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Die Bayerische Presse. Nr. 278. Würzburg, 20. November 1850.

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Die Bayerische Presse.

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Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr.
Nr. 533.

Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe-
titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe
und Gelder frei.

[Ende Spaltensatz]

Nr. 278.
Würzburg, Mittwoch den 20. November. 1850.


[Beginn Spaltensatz]
Mit Gott für König und
Vaterland
.

Der Stundenzeiger der Geschichte kennt keinen
Stillstand, entweder zurück, beharrlich und bewußt
zurück zu Dem, welcher der Anfänger und Vol-
lender unseres Heils, oder vorwärts, unrettbar
vorwärts in den Abgrund der Revolution. Da-
her noch einmal die ernste Frage, ob rechts ob
links, ob vorwärts ob zurück, die Frage, gleich
ernst für Zeit und Ewigkeit, ob mit ob wider
Gott, ob mit dem alten Recht, wie's durch Jahr-
tausende geworden, ob mit dem neuen Unrecht ei-
ner neuen Zeit, wie es vom Abend bis zum Mor-
gen wechselt. Wir haben unsere Wahl getroffen,
wir kämpfen nur mit Gott für König und für
Vaterland, und fern sei es von uns, selbst in der
größten Noth, jemals Buhlschaft zu treiben mit
jenen Sympathien, deren Magnetnadel in den
Abgrund zeigt. Mit Gott! und außerdem nur
noch mit denen, die mit uns unter dem Panier
des Kreuzes kämpfen wollen, unter dem Panier,
in welchem ein gläubiges Auge noch immer die
Verheißung lieset, mit der schon Constantin sein
Heer zum Siege führte: "Mit diesem Zeichen
wirst Du siegen," und Gott allein ist es, der den
Sieg verleiht. Was sind die Sympathien der
Völker, mögen sie auch wie Meereswogen brau-
sen, was sind sie vor Dem, der Menschengeschlech-
ter hinwegthut wie ein falsches Rechenexempel mit
dem Hauche seines Mundes, und der auch heute
seine Ehre keinem Götzen lassen wird? was sind
sie vor Dem, den unsere Väter noch preisen müs-
sen, daß Er darniederlegte den Riesen seiner Zeit,
ohne der Menschenhände zu bedürfen? O über die
Kleingläubigen, die keine andere Kraft haben, als
die Stärke von Roß und Reisigen, und die keine
bessere Hoffnung kennen, als die Zahl und die
Sympathien der Massen. Ein böses Gewissen
macht auch den Muthigsten feige, und sind Gott
und das Recht mit uns, was kümmern uns die
Antipathien des Frevels und der Revolution?

Deutschland.

München, 17. Nov. Am 24. d. sindet die
feierliche Einweihung der St. Bonifaciuskirche und
die Uebergabe derselben sowie des Stiftsgebäudes
an den bereits zum Abte daselbst ernannten Paul
Birker statt. Mit dieser Abtei tritt zugleich die
früher schon projektirte Pfarrei in das Leben, wo-
mit einem dringenden, durch die große Vermeh-
rung der Bevölkerung entstandenen Bedürfniß ab-
geholfen wird. Die Stadt München verdankt,
nebst den großartigen Schöpfungen, deren König
Ludwig während seiner22 1 / 2 jährigen Regierung
so viele in das Leben gerufen, auch die Gründung
und Dotation dieses prachtvoll ausgeschmückten
Gotteshauses einzig der Munificenz desselben. Bau
und Einrichtung sowohl der Kirche als der Abtei
wurden bereits während seiner Regierung vollen-
det, wie König Ludwig denn auch während der-
selben, gleichfalls aus seinen Mitteln, die Dota-
tionssumme zurückgelegt hatte. Die, wie gesagt,
vom König Ludwig angeschafften inneren Einrich-
tungsgegenstände von Silber und Bronze, die Or-
nate, der Himmel, die Fahnen ec. zeugen von der
[Spaltenumbruch] Pracht und zugleich von dem Geschmack womit
dieselben, sämmtlich nach den Zeichnungen des
rühmlich ausgezeichneten Bauarchitekten von St.
Bonifaz, Ziebland, von hiesigen Gewerbsmeistern
ausgeführt wurden. Sie werden in der Kirche 3
Tage lang, am 19., 20. und 21. Nov. Nachmit-
tags von 1 bis 3 Uhr zur Schau für das Publi-
kum ausgestellt.

