[0205]
Beilage zu Nr. 41 der Neuen Rhein. Zeitung.
Dienstag, 11. Juli 1848.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln (Gerichtliche Untersuchung gegen die „Neue Rhei nische Zeitung.“ ‒ Vereinbarungssitzung vom 4. Juli. 2. Artikel. ‒ Adresse an die Berliner Versammlung). Berlin. (Einzug von Soldaten Der Magistrat und der Einzug der Soldaten). Posen. (Gefangne freigegeben. ‒ Mißhandlungen. ‒ Auslieferung politischer Flüchtlinge an die Russen. ‒ Militärkrawall). Neisse. (Entlassung der Reserve. ‒ Frankfurt. (Die Unruhen in Sachsenhausen). Dresden. (Landtag). ‒ Prag. (Der Belagerungszustand). Wien. (Die Studenten und die Frankfurter Linke. ‒ Die Wahlen. ‒ Die Nationalbank).
Polen. Lemberg. (Widerruf des Einrückens der Russen in Jassy).
Donaufürstenthümer. (Attentat auf Bibesco. ‒ Cholera).
Großbritannien. London. (Brief von Ernest Jones an die Chartisten. ‒ Parlament. ‒ Chartistenprozeß. ‒ Die „Times“ über den Chartistenprozeß, über Hume's Parlamentsreform und den Waffenstillstand zwischen Deutschen und Dänen). Dublin. (Meagher nach den Vereinigten Staaten. ‒ Wirken der Klubs).
Italien Florenz. (Die „Alba“ gegen die Unthätigkeit Karl Alberts. Eine wichtige Entscheidung der Deputirtenkammer). Rom. (Die Ränke der östreichischen Partei. ‒ Energisches Voranschreiten des Ministeriums). Neapel. (Nachrichten aus Kalabrien). Palermo. (Buzacca's Niederlage)
Französische Republik. Paris. (Stimmung in den Provinzen. ‒ Thiers. ‒ Rekonstitution der alten Linken. ‒ Chateaubriand. ‒ Konstantin ‒ Vermischtes).
Handelsnachrichten.
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[Großbritannien]
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[Fortsetzung]
nichts zu hoffen und alles zu fürchten haben von der Erbitterung des Militärs und der Polizei, bestätigt, wie sie sein wird durch Tausende und Zehntausende von Einwohnern der Metropole, die ängstlich darauf harren die Erlaubniß der Obrigkeit zu erhalten, um diese Unordnungen in dem Lauf eines einzigen Nachmittags zu erdrücken“
Was? Eine Parisische Schlächterei! Dank für den Wink! vorgewarnt ist vorbewaffnet ‒ also, Arbeiter, rüstet euch!
Man mag sagen, ich handle unklug, indem ich diesen Brief vor meinem Verhör veröffentlichen lasse; aber ich gehe zu diesem Verhör, um keine meiner Ansichten, keine meiner Empfindungen zu verheimlichen. Ich habe der Klassenregierung den Handschuh hingeworfen von der Tribüne, ich werfe ihr den Handschuh hin in dem Kriminalgerichtshofe. Als ich mich der Bewegung anschloß, sah ich ihre Konsequenzen voraus und ich bin nicht der Mann, vor dem Resultat zusammenzuschrumpfen. Ich bin ihr Feind ‒ sie haben mich in ihrer Gewalt ‒ laßt sie mich darin halten, so lang sie können.
Es ist von wenig Folge für die Bewegung, was die Regierung mit ihren Gefangenen anfängt. Der Premierminister wähnt die Bewegung zu zermalmen, indem er einige ihrer aktivsten Advokaten greift. Er macht einen großen Mißgriff, er meint, die Führer hätten die Bewegung geschaffen. Nein! Es ist die Bewegung, welche die Führer vorgeschoben hat. Laßt ihn Mitchels gedenken. Er nahm Einen Mann ‒ und drei Männer sind schon da, seinen Platz einzunehmen. Und hier in England wird er so wenig der Nachahmer ermangeln, wie er der Bewunderer ermangelt hat. Der Urtheilsspruch ihrer Geschwornen ist das Aufgebot der Demokratie ‒ und die Gefangenen von Newgate stampfen hinter ihren Wällen eine Phalanx hervor.
Da ich nichts gesagt habe, was nicht genau der Moralität und dem Gesetz entspricht, mag gefragt werden: Warum ich verurtheilt zu werden erwarte? Laßt die Times vom 26. Juni antworten, wo sie sagt: „Da kann keine Schwierigkeit vorhanden sein, ein Schuldig von Londoner Kaufleuten und Industriellen zu erhalten.
