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Reichspost. Nr. 53, Wien, 22.02.1909.

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Nr. 53 Wien, Montag Reichspost 22. Februar 1909.

[Spaltenumbruch]

nannt. Die Parteileitung will erst den Ausfall der
Gemeindewahlen im März abwarten. In der
Stadt Hallein, dann in den Märkten des
Lungau und des Pinzgau wird sie die Bewerber
der Deutschen Volkspartei unterstützen. In Radstadt
stellte sie einen Lehrer(!) auf: Oberlehrer Schintel-
meister.
Man darf begierig sein, ob auch andere Parteien
Lehrer kandidieren. Die Märkte des Tennengau sollen dem
bisherigen Vertreter Bürgermeister Huber von Kolling
gesichert werden und die Märkte des Flachgau und des
Pongau hofft man zu erobern, jene mit dem Spengler-
meister Bachner in Oberndorf, diese mit dem Bürger-
meister Nitsch von Bischofshofen. Die Mandate der
Landgemeinden sind der Partei sicher, dank der uner-
müdlichen Organisationsarbeit des Bauernbundes. Der
Großgrundbesitz, bisher in liberalem Besitz, wird hoffent-
lich so vernünftig sein, sich dem Bauernbunde anzu-
schließen.

Das Hauptinteresse wendet sich naturgemäß der
neuen vierten Kurie zu. Wahlkreis I (Stadt Salzburg)
und II (Hallein, Radstadt und sämtliche Märkte nebst
Badgastein, Maxglan und Gnigl) bilden eine Interessen-
kurie der früher nicht Wahlberechtigten ohne Wahlpflicht,
die Wahlkreise III bis IV (Landgemeinden) wählen
nach dem allgemeinen gleichen Wahlrechte mit Wahl-
pflicht, Die ersten beiden betrachten die Sozial-
demokraten als ihren Besitz, die vier letzteren
gehören dem Bauernbunde. Dieser aber -- man
kann seine politische Einsicht und seine Parteidisziplin
nicht hoch genug rühmen -- tritt von diesen vier sicheren
Mandaten drei der organisierten Arbeiterschaft ab und
gibt ihr noch ein Mandat der Zensuskurie im Pinzgau,
so daß die christlichsoziale Arbeiterschaft mit vier sicheren
Mandaten rechnen kann. Abg. Dr. Stölzl hat seiner
Partei auch eine "deutschbewußte" Arbeiterorganisation
geschaffen. Welches sichere Mandat wird die deutsch-
freisinnige Koalition ihren Arbeitern abtreten? Für die
vier sicheren Mandate werden kandidiert: der pensionierte
Eisenbahner und Mitglied des Verkehrsbundes Jakob
Miglbauer in Steindorf; Präses des Katholischen
Arbeitervereines in St. Johann im Pongau Kooperator
Michael Neureiter; Fabriksarbeiter Josef Mühl-
mann,
Obmann des Katholischen Arbeitervereines in
Lend, und Josef Rainer, ehemals Holzarbeiter
und jetzt Gemeindesekretär in Saalbach. Dazu
kommen zwei Kampfkandidaten: für die Stadt Salzburg
der Kleingewerbetreibende Baldinger, welcher
lange Jahre Obmann des katholischen Arbeitervereins
war, und für die Städte und Märkte Redakteur Franz
Schmitz, Zentralpräses der katholischen Gesellenvereine.
Letzterer ist in allen Märkten bei den Arbeitern als
tüchtiger Redner und Organisator bekannt, stammt aus
einer Arbeiterfamilie und leitet seit Jahren die sozialen
Kurse in Salzburg. Wenn jemand, so ist er geeignet die
Arbeiterschaft auch wissenschaftlich zu vertreten. Das vierte
Mandat der allgemeinen Kurie hat der Bauernbund
dem den Lesern der "Reichspost" gut bekannten Doktor
Franz Hofer angetragen, der als Hausbesitzer in
Schwarzach im Pongau zu den Salzburgern gerechnet
werden kann. So müssen auch die Gegner zugestehen,
daß die Kandidatenliste der Christlichsozialen allen be-
gründeten Anforderungen an eine Volkspartei gerecht wird.

Liberale Vermutungen.

Aus Olmütz, 21. d.,
wird uns berichtet: In einer Wählerversammlung er-
stattete der Präsident der Olmützer Handels- und
Gewerbekammer, Abg. Primavesi, heute hier seinen
Rechenschaftsbericht und erklärte u. a., er habe das
innere Empfinden, daß das neue Ministerium des Frei-
herrn v. Bienerth zu einem größeren und
geheimeren Zwecke
berufen wurde, als nach
außen hin mitgeteilt wird. Es sei nicht ausgeschlossen,
[Spaltenumbruch] daß Freiherr v. Bienerth die Absicht hat, das Abgeord-
netenhaus für den Fall, als es sich neuer-
lich als arbeitsunfähig erweisen sollte, aufzu-
lösen und für den Fall, als auch das neue
Haus die Sprachenfrage nicht erledigen sollte, das
Sprachengesetz mit dem § 14 durchzuführen. Zahnarzt
Dr. Kraus polemisierte gegen Primavesi und meinte,
es sei hoch an der Zeit, die Sprachenvorlagen so rasch
als möglich aus der Welt zu schaffen, da sie jede
andere positive Arbeit im Reichsrate hindere. Es sei
daher notwendig, daß sich die Deutschen mit den
Tschechen einigen. Der Vorsitzende GR. Föhner trat
Dr. Kraus entgegen. Schließlich wurde eine Resolution
beschlossen, in der dem Abg. Primavesi das Vertrauen
ausgesprochen und er ersucht wird, dahin zu wirken, daß
die deutsche Gemeinbürgschaft unver-
brüchlich aufrecht erhalten und weiter ausgestaltet
werde.

Die Alttschechen und Ackerbauminister
Braf.

Aus Prag, 21. d., wird uns gemeldet: Das
alttschechische Exekutivkomitee hielt heute unter Vorsitz
des Herrenhausmitgliedes Dr. Mattus eine zahlreich
besuchte Versammlung ab, in welcher die allgemeine
politische Situation besprochen und die Stellung der
Partei gegenüber der jetzigen Regierung erörtert wurde.
Das Exekutivkomitee faßte seine Ansichten in eine Re-
solution, in welcher erklärt wird, "daß einer Regierung,
die die größte Zahl der Ressorts mit ausgesprochenen
Feinden des tschechischen Volkes besetzte, kein Vertrauen
entgegengebracht werden könne. Die alttschechische Partei
erblickte in der Berufung eines ihrer besten Parteigenossen
und aufrichtigen Sohnes des tschechischen Volkes, Professor
Brafs zum Ackerbauminister gegenwärtig nichts anderes
als die Tatsache, daß eine außerordentliche wissen-
schaftliche Potenz für die staatliche Verwaltung gewonnen
wurde. Obwohl der Eintritt Professor Brafs in das
Ministerium ohne Vorwissen des Exekutivausschusses
vollzogen wurde, hegt die alttschechische Partei die feste
Ueberzeugung, daß Professor Braf in seiner Eigenschaft
als Ackerbauminister nur das beste für das tschechische
Volk anstreben werde, daher begrüße die Partei den
Ackerbauminister." -- Immer die alte Melodie: Nieder
mit der Regierung, hoch die Portefeuilles!

Hribar sucht Konfliktsstoff.

Aus Laibach,
21. d. wird uns gemeldet: Der Gemeinderat beschloß in
seiner gestrigen Sitzung eine Resolution, in der die
Regierung aufgefordert wird, daß in Hinkunft alle Zu-
schriften in Angelegenheit des übertragenen Wirkungs-
kreises, die an die Stadtverwaltung gerichtet sind, in
slovenischer Sprache abgefaßt sein sollen. Den Vorschlag
des Landesausschusses, die Stadtgemeinde möge das
slovenische Theater in Laibach in eigene Regie über-
nehmen, wird der Gemeinderat in seiner nächsten Sitzung
beraten.




Ausland.

