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Die Bayerische Presse. Nr. 238. Würzburg, 4. Oktober 1850.

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[Spaltenumbruch] eon hat zu unumwunden seine Meinung über die
Verhaftung des Erzbischofs Franzoni in Turin
äußern lassen, als daß man ihn von Seite des
Turiner Hofes zum Vermittler wählen könnte.
Ludwig Napoleon hat nemlich vorgehalten, daß,
wiewohl die Jmmunitäten des katholischen Clerus
in Frankreich längst abgeschafft sind, ein Bischof
wegen Mißbrauch der Amtsgewalt nie eingesperrt
werden dürfte, ohne daß der Staatsrath die Zu-
lässigkeit der Anklage förmlich ausgesprochen hätte,
während der Erzbischof von Turin in Folge eines
bloßen Befehls des Cultus=Ministers nach dem
Fort delle Fenestrelle abgeführt worden ist. Lud-
wig Napoleon theilt daher vollkommen die Ansicht
des römischen Stuhles, daß, wenn der Erzbischof
Franzoni sich irgend eines Verbrechens gegen die
Sicherheit des Staates schuldig gemacht, ihm auf
freiem Fuße der Prozeß gemacht werden müsse.
Es begreift sich von selbst, daß die Minister in
Turin unter solchen Umständen wenig geneigt
sind, einen Vermittler zu wählen, der im voraus
ihr Betragen mißbilligt, weshalb auch die " Ga-
zette Piemontese" mit Recht in Abrede stellte, daß
der Hof von Turin die Mediation der französi-
schen Republik angerufen habe, um den Streit
mit Rom zu beenden. Es liegt vielmehr klar am
Tage, daß die Minister Victor Emanuels unter
der Jnspiration Lord Palmerstons stehen, welcher
einen vollen Bruch zwischen Piemonk und Rom
eifrig betreibt.

Jtalien.

Verona, 22. Sept. Nachstehendes ist der
Jnhalt der Adresse, mit welcher die am 16. d.
M. stattgefundene Ueberreichung des von der öster-
reichischen Armee in Jtalien dem Civil= und Mi-
litärgouverneur des lombardisch=venetianischen Kö-
nigreichs, Feldmarschall Grafen Radetzky gewid-
meten, reich verzierten Marschallstabes begleitet
war: "Ruhmgekrönter und unbesiegter Feldmar-
schall! Als die soziale Ordnung, zugleich mit der
Wohlfahrt der Völker zu wanken anfing, als
Anarchie und Aufruhr frech ihr Haupt erhoben,
und, mit fremder Treulosigkeit verschworen, die
Grundfesten unserer Monarchie erschütterten, traten
Ew. Excellenz, gestützt auf die Treue und die
Tapferkeit der Soldaten, die Sie selbst erzogen
hatten, kühn dem verheerenden Ungewitter entge-
gen. Ew. Excellenz wußten mit unbezwinglicher
Ausdauer alle Hindernisse, welche die Lage eines
Befehlshabers beschwerlich machen können, zu be-
siegen und mit den Schaaren Jhrer Getreuen
sind Sie siegreich aus einem Kampfe hervorge-
gangen, der Jhnen die immerwährende Bewunde-
rung der Zeitgenossen und der Nachwelt, den
Dank Jhres Kaisers und die Ergebenheit des ge-
sammten österreichischen Heeres sichert. Das er-
habene Beispiel Ew. Excellenz wirkte mit energi-
scher Kraft. Ein gleicher Enthusiasmus für die
Erhaltung der Monarchie durchdrang das ganze
Heer; es schaarte sich wie Ein Mann um den
Thron seines Kaisers, Verrath und Anarchie flohen
besiegt vor der Macht der Tugend. Dessen ein-
gedenk wünscht das österreichische Heer, o erhabe-
ner Feldherr, Jhnen ein Denkmal seiner Liebe
und seiner ehrfurchtsvollen Dankbarkeit zu weihen.
Den Unterzeichneten ist das ehrenvolle Loos zu
Theil geworden, Ew. Excellenz diesen Akt der Er-
gebenheit darzubieten; der Wunsch des Soldaten
wählt zu diesem Zwecke das Symbol der Würde
Ew. Excellenz, den Marschallsstab, mit dem Sie
ihm den Pfad der Ehre und des Sieges zeigten.
Mögen Ew. Excellenz dieses Symbol noch lange
führen zur Vertheidigung des Thrones und des
Vaterlandes, zum Stolz und zur Zufriedenheit
eines Heeres, welches in Jhnen seinen verehrungs-
würdigsten Veteranen, seinen theuersten Befehls-
haber, seinen ruhmgekrönten unbesiegten Feldmar-
schall erblickt. April 1850." -- Hier folgen ei-
nige Unterschriften von Gemeinen, Unteroffizieren,
Stabsoffizieren und Generälen, und am Schlusse
stehen folgende mit eigener Hand geschriebene,
denkwürdige Worte des erhabenen Monarchen:
"Freudig und dankbar nehme ich Antheil an die-
[Spaltenumbruch] sem Ausdruck der Gefühle Meines tapferen Hee-
res. -- Franz Joseph."

Neuestes.

* Würzburg, 4. Okt. Gestern Mittags wurde
der wegen Nothzucht zu 8jähriger Zuchthausstrafe
verurtheilte 17jährige Schulaspirant Joseph Himm-
ler von Nüdlingen, Ger. Münnerstadt, in der
Frohnfeste dahier am Fenster an seiner Halsbinde
erhängt gefunden.