Ja, mein Fall ist vorgeurtheilt ‒ hat nicht die Times einen falschen Bericht über meine Rede geliefert, wie der korrekte Bericht des Regierungs-Berichterstatters beweist! Hat sie nicht Stellen aus Reden mißdeutet, die ich vor Monaten gehalten? Hat sie sie nicht aus dem erläuternden Zusammenhang herausgerissen? und hat nicht der Manchester Guardian, als mein Weib mich begleitete bei meinem letzten Besuch im Norden, versucht, meinen Charakter durch eine infernale Verläumdung anzuschwärzen?
Und was bedeutet dies? Daß Furcht, Vorurtheil und Falschheit nächsten Montag auf der Geschwornenbank sitzen werden ‒ und daß ich das wohlthuende Schauspiel genießen werde, eine Jury die Verurtheilung ihrer eigenen Klasse aussp rechen und einen von der Klasse gemachten Richter den Urtheilsspruch ratifiziren zu hören.
Wenn ich also verurtheilt werde, werde ich in mein Gefängniß gehen mit stolzem Herzen und mit der festen Ueberzeugung, daß ich nicht lange dort bleiben werde, denn es wird nicht lange anstehn, bis wir die Charter haben ‒ mindestens wenn es Männer in England gibt. Wenn nicht, mag ich ebenso gern in ihren Kerkern als frei sein, denn ganz England ist dann nur ein Kerker für das Volk.
Unterdessen, laßt mich euch ermahnen, wenn ihr wirklich die Charte erringen wollt, nicht zu ermüden in eurer Agitation. Der große Mangel dieser Bewegung schien mir immer der zu sein, daß sie auf einen gewissen Punkt getrieben wurde, bis die Regierung, aus Furcht verzweifelt, einige wenige Leiter einsperrte, und dann das Volk das Herz verlor grade in dem Augenblicke, wo es seine Anstrengungen verdoppeln mußte. Grade in der Krisis, wenn die Regierung erschöpft war, zog sich das Volk zurück. Durchmustert die Geschichte eurer Bewegung und ihr werdet dieselbe bejammernswerthe Bethörung beständig wiederkehren sehn. Betrachtet eure jetzige Lage und sagt mir, ob ihr euch wieder desselben Fehlers schuldig machen wollt? Hört den Lord John vor wenigen Wochen dem Widerruf der Taxenklausel sich widersetzen und jetzt drauf und dran, selbst sie vorzubringen! Hört den Lord John vor wenigen Wochen über die Chartisten hohnlachend ‒ hört ihn nun gestehn, daß die Chartisten stärker sind als die Mittelklasse! Seht ihn Mitchel deportiren und nicht wagen, die Hand an seine Nachfolger zu legen! Seht sein Kabinet öffentlich Meetings verbieten und jetzt den Tadel auf die Polizei abzuwälzen versuchen! Seht ein Ministerium, das seine eigenen Worte verschluckt und an Ueberladung stirbt! Ich frage euch denn, ist dies eine Zeit zum Ermatten?
In eurer Agitation erhaltet Friede, Gesetz und Ordnung, respektirt Leben und Eigenthum, aber seid nicht, oh! seid nicht politische Feiglinge. Da ist ein großer Unterschied zwischen Muth und Gewaltsamkeit. Ein wirklich tapfres Volk ist nie selbst ordnungslos und weiß die Unordnung bei andern zu verhindern. Steht fest für das Recht des öffentlichen Meetings in freier Luft, ein Recht, das wir stets behauptet seit dem Wintenagenot der alten Sachsen, aber respektirt vor allen Dingen Leben und Eigenthum. Laßt den Krämer fühlen, daß er nicht seine Laden zu schließen braucht, wenn die Chartistenmassen vorbeiziehn, und er wird sein Herz der Charter nicht verschließen. Es weiß, daß die Chartisten keine Gewaltthätigkeit begehn ‒, aber laßt ihn auch wissen, daß die Chartisten die zu strafen wissen, die einen Zwist beginnen. Lehrt sie, daß ihr nicht für eine Theilung des Eigenthums seid, daß dies kein Krieg des Armen gegen den Reichen, sondern ein Krieg des Volks gegen Klassenherrschaft ist.
Schließlich laßt mich allen meinen Freunden danken für ihr gegen mich bewiesnes Wohlwollen. Die Chartisten-Exekutive war unermüdlich in ihren Bemühungen für meine Mitgefangnen und für mich selbst; nicht genug kann ich meinen Dank aussprechen für das Wohlwollen und die rasche Handlungsweise des Vertheidigungscomités ‒ und für die hochherzigen Chartisten, die so liberal für den Vertheidigungsfond unterzeichnet haben.
