Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Wenn wir hoch stehen, wird des Licht des obern Spiegels
weniger zu uns reflectirt, und um so weniger werden
die Strahlen der Tiefe von ihn verdunkelt.

Wenn wir das Meer selbst und seine Temperatur be-
trachten, so haben wir dreierlei zu unterscheiden, 1, Die Ober-
fläche, 2. Die Tiefe und 3tens die Sandbänke. Das Wich-
tigste der Climatologie ist die Einwirkung der flüssigen
Theile auf die starren. Die Temperatur des Meeres
in den obern Schichten, und die relative Lage des Wassers
und der Continente sind am wichtigsten für das Klima.
Bei der Oberfläche muß man das Meer in der Ruhe und
in den Strömungen von einander unterscheiden. Ersteres
giebt uns den Unterschied der almähligen Erwärmung und
Erkältung. Die Wasserfläche nimmt nur das Klima
an, wie es die Jahreszeit modificirt. Die größten
Unterschiede können immer nur in den Tropen erkannt
werden, wo die Temperatur der Atmosphäre bei Tage
und bei Nacht um 6-7° R. wechselt; dagegen habe ich
aber in dem Meere der Tropen diesen Unterschied nicht
wahrgenommen. Auf meinen Wunsch haben die Herrn Duperet
und Freycinet neue Untersuchungen angestellt, und einen
Unterschied von 1/2-3/4° gefunden, was auch der Capitain

Wenn wir hoch ſtehen, wird des Licht des obern Spiegels
weniger zu uns reflectirt, und um ſo weniger werden
die Strahlen der Tiefe von ihn verdunkelt.

Wenn wir das Meer ſelbſt und ſeine Temperatur be-
trachten, ſo haben wir dreierlei zu unterſcheiden, 1, Die Ober-
fläche, 2. Die Tiefe und 3tens die Sandbänke. Das Wich-
tigſte der Climatologie iſt die Einwirkung der flüſſigen
Theile auf die ſtarren. Die Temperatur des Meeres
in den obern Schichten, und die relative Lage des Waſſers
und der Continente ſind am wichtigſten für das Klima.
Bei der Oberfläche muß man das Meer in der Ruhe und
in den Strömungen von einander unterſcheiden. Erſteres
giebt uns den Unterſchied der almähligen Erwärmung und
Erkältung. Die Waſſerfläche nimmt nur das Klima
an, wie es die Jahreszeit modificirt. Die größten
Unterſchiede können immer nur in den Tropen erkannt
werden, wo die Temperatur der Atmosphäre bei Tage
und bei Nacht um 6–7° R. wechſelt; dagegen habe ich
aber in dem Meere der Tropen dieſen Unterſchied nicht
wahrgenommen. Auf meinen Wunſch haben die Herrn Duperet
und Freycinet neue Unterſuchungen angeſtellt, und einen
Unterſchied von ½–¾° gefunden, was auch der Capitain

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="42">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0343" n="337."/>
Wenn wir hoch &#x017F;tehen, wird des Licht des obern Spiegels<lb/>
weniger zu uns reflectirt, und um &#x017F;o weniger werden<lb/>
die Strahlen der Tiefe von ihn verdunkelt.</p><lb/>
              <p>Wenn wir das Meer &#x017F;elb&#x017F;t und &#x017F;eine Temperatur be-<lb/>
trachten, &#x017F;o haben wir dreierlei zu unter&#x017F;cheiden, 1, Die Ober-<lb/>
fläche, 2. Die Tiefe und 3<choice><orig><hi rendition="#sup #uu">t&#xFFFC;</hi></orig><reg resp="#BF"><hi rendition="#sup #uu">tens</hi></reg></choice> die Sandbänke. Das Wich-<lb/>
tig&#x017F;te der Climatologie i&#x017F;t die Einwirkung der flü&#x017F;&#x017F;igen<lb/>
Theile auf die &#x017F;tarren. Die Temperatur des Meeres<lb/>
in den obern Schichten, und die relative Lage des Wa&#x017F;&#x017F;ers<lb/>
und der Continente &#x017F;ind am wichtig&#x017F;ten für das Klima.<lb/>
Bei der Oberfläche muß man das Meer in der Ruhe und<lb/>
in den Strömungen von einander unter&#x017F;cheiden. Er&#x017F;teres<lb/>
giebt uns den Unter&#x017F;chied der almähligen Erwärmung und<lb/>
Erkältung. Die Wa&#x017F;&#x017F;erfläche nimmt nur das Klima<lb/>
an, wie es die Jahreszeit modificirt. Die größten<lb/>
Unter&#x017F;chiede können immer nur in den Tropen erkannt<lb/>
werden, wo die Temperatur der Atmosphäre bei Tage<lb/>
und bei Nacht um 6&#x2013;7° R. wech&#x017F;elt; dagegen habe ich<lb/>
aber in dem Meere der Tropen die&#x017F;en Unter&#x017F;chied nicht<lb/>
wahrgenommen. Auf meinen Wun&#x017F;ch haben die Herrn <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117663476 http://d-nb.info/gnd/117663476">Duperet</persName></hi><lb/>
und <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-124760295 http://d-nb.info/gnd/124760295">Freycinet</persName></hi> neue Unter&#x017F;uchungen ange&#x017F;tellt, und einen<lb/>
Unter&#x017F;chied von ½&#x2013;¾° gefunden, was auch der <hi rendition="#aq">Capitain<lb/></hi></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[337./0343] Wenn wir hoch ſtehen, wird des Licht des obern Spiegels weniger zu uns reflectirt, und um ſo weniger werden die Strahlen der Tiefe von ihn verdunkelt. Wenn wir das Meer ſelbſt und ſeine Temperatur be- trachten, ſo haben wir dreierlei zu unterſcheiden, 1, Die Ober- fläche, 2. Die Tiefe und 3t die Sandbänke. Das Wich- tigſte der Climatologie iſt die Einwirkung der flüſſigen Theile auf die ſtarren. Die Temperatur des Meeres in den obern Schichten, und die relative Lage des Waſſers und der Continente ſind am wichtigſten für das Klima. Bei der Oberfläche muß man das Meer in der Ruhe und in den Strömungen von einander unterſcheiden. Erſteres giebt uns den Unterſchied der almähligen Erwärmung und Erkältung. Die Waſſerfläche nimmt nur das Klima an, wie es die Jahreszeit modificirt. Die größten Unterſchiede können immer nur in den Tropen erkannt werden, wo die Temperatur der Atmosphäre bei Tage und bei Nacht um 6–7° R. wechſelt; dagegen habe ich aber in dem Meere der Tropen dieſen Unterſchied nicht wahrgenommen. Auf meinen Wunſch haben die Herrn Duperet und Freycinet neue Unterſuchungen angeſtellt, und einen Unterſchied von ½–¾° gefunden, was auch der Capitain

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/343
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 337.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/343>, abgerufen am 18.04.2024.