Ueber die Enthebung des Dr. Walz in Speier
von seinen Funktionen als Lehrer an der Gewerb-
schule und Mitglied des Kreismedizinalausschusses
kam der Sp. Ztg. von Seiten des Regierungs-
präsidenten Hohe eine Berichtigung zu, der wir
Folgendes entnehmen: Walz war zur Zeit des
vorjährigen Aufstandes Mitglied und Vorsitzender
des Kantonalvertheidigungsausschusses; ferner war
er als Vertrauensmann zur Errichtung einer pro-
visorischen Regierung zwar unter Denjenigen,
welche gegen die Einsetzung einer provisorischen
Regierung stimmten, hatte nachher aber dennoch
sich an der Wahl betheiligt. Jn dieser doppelten
Eigenschaft gehört Walz zu den Amnestirten.
Obwohl nun die Regierung disziplinär gegen ihn
hätte einschreiten können, so that sie es dennoch
nicht. Jm Mai l. J. war Dr. Walz unter den
fünf Speyerer Stadträthen, welche dem ehemali-
gen Civilkommissär Hilgard einen Besuch in Wei-
ßenburg machten und, zur Rechtfertigung deßhalb
aufgefordert, "die Stirn hatten", der Regierung
gegenüber "mit den einzigen dürren Worten die
herausfordernde Erklärung abzugeben: sie hätten
ihrem allgemein geachteten Freund Hilgard einen
Besuch abgestattet!" Auch dießmal ließ die Re-
gierung noch Gnade für Recht ergehen,
entließ Hrn. Walz zwar als Stadtrath,
beließ ihn jedoch noch als Lehrer an der Gewerb-
schule. Nun hat aber Dr. Walz über Militärexzesse,
welche bei Gelegenheit der Verminderung der soge-
nannten Pfälzer Zulage in Speyer im August
d. J. stattfanden, einen mißliebigen Artikel in das
Frankfurter Journal geschrieben, in welchem die
Regierung eine Verhöhnung der Zivil = und Mili-
tärbehörden erkannte. Außerdem ist Walz wegen
unerlaubten Giftverkaufs aus seiner Apotheke zu
einer zuch polizeilichen Strafe verurtheilt worden.
Obwohl dieses Urtheil erst in erster Jnstanz ge-
sprochen worden ist, "so stellen doch dessen Gründe
eine solche Nachlässigkeit außer Zweifel, daß der
Jnhaber einer solchen Apotheke nicht mehr, wie
es das Geschäft eines pharmazeutischen Mitglie-
des des Kreismedicinalausschusses ist, zur Visitation
anderer Apotheken verwendet werden kann." Dar-
auf hin ist denn die Enthebung des Hrn. Walz
von seinen beiden Stellen erfolgt.

Frankfurt, 3. Okt. Die Mittheilungen aus
Wilhelmsbad sprechen sich in Betreff der preußi-
schen Noten dahin aus, das kurhessische Ministe-
rium betrachte den von der preußischen Regierung
in der kurhessischen Frage eingenommenen Stand-
punkt als einen gegen die Bundesversammlung
gerichteten, und werde in diesem Sinne, nach ge-
pflogener Berathung mit der Bundesversammlung
diese Note beantworten, wenn es in diesem Au-
genblick nicht schon geschehen sei.

^ Aus Baden, 1. Okt. Jn neuester Zeit
haben sich wieder unrechtmäßiger Weise eine An-
zahl politischer Flüchtlinge an der Grenze aufge-
halten. Es hat sich deshalb die großh. bad. Re-
gierung veranlaßt gesehen, an den Bundesrath
das Ansuchen zu stellen, dafür Sorge zu tragen,
daß alle etwa an der Grenze sich aufhaltenden
Flüchtlinge von derselben entfernt und in das Jn-
nere der Schweiz verwiesen werden. Der Bun-
desrath hat auch alsbald diesem Begehren ent-
sprochen und sein Bedauern über die Ueberschrei-
tung der Vorschriften von Seiten der Flüchtlinge
ausgedrückt. -- Die Unterhandlungen zwischen
der großherzoglich badischen Regierung und der
Schweiz wegen Fortführung der bad. Bahn nach
Basel sind im vollsten Gange und dürften dem-
nächst ein befriedigendes Resultat liefern. Jndessen
[Spaltenumbruch] sieht man der Eröffnung der Eisenbahnstrecke zwi-
schen Efringen und Haltingen in kurzer Zeit entgegen.
Haltingen ist blos eine Stunde von Basel entfernt.

Laut Privatnachrichten sind bei der am 30.
Sept. zu Karlsruhe stattgehabten 19. Gewinn-
ziehung der badischen 35.=Loose nachstehende Num-
mern mit den höchsten Gewinnen erschienen, als:
Nr. 201,273 mit 50,000 fl., Nr. 121,197 mit
15,000 fl.; Nr. 215,643 mit 5000 fl.; Nr.
147,548, Nr. 212,224, Nr. 215,639, Nr.
253,710 mit je 2000 fl.; Nr. 25,736, Nr.
27,389, Nr. 121,175, Nr. 205,051, Nr. 211,852,
Nr. 211,880, Nr. 212,212, Nr. 249,202, Nr.
273,782, Nr. 316,363, Nr. 374,622, Nr.
374,634. Nr. 374,638 mit je 1000 fl.

