Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

die nicht selten in Bäumen von 15-16' Durchmesser wie die
Tropen sie auszeigen, sich verfinden. Eine andere Art ihres
Daseins ist von der Umgebung derselben mit Erde bedingt,
wie es z. B. bei den Trüffeln der Fall ist. Eine diesen
verwandte Schwammart findet sich in Missuri oft 5-6' tief
in der Erde, hat eine Größe von 1/2 Fuß und darüber im
Durchmesser und wird getrocknet von den Indianern ver-
kauft und wie Brod genossen. Ebenso kann man die Wur-
zeln der höhern Gewächse als unterirdische Pflanzen betrachten,
wonach der Baum in seinen sichtbaren Theilen als der Kopf
derselben angesehen wird. So wie das Leben der Wurzeln
unterirdisch viele Jahre oft fort dauert, hat auch manche
[Samenart] das Vermögen sich in der Tiefe der Erde eine
lange Reihe von Jahren lebend oder, was dasselbe ist, keim-
fähig zu erhalten. So haben sich zufällig durch tiefes Graben
oder beim tiefere Aufrühren der Erde durch andere Veran-
lassungen, in manchen Gegenden Pflanzen gezeigt, die seit
langer Zeit verschwunden waren, oder selbst solche die man
früher nie dort gesehen hatte. So sah Viborg auf diese
Weise Carex cyperoides auf Seeland emporwachsen, den
er früher nie dort gesehen hatte. Auch sollen unter dem
Druidentempel in Schottland neue Pflanzen hervorgewachsen sein.

die nicht ſelten in Bäumen von 15–16′ Durchmeſſer wie die
Tropen ſie auszeigen, ſich verfinden. Eine andere Art ihres
Daſeins iſt von der Umgebung derſelben mit Erde bedingt,
wie es z. B. bei den Trüffeln der Fall iſt. Eine dieſen
verwandte Schwammart findet ſich in Miſſuri oft 5–6′ tief
in der Erde, hat eine Größe von ½ Fuß und darüber im
Durchmeſſer und wird getrocknet von den Indianern ver-
kauft und wie Brod genoſſen. Ebenſo kann man die Wur-
zeln der höhern Gewächſe als unterirdiſche Pflanzen betrachten,
wonach der Baum in ſeinen ſichtbaren Theilen als der Kopf
derſelben angeſehen wird. So wie das Leben der Wurzeln
unterirdiſch viele Jahre oft fort dauert, hat auch manche
[Samenart] das Vermögen ſich in der Tiefe der Erde eine
lange Reihe von Jahren lebend oder, was daſſelbe iſt, keim-
fähig zu erhalten. So haben ſich zufällig durch tiefes Graben
oder beim tiefere Aufrühren der Erde durch andere Veran-
laſſungen, in manchen Gegenden Pflanzen gezeigt, die ſeit
langer Zeit verſchwunden waren, oder ſelbſt ſolche die man
früher nie dort geſehen hatte. So ſah Viborg auf dieſe
Weiſe Carex cyperoides auf Seeland emporwachſen, den
er früher nie dort geſehen hatte. Auch ſollen unter dem
Druidentempel in Schottland neue Pflanzen hervorgewachſen ſein.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="55">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0512" n="506."/>
die nicht &#x017F;elten in Bäumen von 15&#x2013;16&#x2032; Durchme&#x017F;&#x017F;er wie die<lb/>
Tropen &#x017F;ie auszeigen, &#x017F;ich verfinden. Eine andere Art ihres<lb/>
Da&#x017F;eins i&#x017F;t von der Umgebung der&#x017F;elben mit Erde bedingt,<lb/>
wie es z. B. bei den Trüffeln der Fall i&#x017F;t. Eine die&#x017F;en<lb/>
verwandte Schwammart findet &#x017F;ich in Mi&#x017F;&#x017F;uri oft 5&#x2013;6&#x2032; tief<lb/>
in der Erde, hat eine Größe von ½ Fuß und darüber im<lb/>
Durchme&#x017F;&#x017F;er und wird getrocknet von den Indianern ver-<lb/>
kauft und wie Brod geno&#x017F;&#x017F;en. Eben&#x017F;o kann man die Wur-<lb/>
zeln der höhern Gewäch&#x017F;e als unterirdi&#x017F;che Pflanzen betrachten,<lb/>
wonach der Baum in &#x017F;einen &#x017F;ichtbaren Theilen als der Kopf<lb/>
der&#x017F;elben ange&#x017F;ehen wird. So wie das Leben der Wurzeln<lb/>
unterirdi&#x017F;ch viele Jahre oft fort dauert, hat auch manche<lb/><supplied reason="damage" resp="#BF">Samenart</supplied> das Vermögen &#x017F;ich in der Tiefe der Erde eine<lb/>
lange Reihe von Jahren lebend oder, was da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t, keim-<lb/>
fähig zu erhalten. So haben &#x017F;ich zufällig durch tiefes Graben<lb/>
oder beim tiefere Aufrühren der Erde durch andere Veran-<lb/>
la&#x017F;&#x017F;ungen, in manchen Gegenden Pflanzen gezeigt, die &#x017F;eit<lb/>
langer Zeit ver&#x017F;chwunden waren, oder &#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;olche die man<lb/>
früher nie dort ge&#x017F;ehen hatte. So &#x017F;ah <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-11739713X http://d-nb.info/gnd/11739713X">Viborg</persName></hi> auf die&#x017F;e<lb/>
Wei&#x017F;e <hi rendition="#aq">Carex cyperoides</hi> auf Seeland emporwach&#x017F;en, den<lb/>
er früher nie dort ge&#x017F;ehen hatte. Auch &#x017F;ollen unter dem<lb/>
Druidentempel in Schottland neue Pflanzen hervorgewach&#x017F;en &#x017F;ein.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[506./0512] die nicht ſelten in Bäumen von 15–16′ Durchmeſſer wie die Tropen ſie auszeigen, ſich verfinden. Eine andere Art ihres Daſeins iſt von der Umgebung derſelben mit Erde bedingt, wie es z. B. bei den Trüffeln der Fall iſt. Eine dieſen verwandte Schwammart findet ſich in Miſſuri oft 5–6′ tief in der Erde, hat eine Größe von ½ Fuß und darüber im Durchmeſſer und wird getrocknet von den Indianern ver- kauft und wie Brod genoſſen. Ebenſo kann man die Wur- zeln der höhern Gewächſe als unterirdiſche Pflanzen betrachten, wonach der Baum in ſeinen ſichtbaren Theilen als der Kopf derſelben angeſehen wird. So wie das Leben der Wurzeln unterirdiſch viele Jahre oft fort dauert, hat auch manche Samenart das Vermögen ſich in der Tiefe der Erde eine lange Reihe von Jahren lebend oder, was daſſelbe iſt, keim- fähig zu erhalten. So haben ſich zufällig durch tiefes Graben oder beim tiefere Aufrühren der Erde durch andere Veran- laſſungen, in manchen Gegenden Pflanzen gezeigt, die ſeit langer Zeit verſchwunden waren, oder ſelbſt ſolche die man früher nie dort geſehen hatte. So ſah Viborg auf dieſe Weiſe Carex cyperoides auf Seeland emporwachſen, den er früher nie dort geſehen hatte. Auch ſollen unter dem Druidentempel in Schottland neue Pflanzen hervorgewachſen ſein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/512
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 506.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/512>, abgerufen am 19.04.2024.