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[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

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Das Wort Chemie kommt aus dem Coptischen und
Plutarch erwähnt es schon. Ursprünglich ist es von
dem Namen eines Landes genannt Chiari, abgeleitet,
in welchem sie ihren Ursprung mag gehabt haben.

Der Verfall Aegyptens als römische Provinz be-
reitete eine Revolution vor, durch welche die Araber um
so leichter Eingang fanden. Erst bei ihrem Durchzuge durch
Aegypten, erlernten sie chemische Kenntnisse, in welchen
sie sich bald so sehr auszeichneten.

Während der Schwächung des römischen Reichs durch
lombardische und germanische Stämme, die Nacht über
das Abendland deckte, blühte die Cultur im Morgenlande
um so heller auf. Während der Osten sich hob, sank der
Westen in Dunkelheit, da er nichts von den Fort-
schritten jener Länder erfuhr. Doch nicht allein nach Süden
richteten germanische Stämme ihre Wanderungen, sondern
auch nach Osten, tief in Asien hinein, noch hinter der chine-
sischen Mauer sind deutsche Stämme nach Klaproth's
Entdeckung gedrungen, die jetzt noch den Namen Usier
führen und im Lande Manschu wahren. Sie wurden
anfänglich von den Persern angeregt, sich auf chinesische
Stämme zu werfen. Erst 400 Jahre nach dieser ersten
Wanderung bedrängten die germanischen Stämme die

Das Wort Chemie kommt aus dem Coptiſchen und
Plutarch erwähnt es ſchon. Urſprünglich iſt es von
dem Namen eines Landes genannt Chiari, abgeleitet,
in welchem ſie ihren Urſprung mag gehabt haben.

Der Verfall Aegyptens als römiſche Provinz be-
reitete eine Revolution vor, durch welche die Araber um
ſo leichter Eingang fanden. Erſt bei ihrem Durchzuge durch
Aegypten, erlernten ſie chemiſche Kenntniſſe, in welchen
ſie ſich bald ſo ſehr auszeichneten.

Während der Schwächung des römiſchen Reichs durch
lombardiſche und germaniſche Stämme, die Nacht über
das Abendland deckte, blühte die Cultur im Morgenlande
um ſo heller auf. Während der Oſten ſich hob, ſank der
Weſten in Dunkelheit, da er nichts von den Fort-
ſchritten jener Länder erfuhr. Doch nicht allein nach Süden
richteten germaniſche Stämme ihre Wanderungen, ſondern
auch nach Oſten, tief in Aſien hinein, noch hinter der chine-
ſiſchen Mauer ſind deutſche Stämme nach Klaproth’s
Entdeckung gedrungen, die jetzt noch den Namen Uſier
führen und im Lande Manſchu wahren. Sie wurden
anfänglich von den Perſern angeregt, ſich auf chineſiſche
Stämme zu werfen. Erſt 400 Jahre nach dieſer erſten
Wanderung bedrängten die germaniſchen Stämme die

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[41./0047] Das Wort Chemie kommt aus dem Coptiſchen und Plutarch erwähnt es ſchon. Urſprünglich iſt es von dem Namen eines Landes genannt Chiari, abgeleitet, in welchem ſie ihren Urſprung mag gehabt haben. Der Verfall Aegyptens als römiſche Provinz be- reitete eine Revolution vor, durch welche die Araber um ſo leichter Eingang fanden. Erſt bei ihrem Durchzuge durch Aegypten, erlernten ſie chemiſche Kenntniſſe, in welchen ſie ſich bald ſo ſehr auszeichneten. Während der Schwächung des römiſchen Reichs durch lombardiſche und germaniſche Stämme, die Nacht über das Abendland deckte, blühte die Cultur im Morgenlande um ſo heller auf. Während der Oſten ſich hob, ſank der Weſten in Dunkelheit, da er nichts von den Fort- ſchritten jener Länder erfuhr. Doch nicht allein nach Süden richteten germaniſche Stämme ihre Wanderungen, ſondern auch nach Oſten, tief in Aſien hinein, noch hinter der chine- ſiſchen Mauer ſind deutſche Stämme nach Klaproth’s Entdeckung gedrungen, die jetzt noch den Namen Uſier führen und im Lande Manſchu wahren. Sie wurden anfänglich von den Perſern angeregt, ſich auf chineſiſche Stämme zu werfen. Erſt 400 Jahre nach dieſer erſten Wanderung bedrängten die germaniſchen Stämme die

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Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 41.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/47>, abgerufen am 23.04.2024.