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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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eine Eintheilung von ganz Deutschland begründet, nemlich in 4 Theile:
1., System von Belgien welches von N. O nach S. W streicht.
2., Nordöstliches System, welches vom Teutahnzerwalde bis zur Donau
bei Regensburg von N. W nach S. O streicht.

3., Rheinsystem [u.]und 4., Alpensystem.
Im nördlichen Deutschland ist eine Uebereinstimmung zwischen
der Richtung der Lüneburger Haide und mehren Flüßen.
So bilden Spree [u.]und Havel eigentlich die Vereinigung der Elbe
[u.]und Oder, so daß Cuxhaven eigentlich die Odermündung, Bremen
die Elbmündung wäre.

Auf großen Hochebenen ist die Richtung der einzelnen
Gipfel sehr verschieden von der Richtung des Gebirges; so auf
Amerikas [u.]und Asiens Hochebenen.

Von den Ebenen.

Eine absolute Verschiedenheit zwischen Ebene [u.]und Berg läßt
sich eigentlich nicht angeben. Eigentliche Ebenen nennen wir
die großen Tiefländer ohne irgend eine Verschiedenheit in der
Oberfläche und als Typus dienen uns dazu die großen Ebenen Ame-
rikas. In Europa finden wir sie wieder in Ungarn. Die Ebenen
Südamerikas haben ein Areal von 1700 Meilen. Sie sind nicht alle
baumlos; nur die nördlichen, die Steppen von Caraccas und die
südlichen die Pampas von Buenos Ayres welche sich bis Patagonien
erstrecken sind baumlos, bloß mit Gras bewachsen, weil ihnen
das Wasser fehlt. Die Ebenen am Amazonenstrom aber sind
mit dichter Waldung bedeckt, so daß Affen, wenn sie nicht durch die
Flüsse aufgehalten würden, 700 Meilen auf den Gipfeln der
Bäume wandern könnten. Von den Ebenen in Afrika hat Ehrenberg

eine Eintheilung von ganz Deutschland begründet, nemlich in 4 Theile:
1., Sÿstem von Belgien welches von N. O nach S. W streicht.
2., Nordöstliches Sÿstem, welches vom Teutahnzerwalde bis zur Donau
bei Regensburg von N. W nach S. O streicht.

3., Rheinsÿstem [u.]und 4., Alpensÿstem.
Im nördlichen Deutschland ist eine Uebereinstimmung zwischen
der Richtung der Lüneburger Haide und mehren Flüßen.
So bilden Spree [u.]und Havel eigentlich die Vereinigung der Elbe
[u.]und Oder, so daß Cuxhaven eigentlich die Odermündung, Bremen
die Elbmündung wäre.

Auf großen Hochebenen ist die Richtung der einzelnen
Gipfel sehr verschieden von der Richtung des Gebirges; so auf
Amerikas [u.]und Asiens Hochebenen.

Von den Ebenen.

Eine absolute Verschiedenheit zwischen Ebene [u.]und Berg läßt
sich eigentlich nicht angeben. Eigentliche Ebenen nennen wir
die großen Tiefländer ohne irgend eine Verschiedenheit in der
Oberfläche und als Typus dienen uns dazu die großen Ebenen Ame-
rikas. In Europa finden wir sie wieder in Ungarn. Die Ebenen
Südamerikas haben ein Areal von 1700 Meilen. Sie sind nicht alle
baumlos; nur die nördlichen, die Steppen von Caraccas und die
südlichen die Pampas von Buenos Ayres welche sich bis Patagonien
erstrecken sind baumlos, bloß mit Gras bewachsen, weil ihnen
das Wasser fehlt. Die Ebenen am Amazonenstrom aber sind
mit dichter Waldung bedeckt, so daß Affen, wenn sie nicht durch die
Flüsse aufgehalten würden, 700 Meilen auf den Gipfeln der
Bäume wandern könnten. Von den Ebenen in Afrika hat Ehrenberg

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[[216]/0222] eine Eintheilung von ganz Deutschland begründet, nemlich in 4 Theile: 1., Sÿstem von Belgien welches von N. O nach S. W streicht. 2., Nordöstliches Sÿstem, welches vom Teutahnzerwalde bis zur Donau bei Regensburg von N. W nach S. O streicht. 3., Rheinsÿstem u.und 4., Alpensÿstem. Im nördlichen Deutschland ist eine Uebereinstimmung zwischen der Richtung der Lüneburger Haide und mehren Flüßen. So bilden Spree u.und Havel eigentlich die Vereinigung der Elbe u.und Oder, so daß Cuxhaven eigentlich die Odermündung, Bremen die Elbmündung wäre. Auf großen Hochebenen ist die Richtung der einzelnen Gipfel sehr verschieden von der Richtung des Gebirges; so auf Amerikas u.und Asiens Hochebenen. Von den Ebenen. Eine absolute Verschiedenheit zwischen Ebene u.und Berg läßt sich eigentlich nicht angeben. Eigentliche Ebenen nennen wir die großen Tiefländer ohne irgend eine Verschiedenheit in der Oberfläche und als Typus dienen uns dazu die großen Ebenen Ame- rikas. In Europa finden wir sie wieder in Ungarn. Die Ebenen Südamerikas haben ein Areal von 1700 Meilen. Sie sind nicht alle baumlos; nur die nördlichen, die Steppen von Caraccas und die südlichen die Pampas von Buenos Ayres welche sich bis Patagonien erstrecken sind baumlos, bloß mit Gras bewachsen, weil ihnen das Wasser fehlt. Die Ebenen am Amazonenstrom aber sind mit dichter Waldung bedeckt, so daß Affen, wenn sie nicht durch die Flüsse aufgehalten würden, 700 Meilen auf den Gipfeln der Bäume wandern könnten. Von den Ebenen in Afrika hat Ehrenberg

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [216]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/222>, abgerufen am 28.03.2024.