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Die Bayerische Presse. Nr. 249. Würzburg, 17. Oktober 1850.

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[Spaltenumbruch] holten. Se. Maj. König Max äußerte sich in
wohlwollenden Worten über Haltung der Land-
wehr wie der Linie.

   

München, 15. Okt. Das in dem Auswei-
sungsdekret Fr. Rohmers angegebene Motiv lau-
tet dahin: "daß ihm die Bewilligung zum fer-
neren Aufenthalt in der Stadt München und Um-
gebung nicht ertheilt werden kann, nachdem er den
Aufenthalt lediglich benützt, um Aufregung und
Mißstimmung gegen die Staatsregierung zu er-
wecken."

Der Augsb. Postzeitung wird aus Freising,
12. Okt., über die Versammlung der bayerischen
Bischöfe geschrieben: "Die Berathungen der ver-
sammelten Bischöfe haben raschen Fortgang. Ue-
ber die Hauptgegenstände hat bereits die Ver-
handlung stattgefunden und ein glückliches Re-
sultat erzielt. Nach den Vorstudien in Würzburg
und Wien ist eine Einigung der Ansichten über
die kirchlichen Bedürfnisse und Aufgaben beträcht-
lich leichter geworden. Man soll bereits über die
Katechismusfrage, das gesammte Unterrichtswe-
sen, das Pfründewesen, dessen Regulirung so
große Schwierigkeiten bietet, über das kirchliche
Vereinswesen ec. gemeinsamen Beschluß erzielt
haben. Die Beschlüsse sind der Art, daß alle
Freunde der Freiheit der Kirche von der Knebe-
lung durch die Staatsbureaukratie und der Er-
nennung kirchlichen Lebens und Wissens darüber
sehr sich freuen dürfen. Zugleich hören wir, daß
auch das vom Ministerium den Kammern vorzu-
legende neue Religionsedikt fast durchgängig den
Wünschen der guten Katholiken und Protestanten
entsprechend sein soll. Schon in der nächsten
Woche hofft man mit den Berathungen zu Ende
zu kommen, worauf nur die mit der Abfassung
des an die Regierung zu richtenden Memoran-
dums Beauftragten zurückbleiben werden."

Augsburg, 16. Okt. Se. Maj. der König
haben dem ehrwürdigen Hrn. Domkapitular v.
Schmidt, dem bekannten Verfasser vieler anzieh-
ender Kinder=Schriften, das Kommanthur=Kreuz
des Verdienst=Ordens vom hl. Michael zu erthei-
len geruht, welches derselbe heute aus den Hän-
den des k. Regierungs=Präsidenten Hrn. Frhr. v.
Welden dahier empfangen hat, mit dem von Se.
Maj. hinzugefügten Beisatze, daß es Allerhöchst
Jhnen leid thue, dieses Zeichen Jhrer Anerken-
nung der Verdienste des greisen Schriftstellers dem-
selben nicht selbst überreichen zu können.

Aus dem Oberamt Horb, 9. Okt. Dieser
Tage wird aus fast sämmtlichen Ortschaften des
Oberamts Horb eine Adresse, unterzeichnet sowohl
von den bürgerlichen Collegien, als von vielen
andern Bürgern, an die hohe Landesversammlung
abgehen, deren Jnhalt kurz folgender ist: 1 ) Die
hohe Landesversammlung solle nicht wieder, wie
schon zweimal, mit Berathung über deutsche An-
gelegenheiten die kostbare Zeit zubringen und die
Noth des eigenen engeren Vaterlandes darüber
vergessen. Die Regierung lege ihr nun diesmal
einen vollen Verfassungsentwurf vor, und dieser
biete Rechte und Freiheiten, mit denen jeder ver-
nünftige Mensch zufrieden sein könne. Die hohe
Kammer solle daher diesen Entwurf unverändert
annehmen, so wolle es die große Mehrzahl der
Unterzeichneten. Sollte aber die Kammer dies
nicht wollen, so möge sie wenigstens in entgegenkom-
mender Vereinbarung mit der "wohlmeinenden"
Regierung den Entwurf berathen und ja nicht,
ohne dem Lande eine neue Verfassung gegeben zu
haben, wieder aus einander gehen. Friedliche
Vereinbarung wollen die Unterzeichneten, darum
hätten sie ihren Abgeordneten gewählt, nicht, wie
ein bekanntes Parteiblatt sage, um Opposition zu
machen oder durch ihre Wahl der Regierung ein
Mißtrauensvotum zu geben. 2 ) Solle die hohe
Landesversammlung keine Steuerverweigerung und
in keinem Falle aussprechen. Das heile nicht,
sondern mache das Uebel und die Verwirrung im
Lande nur noch größer. -- Ja, sie die Unterzeich-
neten, erklärten hiermit auf das Bestimmteste, daß
sie, wenn auch Steuerverweigerung ausgesprochen
würde, sie dennoch pünktlich ihre Steuern fortbe-
zahlten. Schließlich wird die hohe Landesver-
[Spaltenumbruch] sammlung in kräftigen, mitunter fast derben Wor-
ten an den ernsten Beruf erinnert, den sie unter
gegenwärtigen Verhältnissen habe; sie solle insbe-
sondere in ihrer Mehrheit mehr an das denken,
was dem Volke, als was Vielen aus ihrer Mitte
Noth thue; die Geschichte werde ohnehin über sie
dereinst richten und enweder sie bald gerne ver-
gessen machen oder aber in ruhmreichen Andenken
bewahren. Wie ich höre, gehen Adressen solchen
Jnhalts dieser Tage nicht blos vom Oberamte
Horb, sondern von vielen andern, wo nicht sämmt-
lichen des Landes, nach Stuttgart ab.

