Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

und doch finden sich Lavaströme. Ebenso ist es mit dem
Chimborasso, der zwar keine Lava aber doch Dämpfe aus-
strömen läßt, dagegen sein Seitenvulkan der Guanako
(d. i. Feuerberg) Lava ergießt. Der Krater des Vesuvs
hat 1600' im Durchmesser, der vom Pic kaum 300'. Dieser
hat aber noch einen 2ten Krater, der erst neuerlich von Cordier
entdeckt ist. Der Krater des Pichincha hat wie auch
schon erwähnt 4200' im Durchmesser.

Die Wände des Kraters sind ungemein dauerhaft, da-
gegen ist der obere Rand leicht Veränderungen unterworfen.
Der nordwestliche Rand des Vesuvs ist 1786 von Saussure,
1805 von L. v. Buch und 1820 von mir gemessen; vergleicht
man diese Messungen, so findet sich daß der Rocca del Pare
in die Höhe gegangen, der südliche Theil dagegen beim Aus-
bruche von 1794 niedriger geworden, und von 1805 an bis jetzt
der Rand unverändert geblieben ist. Die Tiefe des Kraters,
wovon wir ebenfalls eine genauere Kenntniß Herrn L. v. Buch ver-
danken, ist das Maaß der wahrscheinlichen Entfernung großer
Ausbrüche, von denen der Boden oft so gehoben wird, daß er
höher als die Ränder kommt. Um sich einen deutlichen Begrif
davon zumachen, stelle man sich den Krater, wie ein Thal
auf dem Gipfel eines Berges vor, in dem verschiedene Schlacken-

und doch finden ſich Lavaſtröme. Ebenſo iſt es mit dem
Chimboraſſo, der zwar keine Lava aber doch Dämpfe aus-
ſtrömen läßt, dagegen ſein Seitenvulkan der Guanako
(d. i. Feuerberg) Lava ergießt. Der Krater des Veſuvs
hat 1600′ im Durchmeſſer, der vom Pic kaum 300′. Dieſer
hat aber noch einen 2ten Krater, der erſt neuerlich von Cordier
entdeckt iſt. Der Krater des Pichincha hat wie auch
ſchon erwähnt 4200′ im Durchmeſſer.