   

Die "Landbötin" meldet aus München vom
18. Nov.: "Wie verlautet, soll der erst kürzlich
beförderte Hr. Oberst v. Brodesser des k. 3. rei-
tenden Artillerie=Regiments ( Königin ) mit dem
Kommando über die Artillerie des alsbald in
Oberfranken aufzustellenden Armeekorps betraut
werden. -- Der gegen Friedr. Rohmer längst
verfügte polizeiliche Ausweisungsbeschluß hat end-
lich auf erhobenen Rekurs durch die k. Regierung
von Oberbayern die Bestätigung erhalten. --
Gegen die dahier verweilenden Leteraten Lehfeld,
Robert Lecke und Dr. Buddeus wurde gleichfalls
die Entziehung des ferneren Aufenthaltgenusses in
München polizeilich verhängt."

Die Ereignisse in Kurhessen.

Nachträglich theilen wir folgende 2 Schreiben
des Grafen v. d. Gröben an Fürsten von Thurn
und Taxis mit. " Fulda, am 8. Nov., Abends
6 Uhr. Euer Durchlaucht haben heute wieder meine
Vorposten gedrängt und es ist leider von Jhren
Truppen angriffsweise verfahren worden. Jch
war bereit, Sie in meiner Stellung zu empfan-
gen, da ich die Ehre meiner Waffen wahren muß.
Wie ich es Hochdenselben aber vorausgesagt, daß
die unglücklichen Mißverständnisse zwischen unseren
Staaten gewiß in Kurzem sich aufklären müßten,
so ist auch jetzt schon ein annährender Schritt ge-
schehen. Gerade in dem Augenblicke, da Sie uns
Jhre Kugeln sendeten, erhielt ich aus Berlin die
Weisung, zur Bekräftigung wahrer Friedfertigkeit
Fulda zu räumen und mich auf die Etappenstraße
Hersfeld und Vacha, zurückzubegeben, wenn sich die
militärischen Verhältnisse darnach noch regeln
ließen. Jch beabsichtige daher diesem höheren Be-
fehl ungesäumt Folge zu leisten, wenn Ew. Durch-
laucht mich darin unterstützen wollen und zwar
am 9. Marbach und Hünfeld, am 10. Rastdorf,
Buttlar und Vacha und mit meinen, die Etappe
Hersfeld eben erreichenden Truppen diesen Ort
zu belegen. Ohne Zweifel werden alle ferneren
noch abweichenden Ansichten in diesen Tagen de-
finitiv beseitigt werden oder, was ich zu Gott nicht
hoffe, unsere Feindseligkeiten einen reinen und ent-
schiedenen Charakter annehmen. Ew. Durchlaucht
theilte ich diese meine An= nnd Absicht unumwun-
den mit. Morgen Mittag 12 Uhr ist Fulda ge-
räumt. Jch werde meiner Arrieregarde den Be-
fehl geben nicht zu laden, wenn Sie dasselbe
thun. Folgen Sie in einem Abstande von 1 / 2
Meilen ruhig nach. Ew. Durchlaucht wollen be-
greifen, wie schwer es einem alten Soldaten wer-
den muß, sein Terrain ohne Schwertstreich zu
räumen. Jch füge mich indessen nichtsdestoweniger
einer höheren Macht, indem ich darin eine tiefe
Beruhigung finde, daß dieser Schritt, so Gott
will, der Beginn einer freudigen Lösung aller der
Schwierigkeiten und Differenzen sein möge, welche
[Spaltenumbruch] zur Zeit noch obschweben, wodurch mir hoffentlich
dann auch die Gelegenheit geboten sein wird, per-
sönlich die Versicherung der ausgezeichnetsten Hoch-
achtung und Verehrung zu widerholen, womit ich
mir zur Ehre mich unterzeichne; Ew. Durchlaucht
ganz gehorsamster Karl Graf v. d. Gröben, kgl.
preußischer Generallieutenant und kommandirender
General."

