Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

derselben Vulkane, in einem Zeitraume von 6 Monaten,
findet oft Verschiedenheit der Massen statt. Die feldspath-
artigen Lagen gehören den ältesten Auswürfen zu, wie beim
Vesuv, der jetzt aber keinen Feldspath mehr giebt. Die
Lavaströme bilden theils ein dichtes Gewebe in ihren Lage-
rungen, das basaltartig ist, bald einzelne Krystalle, die
sich individualisiren und porphyrartig sind.

Der Aschenauswurf ist als letzte Eruption zu betrachten.
Gleich der Gestalt der Pinie wird sie durch die Gewalt der Dämpfe
aus dem Ausbruchskrater in die Luft geschleudert, was man
beim Vesuv 70-80' hoch sehen kann. Man hat geglaubt daß von
1631 bis 1822 grosse Aschenauswürfe waren, was aber nicht
der Fall gewesen ist, denn ich fand die Asche aus 2-3' hoch.
Weit stärker müssen dagegen die Aschenauswürfe gewesen
sein, welche Herkulanum zerstörten und 80' hoch mit Asche
bedeckten, was bestimmt keine Lava sondern Asche war.
Die beiden Städte Herkulanum und Pompeii wurden 79
Jahre nach Christi G. verschüttet, und 1711 wieder entdeckt.
Die Asche kommt auch zuweilen aus den Seitenwänden
hervor, so schien 1822 beim Vesuv ein Strom kochendes
Wasser am Fusse des Kraters heraus zukommen,
nähere Untersuchungen von Herrn Steiniger aber zeigten, daß

derſelben Vulkane, in einem Zeitraume von 6 Monaten,
findet oft Verſchiedenheit der Maſſen ſtatt. Die feldſpath-
artigen Lagen gehören den älteſten Auswürfen zu, wie beim
Veſuv, der jetzt aber keinen Feldſpath mehr giebt. Die
Lavaſtröme bilden theils ein dichtes Gewebe in ihren Lage-
rungen, das baſaltartig iſt, bald einzelne Kryſtalle, die
ſich individualiſiren und porphyrartig ſind.

