[0141]
Beilage zu Nr. 29 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Donnerstag, 29. Juni.
@typecontents
@facs0141
Uebersicht.
Französische Republik. (Die Junirevolution ‒ Der 25. Juni). Paris. (Schluß der Sitzung der Nationalversammlung vom 25. Juni. ‒ Correspondenz. ‒ Erklärung der Mitglieder des Bergs. ‒ Cavaignac's Proklamation. ‒ Vermischtes. ‒ Neueste Nachrichten).
Belgien. Brüssel. (Die Thronrede).
Rußland. (Brandstiftungen).
Deutschland. Köln. (Militärisches). Berlin. (Vereinbarungsdebatten. ‒ Eisenbahnen. ‒ Ausplünderung der Schleswig-Holsteiner). Posen. (Der Kreuzzug Ahlemanns). Obornik. (Aus dem Briefe eines Landwehrmanns). Frankfurt. (Charivari. ‒ Sitzung der Nationalversammlung). Anhalt-Dessau. (Verfassungsentwurf). Dresden. (Antrag Tschirners). München. (Freiwillige Zwangsanleihe).
Serbien. Belgrad. (Serben und Magyaren).
Italien. Venedig. (Vorbereitung zum Widerstande; ein Verräther). Genua. (Demonstration). Neapel. (Die Insurgenten).
Großbrittanien. London. (Eindrücke der Pariser Nachrichten. Times und Standard). Irland. (John O'Connell. ‒ Das Journal Mitchell's).
Deutschland.
@xml:id#ar029b_001
@typejArticle
@facs0141
[ * ] Köln, 27. Juni.
Der Oberst Harder, Kommandeur des 16. Infanterie-Regiments, hat den Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten jenes Truppentheils „zur Würdigung der jüngsten politischen Ereignisse“ eine Schrift, betitelt, „eine Stimme aus Oberschlesien“, übergeben, in welcher es unter Anderm heißt: „Wenn wir beklagen müssen, daß ein trauriger Irrthum unsern König und Herrn bestimmt hat, sich von seinen Unterthanen, von seiner braven Armee zu trennen, sich unter den Schutz seiner sogenannten treuen Berliner zu begeben u. s. w., und weiter, „hoffend, daß der Hohenzollern Blut nicht gänzlich erstarrt ist, sondern Kraft und Geist wiederfinden wird, die Zügel unserer konstitutionellen (?) Monarchie zu erfassen“. ‒ „Berlin hat sich angemaßt, dem Auslande zu sagen, daß seine Bürger die Freiheit erkämpft haben; dem ist aber nicht so, denn Alles was wir im Augenblick wahrer Freiheit besitzen, hatte uns bereits der König am Morgen des 18. verliehen.“ Es ist außerdem die Rede von „einem unsinnigen Wahl- und Preßgesetze“. ‒ „Die Presse wird durch rohe Gewalt beherrscht und nur dazu mißbraucht, die Zwecke einer kommunistisch-jakobinischen Partei zu unterstützen.“ Es wird genug sein.
Eine solche Schrift wird dem Militär von einem Regimentskommandeur übergeben, nachdem den Truppen das Versammlungsrecht durch kriegsministeriellen Erlaß wieder entzogen ist, während einem Offizier der 8. Artillerie-Brigade von seinem Kommandeur sogar der Besuch der Stollwerk'schen Versammlung verboten wird, und jedes Gerücht von einem Losbruche oder das Stattfinden einer Arbeiterversammlung auf dem Gürzenich dazu benutzt wird, die Offiziere, Unteroffiziere und Soldaten nicht aus der Kaserne zu lassen.
@xml:id#ar029b_002
@typejArticle
@facs0141
[ X ] Berlin, 26. Juni.
Wir haben wieder ein Ministerium auf acht Tage, denn länger wird es sicher sich nicht halten. Fast wäre es heute schon gefallen und nur aus Mitleid hat sich die Rechte und das Centrum seiner angenommen, weil es doch zu traurig wäre, nur ein Schmetterlingsleben wie Herr Schleinitz genossen zu haben. Das deutsche Herz hat gesiegt und das neue Ministerium steht noch, es steht, wie Herr Hansemann in seinem Programm gesagt, auf dem Rechtsboden der Revolution! (Damit wird einem benachbarten Publizisten geholfen sein!) Ja die Worte, „in Anerkennung der Revolution“ hat heute derselbe Herr Hansemann ausgesprochen, der das „bedeutende Ereigniß“ vom 18. März vor einigen Tagen erst eine „Transaction“ genannt hatte. Herr Hansemann hat wahrhaftig eine Revolution gemacht, sie ist ebenso schnell vor sich gegangen als irgend eine andere, wird aber viel schneller noch im Wind aufgehen, das Mitleid der Kammer wird höchstens, wie wir gesagt, 8 Tage ausdauern. Außer der anerkannten Revolution verspricht uns Herr Hansemann in seinem Programm noch 2 Kammern, deren erste volksthümlicher sein soll, als es im Verfassungsentwurf ausgesprochen, Reorganisation der Gerichtsbarkeit mit Vorbild der rheinischen, ein Bürgerwehrgesetz, die Befreiung des Grundbesitzes, eine Gemeindeordnung auf dem Grundsatze der Selbstverwaltung, eine Aufhebung der Steuerbefreiung und eine neue Strafgesetzgebung und für das Beste der arbeitenden Klasse will er hauptsächlich ‒ Ruhe im Lande, damit das Vertrauen wiederkehre, (wie gut es der Minister doch meint) und dann soll der von Hn. v. Patow begonnene, bis jetzt uns noch unsichtbare Weg, verfolgt und sollen umfassendere öffentliche Arbeiten vorgenommen werden. ‒ Bevor wir in unserem Berichte fortfahren, müssen wir noch bemerken, daß Hr. Camphausen zu Anfang der Sitzung eine Erklärung über seinen Austritt gab, er gab als Grund desselben an, daß er nicht der Majorität in den entscheidenden Fragen sicher war, verwahrte sich aber zuletzt gegen die Ansicht, als hätten die äußeren Angelegenheiten auf seinen Entschluß einen Einfluß ausgeübt. Das Ministerium, dem er präsidirt hatte, war nach einer großen Katastrophe hervorgegangen, es hatte die Aufgabe, den Staat über die Kluft des