Hünfeld, 10. Nov., Morgens 10 Uhr. " Da-
mit die unglücklichen Verhältnisse des 8. Novbr.
sich nicht wiederholen, so schlage ich Euer Durch-
laucht vor: der letztgenannten, von meinen Trup-
pen bezogenen Linie gegenüber eine andere von
Oberaschenbach, Hasselstein, Standorf, Malges,
Steinbach, Eiterfeld, bis Neukirchen an der Fulda
zu beziehen, und das Land zwischen beiden Linien
von jeder Seite unbetreten zulassen. Jn dieser
Stellung erwarten wir beide die höheren Weisun-
gen." Graf v. d. Gröben drückt dann aus, wie
"ungemein dankbar" er für den "überaus gütigen
Empfang" sei, denn sein Sohn bei Fürst Taxis
gefunden, und spricht die Meinung aus, daß es
auf Seite des Fürsten unnöthig sei, "ein Proto-
koll darüber aufnehmen zu lassen, wer zuerst ge-
schossen hat." Dann fährt er fort: "Meine Trup-
pen hatten bis zu 6. nicht geladen, als aber an
diesem Tage meine Feldwachen von Jhren Trup-
pen zurückgedrängt wurden, erklärte ich Hochden-
selben offen, daß dadurch die Feindseligkeiten von
Jhrer Seite eröffnet worden. Sie eröffneten mir
alsdann, daß Sie den Befehl hätten, mich zu de-
logiren, und als nun am 8. Jhre Truppen ohne
Rücksicht auf meine Stellung dicht anrückten, fie-
len von preußischer Seite die ersten Schüsse und
hatten den höchst beklagenswerthen Erfolg. Jch
frage: ob die kgl. bayer. Truppen es sich würden
haben gefallen lassen, wenn ich mit den kgl. preuß.
ihnen auf den Hals gegangen wäre? Gewiß nicht!
Und doch blieb ich dann noch ruhig in meiner
Stellung, ohne weiter einen Schuß zu thun. Las-
sen Sie uns indeß von dem Vergangenen ab-
sehen, und nur verhindern, daß nicht erneuerte
Schritte geschehen, die das Uebel unheilbar ma-
chen, doch darüber sind wir einig. Jch kenne Ew.
Durchlaucht, und das ist mir die sicherste Ge-
währ. Jhre Theilnahme an dem Verlust unseres
vortrefflichen Grafen von Brandenburg, dieses
Schildes unserer Ehre, rührt mich tief. Sie ist
Jhrer würdig. Genehmigen Sie die Versicherung
der ausgezeichnetsten Hochachtung und Verehrung,
mit der ich mich zeichne Euer Durchlaucht ganz
gehorsamster ( gez. ) v. d. Gröben, Generallieute-
tenant."

Fulda, 18. Nov. Die Verpflegung der Bun-
destruppen findet bei der Anhäufung derselben,
in den theilweise ärmsten Landstrichen von Kur-
hessen, Schwierigkeiten, die man nicht voraussehen
konnte, weil man ein längeres Stehenbleiben der
Bundestruppen in ihren jetzigen Cantonnements
nicht angenommen hatte. Zwar hören wir, daß
Behufs der Proviantanschaffung, Seitens der kur-
hessischen Regierung, Weisungen an die Bezirks-
direktionen ergangen sind, doch dürfte es immer-
hin von Jnteresse bleiben, die baldigste Verlegung
der Bundestruppen in die nördlichern Theile des
Kurstaates bewirken zu können, wo den Bedürf-

Die Bayerische Presse.

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Würzburg, Mittwoch den 20. November. 1850.


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Vaterland
.