Jetzt sag ich euch Lebewohl für eine Zeitlang, denn sollte ich verurtheilt werden, auch ohne Nachrichten von außen zu vernehmen, werde ich den festen Glauben bewahren, daß unsere Sache prosperirt. In ruhiger Hoffnung werde ich die große Stunde der Befreiung der Nation abwarten, und wie ich nie aus einem interessirten Motiv mich der Bewegung angeschlossen habe, wie ich in ihrem Dienst nie etwas anders gewonnen habe als den Dank meines eignen Gewissens, so bedaure ich weder, noch widerrufe ich ein Gefühl, das ich geäußert, einen Schritt, den ich gethan habe. Ich fordere die Klassenherrschaft auf, ihr Schlimmstes zu thun ‒ ich prophezeie ihren schleunigen Sturz und den Triumph des Volks und die letzten Worte jetzt auf meinen Lippen, wie die ersten seit meinem Ausgang aus meiner Zelle, sollen sein: Die Charter und keine Kapitulation!
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[ * ] London, 8. Juli.
Parlament vom 7. Juli. Im Oberhause ist als interessanter Zwischenfall zu bemerken, daß den Lordschaften von dem Oberhaus-Huissier mitgetheilt wurde, er habe den Viscourt Arbuthnot nicht verhaften können, weil er ihn ‒ nicht gefunden. Dieser ehrenwerthe Lord hat sich nämlich aus dem Staube gemacht, weil er in einer nichts weniger als ehrenwerthen Sache vor dem Oberhause angeklagt worden.
Das Unterhaus beschäftigte sich als Comité mit der Bill wegen der Zuckerzölle. Die Debatte hierüber ward bald nach Mitternacht abgebrochen und auf nächsten Montag vertagt.
‒ In dem Prozesse gegen die Chartisten hat bis jetzt die Jury vier derselben: Fussell, Vernon, Williams und Sharpe für „schuldig“ erklärt in Betreff der meisten Punkte, welche der Staatsanwalt gegen sich aufgestellt und die auf „Aufruhr“ und „Theilnahme an ungesetzlichen Versammlungen“ hinauslaufen. Heute nun sollte die Verhandlung gegen Ernst Jones beginnen. Sein Vertheidiger beantragte aber Vertagung bis übermorgen (Montag). dls Grund führte er den gefährlichen Kranhheitszustand der Frau es Angeklagten an, die für morgen noch die Anwesenheit ihres Mannes wünsche. Dem Antrage wurde entsprochen. Es kam die nklage gegen Franz Looney, Kunsttischler, 34 J. alt, an die Reihe. Aus einer öffentlichen Rede desselben wurde besonders die Stelle hervorgehoben: „Es bleibt Euch nichts übrig, als zu Flinten, Säbeln und Picken Eure Zuflucht zu nehmen. Wie Gott den Menschen gemacht, so könne der Mensch Picken machen. Ich bin mit Leib und Seele Republikaner und wenn Ihr keine Picken zu kaufen im Stande seid, so werde ich's Euch sagen, wie Ihr sie erhalten könnt u. s. w.“ Allein der Berichterstatter, der diese und andere Stellen aufgezeichnet, erwies sich, wie in den bisherigen Fällen durchwog, als ein von der Regierung angestellter Spion. Entlastungszeugen sprachen sich nur günstig über den Angeklagten aus. Die Jury hatte bei Abgang der Post noch nicht ihr „Verdikt“ ausgesprochen, das übrigens bei dem Geiste und der Zusammensetzung der Geschwornen nicht zweifelhaft sein kann.