Die "Norddeutsche Allgemeine
Zeitung
" schreibt in ihrer gestrigen Wochen-
rundschau:

Die von König Eduard bei dem Empfange der englischen
Kolonie ausgedrückte Erwartung, daß der ihm und der Königin
hier gewordene herzliche Empfang jenseits der Nordsee einen
lebhaften Widerhall finden werde, ist in reichem Maße in
Erfüllung gegangen. Von der Ueberzeugung, die der König bei
der Eröffnung des Parlaments äußerte, daß der herzliche
Willkomm dazu beitragen werde, die freundschaftlichen Gefühle
zwischen beiden Nationen zu stärken, sind in Deutschland
Regierung und Volk gleich erfüllt, welche sich eins wissen in
dem Wunsche, die Beziehungen der beiden Nationen zu einander
im Sinne unausgesetzter freundschaftlicher Entwicklung fortschreiren
zu sehen. Das Blatt betont dann, daß die Adreßdebatte in
beiden Häusern des englischen Parlaments sich im Einklange mit
den Aeußerungen des Königs befand, und erklärt, daß man




[Spaltenumbruch]

hat, die für alle jene geschrieben sind, die sich schou seit Jahren
mit dieser Wissenschaft befassen. In musterhafter Weise hält
indes diese Arbeit an dem Grundsatz fest, wirklich einzu-
führen. Der Stil ist von seltener Lebendigkeit, die Aus-
drucksweise in allem durchaus klar und durchsichtig. Keine
seichten, aber auch keine dunklen Stellen. Die einfache
Formel, die sich für komplizierte Dinge so schwer finden
läßt, wird klar herausgehoben. Die Grundlinie, die auf-
gezeigt werden soll, ist nirgends durch Details verwischt,
die nicht in eine Einführung gehören und so geht der
Faden der Erkenntnis nirgends verloren.

Die Zusammenhänge zwischen der Wirtschaft und den
übrigen Faktoren der Gesellschaft sind hier in außerordentlich
gelungener Weise aufgezeigt, und es wäre daher zu
wünschen, daß dieses Buch in den Kreis der Studierenden
den Eingang fände. Um es zu diesem Zwecke noch brauch-
barer zu gestalten, würden sich vielleicht im § 7 (über die
Bevölkerung) gewisse Kürzungen empfehlen, die es möglich
machten, das Buch auch Heranwachsenden in die Hand zu
geben.

Nehmen wir alles in allem, so kann dahin geurteilt
werden, daß das Buch den Zweck erfüllt, den der Verfasser
in einer Vorbemerkung aufstellt: eine Anschauung vom
wirtschaftlichen Leben zu geben, dessen Grundlagen darzu-
stellen und ein Lesebuch für Studierende und Gebildete
zu sein. f.--r.




Neu eingelaufene Bücher.

Große und kleine Kinder. Erzählung für die
Jugend von Gräfin Marie Corniani-Ouvaroff. Freie Bearbeitung
von Gräfin Erika Maria v. Pfeil. Mit siebzehn Bildern von
H. K. Günther. 8° (VIII u. 248) Freiburg 1909. Herdersche Ver-
lagsbuchhandlung. Mark 2.--; in Originalleinwandeinband
Mark 2.80.

Der französische Kulturkampf. Bon Professor
Dr. Holzer. 139 Seiten. Schilderung der Entstehung, Entwicklung
und Folgen der jetzigen religiös-politischen Wirren in Frankreich,
Verlag Opitz, Warnsdorf. Preis Kronen 1.20.


[Spaltenumbruch]

Mitteilungen des k. k. Archivs für Niederösterreich.
Herausgegeben im Auftrage des Statthalters Grafen Kielmans-
egg durch die Direktion des Archivs von A. Starzer, Archiv-
direktor. I. Jahrgang, Hest 4. Verlag Fromme, Wien.

Der König der Panduren. Roman aus der
Zeit Maria Theresis. Band 23 und 24 der Pohlschen Volks-
bücherei. Verlag Pohl, Prachatitz. Preis per Band Kronen --.50.

Schädlicher und nützlicher Einfluß der
Festungen auf die Kriegführung.
Dargestellt an
den Kriegsereignissen im Bereiche des venetianischen Festungs-
vierecks von 1796 bis 1866. Von P. Rath. Verlag Seidel & Sohn,
Wien.

Zeitschriften: "Die christliche Frau." Zeitschrift für
weibliche Bildung und christliche Frauentätigkeit in Familie und
Gesellschaft. Zugleich Organ für die katholische Frauenbewegung.
Herausgegeben vom Charitasverband für das katholische Deutsch-
land. Jährlich 12 Hefte. Preis Mark 5.--. Charitasverlag zu
Freiburg i. Br., Belfortstraße 20. "Der Ordensdirektor." Korre-
spondenzblatt für Direktoren des III. Ordens. Jeden zweiten Monat
ein Heft. Preis Kronen 3.20. Verlag Franziskanerkloster
Innsbruck. "Jung-Oesterreich", Monatsschrift herausgegeben
vom katholischen Jünglingsverein "Mariahilf", Preis Kr. 2.60.
Verlag des genannten Vereines, Wien, 7. Bez., Westbahn-
straße 40. "Die Schulreform", Zeitschrift zur Förderung einer
Neuordnung unseres Unterrichts und Erziehungswesens und der
Pflege der Jugend- und Kinderfürsorge. Abonnementspreis
Kronen 4.--. Verlag Habacher-Gmunden. "Historisch-politische
Blätter". Jahrgang 1909. Eigentum der Familie Görres. In
Kommission der Literarisch-artistischen Anstalt (Riedel)-München.
"Die katholischen Missionen". Illustrierte Monatschrift.
37. Jahrgang. (Oktober 1908 bis September 1909.) 12 Nummern.
Preis Mark 4.--. Verlag Herder-Freiburg. "Stimmen aus
Maria-Laach". Katholische Blätter. Jahrgang 1909, Jährlich
10 Hefte. Preis Mark 10.80. Verlag Herder-Freiburg. "Weckrufe
an das katholische Volk." Vereinszeitschrift herausgegeben vom
Dr. Kaspar Schwarz, Jährlich 12 Nummern. Preis Krone 1.--.
Verlag des Katholischen Schulvereines-Wien, 1. Bez., Stefans-
platz 6. "Allgemeine Rundschau". Wochenschrift für Politik und
Kultur. Herausgegeben von Dr. Armin Kausen in München.
Preis per Quartal Mark 2.40.




[Spaltenumbruch]

deutscherseits der Auffassung Crewes vollauf beipflichte, daß die
freundschaftliche Gestaltung der Beziehungen Deutschlands und
Englands zu einander nicht eine Gefährdung der zwischen einem
von ihnen zu dritten Mächten bestehenden Bündnisse oder Ver-
ständigungen voraussetze oder anstrebe. Ebenso könne man mit
Crewe vom deutschen Standpunkt aus die Ueberzeugung teilen,
daß Deutschland und England imstande sein sollten, jedes
gegenüber dem anderen die Gelegenheit zu einträchtigem Zu-
sammenwirken zu ergreifen, nicht nur zur Aufrechterhaltung des
Friedens, sondern auch zur Förderung der vielen Interessen
beider Länder, die einander nicht widerstreiten. In
dem Maße, wie solche Auffassungen auf beiden Seiten der
Nordsee Gemeingut immer weiterer Kreise werden, werde sich
die Grundlage festigen, die durch die Berliner Festtage ge-
schaffen worden ist, und auf dieser Grundlage würden sich dann
die Beziehungen zwischen beiden Stationen in ersprießlicher
Weise zu einem stets stärker werdenden Friedensfaktor entfalten
können.

An den deutschen Kaisermanövern
werden, wie aus Berlin vom 21. d. M. berichtet wird,
in diesem Jahre das 12. und 14. Armeekorps teil-
nehmen sowie das 1. und 3. bayrische Armeekorps und
die 4. bayrische Division.

Die französischen Marinekredite
sind, wie aus Paris vom 21. d. M. gemeldet wird, in
dem Samstag abgehaltenen Ministerrate vom Finanz-
minister Caillaux in 3 Kategorien eingeteilt worden,
nämlich die unerläßlichen Kredite im Betrage
von 85 Millionen Franken; in die Kredite, die solange
zurückgestellt werden müßten, bis weitere Aufschlüsse über
ihre Verwendung erteilt würden, ihre Höhe beläuft sich
auf 25 Millionen Franken und die Kredite (113 Milli-
onen Franken), die zurückgestellt werden müßten, da sie
den Beginn des neuen Programmes bilden.

Ueber den Expräsident von Vene-
zuela Castro
meldet die "Associated Preß" aus
Caracas vom 21. d.: Der Bundesgerichtshof hat
nach Prüfung der gegen den Präsidenten Castro er-
hobenen Anklage wegen Teilnahme an dem
zur Ermordung
des Vizepräsidenten Gomez
geschmiedeten Komplott dahin entschieden, daß ge-
nügende Beweise vorliegen, um die weitere Verhandlung
dem Kriegsgerichte zu überweisen. Gleichzeitig erklärte
der Bundesgerichtshof, daß Castro verfassungsgemäß von
der Präsidentschaft suspendiert worden sei.