Der Stundenzeiger der Geschichte kennt keinen
Stillstand, entweder zurück, beharrlich und bewußt
zurück zu Dem, welcher der Anfänger und Vol-
lender unseres Heils, oder vorwärts, unrettbar
vorwärts in den Abgrund der Revolution. Da-
her noch einmal die ernste Frage, ob rechts ob
links, ob vorwärts ob zurück, die Frage, gleich
ernst für Zeit und Ewigkeit, ob mit ob wider
Gott, ob mit dem alten Recht, wie's durch Jahr-
tausende geworden, ob mit dem neuen Unrecht ei-
ner neuen Zeit, wie es vom Abend bis zum Mor-
gen wechselt. Wir haben unsere Wahl getroffen,
wir kämpfen nur mit Gott für König und für
Vaterland, und fern sei es von uns, selbst in der
größten Noth, jemals Buhlschaft zu treiben mit
jenen Sympathien, deren Magnetnadel in den
Abgrund zeigt. Mit Gott! und außerdem nur
noch mit denen, die mit uns unter dem Panier
des Kreuzes kämpfen wollen, unter dem Panier,
in welchem ein gläubiges Auge noch immer die
Verheißung lieset, mit der schon Constantin sein
Heer zum Siege führte: „Mit diesem Zeichen
wirst Du siegen,“ und Gott allein ist es, der den
Sieg verleiht. Was sind die Sympathien der
Völker, mögen sie auch wie Meereswogen brau-
sen, was sind sie vor Dem, der Menschengeschlech-
ter hinwegthut wie ein falsches Rechenexempel mit
dem Hauche seines Mundes, und der auch heute
seine Ehre keinem Götzen lassen wird? was sind
sie vor Dem, den unsere Väter noch preisen müs-
sen, daß Er darniederlegte den Riesen seiner Zeit,
ohne der Menschenhände zu bedürfen? O über die
Kleingläubigen, die keine andere Kraft haben, als
die Stärke von Roß und Reisigen, und die keine
bessere Hoffnung kennen, als die Zahl und die
Sympathien der Massen. Ein böses Gewissen
macht auch den Muthigsten feige, und sind Gott
und das Recht mit uns, was kümmern uns die
Antipathien des Frevels und der Revolution?

Deutschland.

München, 17. Nov. Am 24. d. sindet die
feierliche Einweihung der St. Bonifaciuskirche und
die Uebergabe derselben sowie des Stiftsgebäudes
an den bereits zum Abte daselbst ernannten Paul
Birker statt. Mit dieser Abtei tritt zugleich die
früher schon projektirte Pfarrei in das Leben, wo-
mit einem dringenden, durch die große Vermeh-
rung der Bevölkerung entstandenen Bedürfniß ab-
geholfen wird. Die Stadt München verdankt,
nebst den großartigen Schöpfungen, deren König
Ludwig während seiner22 1 / 2 jährigen Regierung
so viele in das Leben gerufen, auch die Gründung
und Dotation dieses prachtvoll ausgeschmückten
Gotteshauses einzig der Munificenz desselben. Bau
und Einrichtung sowohl der Kirche als der Abtei
wurden bereits während seiner Regierung vollen-
det, wie König Ludwig denn auch während der-
selben, gleichfalls aus seinen Mitteln, die Dota-
tionssumme zurückgelegt hatte. Die, wie gesagt,
vom König Ludwig angeschafften inneren Einrich-
tungsgegenstände von Silber und Bronze, die Or-
nate, der Himmel, die Fahnen ec. zeugen von der
[Spaltenumbruch] Pracht und zugleich von dem Geschmack womit
dieselben, sämmtlich nach den Zeichnungen des
rühmlich ausgezeichneten Bauarchitekten von St.
Bonifaz, Ziebland, von hiesigen Gewerbsmeistern
ausgeführt wurden. Sie werden in der Kirche 3
Tage lang, am 19., 20. und 21. Nov. Nachmit-
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Die „Landbötin“ meldet aus München vom
18. Nov.: „Wie verlautet, soll der erst kürzlich
beförderte Hr. Oberst v. Brodesser des k. 3. rei-
tenden Artillerie=Regiments ( Königin ) mit dem
Kommando über die Artillerie des alsbald in
Oberfranken aufzustellenden Armeekorps betraut
werden. -- Der gegen Friedr. Rohmer längst
verfügte polizeiliche Ausweisungsbeschluß hat end-
lich auf erhobenen Rekurs durch die k. Regierung
von Oberbayern die Bestätigung erhalten. --
Gegen die dahier verweilenden Leteraten Lehfeld,
Robert Lecke und Dr. Buddeus wurde gleichfalls
die Entziehung des ferneren Aufenthaltgenusses in
München polizeilich verhängt.“

Die Ereignisse in Kurhessen.

