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Marburger Zeitung. Nr. 38, Marburg, 28.03.1905.

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Marburger Zeitung Nr. 38, 28. März 1905.

[Spaltenumbruch]
Politische Umschau.
Der Oberste Gerichtshof und der Fall
Ornig-Brumen.

Man schreibt dem "Grazer Tagblatt" aus dem
Unterlande: "Eine folgenschwere Entscheidung ist
von der höchsten österreichischen Gerichtsstelle, vom
Obersten Gerichtshofe, in der Angelegenheit Ornig-
Brumen, erflossen. Mit dieser Entscheidung sind
wir Deutschen Untersteiermarks gewiß windischen
Schmähblättern vollständig hilflos ausge-
liefert
worden. Was das heißt, weiß nur der zu
beurteilen, der die Kampfesweise dieser Blätter je-
mals am eigenen Leibe gespürt hat. Von den
heikelsten Familienangelegenheiten, ja selbst vor der
Majestät des Todes wird da nicht halt gemacht.
Das Blatt, das in dieser Beziehung alles bisher
Dagewesene übertroffen hat, ist der in Krain er-
scheinende "Slovenski Stajerc". Man braucht nur
eine beliebige Nummer dieses Blattes in die Hand
zu nehmen und wird unsere Behauptung vollauf
bestätigt finden. Was da an Verhetzung der slove-
nischen Bevölkerung gegen deutsche Beamte, deutsche
Ämter, deutsche Schulen und Lehrer, deutsche Ge-
schäftsleute geleistet wird, ist unerhört. Bis jetzt
vertraute man noch auf eine Bestrafung dieser
Schundblätter vor unparteiischen Geschworenen und
diesem Vertrauen ist auch die Klage des hochver-
dienten deutschen Bürgermeisters und Landtagsab-
geordneten Ornig entsprungen. Mit dieser Ent-
scheidung des Obersten Gerichtshofes ist uns auch
dieses letzte Mittel entwunden worden. Denn wir,
die wir den Charakter der Pervaken zur Genüge
kennen, glauben keinen Augenblick an die Ob-
jektivität der Laibacher Geschworenen. Der "Slov.
Stajerc", der in unserem Falle in Betracht kommt,
war ja aufrichtig genug (vielleicht seine einzige Auf-
richtigkeit seit seinem Bestehen), in seiner ersten Num-
mer auszuplaudern, warum er in Krain erscheine:
Weil er unter dem Schutze der Laibacher
Geschworenen den Kampf gegen die Deut-
schen Untersteiermarks erfolgreicher und
rücksichtsloser führen könne.
Deutlicher kann
man kaum mehr sein. Schon die einzige Tatsache,
daß dieses Blatt, das sich "Slovenski Stajerc"
nennt, in Krain erscheint, hätte dem Obersten
Gerichtshof unbedingt bedenklich erscheinen müssen.
Wenn unter solchen Umständen Herr Ornig auf die
gerichtliche Austragung seiner Angelegenheit vor den
Laibacher Geschworenen verzichtet, ist das begreif-
lich. Und doch möchten wir Herrn Ornig zu be-
denken geben, ob es im Interesse der Deutschen
Untersteiermarks, für die er schon so viel geleistet
hat, nicht doch geraten wäre, den Prozeß gegen
Brumen trotz aller Widerlichkeiten durchzuführen.
Lautet der "Wahrspruch" der Laibacher Geschwore-
nen in diesem Falle, wo die juristische Sachlage so
klar ist, gegen Ornig, dann ist der Oberste Ge-
richtshof mit seinem Öptimismus widerlegt, und
das kann für die Deutschen Untersteiermarks nur
von Vorteil sein. Es ist nichts Geringes, was wir
da Herrn Ornig zumuten. Doch im allgemeinen
[Spaltenumbruch] Interesse der Deutschen, dem Herr Ornig schon so
bedeutende Opfer gebracht hat, dürfen wir auch diese
Großtat von ihm erwarten."

Eine Auslieferung,

die an kennzeichnender Schärfe nichts zu wünschen
übrig läßt, wurde letzten Donnerstag im Abge-
ordnetenhause beschlossen. Der allbekannte Aufsatz
des "Alld. Tagblattes", der sich gegen die Kleri-
kalen wandte und in berechtigter Abwehr klerikaler
Gemeinheiten, die den evangelischen Glauben ver-
höhnten, das Hostienverwandlungswunder besprach,
hat die klerikale Meute wild gemacht. Die Kleri-
kalen wollen wohl hinüberschießen, aber dagegen,
daß auf sie zurückgeschossen wird, haben sie eine
starke Abneigung. Sie inserierten und inßenierten
eine schwindelvolle "Protestaktion", welche durch die
-- Immunisierung der sie ärgernden Stelle durch
den Abg. -- Dr. Lueger (!) den Gipfelpunkt des
Komischen erreichte. Aber auch die Staatsanwalt-
schaft wurde durch die Klerikalen mobil gemacht
und im Abgeordnetenhause wurde der Antrag auf
Auslieferung des verantwortlichen Schriftleiters des
"Alld. Tagbl.", des Reichsratsabg. Hauck, einge-
gebracht. Man mußte annehmen, daß ein solcher
Antrag, da es sich um ein ausgesprochenes Poli-
tikum handelte, sämtliche freiheitliche Parteien
einig und geschlossen gegen die Auslieferung
finden werde. Dem war aber nicht so. Nur die
Alldeutschen, die Sozialdemokraten und einige Liberale
stimmten gegen die Auslieferung, -- mit über-
wältigender Mehrheit wurde den Klerikalen zu einer
satanischen Inquisitionsfreude verholfen ...

"Heil" St. Pölten!