In Teheran wurde, wie aus Berlin vom
21. d. gemeldet wird, eine große Zahl vom Bomben
von der Polizei beschlagnahmt. Es wurden viele Ver-
haftungen vorgenommen.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag den 23. Februar 1909.

Katholiken: Romana. -- Griechen (10. Februar): Charal. --
Sonnenaufgang 6 Uhr 56 Minuten morgens. -- Sonnenunter-
gang 5 Uhr 33 Minuten abends. -- Mondesaufgang 8 Uhr
48 Minuten morgens. -- Mondesuntergang 9 Uhr 37 Minuten
abends.

* Geschichtskalender für den 23. Februar.

1685.
Georg Friedrich Händel, der Großmeister des Oratoriums in
Halle geb. -- 1813. Franz Delitsch, Theolog und Sprachforscher,
in Leipzig geb. -- 1834. Der Afrikareisende Gustav Nachtigal
in Eichstedt bei Stendal geb. -- 1855. Tod des Mathematikers
Joh. Friedr. Gauß in Göttingen. -- 1863. Der Maler Franz
Stuck in Gettenweis (Niederbayern) geboren. -- 1879. Der
Generalfeldmarschall und preußische Kriegsminister Albrecht von
Bonn in Berlin gest. -- 1908. Der Chirurg Friedrich
v. Ermarck in Kiel gest. -- Der tschechische Dichter Svatopluk
Cech in Prag gest. -- Der tschechische Geschichtsschreiber und
Staatsmann Dr. Johann Palacky in Prag gest.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiser
hat dem Hofrechnungsrate Andreas Neidhart anläß-
lich der Versetzung in den Ruhestand das Ritterkreuz des
Franz-Josefordens, den Staatsbahndirektorstellvertretern
Moritz Tischler und Karl Ritter von Listowski
aus Anlaß der Uebernahme in den Ruhestand den Titel
eines Hofrates verliehen, den Ministerialsekretär im Eisen-
bahnministerium Dr. Georg Younga Ritter v. Lenie
sowie den Oberinspektor der österreichischen Staatsbahnen
Heinrich Steininger zu Staatsbahndirektorstell-
vertretern in der sechsten Rangsklasse der Staatsbeamten,
und zwar ersteren unter Belassung des Titels eines Sektions-
rates und letzteren unter gleichzeitiger Verleihung des
Titels eines Regierungsrates ernannt. -- Der Oberst-
kämmerer hat an der Hofbibliothek den Assistenten Dr.
Ferdinand Scherber zum Kustosadjunkten und den
wissenschaftlichen Hilfsarbeiter Dr. Franz Martin
Haberditzl zum Assistenten ernannt. -- Der Minister
für Kultus und Unterricht hat den Uebungsschullehrer am
Landeslehrerseminar des Pädagogiums in Wien Siegmund
Müller zum Hauptlehrer an der Lehrerinnenbildungs-
anstalt in Wien ernannt. -- Der Handelsminister hat zu
Posträten ernannt die Postsekrekäre Erwin Natterer
in Wien, Dr. Adrian Müller in Graz, Johann
Jurasky in Brünn, Johann Dobusch in Prag für
Wien, Hugo Dörfel in Prag, Karl Schwarzer in
Prag, Dr. Anton Kastner in Innsbruck, Viktor
Streichert in Graz und Rudolf Skliba in Prag,
ferner die Oberpostkommissäre Karl Schlesinger in
Wien und Dr. Viktor Wranitzky in Graz. -- Der
Handelsminister hat den Postkontrollor Lorenz v. Mirkovic
in Zara zum Oberpostkontrollor in Cattaro ernannt.

* Personalnachrichten.

Der Minister für öffentliche
Arbeiten August Ritt hat sich gestern abend auf mehrere
Tage nach Innsbruck begeben

* Beeidigungen.

Der Kaiser hat heute vormittag den
neuernannten Obersthofmeister der Erzherzogin Adelgunde,
Grafen Paul Forni, und den General-Oberstabsarzt
Dr. Josef R. v. Uriel in ihrer Eigenschaft als geheime
Räte beeidigt.

* Fremde Fürstlichkeiten.

Herzog und Herzogin Nikolaus
von Leuchtenberg sind am 20. d. M. von hier nach
Paris abgereist.

* Hoftrauer.

Auf kaiserliche Anordnung wird für
Wladimir Alexandrowitsch Großfürsten von Rußland
die Hoftrauer von Montag den 22. Februar angefangen

Nr. 53 Wien, Montag Reichspoſt 22. Februar 1909.

[Spaltenumbruch]

nannt. Die Parteileitung will erſt den Ausfall der
Gemeindewahlen im März abwarten. In der
Stadt Hallein, dann in den Märkten des
Lungau und des Pinzgau wird ſie die Bewerber
der Deutſchen Volkspartei unterſtützen. In Radſtadt
ſtellte ſie einen Lehrer(!) auf: Oberlehrer Schintel-
meiſter.
Man darf begierig ſein, ob auch andere Parteien
Lehrer kandidieren. Die Märkte des Tennengau ſollen dem
bisherigen Vertreter Bürgermeiſter Huber von Kolling
geſichert werden und die Märkte des Flachgau und des
Pongau hofft man zu erobern, jene mit dem Spengler-
meiſter Bachner in Oberndorf, dieſe mit dem Bürger-
meiſter Nitſch von Biſchofshofen. Die Mandate der
Landgemeinden ſind der Partei ſicher, dank der uner-
müdlichen Organiſationsarbeit des Bauernbundes. Der
Großgrundbeſitz, bisher in liberalem Beſitz, wird hoffent-
lich ſo vernünftig ſein, ſich dem Bauernbunde anzu-
ſchließen.

Das Hauptintereſſe wendet ſich naturgemäß der
neuen vierten Kurie zu. Wahlkreis I (Stadt Salzburg)
und II (Hallein, Radſtadt und ſämtliche Märkte nebſt
Badgaſtein, Maxglan und Gnigl) bilden eine Intereſſen-
kurie der früher nicht Wahlberechtigten ohne Wahlpflicht,
die Wahlkreiſe III bis IV (Landgemeinden) wählen
nach dem allgemeinen gleichen Wahlrechte mit Wahl-
pflicht, Die erſten beiden betrachten die Sozial-
demokraten als ihren Beſitz, die vier letzteren
gehören dem Bauernbunde. Dieſer aber — man
kann ſeine politiſche Einſicht und ſeine Parteidisziplin
nicht hoch genug rühmen — tritt von dieſen vier ſicheren
Mandaten drei der organiſierten Arbeiterſchaft ab und
gibt ihr noch ein Mandat der Zenſuskurie im Pinzgau,
ſo daß die chriſtlichſoziale Arbeiterſchaft mit vier ſicheren
Mandaten rechnen kann. Abg. Dr. Stölzl hat ſeiner
Partei auch eine „deutſchbewußte“ Arbeiterorganiſation
geſchaffen. Welches ſichere Mandat wird die deutſch-
freiſinnige Koalition ihren Arbeitern abtreten? Für die
vier ſicheren Mandate werden kandidiert: der penſionierte
Eiſenbahner und Mitglied des Verkehrsbundes Jakob
Miglbauer in Steindorf; Präſes des Katholiſchen
Arbeitervereines in St. Johann im Pongau Kooperator
Michael Neureiter; Fabriksarbeiter Joſef Mühl-
mann,
Obmann des Katholiſchen Arbeitervereines in
Lend, und Joſef Rainer, ehemals Holzarbeiter
und jetzt Gemeindeſekretär in Saalbach. Dazu
kommen zwei Kampfkandidaten: für die Stadt Salzburg
der Kleingewerbetreibende Baldinger, welcher
lange Jahre Obmann des katholiſchen Arbeitervereins
war, und für die Städte und Märkte Redakteur Franz
Schmitz, Zentralpräſes der katholiſchen Geſellenvereine.
Letzterer iſt in allen Märkten bei den Arbeitern als
tüchtiger Redner und Organiſator bekannt, ſtammt aus
einer Arbeiterfamilie und leitet ſeit Jahren die ſozialen
Kurſe in Salzburg. Wenn jemand, ſo iſt er geeignet die
Arbeiterſchaft auch wiſſenſchaftlich zu vertreten. Das vierte
Mandat der allgemeinen Kurie hat der Bauernbund
dem den Leſern der „Reichspoſt“ gut bekannten Doktor
Franz Hofer angetragen, der als Hausbeſitzer in
Schwarzach im Pongau zu den Salzburgern gerechnet
werden kann. So müſſen auch die Gegner zugeſtehen,
daß die Kandidatenliſte der Chriſtlichſozialen allen be-
gründeten Anforderungen an eine Volkspartei gerecht wird.