Darmstadt, 15. Okt. Sicherem Vernehmen
nach ist aus dem Ministerium des Jnnern das
Ausschreiben an die Regierungscommissionen we-
gen Anordnung der Aufstellung von Wahlmän-
nerlisten für den bevorstehenden außerordentlichen
Landtag bereits vor einigen Tagen erlassen wor-
den. Jn Folge dieses und der darin empfohle-
nen raschen Jnangriffnahme dürfte mit einiger
Sicherheit der Zusammentritt der Kammern in
der zweiten Hälfte des Monats Dezember --
aber kaum früher -- zu erwarten sein.

Mainz, 8. Okt. So sehr man auch in Mainz
und der gesammten Provinz von der Nothwen-
digkeit materieller Verbesserungen durchdrungen
ist, wenn anders wir nicht gegen alle Nachbar-
städte fortwährend zurückstehen wollen, so hat dies
doch nicht verhindert, daß unsere seitherigen Ver-
treter, statt sich mit solchen Fragen der Dring-
lichkeit zu befassen, nach wie vor ihr republikani-
sches Steckenpferd ritten, und so die gerechten
Erwartungen unserer Stadt und Provinz auf un-
verantwortliche Weise mißkannten. Dessenunge-
achtet hat die Staatsregierung ihre Ansichten in
Bezug auf einzuführende Verbesserungen in unse-
rer Provinz in keiner Weise geändert, sondern,
wie wir im Augenblick vernehmen, vor wenigen
Tagen erst einen Flußbaukundigen in unsere Stadt
gesandt, um die günstige Lokalität zur Anlegung
eines Winterhafens auszuforschen und einen Ko-
stenanschlag auszuarbeiten. Weiter vernehmen wir
zu unserem Vergnügen, welches sicher alle Rhein-
hessen mit uns theilen werden, daß unsere Regie-
rung Auftrag ertheilt hat, den Plan zu einer
stehenden Brücke über den Rhein und die nöthi-
gen Kostenüberschläge zu entwerfen zur Herstel-
lung einer Eisenbahnverbindung von Mainz nach
Darmstadt, zum Anschluß an eine Eisenbahn nach
Aschaffenburg, resp. München, Wien ec. Die
Bedeutung einer stehenden Brücke über den Rhein
in unserer nächsten Umgebung, und des Baues
der in Rede stehenden Eisenbahn, ist eine außer-
ordentliche, und es würden hierdurch unserer Stadt
Vortheile erwachsen, von denen sich Wenige eine
richtige Vorstellung zu machen vermögen. Die
Brücke würde uns, da bis heute auf dem ganzen
Stromgebiete von Basel bis Rotterdam nicht eine
einzige stehende Brücke existirt, den Winter hin-
durch den ganzen Transit über den Strom zufüh-
ren, und die Eisenbahn würde unsere Stadt zu
einem Stapelplatze auf dem Uebergange von Frank-
reich nach dem südlichen Deutschland, Oesterreich,
den Donauprovinzen und der Türkei erheben. Die
Vortheile dieser Bauten für unsere Stadt, die
Provinz und das ganze Großherzogthum sind un-
berechenbar, und mit Sehnsucht sehen wir der
Ausführung entgegen. Wir erkennen übrigens in
dieser wichtigen Angelegenheit den ganzen Ernst
der Regierung, welche nicht nur bestrebt ist, die
Ordnung im Lande dauernd herzustellen, sondern
auch mit aller Entschiedenheit eine Besserung der
materiellen Jnteressen anzubahnen, welche so drin-
gend der eingreifenden Thätigkeit der Regierung
bedürfen, wenn anders die Wunden wieder ge-
heilt werden sollen, welche eine lange schon an-
dauernde Revolution dem Lande geschlagen hat.

   

