiten ausgeschickt, die mit schnellem Schritt von Knick zu Knick eilten und in wenigen Minuten dicht vor dem Holze standen. Hier entspann sich ein lebhaftes Kleingewehrfeuer das sich schnell auf der linken Seite ausdehnte bis nach Kochendorf. Da die Dänen das Holz hartnäckig vertheidigten, wurde Befehl ertheilt, es mit Sturm zu nehmen. Unter lautem Hurrah wurde der Befehl vollzo- gen und die Dänen liefen, was sie konnten, aus dem Holze heraus und quer Feld ein nach Kochen- dorf. Hinter diesem Dorfe lagen drei Lager mit sehr künstlich gebauten Hütten, in welchem eine dänische Brigade einquartirt war. Diese zog zu- erst nach Kochendorf, um das Dorf zu vertheidi- gen, wurde aber sehr schnell gezwungen, sich auf dem Wege nach Missunde zurückzuziehen. Die Unsrigen folgten ihr so schnell wie möglich bis in die Schußlinie der Schanzen der Brücke zu Missunde. Von diesen Schanzen wurden sie mit einem heftigen Feuer empfangen und gezwungen, auf die Artillerie zu warten, welche durch die Dämmung eines Baches aufgehalten war. Bald erschien sie jedoch und zog durch merkliche Zeichen ihrer Gegenwart das feindliche Feuer auf sich. Sehr bald löste sich das Gefecht in ein heftiges Geschützfeuer auf, jedoch schossen auch die Jäger, die sich bis an die Anhöhen an der Schlei herangeschlichen hatten, von da aus über das Wasser auf den Feind. Unter die- sem fürchterlichen Kugelregen ging der General mit einem Theile seines Stabes vor, um die Verschanzungen genau zu besehen. Es ergab sich, daß die Danen drei große regelrechte Forts er- baut hatten, welche alle das Defile nach der Brücke bestreichen. Eins dieser Forts soll sogar mit 20 Stück Geschütz von schwerem Caliber ar-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 224. Würzburg, 18. September 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische224_1850/2>, abgerufen am 16.04.2024.