Liberale Vermutungen.

Aus Olmütz, 21. d.,
wird uns berichtet: In einer Wählerverſammlung er-
ſtattete der Präſident der Olmützer Handels- und
Gewerbekammer, Abg. Primaveſi, heute hier ſeinen
Rechenſchaftsbericht und erklärte u. a., er habe das
innere Empfinden, daß das neue Miniſterium des Frei-
herrn v. Bienerth zu einem größeren und
geheimeren Zwecke
berufen wurde, als nach
außen hin mitgeteilt wird. Es ſei nicht ausgeſchloſſen,
[Spaltenumbruch] daß Freiherr v. Bienerth die Abſicht hat, das Abgeord-
netenhaus für den Fall, als es ſich neuer-
lich als arbeitsunfähig erweiſen ſollte, aufzu-
löſen und für den Fall, als auch das neue
Haus die Sprachenfrage nicht erledigen ſollte, das
Sprachengeſetz mit dem § 14 durchzuführen. Zahnarzt
Dr. Kraus polemiſierte gegen Primaveſi und meinte,
es ſei hoch an der Zeit, die Sprachenvorlagen ſo raſch
als möglich aus der Welt zu ſchaffen, da ſie jede
andere poſitive Arbeit im Reichsrate hindere. Es ſei
daher notwendig, daß ſich die Deutſchen mit den
Tſchechen einigen. Der Vorſitzende GR. Föhner trat
Dr. Kraus entgegen. Schließlich wurde eine Reſolution
beſchloſſen, in der dem Abg. Primaveſi das Vertrauen
ausgeſprochen und er erſucht wird, dahin zu wirken, daß
die deutſche Gemeinbürgſchaft unver-
brüchlich aufrecht erhalten und weiter ausgeſtaltet
werde.

Die Alttſchechen und Ackerbauminiſter
Braf.

Aus Prag, 21. d., wird uns gemeldet: Das
alttſchechiſche Exekutivkomitee hielt heute unter Vorſitz
des Herrenhausmitgliedes Dr. Mattus eine zahlreich
beſuchte Verſammlung ab, in welcher die allgemeine
politiſche Situation beſprochen und die Stellung der
Partei gegenüber der jetzigen Regierung erörtert wurde.
Das Exekutivkomitee faßte ſeine Anſichten in eine Re-
ſolution, in welcher erklärt wird, „daß einer Regierung,
die die größte Zahl der Reſſorts mit ausgeſprochenen
Feinden des tſchechiſchen Volkes beſetzte, kein Vertrauen
entgegengebracht werden könne. Die alttſchechiſche Partei
erblickte in der Berufung eines ihrer beſten Parteigenoſſen
und aufrichtigen Sohnes des tſchechiſchen Volkes, Profeſſor
Brafs zum Ackerbauminiſter gegenwärtig nichts anderes
als die Tatſache, daß eine außerordentliche wiſſen-
ſchaftliche Potenz für die ſtaatliche Verwaltung gewonnen
wurde. Obwohl der Eintritt Profeſſor Brafs in das
Miniſterium ohne Vorwiſſen des Exekutivausſchuſſes
vollzogen wurde, hegt die alttſchechiſche Partei die feſte
Ueberzeugung, daß Profeſſor Braf in ſeiner Eigenſchaft
als Ackerbauminiſter nur das beſte für das tſchechiſche
Volk anſtreben werde, daher begrüße die Partei den
Ackerbauminiſter.“ — Immer die alte Melodie: Nieder
mit der Regierung, hoch die Portefeuilles!

Hribar ſucht Konfliktsſtoff.

Aus Laibach,
21. d. wird uns gemeldet: Der Gemeinderat beſchloß in
ſeiner geſtrigen Sitzung eine Reſolution, in der die
Regierung aufgefordert wird, daß in Hinkunft alle Zu-
ſchriften in Angelegenheit des übertragenen Wirkungs-
kreiſes, die an die Stadtverwaltung gerichtet ſind, in
ſloveniſcher Sprache abgefaßt ſein ſollen. Den Vorſchlag
des Landesausſchuſſes, die Stadtgemeinde möge das
ſloveniſche Theater in Laibach in eigene Regie über-
nehmen, wird der Gemeinderat in ſeiner nächſten Sitzung
beraten.




Ausland.

Die „Norddeutſche Allgemeine
Zeitung
“ ſchreibt in ihrer geſtrigen Wochen-
rundſchau:

Die von König Eduard bei dem Empfange der engliſchen
Kolonie ausgedrückte Erwartung, daß der ihm und der Königin
hier gewordene herzliche Empfang jenſeits der Nordſee einen
lebhaften Widerhall finden werde, iſt in reichem Maße in
Erfüllung gegangen. Von der Ueberzeugung, die der König bei
der Eröffnung des Parlaments äußerte, daß der herzliche
Willkomm dazu beitragen werde, die freundſchaftlichen Gefühle
zwiſchen beiden Nationen zu ſtärken, ſind in Deutſchland
Regierung und Volk gleich erfüllt, welche ſich eins wiſſen in
dem Wunſche, die Beziehungen der beiden Nationen zu einander
im Sinne unausgeſetzter freundſchaftlicher Entwicklung fortſchreiren
zu ſehen. Das Blatt betont dann, daß die Adreßdebatte in
beiden Häuſern des engliſchen Parlaments ſich im Einklange mit
den Aeußerungen des Königs befand, und erklärt, daß man




[Spaltenumbruch]

hat, die für alle jene geſchrieben ſind, die ſich ſchou ſeit Jahren
mit dieſer Wiſſenſchaft befaſſen. In muſterhafter Weiſe hält
indes dieſe Arbeit an dem Grundſatz feſt, wirklich einzu-
führen. Der Stil iſt von ſeltener Lebendigkeit, die Aus-
drucksweiſe in allem durchaus klar und durchſichtig. Keine
ſeichten, aber auch keine dunklen Stellen. Die einfache
Formel, die ſich für komplizierte Dinge ſo ſchwer finden
läßt, wird klar herausgehoben. Die Grundlinie, die auf-
gezeigt werden ſoll, iſt nirgends durch Details verwiſcht,
die nicht in eine Einführung gehören und ſo geht der
Faden der Erkenntnis nirgends verloren.

Die Zuſammenhänge zwiſchen der Wirtſchaft und den
übrigen Faktoren der Geſellſchaft ſind hier in außerordentlich
gelungener Weiſe aufgezeigt, und es wäre daher zu
wünſchen, daß dieſes Buch in den Kreis der Studierenden
den Eingang fände. Um es zu dieſem Zwecke noch brauch-
barer zu geſtalten, würden ſich vielleicht im § 7 (über die
Bevölkerung) gewiſſe Kürzungen empfehlen, die es möglich
machten, das Buch auch Heranwachſenden in die Hand zu
geben.

Nehmen wir alles in allem, ſo kann dahin geurteilt
werden, daß das Buch den Zweck erfüllt, den der Verfaſſer
in einer Vorbemerkung aufſtellt: eine Anſchauung vom
wirtſchaftlichen Leben zu geben, deſſen Grundlagen darzu-
ſtellen und ein Leſebuch für Studierende und Gebildete
zu ſein. f.—r.




Neu eingelaufene Bücher.

Große und kleine Kinder. Erzählung für die
Jugend von Gräfin Marie Corniani-Ouvaroff. Freie Bearbeitung
von Gräfin Erika Maria v. Pfeil. Mit ſiebzehn Bildern von
H. K. Günther. 8° (VIII u. 248) Freiburg 1909. Herderſche Ver-
lagsbuchhandlung. Mark 2.—; in Originalleinwandeinband
Mark 2.80.

Der franzöſiſche Kulturkampf. Bon Profeſſor
Dr. Holzer. 139 Seiten. Schilderung der Entſtehung, Entwicklung
und Folgen der jetzigen religiös-politiſchen Wirren in Frankreich,
Verlag Opitz, Warnsdorf. Preis Kronen 1.20.


[Spaltenumbruch]

Mitteilungen des k. k. Archivs für Niederöſterreich.
Herausgegeben im Auftrage des Statthalters Grafen Kielmans-
egg durch die Direktion des Archivs von A. Starzer, Archiv-
direktor. I. Jahrgang, Heſt 4. Verlag Fromme, Wien.

Der König der Panduren. Roman aus der
Zeit Maria Thereſis. Band 23 und 24 der Pohlſchen Volks-
bücherei. Verlag Pohl, Prachatitz. Preis per Band Kronen —.50.