Nachträglich theilen wir folgende 2 Schreiben
des Grafen v. d. Gröben an Fürsten von Thurn
und Taxis mit. „ Fulda, am 8. Nov., Abends
6 Uhr. Euer Durchlaucht haben heute wieder meine
Vorposten gedrängt und es ist leider von Jhren
Truppen angriffsweise verfahren worden. Jch
war bereit, Sie in meiner Stellung zu empfan-
gen, da ich die Ehre meiner Waffen wahren muß.
Wie ich es Hochdenselben aber vorausgesagt, daß
die unglücklichen Mißverständnisse zwischen unseren
Staaten gewiß in Kurzem sich aufklären müßten,
so ist auch jetzt schon ein annährender Schritt ge-
schehen. Gerade in dem Augenblicke, da Sie uns
Jhre Kugeln sendeten, erhielt ich aus Berlin die
Weisung, zur Bekräftigung wahrer Friedfertigkeit
Fulda zu räumen und mich auf die Etappenstraße
Hersfeld und Vacha, zurückzubegeben, wenn sich die
militärischen Verhältnisse darnach noch regeln
ließen. Jch beabsichtige daher diesem höheren Be-
fehl ungesäumt Folge zu leisten, wenn Ew. Durch-
laucht mich darin unterstützen wollen und zwar
am 9. Marbach und Hünfeld, am 10. Rastdorf,
Buttlar und Vacha und mit meinen, die Etappe
Hersfeld eben erreichenden Truppen diesen Ort
zu belegen. Ohne Zweifel werden alle ferneren
noch abweichenden Ansichten in diesen Tagen de-
finitiv beseitigt werden oder, was ich zu Gott nicht
hoffe, unsere Feindseligkeiten einen reinen und ent-
schiedenen Charakter annehmen. Ew. Durchlaucht
theilte ich diese meine An= nnd Absicht unumwun-
den mit. Morgen Mittag 12 Uhr ist Fulda ge-
räumt. Jch werde meiner Arrieregarde den Be-
fehl geben nicht zu laden, wenn Sie dasselbe
thun. Folgen Sie in einem Abstande von 1 / 2
Meilen ruhig nach. Ew. Durchlaucht wollen be-
greifen, wie schwer es einem alten Soldaten wer-
den muß, sein Terrain ohne Schwertstreich zu
räumen. Jch füge mich indessen nichtsdestoweniger
einer höheren Macht, indem ich darin eine tiefe
Beruhigung finde, daß dieser Schritt, so Gott
will, der Beginn einer freudigen Lösung aller der
Schwierigkeiten und Differenzen sein möge, welche
[Spaltenumbruch] zur Zeit noch obschweben, wodurch mir hoffentlich
dann auch die Gelegenheit geboten sein wird, per-
sönlich die Versicherung der ausgezeichnetsten Hoch-
achtung und Verehrung zu widerholen, womit ich
mir zur Ehre mich unterzeichne; Ew. Durchlaucht
ganz gehorsamster Karl Graf v. d. Gröben, kgl.
preußischer Generallieutenant und kommandirender
General.“

Hünfeld, 10. Nov., Morgens 10 Uhr. „ Da-
mit die unglücklichen Verhältnisse des 8. Novbr.
sich nicht wiederholen, so schlage ich Euer Durch-
laucht vor: der letztgenannten, von meinen Trup-
pen bezogenen Linie gegenüber eine andere von
Oberaschenbach, Hasselstein, Standorf, Malges,
Steinbach, Eiterfeld, bis Neukirchen an der Fulda
zu beziehen, und das Land zwischen beiden Linien
von jeder Seite unbetreten zulassen. Jn dieser
Stellung erwarten wir beide die höheren Weisun-
gen.“ Graf v. d. Gröben drückt dann aus, wie
„ungemein dankbar“ er für den „überaus gütigen
Empfang“ sei, denn sein Sohn bei Fürst Taxis
gefunden, und spricht die Meinung aus, daß es
auf Seite des Fürsten unnöthig sei, „ein Proto-
koll darüber aufnehmen zu lassen, wer zuerst ge-
schossen hat.“ Dann fährt er fort: „Meine Trup-
pen hatten bis zu 6. nicht geladen, als aber an
diesem Tage meine Feldwachen von Jhren Trup-
pen zurückgedrängt wurden, erklärte ich Hochden-
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hatten den höchst beklagenswerthen Erfolg. Jch
frage: ob die kgl. bayer. Truppen es sich würden
haben gefallen lassen, wenn ich mit den kgl. preuß.
ihnen auf den Hals gegangen wäre? Gewiß nicht!
Und doch blieb ich dann noch ruhig in meiner
Stellung, ohne weiter einen Schuß zu thun. Las-
sen Sie uns indeß von dem Vergangenen ab-
sehen, und nur verhindern, daß nicht erneuerte
Schritte geschehen, die das Uebel unheilbar ma-
chen, doch darüber sind wir einig. Jch kenne Ew.
Durchlaucht, und das ist mir die sicherste Ge-
währ. Jhre Theilnahme an dem Verlust unseres
vortrefflichen Grafen von Brandenburg, dieses
Schildes unserer Ehre, rührt mich tief. Sie ist
Jhrer würdig. Genehmigen Sie die Versicherung
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hin von Jnteresse bleiben, die baldigste Verlegung
der Bundestruppen in die nördlichern Theile des
Kurstaates bewirken zu können, wo den Bedürf-