In St. Pölten fanden Donnerstag die Ge-
meindewahlen aus dem 4. Wahlkörper statt. Die
Wahlbewerber der deutschen Volkspartei erhielten
gegen 800, die sozialdemokratischen und die klerikal-
christlichsozialen -- die natürlich getrennte Kandi-
datenlisten hatten -- zusammen rund ebenso viele.
Es kam nun zur Stichwahl, von der angenommen
werden mußte, daß sie mit einem Siege der deutschen
Volkspartei enden werde, da diese bei der Haupt-
wahl fast doppelt soviele Stimmen erhielt als die
Sozialdemokraten und (im Durchschnitt) mehr als
doppelt so viele wie die Klerikalen. Bei der am
nächsten Tage -- Freitag -- stattgefundenen Stich-
wahl wurde aber nicht ein Volksparteikandidat,
sondern vier sozialdemokratische und zwei klerikale
Kandidaten gewählt! Sozialdemokraten und
Klerikale waren ein Bündnis eingegangen.
Mit Hilfe dieses Verbrechens der Unzucht errangen
die Verbündeten den Sieg. Es ist dies zwar ein
Gegenstück zu der den Klerikalen zuliebe erfolgten,
oben besprochenen Auslieferung, wird darum aber
nicht weniger abscheulich. Sozialdemokraten mit
Klerikalen im Bunde! Was soll man fernerhin noch
halten von dem "freiheitlichen", antiklerikalen" Getue
der sozialdemokratischen Partei? Diese Wahl hat
gezeigt, daß dieses Getue der reinste Schwindel
ist! In der sozialdemokratischen Parteileitung hat
dieser Skandal allerdings ein "peinliches" Gefühl
[Spaltenumbruch] erzeugt, aber nicht aus sittlichen Momenten, sondern
wegen des schlechten Eindruckes nach außen, wegen
des Eindruckes auf so manche antiklerikale, halb-
sozialistische Lehrer u. s. w. und schließlich wegen
des Eindruckes, den dieser Skandal auf die gegen
Lueger und die Klerikalen kämpfen sollenden Wiener
"Genossen" machen muß! Bei dem vorgestrigen
Parteitag der Sozialdemokratie von Niederösterreich
kam dies auch zur Sprache; man tadelte zuerst die
St. Pöltener Genossen, um sich dann wieder mit
ihnen herzenseins zu vertragen. Höher geht der
politische Schwindel, mit dem die gläubigen Genos-
sen betrogen werden, wohl nicht mehr. Es wird
nun aber gut sein, dem höhnischen Rufe der steiri-
schen "Genossen", der nach der Wahl des Abgeord-
neten Wilhelm geboren wurde und "Heil Mariazell"
lautete, den tausendmal berechtigteren "Heil
St. Pölten"
entgegenzusetzen.




Eigenberichte.
(Reben-
veredlungskurs.)

Einen solchen wird Herr
Landes-Obst- und Weinbaudirektor A. Stiegler
abhalten und zwar Sonntag, den 2. April, nach-
mittags 3 Uhr, im Südmarkhofe zu St. Egydi
(theoretisch), Montag, den 3. April, vormittags
9 Uhr, beginnend in der Rebhütte der Landesreb-
anlage zu St. Egydi (praktisch). Material wird
unentgeltlich beigestellt. Es ist zu erwarten, daß sich
recht viele Personen hiezu einfinden, denn Herr
Direktor Stiegler versteht es, klar und leichtfaßlich
zu seinen Zuhörern zu sprechen. Bei dieser Gelegen-
heit richten wir an alle unsere Stammesgenossen
die dringende Bitte, den Südmarkhof zum
Ziele ihrer Ausflüge zu machen. Küche und Keller
bieten zu jeder Zeit Vorzügliches, noch niemand
verließ den Südmarkhof unbefriedigt. Auch die
Bahnverbindung ist günstig, Entfernung vom Bahn-
hof Egydi-Tunnel 10 Minuten.

(Die Frei-
willige Feuerwehr)

Radkersburg hielt am
20. d. ihre Jahreshauptversammlung ab, welche
der Wehrhauptmann Herr Landtagsabgeordneter
Reitter eröffnete. Der Verein zählt ein Ehren-
mitglied, 65 ordentliche und 90 unterstützende Mit-
glieder. Dem Berichte des Säckelwartes Herrn
Halbärth ist zu entnehmen, daß die Einnahmen
1727 K. 65 H., die Ausgaben 1643 K. betragen,
und der Kasserest sich auf 3042 K. 17 H. beziffert.
Über Antrag des Herrn Frisch wird von Neuwahlen
abgesehen. Der alte Wehrausschuß mit Herrn
Reitter als Wehrhauptmann verbleibt mithin wieder
im Amte, auch die Rechnungsprüfer, die Herren
Oitzinger und Kaufmann werden wiedergewählt.
Hierauf wurde eine Änderung der aus dem Jahre
1881 stammenden, teilweise veralteten, daher für
die heutige Praxis nicht mehr anwendbaren Statuten
vorgenommen. Die Freiwillige Feuerwehr Radkers-
burg begeht in diesem Jahre das Fest ihrer vor
40 Jahren erfolgten Gründung. Über Antrag des
Herrn Schwarz wird der Vereinsausschuß mit der




[Spaltenumbruch]

deutlicher auf dem Papier, als durch Worte aus-
zudrücken vermögen, weil ein übertriebenes Zart-
gefühl sie davon abhält, sich ganz zu offenbaren,
und sie der Meinung sind, daß es sich leichter
zwischen den Zeilen lesen, als zwischen den Worten
hören lasse. Es waren Briefe voll bescheidener
Zärtlichkeit. Das Wort Liebe kam darin nicht vor,
aber jeder Satz atmete sie.

Hätte Margarethe noch an seiner Leidenschaft
zweifeln können, hier fand sie den untrüglichen Be-
weis, aber ihr Herz blieb davon gänzlich unberührt.

Hella, die niemals ihre Abneigung gegen den
zukünftigen Schwager verbarg, fand den richtigen
Ausdruck für ihr Empfinden, als sie gelegeutlich
sagte: "Wolsgang gehört eigentlich der Vergangen-
heit an; er ist der echte Junker, der unverfälschte
Junker, der tyrannische Dynast der Feudalzeit. Was
ihn reizt, das reißt er mit trockener Faust an sich
und ist dabei noch fest überzeugt, es müsse sich ein
jedes Ding sehr geehrt fühlen, ihm zu gefallen nnd
zu dienen.

Auch seine sogenannte Menschenfeindlichkeit ist
nichts anderes, als versteckter eitler Stolz; er will
sich dadurch kostbar machen. Man soll es als gnä-
dige Herablassung empfinden, wenn er einmal den
Mund auftut. Ich glanbe, er könnte seinen eigenen
Diener um den Vorzug beneiden, ihm die Stiefel
putzen zu dürfen.