Schädlicher und nützlicher Einfluß der
Feſtungen auf die Kriegführung.
Dargeſtellt an
den Kriegsereigniſſen im Bereiche des venetianiſchen Feſtungs-
vierecks von 1796 bis 1866. Von P. Rath. Verlag Seidel & Sohn,
Wien.

Zeitſchriften: „Die chriſtliche Frau.“ Zeitſchrift für
weibliche Bildung und chriſtliche Frauentätigkeit in Familie und
Geſellſchaft. Zugleich Organ für die katholiſche Frauenbewegung.
Herausgegeben vom Charitasverband für das katholiſche Deutſch-
land. Jährlich 12 Hefte. Preis Mark 5.—. Charitasverlag zu
Freiburg i. Br., Belfortſtraße 20. „Der Ordensdirektor.“ Korre-
ſpondenzblatt für Direktoren des III. Ordens. Jeden zweiten Monat
ein Heft. Preis Kronen 3.20. Verlag Franziskanerkloſter
Innsbruck. „Jung-Oeſterreich“, Monatsſchrift herausgegeben
vom katholiſchen Jünglingsverein „Mariahilf“, Preis Kr. 2.60.
Verlag des genannten Vereines, Wien, 7. Bez., Weſtbahn-
ſtraße 40. „Die Schulreform“, Zeitſchrift zur Förderung einer
Neuordnung unſeres Unterrichts und Erziehungsweſens und der
Pflege der Jugend- und Kinderfürſorge. Abonnementspreis
Kronen 4.—. Verlag Habacher-Gmunden. „Hiſtoriſch-politiſche
Blätter“. Jahrgang 1909. Eigentum der Familie Görres. In
Kommiſſion der Literariſch-artiſtiſchen Anſtalt (Riedel)-München.
„Die katholiſchen Miſſionen“. Illuſtrierte Monatſchrift.
37. Jahrgang. (Oktober 1908 bis September 1909.) 12 Nummern.
Preis Mark 4.—. Verlag Herder-Freiburg. „Stimmen aus
Maria-Laach“. Katholiſche Blätter. Jahrgang 1909, Jährlich
10 Hefte. Preis Mark 10.80. Verlag Herder-Freiburg. „Weckrufe
an das katholiſche Volk.“ Vereinszeitſchrift herausgegeben vom
Dr. Kaſpar Schwarz, Jährlich 12 Nummern. Preis Krone 1.—.
Verlag des Katholiſchen Schulvereines-Wien, 1. Bez., Stefans-
platz 6. „Allgemeine Rundſchau“. Wochenſchrift für Politik und
Kultur. Herausgegeben von Dr. Armin Kauſen in München.
Preis per Quartal Mark 2.40.




[Spaltenumbruch]

deutſcherſeits der Auffaſſung Crewes vollauf beipflichte, daß die
freundſchaftliche Geſtaltung der Beziehungen Deutſchlands und
Englands zu einander nicht eine Gefährdung der zwiſchen einem
von ihnen zu dritten Mächten beſtehenden Bündniſſe oder Ver-
ſtändigungen vorausſetze oder anſtrebe. Ebenſo könne man mit
Crewe vom deutſchen Standpunkt aus die Ueberzeugung teilen,
daß Deutſchland und England imſtande ſein ſollten, jedes
gegenüber dem anderen die Gelegenheit zu einträchtigem Zu-
ſammenwirken zu ergreifen, nicht nur zur Aufrechterhaltung des
Friedens, ſondern auch zur Förderung der vielen Intereſſen
beider Länder, die einander nicht widerſtreiten. In
dem Maße, wie ſolche Auffaſſungen auf beiden Seiten der
Nordſee Gemeingut immer weiterer Kreiſe werden, werde ſich
die Grundlage feſtigen, die durch die Berliner Feſttage ge-
ſchaffen worden iſt, und auf dieſer Grundlage würden ſich dann
die Beziehungen zwiſchen beiden Stationen in erſprießlicher
Weiſe zu einem ſtets ſtärker werdenden Friedensfaktor entfalten
können.

An den deutſchen Kaiſermanövern
werden, wie aus Berlin vom 21. d. M. berichtet wird,
in dieſem Jahre das 12. und 14. Armeekorps teil-
nehmen ſowie das 1. und 3. bayriſche Armeekorps und
die 4. bayriſche Diviſion.

Die franzöſiſchen Marinekredite
ſind, wie aus Paris vom 21. d. M. gemeldet wird, in
dem Samstag abgehaltenen Miniſterrate vom Finanz-
miniſter Caillaux in 3 Kategorien eingeteilt worden,
nämlich die unerläßlichen Kredite im Betrage
von 85 Millionen Franken; in die Kredite, die ſolange
zurückgeſtellt werden müßten, bis weitere Aufſchlüſſe über
ihre Verwendung erteilt würden, ihre Höhe beläuft ſich
auf 25 Millionen Franken und die Kredite (113 Milli-
onen Franken), die zurückgeſtellt werden müßten, da ſie
den Beginn des neuen Programmes bilden.

Ueber den Expräſident von Vene-
zuela Caſtro
meldet die „Aſſociated Preß“ aus
Caracas vom 21. d.: Der Bundesgerichtshof hat
nach Prüfung der gegen den Präſidenten Caſtro er-
hobenen Anklage wegen Teilnahme an dem
zur Ermordung
des Vizepräſidenten Gomez
geſchmiedeten Komplott dahin entſchieden, daß ge-
nügende Beweiſe vorliegen, um die weitere Verhandlung
dem Kriegsgerichte zu überweiſen. Gleichzeitig erklärte
der Bundesgerichtshof, daß Caſtro verfaſſungsgemäß von
der Präſidentſchaft ſuspendiert worden ſei.

In Teheran wurde, wie aus Berlin vom
21. d. gemeldet wird, eine große Zahl vom Bomben
von der Polizei beſchlagnahmt. Es wurden viele Ver-
haftungen vorgenommen.




Tagesbericht.


* Kalender für Dienstag den 23. Februar 1909.

Katholiken: Romana. — Griechen (10. Februar): Charal. —
Sonnenaufgang 6 Uhr 56 Minuten morgens. — Sonnenunter-
gang 5 Uhr 33 Minuten abends. — Mondesaufgang 8 Uhr
48 Minuten morgens. — Mondesuntergang 9 Uhr 37 Minuten
abends.

* Geſchichtskalender für den 23. Februar.

1685.
Georg Friedrich Händel, der Großmeiſter des Oratoriums in
Halle geb. — 1813. Franz Delitſch, Theolog und Sprachforſcher,
in Leipzig geb. — 1834. Der Afrikareiſende Guſtav Nachtigal
in Eichſtedt bei Stendal geb. — 1855. Tod des Mathematikers
Joh. Friedr. Gauß in Göttingen. — 1863. Der Maler Franz
Stuck in Gettenweis (Niederbayern) geboren. — 1879. Der
Generalfeldmarſchall und preußiſche Kriegsminiſter Albrecht von
Bonn in Berlin geſt. — 1908. Der Chirurg Friedrich
v. Ermarck in Kiel geſt. — Der tſchechiſche Dichter Svatopluk
Cech in Prag geſt. — Der tſchechiſche Geſchichtsſchreiber und
Staatsmann Dr. Johann Palacky in Prag geſt.

* Auszeichnungen und Ernennungen.

Der Kaiſer
hat dem Hofrechnungsrate Andreas Neidhart anläß-
lich der Verſetzung in den Ruheſtand das Ritterkreuz des
Franz-Joſefordens, den Staatsbahndirektorſtellvertretern
Moritz Tiſchler und Karl Ritter von Liſtowski
aus Anlaß der Uebernahme in den Ruheſtand den Titel
eines Hofrates verliehen, den Miniſterialſekretär im Eiſen-
bahnminiſterium Dr. Georg Younga Ritter v. Lenie
ſowie den Oberinſpektor der öſterreichiſchen Staatsbahnen
Heinrich Steininger zu Staatsbahndirektorſtell-
vertretern in der ſechſten Rangsklaſſe der Staatsbeamten,
und zwar erſteren unter Belaſſung des Titels eines Sektions-
rates und letzteren unter gleichzeitiger Verleihung des
Titels eines Regierungsrates ernannt. — Der Oberſt-
kämmerer hat an der Hofbibliothek den Aſſiſtenten Dr.
Ferdinand Scherber zum Kuſtosadjunkten und den
wiſſenſchaftlichen Hilfsarbeiter Dr. Franz Martin
Haberditzl zum Aſſiſtenten ernannt. — Der Miniſter
für Kultus und Unterricht hat den Uebungsſchullehrer am
Landeslehrerſeminar des Pädagogiums in Wien Siegmund
Müller zum Hauptlehrer an der Lehrerinnenbildungs-
anſtalt in Wien ernannt. — Der Handelsminiſter hat zu
Poſträten ernannt die Poſtſekrekäre Erwin Natterer
in Wien, Dr. Adrian Müller in Graz, Johann
Jurasky in Brünn, Johann Dobuſch in Prag für
Wien, Hugo Dörfel in Prag, Karl Schwarzer in
Prag, Dr. Anton Kaſtner in Innsbruck, Viktor
Streichert in Graz und Rudolf Skliba in Prag,
ferner die Oberpoſtkommiſſäre Karl Schleſinger in
Wien und Dr. Viktor Wranitzky in Graz. — Der
Handelsminiſter hat den Poſtkontrollor Lorenz v. Mirkovic
in Zara zum Oberpoſtkontrollor in Cattaro ernannt.