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[0001] Die Bayerische Presse. Abonnement: Ganzjährig 6 fl. Halbjährig 3 fl. Vierteljährig 1 fl. 30 kr. Monatlich für die Stadt 30 kr. Eine constitutionell-monarchische Zeitung. Expedition: Jm Schenkhofe 2. Distr. Nr. 533. Einrückungsgebühr: die gespaltene Pe- titzeile oder deren Raum 3 kr. Briefe und Gelder frei. Nr. 278. Würzburg, Mittwoch den 20. November. 1850. Mit Gott für König und Vaterland. Der Stundenzeiger der Geschichte kennt keinen Stillstand, entweder zurück, beharrlich und bewußt zurück zu Dem, welcher der Anfänger und Vol- lender unseres Heils, oder vorwärts, unrettbar vorwärts in den Abgrund der Revolution. Da- her noch einmal die ernste Frage, ob rechts ob links, ob vorwärts ob zurück, die Frage, gleich ernst für Zeit und Ewigkeit, ob mit ob wider Gott, ob mit dem alten Recht, wie's durch Jahr- tausende geworden, ob mit dem neuen Unrecht ei- ner neuen Zeit, wie es vom Abend bis zum Mor- gen wechselt. Wir haben unsere Wahl getroffen, wir kämpfen nur mit Gott für König und für Vaterland, und fern sei es von uns, selbst in der größten Noth, jemals Buhlschaft zu treiben mit jenen Sympathien, deren Magnetnadel in den Abgrund zeigt. Mit Gott! und außerdem nur noch mit denen, die mit uns unter dem Panier des Kreuzes kämpfen wollen, unter dem Panier, in welchem ein gläubiges Auge noch immer die Verheißung lieset, mit der schon Constantin sein Heer zum Siege führte: „Mit diesem Zeichen wirst Du siegen,“ und Gott allein ist es, der den Sieg verleiht. Was sind die Sympathien der Völker, mögen sie auch wie Meereswogen brau- sen, was sind sie vor Dem, der Menschengeschlech- ter hinwegthut wie ein falsches Rechenexempel mit dem Hauche seines Mundes, und der auch heute seine Ehre keinem Götzen lassen wird? was sind sie vor Dem, den unsere Väter noch preisen müs- sen, daß Er darniederlegte den Riesen seiner Zeit, ohne der Menschenhände zu bedürfen? O über die Kleingläubigen, die keine andere Kraft haben, als die Stärke von Roß und Reisigen, und die keine bessere Hoffnung kennen, als die Zahl und die Sympathien der Massen. Ein böses Gewissen macht auch den Muthigsten feige, und sind Gott und das Recht mit uns, was kümmern uns die Antipathien des Frevels und der Revolution? Deutschland. München, 17. Nov. Am 24. d. sindet die feierliche Einweihung der St. Bonifaciuskirche und die Uebergabe derselben sowie des Stiftsgebäudes an den bereits zum Abte daselbst ernannten Paul Birker statt. Mit dieser Abtei tritt zugleich die früher schon projektirte Pfarrei in das Leben, wo- mit einem dringenden, durch die große Vermeh- rung der Bevölkerung entstandenen Bedürfniß ab- geholfen wird. Die Stadt München verdankt, nebst den großartigen Schöpfungen, deren König Ludwig während seiner22 1 / 2 jährigen Regierung so viele in das Leben gerufen, auch die Gründung und Dotation dieses prachtvoll ausgeschmückten Gotteshauses einzig der Munificenz desselben. Bau und Einrichtung sowohl der Kirche als der Abtei wurden bereits während seiner Regierung vollen- det, wie König Ludwig denn auch während der- selben, gleichfalls aus seinen Mitteln, die Dota- tionssumme zurückgelegt hatte. Die, wie gesagt, vom König Ludwig angeschafften