In der nächsten Stunde freilich konnte die
spottlustige kleine Philosophin zu dem Schlusse ge-
[Spaltenumbruch] langen, der Baron sei eigentlich zu bedauern, daß
er keine bessere Erziehung genossen habe. Beim
Hammelzählen auf seinem schlesischen Dorfe habe er
natürlich nichts anderes lernen können, als den
Mund zu und die Augen aufzumachen; an seinen
abscheulichen Manieren sei nur der bissige Liebenauer
Hofhund schuld, dem er sie aus Langeweile und in
Ermangelung eines anderen Verkehres abgesehen habe.

Für Margareth blieb leider die erstere Charak-
teristik maßgebend. Wolfgangs Liebe erschien ihr
täglich mehr in dem Lichte einer Begehrlichkeit, die
sie mehr beleidigte als ihr schmeichelte. Sie beant-
wortete seine Briefe sehr zurückhaltend, meist erst,
wenn der Vater sie daran ermahnte, unb allgemach
wurde auch sein Ton kühler.

Mehr als einmal stieg der Gedanke in ihr
auf, das noch nicht endgiltig geknüpfte Band wieder
zu lösen, ehe es zu spät sei, aber sie kam zu keinem
Entschluß. Das beständige Grübeln hatte ihr jede
Willenskraft geraubt. Es war eine schlaffe Müdig-
keit über sie gekommen, in der sie nur vor jedem
Kampf zurückscheute und mit verbitterter, doch
stummer Resignation der Verzweiflung das Geschick
seinen Weg gehen, sich willenlos von ihm treiben ließ.

Schering war glücklich, weil er sich glücklich
glaubte -- den harmlosen alten Mann, dessen
Vorliebe für Wolfgang täglich wuchs, zu täuschen,
fiel nicht schwer -- und Will gab sich wenigstens
sehr geschickt den Anschein, als sei auch er von
diesem wolkenlosen Glück fest überzeugt. Er allein
[Spaltenumbruch] hätte Margarethe zu einer befreienden Tat treiben
können, aber gerade er war am weitesten davon
entfernt.

Daß die Verbindung mit Tieffenbach auch
seinen eigenen Interessen förderlich werden müsse,
war ein bei seinem Charakter, der alles aus dem
Augenwinkel des rechnenden Kaufmannes ansah,
nur ganz natürlicher Vorsatz. Bei der Beschaffung
der Aussteuer und der sonstigen Vorbereitungen
wußte er sich unentbehrlich zu machen. Anderen
gegenüber glitt ihm die Wendung "mein Cousin,
der Baron von der Tieffenbach" bei jeder Gelegen-
heit wie Öl über die Lippen, und die leisen An-
deutungen, daß ein so vornehmer und reicher Herr
seinen Verwandten selbstverständlich nicht in der
untergeordneten Stellung eines Buchhalters belassen
werde, erwiesen sich schon als erfolgreich, indem er
von seinem reich mit Töchtern gesegneten Chef fast
täglich zur Tafel gezogen wurde.

Vor Margarethe sprach er seine Hoffnungen
allerdings nicht aus, aber er wußte ihr den Schmerz,
seine beste unternehmende Kraft im spärlich besoldeten
Dienste Anderer zu vergeuden, so beredt zu schildern,
daß sie aus eigenem Antriebe versprach, Wolfgang,
der sich ja nach seinen Briefen an gemeinnützigen
und industriellen Unternehmungen zu beteiligen
wünschte, für seine weitgreifenden Pläne zu
interessieren.

(Fortsetzung folgt.)




Marburger Zeitung Nr. 38, 28. März 1905.

[Spaltenumbruch]
Politiſche Umſchau.
Der Oberſte Gerichtshof und der Fall
Ornig-Brumen.

Man ſchreibt dem „Grazer Tagblatt“ aus dem
Unterlande: „Eine folgenſchwere Entſcheidung iſt
von der höchſten öſterreichiſchen Gerichtsſtelle, vom
Oberſten Gerichtshofe, in der Angelegenheit Ornig-
Brumen, erfloſſen. Mit dieſer Entſcheidung ſind
wir Deutſchen Unterſteiermarks gewiß windiſchen
Schmähblättern vollſtändig hilflos ausge-
liefert
worden. Was das heißt, weiß nur der zu
beurteilen, der die Kampfesweiſe dieſer Blätter je-
mals am eigenen Leibe geſpürt hat. Von den
heikelſten Familienangelegenheiten, ja ſelbſt vor der
Majeſtät des Todes wird da nicht halt gemacht.
Das Blatt, das in dieſer Beziehung alles bisher
Dageweſene übertroffen hat, iſt der in Krain er-
ſcheinende „Slovenski Stajerc“. Man braucht nur
eine beliebige Nummer dieſes Blattes in die Hand
zu nehmen und wird unſere Behauptung vollauf
beſtätigt finden. Was da an Verhetzung der ſlove-
niſchen Bevölkerung gegen deutſche Beamte, deutſche
Ämter, deutſche Schulen und Lehrer, deutſche Ge-
ſchäftsleute geleiſtet wird, iſt unerhört. Bis jetzt
vertraute man noch auf eine Beſtrafung dieſer
Schundblätter vor unparteiiſchen Geſchworenen und
dieſem Vertrauen iſt auch die Klage des hochver-
dienten deutſchen Bürgermeiſters und Landtagsab-
geordneten Ornig entſprungen. Mit dieſer Ent-
ſcheidung des Oberſten Gerichtshofes iſt uns auch
dieſes letzte Mittel entwunden worden. Denn wir,
die wir den Charakter der Pervaken zur Genüge
kennen, glauben keinen Augenblick an die Ob-
jektivität der Laibacher Geſchworenen. Der „Slov.
Stajerc“, der in unſerem Falle in Betracht kommt,
war ja aufrichtig genug (vielleicht ſeine einzige Auf-
richtigkeit ſeit ſeinem Beſtehen), in ſeiner erſten Num-
mer auszuplaudern, warum er in Krain erſcheine:
Weil er unter dem Schutze der Laibacher
Geſchworenen den Kampf gegen die Deut-
ſchen Unterſteiermarks erfolgreicher und
rückſichtsloſer führen könne.
Deutlicher kann
man kaum mehr ſein. Schon die einzige Tatſache,
daß dieſes Blatt, das ſich „Slovenski Stajerc“
nennt, in Krain erſcheint, hätte dem Oberſten
Gerichtshof unbedingt bedenklich erſcheinen müſſen.
Wenn unter ſolchen Umſtänden Herr Ornig auf die
gerichtliche Austragung ſeiner Angelegenheit vor den
Laibacher Geſchworenen verzichtet, iſt das begreif-
lich. Und doch möchten wir Herrn Ornig zu be-
denken geben, ob es im Intereſſe der Deutſchen
Unterſteiermarks, für die er ſchon ſo viel geleiſtet
hat, nicht doch geraten wäre, den Prozeß gegen
Brumen trotz aller Widerlichkeiten durchzuführen.
Lautet der „Wahrſpruch“ der Laibacher Geſchwore-
nen in dieſem Falle, wo die juriſtiſche Sachlage ſo
klar iſt, gegen Ornig, dann iſt der Oberſte Ge-
richtshof mit ſeinem Öptimismus widerlegt, und
das kann für die Deutſchen Unterſteiermarks nur
von Vorteil ſein. Es iſt nichts Geringes, was wir
da Herrn Ornig zumuten. Doch im allgemeinen
[Spaltenumbruch] Intereſſe der Deutſchen, dem Herr Ornig ſchon ſo
bedeutende Opfer gebracht hat, dürfen wir auch dieſe
Großtat von ihm erwarten.“