* Perſonalnachrichten.

Der Miniſter für öffentliche
Arbeiten Auguſt Ritt hat ſich geſtern abend auf mehrere
Tage nach Innsbruck begeben

* Beeidigungen.

Der Kaiſer hat heute vormittag den
neuernannten Oberſthofmeiſter der Erzherzogin Adelgunde,
Grafen Paul Forni, und den General-Oberſtabsarzt
Dr. Joſef R. v. Uriel in ihrer Eigenſchaft als geheime
Räte beeidigt.

* Fremde Fürſtlichkeiten.

Herzog und Herzogin Nikolaus
von Leuchtenberg ſind am 20. d. M. von hier nach
Paris abgereiſt.

* Hoftrauer.

Auf kaiſerliche Anordnung wird für
Wladimir Alexandrowitſch Großfürſten von Rußland
die Hoftrauer von Montag den 22. Februar angefangen

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H. K. Günther. 8° (<hi rendition="#aq">VIII</hi> u. 248) Freiburg 1909. Herder&#x017F;che Ver-<lb/>
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und Folgen der jetzigen religiös-politi&#x017F;chen Wirren in Frankreich,<lb/>
Verlag Opitz, Warnsdorf. Preis Kronen 1.20.</p><lb/>
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vierecks von 1796 bis 1866. Von P. Rath. Verlag Seidel &amp; Sohn,<lb/>
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Kronen 4.&#x2014;. Verlag Habacher-Gmunden. &#x201E;Hi&#x017F;tori&#x017F;ch-politi&#x017F;che<lb/>
Blätter&#x201C;. Jahrgang 1909. Eigentum der Familie Görres. In<lb/>
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37. Jahrgang. (Oktober 1908 bis September 1909.) 12 Nummern.<lb/>
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Maria-Laach&#x201C;. Katholi&#x017F;che Blätter. Jahrgang 1909, Jährlich<lb/>
10 Hefte. Preis Mark 10.80. Verlag Herder-Freiburg. &#x201E;Weckrufe<lb/>
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[3/0003] Nr. 53 Wien, Montag Reichspoſt 22. Februar 1909. nannt. Die Parteileitung will erſt den Ausfall der Gemeindewahlen im März abwarten. In der Stadt Hallein, dann in den Märkten des Lungau und des Pinzgau wird ſie die Bewerber der Deutſchen Volkspartei unterſtützen. In Radſtadt ſtellte ſie einen Lehrer(!) auf: Oberlehrer Schintel- meiſter. Man darf begierig ſein, ob auch andere Parteien Lehrer kandidieren. Die Märkte des Tennengau ſollen dem bisherigen Vertreter Bürgermeiſter Huber von Kolling geſichert werden und die Märkte des Flachgau und des Pongau hofft man zu erobern, jene mit dem Spengler- meiſter Bachner in Oberndorf, dieſe mit dem Bürger- meiſter Nitſch von Biſchofshofen. Die Mandate der Landgemeinden ſind der Partei ſicher, dank der uner- müdlichen Organiſationsarbeit des Bauernbundes. Der Großgrundbeſitz, bisher in liberalem Beſitz, wird hoffent- lich ſo vernünftig ſein, ſich dem Bauernbunde anzu- ſchließen. Das Hauptintereſſe wendet ſich naturgemäß der neuen vierten Kurie zu. Wahlkreis I (Stadt Salzburg) und II (Hallein, Radſtadt und ſämtliche Märkte nebſt Badgaſtein, Maxglan und Gnigl) bilden eine Intereſſen- kurie der früher nicht Wahlberechtigten ohne Wahlpflicht, die Wahlkreiſe III bis IV (Landgemeinden) wählen nach dem allgemeinen gleichen Wahlrechte mit Wahl- pflicht, Die erſten beiden betrachten die Sozial- demokraten als ihren Beſitz, die vier letzteren gehören dem Bauernbunde. Dieſer aber — man kann ſeine politiſche Einſicht und ſeine Parteidisziplin nicht hoch genug rühmen — tritt von dieſen vier ſicheren Mandaten drei der organiſierten Arbeiterſchaft ab und gibt ihr noch ein Mandat der Zenſuskurie im Pinzgau, ſo daß die chriſtlichſoziale Arbeiterſchaft mit vier ſicheren Mandaten rechnen kann. Abg. Dr. Stölzl hat ſeiner Partei auch eine „deutſchbewußte“ Arbeiterorganiſation geſchaffen. Welches ſichere Mandat wird die deutſch- freiſinnige Koalition ihren Arbeitern abtreten? Für die vier ſicheren Mandate werden kandidiert: der penſionierte Eiſenbahner und Mitglied des Verkehrsbundes Jakob Miglbauer in Steindorf; Präſes des Katholiſchen Arbeitervereines in St. Johann im Pongau Kooperator Michael Neureiter; Fabriksarbeiter Joſef Mühl- mann, Obmann des Katholiſchen Arbeitervereines in Lend, und Joſef Rainer, ehemals Holzarbeiter und jetzt Gemeindeſekretär in Saalbach. Dazu kommen zwei Kampfkandidaten: für die Stadt Salzburg der Kleingewerbetreibende Baldinger, welcher lange Jahre Obmann des katholiſchen Arbeitervereins war, und für die Städte und Märkte Redakteur Franz Schmitz, Zentralpräſes der katholiſchen Geſellenvereine. Letzterer iſt in allen Märkten bei den Arbeitern als tüchtiger Redner und Organiſator bekannt, ſtammt aus einer Arbeiterfamilie und leitet ſeit Jahren die ſozialen Kurſe in Salzburg. Wenn jemand, ſo iſt er geeignet die Arbeiterſchaft auch wiſſenſchaftlich zu vertreten. Das vierte Mandat der allgemeinen Kurie hat der Bauernbund dem den Leſern der „Reichspoſt“ gut bekannten Doktor Franz Hofer angetragen, der als Hausbeſitzer in Schwarzach im Pongau zu den Salzburgern gerechnet werden kann. So müſſen auch die Gegner zugeſtehen, daß die Kandidatenliſte der Chriſtlichſozialen allen be- gründeten Anforderungen an eine Volkspartei gerecht wird. Liberale Vermutungen. Aus Olmütz, 21. d., wird uns berichtet: In einer Wählerverſammlung er- ſtattete der Präſident der Olmützer Handels- und Gewerbekammer, Abg. Primaveſi, heute hier ſeinen Rechenſchaftsbericht und erklärte u. a., er habe das innere Empfinden, daß das neue Miniſterium des Frei- herrn v. Bienerth zu einem größeren und geheimeren Zwecke berufen wurde, als nach außen hin mitgeteilt wird. Es ſei nicht ausgeſchloſſen, daß Freiherr v. Bienerth die Abſicht hat, das Abgeord- netenhaus für den Fall, als es ſich neuer- lich als arbeitsunfähig erweiſen ſollte, aufzu- löſen und für den Fall, als auch das neue Haus die Sprachenfrage nicht erledigen ſollte, das Sprachengeſetz mit dem § 14 durchzuführen. Zahnarzt Dr. Kraus polemiſierte gegen Primaveſi und meinte, es ſei hoch an der Zeit, die Sprachenvorlagen ſo raſch als möglich aus der Welt zu ſchaffen, da ſie jede andere poſitive Arbeit im Reichsrate hindere. Es ſei daher notwendig, daß ſich die Deutſchen mit den Tſchechen einigen. Der Vorſitzende GR. Föhner trat Dr. Kraus entgegen. Schließlich wurde eine Reſolution beſchloſſen, in der dem Abg. Primaveſi das Vertrauen ausgeſprochen und er erſucht wird, dahin zu wirken, daß die deutſche Gemeinbürgſchaft unver- brüchlich aufrecht erhalten und weiter ausgeſtaltet werde. Die Alttſchechen und Ackerbauminiſter Braf. Aus Prag, 21. d., wird uns gemeldet: Das alttſchechiſche Exekutivkomitee hielt heute unter Vorſitz des Herrenhausmitgliedes Dr. Mattus eine zahlreich beſuchte Verſammlung ab, in welcher die allgemeine politiſche Situation