alten Systems zum neuen System hinüberzuführen; zu jener Zeit waren nur wenige Staatsmänner dem Lande bekannt, darum mußte es aus verschiedenartigen Elementen zusammengesetzt werden, die nicht lange miteinander harmoniren konnten. Es war nur ein Ministerium der Vermittlung. Das jetzige Ministerium, dessen Mutter Herr Hansemann ist, soll aber das Ministerium der That sein, wie dieser selbst ausgesprochen. Herr Hansemann stellte sogleich einen Antrag, die Antwort auf die Thronrede jetzt wieder an die Kommission zurückgehen zu lassen, damit diese darin die Aenderungen vornehme, welche das kundgegebene Programm des neuen Ministeriums erfordere. Aus der Annahme dieses Antrages wollte er ersehen, ob das neue Ministerium auf die Versammlung rechnen könne oder nicht. Schon erhebt sich eine Debatte über diesen Antrag, Herr Weichsel aus Magdeburg deklamirt über die Versprechen von 1807 und den Betrug von 1815, spricht von unterdrückter Demagogie, deren Grundsätze nun doch in's Volk übergegangen u. s. w., und je mehr die Versammlung ihm entgegen ruft, „zur Sache! zur Sache!“ um so lauter schreit er, bis er seine Rede wirklich zu Ende gebracht hat, das zu erkennen giebt, daß er gegen den Antrag; ist, weil das Ministerium nicht aus jeder Kleinigkeit eine Kabinetsfrage machen könne, ohne die Versammlung in ihren freien Berathungen zu verhindern. ‒ Hansemann erklärt, daß er die Annahme des Antrags nicht geradezu zur Kabinetsfrage habe machen wollen. Siebert spricht auch noch dagegen. Da kommt Stein an's Wort und trägt auf Tagesordnung an, da nach dem Geschäftsreglement der Minister nicht das Recht habe, einen Antrag zu stellen, er müßte es denn als Abgeordneter thun. ‒ Cieskowski will Vertagung, weil über die auswärtigen Angelegenheiten nichts in dem Programm gesagt sei und er wissen möchte, ob das Ministerium geneigt sei, in Bezug auf Posen die traurige Politik des vorigen zu verfolgen. Es solle sich erst genauer erklären. ‒ Hansemann, die Ministerialmutter, antwortet nur Hrn. Stein, daß er freilich als Minister und nicht als Abgeordneter den Antrag gestellt und es auch für natürlich und zweckmäßig hält, daß derselbe erst der Frage auf Unterstützung unterworfen werde, (wie gütig!) wie es das Geschäftsreglement vorschreibe. Anstatt, daß der Präsident nun den Antrag vollständig von der Debatte ausschließt, weil, wie Stein ganz richtig bemerkte, ein Minister nicht das Recht hat, einen Antrag zu stellen, läßt er noch die Herren Kirchmann und Parisius für Vertagung sprechen. Hansemann hat sich unterdessen besonnen und erklärt, daß er keinen Antrag gestellt, daß er sich geirrt, er habe nur einen Wunsch der Versammlung gegenüber auszusprechen und aussprechen wollen. ‒ Und siehe da, es tritt sein Retter auf. Herr Zachariä ist es wiederum, der tapfere Recke, der sich des schwer bedrängten Freundes annimmt, er macht den Antrag zu dem seinigen. Waldeck tritt dagegen auf. Er findet es in formeller Hinsicht nicht zulässig, eine Adresse zu korrikgiren. Die Fragen, welche das Ministerium in seinem Programm erhoben, seien an einem andern Platze als in der Adresse zu berathen, da sie zum Theil Paragraphen des Verfassungsentwurfes betreffen, die in der Kommission und später in der Plenarsitzung noch ihre Erledigung finden müssen und zum Theil Gesetze, die man erst sehen muß, ehe man über sie ein Urtheil abgeben kann. ‒ Der Min. des Innern, Herr Rodbertus, erwidert ihm einige leere Phrasen, von denen wir nichts behalten haben. ‒ D'Ester, der schon lange ungeduldig in der Nähe der Tribüne gestanden, erhält endlich das Wort: Wir haben gehört, sagt er, daß das abgetretene Ministerium das Ministerium der Vermittlung war; das neue will das Ministerium der That sein. Der Herr Finanzminister, der die Brücke von dem alten zum neuen Ministerium bildet, ist sich konsequent geblieben. Er hat damals Vertrauen verlangt, heut will er es wieder. Aber meine Herren, die Thronrede ist eine Ansprache des Königs, auf die man wohl eine Antwort geben kann. Auf was sollen wir heute antworten? Der Finanzminister will Thaten, er ist gegen alle Abstraktionen. Ich sehe in seinem Programm nichts Positives, aber viel Abstraktes. Der Herr Finanzminister sprach darin von Vereinbarung; ich glaube nicht, daß wir nöthig haben, über diesen Ausdruck zu entscheiden. Das Programm verspricht eine Gemeindeordnung auf Selbstregierung begründet. Das Wort Selbstregierung ist sehr weit und ein Jeder kann sich etwas Anderes darunter denken. Das Programm spricht von der Befreiung des Grundber sitzes: wie sie statt finden soll, müssen wir wissen; wenn wir über Abstraktionen richten sollen, so kann das Ministerium wohl Majoritäten erhalten, die keine Majoritäten sind und die aufhören, sobald die materiellen Fragen vorgelegt werden. Möge das Ministerium uns sofort die Gesetzentwürfe vorlegen, dann wird es sehen, ob es die Majorität hat oder nicht. (Beifall.) Es folgen noch einige Redner, von denen wir Schramm erwähnen, der in dem neuen Ministerium nur das alte erkennt. ‒ Die Rechte erhebt sich auch gegen den Antrag, Reichensperger und Hüser sind diesmal oppositionell, sie sind wüthend, daß das neue Ministerium sie vollständig übergangen hat.