Eine Auslieferung,

die an kennzeichnender Schärfe nichts zu wünſchen
übrig läßt, wurde letzten Donnerstag im Abge-
ordnetenhauſe beſchloſſen. Der allbekannte Aufſatz
des „Alld. Tagblattes“, der ſich gegen die Kleri-
kalen wandte und in berechtigter Abwehr klerikaler
Gemeinheiten, die den evangeliſchen Glauben ver-
höhnten, das Hoſtienverwandlungswunder beſprach,
hat die klerikale Meute wild gemacht. Die Kleri-
kalen wollen wohl hinüberſchießen, aber dagegen,
daß auf ſie zurückgeſchoſſen wird, haben ſie eine
ſtarke Abneigung. Sie inſerierten und inſzenierten
eine ſchwindelvolle „Proteſtaktion“, welche durch die
— Immuniſierung der ſie ärgernden Stelle durch
den Abg. — Dr. Lueger (!) den Gipfelpunkt des
Komiſchen erreichte. Aber auch die Staatsanwalt-
ſchaft wurde durch die Klerikalen mobil gemacht
und im Abgeordnetenhauſe wurde der Antrag auf
Auslieferung des verantwortlichen Schriftleiters des
„Alld. Tagbl.“, des Reichsratsabg. Hauck, einge-
gebracht. Man mußte annehmen, daß ein ſolcher
Antrag, da es ſich um ein ausgeſprochenes Poli-
tikum handelte, ſämtliche freiheitliche Parteien
einig und geſchloſſen gegen die Auslieferung
finden werde. Dem war aber nicht ſo. Nur die
Alldeutſchen, die Sozialdemokraten und einige Liberale
ſtimmten gegen die Auslieferung, — mit über-
wältigender Mehrheit wurde den Klerikalen zu einer
ſataniſchen Inquiſitionsfreude verholfen ...

„Heil“ St. Pölten!

In St. Pölten fanden Donnerstag die Ge-
meindewahlen aus dem 4. Wahlkörper ſtatt. Die
Wahlbewerber der deutſchen Volkspartei erhielten
gegen 800, die ſozialdemokratiſchen und die klerikal-
chriſtlichſozialen — die natürlich getrennte Kandi-
datenliſten hatten — zuſammen rund ebenſo viele.
Es kam nun zur Stichwahl, von der angenommen
werden mußte, daß ſie mit einem Siege der deutſchen
Volkspartei enden werde, da dieſe bei der Haupt-
wahl faſt doppelt ſoviele Stimmen erhielt als die
Sozialdemokraten und (im Durchſchnitt) mehr als
doppelt ſo viele wie die Klerikalen. Bei der am
nächſten Tage — Freitag — ſtattgefundenen Stich-
wahl wurde aber nicht ein Volksparteikandidat,
ſondern vier ſozialdemokratiſche und zwei klerikale
Kandidaten gewählt! Sozialdemokraten und
Klerikale waren ein Bündnis eingegangen.
Mit Hilfe dieſes Verbrechens der Unzucht errangen
die Verbündeten den Sieg. Es iſt dies zwar ein
Gegenſtück zu der den Klerikalen zuliebe erfolgten,
oben beſprochenen Auslieferung, wird darum aber
nicht weniger abſcheulich. Sozialdemokraten mit
Klerikalen im Bunde! Was ſoll man fernerhin noch
halten von dem „freiheitlichen“, antiklerikalen“ Getue
der ſozialdemokratiſchen Partei? Dieſe Wahl hat
gezeigt, daß dieſes Getue der reinſte Schwindel
iſt! In der ſozialdemokratiſchen Parteileitung hat
dieſer Skandal allerdings ein „peinliches“ Gefühl
[Spaltenumbruch] erzeugt, aber nicht aus ſittlichen Momenten, ſondern
wegen des ſchlechten Eindruckes nach außen, wegen
des Eindruckes auf ſo manche antiklerikale, halb-
ſozialiſtiſche Lehrer u. ſ. w. und ſchließlich wegen
des Eindruckes, den dieſer Skandal auf die gegen
Lueger und die Klerikalen kämpfen ſollenden Wiener
„Genoſſen“ machen muß! Bei dem vorgeſtrigen
Parteitag der Sozialdemokratie von Niederöſterreich
kam dies auch zur Sprache; man tadelte zuerſt die
St. Pöltener Genoſſen, um ſich dann wieder mit
ihnen herzenseins zu vertragen. Höher geht der
politiſche Schwindel, mit dem die gläubigen Genoſ-
ſen betrogen werden, wohl nicht mehr. Es wird
nun aber gut ſein, dem höhniſchen Rufe der ſteiri-
ſchen „Genoſſen“, der nach der Wahl des Abgeord-
neten Wilhelm geboren wurde und „Heil Mariazell“
lautete, den tauſendmal berechtigteren „Heil
St. Pölten“
entgegenzuſetzen.