beſprochen und die Stellung der Partei gegenüber der jetzigen Regierung erörtert wurde. Das Exekutivkomitee faßte ſeine Anſichten in eine Re- ſolution, in welcher erklärt wird, „daß einer Regierung, die die größte Zahl der Reſſorts mit ausgeſprochenen Feinden des tſchechiſchen Volkes beſetzte, kein Vertrauen entgegengebracht werden könne. Die alttſchechiſche Partei erblickte in der Berufung eines ihrer beſten Parteigenoſſen und aufrichtigen Sohnes des tſchechiſchen Volkes, Profeſſor Brafs zum Ackerbauminiſter gegenwärtig nichts anderes als die Tatſache, daß eine außerordentliche wiſſen- ſchaftliche Potenz für die ſtaatliche Verwaltung gewonnen wurde. Obwohl der Eintritt Profeſſor Brafs in das Miniſterium ohne Vorwiſſen des Exekutivausſchuſſes vollzogen wurde, hegt die alttſchechiſche Partei die feſte Ueberzeugung, daß Profeſſor Braf in ſeiner Eigenſchaft als Ackerbauminiſter nur das beſte für das tſchechiſche Volk anſtreben werde, daher begrüße die Partei den Ackerbauminiſter.“ — Immer die alte Melodie: Nieder mit der Regierung, hoch die Portefeuilles! Hribar ſucht Konfliktsſtoff. Aus Laibach, 21. d. wird uns gemeldet: Der Gemeinderat beſchloß in ſeiner geſtrigen Sitzung eine Reſolution, in der die Regierung aufgefordert wird, daß in Hinkunft alle Zu- ſchriften in Angelegenheit des übertragenen Wirkungs- kreiſes, die an die Stadtverwaltung gerichtet ſind, in ſloveniſcher Sprache abgefaßt ſein ſollen. Den Vorſchlag des Landesausſchuſſes, die Stadtgemeinde möge das ſloveniſche Theater in Laibach in eigene Regie über- nehmen, wird der Gemeinderat in ſeiner nächſten Sitzung beraten. Ausland. Die „Norddeutſche Allgemeine Zeitung“ ſchreibt in ihrer geſtrigen Wochen- rundſchau: Die von König Eduard bei dem Empfange der engliſchen Kolonie ausgedrückte Erwartung, daß der ihm und der Königin hier gewordene herzliche Empfang jenſeits der Nordſee einen lebhaften Widerhall finden werde, iſt in reichem Maße in Erfüllung gegangen. Von der Ueberzeugung, die der König bei der Eröffnung des Parlaments äußerte, daß der herzliche Willkomm dazu beitragen werde, die freundſchaftlichen Gefühle zwiſchen beiden Nationen zu ſtärken, ſind in Deutſchland Regierung und Volk gleich erfüllt, welche ſich eins wiſſen in dem Wunſche, die Beziehungen der beiden Nationen zu einander im Sinne unausgeſetzter freundſchaftlicher Entwicklung fortſchreiren zu ſehen. Das Blatt betont dann, daß die Adreßdebatte in beiden Häuſern des engliſchen Parlaments ſich im Einklange mit den Aeußerungen des Königs befand, und erklärt, daß man hat, die für alle jene geſchrieben ſind, die ſich ſchou ſeit Jahren mit dieſer Wiſſenſchaft befaſſen. In muſterhafter Weiſe hält indes dieſe Arbeit an dem Grundſatz feſt, wirklich einzu- führen. Der Stil iſt von ſeltener Lebendigkeit, die Aus- drucksweiſe in allem durchaus klar und durchſichtig. Keine ſeichten, aber auch keine dunklen Stellen. Die einfache Formel, die ſich für komplizierte Dinge ſo ſchwer finden läßt, wird klar herausgehoben. Die Grundlinie, die auf- gezeigt werden ſoll, iſt nirgends durch Details verwiſcht, die nicht in eine Einführung gehören und ſo geht der Faden der Erkenntnis nirgends verloren. Die Zuſammenhänge zwiſchen der Wirtſchaft und den übrigen Faktoren der Geſellſchaft ſind hier in außerordentlich gelungener Weiſe aufgezeigt, und es wäre daher zu wünſchen, daß dieſes Buch in den Kreis der Studierenden den Eingang fände. Um es zu dieſem Zwecke noch brauch- barer zu geſtalten, würden ſich vielleicht im § 7 (über die Bevölkerung) gewiſſe Kürzungen empfehlen, die es möglich machten, das Buch auch Heranwachſenden in die Hand zu geben. Nehmen wir alles in allem, ſo kann dahin geurteilt werden, daß das Buch den Zweck erfüllt, den der Verfaſſer in einer Vorbemerkung aufſtellt: eine Anſchauung vom wirtſchaftlichen Leben zu geben, deſſen Grundlagen darzu- ſtellen und ein Leſebuch für Studierende und Gebildete zu ſein. f.—r. Neu eingelaufene Bücher. Große und kleine Kinder. Erzählung für die Jugend von Gräfin Marie Corniani-Ouvaroff. Freie Bearbeitung von Gräfin Erika Maria v. Pfeil. Mit ſiebzehn Bildern von H. K. Günther. 8° (VIII u. 248) Freiburg 1909. Herderſche Ver- lagsbuchhandlung. Mark 2.—; in Originalleinwandeinband Mark 2.80. Der franzöſiſche Kulturkampf. Bon Profeſſor Dr. Holzer. 139 Seiten. Schilderung der Entſtehung, Entwicklung und Folgen der jetzigen religiös-politiſchen Wirren in Frankreich, Verlag Opitz, Warnsdorf. Preis Kronen 1.20. Mitteilungen des k. k. Archivs für Niederöſterreich. Herausgegeben im Auftrage des Statthalters Grafen Kielmans- egg durch die Direktion des Archivs von A. Starzer, Archiv- direktor. I. Jahrgang, Heſt 4. Verlag Fromme, Wien. Der König der Panduren. Roman aus der Zeit Maria Thereſis. Band 23 und 24 der Pohlſchen Volks- bücherei. Verlag Pohl, Prachatitz. Preis per Band Kronen —.50. Schädlicher und nützlicher Einfluß der Feſtungen auf die Kriegführung. Dargeſtellt an den Kriegsereigniſſen im Bereiche des venetianiſchen Feſtungs- vierecks von 1796 bis 1866. Von P. Rath. Verlag Seidel & Sohn, Wien. Zeitſchriften: „Die chriſtliche Frau.“ Zeitſchrift für weibliche Bildung und chriſtliche Frauentätigkeit in Familie und Geſellſchaft. Zugleich Organ für die katholiſche Frauenbewegung. Herausgegeben vom Charitasverband für das katholiſche Deutſch- land. Jährlich 12 Hefte. Preis Mark 5.—. Charitasverlag zu Freiburg i. Br., Belfortſtraße 20. „Der Ordensdirektor.“ Korre- ſpondenzblatt für Direktoren des III. Ordens. Jeden zweiten Monat ein Heft. Preis Kronen 3.20. Verlag Franziskanerkloſter Innsbruck. „Jung-Oeſterreich“, Monatsſchrift herausgegeben vom katholiſchen Jünglingsverein „Mariahilf“, Preis Kr. 2.60. Verlag des genannten Vereines, Wien, 7. Bez., Weſtbahn- ſtraße 40. „Die Schulreform“, Zeitſchrift zur Förderung einer Neuordnung unſeres Unterrichts und Erziehungsweſens und der Pflege der Jugend- und Kinderfürſorge. Abonnementspreis Kronen 4.—. Verlag Habacher-Gmunden. „Hiſtoriſch-politiſche Blätter“. Jahrgang 1909. Eigentum der Familie Görres. In Kommiſſion der Literariſch-artiſtiſchen Anſtalt (Riedel)-München. „Die katholiſchen Miſſionen“. Illuſtrierte Monatſchrift. 37. Jahrgang. (Oktober 1908 bis September 1909.) 12 Nummern. Preis Mark 4.—. Verlag Herder-Freiburg. „Stimmen aus Maria-Laach“. Katholiſche Blätter. Jahrgang 1909, Jährlich 10 Hefte. Preis Mark 10.80. Verlag Herder-Freiburg. „Weckrufe an das katholiſche Volk.“ Vereinszeitſchrift herausgegeben vom Dr. Kaſpar Schwarz, Jährlich 12 Nummern. Preis Krone 1.