Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite
[22. Vorlesung, 19. Januar 1828]

Der Codiacal oder Thierkreis. Die Expedition der Fran-
zosen nach Aegypten hat uns gelehrt, daß früher mehrere
Thierkreise bekannt waren, da einer in Tentoris nördlich
von Theben, und 2, südlich davon gefunden wurden. Es sind
dies aber nur Bruchstücke auf Steinen, da man einen der
wichtigsten Steine zurückließ. Die einzelnen Zeichen sind
bei ihnen in 2 Reihen als Spirale gestellt, die der Löwe
eröffnet. - Vor 2700 Jahren vor Christi G. fiel
der Aufgang des Sirius bis auf 2 (Tage ?) mit dem
Sonnensolstitium zusammen. Der deutsche Astronom
Burkardt behauptet daß der jetzige 4300 Jahre alt
sein müsse. - Man glaubt daß sein Entstehen in die
Zeiten des Nero und Tiberius fällt, und die Nachah-
nung eines noch ältern sei. Herr Champillon las auf
einem der Steine aus Aegypten den Namen Aut[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]ocrates.
Die Aegypter wollten, daß die Zeichen durch alle Monate
gehen sollten, woraus diese Periode entstand. Merk-
würdig ist es, daß der Thierkreis in Latopolis gefunden,
mit der Jungfrau anfängt. Bei den frühesten Unter-
suchungen hatte man geglaubt, daß die Wage unter
Julius Caesar aufgestellt sei. Herr Ideler hat aber be-
weisen daß sie schon länger existirt, da Origenes es
wahrscheinlich macht, daß die Wage aus Indien kam,

[22. Vorlesung, 19. Januar 1828]