‒ Die „Times“, die mit den meisten andern Bourgeois-Organen seit Wochen gegen die gefangenen Chartisten gehetzt und den Haß derjenigen Klasse, aus welcher die Jury genommen wird, auf jede Weise entflammt hat, spricht heute von Milde und Nachsicht, die bei dem Urtheil des Gerichtshofes zu berücksichtigen sein würden. „Jetzt“, sagt dieses heuchlerische Blatt, „wo bereits 4 Chartisten von der Jury schuldig befunden worden, entsteht nicht blos für die Richter, sondern für das ganze Land die Frage welcher Grad von Strafe den Gesetzübertretungen angemessen und geeignet sein möchte, der Wiederholung derselben vorzubeugen … Während wir uns über das Resultat dieser gerichtlichen Verfolgung freuen, müssen wir doch offen unsern Wunsch bekennen, daß die Konsequenzen nicht bis zu ihrem äußersten Ende getrieben werden. Der Zweck wird durch ein solches Strafmaaß erreicht werden, welches von dem Willen und der Macht der Regierung, jede Unruhstiftung im Keime zu ersticken, Zeugniß ablegt. Die Gefangenen müssen lernen, daß Unruhstiftung bestraft wird. Dazu ist nur nöthig, sie in die Unmöglichkeit zum Unheilstiften zu versetzen, ihnen für eine gewisse Periode die Hände zu binden und ihnen Zeit zum Nachdenken zu geben. Es muß ihnen aber keine Wunde beigebracht werden, die sie aus dem Gefängniß erbitterter und verzweifelter fortschickt als sie sie hineingekommen.“
‒ In Betreff der Hume'schen Reform-Motion, die das Unterhaus mit so großer Majorität verwarf, sagt heute das nämliche Blatt am Schluß eines langen Artikels: „Die Frage, welche uns Hr. Hume und seine Freunde aufgenöthigt haben, ist die: ob wir ihre Charter annehmen oder verwerfen sollen. Auf diesen Punkt beschränken sich unsere Bemerkungen. Sie lehnen die 6 Punkte F. O'Connor's ab, wir ihre vier Punkte. Hier bleibt unsere Opposition stehen.“
‒ Mit großen Lettern druckt die heutige Times die Nachricht von dem zwischen Deutschland und Dänemark auf 3 Monate abgeschlossenen Waffenstillstande. Sie giebt als Hauptbedingungen:
Die deutschen Truppen räumen die Herzogthümer und die dänischen die Insel Alsen.
Die provisorische Regierung in den Herzogthümern bleibt bis zur Errichtung einer neuen Administration, zu welcher der dänische König zwei und der preußische ebenfalls zwei Mitglieder ernennen (wo bleibt die Frankfurter National-Versammlung?). Jene 4 Personen ernennen einen Präsidenten; werden sie nicht einig, so ernennt ihn England. Alsbaldige Aufhörung der Blokade; Freilassung aller Kriegs- und politischen Gefangenen.
Consols schließen zu 867/8, 871/[#] für Rechnung.
‒ Ein und siebenzig irische Pairs und Mitglieder des Unterhauses haben so eben eine Adresse an das Gouvernement erlassen, in der sie auf den jetzigen Zustand Irlands aufmerksam machen und dringend fordern, daß sofort alle Mittel angewendet würden, um den revolutionären Klubs, der Fabrikation von Waffen und andern bedrohlichen Sachen ein schnelles Ende zu machen.
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[ * ] Dublin, 6. Juli.
Im „Cork Examiner“ wird Folgendes berichtet: In der Stadt Cork sind jetzt 15 Klubs im Gange, die Zahl ihrer Mitglieder 4000, sämmtlich über Einen Plan und über Ein Ziel einverstanden. Ein Central-Comite sendet Emissäre auf's Land um bei Bildung von Klubs mitzuwirken. Das ganze System der Organisation ist fertig. In einem gestern Abend gehaltenen Meeting wurde angezeigt, daß Thomas F. Meagher im Begriff ist, mit einer für die politische Lage Irlands bedeutungsvollen Mission nach den Vereinigten abzureisen.
Irland ist seit Mitchell's Transportation dem Aeußern nach ruhig; aber diese Ruhe ist eben nur auf der Oberfläche. Die Mißvergnügten warten nur auf günstige Gelegenheit. Während der letzten Zeit sind die Klubs hier wie in den Provinzen, vorsichtiger geworden bei ihren Verhandlungen. Sie vervollkommen sich einzeln, um bald als geschlossenes Ganze erfolgreich auftreten zu können. Von Verbrechen, die noch vor einem halben Jahre durchs ganze Land in so außerordentlicher Zahl verkamen, hört man jetzt wenig oder gar nichts. Es ist bekannt, daß an 50,000 M. bewaffnet und gut bewaffnet, außerdem auch größtentheils einexerzirt sind. Eine unendliche Masse von Munition hat in den letzten 6 Monaten ihren Weg nach Irland gefunden, ist aber für den Augenblick unsichtbar geworden. Bald nach der Aernte, wenn nicht früher, sagt ein hiesiges Journal, werden die Repealer einen Aufstand im Großen versuchen und trotz der bedeutenden Masse englischen Militärs dürfte es dann zu einer Entscheidung kommen, die zugleich über das Schicksal der englischen Regierung entschiede.
Italien.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 11. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 307.]
[ * ] Florenz, 2. Juli.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 11. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 307.]
[ * ] Rom, 28. Juni.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 11. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 307.]
[ * ] Palermo, 24. Juni.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 11. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 307.]
[ 27 ] Neapel, 25. Juni.
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Französische Republik.
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[ 17 ] Paris, 8. Juli.
