Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

Warum es unter den Tropen so höchst selten hagelt, ist
bisher noch nicht ermittelt, da die Ursache nicht die ist, daß
er schmilzt. Im südliche Europa hagelt es am meisten,
vorzüglich in Thälern. Nach Thibaut Ch. weiß man,
daß es in Martinique nur einmal gehagelt hat, und zwar
vor 50-60 Jahren. In Carracas würde der Hagel
eben soviel Aufsehen erregen, als wenn bei uns Me-
teore fielen. Nach Herrn L. v. Buch hagelt es selten
auf großen Höhen, jedoch hat dieser auch selbst gefunden
daß 14-15000' hoch Hagel fiel. Er fällt seltener des
Nachts wie bei Tage, und früher glaubte man daß es
des Nachts gar nicht hageln, da das Einwirken der Sonne
dazu nöthig sei; dies ist aber nicht der Fall.

Die Grösse des Hagels ist nach den Zonen verschie-
den; in den Cordilleren ist er wohl 1/4-1/2Lb schwer vor-
gekommen, jedoch auch hier so wenig wie in andern Gegenden
viel grösser, so viel auch darüber gefabelt ist. Herr
Heine erwähnt zwar einen besondern Fall, der kaum
glaublich ist, und sehr der Bestätigung bedarf, daß nämlich
in Mysore (Ostindien) zur Zeit des Tippo Saheb, ein
Hagelkorn so groß wie ein Elephant gefallen sei, und beim

Warum es unter den Tropen ſo höchſt ſelten hagelt, iſt
bisher noch nicht ermittelt, da die Urſache nicht die iſt, daß
er ſchmilzt. Im ſüdliche Europa hagelt es am meiſten,
vorzüglich in Thälern. Nach Thibaut Ch. weiß man,
daß es in Martinique nur einmal gehagelt hat, und zwar
vor 50–60 Jahren. In Carracas würde der Hagel
eben ſoviel Aufſehen erregen, als wenn bei uns Me-
teore fielen. Nach Herrn L. v. Buch hagelt es ſelten
auf großen Höhen, jedoch hat dieſer auch ſelbſt gefunden
daß 14–15000′ hoch Hagel fiel. Er fällt ſeltener des
Nachts wie bei Tage, und früher glaubte man daß es
des Nachts gar nicht hageln, da das Einwirken der Sonne
dazu nöthig ſei; dies iſt aber nicht der Fall.

Die Gröſſe des Hagels iſt nach den Zonen verſchie-
den; in den Cordilleren iſt er wohl ¼–½℔ ſchwer vor-
gekommen, jedoch auch hier ſo wenig wie in andern Gegenden
viel gröſſer, ſo viel auch darüber gefabelt iſt. Herr
Heine erwähnt zwar einen beſondern Fall, der kaum
glaublich iſt, und ſehr der Beſtätigung bedarf, daß nämlich
in Myſore (Oſtindien) zur Zeit des Tippo Saheb, ein
Hagelkorn ſo groß wie ein Elephant gefallen ſei, und beim

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="46">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <div n="4">
                <pb facs="#f0409" n="403."/>
                <p>Warum es unter den Tropen &#x017F;o höch&#x017F;t &#x017F;elten hagelt, i&#x017F;t<lb/>
bisher noch nicht ermittelt, da die Ur&#x017F;ache nicht die i&#x017F;t, daß<lb/>
er &#x017F;chmilzt. Im &#x017F;üdliche Europa hagelt es am <choice><abbr>mei&#x017F;t&#x0FFC;</abbr><expan resp="#BF">mei&#x017F;ten</expan></choice>,<lb/>
vorzüglich in Thälern. Nach <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-100690793 http://d-nb.info/gnd/100690793">Thibaut Ch.</persName></hi> weiß man,<lb/>
daß es in Martinique nur einmal gehagelt hat, und zwar<lb/>
vor 50&#x2013;60 Jahren. In Carracas würde der Hagel<lb/>
eben &#x017F;oviel Auf&#x017F;ehen erregen, als wenn bei uns Me-<lb/>
teore fielen. Nach <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Herrn</expan></choice> <persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-116817569 http://d-nb.info/gnd/116817569">L. <hi rendition="#aq">v. Buch</hi></persName> hagelt es &#x017F;elten<lb/>
auf großen Höhen, jedoch hat die&#x017F;er auch &#x017F;elb&#x017F;t gefunden<lb/>
daß 14&#x2013;15000&#x2032; hoch Hagel fiel. Er fällt &#x017F;eltener des<lb/>
Nachts wie bei Tage, und früher glaubte man daß es<lb/>
des Nachts gar nicht hageln, da das Einwirken der Sonne<lb/>
dazu nöthig &#x017F;ei; dies i&#x017F;t aber nicht der Fall.</p><lb/>
                <p>Die Grö&#x017F;&#x017F;e des Hagels i&#x017F;t nach den Zonen ver&#x017F;chie-<lb/>
den; in den Cordilleren i&#x017F;t er wohl ¼&#x2013;½&#x2114; &#x017F;chwer vor-<lb/>
gekommen, jedoch auch hier &#x017F;o wenig wie in andern Gegenden<lb/>
viel grö&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;o viel auch darüber gefabelt i&#x017F;t. Herr<lb/><hi rendition="#aq"><persName resp="#BF" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-143910205 http://d-nb.info/gnd/143910205">Heine</persName></hi> erwähnt zwar einen be&#x017F;ondern Fall, der kaum<lb/>
glaublich i&#x017F;t, und &#x017F;ehr der Be&#x017F;tätigung bedarf, daß nämlich<lb/>
in My&#x017F;ore <choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">(</reg></choice>O&#x017F;tindien<choice><orig>/</orig><reg resp="#BF">)</reg></choice> zur Zeit des <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11902327X http://d-nb.info/gnd/11902327X">Tippo Saheb</persName>,</hi> ein<lb/>
Hagelkorn &#x017F;o groß wie ein Elephant gefallen &#x017F;ei, und beim<lb/></p>
              </div>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[403./0409] Warum es unter den Tropen ſo höchſt ſelten hagelt, iſt bisher noch nicht ermittelt, da die Urſache nicht die iſt, daß er ſchmilzt. Im ſüdliche Europa hagelt es am meiſt࿼, vorzüglich in Thälern. Nach Thibaut Ch. weiß man, daß es in Martinique nur einmal gehagelt hat, und zwar vor 50–60 Jahren. In Carracas würde der Hagel eben ſoviel Aufſehen erregen, als wenn bei uns Me- teore fielen. Nach H L. v. Buch hagelt es ſelten auf großen Höhen, jedoch hat dieſer auch ſelbſt gefunden daß 14–15000′ hoch Hagel fiel. Er fällt ſeltener des Nachts wie bei Tage, und früher glaubte man daß es des Nachts gar nicht hageln, da das Einwirken der Sonne dazu nöthig ſei; dies iſt aber nicht der Fall. Die Gröſſe des Hagels iſt nach den Zonen verſchie- den; in den Cordilleren iſt er wohl ¼–½℔ ſchwer vor- gekommen, jedoch auch hier ſo wenig wie in andern Gegenden viel gröſſer, ſo viel auch darüber gefabelt iſt. Herr Heine erwähnt zwar einen beſondern Fall, der kaum glaublich iſt, und ſehr der Beſtätigung bedarf, daß nämlich in Myſore /Oſtindien/ zur Zeit des Tippo Saheb, ein Hagelkorn ſo groß wie ein Elephant gefallen ſei, und beim

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/409
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 403.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/409>, abgerufen am 28.03.2024.