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Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LVIII, 30. Woche, Erfurt (Thüringen), 24. Juli 1744.

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was dieses vor eine Crone muß gewesen seyn. Der Correspondent
fährt fort und berichtet: Der General Seckendorff, als ein alter
durchtriebener Staats-Mann, habe dem Printz Carl wegen des
Ubergangs in einem Hand-Briefgen gratulirt, er hätte aber keine
Antwort wieder bekommen. Wir wollen dieses nicht glauben, son-
dern meynen vielmehr, es müsse ihm dieses etwa ein Oesterreichischer
Feind auf den Ermel hefften wollen; dazu ist Se. Excell. viel zu klug,
hat es auch nicht nöthig. Denn wenn er denen ungeschliffenen Pan-
duren solte in die Hände gerathen, würden sie gewiß nicht seinen
blosen Rock-Zipffel abschneiden, wie David dem Saul gethan, son-
dern es müste ohnstrittig der gantze Mann mit fort.

Es ist abermahls eine sehr wichtige Staats-Schrifft in dem
Druck erschienen, welche der ungenannte Verfasser nennet: Kurtz
gefaßtes, doch gründliches Gutachten eines Teutschen Rechts-
Gelehrten, die zwischen Jhro Kayserl. Maj. und dem Wie-
ner Hof strittige Erbfolge in die Oesterreichische Erb-König-
reiche und Lande betreffend
. Der Autor ist auf Kayserl. Seite.
Die gantze Piece bestehet in 23. Bögen, und widerlegt 38. Haupt-
Puncte, welche die Ungarische Erbfolgs-Gründe betreffen.

Rußland.
Extract eines Schreibens d. d. Petersburg den 16 / 22. Junii 1744.

Eine besondere Neuigkeit muß ich ec. noch melden: Sie werden in
denen Zeitungen offtmahls gelesen haben, daß der Frantzösische
Ambassadeur, Marquis de la Chetardie, mit besonderer Distinction
von Jhro Maj. der Kayserin aufgenommen worden. Mit letzterer
Post aber erhielte man die Nachricht aus Moscau, daß selbiger auf
Befehl der Kayserin in Arrest genommen worden, welches man so
stricte vollbracht, daß ihn ohnverzüglich 50. Mann Dragoner über
die Grentzen bringen sollen. Den 25sten hujus ohngefehr 9. Uhr
Abends langte er allhier an, um mit seinen Creditoribus Richtig-
keit zu treffen, und gestern Abends wurde er mit seiner Bedeckung
fortgeführt. Die Ursachen dieser schnellen Veränderung kan man
nicht wissen, vielleicht aber werden selbige öffentlich kund gemacht.
Man kan sich vorstellen, daß diese Nachricht aller Orten viel Aufse-
hens machen wird; vielleicht giebt es Gelegenheit, daß die Frantzö-
sischen Maximen bey andern Höfen ebenfalls recht erkannt werden.

was dieses vor eine Crone muß gewesen seyn. Der Correspondent
fährt fort und berichtet: Der General Seckendorff, als ein alter
durchtriebener Staats-Mann, habe dem Printz Carl wegen des
Ubergangs in einem Hand-Briefgen gratulirt, er hätte aber keine
Antwort wieder bekommen. Wir wollen dieses nicht glauben, son-
dern meynen vielmehr, es müsse ihm dieses etwa ein Oesterreichischer
Feind auf den Ermel hefften wollen; dazu ist Se. Excell. viel zu klug,
hat es auch nicht nöthig. Denn wenn er denen ungeschliffenen Pan-
duren solte in die Hände gerathen, würden sie gewiß nicht seinen
blosen Rock-Zipffel abschneiden, wie David dem Saul gethan, son-
dern es müste ohnstrittig der gantze Mann mit fort.

Es ist abermahls eine sehr wichtige Staats-Schrifft in dem
Druck erschienen, welche der ungenannte Verfasser nennet: Kurtz
gefaßtes, doch gründliches Gutachten eines Teutschen Rechts-
Gelehrten, die zwischen Jhro Kayserl. Maj. und dem Wie-
ner Hof strittige Erbfolge in die Oesterreichische Erb-König-
reiche und Lande betreffend
. Der Autor ist auf Kayserl. Seite.
Die gantze Piece bestehet in 23. Bögen, und widerlegt 38. Haupt-
Puncte, welche die Ungarische Erbfolgs-Gründe betreffen.

