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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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zuerst dieser Erscheinung und der vielen Krokodille
wegen den Indus für den Nil hielt. Man erkannte
zuerst den Einfluß des Klima's auf die verschiedenen
Menschenracen, denn man wunderte sich, in Indien
troz der Hitze keine Schwarzen zu finden, und schrieb diese
Erscheinung der feuchten Hitze zu die hier herrschte, statt
daß sie in Aethiopien trocken war. Von der Weisheit
der Hindus, ihrer Algebra und Naturkenntniß lernte
Alexander freilich nichts, denn er drang nicht in den Theil
vor, wo größere Kultur herrschte; diese konnte erst am
Ganges gefunden werden. Erst Seleucus Nicator stellte
hierhin eine Expedition an und brachte 500 Elephanten mit.
Wie Alexander Naturproducte von den Indiern kennen
lernte, so von den Chaldaeern astronomische Kenntniße.
Kallisthenes soll 1900, von den Chaldaeern beobachtete
Eclipsen aufgezählt haben, doch spricht Aristoteles hiervon
nicht. Mit diesem Manne hängt Alexanders Expedition
eng zusammen; seine naturhistorische Kenntniße sind die
Früchte jener Expedition. Sein Bestreben ist nicht sowohl
die Begründung eines allgemeinen Naturwissens, son-
dern er beschäftigte sich mit Naturbeschreibung; er war
ernst aber nüchtern. Es fehlen uns vielleicht diejenigen
seiner Werke, welche allgemeine Ansichten enthalten.
Was wir von ihm haben beschränkte sich auf Naturgeschichte,
Naturbeschreibung und generelle Ansichten. Derselbe
Geist des Sammelns pflanzte sich auf die Alexand[r.]rinische
Schule fort. Die Ptolomäer stifteten Sammlungen,

zuerst dieser Erscheinung und der vielen Krokodille
wegen den Indus für den Nil hielt. Man erkannte
zuerst den Einfluß des Klima’s auf die verschiedenen
Menschenracen, denn man wunderte sich, in Indien
troz der Hitze keine Schwarzen zu finden, und schrieb diese
Erscheinung der feuchten Hitze zu die hier herrschte, statt
daß sie in Aethiopien trocken war. Von der Weisheit
der Hindus, ihrer Algebra und Naturkenntniß lernte
Alexander freilich nichts, denn er drang nicht in den Theil
vor, wo größere Kultur herrschte; diese konnte erst am
Ganges gefunden werden. Erst Seleucus Nicator stellte
hierhin eine Expedition an und brachte 500 Elephanten mit.
Wie Alexander Naturproducte von den Indiern kennen
lernte, so von den Chaldaeern astronomische Kenntniße.
Kallisthenes soll 1900, von den Chaldaeern beobachtete
Eclipsen aufgezählt haben, doch spricht Aristoteles hiervon
nicht. Mit diesem Manne hängt Alexanders Expedition
eng zusammen; seine naturhistorische Kenntniße sind die
Früchte jener Expedition. Sein Bestreben ist nicht sowohl
die Begründung eines allgemeinen Naturwissens, son-
dern er beschäftigte sich mit Naturbeschreibung; er war
ernst aber nüchtern. Es fehlen uns vielleicht diejenigen
seiner Werke, welche allgemeine Ansichten enthalten.
Was wir von ihm haben beschränkte sich auf Naturgeschichte,
Naturbeschreibung und generelle Ansichten. Derselbe
Geist des Sammelns pflanzte sich auf die Alexand[r.]rinische
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[[26]/0032] zuerst dieser Erscheinung und der vielen Krokodille wegen den Indus für den Nil hielt. Man erkannte zuerst den Einfluß des Klima’s auf die verschiedenen Menschenracen, denn man wunderte sich, in Indien troz der Hitze keine Schwarzen zu finden, und schrieb diese Erscheinung der feuchten Hitze zu die hier herrschte, statt daß sie in Aethiopien trocken war. Von der Weisheit der Hindus, ihrer Algebra und Naturkenntniß lernte Alexander freilich nichts, denn er drang nicht in den Theil vor, wo größere Kultur herrschte; diese konnte erst am Ganges gefunden werden. Erst Seleucus Nicator stellte hierhin eine Expedition an und brachte 500 Elephanten mit. Wie Alexander Naturproducte von den Indiern kennen lernte, so von den Chaldaeern astronomische Kenntniße. Kallisthenes soll 1900, von den Chaldaeern beobachtete Eclipsen aufgezählt haben, doch spricht Aristoteles hiervon nicht. Mit diesem Manne hängt Alexanders Expedition eng zusammen; seine naturhistorische Kenntniße sind die Früchte jener Expedition. Sein Bestreben ist nicht sowohl die Begründung eines allgemeinen Naturwissens, son- dern er beschäftigte sich mit Naturbeschreibung; er war ernst aber nüchtern. Es fehlen uns vielleicht diejenigen seiner Werke, welche allgemeine Ansichten enthalten. Was wir von ihm haben beschränkte sich auf Naturgeschichte, Naturbeschreibung und generelle Ansichten. Derselbe Geist des Sammelns pflanzte sich auf die Alexandr.rinische Schule fort. Die Ptolomäer stifteten Sammlungen,

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Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

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Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [26]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/32>, abgerufen am 23.04.2024.