Darmstadt, 2. Oktbr. Morgen dürfte eine
Verordnung publicirt werden, welche alle politische
Vereine aufhebt, und wird dies um so nothwendi-
ger und gerechtfertigter erscheinen, wenn man er-
wägt, daß auf den 6. d. M. von Seiten des
demokratischen Vororts in Mainz eine General-
versammlung der demokratischen Vereine der Rhein-
provinz nach Wörrstadt ausgeschrieben ist, wahr-
scheinlich um darüber zu berathen, auf welche Art
die Steuerverweigerung ins Werk gesetzt werden
soll, und wenn man ferner in Erwägung zieht,
wie die demokratischen Vereine in unserm Lande
auf eine Weise organisirt sind, daß sie einen
Staat im Staate bilden und alle Bemühungen
der Regierung, die Ordnung im Lande herzustel-
len, durch fortwährende Agitation zu lähmen trach-
ten. Nächst der Verordnung bezüglich der Auf-
hebung aller politischen Vereine, erwartet man
noch im Laufe dieser Woche eine weitere Ver-
fügung, welche die Preßvergehen der Cognition
der Geschwornengerichte entzieht, und ist dieß um
so dringender erforderlich, wenn man einen Rück-
blick auf die von den Geschwornengerichte in letz-
ter Zeit gefällten Urtheile wirft, welche, selbst den
schwersten Vergehen, in politischen Fällen Straf-
losigkeit zu versprechen scheinen, und jede Achtung
vor den Gerichten untergraben. Den beiden in
Rede stehenden Verordnungen dürfte ein neues
Wahlgesetz auf dem Fuße folgen, und wird das-
selbe nach Allem, was wir darüber in Erfahrung
bringen konnten. alle wahrhaft conservativen Bür-
ger in jeder Beziehung dienen.

   

Kassel, 2. Oct. Leider habe ich zu melden,
daß die Cholera bei uns immer stärker auftritt
nnd daß sie vorzüglich beim Militär bereits viele
Opfer gefordert hat.

   

Von der weimarisch = hessischen Grenze, 1.
Okt. Die zur Besetzung der kurhessischen Gren-
zen bestimmten preußischen Truppen scheinen in
Eilmärschen zu kommen, denn schon trifft ein
Bataillon derselben morgen in Eisenach ein, wie
die heute dort angekommenen Quartiermacher mel-
den.

   

Rostock, 28. Sept. Der am 20. Dez. v.
J. aufgelöste engere Ausschuß ist heute Mittag
12 Uhr in seinem ehemaligen Locale auf dem
hiesigen Rathhause wieder restaurirt worden.

   

Unglaublich und doch wahr. Jn Wien
sind jetzt alle Zeitungen, mit Ausnahme des
"Oesterreichischen Korrespondenten", in jüdischen
Händen; es muß also wohl alles koscher sein,
was sie drucken.

Berlin, 1. Okt. Die kürzlich nach Arns-
walde verlegten badischen Truppen haben eine
neue Garnison in Paderborn erhalten.

Berlin, 1. Okt. Jhre Majestät die Kaiserin
von Rußland ist am 27. v. M. um halb 6 Uhr
von St. Petersburg in Warschau angelangt. Es
begleiten Allerhöchstdieselbe JJ. kk. HH. die Prin-
zessin Louise der Niederlande und deren Tochter,
die Prinzessin Marie. Die Kaiserin ist mit dem
größten Jubel von der Warschauer Bevölkerung
empfangen worden.

Die "National=Zeitung," ein Organ der Ber-
liner Demokratie, lobt das österreichische Ministe-
rium auf Kosten des preußischen, und ruft aus:
"Allen denen, die daran glauben und daran ar-
beiten, daß Deutschland durch Preußen seiner Ent-

[Spaltenumbruch] eon hat zu unumwunden seine Meinung über die
Verhaftung des Erzbischofs Franzoni in Turin
äußern lassen, als daß man ihn von Seite des
Turiner Hofes zum Vermittler wählen könnte.
Ludwig Napoleon hat nemlich vorgehalten, daß,
wiewohl die Jmmunitäten des katholischen Clerus
in Frankreich längst abgeschafft sind, ein Bischof
wegen Mißbrauch der Amtsgewalt nie eingesperrt
werden dürfte, ohne daß der Staatsrath die Zu-
lässigkeit der Anklage förmlich ausgesprochen hätte,
während der Erzbischof von Turin in Folge eines
bloßen Befehls des Cultus=Ministers nach dem
Fort delle Fenestrelle abgeführt worden ist. Lud-
wig Napoleon theilt daher vollkommen die Ansicht
des römischen Stuhles, daß, wenn der Erzbischof
Franzoni sich irgend eines Verbrechens gegen die
Sicherheit des Staates schuldig gemacht, ihm auf
freiem Fuße der Prozeß gemacht werden müsse.
Es begreift sich von selbst, daß die Minister in
Turin unter solchen Umständen wenig geneigt
sind, einen Vermittler zu wählen, der im voraus
ihr Betragen mißbilligt, weshalb auch die „ Ga-
zette Piemontese“ mit Recht in Abrede stellte, daß
der Hof von Turin die Mediation der französi-
schen Republik angerufen habe, um den Streit
mit Rom zu beenden. Es liegt vielmehr klar am
Tage, daß die Minister Victor Emanuels unter
der Jnspiration Lord Palmerstons stehen, welcher
einen vollen Bruch zwischen Piemonk und Rom
eifrig betreibt.

