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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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Breite an eine mit verkrüppeltem Gesträuch, Moos u. Morast bedeckte Einöde. Altai u. Ural sind reich an Gold, Kupfer, Eisen und Platina, die Wälder an kostbarem Pelzwerk, die Ströme an Fischen, das aufgeschwemmte Land an fossilem Elfenbein (Mammuth). Die Ureinwohner (Samojeden, Ostiaken, Jakuten, Jukagiren etc.) sind meistens Nomaden, zum Theil noch Heiden; die Zahl der Verbannten soll 130000 betragen; die freiwillige Einwanderung in die südl. Theile und in die Bergwerksbezirke hat neuester Zeit sehr zugenommen, so daß die Gesammtzahl der E. gegen 3 Mill. gestiegen ist. Die Zahl der jährlich nach S. Verbannten mag gegen 10000 betragen; Staatsgefangene haben Arrest oder sind in Städte und Dörfer confinirt; die wegen leichten Verbrechen Verbannten leben in Zucht und Arbeitshäusern oder werden als Bauern angesiedelt; schwere Verbrecher kommen in die Bergwerke. Durch Arbeitsamkeit u. Wohlverhalten kann der Verbannte sein Loos mildern; zum Zobelfang wird keiner verwendet. Eine gut schließende Kette von Kosackenposten macht die Flucht nahezu unmöglich. Ganz S., mit Ausnahme der Kirgisensteppe, zerfällt in die 2 Generalgouv.: West-S., mit der Hauptst. Tobolsk, u. Ost-S., mit der Hauptstadt Irkutsk; Ost-S. enthält die Gouvern. Tobolsk, Tomsk, das Gebiet von Ssemipolatinsk und die Kirgisensteppe; West-S. die Gouv. Irkutsk, Jakutsk, Jenisseisk, die Seeverwaltung von Kamtschatka u. das Gebiet von Baikal. (Vergl. über S. Asien, Amur, Irkutsk etc., die Werke von Hansteen, Leipz. 1853; von Syzania, London 1852.) S. wurde 1577 durch versprengte don'sche Kosacken theilweise erobert, von 1583-1639 vollständig unterworfen, am Ende des Jahrh. Kamtschatka nachgeholt. Kolonisirt wurde es zuerst durch freiwillige Einwanderer, alsbald durch Verbannte, einigemal auch durch Kriegsgefangene.


Sibour (-ur), Marie Dominique Auguste, der gegenwärtige Erzbischof von Paris, geb. am 4. April 1792 zu St.-Paul-Trois-Chateaux, gelangte früh zu höheren Kirchenwürden u. war Assistent am päpstlich en Thron, als der Heldentod des Erzbischofs d'Affre während der Junischlacht (25. Juni 1848) seine Wahl zum Nachfolger desselben veranlaßte. S. hat sich auch als theologischer Schriftsteller einen Namen gemacht, besonders durch seine Institutions dioecesaines. Ein Verwandter von ihm, Thomas S., vorher Pfarrer von St. Thomas von Aquino, wurde 1856 sein Coadjutor.


Sibylla, griech., Jungfrau, die den Rathschluß Gottes ausspricht; das Alterthum kannte deren mehre, nach der gewöhnlichen Annahme 10, von denen die cumäische die berühmteste war. Ihre Weissagungen brachte eine Alte (die S. selbst) dem röm. König Tarquinius Priscus in 9 Büchern zum Verkauf, verbrannte 2mal zurückgewiesen je 3 Bücher, so daß dem endlich willigen König nur 3 blieben. Diese wurden sorgfältig aufbewahrt und durch ein eigenes Collegium als röm. Staatsorakel befragt, wenn Rom in Verlegenheit war. Sie verbrannten unter Sulla, wurden aber neu gesammelt, was sich wiederholte, als sie unter Nero abermals in Flammen aufgingen; endlich wurden sie auf Befehl des Honorius sammt dem Apollotempel verbrannt. - Die noch vorhandene Sammlung sibyllinischer Weissagungen ist nicht ächt und stammt aus dem 2.-4. Jahrh. n. Chr. (Neueste kritische Ausgabe der Sammlung von Friedlieb, Leipzig 1842.)


Sic, lat., so; s. eunt fata hominum, so geht's auf der Welt; s. itur ad astra, so geht es in die Höhe; s. transit gloria mundi, so vergeht der Ruhm der Welt; s. volo, s. jubeo, stat pro ratione voluntas, so will ich, so befehle ich, damit Punktum; s. vos non vobis fertis aratra boves, ihr Ochsen zieht den Pflug, aber wohlgemerkt, nicht für euch.


