Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Pflanzen. Aehnliches findet man unter den Thieren.

[58. Vorlesung, 22. April 1828]
Geographie der Thiere.

Hauptcharacter des thierischen Lebens ist der Schmerz. DieS. 366 l.

Existenz des thierischen Lebens setzt die Existenz des Pflanzenlebens
voraus; das erste Aufkeimen des organischen Wesens zeigt sich in
der Urwelt bei den Pflanzen, denn wir finden Ueberbleibsel
von Pflanzen in den tiefsten Schichten die wir für viel älter
erkennen als die Gebirgsarten in denen wir thierische Ueber-
bleibsel entdecken. Die beweglichen Thiere: Vögel [u.]und Fische
finden wir am weitesten verbreitet, denn sie finden in den ver-
schiedenen Höhen die Verschiedenheit des Klimas, so daß sie das
aufsuchen können, was ihnen am zuträglichsten ist. So findet
sich die seriola cosmopolita an den Küsten von New York,
Brasilien, Cap d[.]er guten Hoffnung, Ostindien [u.]und der Sandwichin-
seln. Die Süßwasserfische theilen nicht diese Eigenschaft der Meer-
fische. In hohen Seen auf der Andeskette giebt es einige genera die
sich sonst nirgend wiederfinden, so auch in den Pyrenäen auf
7000' Höhe wo die mittlere Temperatur kaum +1° ist [u.]und die
Seen 4 Monate lang gefroren sind.

Die Wissenschaft der Geographie der Thiere ist älter als
die der Pflanzen, etwa 40 Jahr alt. Zuerst schrieb: Zimmermann
geographiae animalium specimen
. Doch damals wurde noch
alles physische, meteorologische ausgeschloßen. Neuerdings
finden wir alles hieher Gehörige zerstreut in Reisebeschreibungen.
Ueber die Insecten schrieb Latraille.

Wie weit ist das thierische Leben verbreitet? Gelangt es so
weit wie das Pflanzenleben? Wir beantworten diese Fragen

Pflanzen. Aehnliches findet man unter den Thieren.

[58. Vorlesung, 22. April 1828]
Geographie der Thiere.

Hauptcharacter des thierischen Lebens ist der Schmerz. DieS. 366 l.

Existenz des thierischen Lebens setzt die Existenz des Pflanzenlebens
voraus; das erste Aufkeimen des organischen Wesens zeigt sich in
der Urwelt bei den Pflanzen, denn wir finden Ueberbleibsel
von Pflanzen in den tiefsten Schichten die wir für viel älter
erkennen als die Gebirgsarten in denen wir thierische Ueber-
bleibsel entdecken. Die beweglichen Thiere: Vögel [u.]und Fische
finden wir am weitesten verbreitet, denn sie finden in den ver-
schiedenen Höhen die Verschiedenheit des Klimas, so daß sie das
aufsuchen können, was ihnen am zuträglichsten ist. So findet
sich die seriola cosmopolita an den Küsten von New York,
Brasilien, Cap d[.]er guten Hoffnung, Ostindien [u.]und der Sandwichin-
seln. Die Süßwasserfische theilen nicht diese Eigenschaft der Meer-
fische. In hohen Seen auf der Andeskette giebt es einige genera die
sich sonst nirgend wiederfinden, so auch in den Pÿrenäen auf
7000′ Höhe wo die mittlere Temperatur kaum +1° ist [u.]und die
Seen 4 Monate lang gefroren sind.

Die Wissenschaft der Geographie der Thiere ist älter als
die der Pflanzen, etwa 40 Jahr alt. Zuerst schrieb: Zim̃ermann
geographiae animalium specimen
. Doch damals wurde noch
alles phÿsische, meteorologische ausgeschloßen. Neuerdings
finden wir alles hieher Gehörige zerstreut in Reisebeschreibungen.
Ueber die Insecten schrieb Latraille.