Jtalien.

Verona, 22. Sept. Nachstehendes ist der
Jnhalt der Adresse, mit welcher die am 16. d.
M. stattgefundene Ueberreichung des von der öster-
reichischen Armee in Jtalien dem Civil= und Mi-
litärgouverneur des lombardisch=venetianischen Kö-
nigreichs, Feldmarschall Grafen Radetzky gewid-
meten, reich verzierten Marschallstabes begleitet
war: „Ruhmgekrönter und unbesiegter Feldmar-
schall! Als die soziale Ordnung, zugleich mit der
Wohlfahrt der Völker zu wanken anfing, als
Anarchie und Aufruhr frech ihr Haupt erhoben,
und, mit fremder Treulosigkeit verschworen, die
Grundfesten unserer Monarchie erschütterten, traten
Ew. Excellenz, gestützt auf die Treue und die
Tapferkeit der Soldaten, die Sie selbst erzogen
hatten, kühn dem verheerenden Ungewitter entge-
gen. Ew. Excellenz wußten mit unbezwinglicher
Ausdauer alle Hindernisse, welche die Lage eines
Befehlshabers beschwerlich machen können, zu be-
siegen und mit den Schaaren Jhrer Getreuen
sind Sie siegreich aus einem Kampfe hervorge-
gangen, der Jhnen die immerwährende Bewunde-
rung der Zeitgenossen und der Nachwelt, den
Dank Jhres Kaisers und die Ergebenheit des ge-
sammten österreichischen Heeres sichert. Das er-
habene Beispiel Ew. Excellenz wirkte mit energi-
scher Kraft. Ein gleicher Enthusiasmus für die
Erhaltung der Monarchie durchdrang das ganze
Heer; es schaarte sich wie Ein Mann um den
Thron seines Kaisers, Verrath und Anarchie flohen
besiegt vor der Macht der Tugend. Dessen ein-
gedenk wünscht das österreichische Heer, o erhabe-
ner Feldherr, Jhnen ein Denkmal seiner Liebe
und seiner ehrfurchtsvollen Dankbarkeit zu weihen.
Den Unterzeichneten ist das ehrenvolle Loos zu
Theil geworden, Ew. Excellenz diesen Akt der Er-
gebenheit darzubieten; der Wunsch des Soldaten
wählt zu diesem Zwecke das Symbol der Würde
Ew. Excellenz, den Marschallsstab, mit dem Sie
ihm den Pfad der Ehre und des Sieges zeigten.
Mögen Ew. Excellenz dieses Symbol noch lange
führen zur Vertheidigung des Thrones und des
Vaterlandes, zum Stolz und zur Zufriedenheit
eines Heeres, welches in Jhnen seinen verehrungs-
würdigsten Veteranen, seinen theuersten Befehls-
haber, seinen ruhmgekrönten unbesiegten Feldmar-
schall erblickt. April 1850.“ -- Hier folgen ei-
nige Unterschriften von Gemeinen, Unteroffizieren,
Stabsoffizieren und Generälen, und am Schlusse
stehen folgende mit eigener Hand geschriebene,
denkwürdige Worte des erhabenen Monarchen:
„Freudig und dankbar nehme ich Antheil an die-
[Spaltenumbruch] sem Ausdruck der Gefühle Meines tapferen Hee-
res. -- Franz Joseph.“

Neuestes.

* Würzburg, 4. Okt. Gestern Mittags wurde
der wegen Nothzucht zu 8jähriger Zuchthausstrafe
verurtheilte 17jährige Schulaspirant Joseph Himm-
ler von Nüdlingen, Ger. Münnerstadt, in der
Frohnfeste dahier am Fenster an seiner Halsbinde
erhängt gefunden.

Ueber die Enthebung des Dr. Walz in Speier
von seinen Funktionen als Lehrer an der Gewerb-
schule und Mitglied des Kreismedizinalausschusses
kam der Sp. Ztg. von Seiten des Regierungs-
präsidenten Hohe eine Berichtigung zu, der wir
Folgendes entnehmen: Walz war zur Zeit des
vorjährigen Aufstandes Mitglied und Vorsitzender
des Kantonalvertheidigungsausschusses; ferner war
er als Vertrauensmann zur Errichtung einer pro-
visorischen Regierung zwar unter Denjenigen,
welche gegen die Einsetzung einer provisorischen
Regierung stimmten, hatte nachher aber dennoch
sich an der Wahl betheiligt. Jn dieser doppelten
Eigenschaft gehört Walz zu den Amnestirten.
Obwohl nun die Regierung disziplinär gegen ihn
hätte einschreiten können, so that sie es dennoch
nicht. Jm Mai l. J. war Dr. Walz unter den
fünf Speyerer Stadträthen, welche dem ehemali-
gen Civilkommissär Hilgard einen Besuch in Wei-
ßenburg machten und, zur Rechtfertigung deßhalb
aufgefordert, „die Stirn hatten“, der Regierung
gegenüber „mit den einzigen dürren Worten die
herausfordernde Erklärung abzugeben: sie hätten
ihrem allgemein geachteten Freund Hilgard einen
Besuch abgestattet!“ Auch dießmal ließ die Re-
gierung noch Gnade für Recht ergehen,
entließ Hrn. Walz zwar als Stadtrath,
beließ ihn jedoch noch als Lehrer an der Gewerb-
schule. Nun hat aber Dr. Walz über Militärexzesse,
welche bei Gelegenheit der Verminderung der soge-
nannten Pfälzer Zulage in Speyer im August
d. J. stattfanden, einen mißliebigen Artikel in das
Frankfurter Journal geschrieben, in welchem die
Regierung eine Verhöhnung der Zivil = und Mili-
tärbehörden erkannte. Außerdem ist Walz wegen
unerlaubten Giftverkaufs aus seiner Apotheke zu
einer zuch polizeilichen Strafe verurtheilt worden.
Obwohl dieses Urtheil erst in erster Jnstanz ge-
sprochen worden ist, „so stellen doch dessen Gründe
eine solche Nachlässigkeit außer Zweifel, daß der
Jnhaber einer solchen Apotheke nicht mehr, wie
es das Geschäft eines pharmazeutischen Mitglie-
des des Kreismedicinalausschusses ist, zur Visitation
anderer Apotheken verwendet werden kann.“ Dar-
auf hin ist denn die Enthebung des Hrn. Walz
von seinen beiden Stellen erfolgt.