Die Wände des Kraters ſind ungemein dauerhaft, da-
gegen iſt der obere Rand leicht Veränderungen unterworfen.
Der nordweſtliche Rand des Veſuvs iſt 1786 von Sausſure,
1805 von L. v. Buch und 1820 von mir gemeſſen; vergleicht
man dieſe Meſſungen, ſo findet ſich daß der Rocca del Pare
in die Höhe gegangen, der ſüdliche Theil dagegen beim Aus-
bruche von 1794 niedriger geworden, und von 1805 an bis jetzt
der Rand unverändert geblieben iſt. Die Tiefe des Kraters,
wovon wir ebenfalls eine genauere Kenntniß Herrn L. v. Buch ver-
danken, iſt das Maaß der wahrſcheinlichen Entfernung großer
Ausbrüche, von denen der Boden oft ſo gehoben wird, daß er
höher als die Ränder kommt. Um ſich einen deutlichen Begrif
davon zumachen, ſtelle man ſich den Krater, wie ein Thal
auf dem Gipfel eines Berges vor, in dem verſchiedene Schlacken-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="35">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0255" n="249."/>
und doch finden &#x017F;ich Lava&#x017F;tröme. Eben&#x017F;o i&#x017F;t es mit dem<lb/>
Chimbora&#x017F;&#x017F;o, der zwar keine Lava aber doch Dämpfe aus-<lb/>
&#x017F;trömen läßt, dagegen &#x017F;ein Seitenvulkan der Guanako<lb/><choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">(</reg></choice>d. i. Feuerberg<choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">)</reg></choice> Lava ergießt. Der Krater des Ve&#x017F;uvs<lb/>
hat 1600&#x2032; im Durchme&#x017F;&#x017F;er, der vom Pic kaum 300&#x2032;. Die&#x017F;er<lb/>
hat aber noch einen 2<choice><orig><hi rendition="#sup #uu">t&#xFFFC;</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#sup #uu">ten</hi></reg></choice> Krater, der er&#x017F;t neuerlich von <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-102458561 http://d-nb.info/gnd/102458561">Cordier</persName></hi><lb/>
entdeckt i&#x017F;t. Der Krater des Pichincha hat wie auch<lb/>
&#x017F;chon erwähnt 4200&#x2032; im Durchme&#x017F;&#x017F;er.</p><lb/>
                <p>Die Wände des Kraters &#x017F;ind ungemein dauerhaft, da-<lb/>
gegen i&#x017F;t der obere Rand leicht Veränderungen unterworfen.<lb/>
Der nordwe&#x017F;tliche Rand des Ve&#x017F;uvs i&#x017F;t 1786 von <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118804790 http://d-nb.info/gnd/118804790">Saus&#x017F;ure</persName>,</hi><lb/>
1805 von <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">L. v. Buch</persName></hi> und 1820 von mir geme&#x017F;&#x017F;en; vergleicht<lb/>
man die&#x017F;e Me&#x017F;&#x017F;ungen, &#x017F;o findet &#x017F;ich daß der Rocca del Pare<lb/>
in die Höhe gegangen, der &#x017F;üdliche Theil dagegen beim Aus-<lb/>
bruche von 1794 niedriger geworden, und von 1805 an bis jetzt<lb/>
der Rand unverändert geblieben i&#x017F;t. Die Tiefe des Kraters,<lb/>
wovon wir ebenfalls eine genauere Kenntniß <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Herrn</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">L. v. Buch</persName></hi> ver-<lb/>
danken, i&#x017F;t das Maaß der wahr&#x017F;cheinlichen Entfernung großer<lb/>
Ausbrüche, von denen der Boden oft &#x017F;o gehoben wird, daß er<lb/>
höher als die Ränder kommt. Um &#x017F;ich einen deutlichen Begrif<lb/>
davon zumachen, &#x017F;telle man &#x017F;ich den Krater, wie ein Thal<lb/>
auf dem Gipfel eines Berges vor, in dem ver&#x017F;chiedene Schlacken-<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249./0255] und doch finden ſich Lavaſtröme. Ebenſo iſt es mit dem Chimboraſſo, der zwar keine Lava aber doch Dämpfe aus- ſtrömen läßt, dagegen ſein Seitenvulkan der Guanako /d. i. Feuerberg/ Lava ergießt. Der Krater des Veſuvs hat 1600′ im Durchmeſſer, der vom Pic kaum 300′. Dieſer hat aber noch einen 2t Krater, der erſt neuerlich von Cordier entdeckt iſt. Der Krater des Pichincha hat wie auch ſchon erwähnt 4200′ im Durchmeſſer. Die Wände des Kraters ſind ungemein dauerhaft, da- gegen iſt der obere Rand leicht Veränderungen unterworfen. Der nordweſtliche Rand des Veſuvs iſt 1786 von Sausſure, 1805 von L. v. Buch und 1820 von mir gemeſſen; vergleicht man dieſe Meſſungen, ſo findet ſich daß der Rocca del Pare in die Höhe gegangen, der ſüdliche Theil dagegen beim Aus- bruche von 1794 niedriger geworden, und von 1805 an bis jetzt der Rand unverändert geblieben iſt. Die Tiefe des Kraters, wovon wir ebenfalls eine genauere Kenntniß H L. v. Buch ver- danken, iſt das Maaß der wahrſcheinlichen Entfernung großer Ausbrüche, von denen der Boden oft ſo gehoben wird, daß er höher als die Ränder kommt. Um ſich einen deutlichen Begrif davon zumachen, ſtelle man ſich den Krater, wie ein Thal auf dem Gipfel eines Berges vor, in dem verſchiedene Schlacken-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/255
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 249.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/255>, abgerufen am 19.04.2024.