Der Antrag wird zuletzt, wie wir gesagt, aus Mitleiden angenommen.
Die Versammlung geht an die Berathung des Geschäftsreglements, da hielten wir es nicht länger aus und retteten uns in's Weite.
@xml:id#ar029b_003
@typejArticle
@facs0141
[ * ] Berlin, 23. Juni.
Heute ging der Eisenbahnzug von hier nach dem Rhein mit Kränzen und Laubguirlanden geschmückt; es ist nämlich der erste Zug, der in Magdeburg über die Elbbrücke fährt und nicht mehr, wie bisher, diesseits der Elbe zu halten braucht, um Waaren und Passagiere nach dem Bahnhofe auf der andern Seite zu schaffen. Von nun an werden also alle Güter, die an einer der Hauptstationen verladen werden, innerhalb 3-4 Tagen bis zum entferntesten Punkte der ganzen Linie ohne die lästige Umladung und Steuerrevisionen besorgt werden. Der hannoversche Transit-Zoll ist somit nach dem früheren Eisenbahnvertrag ermäßigt; ebenso die Frachtsätze. Die Fracht für einen Zollcentner auf der Strecke von Berlin bis Köln wird indeß noch immer etwas über 5 Pf. betragen.
@xml:id#ar029b_004
@typejArticle
@facs0141
[ 19 ] Berlin, 26. Juni.
Das gesinnungswüthige Alt-Preußenthum hat die Zeughausstürmer vom 14. als „Räuber“ und „Plünderer“ denunzirt, weil sich dieselben in einer revolutionären Krisis Waffen erzwungen hatten, die noch dazu Nationaleigenthum waren und also ihnen selbst gehörten. Hier ein Gegenstück, wie die offiziellen Organe der preußischen Reaktion fremdes Eigenthum respektiren.
Gestern, am 25., kamen in Spandau mit dem Hamburger Bahnzug 19 schleswig-holsteinische Freischärler von der bekannten 6. Kompagnie des Tann'schen Korps an, welche bekanntlich als „Anarchisten und Kommunisten“ aus den loyalen Patriotenbanden austreten mußten. Der Spandauer Bahnhof war von einer Kompagnie des Garde-Infanterieregiments besetzt, an deren Spitze sich der Oberstlieutenant Schlichting befand, einer der Helden der Höllenstein-Organisation in Posen. Die Freischärler wurden bei ihrem Aussteigen von der Soldateska umringt, und auf Befehl des Oberstlieutenant Schlichting ihrer Waffen (werthvoller Büchsen, Doppelflinten, Pistolen) gewaltsam beraubt. Die Protestation der Beraubten, welche diese Waffen zur Vertheidigung der sogenannten deutschen Nationalfreiheit getragen hatten, wurden natürlich nicht berücksichtigt; der Oberstlieutenant Schlichting erklärte, die Zustimmung des Berliner Polizeipräsidenten zu besitzen, dessen Autorität anerkannter Maßen Alles entscheiden mußte. Die wackern preußischen Truppen zogen mit ihrer ruhmvollen und unblutig erkämpften Beute siegreich von dannen.
Durch diese Geschichte wird aber auch der frühere (in Nr. 26 der N. Rh. Ztg. mitgetheilte) Vorfall erklärt, wo die Soldateska in Spandau den Hamburger Güterzug nicht passieren lassen wollte, denselben mit Kanonen bedrohte und die Schienen aufriß, und wobei der Kommandant sich auf Befehle aus Potsdam berief.
@xml:id#ar029b_005
@typejArticle
@facs0141
[ * ] Breslau, 22. Juni.
Der allgemeine Landwehrverein hiesiger Stadt, jetzt aus 1560 Landwehrmännern Breslau's bestehend, hat gestern einstimmig folgende Adresse an die Vereinbarungsversammlung beschlossen:
„Die Revolution vom 18. zum 19. März, der neue Geist, welcher Deutschlands Volk für Freiheit, Gleichheit und Einigkeit beseelt, haben dem Volk das Selbstbewußtsein, und die gesetzgebende und regierende Gewalt, die ihm so lange vorenthalten war, wieder gegeben.
Dieser neue Zustand der Dinge erfordert auch eine Umgestaltung des Heeres in geistiger und materieller Beziehung.
Wir verlangen daher, daß man uns von dem alten Fahneneide entbinde, und uns einen neuen Eid, auf die königlichen Verheißungen und die darauf gegründete neue volksthümliche Verfassung, als Errungenschaft dieser Revolution, schwören lasse.
@xml:id#ar029b_006
@typejArticle
@facs0141
[ * ] Posen.
Der wackere Ritter Ahlemann hat sich in seinem Projekt eines Kreuzzugs gegen das revolutionäre Babel Berlin keineswegs durch die Warnung des Oberpräsidenten einschüchtern lassen; er erklärt vielmehr, daß er und die Seinigen an ihrer „guten, gerechten, heiligen Sache festhalten“, und sich durch die „Gegenwirkungen einzelner Schwächlinge und Uebelgesinnten nicht wankend machen lassen“. Wenn Hr. Ahlemann erst bis Berlin gedrungen ist, so glauben wir auch, daß er sich dort festsetzen wird; nach einer in der Berliner Zeitungs-Halle enthaltenen Erklärung sehnen sich mehrere seiner Gläubiger in Berlin gar sehr, ihn dort zu behalten.
@xml:id#ar029b_007
@typejArticle
@facs0141
Obornik, 20. Juni.