Eigenberichte.
(Reben-
veredlungskurs.)

Einen ſolchen wird Herr
Landes-Obſt- und Weinbaudirektor A. Stiegler
abhalten und zwar Sonntag, den 2. April, nach-
mittags 3 Uhr, im Südmarkhofe zu St. Egydi
(theoretiſch), Montag, den 3. April, vormittags
9 Uhr, beginnend in der Rebhütte der Landesreb-
anlage zu St. Egydi (praktiſch). Material wird
unentgeltlich beigeſtellt. Es iſt zu erwarten, daß ſich
recht viele Perſonen hiezu einfinden, denn Herr
Direktor Stiegler verſteht es, klar und leichtfaßlich
zu ſeinen Zuhörern zu ſprechen. Bei dieſer Gelegen-
heit richten wir an alle unſere Stammesgenoſſen
die dringende Bitte, den Südmarkhof zum
Ziele ihrer Ausflüge zu machen. Küche und Keller
bieten zu jeder Zeit Vorzügliches, noch niemand
verließ den Südmarkhof unbefriedigt. Auch die
Bahnverbindung iſt günſtig, Entfernung vom Bahn-
hof Egydi-Tunnel 10 Minuten.

(Die Frei-
willige Feuerwehr)

Radkersburg hielt am
20. d. ihre Jahreshauptverſammlung ab, welche
der Wehrhauptmann Herr Landtagsabgeordneter
Reitter eröffnete. Der Verein zählt ein Ehren-
mitglied, 65 ordentliche und 90 unterſtützende Mit-
glieder. Dem Berichte des Säckelwartes Herrn
Halbärth iſt zu entnehmen, daß die Einnahmen
1727 K. 65 H., die Ausgaben 1643 K. betragen,
und der Kaſſereſt ſich auf 3042 K. 17 H. beziffert.
Über Antrag des Herrn Friſch wird von Neuwahlen
abgeſehen. Der alte Wehrausſchuß mit Herrn
Reitter als Wehrhauptmann verbleibt mithin wieder
im Amte, auch die Rechnungsprüfer, die Herren
Oitzinger und Kaufmann werden wiedergewählt.
Hierauf wurde eine Änderung der aus dem Jahre
1881 ſtammenden, teilweiſe veralteten, daher für
die heutige Praxis nicht mehr anwendbaren Statuten
vorgenommen. Die Freiwillige Feuerwehr Radkers-
burg begeht in dieſem Jahre das Feſt ihrer vor
40 Jahren erfolgten Gründung. Über Antrag des
Herrn Schwarz wird der Vereinsausſchuß mit der




[Spaltenumbruch]

deutlicher auf dem Papier, als durch Worte aus-
zudrücken vermögen, weil ein übertriebenes Zart-
gefühl ſie davon abhält, ſich ganz zu offenbaren,
und ſie der Meinung ſind, daß es ſich leichter
zwiſchen den Zeilen leſen, als zwiſchen den Worten
hören laſſe. Es waren Briefe voll beſcheidener
Zärtlichkeit. Das Wort Liebe kam darin nicht vor,
aber jeder Satz atmete ſie.

Hätte Margarethe noch an ſeiner Leidenſchaft
zweifeln können, hier fand ſie den untrüglichen Be-
weis, aber ihr Herz blieb davon gänzlich unberührt.

Hella, die niemals ihre Abneigung gegen den
zukünftigen Schwager verbarg, fand den richtigen
Ausdruck für ihr Empfinden, als ſie gelegeutlich
ſagte: „Wolſgang gehört eigentlich der Vergangen-
heit an; er iſt der echte Junker, der unverfälſchte
Junker, der tyranniſche Dynaſt der Feudalzeit. Was
ihn reizt, das reißt er mit trockener Fauſt an ſich
und iſt dabei noch feſt überzeugt, es müſſe ſich ein
jedes Ding ſehr geehrt fühlen, ihm zu gefallen nnd
zu dienen.

Auch ſeine ſogenannte Menſchenfeindlichkeit iſt
nichts anderes, als verſteckter eitler Stolz; er will
ſich dadurch koſtbar machen. Man ſoll es als gnä-
dige Herablaſſung empfinden, wenn er einmal den
Mund auftut. Ich glanbe, er könnte ſeinen eigenen
Diener um den Vorzug beneiden, ihm die Stiefel
putzen zu dürfen.

In der nächſten Stunde freilich konnte die
ſpottluſtige kleine Philoſophin zu dem Schluſſe ge-
[Spaltenumbruch] langen, der Baron ſei eigentlich zu bedauern, daß
er keine beſſere Erziehung genoſſen habe. Beim
Hammelzählen auf ſeinem ſchleſiſchen Dorfe habe er
natürlich nichts anderes lernen können, als den
Mund zu und die Augen aufzumachen; an ſeinen
abſcheulichen Manieren ſei nur der biſſige Liebenauer
Hofhund ſchuld, dem er ſie aus Langeweile und in
Ermangelung eines anderen Verkehres abgeſehen habe.

Für Margareth blieb leider die erſtere Charak-
teriſtik maßgebend. Wolfgangs Liebe erſchien ihr
täglich mehr in dem Lichte einer Begehrlichkeit, die
ſie mehr beleidigte als ihr ſchmeichelte. Sie beant-
wortete ſeine Briefe ſehr zurückhaltend, meiſt erſt,
wenn der Vater ſie daran ermahnte, unb allgemach
wurde auch ſein Ton kühler.

Mehr als einmal ſtieg der Gedanke in ihr
auf, das noch nicht endgiltig geknüpfte Band wieder
zu löſen, ehe es zu ſpät ſei, aber ſie kam zu keinem
Entſchluß. Das beſtändige Grübeln hatte ihr jede
Willenskraft geraubt. Es war eine ſchlaffe Müdig-
keit über ſie gekommen, in der ſie nur vor jedem
Kampf zurückſcheute und mit verbitterter, doch
ſtummer Reſignation der Verzweiflung das Geſchick
ſeinen Weg gehen, ſich willenlos von ihm treiben ließ.