Der Codiacal oder Thierkreis. Die Expedition der Fran-
zoſen nach Aegypten hat uns gelehrt, daß früher mehrere
Thierkreiſe bekannt waren, da einer in Tentoris nördlich
von Theben, und 2, ſüdlich davon gefunden wurden. Es ſind
dies aber nur Bruchſtücke auf Steinen, da man einen der
wichtigſten Steine zurückließ. Die einzelnen Zeichen ſind
bei ihnen in 2 Reihen als Spirale geſtellt, die der Löwe
eröffnet. – Vor 2700 Jahren vor Chriſti G. fiel
der Aufgang des Sirius bis auf 2 (Tage ?) mit dem
Sonnenſolſtitium zuſammen. Der deutſche Aſtronom
Burkardt behauptet daß der jetzige 4300 Jahre alt
ſein müſſe. – Man glaubt daß ſein Entſtehen in die
Zeiten des Nero und Tiberius fällt, und die Nachah-
nung eines noch ältern ſei. Herr Champillon las auf
einem der Steine aus Aegypten den Namen Aut[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]ocrates.
Die Aegypter wollten, daß die Zeichen durch alle Monate
gehen ſollten, woraus dieſe Periode entſtand. Merk-
würdig iſt es, daß der Thierkreis in Latopolis gefunden,
mit der Jungfrau anfängt. Bei den früheſten Unter-
ſuchungen hatte man geglaubt, daß die Wage unter
Julius Caeſar aufgeſtellt ſei. Herr Ideler hat aber be-
weiſen daß ſie ſchon länger exiſtirt, da Origenes es
wahrſcheinlich macht, daß die Wage aus Indien kam,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0146" n="140."/>
      <div type="session" n="22">
        <head>
          <supplied resp="#BF">22. Vorlesung, <ref target="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/gliederung"><date when="1828-01-19">19. Januar 1828</date></ref></supplied>
        </head><lb/>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <p><hi rendition="#u">Der Codiacal oder Thierkreis</hi>. Die Expedition der Fran-<lb/>
zo&#x017F;en nach Aegypten hat uns gelehrt, daß früher mehrere<lb/>
Thierkrei&#x017F;e bekannt waren, da einer in Tentoris nördlich<lb/>
von Theben, und 2, &#x017F;üdlich davon gefunden wurden. Es &#x017F;ind<lb/>
dies aber nur Bruch&#x017F;tücke auf Steinen, da man einen der<lb/>
wichtig&#x017F;ten Steine zurückließ. Die einzelnen Zeichen &#x017F;ind<lb/>
bei ihnen in 2 Reihen als Spirale ge&#x017F;tellt, die der Löwe<lb/>
eröffnet. &#x2013; Vor 2700 Jahren vor Chri&#x017F;ti G. fiel<lb/>
der Aufgang des Sirius bis auf 2 <choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">(</reg></choice>Tage <metamark>?</metamark><choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">)</reg></choice> mit dem<lb/>
Sonnen&#x017F;ol&#x017F;titium zu&#x017F;ammen. Der deut&#x017F;che A&#x017F;tronom<lb/><hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117161357 http://d-nb.info/gnd/117161357">Burkardt</persName></hi> behauptet daß der jetzige 4300 Jahre alt<lb/>
&#x017F;ein mü&#x017F;&#x017F;e. &#x2013; Man glaubt daß &#x017F;ein Ent&#x017F;tehen in die<lb/>
Zeiten des <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118586998 http://d-nb.info/gnd/118586998">Nero</persName></hi> und <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118622501 http://d-nb.info/gnd/118622501">Tiberius</persName></hi> fällt, und die Nachah-<lb/>
nung eines noch ältern &#x017F;ei. <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Herr</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118746219 http://d-nb.info/gnd/118746219">Cha<add place="superlinear"><metamark/>m</add>pillon</persName></hi> las auf<lb/>
einem der Steine aus Aegypten den Namen <hi rendition="#aq">Aut<subst><del rendition="#ow"><gap reason="illegible" unit="chars" quantity="1"/></del><add place="across">o</add></subst>crates.</hi><lb/>
Die Aegypter wollten, daß die Zeichen durch alle Monate<lb/>
gehen &#x017F;ollten, woraus die&#x017F;e Periode ent&#x017F;tand. Merk-<lb/>
würdig i&#x017F;t es, daß der Thierkreis in Latopolis gefunden,<lb/>
mit der Jungfrau anfängt. Bei den frühe&#x017F;ten Unter-<lb/>
&#x017F;uchungen hatte man geglaubt, daß die Wage unter<lb/><hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118518275 http://d-nb.info/gnd/118518275">Julius Cae&#x017F;ar</persName></hi> aufge&#x017F;tellt &#x017F;ei. Herr <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100351212 http://d-nb.info/gnd/100351212">Ideler</persName></hi> hat aber be-<lb/>
wei&#x017F;en daß &#x017F;ie &#x017F;chon länger exi&#x017F;tirt, da <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-102406375 http://d-nb.info/gnd/102406375">Origenes</persName></hi> es<lb/>
wahr&#x017F;cheinlich macht, daß die Wage aus Indien kam,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[140./0146] 22. Vorlesung, 19. Januar 1828 Der Codiacal oder Thierkreis. Die Expedition der Fran- zoſen nach Aegypten hat uns gelehrt, daß früher mehrere Thierkreiſe bekannt waren, da einer in Tentoris nördlich von Theben, und 2, ſüdlich davon gefunden wurden. Es ſind dies aber nur Bruchſtücke auf Steinen, da man einen der wichtigſten Steine zurückließ. Die einzelnen Zeichen ſind bei ihnen in 2 Reihen als Spirale geſtellt, die der Löwe eröffnet. – Vor 2700 Jahren vor Chriſti G. fiel der Aufgang des Sirius bis auf 2 /Tage ?/ mit dem Sonnenſolſtitium zuſammen. Der deutſche Aſtronom Burkardt behauptet daß der jetzige 4300 Jahre alt ſein müſſe. – Man glaubt daß ſein Entſtehen in die Zeiten des Nero und Tiberius fällt, und die Nachah- nung eines noch ältern ſei. H Champillon las auf einem der Steine aus Aegypten den Namen Aut_ocrates. Die Aegypter wollten, daß die Zeichen durch alle Monate gehen ſollten, woraus dieſe Periode entſtand. Merk- würdig iſt es, daß der Thierkreis in Latopolis gefunden, mit der Jungfrau anfängt. Bei den früheſten Unter- ſuchungen hatte man geglaubt, daß die Wage unter Julius Caeſar aufgeſtellt ſei. Herr Ideler hat aber be- weiſen daß ſie ſchon länger exiſtirt, da Origenes es wahrſcheinlich macht, daß die Wage aus Indien kam,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/146
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 140.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/146>, abgerufen am 23.04.2024.