Unter diesem Datum enthält die A. O. Z. folgenden Auszug aus einem Briefe eines preußischen Landwehrmannes vom 7. Regiment:
. . . . „Ich muß gestehen, daß wir es besser hatten, je tiefer wir in das Großherzogthum hineinmarschirten; denn hier galt das Faustrecht. Sobald uns hier nicht gut und viel Essen vorgesetzt wurde, nahmen wir den Wirth bei der Gurgel und ließen ihn nicht eher los, als bis das Verlangte da war. Prügel wurden ausgetheilt, bis das Blut hervorquoll; in Goslin, einer Stadt zwei Meilen von Obornik, haben wir Einen zu Tode geprügelt und so ging es durch's ganze Großherzogthum; an andern Orten noch viel schlimmer. ‒ Sobald unsere Truppen an Orte kamen, wo ihnen nur der geringste Widerstand geleistet wurde ‒ gleich steckten sie den Ort in Brand und die Feinde mußten mit verbrennen. Feuerzeug hatte jeder bei sich. ‒ Ich hatte mir von Fraustatt aus Schwärmer mitgenommen, um sie in's Gewehr zu laden und in die Strohdächer zu schießen. ‒ Auf dem Schlachtfelde wurde der verwundete Feind nicht geschont, sondern ohne Gnade mit dem Bajonnette an die Erde gespießt. Es gelang auch nicht den Offizieren, den wüthenden Soldaten Einhalt zu thun; jeder mordet und plündert nach Herzenslust. Nach den Treffen begann gewöhnlich das Plündern der Schlösser und Städte, welches ohne die geringste Schonung gehandhabt wurde. In ersteren wurden oft noch Edelleute entweder in Schränken oder unter Betten versteckt gefunden. Diese wurden nicht gleich todtgeschlagen, sondern oft erst mit dem Bajonette gekitzelt und gestochen; dann bekamen sie ein Paar Kugeln und zuletzt wurden sie mit dem Kolben vollends todt geschlagen. Am schlimmsten war die Landwehr; sie haben es diesem Lumpengesindel zugeschworen, ihnen fühlen zu lassen, daß sie Weib und Kind in hilfloser Lage zurücklassen mußten. Theils ist die Wuth der Soldaten auch durch die furchtbaren Grausamkeiten von Seiten der Polen aufgeregt worden. ‒ Es heißt, die Russen sollen uns ablösen; ob es wahr ist, weiß ich nicht. Ich glaube aber, am längsten haben wir hier in Obornik gestanden.“
@xml:id#ar029b_008
@typejArticle
@facs0141
Frankfurt, 24. Juni.
Das Charivari, weiches man vorgestern dem „edlen Gagern“ darbrachte, ist noch an demselben Abend durch eine andere Demonstration gegen einige Mitglieder der Linken erwiedert worden. Es war zu Aller Erstaunen die Bürgergarde, welche hier zuerst den „Muth einer Meinung“ bewährte. Das Volk vor dem Hause des „edlen Gagern“ war mit Kolbenschlägen auseinandergejagt und zum Theil zur Haft gebracht, als sich der Führer der Schutzwache, ein guter Bürger Namens Schmidt, dessen biedermännisches Gemüth erst unter der Majorsuniform zu kriegerischer Thatenlust auflebt, erinnerte, daß in einem gewissen Bierhause allabendlich einige Deputirte der Linken zu treffen sind. Diese Erinnerung gab dem Herrn Major einen Gedanken ein, was sehr bemerkenswerth ist. Er zählte seine Mannschaft, verstärkte sich noch mit zwei Polizisten und so zog der Trupp nach dem Wirthshause. Ein Theil wurde draußen aufgestellt; der Major drückte seinen Federhut in die Stirn, schickte die zwei Polizisten voraus, und folgte mit dem Rest seiner Garde. Das verdächtige Haus barg in der That zwei Bürger und drei Deputirte der Linken. Die bewaffnete Bürgerwacht, in gerechter Entrüstung, auch Bürger der Frankfurter Republik in solcher Gesellschaft zu finden, ergriff diese beiden Männer an den Halsbinden und führte sie vor die Thür, wo sie mit Stößen und Püffen von der draußenstehenden Abtheilung in Empfang genommen wurden. Den Deputirten wurde von den zwei Polizisten in der bekannten höflichen Weise dieser Leute angekündigt, daß sie sich hinauszuscheeren hätten, und als Einer erwiederte, daß sie als Deputirte der Nationalversammlung keine Befehle von der Frankfurter Polizei annähmen, ergingen sich die Bewaffneten in den kühnsten Drohungen; sie entfernten sich jedoch, da die Deputirten ihre Thätlichkeiten abwarten zu wollen erklärten. Draußen aber ließ der ganze Trupp beim Abzug ein schallendes Siegesgelächter erschallen.
‒ Sitzung v. 22-2 Uhr:
Abstimmung durch Namensausruf über Art. 1 der Anträge in Betreff der Centralgewalt:
„Die N. V. beschließt vorbehaltlich des Einverständnisses mit den deutschen Regierungen 1) bis zur definitiven Begründung einer Regierungsgewalt für Deutschland soll eine provisorische Centralgewalt für alle gemeinsamen Angelegenheiten bestellt werden.“
Dieser Artikel wird mit 577 gegen 31 Stimmen verworfen. Ohne den Beisatz: „vorbehaltlich des Einverständnisses mit den deutschen Regierungen“ zur Abstimmung gebracht, wird der Artikel (durch einfache Abstimmung) fast einstimmig angenommen.
Art. 2. „Dieselbe hat a) die vollziehende Gewalt zu üben in allen Angelegenheiten, welche die allgemeine Sicherheit und Wohl fahrt des deutschen Bundesstaates betreffen; b) die Oberleitung der gesammten bewaffneten Macht zu übernehmen und namentlich die Oberbefehlshaber derselben zu ernennen; c) die völkerrechtliche und handelspolitische Vertretung Deutschlands auszuüben, und zu diesem Ende Gesandte und Konsuln zu ernennen“ ‒ wurde in gleicher Weise angenommen. Der Art. d), „die Beschlüsse der Nationalversammlung zu verkündigen und zu vollziehen“, ward in namentlicher Abstimmung mit 277 gegen 261 Stimmen verworfen!
