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Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857.

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übersetzte (Fragmente, herausgegb. von Orelli, Leipzig 1826). Nach Movers bedeutet S. "das ganze Gesetz des Chon" d. h. das phönic. Religionsbuch, was zu beweisen scheint, daß schon Philo das Publikum unter diesem Titel mit einer Compilation täuschte; 1837 versuchte dies in derberer Manier Fr. Wagenfeld in Bremen, der den vollständigen S. des Philo aufgefunden haben wollte und herausgab.


Sanct, abgekürzt St., vom lat. sanctus heilig.


St. Aegid, niederösterr. Marktflecken bei St. Pölten, mit großartigen Eisenwerken.


St. Andrä, ungar. Marktflecken im Comitat Pesth-Pilis, Sitz eines Stuhlgerichts, hat 3700 E. - St. A., Stadt im kärnthnischen Lavantthale, mit 900 E. Sitz des Bischofs von Lavant.


St. Bernhard, der große, kleine, St. B. in, s. Bernhard, Bernhardin.


St. Blasien, s. Blasien.


St. Florian, s. Florian.


St. Gallen, 14. Kanton der Schweiz, 1798 aus dem Lande des Fürstabts von St. G., aus den eidgenössischen Voigteien im Rheinthal, am Zürcher- und Wallenstädtersee u. der freien Stadt St. G. zusammengesetzt, umschließt Appenzell, gränzt an den Bodensee, Oesterreich, Graubünden, Glarus, Schwyz, Zürich und Thurgau u. zählt auf 351/2 #M. 170000 E., von denen fast 2/3 Katholiken sind. Ein ziemlicher Theil des Kantons ist von den Ausläufern des 7800' hohen Säntisstocks, den Churfirsten und der Bündneralpen erfüllt; St. G. baut nicht hinlänglich Getreide, hat gute Viehzucht und besonders im oberen Thurthale (Toggenburg) eine sehr bedeutende Industrie. Die Verfassung ist die demokratisch-repräsentative. Die Hauptstadt St. G., die höchstgelegene Stadt Europas, ist Bischofssitz, hat 12300 E. und eine schöne Kathedrale (die Kirche der ehemaligen berühmten Benedictinerabtei St. G.), mehre schöne öffentliche Gebäude, Gymnasium und Industrieschule, in der Stiftsbibliothek den reichsten Schatz mittelalterlicher deutscher Literatur, großartigen Gewerbsfleiß und Handel. Eine Eisenbahn verbindet St. G. mit dem Bodensee und Zürich, eine andere wird nach Chur geführt.


St. Gallen, die weltberühmte Benedictinerabtei, gründete zur Bekehrung der Alemannen der hl. Gallus (s. d.), an dessen Grabe sehr früh Pilger beteten, Sie hob sich namentlich unter dem Abte St. Audemar oder Othmar aus Chur, der um 719 Abt wurde, an der Stelle der Lebensweise Columbans die Regel Benedicts einführte, viel baute und durch sein frommes Beispiel so wirkte, daß die Zahl der Mönche außerordentlich wuchs u. Tegernsee in Bayern seine ersten Mönche von hier aus bekam. Pipin verlieh S. G. freie Abtswahl u. Güterverwaltung. Othmar aber, der 2. Stifter, st. 759 als Gefangener zu Stein am Rhein; der Bischof Sidonius von Konstanz hatte sich nämlich mit 2 raubsüchtigen Grafen verbündet, um die Klostergüter wegzunehmen und seine Absicht besonders dadurch erreicht, indem er den Abt Othmar durch einen bestochenen Zeugen des Ehebruchs anklagen und einsperren ließ. Die Kämpfe mit den Bischöfen wegen der freien Abtswahl und Güterverwaltung dauerten fort bis 854 und hemmten die gedeihliche materielle Entwicklung des Klosters; dagegen war S. G. ein Sitz der Wissenschaften und Künste; während 1291 in dem reichen Stift weder der Abt noch einer seiner Mönche seinen Namen zu schreiben vermochte, las man in dem armen Kloster früh im 8. Jahrhundert lateinische Bibelübersetzungen, den Seneca und andere Classiker, schrieb ein ordentliches Latein und manches selbstständige Werk. Unter den Aebten Gozbert (trat ab 836), Grimald (st. 872), Hartmot (st. 895) und unter dem Bischof Salomo III. von Konstanz (st. 920) wurde S. G. berühmt durch seine Baukünstler, im Kirchengesang ein Muster für Europa, schrieb man Werke aller Art unübertrefflich schön auf Pergament ab, machten sich die Mönche Kero und Ruodpert bereits um die deutsche Sprache verdient, war an tüchtigen Schriftstellern und Lehrern kein Mangel, leuchteten allen voran Ratpert, Tutilo und Notker der Stammler, ersterer ein Meister im Lehrfach und tüchtiger Lateiner,

übersetzte (Fragmente, herausgegb. von Orelli, Leipzig 1826). Nach Movers bedeutet S. „das ganze Gesetz des Chon“ d. h. das phönic. Religionsbuch, was zu beweisen scheint, daß schon Philo das Publikum unter diesem Titel mit einer Compilation täuschte; 1837 versuchte dies in derberer Manier Fr. Wagenfeld in Bremen, der den vollständigen S. des Philo aufgefunden haben wollte und herausgab.


