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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Kugel zu unterst steht, weil das wärmern Wasser in dem
kältern niedersinkt. Ist das unterste bis zu + 4°,1 gekommen,
so steigt es nicht mehr; allmählig aber steigt das obere bis
zu + 4°,1, und beide stehen nunmehr gleich. Hat dies einige
Augenblicke gedauert; so steigt das obere in weit schnellerem
Verhältnisse, als das untere, weil nun das erwärmte
Wasser auf dem kältern schwimmt. Indeß kann der ange-
führte Versuch nie so scharf werden, daß er mehr als eine
Approximation zu dem richtigen Thermometerstande gebe, und
viele Physiker haben auf verschiedene Arten hierüber Unter-
suchungen angestellt, deren Ausschlag zwischen 3 und 5 Grad
variirte. Die ausführlichste Untersuchung hierüber wurde von
Hällström in Abo angestellt, und diese gab, bei Beobachtung
und Correction aller Umstände, die irre führen konnten,
die oben angeführte Gradzahl + 4°,1.

Das Wasser bricht gleichwohl in diesen Zustande
der höchsten Dichtigkeit das Licht nicht stärker, als bei
niedrigeren Graden. Arago und Fresnel haben beobachtet
daß das Brechungsvermögen desselben bis zum Gefrierpunkte
beständig zunimmt, ganz so, als ob das Wasser bis zu
seinem Erstarren sich fortdauernd zusammenzöge. -

Kugel zu unterſt ſteht, weil das wärmern Waſſer in dem
kältern niederſinkt. Iſt das unterſte bis zu + 4°,1 gekommen,
ſo ſteigt es nicht mehr; allmählig aber ſteigt das obere bis
zu + 4°,1, und beide ſtehen nunmehr gleich. Hat dies einige
Augenblicke gedauert; ſo ſteigt das obere in weit ſchnellerem
Verhältniſſe, als das untere, weil nun das erwärmte
Waſſer auf dem kältern ſchwimmt. Indeß kann der ange-
führte Verſuch nie ſo ſcharf werden, daß er mehr als eine
Approximation zu dem richtigen Thermometerſtande gebe, und
viele Phyſiker haben auf verſchiedene Arten hierüber Unter-
ſuchungen angeſtellt, deren Ausſchlag zwiſchen 3 und 5 Grad
variirte. Die ausführlichſte Unterſuchung hierüber wurde von
Hällſtröm in Abo angeſtellt, und dieſe gab, bei Beobachtung
und Correction aller Umſtände, die irre führen konnten,
die oben angeführte Gradzahl + 4°,1.

Das Waſſer bricht gleichwohl in dieſen Zuſtande
der höchſten Dichtigkeit das Licht nicht ſtärker, als bei
niedrigeren Graden. Arago und Fresnel haben beobachtet
daß das Brechungsvermögen deſſelben bis zum Gefrierpunkte
beſtändig zunimmt, ganz ſo, als ob das Waſſer bis zu
ſeinem Erſtarren ſich fortdauernd zuſammenzöge. –

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[344./0350] Kugel zu unterſt ſteht, weil das wärmern Waſſer in dem kältern niederſinkt. Iſt das unterſte bis zu + 4°,1 gekommen, ſo ſteigt es nicht mehr; allmählig aber ſteigt das obere bis zu + 4°,1, und beide ſtehen nunmehr gleich. Hat dies einige Augenblicke gedauert; ſo ſteigt das obere in weit ſchnellerem Verhältniſſe, als das untere, weil nun das erwärmte Waſſer auf dem kältern ſchwimmt. Indeß kann der ange- führte Verſuch nie ſo ſcharf werden, daß er mehr als eine Approximation zu dem richtigen Thermometerſtande gebe, und viele Phyſiker haben auf verſchiedene Arten hierüber Unter- ſuchungen angeſtellt, deren Ausſchlag zwiſchen 3 und 5 Grad variirte. Die ausführlichſte Unterſuchung hierüber wurde von Hällſtröm in Abo angeſtellt, und dieſe gab, bei Beobachtung und Correction aller Umſtände, die irre führen konnten, die oben angeführte Gradzahl + 4°,1. Das Waſſer bricht gleichwohl in dieſen Zuſtande der höchſten Dichtigkeit das Licht nicht ſtärker, als bei niedrigeren Graden. Arago und Fresnel haben beobachtet daß das Brechungsvermögen deſſelben bis zum Gefrierpunkte beſtändig zunimmt, ganz ſo, als ob das Waſſer bis zu ſeinem Erſtarren ſich fortdauernd zuſammenzöge. –

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 344.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/350>, abgerufen am 29.03.2024.