Wie weit diese Thermidorier von 1848 den Abhang hinunter rutschen werden, wer kann es wissen? Aber sehr tief und jählings bereits geht es bergab. Schon spricht Thiers in den Berathungsbureaus dreist aus: „Das Recht auf Arbeit sei ein Unding, dürfe folglich nicht in die Konstitution aufgenommen werden, er halte es für heilige Pflicht jedes Repräsentanten, sich gegen einen Paragraphen zu erklären, welcher dem Wohlbestehen und Kredit der Privatunternehmer zuwider laufe, auf Erden sei ohnehin keine Vollkommenheit u. s. w.“ Ziemlich belacht wurde sein Brief an den Bischof von L. worin er als verirrter Sohn der Kirche Buße wimmert. In dem Zirkel von Repräsentanten dem der kleine Monsieur präsidirt und wo die Rollen jedesmal einstudirt werden für die konservative Majorität, wird bereits ohne Hehl von der Herzogin von Orleans gesprochen, von neuer Auflage der Septembergesetze, von Widerruf sämmtlicher Erlasse der provisorischen Regierung. Thiers, Dupin, Barrot, sind die drei Stimmführer dieses Zirkels. Mit ihnen kokettirt bereits die legitimistische Partei, die „Gazette du Midi“ und andere Blätter z. B. haben kürzlich dem kleinen Thiers Verbeugungen gemacht.
Das Landvolk im Gironde-Departement, in der Provence, in der Bretagne wird von der Legitimität stark bearbeitet, und Freiheitsbäume sind dort eine Rarität. Dagegen sind die Vendeebauern keineswegs Royalisten; „wir haben uns für die Bourbons einst todtschlagen lassen, sagte man daselbst einem Reisenden, aber das ist jetzt vorbei.“ In Marseille, Bordeaux, Toulouse und Nimes tauchen die girondinischen Decentralisirungswünsche hier und da wieder auf. Ein Blatt von Montpellier versichert: „die Handels- und Agrikulturinteressen des südlichen Frankreich ständen von Natur- und Industriewegen denen des nördlichen unvereinbar entgegen, und nur eine Verfassung wie die helvetische oder amerikanische könne nützen; zudem seien zwei Kammern nöthig, schon um auch die äußere Aehnlichkeit mit dem so verderblichen Nationalkonvent zu meiden.“ Die Verhaftungen gehen jetzt in den Provinzen los; in Lyon und Toulon liegen manche brave Arbeiter im Kerker. Die Presse wird auch dort attakirt, seitdem der Prokurator der Republik die alten Preßmarterwerkzeuge für noch rechtsgültig erklärt hat. Die Kautionen sind in der Provinz von manchen „honneten Beamten“ so prompt eingefordert worden, daß mehrere demokratische Blätter aufhörten; so in Lyon und St. Etienne, Rheims etc. Für Paris ist der Termin auf den 12. Juli angesetzt; wer bis dahin nicht kautionirt ist, wird unterdrückt.
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@facs0205
[ 12 ] Paris, 8. Juli.
Die alte Linke ist wieder vollständig konstituirt und Thiers steht an ihrer Spitze. In dem sogenannten Cirkel der „rue Poitiers“ hält sie ihre Berathungen, und Thiers lenkt und leitet dieselben mit seiner allbekannten „Ueberlegenheit“. Alle extra-legalen Maßregeln, die jetzt genommen, waren im Cirkel vorbereitet, diskutirt und beschlossen worden und Thiers hatte hierin seine „Ueberlegenheit“ bekundet und bewährt. Ihr glaubt etwa, Cavaignac habe die Auflösung der Nationalwerkstätten beschlossen; falsch! Thiers hatte es vorhin beschlossen, er hatte die Nothwendigkeit erkannt, die Faubourgs zu entwaffnen und ein Lager von 80,000 Mann vor Paris zu errichten. Thiers ist's, der verlangt, daß die Klubs provisorisch geschlossen, und die Freiheit der Presse, der „antisozialen“ Presse, beschränkt werde. Ein Glück, daß Herr Thiers nicht noch weiter geht mit seinen Forderungen, und wenn die Regierung nur den Fantasien des Hrn. Thiers nachkommt, so wird er ihr seine Stütze nicht entziehen. „Herr Thiers, sagen die Debats, ist wirklich einer jener würdigen Männer, die das Gute wollen, ohne Geräusch, ohne Prunk; seine Haltung ist so gemäßigt, wie sie nur sein kann, und wenn die exekutive Gewalt sich nicht mit ihm verständigt, so könnte es geschehn, daß die Versammlung mit der Vorlegung einer Unmasse von Dekreten zu thun bekäme.“
Glücklicher Weise wird die Versammlung mit dieser Unmasse von Dekreten verschont bleiben; denn die exekutive Gewalt verständigt sich mit Herrn Thiers auf eine wahrhaft herzliche, innige Weise.