Wie weit ist das thierische Leben verbreitet? Gelangt es so
weit wie das Pflanzenleben? Wir beantworten diese Fragen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="57">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <div n="5">
                  <p><pb facs="#f0305" n="[299]"/>
Pflanzen. Aehnliches findet man unter den Thieren.</p>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div><lb/>
      <div type="session" n="58">
        <head>
          <supplied resp="#BF">58. Vorlesung, <ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><date when="1828-04-22">22. April 1828</date></ref></supplied>
        </head><lb/>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <head><hi rendition="#u">Geographie der Thiere</hi>.</head><lb/>
                <p>Hauptcharacter des thierischen Lebens ist der Schmerz. Die<note place="right" hand="#pencil">S. 366 l.<lb/></note><lb/>
Existenz des thierischen Lebens setzt die Existenz des Pflanzenlebens<lb/>
voraus; das erste Aufkeimen des organischen Wesens zeigt sich in<lb/>
der Urwelt bei den Pflanzen, denn wir finden Ueberbleibsel<lb/>
von Pflanzen in den tiefsten Schichten die wir für viel älter<lb/>
erkennen als die Gebirgsarten in denen wir thierische Ueber-<lb/>
bleibsel entdecken. Die beweglichen Thiere: Vögel <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> Fische<lb/>
finden wir am weitesten verbreitet, denn sie finden in den ver-<lb/>
schiedenen Höhen die Verschiedenheit des Klimas, so daß sie das<lb/>
aufsuchen können, was ihnen am zuträglichsten ist. So findet<lb/>
sich die <hi rendition="#aq">seriola cosmopolita</hi> an den Küsten von <hi rendition="#aq">New York</hi>,<lb/><hi rendition="#aq">Brasilien</hi>, <hi rendition="#aq">Cap</hi> d<subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">.</supplied></del><add place="across">er</add></subst> guten Hoffnung, Ostindien <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> der Sandwichin-<lb/>
seln. Die Süßwasserfische theilen nicht diese Eigenschaft der Meer-<lb/>
fische. In hohen Seen auf der Andeskette giebt es einige <hi rendition="#aq">genera</hi> die<lb/>
sich sonst nirgend wiederfinden, so auch in den Pÿrenäen auf<lb/>
7000&#x2032; Höhe wo die mittlere Temperatur kaum +1° ist <subst><del rendition="#ow"><supplied resp="#BF">u.</supplied></del><add place="across">und</add></subst> die<lb/>
Seen 4 Monate lang gefroren sind.</p><lb/>
                <p>Die Wissenschaft der Geographie der Thiere ist älter als<lb/>
die der Pflanzen, etwa 40 Jahr alt. Zuerst schrieb: <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11882435X http://d-nb.info/gnd/11882435X">Zim&#x0303;ermann</persName><lb/>
geographiae animalium specimen</hi>. Doch damals wurde noch<lb/>
alles phÿsische, meteorologische ausgeschloßen. Neuerdings<lb/>
finden wir alles hieher Gehörige zerstreut in Reisebeschreibungen.<lb/>
Ueber die Insecten schrieb <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116862831 http://d-nb.info/gnd/116862831">Latraille</persName></hi>.</p><lb/>
                <p>Wie weit ist das thierische Leben verbreitet? Gelangt es so<lb/>
weit wie das Pflanzenleben? Wir beantworten diese Fragen<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[299]/0305] Pflanzen. Aehnliches findet man unter den Thieren. 58. Vorlesung, 22. April 1828 Geographie der Thiere. Hauptcharacter des thierischen Lebens ist der Schmerz. Die Existenz des thierischen Lebens setzt die Existenz des Pflanzenlebens voraus; das erste Aufkeimen des organischen Wesens zeigt sich in der Urwelt bei den Pflanzen, denn wir finden Ueberbleibsel von Pflanzen in den tiefsten Schichten die wir für viel älter erkennen als die Gebirgsarten in denen wir thierische Ueber- bleibsel entdecken. Die beweglichen Thiere: Vögel u.und Fische finden wir am weitesten verbreitet, denn sie finden in den ver- schiedenen Höhen die Verschiedenheit des Klimas, so daß sie das aufsuchen können, was ihnen am zuträglichsten ist. So findet sich die seriola cosmopolita an den Küsten von New York, Brasilien, Cap d.er guten Hoffnung, Ostindien u.und der Sandwichin- seln. Die Süßwasserfische theilen nicht diese Eigenschaft der Meer- fische. In hohen Seen auf der Andeskette giebt es einige genera die sich sonst nirgend wiederfinden, so auch in den Pÿrenäen auf 7000′ Höhe wo die mittlere Temperatur kaum +1° ist u.und die Seen 4 Monate lang gefroren sind. S. 366 l. Die Wissenschaft der Geographie der Thiere ist älter als die der Pflanzen, etwa 40 Jahr alt. Zuerst schrieb: Zim̃ermann geographiae animalium specimen. Doch damals wurde noch alles phÿsische, meteorologische ausgeschloßen. Neuerdings finden wir alles hieher Gehörige zerstreut in Reisebeschreibungen. Ueber die Insecten schrieb Latraille. Wie weit ist das thierische Leben verbreitet? Gelangt es so weit wie das Pflanzenleben? Wir beantworten diese Fragen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Kustoden: nicht erfasst.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/305
Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [299]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/305>, abgerufen am 28.03.2024.