Köln, 14. Okt. Nachdem am vorgestrigen
Tage der Adjutant bei der päpstlichen Nobelgarde,
Herr Graf Dandini, unserem hochverehrten Hrn.
Erzbischofe die päpstlichen Bullen und sonstige
Dokumente über die im Consistorium vom 30. v.
Mts. stattgehabte Erhebung Sr. Erzbischöflichen
Gnaden zur Cardinalswürde überbracht hatte, be-
[Spaltenumbruch] gab sich heute um 11 Uhr das gesammte Pasto-
ral=Collegium der hiesigen Stadt zu Sr. Emi-
nenz, um Hochdemselben in feierlicher Audienz
seine Freude über diese Erhebung an den Tag
zu legen. Der Herr Stadtdechant, Dompfarrer
Dr. Filz brachte Sr. Eminenz den Ausdruck der
Gesinnungen, die den kölnischen Clerus bei dieser
Gelegenheit durchdringen, und bekräftigte, daß
diese dem Oberhirten gewordene hervorragende
Stellung in der Kirche die innige Verbindung
noch verstärken werde, in welcher die untergebene
Geistlichkeit zu Hochdemselben stehe. Jn der da-
rauf folgenden Erwiderung, welche der Cardinal
sichtbar ergriffen und mit bewegter Stimme gab,
äußerte sich Hochderselbe, daß er mit einer ge-
wissen Freude diese große Auszeichnung empfangen
hätte. Er habe die Ueberzeugung, daß dieselbe
nicht ihm, sondern der katholischen Kirche Deutsch-
lands gelte, in dieser aber der Kirchenprovinz
Köln und dem hiesigen Erzbischöflichen Stuhle,
welcher bis in die letzten Dezennien seine treuen
Anhänglichkeit an den päpstlichen Stuhl so glor-
reich bekundet habe; sie gelte dieser Stadt Köln,
an deren Namen sich in der Kirchengeschichte so
vieles Große knüpfe. Jn dieser Ueberzeugung sei
ihm die Cardinalswürde, welche er vor so vielen
anderen würdigen und ausgezeichneten Bischöfen
Deutschlands erhalten habe, ein neues Band an
seine geliebte Erzdiözese, deren Wohl, deren aus
den frühern Zeiten überkommene Blüthe er einzig
und allein bei seinem Streben, oft verkannt, oft
erkannt, als Ziel vor Augen gehabt habe. Unter
Mithülfe seines Clerus, welcher der unmittelbare
Lehrer und Führer seiner ihm anvertrauten Heerde,
sei, werde er unter Gottes Beistand fortfahren
und hoffe er, daß fort und fort die Kölnische
Erzdiözese dem päpstlichen Stuhle und insbeson-
dere dem gegenwärtigen glorreichen Jnhaber des-
selben, dem heil. Vater Pius IX. Ursache beson-
dern Trostes und besonderer Freude sein werde.
Ein von den Pfarrern gesprochenes Amen bekräf-
tigte diesen Wunsch. Nachdem hiernach noch Se.
Eminenz sich in gewohnter Leutseligkeit über meh-
reres, die Cardinalswürde Betreffende mit den
Pfarrern unterhalten hatten, wurde diesen noch
die Freude, dem Herrn Grafen Dandini vorge-
stellt zu werden und in diesem einen ritterlichen,
kenntnißreichen, der deutschen Sprache mächtigen
Mann kennen zu lernen.

   
England.

Dublin, 11. Okt. Die von der Nationalsy-
node zu Thurles ernannte Commission für Ein-
leitung der nöthigen Schritte zur Gründung einer
katholischen Universität hat einen Aufruf an die
Geistlichkeit und das Volk veröffentlicht, worin
der Zweck und die Vortheile einer solchen Anstalt
ausführlich erörtert und die Mittel angegeben wer-
den, durch welche sie zu Stande kommen könne.
Der Aufruf ist von allen Mitgliedern der Com-
mission unterzeichnet, nämlich von den Erzbischöfen
Cullen, Murray, Slattery und M'Hale und den
Bischöfen Cantwell, Haly, Foran[unleserliches Material] und [unleserliches Material - 5 Zeichen fehlen]Dorry.
Murray und Haly werden sonst zu den Bischöfen
gerechnet, welche in Betreff der königlichen Col-
legien toleranter gesinnt sind, als die Majorität;
-- ein Beweis, daß über diese Frage, über die
Errichtung der katholischen Universität, welche auch
der hl. Vater dringend empfohlen hat, der irische
Episcopat Einer Ansicht ist.

Frankreich.

Paris, 13. Okt. Kaum ist der Vertrag zwi-
schen den Führern der Majorität und dem Elysec
abgeschlossen, so kündigen einzelne Abtheilungen
des stimmenden Heeres ihren Gehorsam auf und
lassen drohendes Geschrei von Verletzung der Ge-
setze und der Constitution ertönen. Wunderbarer-
weise sind es dieselben Organe, welche seit Mo-
naten nichts als den Umsturz der Constitution
predigten, um Frankreich zu retten, und jetzt schreien
sie: Verrath! und stellen sich als Wächter und
Beschützer vor die bedrohte Bundeslade des Vol-
kes hin, weil der Umsturz der Verfassung die Ge-
walt in andere, als in die von ihnen in Bereit-

[Spaltenumbruch] holten. Se. Maj. König Max äußerte sich in
wohlwollenden Worten über Haltung der Land-
wehr wie der Linie.

   

München, 15. Okt. Das in dem Auswei-
sungsdekret Fr. Rohmers angegebene Motiv lau-
tet dahin: „daß ihm die Bewilligung zum fer-
neren Aufenthalt in der Stadt München und Um-
gebung nicht ertheilt werden kann, nachdem er den
Aufenthalt lediglich benützt, um Aufregung und
Mißstimmung gegen die Staatsregierung zu er-
wecken.“

Der Augsb. Postzeitung wird aus Freising,
12. Okt., über die Versammlung der bayerischen
Bischöfe geschrieben: „Die Berathungen der ver-
sammelten Bischöfe haben raschen Fortgang. Ue-
ber die Hauptgegenstände hat bereits die Ver-
handlung stattgefunden und ein glückliches Re-
sultat erzielt. Nach den Vorstudien in Würzburg
und Wien ist eine Einigung der Ansichten über
die kirchlichen Bedürfnisse und Aufgaben beträcht-
lich leichter geworden. Man soll bereits über die
Katechismusfrage, das gesammte Unterrichtswe-
sen, das Pfründewesen, dessen Regulirung so
große Schwierigkeiten bietet, über das kirchliche
Vereinswesen ec. gemeinsamen Beschluß erzielt
haben. Die Beschlüsse sind der Art, daß alle
Freunde der Freiheit der Kirche von der Knebe-
lung durch die Staatsbureaukratie und der Er-
nennung kirchlichen Lebens und Wissens darüber
sehr sich freuen dürfen. Zugleich hören wir, daß
auch das vom Ministerium den Kammern vorzu-
legende neue Religionsedikt fast durchgängig den
Wünschen der guten Katholiken und Protestanten
entsprechend sein soll. Schon in der nächsten
Woche hofft man mit den Berathungen zu Ende
zu kommen, worauf nur die mit der Abfassung
des an die Regierung zu richtenden Memoran-
dums Beauftragten zurückbleiben werden.“