Schering war glücklich, weil er ſich glücklich
glaubte — den harmloſen alten Mann, deſſen
Vorliebe für Wolfgang täglich wuchs, zu täuſchen,
fiel nicht ſchwer — und Will gab ſich wenigſtens
ſehr geſchickt den Anſchein, als ſei auch er von
dieſem wolkenloſen Glück feſt überzeugt. Er allein
[Spaltenumbruch] hätte Margarethe zu einer befreienden Tat treiben
können, aber gerade er war am weiteſten davon
entfernt.

Daß die Verbindung mit Tieffenbach auch
ſeinen eigenen Intereſſen förderlich werden müſſe,
war ein bei ſeinem Charakter, der alles aus dem
Augenwinkel des rechnenden Kaufmannes anſah,
nur ganz natürlicher Vorſatz. Bei der Beſchaffung
der Ausſteuer und der ſonſtigen Vorbereitungen
wußte er ſich unentbehrlich zu machen. Anderen
gegenüber glitt ihm die Wendung „mein Couſin,
der Baron von der Tieffenbach“ bei jeder Gelegen-
heit wie Öl über die Lippen, und die leiſen An-
deutungen, daß ein ſo vornehmer und reicher Herr
ſeinen Verwandten ſelbſtverſtändlich nicht in der
untergeordneten Stellung eines Buchhalters belaſſen
werde, erwieſen ſich ſchon als erfolgreich, indem er
von ſeinem reich mit Töchtern geſegneten Chef faſt
täglich zur Tafel gezogen wurde.

Vor Margarethe ſprach er ſeine Hoffnungen
allerdings nicht aus, aber er wußte ihr den Schmerz,
ſeine beſte unternehmende Kraft im ſpärlich beſoldeten
Dienſte Anderer zu vergeuden, ſo beredt zu ſchildern,
daß ſie aus eigenem Antriebe verſprach, Wolfgang,
der ſich ja nach ſeinen Briefen an gemeinnützigen
und induſtriellen Unternehmungen zu beteiligen
wünſchte, für ſeine weitgreifenden Pläne zu
intereſſieren.

(Fortſetzung folgt.)