Frankfurt, 3. Okt. Die Mittheilungen aus
Wilhelmsbad sprechen sich in Betreff der preußi-
schen Noten dahin aus, das kurhessische Ministe-
rium betrachte den von der preußischen Regierung
in der kurhessischen Frage eingenommenen Stand-
punkt als einen gegen die Bundesversammlung
gerichteten, und werde in diesem Sinne, nach ge-
pflogener Berathung mit der Bundesversammlung
diese Note beantworten, wenn es in diesem Au-
genblick nicht schon geschehen sei.

△ Aus Baden, 1. Okt. Jn neuester Zeit
haben sich wieder unrechtmäßiger Weise eine An-
zahl politischer Flüchtlinge an der Grenze aufge-
halten. Es hat sich deshalb die großh. bad. Re-
gierung veranlaßt gesehen, an den Bundesrath
das Ansuchen zu stellen, dafür Sorge zu tragen,
daß alle etwa an der Grenze sich aufhaltenden
Flüchtlinge von derselben entfernt und in das Jn-
nere der Schweiz verwiesen werden. Der Bun-
desrath hat auch alsbald diesem Begehren ent-
sprochen und sein Bedauern über die Ueberschrei-
tung der Vorschriften von Seiten der Flüchtlinge
ausgedrückt. -- Die Unterhandlungen zwischen
der großherzoglich badischen Regierung und der
Schweiz wegen Fortführung der bad. Bahn nach
Basel sind im vollsten Gange und dürften dem-
nächst ein befriedigendes Resultat liefern. Jndessen
[Spaltenumbruch] sieht man der Eröffnung der Eisenbahnstrecke zwi-
schen Efringen und Haltingen in kurzer Zeit entgegen.
Haltingen ist blos eine Stunde von Basel entfernt.

Laut Privatnachrichten sind bei der am 30.
Sept. zu Karlsruhe stattgehabten 19. Gewinn-
ziehung der badischen 35.=Loose nachstehende Num-
mern mit den höchsten Gewinnen erschienen, als:
Nr. 201,273 mit 50,000 fl., Nr. 121,197 mit
15,000 fl.; Nr. 215,643 mit 5000 fl.; Nr.
147,548, Nr. 212,224, Nr. 215,639, Nr.
253,710 mit je 2000 fl.; Nr. 25,736, Nr.
27,389, Nr. 121,175, Nr. 205,051, Nr. 211,852,
Nr. 211,880, Nr. 212,212, Nr. 249,202, Nr.
273,782, Nr. 316,363, Nr. 374,622, Nr.
374,634. Nr. 374,638 mit je 1000 fl.

Darmstadt, 2. Oktbr. Morgen dürfte eine
Verordnung publicirt werden, welche alle politische
Vereine aufhebt, und wird dies um so nothwendi-
ger und gerechtfertigter erscheinen, wenn man er-
wägt, daß auf den 6. d. M. von Seiten des
demokratischen Vororts in Mainz eine General-
versammlung der demokratischen Vereine der Rhein-
provinz nach Wörrstadt ausgeschrieben ist, wahr-
scheinlich um darüber zu berathen, auf welche Art
die Steuerverweigerung ins Werk gesetzt werden
soll, und wenn man ferner in Erwägung zieht,
wie die demokratischen Vereine in unserm Lande
auf eine Weise organisirt sind, daß sie einen
Staat im Staate bilden und alle Bemühungen
der Regierung, die Ordnung im Lande herzustel-
len, durch fortwährende Agitation zu lähmen trach-
ten. Nächst der Verordnung bezüglich der Auf-
hebung aller politischen Vereine, erwartet man
noch im Laufe dieser Woche eine weitere Ver-
fügung, welche die Preßvergehen der Cognition
der Geschwornengerichte entzieht, und ist dieß um
so dringender erforderlich, wenn man einen Rück-
blick auf die von den Geschwornengerichte in letz-
ter Zeit gefällten Urtheile wirft, welche, selbst den
schwersten Vergehen, in politischen Fällen Straf-
losigkeit zu versprechen scheinen, und jede Achtung
vor den Gerichten untergraben. Den beiden in
Rede stehenden Verordnungen dürfte ein neues
Wahlgesetz auf dem Fuße folgen, und wird das-
selbe nach Allem, was wir darüber in Erfahrung
bringen konnten. alle wahrhaft conservativen Bür-
ger in jeder Beziehung dienen.