Augsburg, 16. Okt. Se. Maj. der König
haben dem ehrwürdigen Hrn. Domkapitular v.
Schmidt, dem bekannten Verfasser vieler anzieh-
ender Kinder=Schriften, das Kommanthur=Kreuz
des Verdienst=Ordens vom hl. Michael zu erthei-
len geruht, welches derselbe heute aus den Hän-
den des k. Regierungs=Präsidenten Hrn. Frhr. v.
Welden dahier empfangen hat, mit dem von Se.
Maj. hinzugefügten Beisatze, daß es Allerhöchst
Jhnen leid thue, dieses Zeichen Jhrer Anerken-
nung der Verdienste des greisen Schriftstellers dem-
selben nicht selbst überreichen zu können.

Aus dem Oberamt Horb, 9. Okt. Dieser
Tage wird aus fast sämmtlichen Ortschaften des
Oberamts Horb eine Adresse, unterzeichnet sowohl
von den bürgerlichen Collegien, als von vielen
andern Bürgern, an die hohe Landesversammlung
abgehen, deren Jnhalt kurz folgender ist: 1 ) Die
hohe Landesversammlung solle nicht wieder, wie
schon zweimal, mit Berathung über deutsche An-
gelegenheiten die kostbare Zeit zubringen und die
Noth des eigenen engeren Vaterlandes darüber
vergessen. Die Regierung lege ihr nun diesmal
einen vollen Verfassungsentwurf vor, und dieser
biete Rechte und Freiheiten, mit denen jeder ver-
nünftige Mensch zufrieden sein könne. Die hohe
Kammer solle daher diesen Entwurf unverändert
annehmen, so wolle es die große Mehrzahl der
Unterzeichneten. Sollte aber die Kammer dies
nicht wollen, so möge sie wenigstens in entgegenkom-
mender Vereinbarung mit der „wohlmeinenden“
Regierung den Entwurf berathen und ja nicht,
ohne dem Lande eine neue Verfassung gegeben zu
haben, wieder aus einander gehen. Friedliche
Vereinbarung wollen die Unterzeichneten, darum
hätten sie ihren Abgeordneten gewählt, nicht, wie
ein bekanntes Parteiblatt sage, um Opposition zu
machen oder durch ihre Wahl der Regierung ein
Mißtrauensvotum zu geben. 2 ) Solle die hohe
Landesversammlung keine Steuerverweigerung und
in keinem Falle aussprechen. Das heile nicht,
sondern mache das Uebel und die Verwirrung im
Lande nur noch größer. -- Ja, sie die Unterzeich-
neten, erklärten hiermit auf das Bestimmteste, daß
sie, wenn auch Steuerverweigerung ausgesprochen
würde, sie dennoch pünktlich ihre Steuern fortbe-
zahlten. Schließlich wird die hohe Landesver-
[Spaltenumbruch] sammlung in kräftigen, mitunter fast derben Wor-
ten an den ernsten Beruf erinnert, den sie unter
gegenwärtigen Verhältnissen habe; sie solle insbe-
sondere in ihrer Mehrheit mehr an das denken,
was dem Volke, als was Vielen aus ihrer Mitte
Noth thue; die Geschichte werde ohnehin über sie
dereinst richten und enweder sie bald gerne ver-
gessen machen oder aber in ruhmreichen Andenken
bewahren. Wie ich höre, gehen Adressen solchen
Jnhalts dieser Tage nicht blos vom Oberamte
Horb, sondern von vielen andern, wo nicht sämmt-
lichen des Landes, nach Stuttgart ab.

Darmstadt, 15. Okt. Sicherem Vernehmen
nach ist aus dem Ministerium des Jnnern das
Ausschreiben an die Regierungscommissionen we-
gen Anordnung der Aufstellung von Wahlmän-
nerlisten für den bevorstehenden außerordentlichen
Landtag bereits vor einigen Tagen erlassen wor-
den. Jn Folge dieses und der darin empfohle-
nen raschen Jnangriffnahme dürfte mit einiger
Sicherheit der Zusammentritt der Kammern in
der zweiten Hälfte des Monats Dezember --
aber kaum früher -- zu erwarten sein.

