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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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geschafft. Man fand die Augen [u.]und einen Theil des Gehirns; das
Thier war mit 15"

Zoll
langen Haaren bedeckt und dies gab Veran-
lassung zu der Vermuthung, daß es dadurch gegen die Kälte habe
geschützt werden sollen [u.]und daß es also auch in der kalten Zone
habe Elephanten etc: gegeben, allein die Behauptung ist nicht wahr-
scheinlich, denn man findet ja auch neben den Ueberresten Ueberresten dieser
Thiere [u.]und zwar gleichzeitig mit ihnen, Palmen und andere Tropen-
gewächse; es ist erwiesen, daß in der kalten Zone nur Gewächse
leben können, welche im Winter ihr Leben auf ihre mittlere
Axe conzentriren, u. ihre appendikulären Organe (zu Deutsch:
Blätter Hug.) abwerfen können; wenn man aber eine Palme köpft
W.
so stirbt sie alsbald [u.]und dasselbe würde geschehen, wenn sie durch
den Frost ihr Laub verlöre; man findet endlich das Megatherion
von Dalton in Bonn sehr gut beschrieben, welches von so wunder-
barer Zusammensetzung ist, daß es beinahe wie ein Aerolith
aus einem andern Weltkörper herübergekommen zu sein
scheint; ein Mittelding zwischen Faulthier u. Armoadill. (Siehe
im Allgem: Komper, Soömmering und Blumenbach; neuerdings
Cuvier für Knochen, Lamark und Brogniart für Thiere selbst.)

[37. Vorlesung, 12. März 1828]

Cuvier hat 130 Skelette von Landthieren entdeckt; 60 von soge-
nannten Dickhäuten als Elephanten, Rhinoceros, Tapir; 20 von
wiederkäuenden als Hirschen, Rennthieren 22 von reißenden
Thieren als Löwen, Bären etc:. Von Vögeln fand man nur sehr
wenige Skelette, was wohl darin seinen Grund haben mag, daß
sie sich leichter zu retten vermochten. Je tiefer man eindringt
in die Erde desto unähnlicher werden die gefundenen organischen
Formen denen welche noch jetzo sich finden. Es giebt indeß ganze

geschafft. Man fand die Augen [u.]und einen Theil des Gehirns; das
Thier war mit 15″

Zoll
langen Haaren bedeckt und dies gab Veran-
lassung zu der Vermuthung, daß es dadurch gegen die Kälte habe
geschützt werden sollen [u.]und daß es also auch in der kalten Zone
habe Elephanten etc: gegeben, allein die Behauptung ist nicht wahr-
scheinlich, denn man findet ja auch neben den Ueberresten Ueberresten dieser
Thiere [u.]und zwar gleichzeitig mit ihnen, Palmen und andere Tropen-
gewächse; es ist erwiesen, daß in der kalten Zone nur Gewächse
leben können, welche im Winter ihr Leben auf ihre mittlere
Axe conzentriren, u. ihre appendikulären Organe (zu Deutsch:
Blätter Hug.) abwerfen können; wenn man aber eine Palme köpft
W.
so stirbt sie alsbald [u.]und dasselbe würde geschehen, wenn sie durch
den Frost ihr Laub verlöre; man findet endlich das Megatherion
von Dalton in Bonn sehr gut beschrieben, welches von so wunder-
barer Zusammensetzung ist, daß es beinahe wie ein Aerolith
aus einem andern Weltkörper herübergekommen zu sein
scheint; ein Mittelding zwischen Faulthier u. Armoadill. (Siehe
im Allgem: Komper, Soömmering und Blumenbach; neuerdings
Cuvier für Knochen, Lamark und Brogniart für Thiere selbst.)

[37. Vorlesung, 12. März 1828]

Cuvier hat 130 Skelette von Landthieren entdeckt; 60 von soge-
nannten Dickhäuten als Elephanten, Rhinoceros, Tapir; 20 von
wiederkäuenden als Hirschen, Rennthieren 22 von reißenden
Thieren als Löwen, Bären etc:. Von Vögeln fand man nur sehr
wenige Skelette, was wohl darin seinen Grund haben mag, daß
sie sich leichter zu retten vermochten. Je tiefer man eindringt
in die Erde desto unähnlicher werden die gefundenen organischen
Formen denen welche noch jetzo sich finden. Es giebt indeß ganze

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[[187]/0193] geschafft. Man fand die Augen u.und einen Theil des Gehirns; das Thier war mit 15″Zoll langen Haaren bedeckt und dies gab Veran- lassung zu der Vermuthung, daß es dadurch gegen die Kälte habe geschützt werden sollen u.und daß es also auch in der kalten Zone habe Elephanten etc: gegeben, allein die Behauptung ist nicht wahr- scheinlich, denn man findet ja auch neben den Ueberresten Ueberresten dieser Thiere u.und zwar gleichzeitig mit ihnen, Palmen und andere Tropen- gewächse; es ist erwiesen, daß in der kalten Zone nur Gewächse leben können, welche im Winter ihr Leben auf ihre mittlere Axe conzentriren, u. ihre appendikulären Organe (zu Deutsch: Blätter Hug.) abwerfen können; wenn man aber eine Palme köpft so stirbt sie alsbald u.und dasselbe würde geschehen, wenn sie durch den Frost ihr Laub verlöre; man findet endlich das Megatherion von Dalton in Bonn sehr gut beschrieben, welches von so wunder- barer Zusammensetzung ist, daß es beinahe wie ein Aerolith aus einem andern Weltkörper herübergekommen zu sein scheint; ein Mittelding zwischen Faulthier u. Armoadill. (Siehe im Allgem: Komper, Soömmering und Blumenbach; neuerdings Cuvier für Knochen, Lamark und Brogniart für Thiere selbst.) W. 37. Vorlesung, 12. März 1828 Cuvier hat 130 Skelette von Landthieren entdeckt; 60 von soge- nannten Dickhäuten als Elephanten, Rhinoceros, Tapir; 20 von wiederkäuenden als Hirschen, Rennthieren 22 von reißenden Thieren als Löwen, Bären etc:. Von Vögeln fand man nur sehr wenige Skelette, was wohl darin seinen Grund haben mag, daß sie sich leichter zu retten vermochten. Je tiefer man eindringt in die Erde desto unähnlicher werden die gefundenen organischen Formen denen welche noch jetzo sich finden. Es giebt indeß ganze

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Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [187]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/0193>, abgerufen am 28.03.2024.