Wenn Herr Thiers in den öffentlichen Debatten noch sehr zurückhaltend ist, so tritt er desto ungehaltener in den Privat-Versammlungen und den Büreaus auf. Herr Remilly ist der Herold des Herrn Thiers; Herr Remilly war bestimmt gewesen, den Lastträ- [0206] ger der Thiers'schen Propositionen in der Kammer zu sein. Aber wenn der Lastträger Remilly nicht durchdrang, so war der Erfolg des Herrn Thiers um so viel zuverläßiger.
Herr Thiers also ist der Chef der Reaktion, und die Reaktion ist siegreich. Wenn man auch nicht mehr von Regence spricht, so sperrt man doch alle Thüren der Republik ab, und setzte sich ihrer weitern Fortbildung entgegen.
Auf die Versammlung der Repräsentanten darf man nicht zählen; denn der Augenblick ist nahe, wo man alle Diskussionen unterdrücken wird, um schneller zum Ziele zu eilen. „Die Repräsentanten, sagt das Journal des Debats, thun weislich daran, sich mit der öffentlichen Gewalt zu berathschlagen und zu verständigen, und ihr nur dann öffentlich entgegenzutreten, wenn sie nicht zu einem patriotischen und freundschaftlichen Verständnisse gelangen können.“
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@facs0206
Paris, 8. Juli.
Paris war seit dem 24. Februar ohne Gemeinderath. Es stand so zu sagen unter dem Scepter Marrast's. Cavaignac macht auch dieser Konkurrenz ein Ende, indem er im heutigen Moniteur einen Befehl erläßt, der die sofortige Bildung eines provisorischen Gemeinderathes verordnet. Derselbe besteht aus 35 Gliedern, die größtentheils dem alten Gemeinderathe und den bedeutendsten Notabilitäten der Stadt angehören. Viele Leute sehen in dieser Verordnung den ersten Schritt zum Sturze Marrast's.
‒ Tourret, der neue Ackerbau- und Handelsminister, hat ein Rundschreiben an alle Präfekten erlassen, worin es bezüglich der Arbeiter heißt: „Die Anziehungskraft bekämpfen, welche die Städte auf das platte Land üben, dem unüberlegten Drange ein Ziel setzen, welche dem Ackerbau jene Hände entzieht, deren Ueberfluß in den fabrik- und manufakturreichen Städten leicht zu Finanzkrisen und blutigen Zusammenstößen führt; jedem Arbeitszweige nur diejenige Arbeitermenge zuwenden, deren er bedarf, um sich und dem Wohle der Arbeiter zu genügen: Das ist das Ziel, dem mein Departement nachstrebt und zu dem auch Sie beizutragen berufen sind u. s. w.
‒ Der Seidenertrag während des Monats Juni betrug in Lyon laut der diesfälligen offiziellen Bulletins über Seidenbau 95,565 Kilogramme im Ganzen.
‒ Ueber das Gefecht in den Steinbrüchen und Weingärten von Montmartre sind die Angaben verschieden. Die Debats geben die Zahl der Verwundeten auf 24 an. Die Union legt dagegen den einzelnen Schüssen gar keine Wichtigkeit bei. Offizielle Berichte fehlen.
‒ Lamartine liegt seit einigen Tagen auf dem Krankenbett.
‒ Drouin de Lhuys wird als Minister des Auswärtigen genannt, da General Bedeau sich immer noch weigert, dieses Portefeuille anzunehmen.
‒ Cavaignac hat gestern der Nationalversammlung angezeigt, daß er bereits eine Truppenmacht von 50,000 Mann um Paris zusammengezogen habe. Die Hauptpunkte derselben seien Auxerre, Tonnerre, Avallon, Semur, Sens u. s. w. Auf den ersten Wink könnten sie den 200,000 Mann der Bürgerwehr von Paris nebst Weichbild zu Hülfe eilen.
‒ Die Theater, d. h. die subventionirten, werden Montags ihre Vorstellungen wieder beginnen.
‒ Im Laufe der gestrigen Nationalversammlung äußerte Cavaignac: daß er ihr nächstens die zur Befestigung der französischen Küsten nöthigen Kredite abverlangen werde.
‒ Andryane, der Leidensgefährte Silvio Pellico's und Verfasser der Memoiren des Spielbergs, befindet sich unter den Opfern der Junirevolution.
‒ Die Bank hat endlich 100,000 Fr. für die Blessirten der Junirevolution unterzeichnet.
‒ Proudhon macht in seinem Blatte den erbaulichen Vorschlag, allen Haus-, Grund-, Hypotheken- und Staatsfonds-Besitzern, vom 15. Juli 1848 bis 15. Juli 1851, also während drei Jahren, ein Drittel ihrer Forderungen abzuzwacken und mit den hierdurch gewonnenen Milliarden den öffentlichen Kredit herzustellen. O Luftschlösser!