Mainz, 8. Okt. So sehr man auch in Mainz
und der gesammten Provinz von der Nothwen-
digkeit materieller Verbesserungen durchdrungen
ist, wenn anders wir nicht gegen alle Nachbar-
städte fortwährend zurückstehen wollen, so hat dies
doch nicht verhindert, daß unsere seitherigen Ver-
treter, statt sich mit solchen Fragen der Dring-
lichkeit zu befassen, nach wie vor ihr republikani-
sches Steckenpferd ritten, und so die gerechten
Erwartungen unserer Stadt und Provinz auf un-
verantwortliche Weise mißkannten. Dessenunge-
achtet hat die Staatsregierung ihre Ansichten in
Bezug auf einzuführende Verbesserungen in unse-
rer Provinz in keiner Weise geändert, sondern,
wie wir im Augenblick vernehmen, vor wenigen
Tagen erst einen Flußbaukundigen in unsere Stadt
gesandt, um die günstige Lokalität zur Anlegung
eines Winterhafens auszuforschen und einen Ko-
stenanschlag auszuarbeiten. Weiter vernehmen wir
zu unserem Vergnügen, welches sicher alle Rhein-
hessen mit uns theilen werden, daß unsere Regie-
rung Auftrag ertheilt hat, den Plan zu einer
stehenden Brücke über den Rhein und die nöthi-
gen Kostenüberschläge zu entwerfen zur Herstel-
lung einer Eisenbahnverbindung von Mainz nach
Darmstadt, zum Anschluß an eine Eisenbahn nach
Aschaffenburg, resp. München, Wien ec. Die
Bedeutung einer stehenden Brücke über den Rhein
in unserer nächsten Umgebung, und des Baues
der in Rede stehenden Eisenbahn, ist eine außer-
ordentliche, und es würden hierdurch unserer Stadt
Vortheile erwachsen, von denen sich Wenige eine
richtige Vorstellung zu machen vermögen. Die
Brücke würde uns, da bis heute auf dem ganzen
Stromgebiete von Basel bis Rotterdam nicht eine
einzige stehende Brücke existirt, den Winter hin-
durch den ganzen Transit über den Strom zufüh-
ren, und die Eisenbahn würde unsere Stadt zu
einem Stapelplatze auf dem Uebergange von Frank-
reich nach dem südlichen Deutschland, Oesterreich,
den Donauprovinzen und der Türkei erheben. Die
Vortheile dieser Bauten für unsere Stadt, die
Provinz und das ganze Großherzogthum sind un-
berechenbar, und mit Sehnsucht sehen wir der
Ausführung entgegen. Wir erkennen übrigens in
dieser wichtigen Angelegenheit den ganzen Ernst
der Regierung, welche nicht nur bestrebt ist, die
Ordnung im Lande dauernd herzustellen, sondern
auch mit aller Entschiedenheit eine Besserung der
materiellen Jnteressen anzubahnen, welche so drin-
gend der eingreifenden Thätigkeit der Regierung
bedürfen, wenn anders die Wunden wieder ge-
heilt werden sollen, welche eine lange schon an-
dauernde Revolution dem Lande geschlagen hat.

   

Köln, 14. Okt. Nachdem am vorgestrigen
Tage der Adjutant bei der päpstlichen Nobelgarde,
Herr Graf Dandini, unserem hochverehrten Hrn.
Erzbischofe die päpstlichen Bullen und sonstige
Dokumente über die im Consistorium vom 30. v.
Mts. stattgehabte Erhebung Sr. Erzbischöflichen
Gnaden zur Cardinalswürde überbracht hatte, be-
[Spaltenumbruch] gab sich heute um 11 Uhr das gesammte Pasto-
ral=Collegium der hiesigen Stadt zu Sr. Emi-
nenz, um Hochdemselben in feierlicher Audienz
seine Freude über diese Erhebung an den Tag
zu legen. Der Herr Stadtdechant, Dompfarrer
Dr. Filz brachte Sr. Eminenz den Ausdruck der
Gesinnungen, die den kölnischen Clerus bei dieser
Gelegenheit durchdringen, und bekräftigte, daß
diese dem Oberhirten gewordene hervorragende
Stellung in der Kirche die innige Verbindung
noch verstärken werde, in welcher die untergebene
Geistlichkeit zu Hochdemselben stehe. Jn der da-
rauf folgenden Erwiderung, welche der Cardinal
sichtbar ergriffen und mit bewegter Stimme gab,
äußerte sich Hochderselbe, daß er mit einer ge-
wissen Freude diese große Auszeichnung empfangen
hätte. Er habe die Ueberzeugung, daß dieselbe
nicht ihm, sondern der katholischen Kirche Deutsch-
lands gelte, in dieser aber der Kirchenprovinz
Köln und dem hiesigen Erzbischöflichen Stuhle,
welcher bis in die letzten Dezennien seine treuen
Anhänglichkeit an den päpstlichen Stuhl so glor-
reich bekundet habe; sie gelte dieser Stadt Köln,
an deren Namen sich in der Kirchengeschichte so
vieles Große knüpfe. Jn dieser Ueberzeugung sei
ihm die Cardinalswürde, welche er vor so vielen
anderen würdigen und ausgezeichneten Bischöfen
Deutschlands erhalten habe, ein neues Band an
seine geliebte Erzdiözese, deren Wohl, deren aus
den frühern Zeiten überkommene Blüthe er einzig
und allein bei seinem Streben, oft verkannt, oft
erkannt, als Ziel vor Augen gehabt habe. Unter
Mithülfe seines Clerus, welcher der unmittelbare
Lehrer und Führer seiner ihm anvertrauten Heerde,
sei, werde er unter Gottes Beistand fortfahren
und hoffe er, daß fort und fort die Kölnische
Erzdiözese dem päpstlichen Stuhle und insbeson-
dere dem gegenwärtigen glorreichen Jnhaber des-
selben, dem heil. Vater Pius IX. Ursache beson-
dern Trostes und besonderer Freude sein werde.
Ein von den Pfarrern gesprochenes Amen bekräf-
tigte diesen Wunsch. Nachdem hiernach noch Se.
Eminenz sich in gewohnter Leutseligkeit über meh-
reres, die Cardinalswürde Betreffende mit den
Pfarrern unterhalten hatten, wurde diesen noch
die Freude, dem Herrn Grafen Dandini vorge-
stellt zu werden und in diesem einen ritterlichen,
kenntnißreichen, der deutschen Sprache mächtigen
Mann kennen zu lernen.

