Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

eines Vulkans vom Meere finden wir in dem Innern
Asiens. Klaproth machte die Entdeckung in den chinesischen
Annalen, welche auch von Abel-Remus

at bestätigt wurde,
daß sich unter 421/2° N. B. ein Feuerberg Ko-tschang nicht
weit von der Stadt Ku-tsche befinde, also 270 Meilen vom
Meer, so weit als von Moskau bis zum schwarzen Meer.
Dieser Feuerberg ist nicht bloß ein einzelner Ausbruch, sondern
die Beschreibung von den Ausbrüchen der geschmolzenen Erd-
arten, Steinen etc: etc: sind so detaillirt, daß man an der
Richtigkeit nicht zweifeln kann: man hätte dies sonst für
ein Phaenomen halten können wie das der Boraxsäure
im Florentinischen; allein es ist ein eigener Vulkan und es
wörtl[.]
ließe vielleicht, um die Hypothese zu retten, sich annehmen, daß
ein großer See in der Nähe sich vorfände. So liegt nördlich
von Tcheran der Vulkan Dunawengi nicht fern vom caspi-
schen See. Doch überhaupt ist die Annahme einer großen
Wassermaße nicht nöthig zur Unterhaltung des unterirdischen
Feuers, und wir müssen sagen, daß uns der erste Grund
davon unbekannt ist, wenigstens kann ein Eindringen des
Wassers in die Vulkane der Grund nicht sein.

Der Monte nuovo entstand 1538 in den phlegräischen Fel-
dern bei Neapel. Ich habe selbst mich davon überzeugt, daß er
nichts ist als ein Schlackenhügel und ich entdeckte auch einen sehr
kleinen Erguß von Lava. Da nun ganz neuerlich in Ischia
ein Erdbeben gewesen ist, so wäre es sehr möglich, daß das
vulkanische Feuer sich auf kurze Zeit von dem Vesuv weg, nach
der Gegend des Epomeo zöge, von dem wir wissen, daß er

eines Vulkans vom Meere finden wir in dem Innern
Asiens. Klaproth machte die Entdeckung in den chinesischen
Annalen, welche auch von Abel-Remus

at bestätigt wurde,
daß sich unter 42½° N. B. ein Feuerberg Ko-tschang nicht
weit von der Stadt Ku-tsche befinde, also 270 Meilen vom
Meer, so weit als von Moskau bis zum schwarzen Meer.
Dieser Feuerberg ist nicht bloß ein einzelner Ausbruch, sondern
die Beschreibung von den Ausbrüchen der geschmolzenen Erd-
arten, Steinen etc: etc: sind so detaillirt, daß man an der
Richtigkeit nicht zweifeln kann: man hätte dies sonst für
ein Phaenomen halten können wie das der Boraxsäure
im Florentinischen; allein es ist ein eigener Vulkan und es
wörtl[.]
ließe vielleicht, um die Hÿpothese zu retten, sich annehmen, daß
ein großer See in der Nähe sich vorfände. So liegt nördlich
von Tcheran der Vulkan Dunawengi nicht fern vom caspi-
schen See. Doch überhaupt ist die Annahme einer großen
Wassermaße nicht nöthig zur Unterhaltung des unterirdischen
Feuers, und wir müssen sagen, daß uns der erste Grund
davon unbekannt ist, wenigstens kann ein Eindringen des
Wassers in die Vulkane der Grund nicht sein.

Der Monte nuovo entstand 1538 in den phlegräischen Fel-
dern bei Neapel. Ich habe selbst mich davon überzeugt, daß er
nichts ist als ein Schlackenhügel und ich entdeckte auch einen sehr
kleinen Erguß von Lava. Da nun ganz neuerlich in Ischia
ein Erdbeben gewesen ist, so wäre es sehr möglich, daß das
vulkanische Feuer sich auf kurze Zeit von dem Vesuv weg, nach
der Gegend des Epomeo zöge, von dem wir wissen, daß er

