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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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fallen nicht wie der sonst so scharfsinnige Brewster in
der englischen Bearbeitung meiner Abhandlung von den iso-
thermen Linien zu beweisen gesucht hat, mit den mag-
netischen Polen zusammen. Das Minimum des mittleren
jährlichen Temperatur der Erdoberfläche liegt, nach Capitain
Sabine's Untersuchungen, im Nordwesten von Me[unleserliches Material]lville's
Inseln, im Meridian der Behrings-Straße, wahrscheinlich
in 82-83 Grad Breite. Die Sommergrenze des Eises,
welche zwischen Spitzbergen und Ostgrönland sich bis zum
80 und 81 Grade zurückzieht, findet sich überall zwischen
Nova-Zembla, den Knochen-Inseln von Neu-Sibirien
und dem westlichsten amerikanischen Eiscap, schon im
75 Grade der Breite. Selbst die Wintergrenze des
Eises, die Linie, auf welcher die Eisdecke sich unserm
Welttheile am meisten nähert, umgiebt kaum die Bären-
Insel. Vom Scandinavischen Nordcap, welches ein süd-
westlicher Meeresstrom erwärmt, ist die Fahrt zum süd-
lichsten Vorgebirge von Spitzbergen selbst im strengsten
Winter nicht unterbrochen. Das Polareis vermindert sich
überall, wo es frei abfließen kann, wie in der Baffins-
Bay und zwischen Island und Spitzbergen. Die Lage

fallen nicht wie der ſonſt ſo ſcharfſinnige Brewſter in
der engliſchen Bearbeitung meiner Abhandlung von den iſo-
thermen Linien zu beweiſen geſucht hat, mit den mag-
netiſchen Polen zuſammen. Das Minimum des mittleren
jährlichen Temperatur der Erdoberfläche liegt, nach Capitain
Sabine’s Unterſuchungen, im Nordweſten von Me[unleserliches Material]lville’s
Inſeln, im Meridian der Behrings-Straße, wahrſcheinlich
in 82–83 Grad Breite. Die Sommergrenze des Eiſes,
welche zwiſchen Spitzbergen und Oſtgrönland ſich bis zum
80 und 81 Grade zurückzieht, findet ſich überall zwiſchen
Nova-Zembla, den Knochen-Inſeln von Neu-Sibirien
und dem weſtlichſten amerikaniſchen Eiscap, ſchon im
75 Grade der Breite. Selbſt die Wintergrenze des
Eiſes, die Linie, auf welcher die Eisdecke ſich unſerm
Welttheile am meiſten nähert, umgiebt kaum die Bären-
Inſel. Vom Scandinaviſchen Nordcap, welches ein ſüd-
weſtlicher Meereſſtrom erwärmt, iſt die Fahrt zum ſüd-
lichſten Vorgebirge von Spitzbergen ſelbſt im ſtrengſten
Winter nicht unterbrochen. Das Polareis vermindert ſich
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Bay und zwiſchen Island und Spitzbergen. Die Lage

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[294./0300] fallen nicht wie der ſonſt ſo ſcharfſinnige Brewſter in der engliſchen Bearbeitung meiner Abhandlung von den iſo- thermen Linien zu beweiſen geſucht hat, mit den mag- netiſchen Polen zuſammen. Das Minimum des mittleren jährlichen Temperatur der Erdoberfläche liegt, nach Capitain Sabine’s Unterſuchungen, im Nordweſten von Me_ lville’s Inſeln, im Meridian der Behrings-Straße, wahrſcheinlich in 82–83 Grad Breite. Die Sommergrenze des Eiſes, welche zwiſchen Spitzbergen und Oſtgrönland ſich bis zum 80 und 81 Grade zurückzieht, findet ſich überall zwiſchen Nova-Zembla, den Knochen-Inſeln von Neu-Sibirien und dem weſtlichſten amerikaniſchen Eiscap, ſchon im 75 Grade der Breite. Selbſt die Wintergrenze des Eiſes, die Linie, auf welcher die Eisdecke ſich unſerm Welttheile am meiſten nähert, umgiebt kaum die Bären- Inſel. Vom Scandinaviſchen Nordcap, welches ein ſüd- weſtlicher Meereſſtrom erwärmt, iſt die Fahrt zum ſüd- lichſten Vorgebirge von Spitzbergen ſelbſt im ſtrengſten Winter nicht unterbrochen. Das Polareis vermindert ſich überall, wo es frei abfließen kann, wie in der Baffins- Bay und zwiſchen Island und Spitzbergen. Die Lage

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 294.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/300>, abgerufen am 19.04.2024.