@xml:id#ar029b_009
@typejArticle
@facs0141
[ 19 ] Frankfurt.
Sitzung der Nationalversammlung vom 26. Juni. In der Abendsitzung ergriff der Abgeordnete Heckscher das Wort, und erklärte, sein Amendement nicht zurückzunehmen. Durch seine Bemerkung, daß der Befall der Galerien ein wohlfeiler und schlechter Maßstab für einen Antrag sei, erregte der Redner einen wahren Sturm in der Versammlung. Das Benehmen des Präsidenten Soiron war am allerwenigsten geeignet, die Ruhe herzustellen, der Lärm dauerte über eine halbe Stunde, und so mußte zuletzt die Versammlung unter allgemeinem Tumult geschlossen werden.
Sitzung vom 27. Juni.
Präsident Gagern. Die Paulskirche ist mit Militär umstellt. Der Abgeordnete Heckscher gibt über sein gestriges Auftreten befriedigende Entschuldigungen und nimmt sein Amendement zurück. Blum kündigt im Namen der Linken an, daß diese auf den Ordnungsruf gegen Heckscher, und da die Amendements zurückgezogen seien, auch auf die Aufrechthaltung der gestrigen Entscheidung des Vicepräsidenten verzichte. In Folge mehrerer heftigen Aeußerungen wird die draußen stehende Militärmacht nach Aufforderung Gagern's wieder zurückgezogen. 11 Uhr: Berathung über die Fragestellung.
(Unser sonst wohlunterrichteter [ 15 ]-Korrespondent, der uns gestern die Erwählung des Erzherzogs Johann mittheilte, scheint diesmal unter die „Spökenkiker“ gerathen zu sein. Wir werden seine Weissagung erst morgen oder in den folgenden Tagen bestätigen können.)
@xml:id#ar029b_010
@typejArticle
@facs0141
[ * ] Anhalt-Dessau.
Das Ministerium hat unterm 12. Juni einen Verfassungsentwurf veröffentlicht, welcher direkte Wahlen, Aufhören einer Staatsreligion, Einkammersystem, und suspensives Veto verkündigt.
@xml:id#ar029b_011
@typejArticle
@facs0141
[ * ] Dresden, 23. Juni.
Der Abgeordnete Tschirner beantragt in der 2. Kammer zu untersuchen, ob die Minister, welche die Wiener Konferenzbeschlüsse unterzeichnet, noch Wartegeld oder Pension zu erhalten würdig wären. Die Entscheidung der Kammer hierüber werde ich nächstens mittheilen.
@xml:id#ar029b_012
@typejArticle
@facs0141
Wien, 23. Juni.
In der Sitzung des Sicherheits-Ausschusses vom 20. forderte nach Berichterstattung der nach Prag entsendet gewesenen Deputation der Deputirte des Wiedner Bezirks 1. Corps im Namen seiner ganzen Kompagnie auf, einen Protest einzulegen gegen die unwürdige Behandlung der Deputirten des Ausschusses von Seiten des Fürsten Windischgrätz: dahin lautend: „Fürst Windischgrätz, welcher durch jenes Benehmen die Nationalgarde von ganz Wien, so wie das Völkerrecht durch die Gefangennahme unserer Abgesandten tief verletzt, müsse gezwungen werden, Genugthuung zu geben, Abbitte und Ehrenerklärung leisten, und solches allen seinen Soldaten durch einen allgemeinen Tagesbefehl kund geben.
@xml:id#ar029b_013
@typejArticle
@facs0141
Wien, 22. Juni.
Die Reichsversammlung ist dem Vernehmen nach auf den 13. d. verschoben. Die verschiedenen bedenklichen Nachrichten welche heute durch Ihr Blatt vom 19. d. bekannt wurden, haben an der Börse Mißstimmung erregt und die Kurse gedrückt.
[(A. A. Z.)]
[0142]
@xml:id#ar029b_014
@typejArticle
@facs0142
Triest, 20. Juni.
Der „Oestr. Lloyd“ theilt den offiziellen Protest des deutschen Bundes mit, den der Präsident der Bundesversammlung am 16. d., an den Sardinischen Gesandten zu München gerichtet hat. Es heißt darin am Schlusse: „der Unterzeichnete bezweifelt nicht, daß die Königl. Sardinische Regierung, wenn sie von der Natur der vorliegenden Verletzung ihrer mit dem deutschen Bunde bestehenden friedlichen Verhältnisse unterrichtet worden, nicht zögern werde, dem Kommandeur der königl. Flottenabtheilung solche Befehle zu ertheilen, welche Stadt und Hafen von Triest, sowie das deutsche Bundesgebiet überhaupt vor allen Verletzungen durch die dortigen Kriegsereignisse sicher zu stellen geeignet sind.“
Serbien.
@xml:id#ar029b_015
@typejArticle
@facs0142
Belgrad, 17. Juni.