inneren Einrich- tungsgegenstände von Silber und Bronze, die Or- nate, der Himmel, die Fahnen ec. zeugen von der Pracht und zugleich von dem Geschmack womit dieselben, sämmtlich nach den Zeichnungen des rühmlich ausgezeichneten Bauarchitekten von St. Bonifaz, Ziebland, von hiesigen Gewerbsmeistern ausgeführt wurden. Sie werden in der Kirche 3 Tage lang, am 19., 20. und 21. Nov. Nachmit- tags von 1 bis 3 Uhr zur Schau für das Publi- kum ausgestellt. ( A. Z. ) Die „Landbötin“ meldet aus München vom 18. Nov.: „Wie verlautet, soll der erst kürzlich beförderte Hr. Oberst v. Brodesser des k. 3. rei- tenden Artillerie=Regiments ( Königin ) mit dem Kommando über die Artillerie des alsbald in Oberfranken aufzustellenden Armeekorps betraut werden. -- Der gegen Friedr. Rohmer längst verfügte polizeiliche Ausweisungsbeschluß hat end- lich auf erhobenen Rekurs durch die k. Regierung von Oberbayern die Bestätigung erhalten. -- Gegen die dahier verweilenden Leteraten Lehfeld, Robert Lecke und Dr. Buddeus wurde gleichfalls die Entziehung des ferneren Aufenthaltgenusses in München polizeilich verhängt.“ Die Ereignisse in Kurhessen. Nachträglich theilen wir folgende 2 Schreiben des Grafen v. d. Gröben an Fürsten von Thurn und Taxis mit. „ Fulda, am 8. Nov., Abends 6 Uhr. Euer Durchlaucht haben heute wieder meine Vorposten gedrängt und es ist leider von Jhren Truppen angriffsweise verfahren worden. Jch war bereit, Sie in meiner Stellung zu empfan- gen, da ich die Ehre meiner Waffen wahren muß. Wie ich es Hochdenselben aber vorausgesagt, daß die unglücklichen Mißverständnisse zwischen unseren Staaten gewiß in Kurzem sich aufklären müßten, so ist auch jetzt schon ein annährender Schritt ge- schehen. Gerade in dem Augenblicke, da Sie uns Jhre Kugeln sendeten, erhielt ich aus Berlin die Weisung, zur Bekräftigung wahrer Friedfertigkeit Fulda zu räumen und mich auf die Etappenstraße Hersfeld und Vacha, zurückzubegeben, wenn sich die militärischen Verhältnisse darnach noch regeln ließen. Jch beabsichtige daher diesem höheren Be- fehl ungesäumt Folge zu leisten, wenn Ew. Durch- laucht mich darin unterstützen wollen und zwar am 9. Marbach und Hünfeld, am 10. Rastdorf, Buttlar und Vacha und mit meinen, die Etappe Hersfeld eben erreichenden Truppen diesen Ort zu belegen. Ohne Zweifel werden alle ferneren noch abweichenden Ansichten in diesen Tagen de- finitiv beseitigt werden oder, was ich zu Gott nicht hoffe, unsere Feindseligkeiten einen reinen und ent- schiedenen Charakter annehmen. Ew. Durchlaucht theilte ich diese meine An= nnd Absicht unumwun- den mit. Morgen Mittag 12 Uhr ist Fulda ge- räumt. Jch werde meiner Arrieregarde den Be- fehl geben nicht zu laden, wenn Sie dasselbe thun. Folgen Sie in einem Abstande von 1 / 2 Meilen ruhig nach. Ew. Durchlaucht wollen be- greifen, wie schwer es einem alten Soldaten wer- den muß, sein Terrain ohne Schwertstreich zu räumen. Jch füge mich indessen nichtsdestoweniger einer höheren Macht, indem ich darin eine tiefe Beruhigung finde, daß dieser Schritt, so Gott will, der Beginn einer freudigen Lösung aller der Schwierigkeiten und Differenzen sein möge, welche zur Zeit noch obschweben, wodurch mir hoffentlich dann auch die Gelegenheit geboten sein wird, per- sönlich die Versicherung der ausgezeichnetsten Hoch- achtung und Verehrung zu widerholen, womit ich mir zur Ehre mich unterzeichne; Ew. Durchlaucht ganz gehorsamster Karl Graf v. d. Gröben, kgl. preußischer Generallieutenant und kommandirender General.