Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.]

Bild:
<< vorherige Seite

den Himmel in Zonen einzutheilen, wonach sich nun ein jeder
mit einem bestimmten Theile desselben beschäfftigen kann, um
so eine vollständige Himmelskarte zu entwerfen. Wichtig
wird dies auch besonders für die genauere Beobachtung der
Cometen sein, und gewiß auch noch zu der Entdeckung neuer
Planeten, die zu unserm Systeme gehören, führen.

Man kann auch fragen, wieviel Sterne sind schon durch
Telescope gesehen, was sich aber nicht bestimmt angeben
läßt. Herschel sah in einer hellen Nacht des Augusts
von 1792 binnen 40 Minuten Zeit, von einem nicht besonders
vollen Theile der Milchstrasse 258,000 Sterne von seinem
Telescope durchgehen. Herr CLittrow in Wien, glaubt daß man durch 15 füßige Telescop[e]
in jeder Quadrat-Minute Sterne sehen könne, und daß es über
148,000000 Sterne gäbe; dann würden über 200 telescopische
Sterne auf die Vollmondfläche kommen. Den südlichen
Himmel erblickt man zum Theil schon vom 30° N. B. und
der etwa bei Rhodus und Madeira anfängt, wo man alle
Sterne der südlichen Hälfte sieht die eine Abweichung von
25° haben. Mit neuen Erdräumen sehen wir dort auch neue
Himmelsgegenden. Am Aequator sind die Sterne beider
Erdhälften sichtbar. Die Alten konnten nur wenige Sterne
der südlichen Zone kennen, da sie nur bis zu den Cataracten
und dem rothen Meere kamen. Die Küsten von Indien wurden,
wie wohl auch nur selten, von den Aegyptiern besucht, und dennoch

den Himmel in Zonen einzutheilen, wonach ſich nun ein jeder
mit einem beſtimmten Theile deſſelben beſchäfftigen kann, um
ſo eine vollſtändige Himmelskarte zu entwerfen. Wichtig
wird dies auch beſonders für die genauere Beobachtung der
Cometen ſein, und gewiß auch noch zu der Entdeckung neuer
Planeten, die zu unſerm Syſteme gehören, führen.

Man kann auch fragen, wieviel Sterne ſind ſchon durch
Telescope geſehen, was ſich aber nicht beſtimmt angeben
läßt. Herſchel ſah in einer hellen Nacht des Auguſts
von 1792 binnen 40 Minuten Zeit, von einem nicht beſonders
vollen Theile der Milchſtraſſe 258,000 Sterne von ſeinem
Telescope durchgehen. Herr CLittrow in Wien, glaubt daß man durch 15 füßige Telescop[e]
in jeder Quadrat-Minute Sterne ſehen könne, und daß es über
148,000000 Sterne gäbe; dann würden über 200 telescopiſche
Sterne auf die Vollmondfläche kommen. Den ſüdlichen
Himmel erblickt man zum Theil ſchon vom 30° N. B. und
der etwa bei Rhodus und Madeira anfängt, wo man alle
Sterne der ſüdlichen Hälfte ſieht die eine Abweichung von
25° haben. Mit neuen Erdräumen ſehen wir dort auch neue
Himmelsgegenden. Am Aequator ſind die Sterne beider
Erdhälften ſichtbar. Die Alten konnten nur wenige Sterne
der ſüdlichen Zone kennen, da ſie nur bis zu den Cataracten
und dem rothen Meere kamen. Die Küſten von Indien wurden,
wie wohl auch nur ſelten, von den Aegyptiern beſucht, und dennoch