Von Karlowitz aus langte die Nachricht durch Eilboten an, daß am Pfingstmontage, als die Serben eben in der Kirche waren, 400 Mann ungarische Infanterie, 1 Eskadron Husaren mit sechs Stück Kanonen von Peterwardein aus die Unvorbereiteten überraschten und ohne Schonung mit schwerem Geschütz feuerten. Als die Zahl der überraschten Serben sich mehrte, wurde von ihrer Seite die Vertheidigung standhaft geführt ‒ nach dreistündigem Gefecht zogen sich die Truppen in die Festung zurück. Die Serben haben eilf, die Magyaren sechszehn Todte. Kirchen- und Kreiskassen werden von Sirmien nun nach Belgrad gebracht, eine schwere Kasse unter Deckung der Panzowaer Nationalgarde wurde gestern Abend bald nach dem Anlangen in die hiesige Finanz geführt, ‒ die wichtigen Dokumente der Serben von 1690, imgleichen sehr kostbare Kirchenparamente von der Karlowitzer Kathedrale sind ebenfalls hierorts in Sicherheit gebracht. Auf diesen Posten sammeln sich nun die Serben diesseits, um ihren jenseitigen von den Magyaren bedrängten Brüdern alsbald zu Hülfe zu eilen. Bewaffnete Freischaaren vom ganzen Lande ziehen Tag und Nacht hinüber. ‒ In Neusatz sind Frauen und Kinder in der Festung untergebracht. Bürgerkrieg bedroht nun ganz Sirmien, ‒ ja wir möchten fast ahnden, daß, wenn nicht Friedensmittler augenblicklich einflußreich auftreten, eine Metzelei wie in Posen in Aussicht steht.
[(B. Z.-H.)]
‒ Die „Agramer Zeitung“ berichtet über die Vorgänge in Carlowitz folgendes: „Den 12. Juni beorderte F.-M.-L. Baron Hrabovsky ein bedeutendes Detachement Infanterie mit etwas Kavallerie und einigen Geschützen gegen Carlowitz, um die Auflösung des serbischen Comite's zu bewerksteliigen. Da man seiner Aufforderung nicht Folge geleistet, und die ausgesprochene Frist verstrichen war, wurde am obigen Tage Carlowitz von 8 bis 11 Uhr mit Kanonen und Kartätschen beschossen. Allein die Serben und Syrmier sind Sieger geblieben und haben den Feind nach Peterwardein mit großem Verluste zurückzuziehen genöthigt. Der Cordon an der Sawe und Donau ist aufgehoben, dafür aber auf die magyarische Seite verlegt worden. Die Aufregung ist im ganzen Lande furchtbar, und die Menge der Bewaffneten zahllos.“
‒ Aus Pesth schreiben norddeutsche Blätter: Der illyrisch-serbische Aufstand tritt in immer größerer Furchtbarkeit hervor. Gestern kam hier eine Estafette aus dem Bacser Comitate an, welche die schleunigste Hülfe gegen die Insurgentenhaufen urgirt. Das Pesther Komitat wird um die Absendung von 10,000 mobilen Nationalgarden angegangen. Die ganze serbische und croatische Militärgränze und Syrmien ist insurgirt. Von den römischen Schanzen bis Tamenitz bei Carlowitz dehnt sich das feste Lager der bereits 20,000 Mann starken und immer zunehmenden Aufständischen. Ein großer Theil von diesen besteht aus Gränzern, deren soldatische Tapferkeit weltbekannt ist. Sie haben Geschütze und sind mit Munition hinlänglich versehen. Von Ungarn und dem ungarischen Ministerium wollen die Serbier nichts wissen, und sie nehmen nur von ihrem eigenen provisorischen National-Comite Befehle an. Der königl. Regierungskommissär, F.-M.-L. Hrabovsky, Kommandant von Peterwardein, hat sich daher genöthigt gesehen, einen Waffenstillstand mit ihnen auf zwei Wochen abzuschließen. Die Hauptforderung des provisorischen Nationalcomite's geht, nach dessen uns vorliegenden Proklamationen dahin, daß der serbische Theil des Banats und der Militärgränze zu einer von Ungarn getrennten Wojwodenschaft unter dem bereits gewählen Wojwoden Oberst Schuplikatz gebildet, und mit Kroatien, Slavonien und Dalmatien verbunden werde.
Nachschrift. Es verbreitet sich das Gerücht, daß es in Groß-Tikinda zu einem Kampfe zwischen den Insurgenten und dem Militär gekommen, bei welchem letzteres den Kürzeren gezogen hätte.
Ungarn.
@xml:id#ar029b_016
@typejArticle
@facs0142
[ * ] Pest, 15. Juni.
Herrmannstadt will von der Union Siebenbürgens mit Ungarn nichts wissen und hat auch schon seine Deputirten vom Landtage zurückberufen.
Italien.
@xml:id#ar029b_017_c
@typejArticle
@facs0142
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 29. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 217.]
Neapel, 14. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id#ar029b_018_c
@typejArticle
@facs0142
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 29. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 217.]
Modena, 18. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
@xml:id#ar029b_019_c
@typejArticle
@facs0142
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 29. Juni 1848. In: MEGA2 I/7. S. 217.]
[ * ] Turin, 20. Juni.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
Großbritannien.
@xml:id#ar029b_020
@typejArticle
@facs0142
[ * ] London, 26. Juni.
Die Nachricht der Pariser Ereignisse verbreitete im ersten Augenblick Entsetzen durch die ganze Stadt. Aber John Bull sammelte sich bald wieder. Er dachte zurück an den 10. April, er sah, daß Kennington-Common menschenleer war und er erinnerte sich der Verhaftung Ernest Jones ‒ seiner eignen Haut sicher, spielte er den Philosophen und versicherte achselzuckend, daß es nicht anders kommen könne, daß jeder vernünftige Mann solche Ereignisse vorhergesehen habe, daß die Pariser ihre Strafe wohl verdient hätten.
Die Times, wie alle übrigen englischen Blätter, voll von den Details über die Junitage, sagt in einem wahrhaft bewundrungswürdig kalt geschriebenen Artikel:
„Gerade vier Monate sind nun seit der Februar-Revolution verflossen und Lamartine und Garnier-Pagès mit dem General Cavaignac scheinen nun in jenem Widerstande gegen die Pariser Bevölkerung reussirt zu haben, in jenem Kampfe, den Guizot und Marschall Bugeaud nicht unternehmen durften und auf den Thiers und General Lamoricière freiwillig verzichteten. Wir erwarten nicht, aber wir hoffen, daß dieser Kampf entscheidend sein wird, und daß ihm so viel Energie folgt, um ähnliche Ereignisse in Zukunft unmöglich zu machen. Jedenfalls werden aber diese Junitage ihre Spuren zurücklassen und es soll uns nicht wundern, wenn dieses schreckliche Gemetzel nur das Vorspiel zu der düstersten Periode der Revolution gewesen ist.“ Der Standard sagt grade zu, daß er nach allen diesen Ereignissen nur um so mehr an den ehrenhaften Karakter Louis Philippe's glaube und stolz darauf sei, diesen immer vertheidigt zu haben.