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="34">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0176" n="[170]"/>
eines Vulkans vom Meere finden wir in dem Innern<lb/>
Asiens. <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-10082451X http://d-nb.info/gnd/10082451X">Klaproth</persName></hi> machte die Entdeckung in den chinesischen<lb/>
Annalen, welche auch von <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100318371 http://d-nb.info/gnd/100318371">Abel-Remus<note place="mTop" hand="#pencil"><metamark/>s<lb/></note>at</persName></hi> bestätigt wurde,<lb/>
daß sich unter 42½° N. B. ein Feuerberg <hi rendition="#aq">Ko-tschang</hi> nicht<lb/>
weit von der Stadt <hi rendition="#aq">Ku-tsche</hi> befinde, also 270 Meilen vom<lb/>
Meer, so weit als von <hi rendition="#aq">Moskau</hi> bis zum schwarzen Meer.<lb/>
Dieser Feuerberg ist nicht bloß ein einzelner Ausbruch, sondern<lb/>
die Beschreibung von den Ausbrüchen der geschmolzenen Erd-<lb/>
arten, Steinen <hi rendition="#aq">etc</hi>: <hi rendition="#aq">etc</hi>: sind so detaillirt, daß man an der<lb/>
Richtigkeit nicht zweifeln kann: man hätte dies sonst für<lb/>
ein Phaenomen halten können wie das der <hi rendition="#aq">Borax</hi>säure<lb/>
im Florentinischen; allein es ist ein eigener Vulkan und es<lb/><note place="left" hand="#pencil">wörtl<supplied resp="#BF">.</supplied><lb/></note>ließe vielleicht, um die Hÿpothese zu retten,<add place="superlinear"><metamark/> sich</add> annehmen, daß<lb/>
ein großer See in der Nähe sich vorfände. So liegt nördlich<lb/>
von <hi rendition="#aq">Tcheran</hi> der Vulkan <hi rendition="#aq">Dunawengi</hi> nicht fern vom caspi-<lb/>
schen See. Doch überhaupt ist die Annahme einer großen<lb/>
Wassermaße nicht nöthig zur Unterhaltung des unterirdischen<lb/>
Feuers, und wir müssen sagen, daß uns der erste Grund<lb/>
davon unbekannt ist, wenigstens kann ein Eindringen des<lb/>
Wassers in die Vulkane der Grund nicht sein.</p><lb/>
              <p>Der <hi rendition="#aq">Monte nuovo</hi> entstand 1538 in den phlegräischen Fel-<lb/>
dern bei <hi rendition="#aq">Neapel</hi>. Ich habe selbst mich davon überzeugt, daß er<lb/>
nichts ist als ein Schlackenhügel und ich entdeckte auch einen sehr<lb/>
kleinen Erguß von Lava. Da nun ganz neuerlich in <hi rendition="#aq">Ischia</hi><lb/>
ein Erdbeben gewesen ist, so wäre es sehr möglich, daß das<lb/>
vulkanische Feuer sich auf kurze Zeit von dem Vesuv weg, nach<lb/>
der Gegend des <hi rendition="#aq">Epomeo</hi> zöge, von dem wir wissen, daß er<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[170]/0176] eines Vulkans vom Meere finden wir in dem Innern Asiens. Klaproth machte die Entdeckung in den chinesischen Annalen, welche auch von Abel-Remuss at bestätigt wurde, daß sich unter 42½° N. B. ein Feuerberg Ko-tschang nicht weit von der Stadt Ku-tsche befinde, also 270 Meilen vom Meer, so weit als von Moskau bis zum schwarzen Meer. Dieser Feuerberg ist nicht bloß ein einzelner Ausbruch, sondern die Beschreibung von den Ausbrüchen der geschmolzenen Erd- arten, Steinen etc: etc: sind so detaillirt, daß man an der Richtigkeit nicht zweifeln kann: man hätte dies sonst für ein Phaenomen halten können wie das der Boraxsäure im Florentinischen; allein es ist ein eigener Vulkan und es ließe vielleicht, um die Hÿpothese zu retten, sich annehmen, daß ein großer See in der Nähe sich vorfände. So liegt nördlich von Tcheran der Vulkan Dunawengi nicht fern vom caspi- schen See. Doch überhaupt ist die Annahme einer großen Wassermaße nicht nöthig zur Unterhaltung des unterirdischen Feuers, und wir müssen sagen, daß uns der erste Grund davon unbekannt ist, wenigstens kann ein Eindringen des Wassers in die Vulkane der Grund nicht sein. wörtl. Der Monte nuovo entstand 1538 in den phlegräischen Fel- dern bei Neapel. Ich habe selbst mich davon überzeugt, daß er nichts ist als ein Schlackenhügel und ich entdeckte auch einen sehr kleinen Erguß von Lava. Da nun ganz neuerlich in Ischia ein Erdbeben gewesen ist, so wäre es sehr möglich, daß das vulkanische Feuer sich auf kurze Zeit von dem Vesuv weg, nach der Gegend des Epomeo zöge, von dem wir wissen, daß er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Kustoden: nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/176
Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [170]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/176>, abgerufen am 29.03.2024.