Rußland.
Extract eines Schreibens d. d. Petersburg den 16 / 22. Junii 1744.

Eine besondere Neuigkeit muß ich ec. noch melden: Sie werden in
denen Zeitungen offtmahls gelesen haben, daß der Frantzösische
Ambaſſadeur, Marquis de la Chetardie, mit besonderer Diſtinction
von Jhro Maj. der Kayserin aufgenommen worden. Mit letzterer
Post aber erhielte man die Nachricht aus Moscau, daß selbiger auf
Befehl der Kayserin in Arrest genommen worden, welches man so
ſtricte vollbracht, daß ihn ohnverzüglich 50. Mann Dragoner über
die Grentzen bringen sollen. Den 25sten hujus ohngefehr 9. Uhr
Abends langte er allhier an, um mit seinen Creditoribus Richtig-
keit zu treffen, und gestern Abends wurde er mit seiner Bedeckung
fortgeführt. Die Ursachen dieser schnellen Veränderung kan man
nicht wissen, vielleicht aber werden selbige öffentlich kund gemacht.
Man kan sich vorstellen, daß diese Nachricht aller Orten viel Aufse-
hens machen wird; vielleicht giebt es Gelegenheit, daß die Frantzö-
sischen Maximen bey andern Höfen ebenfalls recht erkannt werden.

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[461/0005] was dieses vor eine Crone muß gewesen seyn. Der Correspondent fährt fort und berichtet: Der General Seckendorff, als ein alter durchtriebener Staats-Mann, habe dem Printz Carl wegen des Ubergangs in einem Hand-Briefgen gratulirt, er hätte aber keine Antwort wieder bekommen. Wir wollen dieses nicht glauben, son- dern meynen vielmehr, es müsse ihm dieses etwa ein Oesterreichischer Feind auf den Ermel hefften wollen; dazu ist Se. Excell. viel zu klug, hat es auch nicht nöthig. Denn wenn er denen ungeschliffenen Pan- duren solte in die Hände gerathen, würden sie gewiß nicht seinen blosen Rock-Zipffel abschneiden, wie David dem Saul gethan, son- dern es müste ohnstrittig der gantze Mann mit fort. Es ist abermahls eine sehr wichtige Staats-Schrifft in dem Druck erschienen, welche der ungenannte Verfasser nennet: Kurtz gefaßtes, doch gründliches Gutachten eines Teutschen Rechts- Gelehrten, die zwischen Jhro Kayserl. Maj. und dem Wie- ner Hof strittige Erbfolge in die Oesterreichische Erb-König- reiche und Lande betreffend. Der Autor ist auf Kayserl. Seite. Die gantze Piece bestehet in 23. Bögen, und widerlegt 38. Haupt- Puncte, welche die Ungarische Erbfolgs-Gründe betreffen. Rußland. Extract eines Schreibens d. d. Petersburg den 16 / 22. Junii 1744. Eine besondere Neuigkeit muß ich ec. noch melden: Sie werden in denen Zeitungen offtmahls gelesen haben, daß der Frantzösische Ambaſſadeur, Marquis de la Chetardie, mit besonderer Diſtinction von Jhro Maj. der Kayserin aufgenommen worden. Mit letzterer Post aber erhielte man die Nachricht aus Moscau, daß selbiger auf Befehl der Kayserin in Arrest genommen worden, welches man so ſtricte vollbracht, daß ihn ohnverzüglich 50. Mann Dragoner über die Grentzen bringen sollen. Den 25sten hujus ohngefehr 9. Uhr Abends langte er allhier an, um mit seinen Creditoribus Richtig- keit zu treffen, und gestern Abends wurde er mit seiner Bedeckung fortgeführt. Die Ursachen dieser schnellen Veränderung kan man nicht wissen, vielleicht aber werden selbige öffentlich kund gemacht. Man kan sich vorstellen, daß diese Nachricht aller Orten viel Aufse- hens machen wird; vielleicht giebt es Gelegenheit, daß die Frantzö- sischen Maximen bey andern Höfen ebenfalls recht erkannt werden.

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Zitationshilfe: Der allerneuesten Europäischen Welt- und Staats-Geschichte II. Theil. Nr. LVIII, 30. Woche, Erfurt (Thüringen), 24. Juli 1744, S. 461. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/nn_weltgeschichte0258_1744/5>, abgerufen am 29.03.2024.