   
England.

Dublin, 11. Okt. Die von der Nationalsy-
node zu Thurles ernannte Commission für Ein-
leitung der nöthigen Schritte zur Gründung einer
katholischen Universität hat einen Aufruf an die
Geistlichkeit und das Volk veröffentlicht, worin
der Zweck und die Vortheile einer solchen Anstalt
ausführlich erörtert und die Mittel angegeben wer-
den, durch welche sie zu Stande kommen könne.
Der Aufruf ist von allen Mitgliedern der Com-
mission unterzeichnet, nämlich von den Erzbischöfen
Cullen, Murray, Slattery und M'Hale und den
Bischöfen Cantwell, Haly, Foran[unleserliches Material] und [unleserliches Material – 5 Zeichen fehlen]Dorry.
Murray und Haly werden sonst zu den Bischöfen
gerechnet, welche in Betreff der königlichen Col-
legien toleranter gesinnt sind, als die Majorität;
-- ein Beweis, daß über diese Frage, über die
Errichtung der katholischen Universität, welche auch
der hl. Vater dringend empfohlen hat, der irische
Episcopat Einer Ansicht ist.

Frankreich.

Paris, 13. Okt. Kaum ist der Vertrag zwi-
schen den Führern der Majorität und dem Elysec
abgeschlossen, so kündigen einzelne Abtheilungen
des stimmenden Heeres ihren Gehorsam auf und
lassen drohendes Geschrei von Verletzung der Ge-
setze und der Constitution ertönen. Wunderbarer-
weise sind es dieselben Organe, welche seit Mo-
naten nichts als den Umsturz der Constitution
predigten, um Frankreich zu retten, und jetzt schreien
sie: Verrath! und stellen sich als Wächter und
Beschützer vor die bedrohte Bundeslade des Vol-
kes hin, weil der Umsturz der Verfassung die Ge-
walt in andere, als in die von ihnen in Bereit-