In der City war das Geschäft sehr flau. Konsols, 3 Uhr, am 26. 831/4 und 3/8.
John O'Connell hat eine Adresse an das irische Volk erlassen, in welcher er erklärt, daß er es mit seinem Pflichtgefühl nicht vereinbaren könne, sich der irischen League anzuschließen, daß er indeß im Parlamente für die Sache des Volkes arbeiten werde.
Heute, am 24. Juni, erschien die erste Nummer eines früher von dem deportirten Patrioten John Mitchell redigirten Blattes unter dem Namen „The Iriscb Felon.“ Trotz einiger sehr heftigen Ausfälle gegen Lord Clarendon soll die Tendenz des Blattes indeß nicht so entschieden mehr sein wie früher. In wenigen Stunden war die ganze Auflage der ersten Nummer vergriffen.
@typejAnnouncements
@facs0142
@typejAn
@facs0142
Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
25. Juni. Johann, S. v. Wilh. Heckrath, Lehrer, Pfeilstr. ‒ Pet. Jos., S. v. Joh. Jos. Mangold, Goldarbeiter, Rheing. ‒ Heinrich, S. v. dem verst Christ. Nau, Schusterm., Weißbütteng. ‒ Anna Maria, T. v. Franz Bach, Zimmermann, Aposteln alte Mauer. ‒ Thom. Hub. S. v. Hub. Platz, Tagl., Panthaleonstr. ‒ Ida, T. v. Recht, Tischl., Entenpf. ‒ Joh. Friedrich, S. v. Wilh. Blum, Schuster, Hühnerg.
Sterbefälle.
25. Juni. Karoline Mendel, 9 J. alt, Thieboldsg. ‒ Wilh. Hahn, 2 J. 1 M. 3 W. alt, Josephstr. ‒ Math. Gibs, ohne Gewerbe, früher Scheerenschl., 85 J. alt, verheir., Waidmarkt. ‒ Paul Biermanns, Musk. im 25. Reg., 21 J. alt, unverheir., Garnison-Lazareth. Elis. Thomas, 1 J. alt, Entenpf. ‒ Wilh. Unterbusch, 10 M. alt, Severinsklost. ‒ Wilh. Heinrichs, Hafenwächter. 64 J. alt, verheir., Schemmerg., ‒ Elis. Rosbach, 6 J. 10 M. alt, Marsilstein.
@typejAn
@facs0142
Schiffahrts-Anzeige. Köln, 28. Juni 1848.
Angekommen: Kapt. Berns von Rotterdam mit 4998 Ctr. Kapt. Wilson von Amsterdam mit 3080 Ctr. Kapt. Gmster von Dordt mit 5912 Ctr.
Abgefahren: A. Meyer nach Duisburg. H. Bechert nach Heibronn.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich Joh. Linkewitz; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr L. Ducoffre; nach Andernach und Neuwied M. Wiebel; nach Koblenz und der Mosel und Saar Joseph Zeiler; nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. J. Deis; nach Bingen Wb. Jonas; nach Mainz J. Hirschmann; nach dem Niedermain Ph. Würges; nach dem Mittel- und Obermain Seb. Seelig; nach Heilbronn Fr. Kühnle; nach Kannstadt und Stuttgart Peter Kühnle; nach Worms und Mannheim J. B. X. Sommer; nach Antwerpen M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Willemsen, Köln Nr. 6.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 30.
@typejAn
@facs0142
Wasserstand.
Köln, am 28 Juni. Rheinhöhe 9′ 2″.
@typejAn
@facs0142
Demokratische Gesellschaft.
Freitag den 30. Juni, Abends 8 Uhr, Versammlung im Eiser'schen Saale, Kommödienstraße.
(Ausnahmsweise wegen Reparatur des gewöhnlichen Lokals.)
Der Vorstand.
NB. Die eingeschriebenen Mitglieder, welche noch nicht im Besitze ihrer Karten sind, empfangen solche beim Eingange, auch werden daselbst neue Einzeichnungen entgegengenommen.
@typejAn
@facs0142
Die in Breslau erscheinende Allgemeine Oder-Zeitung hat im letzten Quartal ihre Auflage um die Hälfte verdoppelt; ein Beweis, daß es ihr gelungen ist, dem Aufschwunge der Zeit zu folgen und diese getreulich abzuspiegeln.
Durch eine ausgedehnte Korrespondenz wird die Oder-Zeitung in den Stand gesetzt, wie dem Westen Deutschlands, namentlich in Bezug auf slawische Verhältnisse ein reiches Material zu unterbreiten, so dem Osten die neuesten Ereignisse des europäischen Westens und Nordens aufs Schnellste zuzuführen. Dieselbe kann daher dem Publikum bestens empfohlen werden und bemerken wir, daß das Abonnement in Preußen bei freier Zusendung durch die Postanstalten :
vierteljährlich 2 Thlr. 71/2 Sgr. in Breslau 1 Thlr. 15 Sgr. beträgt.
Inserate werden mit 11/4 Sgr. für die viermal gespaltene Petitzeile gerechnet.
@typejAn
@facs0142
Bekanntmachung.
Vom 1. Juli a. c. ab wird zur Herstellung einer täglichen Korrespondenz-Verbindung zwischen Eitorf und Uckerath, neben der schon bestehenden wöchentlich viermaligen Kariolpost, noch eine dreimalige Botenpost und zwar am Montage, Mittwoch und Freitage in Gang kommen. Die Abfertigung der Botenpost erfolgt, gleich wie die Kariolpost, aus Eitorf um 5 Uhr früh und aus Uckerath um 8 Uhr Morgens.