—. Verlag des Katholiſchen Schulvereines-Wien, 1. Bez., Stefans- platz 6. „Allgemeine Rundſchau“. Wochenſchrift für Politik und Kultur. Herausgegeben von Dr. Armin Kauſen in München. Preis per Quartal Mark 2.40. deutſcherſeits der Auffaſſung Crewes vollauf beipflichte, daß die freundſchaftliche Geſtaltung der Beziehungen Deutſchlands und Englands zu einander nicht eine Gefährdung der zwiſchen einem von ihnen zu dritten Mächten beſtehenden Bündniſſe oder Ver- ſtändigungen vorausſetze oder anſtrebe. Ebenſo könne man mit Crewe vom deutſchen Standpunkt aus die Ueberzeugung teilen, daß Deutſchland und England imſtande ſein ſollten, jedes gegenüber dem anderen die Gelegenheit zu einträchtigem Zu- ſammenwirken zu ergreifen, nicht nur zur Aufrechterhaltung des Friedens, ſondern auch zur Förderung der vielen Intereſſen beider Länder, die einander nicht widerſtreiten. In dem Maße, wie ſolche Auffaſſungen auf beiden Seiten der Nordſee Gemeingut immer weiterer Kreiſe werden, werde ſich die Grundlage feſtigen, die durch die Berliner Feſttage ge- ſchaffen worden iſt, und auf dieſer Grundlage würden ſich dann die Beziehungen zwiſchen beiden Stationen in erſprießlicher Weiſe zu einem ſtets ſtärker werdenden Friedensfaktor entfalten können. An den deutſchen Kaiſermanövern werden, wie aus Berlin vom 21. d. M. berichtet wird, in dieſem Jahre das 12. und 14. Armeekorps teil- nehmen ſowie das 1. und 3. bayriſche Armeekorps und die 4. bayriſche Diviſion. Die franzöſiſchen Marinekredite ſind, wie aus Paris vom 21. d. M. gemeldet wird, in dem Samstag abgehaltenen Miniſterrate vom Finanz- miniſter Caillaux in 3 Kategorien eingeteilt worden, nämlich die unerläßlichen Kredite im Betrage von 85 Millionen Franken; in die Kredite, die ſolange zurückgeſtellt werden müßten, bis weitere Aufſchlüſſe über ihre Verwendung erteilt würden, ihre Höhe beläuft ſich auf 25 Millionen Franken und die Kredite (113 Milli- onen Franken), die zurückgeſtellt werden müßten, da ſie den Beginn des neuen Programmes bilden. Ueber den Expräſident von Vene- zuela Caſtro meldet die „Aſſociated Preß“ aus Caracas vom 21. d.: Der Bundesgerichtshof hat nach Prüfung der gegen den Präſidenten Caſtro er- hobenen Anklage wegen Teilnahme an dem zur Ermordung des Vizepräſidenten Gomez geſchmiedeten Komplott dahin entſchieden, daß ge- nügende Beweiſe vorliegen, um die weitere Verhandlung dem Kriegsgerichte zu überweiſen. Gleichzeitig erklärte der Bundesgerichtshof, daß Caſtro verfaſſungsgemäß von der Präſidentſchaft ſuspendiert worden ſei. In Teheran wurde, wie aus Berlin vom 21. d. gemeldet wird, eine große Zahl vom Bomben von der Polizei beſchlagnahmt. Es wurden viele Ver- haftungen vorgenommen. Tagesbericht. Wien, 22. Februar. * Kalender für Dienstag den 23. Februar 1909. Katholiken: Romana. — Griechen (10. Februar): Charal. — Sonnenaufgang 6 Uhr 56 Minuten morgens. — Sonnenunter- gang 5 Uhr 33 Minuten abends. — Mondesaufgang 8 Uhr 48 Minuten morgens. — Mondesuntergang 9 Uhr 37 Minuten abends. * Geſchichtskalender für den 23. Februar. 1685. Georg Friedrich Händel, der Großmeiſter des Oratoriums in Halle geb. — 1813. Franz Delitſch, Theolog und Sprachforſcher, in Leipzig geb. — 1834. Der Afrikareiſende Guſtav Nachtigal in Eichſtedt bei Stendal geb. — 1855. Tod des Mathematikers Joh. Friedr. Gauß in Göttingen. — 1863. Der Maler Franz Stuck in Gettenweis (Niederbayern) geboren. — 1879. Der Generalfeldmarſchall und preußiſche Kriegsminiſter Albrecht von Bonn in Berlin geſt. — 1908. Der Chirurg Friedrich v. Ermarck in Kiel geſt. — Der tſchechiſche Dichter Svatopluk Cech in Prag geſt. — Der tſchechiſche Geſchichtsſchreiber und Staatsmann Dr. Johann Palacky in Prag geſt. * Auszeichnungen und Ernennungen. Der Kaiſer hat dem Hofrechnungsrate Andreas Neidhart anläß- lich der Verſetzung in den Ruheſtand das Ritterkreuz des Franz-Joſefordens, den Staatsbahndirektorſtellvertretern Moritz Tiſchler und Karl Ritter von Liſtowski aus Anlaß der Uebernahme in den Ruheſtand den Titel eines Hofrates verliehen, den Miniſterialſekretär im Eiſen- bahnminiſterium Dr. Georg Younga Ritter v. Lenie ſowie den Oberinſpektor der öſterreichiſchen Staatsbahnen Heinrich Steininger zu Staatsbahndirektorſtell- vertretern in der ſechſten Rangsklaſſe der Staatsbeamten, und zwar erſteren unter Belaſſung des Titels eines Sektions- rates und letzteren unter gleichzeitiger Verleihung des Titels eines Regierungsrates ernannt. — Der Oberſt- kämmerer hat an der Hofbibliothek den Aſſiſtenten Dr. Ferdinand Scherber zum Kuſtosadjunkten und den wiſſenſchaftlichen Hilfsarbeiter Dr. Franz Martin Haberditzl zum Aſſiſtenten ernannt. — Der Miniſter für Kultus und Unterricht hat den Uebungsſchullehrer am Landeslehrerſeminar des Pädagogiums in Wien Siegmund Müller zum Hauptlehrer an der Lehrerinnenbildungs- anſtalt in Wien ernannt. — Der Handelsminiſter hat zu Poſträten ernannt die Poſtſekrekäre Erwin Natterer in Wien, Dr. Adrian Müller in Graz, Johann Jurasky in Brünn, Johann Dobuſch in Prag für Wien, Hugo Dörfel in Prag, Karl Schwarzer in Prag, Dr. Anton Kaſtner in Innsbruck, Viktor Streichert in Graz und Rudolf Skliba in Prag, ferner die Oberpoſtkommiſſäre Karl Schleſinger in Wien und Dr. Viktor Wranitzky in Graz. — Der Handelsminiſter hat den Poſtkontrollor Lorenz v. Mirkovic in Zara zum Oberpoſtkontrollor in Cattaro ernannt. * Perſonalnachrichten. Der Miniſter für öffentliche Arbeiten Auguſt Ritt hat ſich geſtern abend auf mehrere Tage nach Innsbruck begeben * Beeidigungen. Der Kaiſer hat heute vormittag den neuernannten Oberſthofmeiſter der Erzherzogin Adelgunde, Grafen Paul Forni, und den General-Oberſtabsarzt Dr. Joſef R. v. Uriel in ihrer Eigenſchaft als geheime Räte beeidigt. * Fremde Fürſtlichkeiten. Herzog und Herzogin Nikolaus von Leuchtenberg ſind am 20. d. M. von hier nach Paris abgereiſt. * Hoftrauer. Auf kaiſerliche Anordnung wird für Wladimir Alexandrowitſch Großfürſten von Rußland die Hoftrauer von Montag den 22. Februar angefangen

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Benjamin Fiechter, Susanne Haaf: Bereitstellung der digitalen Textausgabe (Konvertierung in das DTA-Basisformat). (2018-01-26T13:38:42Z)
grepect GmbH: Bereitstellung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Amelie Meister: Vorbereitung der Texttranskription und Textauszeichnung. (2018-01-26T13:38:42Z)

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Zitationshilfe: Reichspost. Nr. 53, Wien, 22.02.1909, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_reichspost053_1909/3>, abgerufen am 28.03.2024.