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div type="session" n="14">
        <div n="1">
          <div n="2">
            <div n="3">
              <p><pb facs="#f0097" n="91."/>
den Himmel in Zonen einzutheilen, wonach &#x017F;ich nun ein jeder<lb/>
mit einem be&#x017F;timmten Theile de&#x017F;&#x017F;elben be&#x017F;chäfftigen kann, um<lb/>
&#x017F;o eine voll&#x017F;tändige Himmelskarte zu entwerfen. Wichtig<lb/>
wird dies auch be&#x017F;onders für die genauere Beobachtung der<lb/>
Cometen &#x017F;ein, und gewiß auch noch zu der Entdeckung neuer<lb/>
Planeten, die zu un&#x017F;erm Sy&#x017F;teme gehören, führen.</p><lb/>
              <p>Man kann auch fragen, wieviel Sterne &#x017F;ind &#x017F;chon durch<lb/>
Telescope ge&#x017F;ehen, was &#x017F;ich aber nicht be&#x017F;timmt angeben<lb/>
läßt. <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-118841920 http://d-nb.info/gnd/118841920">Her&#x017F;chel</persName></hi> &#x017F;ah in einer hellen Nacht des Augu&#x017F;ts<lb/>
von 1792 binnen 40 Minuten Zeit, von einem nicht be&#x017F;onders<lb/>
vollen Theile der Milch&#x017F;tra&#x017F;&#x017F;e 258,000 Sterne von &#x017F;einem<lb/>
Telescope durchgehen. <choice><abbr>H&#xFFFC;</abbr><expan resp="#BF">Herr</expan></choice> <hi rendition="#aq"><persName resp="#SB" ref="http://www.deutschestextarchiv.de/kosmos/person#gnd-117085405 http://d-nb.info/gnd/117085405"><subst><del rendition="#ow">C</del><add place="across">L</add></subst>it<add place="superlinear">t</add>ro<add place="intralinear">w</add></persName></hi> in Wien, glaubt daß man <add place="right">durch 15 füßige Telescop<supplied reason="damage" resp="#BF">e</supplied></add><lb/>
in jeder Quadrat-Minute Sterne &#x017F;ehen könne, und daß es über<lb/>
148,000000 Sterne gäbe; dann würden über 200 telescopi&#x017F;che<lb/>
Sterne auf die Vollmondfläche kommen. Den &#x017F;üdlichen<lb/>
Himmel erblickt man zum Theil &#x017F;chon vom 30° N. B. und<lb/>
der etwa bei Rhodus und Madeira anfängt, wo man alle<lb/>
Sterne der &#x017F;üdlichen Hälfte &#x017F;ieht die eine Abweichung von<lb/>
25° haben. Mit neuen Erdräumen &#x017F;ehen wir dort auch neue<lb/>
Himmelsgegenden. Am Aequator &#x017F;ind die Sterne beider<lb/>
Erdhälften &#x017F;ichtbar. Die Alten konnten nur wenige Sterne<lb/>
der &#x017F;üdlichen Zone kennen, da &#x017F;ie nur bis zu den Cataracten<lb/>
und dem rothen Meere kamen. Die Kü&#x017F;ten von Indien wurden,<lb/>
wie wohl auch nur &#x017F;elten, von den Aegyptiern be&#x017F;ucht, und dennoch<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[91./0097] den Himmel in Zonen einzutheilen, wonach ſich nun ein jeder mit einem beſtimmten Theile deſſelben beſchäfftigen kann, um ſo eine vollſtändige Himmelskarte zu entwerfen. Wichtig wird dies auch beſonders für die genauere Beobachtung der Cometen ſein, und gewiß auch noch zu der Entdeckung neuer Planeten, die zu unſerm Syſteme gehören, führen. Man kann auch fragen, wieviel Sterne ſind ſchon durch Telescope geſehen, was ſich aber nicht beſtimmt angeben läßt. Herſchel ſah in einer hellen Nacht des Auguſts von 1792 binnen 40 Minuten Zeit, von einem nicht beſonders vollen Theile der Milchſtraſſe 258,000 Sterne von ſeinem Telescope durchgehen. H CLittrow in Wien, glaubt daß man durch 15 füßige Telescope in jeder Quadrat-Minute Sterne ſehen könne, und daß es über 148,000000 Sterne gäbe; dann würden über 200 telescopiſche Sterne auf die Vollmondfläche kommen. Den ſüdlichen Himmel erblickt man zum Theil ſchon vom 30° N. B. und der etwa bei Rhodus und Madeira anfängt, wo man alle Sterne der ſüdlichen Hälfte ſieht die eine Abweichung von 25° haben. Mit neuen Erdräumen ſehen wir dort auch neue Himmelsgegenden. Am Aequator ſind die Sterne beider Erdhälften ſichtbar. Die Alten konnten nur wenige Sterne der ſüdlichen Zone kennen, da ſie nur bis zu den Cataracten und dem rothen Meere kamen. Die Küſten von Indien wurden, wie wohl auch nur ſelten, von den Aegyptiern beſucht, und dennoch

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Christian Thomas: Herausgeber
Sandra Balck, Benjamin Fiechter, Christian Thomas: Bearbeiter
Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: Bereitstellen der Digitalisierungsvorlage; Bilddigitalisierung

Weitere Informationen:

Abweichungen von den DTA-Richtlinien:

  • I/J: Lautwert transkribiert



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/97
Zitationshilfe: [N. N.]: Die physikalische Geographie von Herrn Alexander v. Humboldt, vorgetragen im Semestre 1827/28. [Berlin], [1827/28]. [= Nachschrift der ‚Kosmos-Vorträge‛ Alexander von Humboldts in der Berliner Universität, 3.11.1827–26.4.1828.], S. 91.. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_oktavgfeo79_1828/97>, abgerufen am 19.04.2024.