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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Benennungen von Fixsternen etc. die eine weit höhere
frühere Cultur nur zurücklassen konnte.

Die ersten Spuren der Civilisation finden wir in
Babylon und Assyrien und tiefer in Indien hinein, die
in Sagen und Mythen sich finden. Viele Völkerwande-
rungen haben sie weiter verbreitet. Erst bei den helenischen
Stämmen die aus Thracien kamen, verbreitete sich mehr
Licht darüber. Bei diesen erst beginnt die Geschichte der
Wissenschaften. Bei einer genauen Verfolgung der-
selben würde es mir vielleicht glücken, ihr einigen Reiz
der Neuheit abzugewinnen, so kann ich aber nur die vor-
züglichsten Begebenheiten daraus hervor haben.

Lange glaubte man, daß die Idee der Einheit der
Natur einem Urvolke angehörte, und nannte diese
daher Urphysik. Die helenischen Stämme sezten eine
Art von Achtung gegen alle Völker, die nicht mit ihnen
auf gleicher Stufe der Cultur standen, doch diese Achtung
war wohl nur eine moralische zu nennen. Denn nicht
ein Urvolk reifte allein zur Cultur heran, die Idee
der Einheit der Natur sprach sich bei vielen Völkern
zugleich aus. Es bleibt wenigstens bei dem dunkel
der Geschichte unentschieden, wo der erste Lichtpunct
einer Naturbetrachtung sich zeigte.

Benennungen von Fixſternen etc. die eine weit höhere
frühere Cultur nur zurücklaſſen konnte.

Die erſten Spuren der Civiliſation finden wir in
Babylon und Aſſyrien und tiefer in Indien hinein, die
in Sagen und Mythen ſich finden. Viele Völkerwande-
rungen haben ſie weiter verbreitet. Erſt bei den heleniſchen
Stämmen die aus Thracien kamen, verbreitete ſich mehr
Licht darüber. Bei dieſen erſt beginnt die Geſchichte der
Wiſſenſchaften. Bei einer genauen Verfolgung der-
ſelben würde es mir vielleicht glücken, ihr einigen Reiz
der Neuheit abzugewinnen, ſo kann ich aber nur die vor-
züglichſten Begebenheiten daraus hervor haben.

Lange glaubte man, daß die Idee der Einheit der
Natur einem Urvolke angehörte, und nannte dieſe
daher Urphyſik. Die heleniſchen Stämme ſezten eine
Art von Achtung gegen alle Völker, die nicht mit ihnen
auf gleicher Stufe der Cultur ſtanden, doch dieſe Achtung
war wohl nur eine moraliſche zu nennen. Denn nicht
ein Urvolk reifte allein zur Cultur heran, die Idee
der Einheit der Natur ſprach ſich bei vielen Völkern
zugleich aus. Es bleibt wenigſtens bei dem dunkel
der Geſchichte unentſchieden, wo der erſte Lichtpunct
einer Naturbetrachtung ſich zeigte.

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[32./0038] Benennungen von Fixſternen etc. die eine weit höhere frühere Cultur nur zurücklaſſen konnte. Die erſten Spuren der Civiliſation finden wir in Babylon und Aſſyrien und tiefer in Indien hinein, die in Sagen und Mythen ſich finden. Viele Völkerwande- rungen haben ſie weiter verbreitet. Erſt bei den heleniſchen Stämmen die aus Thracien kamen, verbreitete ſich mehr Licht darüber. Bei dieſen erſt beginnt die Geſchichte der Wiſſenſchaften. Bei einer genauen Verfolgung der- ſelben würde es mir vielleicht glücken, ihr einigen Reiz der Neuheit abzugewinnen, ſo kann ich aber nur die vor- züglichſten Begebenheiten daraus hervor haben. Lange glaubte man, daß die Idee der Einheit der Natur einem Urvolke angehörte, und nannte dieſe daher Urphyſik. Die heleniſchen Stämme ſezten eine Art von Achtung gegen alle Völker, die nicht mit ihnen auf gleicher Stufe der Cultur ſtanden, doch dieſe Achtung war wohl nur eine moraliſche zu nennen. Denn nicht ein Urvolk reifte allein zur Cultur heran, die Idee der Einheit der Natur ſprach ſich bei vielen Völkern zugleich aus. Es bleibt wenigſtens bei dem dunkel der Geſchichte unentſchieden, wo der erſte Lichtpunct einer Naturbetrachtung ſich zeigte.

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 32.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/38>, abgerufen am 20.04.2024.