Sicard (Sikahr), Roch Ambroise Cucurron, Abbe, der berühmte Taubstummenlehrer, geb. 1742 zu Fousseret bei Toulouse, wurde Geistlicher u. Canonicus zu Bordeaux, gründete daselbst eine Taubstummenanstalt und gewann Ruf. Seit 1789 in Paris der Nachfolger des berühmten Abbe l'Epee, erlebte er die Errichtung einer Taubstummenanstalt auf Staatskosten und leitete

Breite an eine mit verkrüppeltem Gesträuch, Moos u. Morast bedeckte Einöde. Altai u. Ural sind reich an Gold, Kupfer, Eisen und Platina, die Wälder an kostbarem Pelzwerk, die Ströme an Fischen, das aufgeschwemmte Land an fossilem Elfenbein (Mammuth). Die Ureinwohner (Samojeden, Ostiaken, Jakuten, Jukagiren etc.) sind meistens Nomaden, zum Theil noch Heiden; die Zahl der Verbannten soll 130000 betragen; die freiwillige Einwanderung in die südl. Theile und in die Bergwerksbezirke hat neuester Zeit sehr zugenommen, so daß die Gesammtzahl der E. gegen 3 Mill. gestiegen ist. Die Zahl der jährlich nach S. Verbannten mag gegen 10000 betragen; Staatsgefangene haben Arrest oder sind in Städte und Dörfer confinirt; die wegen leichten Verbrechen Verbannten leben in Zucht und Arbeitshäusern oder werden als Bauern angesiedelt; schwere Verbrecher kommen in die Bergwerke. Durch Arbeitsamkeit u. Wohlverhalten kann der Verbannte sein Loos mildern; zum Zobelfang wird keiner verwendet. Eine gut schließende Kette von Kosackenposten macht die Flucht nahezu unmöglich. Ganz S., mit Ausnahme der Kirgisensteppe, zerfällt in die 2 Generalgouv.: West-S., mit der Hauptst. Tobolsk, u. Ost-S., mit der Hauptstadt Irkutsk; Ost-S. enthält die Gouvern. Tobolsk, Tomsk, das Gebiet von Ssemipolatinsk und die Kirgisensteppe; West-S. die Gouv. Irkutsk, Jakutsk, Jenisseisk, die Seeverwaltung von Kamtschatka u. das Gebiet von Baikal. (Vergl. über S. Asien, Amur, Irkutsk etc., die Werke von Hansteen, Leipz. 1853; von Syzania, London 1852.) S. wurde 1577 durch versprengte don'sche Kosacken theilweise erobert, von 1583–1639 vollständig unterworfen, am Ende des Jahrh. Kamtschatka nachgeholt. Kolonisirt wurde es zuerst durch freiwillige Einwanderer, alsbald durch Verbannte, einigemal auch durch Kriegsgefangene.


Sibour (–ur), Marie Dominique Auguste, der gegenwärtige Erzbischof von Paris, geb. am 4. April 1792 zu St.-Paul-Trois-Chateaux, gelangte früh zu höheren Kirchenwürden u. war Assistent am päpstlich en Thron, als der Heldentod des Erzbischofs d'Affre während der Junischlacht (25. Juni 1848) seine Wahl zum Nachfolger desselben veranlaßte. S. hat sich auch als theologischer Schriftsteller einen Namen gemacht, besonders durch seine Institutions dioecésaines. Ein Verwandter von ihm, Thomas S., vorher Pfarrer von St. Thomas von Aquino, wurde 1856 sein Coadjutor.


Sibylla, griech., Jungfrau, die den Rathschluß Gottes ausspricht; das Alterthum kannte deren mehre, nach der gewöhnlichen Annahme 10, von denen die cumäische die berühmteste war. Ihre Weissagungen brachte eine Alte (die S. selbst) dem röm. König Tarquinius Priscus in 9 Büchern zum Verkauf, verbrannte 2mal zurückgewiesen je 3 Bücher, so daß dem endlich willigen König nur 3 blieben. Diese wurden sorgfältig aufbewahrt und durch ein eigenes Collegium als röm. Staatsorakel befragt, wenn Rom in Verlegenheit war. Sie verbrannten unter Sulla, wurden aber neu gesammelt, was sich wiederholte, als sie unter Nero abermals in Flammen aufgingen; endlich wurden sie auf Befehl des Honorius sammt dem Apollotempel verbrannt. – Die noch vorhandene Sammlung sibyllinischer Weissagungen ist nicht ächt und stammt aus dem 2.–4. Jahrh. n. Chr. (Neueste kritische Ausgabe der Sammlung von Friedlieb, Leipzig 1842.)


Sic, lat., so; s. eunt fata hominum, so geht's auf der Welt; s. itur ad astra, so geht es in die Höhe; s. transit gloria mundi, so vergeht der Ruhm der Welt; s. volo, s. jubeo, stat pro ratione voluntas, so will ich, so befehle ich, damit Punktum; s. vos non vobis fertis aratra boves, ihr Ochsen zieht den Pflug, aber wohlgemerkt, nicht für euch.