Sanct, abgekürzt St., vom lat. sanctus heilig.


St. Aegid, niederösterr. Marktflecken bei St. Pölten, mit großartigen Eisenwerken.


St. Andrä, ungar. Marktflecken im Comitat Pesth-Pilis, Sitz eines Stuhlgerichts, hat 3700 E. – St. A., Stadt im kärnthnischen Lavantthale, mit 900 E. Sitz des Bischofs von Lavant.


St. Bernhard, der große, kleine, St. B. in, s. Bernhard, Bernhardin.


St. Blasien, s. Blasien.


St. Florian, s. Florian.


St. Gallen, 14. Kanton der Schweiz, 1798 aus dem Lande des Fürstabts von St. G., aus den eidgenössischen Voigteien im Rheinthal, am Zürcher- und Wallenstädtersee u. der freien Stadt St. G. zusammengesetzt, umschließt Appenzell, gränzt an den Bodensee, Oesterreich, Graubünden, Glarus, Schwyz, Zürich und Thurgau u. zählt auf 351/2 □M. 170000 E., von denen fast 2/3 Katholiken sind. Ein ziemlicher Theil des Kantons ist von den Ausläufern des 7800' hohen Säntisstocks, den Churfirsten und der Bündneralpen erfüllt; St. G. baut nicht hinlänglich Getreide, hat gute Viehzucht und besonders im oberen Thurthale (Toggenburg) eine sehr bedeutende Industrie. Die Verfassung ist die demokratisch-repräsentative. Die Hauptstadt St. G., die höchstgelegene Stadt Europas, ist Bischofssitz, hat 12300 E. und eine schöne Kathedrale (die Kirche der ehemaligen berühmten Benedictinerabtei St. G.), mehre schöne öffentliche Gebäude, Gymnasium und Industrieschule, in der Stiftsbibliothek den reichsten Schatz mittelalterlicher deutscher Literatur, großartigen Gewerbsfleiß und Handel. Eine Eisenbahn verbindet St. G. mit dem Bodensee und Zürich, eine andere wird nach Chur geführt.


St. Gallen, die weltberühmte Benedictinerabtei, gründete zur Bekehrung der Alemannen der hl. Gallus (s. d.), an dessen Grabe sehr früh Pilger beteten, Sie hob sich namentlich unter dem Abte St. Audemar oder Othmar aus Chur, der um 719 Abt wurde, an der Stelle der Lebensweise Columbans die Regel Benedicts einführte, viel baute und durch sein frommes Beispiel so wirkte, daß die Zahl der Mönche außerordentlich wuchs u. Tegernsee in Bayern seine ersten Mönche von hier aus bekam. Pipin verlieh S. G. freie Abtswahl u. Güterverwaltung. Othmar aber, der 2. Stifter, st. 759 als Gefangener zu Stein am Rhein; der Bischof Sidonius von Konstanz hatte sich nämlich mit 2 raubsüchtigen Grafen verbündet, um die Klostergüter wegzunehmen und seine Absicht besonders dadurch erreicht, indem er den Abt Othmar durch einen bestochenen Zeugen des Ehebruchs anklagen und einsperren ließ. Die Kämpfe mit den Bischöfen wegen der freien Abtswahl und Güterverwaltung dauerten fort bis 854 und hemmten die gedeihliche materielle Entwicklung des Klosters; dagegen war S. G. ein Sitz der Wissenschaften und Künste; während 1291 in dem reichen Stift weder der Abt noch einer seiner Mönche seinen Namen zu schreiben vermochte, las man in dem armen Kloster früh im 8. Jahrhundert lateinische Bibelübersetzungen, den Seneca und andere Classiker, schrieb ein ordentliches Latein und manches selbstständige Werk. Unter den Aebten Gozbert (trat ab 836), Grimald (st. 872), Hartmot (st. 895) und unter dem Bischof Salomo III. von Konstanz (st. 920) wurde S. G. berühmt durch seine Baukünstler, im Kirchengesang ein Muster für Europa, schrieb man Werke aller Art unübertrefflich schön auf Pergament ab, machten sich die Mönche Kero und Ruodpert bereits um die deutsche Sprache verdient, war an tüchtigen Schriftstellern und Lehrern kein Mangel, leuchteten allen voran Ratpert, Tutilo und Notker der Stammler, ersterer ein Meister im Lehrfach und tüchtiger Lateiner,

