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[N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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und den wir gewöhnlich Paßssatwind nennen, haben
wir Columbus, Poccode und Magellan zu danken.
Auch Columbus schon fand, daß die Magnetnadel in ihren Ab-
weichungen vom Pol überall gleich sei. Die durch alle
diese Entdeckungen erzeugte neue Kultur trat nun an die
Stelle der scholastischen Phylosophie. Auch Bruno ein Pan-
theist im Sinne der EleaotenEpikuräer trug hierzu viel bei.

[8. Vorlesung, 28. November 1827]

Auch
zu mannichfachen chemischen Experimenten führte die Entde-
ckung Amerika's, denn ihrer bedurfte man zur leichten
Gewinnung der Metalle, s. So ward denn damals die Amal-
gamation entdeckt, durch welche man mit Hülfe des
Quecksilbers Silber und Gold ausscheidet. Als Gegner der
scholastischen Phylosophie, die sich mit Unrecht eine aristotelische
nannte, wirkten besonders, Jordanus Bruno der sich in
Chemie und Astronomie auszeichnete und einer der ersten
Anhänger des Copernikus war. Indeß neigte er sich zu
einem eleatischen Pantheismus, indem er die Welt als
ein Thier betrachtete. Er ward in Genf verketzert und
nachher in Venedig verbrannt. Deann der Kanzler Baco
welcher schrieb de arugumentis scientiarum. Er ist practi-
scher als die andern, fand nichts neues, lieferte aber zuerst
einen Schematismus wie man die Natur betrachten soll;
dann Campanella welcher sich auszeichnete als antischolasti-
scher Phylosoph durch sein Buch de phylosophia instauranda.

Als 5te Epoche betrachten wir die Erfindung neuer physi-
kalischer Instrumente von 1590 bis 1643. Man versuchte
nemlich bald nach der Entdeckung einer neuen Erdhälfte,

und den wir gewöhnlich Paßssatwind nennen, haben
wir Columbus, Poccode und Magellan zu danken.
Auch Columbus schon fand, daß die Magnetnadel in ihren Ab-
weichungen vom Pol überall gleich sei. Die durch alle
diese Entdeckungen erzeugte neue Kultur trat nun an die
Stelle der scholastischen Phÿlosophie. Auch Bruno ein Pan-
theist im Sinne der EleaotenEpikuräer trug hierzu viel bei.

[8. Vorlesung, 28. November 1827]

Auch
zu mannichfachen chemischen Experimenten führte die Entde-
ckung Amerika’s, denn ihrer bedurfte man zur leichten
Gewinnung der Metalle, s. So ward denn damals die Amal-
gamation entdeckt, durch welche man mit Hülfe des
Quecksilbers Silber und Gold ausscheidet. Als Gegner der
scholastischen Phÿlosophie, die sich mit Unrecht eine aristotelische
nannte, wirkten besonders, Jordanus Bruno der sich in
Chemie und Astronomie auszeichnete und einer der ersten
Anhänger des Copernikus war. Indeß neigte er sich zu
einem eleatischen Pantheismus, indem er die Welt als
ein Thier betrachtete. Er ward in Genf verketzert und
nachher in Venedig verbrannt. Deann der Kanzler Baco
welcher schrieb de arugumentis scientiarum. Er ist practi-
scher als die andern, fand nichts neues, lieferte aber zuerst
einen Schematismus wie man die Natur betrachten soll;
dann Campanella welcher sich auszeichnete als antischolasti-
scher Phÿlosoph durch sein Buch de phÿlosophia instauranda.

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kalischer Instrumente von 1590 bis 1643. Man versuchte
nemlich bald nach der Entdeckung einer neuen Erdhälfte,

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Dieses Werk wurde auf der Grundlage der Transkription in Anonym (Hg.): Alexander von Humboldts Vorlesungen über physikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. Berlin, 1934. anhand der Vorlage geprüft und korrigiert, nach XML/TEI P5 konvertiert und gemäß dem DTA-Basisformat kodiert.

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  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
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Zitationshilfe: [N. N.]: Alexander von Humboldts Vorlesungen über phÿsikalische Geographie nebst Prolegomenen über die Stellung der Gestirne. Berlin im Winter von 1827 bis 1828. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. [34]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_msgermqu2345_1827/40>, abgerufen am 29.03.2024.