Auszug aus der gestrigen Nationalversammlung. Delongrais, eines der Glieder des Finanzausschusses: ‚Alle Diejenigen, welche dem Kurslaufe der letzten Zeit folgten, werden bemerkt haben, daß die 3 proz. in demselben Maßstabe als die 5proz. in die Höhe stiegen. Das kam daher, daß die Börsenwelt sagte: man will die Schatzbons in 3 proz. Rente (und nicht in 5proz.) zum Tageskurse verwandeln (consolidiren). Wir wären also große Thoren, wenn wir den Kurs, den man zu 48 bis 52 angeschlagen hat, nicht so niedrig als möglich zu erhalten strebten. Wohlgemerkt, die 3 proz. Rente dient ausschließlich zum Börsenspiele.
Die Börsenspieler sind aber auch gleichzeitig die Inhaber der Schatzbons, mithin würden wir eine Ungerechtigkeit begehen, wenn wir diesen Plänen nicht durch einen möglichst hohen Kurs begegneten.“
Diese Rede trug viel dazu bei, daß Goudchaux, der höchstens 52 zugeben wollte, sich mit 55 begnügte.
[#]‒ Nationalversammlung. Keine öffentliche Sitzung wegen Saalreparatur.
In dem Bureaux wurde ausschließlich der neue Verfassungsentwurf geprüft und einige Blicke in das Unterrichtsgesetz und die neue Progressivsteuer geworfen.
‒ Die Gazette des Tribunaux giebt folgende Details über die Verhaftung des Eskadronschefs Konstantin, der als beigeordneter Rapporteur mit im Kriegsrathe zur Untersuchung der Juniereignisse saß.
„Der Kommandant Konstantin, der in der Straße Saint Antoine, nahe bei der Kirche Saint Marie und dem Platze der Bastille wohnt, soll am 24. und 25. Juni mitten unter den Insurgenten gesehen worden sein, wie er als Ouvrier mit einer Bluse und einer Mütze verkleidet, dieselben zum Kampfe aufmunterte und selbst mitkämpfte. Mehrere Beschuldigten aus dem Faubourg Saint Antoine sollen dieses Geständniß abgelegt haben.
„Man versichert ferner, daß dieser Offizier, der früher am Ministerium attachirt war, sich schmählicher Aeußerungen gegen den erlauchten General Cavaignac habe zu Schulden kommen lassen. Die Kommission hat auf den Grund dieser Erklärungen die Verhaftung des Kommandanten zu verordnen für gut erachtet, und Konstantin ist also angeklagt, Einer der Urheber, Anst fter oder Aufwiegler zu sein, welche die Insurgenten vorbereitet oder aufgemuntert haben, die Waffen gegen ihre Mitbürger und gegen die aus der Volkssouveränität hervorgegangene Regierung zu ergreifen.
Der Kommandant Konstantin, der nach der Februarrevolution vom Kriegsminister Subervie zu seinem Kabinetschef ernannt worden, hatte sich als Kandidat zur Nationalversammlung im Seinedepartement gestellt. Als Nachbar des Faubourg Saint Antoine war er den Bewohnern dieses Quartiers sehr bekannt; er besuchte die Klubs, wo sein demokratisches Glaubensbe enntniß häufig zur Sprache kam.
„Auf Befehl der Untersuchungskommission sind alle Aktenstücke in Betreff der Individuen, gegen welche der Kommandant Constantin die Instruktion eingeleitet und überwacht hatte, der Nationalversammlung überbracht worden.
„Ein sonderbarer Umstand fand übrigens bei der Verhaftung Statt. Constantin, als Mitglied der Untersuchungskommission, war nahe daran mit der Vollstreckung des ihn betreffenden Verhaftungsbefehl selbst beauftragt zu werden.“
Neueste Nachrichten.
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@facs0206
Berlin, 8. Juli.
Mit Bestimmtheit wird versichert, daß die Bank heute die Auswechselung der Darlehns-Kassen-Scheine verweigert habe.
[(D. Z.)]
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@facs0206
Verhandlungen des Gemeindcrathes zu Köln.
Sitzung vom 7. Juli 1848, Abends 6 Uhr.