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[38/0039] übersetzte (Fragmente, herausgegb. von Orelli, Leipzig 1826). Nach Movers bedeutet S. „das ganze Gesetz des Chon“ d. h. das phönic. Religionsbuch, was zu beweisen scheint, daß schon Philo das Publikum unter diesem Titel mit einer Compilation täuschte; 1837 versuchte dies in derberer Manier Fr. Wagenfeld in Bremen, der den vollständigen S. des Philo aufgefunden haben wollte und herausgab. Sanct, abgekürzt St., vom lat. sanctus heilig. St. Aegid, niederösterr. Marktflecken bei St. Pölten, mit großartigen Eisenwerken. St. Andrä, ungar. Marktflecken im Comitat Pesth-Pilis, Sitz eines Stuhlgerichts, hat 3700 E. – St. A., Stadt im kärnthnischen Lavantthale, mit 900 E. Sitz des Bischofs von Lavant. St. Bernhard, der große, kleine, St. B. in, s. Bernhard, Bernhardin. St. Blasien, s. Blasien. St. Florian, s. Florian. St. Gallen, 14. Kanton der Schweiz, 1798 aus dem Lande des Fürstabts von St. G., aus den eidgenössischen Voigteien im Rheinthal, am Zürcher- und Wallenstädtersee u. der freien Stadt St. G. zusammengesetzt, umschließt Appenzell, gränzt an den Bodensee, Oesterreich, Graubünden, Glarus, Schwyz, Zürich und Thurgau u. zählt auf 351/2 □M. 170000 E., von denen fast 2/3 Katholiken sind. Ein ziemlicher Theil des Kantons ist von den Ausläufern des 7800' hohen Säntisstocks, den Churfirsten und der Bündneralpen erfüllt; St. G. baut nicht hinlänglich Getreide, hat gute Viehzucht und besonders im oberen Thurthale (Toggenburg) eine sehr bedeutende Industrie. Die Verfassung ist die demokratisch-repräsentative. Die Hauptstadt St. G., die höchstgelegene Stadt Europas, ist Bischofssitz, hat 12300 E. und eine schöne Kathedrale (die Kirche der ehemaligen berühmten Benedictinerabtei St. G.), mehre schöne öffentliche Gebäude, Gymnasium und Industrieschule, in der Stiftsbibliothek den reichsten Schatz mittelalterlicher deutscher Literatur, großartigen Gewerbsfleiß und Handel. Eine Eisenbahn verbindet St. G. mit dem Bodensee und Zürich, eine andere wird nach Chur geführt. St. Gallen, die weltberühmte Benedictinerabtei, gründete zur Bekehrung der Alemannen der hl. Gallus (s. d.), an dessen Grabe sehr früh Pilger beteten, Sie hob sich namentlich unter dem Abte St. Audemar oder Othmar aus Chur, der um 719 Abt wurde, an der Stelle der Lebensweise Columbans die Regel Benedicts einführte, viel baute und durch sein frommes Beispiel so wirkte, daß die Zahl der Mönche außerordentlich wuchs u. Tegernsee in Bayern seine ersten Mönche von hier aus bekam. Pipin verlieh S. G. freie Abtswahl u. Güterverwaltung. Othmar aber, der 2. Stifter, st. 759 als Gefangener zu Stein am Rhein; der Bischof Sidonius von Konstanz hatte sich nämlich mit 2 raubsüchtigen Grafen verbündet, um die Klostergüter wegzunehmen und seine Absicht besonders dadurch erreicht, indem er den Abt Othmar durch einen bestochenen Zeugen des Ehebruchs anklagen und einsperren ließ. Die Kämpfe mit den Bischöfen wegen der freien Abtswahl und Güterverwaltung dauerten fort bis 854 und hemmten die gedeihliche materielle Entwicklung des Klosters; dagegen war S. G. ein Sitz der Wissenschaften und Künste; während 1291 in dem reichen Stift weder der Abt noch einer seiner Mönche seinen Namen zu schreiben vermochte, las man in dem armen Kloster früh im 8. Jahrhundert lateinische Bibelübersetzungen, den Seneca und andere Classiker, schrieb ein ordentliches Latein und manches selbstständige Werk. Unter den Aebten Gozbert (trat ab 836), Grimald (st. 872), Hartmot (st. 895) und unter dem Bischof Salomo III. von Konstanz (st. 920) wurde S. G. berühmt durch seine Baukünstler, im Kirchengesang ein Muster für Europa, schrieb man Werke aller Art unübertrefflich schön auf Pergament ab, machten sich die Mönche Kero und Ruodpert bereits um die deutsche Sprache verdient, war an tüchtigen Schriftstellern und Lehrern kein Mangel, leuchteten allen voran Ratpert, Tutilo und Notker der Stammler, ersterer ein Meister im Lehrfach und tüchtiger Lateiner,

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Zitationshilfe: Herders Conversations-Lexikon. Bd. 5. Freiburg im Breisgau, 1857, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_conversationslexikon05_1857/39>, abgerufen am 19.04.2024.