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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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lischen Meeres, auf der andern das Mittelmeer liegt. Betrachtet
man das Mittelmeer allein, so sieht man, daß es mit den Wasser-
becken des rothen Meeres [u.]und des persischen Meerbusens im genauen
Zusammenhange steht [u.]und daß diese 3 auf Verkehr und Kultur beson-
ders in früher Zeit mächtig eingewirkt haben.

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Nur 1/6 des Aequatorialkreises geht durch den Continent, die
übrigen 5/6 fallen in das Meer, [u.]und man sieht leicht, daß diese Ver-
theilung großen Einfluß auf die Temperatur haben muß. Wenn
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wir einen Blick auf die Karte werfen, so kann es uns nicht ent-
gehen, daß alle Continente gegen Süden eine Pyramidalform
haben. Dies zeigt sich, [u.]und zwar am auffallendsten, nicht nur in
Amerika [u.]und Afrika, sondern auch in Neuholland, selbst nördlich vom
Aequator in Hindostan und weniger deutlich bei Malacca.
Diese Bemerkung gehört nicht dem geistvollen Reinhold Forster,
sondern lange vor ihm machte sie Baco v. Verulam. Auch die
Erstreckung gegen den Südpol hin ist zwar ungleich, aber doch in
einem bestimmten Verhältniße; vom Cap Horn nach VandDiemens-Land
geht es treppenförmig in die Höhe:

Vorgebirge der guten Hoffnung34° S. Breite
van Diemensland --43° 38' "
Cap Horn --45° 58' "

Ferner scheint sich die Regel auszusprechen, daß je weiter die
Continente nach N[.]ord hinaufgehen, um desto tiefer erstrecken sie
sich nach S[.]üden. Amerika hat nach beiden Polen hin die weiteste Aus-
dehnung; deann folgt Europa mit Afrika von Spitzbergen bis zum Vor-
gebirge d[.]er guten Hoffnung. Endlich Asien [u.]und Neuholland von Nova-
sembla
bis van Diemensland. Südamerika [u.]und Afrika haben

lischen Meeres, auf der andern das Mittelmeer liegt. Betrachtet
man das Mittelmeer allein, so sieht man, daß es mit den Wasser-
becken des rothen Meeres [u.]und des persischen Meerbusens im genauen
Zusammenhange steht [u.]und daß diese 3 auf Verkehr und Kultur beson-
ders in früher Zeit mächtig eingewirkt haben.

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Nur ⅙ des Aequatorialkreises geht durch den Continent, die
übrigen ⅚ fallen in das Meer, [u.]und man sieht leicht, daß diese Ver-
theilung großen Einfluß auf die Temperatur haben muß. Wenn
W.
wir einen Blick auf die Karte werfen, so kann es uns nicht ent-
gehen, daß alle Continente gegen Süden eine Pÿramidalform
haben. Dies zeigt sich, [u.]und zwar am auffallendsten, nicht nur in
Amerika [u.]und Afrika, sondern auch in Neuholland, selbst nördlich vom
Aequator in Hindostan und weniger deutlich bei Malacca.
Diese Bemerkung gehört nicht dem geistvollen Reinhold Forster,
sondern lange vor ihm machte sie Baco v. Verulam. Auch die
Erstreckung gegen den Südpol hin ist zwar ungleich, aber doch in
einem bestimmten Verhältniße; vom Cap Horn nach VandDiemens-Land
geht es treppenförmig in die Höhe:

Vorgebirge der guten Hoffnung34° S. Breite
van Diemensland43° 38′
Cap Horn45° 58′

Ferner scheint sich die Regel auszusprechen, daß je weiter die
Continente nach N[.]ord hinaufgehen, um desto tiefer erstrecken sie
sich nach S[.]üden. Amerika hat nach beiden Polen hin die weiteste Aus-
dehnung; deann folgt Europa mit Afrika von Spitzbergen bis zum Vor-
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[[208]/0214] lischen Meeres, auf der andern das Mittelmeer liegt. Betrachtet man das Mittelmeer allein, so sieht man, daß es mit den Wasser- becken des rothen Meeres u.und des persischen Meerbusens im genauen Zusammenhange steht u.und daß diese 3 auf Verkehr und Kultur beson- ders in früher Zeit mächtig eingewirkt haben. Nur ⅙ des Aequatorialkreises geht durch den Continent, die übrigen ⅚ fallen in das Meer, u.und man sieht leicht, daß diese Ver- theilung großen Einfluß auf die Temperatur haben muß. Wenn wir einen Blick auf die Karte werfen, so kann es uns nicht ent- gehen, daß alle Continente gegen Süden eine Pÿramidalform haben. Dies zeigt sich, u.und zwar am auffallendsten, nicht nur in Amerika u.und Afrika, sondern auch in Neuholland, selbst nördlich vom Aequator in Hindostan und weniger deutlich bei Malacca. Diese Bemerkung gehört nicht dem geistvollen Reinhold Forster, sondern lange vor ihm machte sie Baco v. Verulam. Auch die Erstreckung gegen den Südpol hin ist zwar ungleich, aber doch in einem bestimmten Verhältniße; vom Cap Horn nach VandDiemens-Land geht es treppenförmig in die Höhe: Vorgebirge der guten Hoffnung 34° S. Breite van Diemensland — 43° 38′ — Cap Horn — 45° 58′ — 232 W. Ferner scheint sich die Regel auszusprechen, daß je weiter die Continente nach N.ord hinaufgehen, um desto tiefer erstrecken sie sich nach S.üden. Amerika hat nach beiden Polen hin die weiteste Aus- dehnung; deann folgt Europa mit Afrika von Spitzbergen bis zum Vor- gebirge d.er guten Hoffnung. Endlich Asien u.und Neuholland von Nova- sembla bis van Diemensland. Südamerika u.und Afrika haben

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Kustoden: nicht erfasst.



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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [208]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/0214>, abgerufen am 16.04.2024.