Köln, den 28. Juni 1848.
Ober-Postamt
Rehfeldt.
@typejAn
@facs0142
Es werden baldigst ein oder mehrere Kapitalisten zur Betreibung eines Geschäfts gewünscht, welches einen zuverlässigen Gewinn von 10 pCt. täglich abwirft. Man wende sich an Herrn Singer, Hôtel Victoria in Köln.
@typejAn
@facs0142
On demande desuite un ou plusieurs Capitalistes pour exploiter une industrie dont le produit assuré est de 10 % par jour, avec toute sécurité. S'adresser à Monsieur Singer, Hôtel Victoria à Cologne.
@typejAn
@facs0142
Neue Häringe, Sardellen, echte holländ. Eidammer Tafelkäschen und Schweizerkäse bei Theod. Kutteus, Perlenpfuhl Nr. 11.
@typejAn
@facs0142
Im Verlage von W. Clouth in Köln ist erschienen und bei Schreiber & Waltgenbach daselbst, Rechschule Nro. 12 zu haben:
Kölnisches Gebetbuch worin Morgen-, Abend-, Meß-, Beicht-, Communion-, Vesper- und Complet-Gebete, so wie die Festandachten des Kirchenjahres, nebst jenen der Stadt-Patronen und aller in Kölns Kirchen besonders verehrten Heiligen enthalten sind.
Gesammelt und herausgegeben vom Verfasser der „Hosianna“ etc.
Mit hoher geistlicher Approbation.
gr. 12. XV und 740 Seiten. geh. Subscriptionspreis: Velinausgabe 1 Thlr.; weiß Druckpapier 20 Sgr. (Beide Ausgaben, welche in typographischer Anordnung und Ausstattung schön zu nennen sind, ziert ein Stahlstich als Titelbild.)
Dem Wunsche vieler unserer hochwürdigen Pfarrgeistlichen, so wie dem mehrfach ausgesprochen Verlangen Seitens der frommen Korporationen und Bürger Kölns, in einem Buche die erbauenden und herrlichen, der öffentlichen Kirchenfeier der Stadt angehörigen Andachten und Gebete gesammelt zu sehen, war zunächst Veranlassung zur Herausgabe des „Kölnischen Gebetbuches“.
Sämmtliche Festandachten der Stadt enthaltend, bietet dasselbe Alles, was zu einem vollständigen Gebetbuche erforderlich, so wie in einem Anhange unter dem Titel: Marianische Woche oder Verehrung der allerseligsten Jungfrau und Mutter Gottes an mehreren Gnadenörtern oder wunderthätigen Gnadenbildern, auch dem frommen Waller einen geistlichen Pilgerstab zu den Stätten christlichen Trostes. Durch die Aufnahme der verschiedenen Kommunion-Andachten, so wie der Frohnleichnams-Prozessionsfeier und der sog. Römerfahrt enthält dasselbe 130 Lieder, wo vielen der lateinische Text beigegeben, wodurch dasselbe auch als Festgeschenk für Neukommunikanten besonders zu empfehlen ist.
Ferner ist daselbst zu haben:
Vollständiges Communionbuch auf die heiligen Zeiten und Feste, nebst Morgen- und Abend-, Beicht- und Meßgebeten, so wie eine kirchliche Abendandacht zur Verehrung des allerheiligsten Altarssakramentes.
@typejAn
@facs0142
Freiwilliger Frucht-Verkauf.,
Am Samstag, den 1. Juli 1848, Morgens 10 Uhr wird der Unterzeichnete bei dem Gastwirthe Herrn Bex zu Bickendorf 7 Morgen Korn auf dem Halm, wovon 4 Morgen am Müngersdorfer Wege und 3 Morgen an der Vogelsangerstraße, alles in der Gemeinde Bickendorf gelegen, gegen Kredit öffentlich meistbietend verkaufen.
Der Gerichtsvollzieher, Penningsfeld.
@typejAn
@facs0142
Ein starker Aufwartsjunge, eine Köchin und ein zweites Mädchen gesucht, große Neugasse Nr. 36.
@typejAn
@facs0142
Zwei durcheinandergehende geräumige Zimmer (belle étage) nebst Speicherzimmer und Kellerabschluß zu vermiethen Kl. Telegraphenstraße Nro. 6.
@typejAn
@facs0142
Zum Klavierstimmen und Repariren aller Seiteninstrumente empfiehlt sich K. B. Mayr, St. Apernstraße 57.
Rheingasse Nro. 10 zweite Etage zu vermiethen.
@typejAn
@facs0142
Apfelsinen, billig und schön. St. Agatha 25.
@typejAn
@facs0142
Seit dem 1. Juni erscheint in der Vereins-Buchdruckerei zu Berlin und ist durch alle Buchhandlungen und Postämter zu beziehen:
Das Volk.
Organ des Central-Comitès für Arbeiter.
Eine sozial-politische Zeitschrift
Herausgegeben von Schriftsetzer Born.
Wöchentlich dreimal. Vierteljahrspreis 183/4 Sgr.
Zu recht zahlreichen Abonnements für das beginnende Quartal laden wir hiermit ein. Die Zeitschrift behandelt außer den Interessen der Arbeiter auch die politischen Tagesangelegenheiten vom reindemokratischen Standpunkte. Einige Exemplare des Monats Juni können ebenfalls noch bezogen werden und zwar zu dem Preise von 63/3 Sgr.
Die Berliner Vereins-Buchdruckerei.
@typejAn
@facs0142
Ein Schreiber sucht Beschäftigung, sei es auch für halbe Tage oder stundenweise. Weingartengasse Nr. 6.
@typejAn
@facs0142
Rheingasse Nr. 10 zweite Etage zu vermiethen.