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[0002] holten. Se. Maj. König Max äußerte sich in wohlwollenden Worten über Haltung der Land- wehr wie der Linie. ( A. Ab. ) München, 15. Okt. Das in dem Auswei- sungsdekret Fr. Rohmers angegebene Motiv lau- tet dahin: „daß ihm die Bewilligung zum fer- neren Aufenthalt in der Stadt München und Um- gebung nicht ertheilt werden kann, nachdem er den Aufenthalt lediglich benützt, um Aufregung und Mißstimmung gegen die Staatsregierung zu er- wecken.“ Der Augsb. Postzeitung wird aus Freising, 12. Okt., über die Versammlung der bayerischen Bischöfe geschrieben: „Die Berathungen der ver- sammelten Bischöfe haben raschen Fortgang. Ue- ber die Hauptgegenstände hat bereits die Ver- handlung stattgefunden und ein glückliches Re- sultat erzielt. Nach den Vorstudien in Würzburg und Wien ist eine Einigung der Ansichten über die kirchlichen Bedürfnisse und Aufgaben beträcht- lich leichter geworden. Man soll bereits über die Katechismusfrage, das gesammte Unterrichtswe- sen, das Pfründewesen, dessen Regulirung so große Schwierigkeiten bietet, über das kirchliche Vereinswesen ec. gemeinsamen Beschluß erzielt haben. Die Beschlüsse sind der Art, daß alle Freunde der Freiheit der Kirche von der Knebe- lung durch die Staatsbureaukratie und der Er- nennung kirchlichen Lebens und Wissens darüber sehr sich freuen dürfen. Zugleich hören wir, daß auch das vom Ministerium den Kammern vorzu- legende neue Religionsedikt fast durchgängig den Wünschen der guten Katholiken und Protestanten entsprechend sein soll. Schon in der nächsten Woche hofft man mit den Berathungen zu Ende zu kommen, worauf nur die mit der Abfassung des an die Regierung zu richtenden Memoran- dums Beauftragten zurückbleiben werden.“ Augsburg, 16. Okt. Se. Maj. der König haben dem ehrwürdigen Hrn. Domkapitular v. Schmidt, dem bekannten Verfasser vieler anzieh- ender Kinder=Schriften, das Kommanthur=Kreuz des Verdienst=Ordens vom hl. Michael zu erthei- len geruht, welches derselbe heute aus den Hän- den des k. Regierungs=Präsidenten Hrn. Frhr. v. Welden dahier empfangen hat, mit dem von Se. Maj. hinzugefügten Beisatze, daß es Allerhöchst Jhnen leid thue, dieses Zeichen Jhrer Anerken- nung der Verdienste des greisen Schriftstellers dem- selben nicht selbst überreichen zu können. Aus dem Oberamt Horb, 9. Okt. Dieser Tage wird aus fast sämmtlichen Ortschaften des Oberamts Horb eine Adresse, unterzeichnet sowohl von den bürgerlichen Collegien, als von vielen andern Bürgern, an die hohe Landesversammlung abgehen, deren Jnhalt kurz folgender ist: 1 ) Die hohe Landesversammlung solle nicht wieder, wie schon zweimal, mit Berathung über deutsche An- gelegenheiten die kostbare Zeit zubringen und die Noth des eigenen engeren Vaterlandes darüber vergessen. Die Regierung lege ihr nun diesmal einen vollen Verfassungsentwurf vor, und dieser biete Rechte und Freiheiten, mit denen jeder ver- nünftige Mensch zufrieden sein könne. Die hohe Kammer solle daher diesen Entwurf unverändert annehmen, so wolle es die große Mehrzahl der Unterzeichneten. Sollte aber die Kammer dies nicht wollen, so möge sie wenigstens in entgegenkom- mender Vereinbarung mit der „wohlmeinenden“ Regierung den Entwurf berathen und ja nicht, ohne dem Lande eine neue Verfassung gegeben zu haben, wieder aus einander gehen. Friedliche Vereinbarung wollen die Unterzeichneten, darum hätten sie ihren Abgeordneten gewählt, nicht, wie ein bekanntes Parteiblatt sage, um Opposition zu machen oder durch ihre Wahl der Regierung ein Mißtrauensvotum zu geben. 2 ) Solle die hohe Landesversammlung keine Steuerverweigerung und in keinem Falle aussprechen. Das heile nicht, sondern mache das Uebel und die Verwirrung im Lande nur noch größer. -- Ja, sie die Unterzeich- neten, erklärten hiermit auf das Bestimmteste, daß sie, wenn auch Steuerverweigerung ausgesprochen würde, sie dennoch pünktlich ihre Steuern fortbe- zahlten. Schließlich wird die hohe Landesver- sammlung in kräftigen, mitunter fast derben Wor- ten an den ernsten Beruf erinnert, den sie unter gegenwärtigen Verhältnissen habe; sie solle insbe- sondere in ihrer Mehrheit mehr an das denken, was dem Volke, als was Vielen aus ihrer Mitte Noth thue; die Geschichte werde ohnehin über sie dereinst richten und enweder sie bald gerne ver- gessen machen oder aber in ruhmreichen Andenken bewahren. Wie ich höre, gehen Adressen solchen Jnhalts dieser Tage nicht blos vom Oberamte Horb, sondern von vielen andern, wo nicht sämmt- lichen des Landes, nach Stuttgart ab. ( D. V. ) Darmstadt, 15. Okt. Sicherem Vernehmen nach ist aus dem Ministerium des Jnnern das Ausschreiben an die Regierungscommissionen we- gen Anordnung der Aufstellung von Wahlmän- nerlisten für den bevorstehenden außerordentlichen Landtag bereits vor einigen Tagen erlassen wor- den. Jn Folge dieses und der darin empfohle- nen raschen Jnangriffnahme dürfte mit einiger Sicherheit der Zusammentritt der Kammern in der zweiten Hälfte des Monats Dezember -- aber kaum früher -- zu erwarten sein. ( D. Z. ) Mainz, 8. Okt. So sehr man auch in Mainz und der gesammten Provinz von der Nothwen- digkeit materieller Verbesserungen durchdrungen ist, wenn anders wir nicht gegen alle Nachbar- städte fortwährend zurückstehen wollen, so hat dies doch nicht verhindert, daß unsere seitherigen Ver- treter, statt sich mit solchen Fragen der Dring- lichkeit zu befassen, nach wie vor ihr republikani- sches Steckenpferd ritten, und so die gerechten Erwartungen unserer Stadt und Provinz auf un- verantwortliche Weise mißkannten. Dessenunge- achtet hat die Staatsregierung ihre Ansichten in Bezug auf einzuführende Verbesserungen in unse- rer Provinz in keiner Weise geändert, sondern, wie wir im Augenblick vernehmen, vor wenigen Tagen erst einen Flußbaukundigen in unsere Stadt gesandt, um die günstige Lokalität zur Anlegung eines Winterhafens auszuforschen und einen Ko- stenanschlag auszuarbeiten. Weiter vernehmen wir zu unserem Vergnügen, welches sicher alle