Der Aſchenauswurf iſt als letzte Eruption zu betrachten.
Gleich der Geſtalt der Pinie wird ſie durch die Gewalt der Dämpfe
aus dem Ausbruchskrater in die Luft geſchleudert, was man
beim Veſuv 70–80′ hoch ſehen kann. Man hat geglaubt daß von
1631 bis 1822 groſſe Aſchenauswürfe waren, was aber nicht
der Fall geweſen iſt, denn ich fand die Aſche aus 2–3′ hoch.
Weit ſtärker müſſen dagegen die Aſchenauswürfe geweſen
ſein, welche Herkulanum zerſtörten und 80′ hoch mit Aſche
bedeckten, was beſtimmt keine Lava ſondern Aſche war.
Die beiden Städte Herkulanum und Pompeii wurden 79
Jahre nach Chriſti G. verſchüttet, und 1711 wieder entdeckt.
Die Aſche kommt auch zuweilen aus den Seitenwänden
hervor, ſo ſchien 1822 beim Veſuv ein Strom kochendes
Waſſer am Fuſſe des Kraters heraus zukommen,
nähere Unterſuchungen von Herrn Steiniger aber zeigten, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="35">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <p><pb facs="#f0261" n="255."/>
der&#x017F;elben Vulkane, in einem Zeitraume von 6 Monaten,<lb/>
findet oft Ver&#x017F;chiedenheit der Ma&#x017F;&#x017F;en &#x017F;tatt. Die feld&#x017F;path-<lb/>
artigen Lagen gehören den älte&#x017F;ten Auswürfen zu, wie beim<lb/>
Ve&#x017F;uv, der jetzt aber keinen Feld&#x017F;path mehr giebt. Die<lb/>
Lava&#x017F;tröme bilden theils ein dichtes Gewebe in ihren Lage-<lb/>
rungen, das ba&#x017F;altartig i&#x017F;t, bald einzelne Kry&#x017F;talle, die<lb/>
&#x017F;ich individuali&#x017F;iren und porphyrartig &#x017F;ind.</p><lb/>
                <p>Der A&#x017F;chenauswurf i&#x017F;t als letzte Eruption zu betrachten.<lb/>
Gleich der Ge&#x017F;talt der Pinie wird &#x017F;ie durch die Gewalt der Dämpfe<lb/>
aus dem Ausbruchskrater in die Luft ge&#x017F;chleudert, was man<lb/>
beim Ve&#x017F;uv 70&#x2013;80&#x2032; hoch &#x017F;ehen kann. Man hat geglaubt daß von<lb/>
1631 bis 1822 gro&#x017F;&#x017F;e A&#x017F;chenauswürfe waren, was aber nicht<lb/>
der Fall gewe&#x017F;en i&#x017F;t, denn ich fand die A&#x017F;che aus 2&#x2013;3&#x2032; hoch.<lb/>
Weit &#x017F;tärker mü&#x017F;&#x017F;en dagegen die A&#x017F;chenauswürfe gewe&#x017F;en<lb/>
&#x017F;ein, welche Herkulanum zer&#x017F;törten und 80&#x2032; hoch mit A&#x017F;che<lb/>
bedeckten, was be&#x017F;timmt keine Lava &#x017F;ondern A&#x017F;che war.<lb/>
Die beiden Städte Herkulanum und Pompeii wurden 79<lb/>
Jahre nach Chri&#x017F;ti G. ver&#x017F;chüttet, und 1711 wieder entdeckt.<lb/>
Die A&#x017F;che kommt auch zuweilen aus den Seitenwänden<lb/>
hervor, &#x017F;o &#x017F;chien 1822 beim Ve&#x017F;uv ein Strom kochendes<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er am Fu&#x017F;&#x017F;e des Kraters heraus zukommen,<lb/>
nähere Unter&#x017F;uchungen von <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Herrn</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-10082708X http://d-nb.info/gnd/10082708X">Steiniger</persName></hi> aber zeigten, daß<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255./0261] derſelben Vulkane, in einem Zeitraume von 6 Monaten, findet oft Verſchiedenheit der Maſſen ſtatt. Die feldſpath- artigen Lagen gehören den älteſten Auswürfen zu, wie beim Veſuv, der jetzt aber keinen Feldſpath mehr giebt. Die Lavaſtröme bilden theils ein dichtes Gewebe in ihren Lage- rungen, das baſaltartig iſt, bald einzelne Kryſtalle, die ſich individualiſiren und porphyrartig ſind. Der Aſchenauswurf iſt als letzte Eruption zu betrachten. Gleich der Geſtalt der Pinie wird ſie durch die Gewalt der Dämpfe aus dem Ausbruchskrater in die Luft geſchleudert, was man beim Veſuv 70–80′ hoch ſehen kann. Man hat geglaubt daß von 1631 bis 1822 groſſe Aſchenauswürfe waren, was aber nicht der Fall geweſen iſt, denn ich fand die Aſche aus 2–3′ hoch. Weit ſtärker müſſen dagegen die Aſchenauswürfe geweſen ſein, welche Herkulanum zerſtörten und 80′ hoch mit Aſche bedeckten, was beſtimmt keine Lava ſondern Aſche war. Die beiden Städte Herkulanum und Pompeii wurden 79 Jahre nach Chriſti G. verſchüttet, und 1711 wieder entdeckt. Die Aſche kommt auch zuweilen aus den Seitenwänden hervor, ſo ſchien 1822 beim Veſuv ein Strom kochendes Waſſer am Fuſſe des Kraters heraus zukommen, nähere Unterſuchungen von H Steiniger aber zeigten, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/261
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 255.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/261>, abgerufen am 25.04.2024.