   

Kassel, 2. Oct. Leider habe ich zu melden,
daß die Cholera bei uns immer stärker auftritt
nnd daß sie vorzüglich beim Militär bereits viele
Opfer gefordert hat.

   

Von der weimarisch = hessischen Grenze, 1.
Okt. Die zur Besetzung der kurhessischen Gren-
zen bestimmten preußischen Truppen scheinen in
Eilmärschen zu kommen, denn schon trifft ein
Bataillon derselben morgen in Eisenach ein, wie
die heute dort angekommenen Quartiermacher mel-
den.

   

Rostock, 28. Sept. Der am 20. Dez. v.
J. aufgelöste engere Ausschuß ist heute Mittag
12 Uhr in seinem ehemaligen Locale auf dem
hiesigen Rathhause wieder restaurirt worden.

   

Unglaublich und doch wahr. Jn Wien
sind jetzt alle Zeitungen, mit Ausnahme des
„Oesterreichischen Korrespondenten“, in jüdischen
Händen; es muß also wohl alles koscher sein,
was sie drucken.

Berlin, 1. Okt. Die kürzlich nach Arns-
walde verlegten badischen Truppen haben eine
neue Garnison in Paderborn erhalten.

Berlin, 1. Okt. Jhre Majestät die Kaiserin
von Rußland ist am 27. v. M. um halb 6 Uhr
von St. Petersburg in Warschau angelangt. Es
begleiten Allerhöchstdieselbe JJ. kk. HH. die Prin-
zessin Louise der Niederlande und deren Tochter,
die Prinzessin Marie. Die Kaiserin ist mit dem
größten Jubel von der Warschauer Bevölkerung
empfangen worden.

Die „National=Zeitung,“ ein Organ der Ber-
liner Demokratie, lobt das österreichische Ministe-
rium auf Kosten des preußischen, und ruft aus:
„Allen denen, die daran glauben und daran ar-
beiten, daß Deutschland durch Preußen seiner Ent-