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[2/0002] Marburger Zeitung Nr. 38, 28. März 1905. Politiſche Umſchau. Der Oberſte Gerichtshof und der Fall Ornig-Brumen. Man ſchreibt dem „Grazer Tagblatt“ aus dem Unterlande: „Eine folgenſchwere Entſcheidung iſt von der höchſten öſterreichiſchen Gerichtsſtelle, vom Oberſten Gerichtshofe, in der Angelegenheit Ornig- Brumen, erfloſſen. Mit dieſer Entſcheidung ſind wir Deutſchen Unterſteiermarks gewiß windiſchen Schmähblättern vollſtändig hilflos ausge- liefert worden. Was das heißt, weiß nur der zu beurteilen, der die Kampfesweiſe dieſer Blätter je- mals am eigenen Leibe geſpürt hat. Von den heikelſten Familienangelegenheiten, ja ſelbſt vor der Majeſtät des Todes wird da nicht halt gemacht. Das Blatt, das in dieſer Beziehung alles bisher Dageweſene übertroffen hat, iſt der in Krain er- ſcheinende „Slovenski Stajerc“. Man braucht nur eine beliebige Nummer dieſes Blattes in die Hand zu nehmen und wird unſere Behauptung vollauf beſtätigt finden. Was da an Verhetzung der ſlove- niſchen Bevölkerung gegen deutſche Beamte, deutſche Ämter, deutſche Schulen und Lehrer, deutſche Ge- ſchäftsleute geleiſtet wird, iſt unerhört. Bis jetzt vertraute man noch auf eine Beſtrafung dieſer Schundblätter vor unparteiiſchen Geſchworenen und dieſem Vertrauen iſt auch die Klage des hochver- dienten deutſchen Bürgermeiſters und Landtagsab- geordneten Ornig entſprungen. Mit dieſer Ent- ſcheidung des Oberſten Gerichtshofes iſt uns auch dieſes letzte Mittel entwunden worden. Denn wir, die wir den Charakter der Pervaken zur Genüge kennen, glauben keinen Augenblick an die Ob- jektivität der Laibacher Geſchworenen. Der „Slov. Stajerc“, der in unſerem Falle in Betracht kommt, war ja aufrichtig genug (vielleicht ſeine einzige Auf- richtigkeit ſeit ſeinem Beſtehen), in ſeiner erſten Num- mer auszuplaudern, warum er in Krain erſcheine: Weil er unter dem Schutze der Laibacher Geſchworenen den Kampf gegen die Deut- ſchen Unterſteiermarks erfolgreicher und rückſichtsloſer führen könne. Deutlicher kann man kaum mehr ſein. Schon die einzige Tatſache, daß dieſes Blatt, das ſich „Slovenski Stajerc“ nennt, in Krain erſcheint, hätte dem Oberſten Gerichtshof unbedingt bedenklich erſcheinen müſſen. Wenn unter ſolchen Umſtänden Herr Ornig auf die gerichtliche Austragung ſeiner Angelegenheit vor den Laibacher Geſchworenen verzichtet, iſt das begreif- lich. Und doch möchten wir Herrn Ornig zu be- denken geben, ob es im Intereſſe der Deutſchen Unterſteiermarks, für die er ſchon ſo viel geleiſtet hat, nicht doch geraten wäre, den Prozeß gegen Brumen trotz aller Widerlichkeiten durchzuführen. Lautet der „Wahrſpruch“ der Laibacher Geſchwore- nen in dieſem Falle, wo die juriſtiſche Sachlage ſo klar iſt, gegen Ornig, dann iſt der Oberſte Ge- richtshof mit ſeinem Öptimismus widerlegt, und das kann für die Deutſchen Unterſteiermarks nur von Vorteil ſein. Es iſt nichts Geringes, was wir da Herrn Ornig zumuten. Doch im allgemeinen Intereſſe der Deutſchen, dem Herr Ornig ſchon ſo bedeutende Opfer gebracht hat, dürfen wir auch dieſe Großtat von ihm erwarten.“ Eine Auslieferung, die an kennzeichnender Schärfe nichts zu wünſchen übrig läßt, wurde letzten Donnerstag im Abge- ordnetenhauſe beſchloſſen. Der allbekannte Aufſatz des „Alld. Tagblattes“, der ſich gegen die Kleri- kalen wandte und in berechtigter Abwehr klerikaler Gemeinheiten, die den evangeliſchen Glauben ver- höhnten, das Hoſtienverwandlungswunder beſprach, hat die klerikale Meute wild gemacht. Die Kleri- kalen wollen wohl hinüberſchießen, aber dagegen, daß auf ſie zurückgeſchoſſen wird, haben ſie eine ſtarke Abneigung. Sie inſerierten und inſzenierten eine ſchwindelvolle „Proteſtaktion“, welche durch die — Immuniſierung der ſie ärgernden Stelle durch den Abg. — Dr. Lueger (!) den Gipfelpunkt des Komiſchen erreichte. Aber auch die Staatsanwalt- ſchaft wurde durch die Klerikalen mobil gemacht und im Abgeordnetenhauſe wurde der Antrag auf Auslieferung des verantwortlichen Schriftleiters des „Alld. Tagbl.“, des Reichsratsabg. Hauck, einge- gebracht. Man mußte annehmen, daß ein ſolcher Antrag, da es ſich um ein ausgeſprochenes Poli- tikum handelte, ſämtliche freiheitliche Parteien einig und geſchloſſen gegen die Auslieferung finden werde. Dem war aber nicht ſo. Nur die Alldeutſchen, die Sozialdemokraten und einige Liberale ſtimmten gegen die Auslieferung, — mit über- wältigender Mehrheit wurde den Klerikalen zu einer ſataniſchen Inquiſitionsfreude verholfen ... „Heil“ St. Pölten! In St. Pölten fanden Donnerstag die Ge- meindewahlen aus dem 4. Wahlkörper ſtatt. Die Wahlbewerber der deutſchen Volkspartei erhielten gegen 800, die ſozialdemokratiſchen und die klerikal- chriſtlichſozialen — die natürlich getrennte Kandi- datenliſten hatten — zuſammen rund ebenſo viele. Es kam nun zur Stichwahl, von der angenommen werden mußte, daß ſie mit einem Siege der deutſchen Volkspartei enden werde, da dieſe bei der Haupt- wahl faſt doppelt ſoviele Stimmen erhielt als die Sozialdemokraten und (im Durchſchnitt) mehr als doppelt ſo viele wie die Klerikalen. Bei der am nächſten Tage — Freitag — ſtattgefundenen Stich- wahl wurde aber nicht ein Volksparteikandidat, ſondern vier ſozialdemokratiſche und zwei klerikale Kandidaten gewählt! Sozialdemokraten und Klerikale waren ein Bündnis eingegangen. Mit Hilfe dieſes Verbrechens der Unzucht errangen die Verbündeten den Sieg. Es iſt dies zwar ein Gegenſtück zu der den Klerikalen zuliebe erfolgten, oben beſprochenen Auslieferung, wird darum aber nicht weniger abſcheulich. Sozialdemokraten mit Klerikalen im Bunde! Was ſoll man fernerhin noch halten von dem „freiheitlichen“, antiklerikalen“ Getue der ſozialdemokratiſchen Partei? Dieſe Wahl hat gezeigt, daß dieſes Getue der reinſte Schwindel iſt! In der ſozialdemokratiſchen Parteileitung hat dieſer Skandal allerdings ein „peinliches“ Gefühl erzeugt, aber nicht aus ſittlichen Momenten, ſondern wegen des ſchlechten Eindruckes nach außen, wegen des Eindruckes auf ſo manche antiklerikale, halb- ſozialiſtiſche Lehrer u. ſ. w. und ſchließlich wegen des Eindruckes, den dieſer Skandal auf die gegen Lueger und die Klerikalen kämpfen ſollenden Wiener „Genoſſen“ machen muß! Bei dem vorgeſtrigen Parteitag der Sozialdemokratie von Niederöſterreich kam dies auch zur Sprache; man tadelte zuerſt die St. Pöltener Genoſſen, um ſich dann wieder mit ihnen herzenseins zu vertragen. Höher geht der politiſche Schwindel, mit dem die gläubigen Genoſ- ſen betrogen werden, wohl nicht mehr. Es wird nun aber gut ſein, dem höhniſchen Rufe der ſteiri- ſchen „Genoſſen“, der nach der Wahl des Abgeord- neten Wilhelm geboren wurde und „Heil Mariazell“ lautete, den tauſendmal berechtigteren „Heil St. Pölten“ entgegenzuſetzen. Eigenberichte. St. Egydi i. W.