“ Hünfeld, 10. Nov., Morgens 10 Uhr. „ Da- mit die unglücklichen Verhältnisse des 8. Novbr. sich nicht wiederholen, so schlage ich Euer Durch- laucht vor: der letztgenannten, von meinen Trup- pen bezogenen Linie gegenüber eine andere von Oberaschenbach, Hasselstein, Standorf, Malges, Steinbach, Eiterfeld, bis Neukirchen an der Fulda zu beziehen, und das Land zwischen beiden Linien von jeder Seite unbetreten zulassen. Jn dieser Stellung erwarten wir beide die höheren Weisun- gen.“ Graf v. d. Gröben drückt dann aus, wie „ungemein dankbar“ er für den „überaus gütigen Empfang“ sei, denn sein Sohn bei Fürst Taxis gefunden, und spricht die Meinung aus, daß es auf Seite des Fürsten unnöthig sei, „ein Proto- koll darüber aufnehmen zu lassen, wer zuerst ge- schossen hat.“ Dann fährt er fort: „Meine Trup- pen hatten bis zu 6. nicht geladen, als aber an diesem Tage meine Feldwachen von Jhren Trup- pen zurückgedrängt wurden, erklärte ich Hochden- selben offen, daß dadurch die Feindseligkeiten von Jhrer Seite eröffnet worden. Sie eröffneten mir alsdann, daß Sie den Befehl hätten, mich zu de- logiren, und als nun am 8. Jhre Truppen ohne Rücksicht auf meine Stellung dicht anrückten, fie- len von preußischer Seite die ersten Schüsse und hatten den höchst beklagenswerthen Erfolg. Jch frage: ob die kgl. bayer. Truppen es sich würden haben gefallen lassen, wenn ich mit den kgl. preuß. ihnen auf den Hals gegangen wäre? Gewiß nicht! Und doch blieb ich dann noch ruhig in meiner Stellung, ohne weiter einen Schuß zu thun. Las- sen Sie uns indeß von dem Vergangenen ab- sehen, und nur verhindern, daß nicht erneuerte Schritte geschehen, die das Uebel unheilbar ma- chen, doch darüber sind wir einig. Jch kenne Ew. Durchlaucht, und das ist mir die sicherste Ge- währ. Jhre Theilnahme an dem Verlust unseres vortrefflichen Grafen von Brandenburg, dieses Schildes unserer Ehre, rührt mich tief. Sie ist Jhrer würdig. Genehmigen Sie die Versicherung der ausgezeichnetsten Hochachtung und Verehrung, mit der ich mich zeichne Euer Durchlaucht ganz gehorsamster ( gez. ) v. d. Gröben, Generallieute- tenant.“ Fulda, 18. Nov. Die Verpflegung der Bun- destruppen findet bei der Anhäufung derselben, in den theilweise ärmsten Landstrichen von Kur- hessen, Schwierigkeiten, die man nicht voraussehen konnte, weil man ein längeres Stehenbleiben der Bundestruppen in ihren jetzigen Cantonnements nicht angenommen hatte. Zwar hören wir, daß Behufs der Proviantanschaffung, Seitens der kur- hessischen Regierung, Weisungen an die Bezirks- direktionen ergangen sind, doch dürfte es immer- hin von Jnteresse bleiben, die baldigste Verlegung der Bundestruppen in die nördlichern Theile des Kurstaates bewirken zu können, wo den Bedürf-

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Zitationshilfe: Die Bayerische Presse. Nr. 278. Würzburg, 20. November 1850, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_bayerische278_1850/1>, abgerufen am 29.03.2024.