Rhein- hessen mit uns theilen werden, daß unsere Regie- rung Auftrag ertheilt hat, den Plan zu einer stehenden Brücke über den Rhein und die nöthi- gen Kostenüberschläge zu entwerfen zur Herstel- lung einer Eisenbahnverbindung von Mainz nach Darmstadt, zum Anschluß an eine Eisenbahn nach Aschaffenburg, resp. München, Wien ec. Die Bedeutung einer stehenden Brücke über den Rhein in unserer nächsten Umgebung, und des Baues der in Rede stehenden Eisenbahn, ist eine außer- ordentliche, und es würden hierdurch unserer Stadt Vortheile erwachsen, von denen sich Wenige eine richtige Vorstellung zu machen vermögen. Die Brücke würde uns, da bis heute auf dem ganzen Stromgebiete von Basel bis Rotterdam nicht eine einzige stehende Brücke existirt, den Winter hin- durch den ganzen Transit über den Strom zufüh- ren, und die Eisenbahn würde unsere Stadt zu einem Stapelplatze auf dem Uebergange von Frank- reich nach dem südlichen Deutschland, Oesterreich, den Donauprovinzen und der Türkei erheben. Die Vortheile dieser Bauten für unsere Stadt, die Provinz und das ganze Großherzogthum sind un- berechenbar, und mit Sehnsucht sehen wir der Ausführung entgegen. Wir erkennen übrigens in dieser wichtigen Angelegenheit den ganzen Ernst der Regierung, welche nicht nur bestrebt ist, die Ordnung im Lande dauernd herzustellen, sondern auch mit aller Entschiedenheit eine Besserung der materiellen Jnteressen anzubahnen, welche so drin- gend der eingreifenden Thätigkeit der Regierung bedürfen, wenn anders die Wunden wieder ge- heilt werden sollen, welche eine lange schon an- dauernde Revolution dem Lande geschlagen hat. ( M. J. ) Köln, 14. Okt. Nachdem am vorgestrigen Tage der Adjutant bei der päpstlichen Nobelgarde, Herr Graf Dandini, unserem hochverehrten Hrn. Erzbischofe die päpstlichen Bullen und sonstige Dokumente über die im Consistorium vom 30. v. Mts. stattgehabte Erhebung Sr. Erzbischöflichen Gnaden zur Cardinalswürde überbracht hatte, be- gab sich heute um 11 Uhr das gesammte Pasto- ral=Collegium der hiesigen Stadt zu Sr. Emi- nenz, um Hochdemselben in feierlicher Audienz seine Freude über diese Erhebung an den Tag zu legen. Der Herr Stadtdechant, Dompfarrer Dr. Filz brachte Sr. Eminenz den Ausdruck der Gesinnungen, die den kölnischen Clerus bei dieser Gelegenheit durchdringen, und bekräftigte, daß diese dem Oberhirten gewordene hervorragende Stellung in der Kirche die innige Verbindung noch verstärken werde, in welcher die untergebene Geistlichkeit zu Hochdemselben stehe. Jn der da- rauf folgenden Erwiderung, welche der Cardinal sichtbar ergriffen und mit bewegter Stimme gab, äußerte sich Hochderselbe, daß er mit einer ge- wissen Freude diese große Auszeichnung empfangen hätte. Er habe die Ueberzeugung, daß dieselbe nicht ihm, sondern der katholischen Kirche Deutsch- lands gelte, in dieser aber der Kirchenprovinz Köln und dem hiesigen Erzbischöflichen Stuhle, welcher bis in die letzten Dezennien seine treuen Anhänglichkeit an den päpstlichen Stuhl so glor- reich bekundet habe; sie gelte dieser Stadt Köln, an deren Namen sich in der Kirchengeschichte so vieles Große knüpfe. Jn dieser Ueberzeugung sei ihm die Cardinalswürde, welche er vor so vielen anderen würdigen und ausgezeichneten Bischöfen Deutschlands erhalten habe, ein neues Band an seine geliebte Erzdiözese, deren Wohl, deren aus den frühern Zeiten überkommene Blüthe er einzig und allein bei seinem Streben, oft verkannt, oft erkannt, als Ziel vor Augen gehabt habe. Unter Mithülfe seines Clerus, welcher der unmittelbare Lehrer und Führer seiner ihm anvertrauten Heerde, sei, werde er unter Gottes Beistand fortfahren und hoffe er, daß fort und fort die Kölnische Erzdiözese dem päpstlichen Stuhle und insbeson- dere dem gegenwärtigen glorreichen Jnhaber des- selben, dem heil. Vater Pius IX. Ursache beson- dern Trostes und besonderer Freude sein werde. Ein von den Pfarrern gesprochenes Amen bekräf- tigte diesen Wunsch. Nachdem hiernach noch Se. Eminenz sich in gewohnter Leutseligkeit über meh- reres, die Cardinalswürde Betreffende mit den Pfarrern unterhalten hatten, wurde diesen noch die Freude, dem Herrn Grafen Dandini vorge- stellt zu werden und in diesem einen ritterlichen, kenntnißreichen, der deutschen Sprache mächtigen Mann kennen zu lernen. ( D. V. ) England. Dublin, 11. Okt. Die von der Nationalsy- node zu Thurles ernannte Commission für Ein- leitung der nöthigen Schritte zur Gründung einer katholischen Universität hat einen Aufruf an die Geistlichkeit und das Volk veröffentlicht, worin der Zweck und die Vortheile einer solchen Anstalt ausführlich erörtert und die Mittel angegeben wer- den, durch welche sie zu Stande kommen könne. Der Aufruf ist von allen Mitgliedern der Com- mission unterzeichnet, nämlich von den Erzbischöfen Cullen, Murray, Slattery und M'Hale und den Bischöfen Cantwell, Haly, Foran_ und _____Dorry. Murray und Haly werden sonst zu den Bischöfen gerechnet, welche in Betreff der königlichen Col- legien toleranter gesinnt sind, als die Majorität; -- ein Beweis, daß über diese Frage, über die Errichtung der katholischen Universität, welche auch der hl. Vater dringend empfohlen hat, der irische Episcopat Einer Ansicht ist. Frankreich. Paris, 13. Okt. Kaum ist der Vertrag zwi- schen den Führern der Majorität und dem Elysec abgeschlossen, so kündigen einzelne Abtheilungen des stimmenden Heeres ihren Gehorsam auf und lassen drohendes Geschrei von Verletzung der Ge- setze und der Constitution ertönen. Wunderbarer- weise sind es dieselben Organe, welche seit Mo- naten nichts als den Umsturz der Constitution predigten, um Frankreich zu retten, und jetzt schreien sie: Verrath! und stellen sich als Wächter und Beschützer vor die bedrohte Bundeslade des Vol- kes hin, weil der Umsturz der Verfassung die Ge- walt in andere, als in die von ihnen in Bereit-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 249. Würzburg, 17. Oktober 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische249_1850/2>, abgerufen am 23.04.2024.