-B., 26. März. (Reben- veredlungskurs.) Einen ſolchen wird Herr Landes-Obſt- und Weinbaudirektor A. Stiegler abhalten und zwar Sonntag, den 2. April, nach- mittags 3 Uhr, im Südmarkhofe zu St. Egydi (theoretiſch), Montag, den 3. April, vormittags 9 Uhr, beginnend in der Rebhütte der Landesreb- anlage zu St. Egydi (praktiſch). Material wird unentgeltlich beigeſtellt. Es iſt zu erwarten, daß ſich recht viele Perſonen hiezu einfinden, denn Herr Direktor Stiegler verſteht es, klar und leichtfaßlich zu ſeinen Zuhörern zu ſprechen. Bei dieſer Gelegen- heit richten wir an alle unſere Stammesgenoſſen die dringende Bitte, den Südmarkhof zum Ziele ihrer Ausflüge zu machen. Küche und Keller bieten zu jeder Zeit Vorzügliches, noch niemand verließ den Südmarkhof unbefriedigt. Auch die Bahnverbindung iſt günſtig, Entfernung vom Bahn- hof Egydi-Tunnel 10 Minuten. Radkersburg, 25. März. (Die Frei- willige Feuerwehr) Radkersburg hielt am 20. d. ihre Jahreshauptverſammlung ab, welche der Wehrhauptmann Herr Landtagsabgeordneter Reitter eröffnete. Der Verein zählt ein Ehren- mitglied, 65 ordentliche und 90 unterſtützende Mit- glieder. Dem Berichte des Säckelwartes Herrn Halbärth iſt zu entnehmen, daß die Einnahmen 1727 K. 65 H., die Ausgaben 1643 K. betragen, und der Kaſſereſt ſich auf 3042 K. 17 H. beziffert. Über Antrag des Herrn Friſch wird von Neuwahlen abgeſehen. Der alte Wehrausſchuß mit Herrn Reitter als Wehrhauptmann verbleibt mithin wieder im Amte, auch die Rechnungsprüfer, die Herren Oitzinger und Kaufmann werden wiedergewählt. Hierauf wurde eine Änderung der aus dem Jahre 1881 ſtammenden, teilweiſe veralteten, daher für die heutige Praxis nicht mehr anwendbaren Statuten vorgenommen. Die Freiwillige Feuerwehr Radkers- burg begeht in dieſem Jahre das Feſt ihrer vor 40 Jahren erfolgten Gründung. Über Antrag des Herrn Schwarz wird der Vereinsausſchuß mit der deutlicher auf dem Papier, als durch Worte aus- zudrücken vermögen, weil ein übertriebenes Zart- gefühl ſie davon abhält, ſich ganz zu offenbaren, und ſie der Meinung ſind, daß es ſich leichter zwiſchen den Zeilen leſen, als zwiſchen den Worten hören laſſe. Es waren Briefe voll beſcheidener Zärtlichkeit. Das Wort Liebe kam darin nicht vor, aber jeder Satz atmete ſie. Hätte Margarethe noch an ſeiner Leidenſchaft zweifeln können, hier fand ſie den untrüglichen Be- weis, aber ihr Herz blieb davon gänzlich unberührt. Hella, die niemals ihre Abneigung gegen den zukünftigen Schwager verbarg, fand den richtigen Ausdruck für ihr Empfinden, als ſie gelegeutlich ſagte: „Wolſgang gehört eigentlich der Vergangen- heit an; er iſt der echte Junker, der unverfälſchte Junker, der tyranniſche Dynaſt der Feudalzeit. Was ihn reizt, das reißt er mit trockener Fauſt an ſich und iſt dabei noch feſt überzeugt, es müſſe ſich ein jedes Ding ſehr geehrt fühlen, ihm zu gefallen nnd zu dienen. Auch ſeine ſogenannte Menſchenfeindlichkeit iſt nichts anderes, als verſteckter eitler Stolz; er will ſich dadurch koſtbar machen. Man ſoll es als gnä- dige Herablaſſung empfinden, wenn er einmal den Mund auftut. Ich glanbe, er könnte ſeinen eigenen Diener um den Vorzug beneiden, ihm die Stiefel putzen zu dürfen. In der nächſten Stunde freilich konnte die ſpottluſtige kleine Philoſophin zu dem Schluſſe ge- langen, der Baron ſei eigentlich zu bedauern, daß er keine beſſere Erziehung genoſſen habe. Beim Hammelzählen auf ſeinem ſchleſiſchen Dorfe habe er natürlich nichts anderes lernen können, als den Mund zu und die Augen aufzumachen; an ſeinen abſcheulichen Manieren ſei nur der biſſige Liebenauer Hofhund ſchuld, dem er ſie aus Langeweile und in Ermangelung eines anderen Verkehres abgeſehen habe. Für Margareth blieb leider die erſtere Charak- teriſtik maßgebend. Wolfgangs Liebe erſchien ihr täglich mehr in dem Lichte einer Begehrlichkeit, die ſie mehr beleidigte als ihr ſchmeichelte. Sie beant- wortete ſeine Briefe ſehr zurückhaltend, meiſt erſt, wenn der Vater ſie daran ermahnte, unb allgemach wurde auch ſein Ton kühler. Mehr als einmal ſtieg der Gedanke in ihr auf, das noch nicht endgiltig geknüpfte Band wieder zu löſen, ehe es zu ſpät ſei, aber ſie kam zu keinem Entſchluß. Das beſtändige Grübeln hatte ihr jede Willenskraft geraubt. Es war eine ſchlaffe Müdig- keit über ſie gekommen, in der ſie nur vor jedem Kampf zurückſcheute und mit verbitterter, doch ſtummer Reſignation der Verzweiflung das Geſchick ſeinen Weg gehen, ſich willenlos von ihm treiben ließ. Schering war glücklich, weil er ſich glücklich glaubte — den harmloſen alten Mann, deſſen Vorliebe für Wolfgang täglich wuchs, zu täuſchen, fiel nicht ſchwer — und Will gab ſich wenigſtens ſehr geſchickt den Anſchein, als ſei auch er von dieſem wolkenloſen Glück feſt überzeugt. Er allein hätte Margarethe zu einer befreienden Tat treiben können, aber gerade er war am weiteſten davon entfernt. Daß die Verbindung mit Tieffenbach auch ſeinen eigenen Intereſſen förderlich werden müſſe, war ein bei ſeinem Charakter, der alles aus dem Augenwinkel des rechnenden Kaufmannes anſah, nur ganz natürlicher Vorſatz. Bei der Beſchaffung der Ausſteuer und der ſonſtigen Vorbereitungen wußte er ſich unentbehrlich zu machen. Anderen gegenüber glitt ihm die Wendung „mein Couſin, der Baron von der Tieffenbach“ bei jeder Gelegen- heit wie Öl über die Lippen, und die leiſen An- deutungen, daß ein ſo vornehmer und reicher Herr ſeinen Verwandten ſelbſtverſtändlich nicht in der untergeordneten Stellung eines Buchhalters belaſſen werde, erwieſen ſich ſchon als erfolgreich, indem er von ſeinem reich mit Töchtern geſegneten Chef faſt täglich zur Tafel gezogen wurde. Vor Margarethe ſprach er ſeine Hoffnungen allerdings nicht aus, aber er wußte ihr den Schmerz, ſeine beſte unternehmende Kraft im ſpärlich beſoldeten Dienſte Anderer zu vergeuden, ſo beredt zu ſchildern, daß ſie aus eigenem Antriebe verſprach, Wolfgang, der ſich ja nach ſeinen Briefen an gemeinnützigen und induſtriellen Unternehmungen zu beteiligen wünſchte, für ſeine weitgreifenden Pläne zu intereſſieren. (Fortſetzung folgt.)

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Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Marburger Zeitung. Nr. 38, Marburg, 28.03.1905, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_marburger38_1905/2>, abgerufen am 24.04.2024.