Menschen, die zum Handeln, zur Geschäftig¬ keit geboren sind, können nicht früh genug alles selbst betrachten und beleben. Sie müssen überall selbst Hand anlegen und viele Verhältnisse durchlaufen, ihr Gemüth gegen die Eindrücke einer neuen Lage, gegen die Zerstreuungen vieler und mannichfaltiger Ge¬ genstände gewissermaßen abhärten, und sich gewöhnen, selbst im Drange großer Begeben¬ heiten den Faden ihres Zwecks festzuhalten, und ihn gewandt hindurchzuführen. Sie dürfen nicht den Einladungen einer stillen Betrachtung nachgeben. Ihre Seele darf keine in sich gekehrte Zuschauerin, sie muß unablässig nach außen gerichtet, und eine em¬ sige, schnell entscheidende Dienerinn des Ver¬
Sechstes Kapitel.
Menſchen, die zum Handeln, zur Geſchäftig¬ keit geboren ſind, können nicht früh genug alles ſelbſt betrachten und beleben. Sie müſſen überall ſelbſt Hand anlegen und viele Verhältniſſe durchlaufen, ihr Gemüth gegen die Eindrücke einer neuen Lage, gegen die Zerſtreuungen vieler und mannichfaltiger Ge¬ genſtände gewiſſermaßen abhärten, und ſich gewöhnen, ſelbſt im Drange großer Begeben¬ heiten den Faden ihres Zwecks feſtzuhalten, und ihn gewandt hindurchzuführen. Sie dürfen nicht den Einladungen einer ſtillen Betrachtung nachgeben. Ihre Seele darf keine in ſich gekehrte Zuſchauerin, ſie muß unabläſſig nach außen gerichtet, und eine em¬ ſige, ſchnell entſcheidende Dienerinn des Ver¬
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[202/0210]
Sechstes Kapitel.
Menſchen, die zum Handeln, zur Geſchäftig¬
keit geboren ſind, können nicht früh genug
alles ſelbſt betrachten und beleben. Sie
müſſen überall ſelbſt Hand anlegen und viele
Verhältniſſe durchlaufen, ihr Gemüth gegen
die Eindrücke einer neuen Lage, gegen die
Zerſtreuungen vieler und mannichfaltiger Ge¬
genſtände gewiſſermaßen abhärten, und ſich
gewöhnen, ſelbſt im Drange großer Begeben¬
heiten den Faden ihres Zwecks feſtzuhalten,
und ihn gewandt hindurchzuführen. Sie
dürfen nicht den Einladungen einer ſtillen
Betrachtung nachgeben. Ihre Seele darf
keine in ſich gekehrte Zuſchauerin, ſie muß
unabläſſig nach außen gerichtet, und eine em¬
ſige, ſchnell entſcheidende Dienerinn des Ver¬
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Novalis: Heinrich von Ofterdingen. Berlin, 1802, S. 202. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/novalis_ofterdingen_1802/210>, abgerufen am 20.04.2024.
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