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[0003] eon hat zu unumwunden seine Meinung über die Verhaftung des Erzbischofs Franzoni in Turin äußern lassen, als daß man ihn von Seite des Turiner Hofes zum Vermittler wählen könnte. Ludwig Napoleon hat nemlich vorgehalten, daß, wiewohl die Jmmunitäten des katholischen Clerus in Frankreich längst abgeschafft sind, ein Bischof wegen Mißbrauch der Amtsgewalt nie eingesperrt werden dürfte, ohne daß der Staatsrath die Zu- lässigkeit der Anklage förmlich ausgesprochen hätte, während der Erzbischof von Turin in Folge eines bloßen Befehls des Cultus=Ministers nach dem Fort delle Fenestrelle abgeführt worden ist. Lud- wig Napoleon theilt daher vollkommen die Ansicht des römischen Stuhles, daß, wenn der Erzbischof Franzoni sich irgend eines Verbrechens gegen die Sicherheit des Staates schuldig gemacht, ihm auf freiem Fuße der Prozeß gemacht werden müsse. Es begreift sich von selbst, daß die Minister in Turin unter solchen Umständen wenig geneigt sind, einen Vermittler zu wählen, der im voraus ihr Betragen mißbilligt, weshalb auch die „ Ga- zette Piemontese“ mit Recht in Abrede stellte, daß der Hof von Turin die Mediation der französi- schen Republik angerufen habe, um den Streit mit Rom zu beenden. Es liegt vielmehr klar am Tage, daß die Minister Victor Emanuels unter der Jnspiration Lord Palmerstons stehen, welcher einen vollen Bruch zwischen Piemonk und Rom eifrig betreibt. Jtalien. Verona, 22. Sept. Nachstehendes ist der Jnhalt der Adresse, mit welcher die am 16. d. M. stattgefundene Ueberreichung des von der öster- reichischen Armee in Jtalien dem Civil= und Mi- litärgouverneur des lombardisch=venetianischen Kö- nigreichs, Feldmarschall Grafen Radetzky gewid- meten, reich verzierten Marschallstabes begleitet war: „Ruhmgekrönter und unbesiegter Feldmar- schall! Als die soziale Ordnung, zugleich mit der Wohlfahrt der Völker zu wanken anfing, als Anarchie und Aufruhr frech ihr Haupt erhoben, und, mit fremder Treulosigkeit verschworen, die Grundfesten unserer Monarchie erschütterten, traten Ew. Excellenz, gestützt auf die Treue und die Tapferkeit der Soldaten, die Sie selbst erzogen hatten, kühn dem verheerenden Ungewitter entge- gen. Ew. Excellenz wußten mit unbezwinglicher Ausdauer alle Hindernisse, welche die Lage eines Befehlshabers beschwerlich machen können, zu be- siegen und mit den Schaaren Jhrer Getreuen sind Sie siegreich aus einem Kampfe hervorge- gangen, der Jhnen die immerwährende Bewunde- rung der Zeitgenossen und der Nachwelt, den Dank Jhres Kaisers und die Ergebenheit des ge- sammten österreichischen Heeres sichert. Das er- habene Beispiel Ew. Excellenz wirkte mit energi- scher Kraft. Ein gleicher Enthusiasmus für die Erhaltung der Monarchie durchdrang das ganze Heer; es schaarte sich wie Ein Mann um den Thron seines Kaisers, Verrath und Anarchie flohen besiegt vor der Macht der Tugend. Dessen ein- gedenk wünscht das österreichische Heer, o erhabe- ner Feldherr, Jhnen ein Denkmal seiner Liebe und seiner ehrfurchtsvollen Dankbarkeit zu weihen. Den Unterzeichneten ist das ehrenvolle Loos zu Theil geworden, Ew. Excellenz diesen Akt der Er- gebenheit darzubieten; der Wunsch des Soldaten wählt zu diesem Zwecke das Symbol der Würde Ew. Excellenz, den Marschallsstab, mit dem Sie ihm den Pfad der Ehre und des Sieges zeigten. Mögen Ew. Excellenz dieses Symbol noch lange führen zur Vertheidigung des Thrones und des Vaterlandes, zum Stolz und zur Zufriedenheit eines Heeres, welches in Jhnen seinen verehrungs- würdigsten Veteranen, seinen theuersten Befehls- haber, seinen ruhmgekrönten unbesiegten Feldmar- schall erblickt. April 1850.“ -- Hier folgen ei- nige Unterschriften von Gemeinen, Unteroffizieren, Stabsoffizieren und Generälen, und am Schlusse stehen folgende mit eigener Hand geschriebene, denkwürdige Worte des erhabenen Monarchen: „Freudig und dankbar nehme ich Antheil an die- sem Ausdruck der Gefühle Meines tapferen Hee- res. -- Franz Joseph.“ Neuestes. * Würzburg, 4. Okt. Gestern Mittags wurde der wegen Nothzucht zu 8jähriger Zuchthausstrafe verurtheilte 17jährige Schulaspirant Joseph Himm- ler von Nüdlingen, Ger. Münnerstadt, in der Frohnfeste dahier am Fenster an seiner Halsbinde erhängt gefunden. Ueber die Enthebung des Dr. Walz in Speier von seinen Funktionen als Lehrer an der Gewerb- schule und Mitglied des Kreismedizinalausschusses kam der Sp. Ztg. von Seiten des Regierungs- präsidenten Hohe eine Berichtigung zu, der wir Folgendes entnehmen: Walz war zur Zeit des vorjährigen Aufstandes Mitglied und Vorsitzender des Kantonalvertheidigungsausschusses; ferner war er als Vertrauensmann zur Errichtung einer pro- visorischen Regierung zwar unter Denjenigen, welche gegen die Einsetzung einer provisorischen Regierung stimmten, hatte nachher aber dennoch sich an der Wahl betheiligt. Jn dieser doppelten Eigenschaft gehört Walz zu den Amnestirten. Obwohl nun die Regierung disziplinär gegen ihn hätte einschreiten können, so that sie es dennoch nicht. Jm Mai l. J. war Dr. Walz unter den fünf Speyerer Stadträthen, welche dem ehemali- gen Civilkommissär Hilgard einen Besuch in Wei- ßenburg machten und, zur Rechtfertigung deßhalb aufgefordert, „die Stirn hatten“, der Regierung gegenüber „mit den einzigen dürren Worten die herausfordernde Erklärung abzugeben: sie hätten ihrem allgemein geachteten Freund Hilgard einen Besuch abgestattet!