Sicard (Sikahr), Roch Ambroise Cucurron, Abbé, der berühmte Taubstummenlehrer, geb. 1742 zu Fousseret bei Toulouse, wurde Geistlicher u. Canonicus zu Bordeaux, gründete daselbst eine Taubstummenanstalt und gewann Ruf. Seit 1789 in Paris der Nachfolger des berühmten Abbé l'Epée, erlebte er die Errichtung einer Taubstummenanstalt auf Staatskosten und leitete

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[204/0205] Breite an eine mit verkrüppeltem Gesträuch, Moos u. Morast bedeckte Einöde. Altai u. Ural sind reich an Gold, Kupfer, Eisen und Platina, die Wälder an kostbarem Pelzwerk, die Ströme an Fischen, das aufgeschwemmte Land an fossilem Elfenbein (Mammuth). Die Ureinwohner (Samojeden, Ostiaken, Jakuten, Jukagiren etc.) sind meistens Nomaden, zum Theil noch Heiden; die Zahl der Verbannten soll 130000 betragen; die freiwillige Einwanderung in die südl. Theile und in die Bergwerksbezirke hat neuester Zeit sehr zugenommen, so daß die Gesammtzahl der E. gegen 3 Mill. gestiegen ist. Die Zahl der jährlich nach S. Verbannten mag gegen 10000 betragen; Staatsgefangene haben Arrest oder sind in Städte und Dörfer confinirt; die wegen leichten Verbrechen Verbannten leben in Zucht und Arbeitshäusern oder werden als Bauern angesiedelt; schwere Verbrecher kommen in die Bergwerke. Durch Arbeitsamkeit u. Wohlverhalten kann der Verbannte sein Loos mildern; zum Zobelfang wird keiner verwendet. Eine gut schließende Kette von Kosackenposten macht die Flucht nahezu unmöglich. Ganz S., mit Ausnahme der Kirgisensteppe, zerfällt in die 2 Generalgouv.: West-S., mit der Hauptst. Tobolsk, u. Ost-S., mit der Hauptstadt Irkutsk; Ost-S. enthält die Gouvern. Tobolsk, Tomsk, das Gebiet von Ssemipolatinsk und die Kirgisensteppe; West-S. die Gouv. Irkutsk, Jakutsk, Jenisseisk, die Seeverwaltung von Kamtschatka u. das Gebiet von Baikal. (Vergl. über S. Asien, Amur, Irkutsk etc., die Werke von Hansteen, Leipz. 1853; von Syzania, London 1852.) S. wurde 1577 durch versprengte don'sche Kosacken theilweise erobert, von 1583–1639 vollständig unterworfen, am Ende des Jahrh. Kamtschatka nachgeholt. Kolonisirt wurde es zuerst durch freiwillige Einwanderer, alsbald durch Verbannte, einigemal auch durch Kriegsgefangene. Sibour (–ur), Marie Dominique Auguste, der gegenwärtige Erzbischof von Paris, geb. am 4. April 1792 zu St.-Paul-Trois-Chateaux, gelangte früh zu höheren Kirchenwürden u. war Assistent am päpstlich en Thron, als der Heldentod des Erzbischofs d'Affre während der Junischlacht (25. Juni 1848) seine Wahl zum Nachfolger desselben veranlaßte. S. hat sich auch als theologischer Schriftsteller einen Namen gemacht, besonders durch seine Institutions dioecésaines. Ein Verwandter von ihm, Thomas S., vorher Pfarrer von St. Thomas von Aquino, wurde 1856 sein Coadjutor. Sibylla, griech., Jungfrau, die den Rathschluß Gottes ausspricht; das Alterthum kannte deren mehre, nach der gewöhnlichen Annahme 10, von denen die cumäische die berühmteste war. Ihre Weissagungen brachte eine Alte (die S. selbst) dem röm. König Tarquinius Priscus in 9 Büchern zum Verkauf, verbrannte 2mal zurückgewiesen je 3 Bücher, so daß dem endlich willigen König nur 3 blieben. Diese wurden sorgfältig aufbewahrt und durch ein eigenes Collegium als röm. Staatsorakel befragt, wenn Rom in Verlegenheit war. Sie verbrannten unter Sulla, wurden aber neu gesammelt, was sich wiederholte, als sie unter Nero abermals in Flammen aufgingen; endlich wurden sie auf Befehl des Honorius sammt dem Apollotempel verbrannt. – Die noch vorhandene Sammlung sibyllinischer Weissagungen ist nicht ächt und stammt aus dem 2.–4. Jahrh. n. Chr. (Neueste kritische Ausgabe der Sammlung von Friedlieb, Leipzig 1842.) Sic, lat., so; s. eunt fata hominum, so geht's auf der Welt; s. itur ad astra, so geht es in die Höhe; s. transit gloria mundi, so vergeht der Ruhm der Welt; s. volo, s. jubeo, stat pro ratione voluntas, so will ich, so befehle ich, damit Punktum; s. vos non vobis fertis aratra boves, ihr Ochsen zieht den Pflug, aber wohlgemerkt, nicht für euch. Sicard (Sikahr), Roch Ambroise Cucurron, Abbé, der berühmte Taubstummenlehrer, geb. 1742 zu Fousseret bei Toulouse, wurde Geistlicher u. Canonicus zu Bordeaux, gründete daselbst eine Taubstummenanstalt und gewann Ruf. Seit 1789 in Paris der Nachfolger des berühmten Abbé l'Epée, erlebte er die Errichtung einer Taubstummenanstalt auf Staatskosten und leitete

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/205>, abgerufen am 29.03.2024.