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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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sogar im Centrum; doch ist alles dieß gewaltig ungewiß und
Olbers selbst legte später keinen Werth darauf. Galilei hat
den Schweif der Cometen schon mit einer Flamme verglichen
und zugleich darauf aufmerksam gemacht, daß alle Flammen
transparent seien. Nähert sich der Comet der Sonne so wird der
Schweif größer auf Kosten der Dunsthülle. Doch ist in Rücksicht
der Schweife die größte Verschiedenheit. Einige Cometen haben
gar keine Schweife; der von 1780 hatte einen Schweif von 70°
der, als der Kern im Zenith stand, noch nicht über dem Ho-
rizont war. Der Comet von 1754 hat 6 Schweife gehabt. Ge-
wöhnlich sind sie etwas inclinirt. Der Comet von 1823 hatte
einen getheilten Schweif, dessen convexe Seiten gegen einan-
der standen. Man meinte früher die Richtung der Schweife
sei allemal der Sonne entgegengesetzt; doch der Comet von
1823, welchen in Deutschland zuerst Kunowsky sah, hatte 2 Schwei-
fe von denen einer gegen die Sonne zu, der andre aber in
einem stumpfen von 160° stand. Zu einer sonderbaren
Beobachtung hat der Enckesche Comet 1825 in Neuholland An-
laß gegeben; man will nemlich dort eine Rotation von 19
Stunden 36 Minuten gesehen haben. Bei ihrer Wiederer-
scheinung haben die Cometen nicht immer dieselbe Gestalt. Der
Haleysche hat immer einen kleineren Schweif wieder
mitgebracht. Der Comet von 1811 hatte nach Herschel einen
Kern von 93 Meilen, der Durchmesser der kugelförmigen Dunst-
hülle betrug 27,000 Meilen, die Länge des Schweifes 22,000,000
Meilen. Daß die Cometen keinen eigenen Lichtprozeß haben,
wollte schon Lahire, wie wir oben gesagt, aus den Phasen

sogar im Centrum; doch ist alles dieß gewaltig ungewiß und
Olbers selbst legte später keinen Werth darauf. Galilei hat
den Schweif der Cometen schon mit einer Flamme verglichen
und zugleich darauf aufmerksam gemacht, daß alle Flammen
transparent seien. Nähert sich der Comet der Sonne so wird der
Schweif größer auf Kosten der Dunsthülle. Doch ist in Rücksicht
der Schweife die größte Verschiedenheit. Einige Cometen haben
gar keine Schweife; der von 1780 hatte einen Schweif von 70°
der, als der Kern im Zenith stand, noch nicht über dem Ho-
rizont war. Der Comet von 1754 hat 6 Schweife gehabt. Ge-
wöhnlich sind sie etwas inclinirt. Der Comet von 1823 hatte
einen getheilten Schweif, dessen convexe Seiten gegen einan-
der standen. Man meinte früher die Richtung der Schweife
sei allemal der Sonne entgegengesetzt; doch der Comet von
1823, welchen in Deutschland zuerst Kunowskÿ sah, hatte 2 Schwei-
fe von denen einer gegen die Sonne zu, der andre aber in
einem stumpfen ∠ von 160° stand. Zu einer sonderbaren
Beobachtung hat der Enckesche Comet 1825 in Neuholland An-
laß gegeben; man will nemlich dort eine Rotation von 19
Stunden 36 Minuten gesehen haben. Bei ihrer Wiederer-
scheinung haben die Cometen nicht immer dieselbe Gestalt. Der
Haleÿsche hat immer einen kleineren Schweif wieder
mitgebracht. Der Comet von 1811 hatte nach Herschel einen
Kern von 93 Meilen, der Durchmesser der kugelförmigen Dunst-
hülle betrug 27,000 Meilen, die Länge des Schweifes 22,000,000
Meilen. Daß die Cometen keinen eigenen Lichtprozeß haben,
wollte schon Lahire, wie wir oben gesagt, aus den Phasen

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [114]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/120>, abgerufen am 29.03.2024.