“ Auch dießmal ließ die Re- gierung noch Gnade für Recht ergehen, entließ Hrn. Walz zwar als Stadtrath, beließ ihn jedoch noch als Lehrer an der Gewerb- schule. Nun hat aber Dr. Walz über Militärexzesse, welche bei Gelegenheit der Verminderung der soge- nannten Pfälzer Zulage in Speyer im August d. J. stattfanden, einen mißliebigen Artikel in das Frankfurter Journal geschrieben, in welchem die Regierung eine Verhöhnung der Zivil = und Mili- tärbehörden erkannte. Außerdem ist Walz wegen unerlaubten Giftverkaufs aus seiner Apotheke zu einer zuch polizeilichen Strafe verurtheilt worden. Obwohl dieses Urtheil erst in erster Jnstanz ge- sprochen worden ist, „so stellen doch dessen Gründe eine solche Nachlässigkeit außer Zweifel, daß der Jnhaber einer solchen Apotheke nicht mehr, wie es das Geschäft eines pharmazeutischen Mitglie- des des Kreismedicinalausschusses ist, zur Visitation anderer Apotheken verwendet werden kann.“ Dar- auf hin ist denn die Enthebung des Hrn. Walz von seinen beiden Stellen erfolgt. Frankfurt, 3. Okt. Die Mittheilungen aus Wilhelmsbad sprechen sich in Betreff der preußi- schen Noten dahin aus, das kurhessische Ministe- rium betrachte den von der preußischen Regierung in der kurhessischen Frage eingenommenen Stand- punkt als einen gegen die Bundesversammlung gerichteten, und werde in diesem Sinne, nach ge- pflogener Berathung mit der Bundesversammlung diese Note beantworten, wenn es in diesem Au- genblick nicht schon geschehen sei. △ Aus Baden, 1. Okt. Jn neuester Zeit haben sich wieder unrechtmäßiger Weise eine An- zahl politischer Flüchtlinge an der Grenze aufge- halten. Es hat sich deshalb die großh. bad. Re- gierung veranlaßt gesehen, an den Bundesrath das Ansuchen zu stellen, dafür Sorge zu tragen, daß alle etwa an der Grenze sich aufhaltenden Flüchtlinge von derselben entfernt und in das Jn- nere der Schweiz verwiesen werden. Der Bun- desrath hat auch alsbald diesem Begehren ent- sprochen und sein Bedauern über die Ueberschrei- tung der Vorschriften von Seiten der Flüchtlinge ausgedrückt. -- Die Unterhandlungen zwischen der großherzoglich badischen Regierung und der Schweiz wegen Fortführung der bad. Bahn nach Basel sind im vollsten Gange und dürften dem- nächst ein befriedigendes Resultat liefern. Jndessen sieht man der Eröffnung der Eisenbahnstrecke zwi- schen Efringen und Haltingen in kurzer Zeit entgegen. Haltingen ist blos eine Stunde von Basel entfernt. Laut Privatnachrichten sind bei der am 30. Sept. zu Karlsruhe stattgehabten 19. Gewinn- ziehung der badischen 35.=Loose nachstehende Num- mern mit den höchsten Gewinnen erschienen, als: Nr. 201,273 mit 50,000 fl., Nr. 121,197 mit 15,000 fl.; Nr. 215,643 mit 5000 fl.; Nr. 147,548, Nr. 212,224, Nr. 215,639, Nr. 253,710 mit je 2000 fl.; Nr. 25,736, Nr. 27,389, Nr. 121,175, Nr. 205,051, Nr. 211,852, Nr. 211,880, Nr. 212,212, Nr. 249,202, Nr. 273,782, Nr. 316,363, Nr. 374,622, Nr. 374,634. Nr. 374,638 mit je 1000 fl. Darmstadt, 2. Oktbr. Morgen dürfte eine Verordnung publicirt werden, welche alle politische Vereine aufhebt, und wird dies um so nothwendi- ger und gerechtfertigter erscheinen, wenn man er- wägt, daß auf den 6. d. M. von Seiten des demokratischen Vororts in Mainz eine General- versammlung der demokratischen Vereine der Rhein- provinz nach Wörrstadt ausgeschrieben ist, wahr- scheinlich um darüber zu berathen, auf welche Art die Steuerverweigerung ins Werk gesetzt werden soll, und wenn man ferner in Erwägung zieht, wie die demokratischen Vereine in unserm Lande auf eine Weise organisirt sind, daß sie einen Staat im Staate bilden und alle Bemühungen der Regierung, die Ordnung im Lande herzustel- len, durch fortwährende Agitation zu lähmen trach- ten. Nächst der Verordnung bezüglich der Auf- hebung aller politischen Vereine, erwartet man noch im Laufe dieser Woche eine weitere Ver- fügung, welche die Preßvergehen der Cognition der Geschwornengerichte entzieht, und ist dieß um so dringender erforderlich, wenn man einen Rück- blick auf die von den Geschwornengerichte in letz- ter Zeit gefällten Urtheile wirft, welche, selbst den schwersten Vergehen, in politischen Fällen Straf- losigkeit zu versprechen scheinen, und jede Achtung vor den Gerichten untergraben. Den beiden in Rede stehenden Verordnungen dürfte ein neues Wahlgesetz auf dem Fuße folgen, und wird das- selbe nach Allem, was wir darüber in Erfahrung bringen konnten. alle wahrhaft conservativen Bür- ger in jeder Beziehung dienen. ( F.=O.=Z. ) Kassel, 2. Oct. Leider habe ich zu melden, daß die Cholera bei uns immer stärker auftritt nnd daß sie vorzüglich beim Militär bereits viele Opfer gefordert hat. ( F. O. ) Von der weimarisch = hessischen Grenze, 1. Okt. Die zur Besetzung der kurhessischen Gren- zen bestimmten preußischen Truppen scheinen in Eilmärschen zu kommen, denn schon trifft ein Bataillon derselben morgen in Eisenach ein, wie die heute dort angekommenen Quartiermacher mel- den. ( F. J. ) Rostock, 28. Sept. Der am 20. Dez. v. J. aufgelöste engere Ausschuß ist heute Mittag 12 Uhr in seinem ehemaligen Locale auf dem hiesigen Rathhause wieder restaurirt worden. ( R. Z. ) Unglaublich und doch wahr. Jn Wien sind jetzt alle Zeitungen, mit Ausnahme des „Oesterreichischen Korrespondenten“, in jüdischen Händen; es muß also wohl alles koscher sein, was sie drucken. Berlin, 1. Okt. Die kürzlich nach Arns- walde verlegten badischen Truppen haben eine neue Garnison in Paderborn erhalten. ( Nd. Z. ) Berlin, 1. Okt. Jhre Majestät die Kaiserin von Rußland ist am 27. v. M. um halb 6 Uhr von St. Petersburg in Warschau angelangt. Es begleiten Allerhöchstdieselbe JJ. kk. HH. die Prin- zessin Louise der Niederlande und deren Tochter, die Prinzessin Marie. Die Kaiserin ist mit dem größten Jubel von der Warschauer Bevölkerung empfangen worden. Die „National=Zeitung,“ ein Organ der Ber- liner Demokratie, lobt das österreichische Ministe- rium auf Kosten des preußischen, und ruft aus: „Allen denen, die daran glauben und daran ar- beiten, daß Deutschland durch Preußen seiner Ent-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 238. Würzburg, 4. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische238_1850/3>, abgerufen am 29.03.2024.