Die Ueberlassung des Saales Gürzenich an den Vorstand der demokratischen Gesellschaft, zu einer, am Sonntag den 9. d. M., Nachmittags 3 Uhr, abzuhaltenden Volksversammlung, behufs Berathung einer Adresse an die Vereinbarungs-Versammlung in Berlin, ward genehmigt. ‒ Die Authorisation zur gerichtlichen Klage, wegen Besitzstörung an einem, zum Bischofswege gehörigen Radialwege vor dem Hahnenthore durch einen anschießenden Grundeigenthümer, ward ertheilt. ‒ Die Angelegenheit wegen Eröffnung des Filzengrabenthores und wegen Erwerbung der Malzmühle, wurde an die ständige, gemeinderöthliche Kommission für städtische Bauten, Wege u. s. w. zur Prüfung und Berichterstattung verwiesen. ‒ Außer der bereits früher beschlossenen Umpflasterung der Bobstraße und des Ursulaklosters, so wie der Makadamisirung der Siebenburgenstraße, Ulrichsgasse, Burgmauer und Schafenstraße, wurde die Neupflasterung der Cäcilienstraße, Krebsgasse Weierstraße und Sternengasse genehmigt, der letztern nach Beseitigung des alten Kreuzgangs und einer vorspringenden Mauer ‒ Ein Vorschlag zur Wiederbelebung der Bauthätigkeit, ward an die ständige Commission für öffentliche Bauten u. s. w. zur Prüfung und Berichterstattung, verwiesen.
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@facs0206
Statut.
Es bildet sich eine Gesellschaft, bestehend aus sämmtlichen Färbermeistern von Elberfeld, Barmen etc. unter dem Namen:
„Gesellschaft der Färbermeister des Wupperthals.“
§ 1.
Die Gesellschaft hat den Zweck, durch Feststellung einer allgemeinen Farb-Preis-Liste aus sich die Feindseligkeiten, hervorgerufen durch das nutzlose Herunterdrücken des Farblohns, zu verbannen, und ferner hiedurch ein reelles Bestehen, sowohl der Mitglieder der Gesellschaft, als auch ihrer Arbeiter, zu erzielen.
§ 2.
Alle Färbermeister sind gehalten sich der Gesellschaft anzuschließen und ihren Beitrag von jährlich zwei Thalern in 1/2jährlichen Raten von je einem Thaler pränumerando zu zahlen.
§ 3.
Zur Besorgung und Wahrnehmung sämmtlicher Interessen der Gesellschaft ist ein Präsident des Ganzen; ‒ für die Elberfelder Mitglieder ein Präsident, wählbar aus ihrer Mitte, und für die Barmer Mitglieder ebenfalls ein Präsident, wählbar aus ihrer Mitte durch einfache Majorität der Stimmen der Anwesenden, ernannt. Beide letzteren haben gleichzeitig die Funktionen als Kassirer. Für die Farbbranchen sind Deputirte bestimmt, und zwar:
a)fürSeide:2Deputirteund1StellvertreterausElberfeld,
fürSeide:2 Deputirteund1StellvertreterausBarmen,
b)fürWolle:2Deputirteund1Stellvertreteraus Elberfeld,
fürWolle:2Deputirteund1StellvertreterausBarmen,
c)fürKattun2Deputirteund1StellvertreterausElberfeld,
fürKattun2Deputirteund1StellvertreterausBarmen,
welche in Verbindung mit den drei oben erwähnten den Vorstand bilden.
§ 4.
Die Hälfte des Vorstandes tritt jährlich am1. Juli und zwar zuerst durchs Loos, später nach der Anciennetät, aus; ‒ die Austretenden sind wieder wählbar.
§ 5.
Für die Gesellschaft besteht eine Lade zur Aufbewahrung der Scripturen, Effekten, Gelder etc. ‒ Diese Lade muß mit drei verschiedenen Schlössern versehen sein, wovon ein Jeder der drei Präsidenten einen Schlüssel bekommt.
Ist die Kasse bis auf die Summe von 50 Thlr angewachsen, so wird letztere der Elberfelder oder Barmer Sparkasse durch den Präsidenten übergeben, und hat derselbe für Aufbewahrung des qu Quittungsbuches, in der Lade, zu sorgen.
Beschlüsse über die Verwendung von Geldern zu nothweodigen Anschaffungen bis zur Höhe von Zehn Thalern werden den anwesenden Mitgliedern des Vorstands anheimgegeben. Ueber zehn Thaler, und überhaupt über Verwendung des Fonds können nur Generalbeschlüsse stattbefinden, wobei die anwesenden Mitglieder durch einfache Majorität bestimmen; bei Gleichheit der Stimmen gibt der Präsident den Ausschlag.
§ 6.
Bei vorkommender Uebertretung der festgesetzten Preise, durch billigeres Arbeiten, ist der Angeklagte verpflichtet, seine hierauf bezughabenden Bücher im Versammlungslokale dem Vorstande vorzulegen, um daraus das „Schuldig“ oder „Nichtschuldig“ zu ermitteln.
§ 7.
Sollten solche Fälle, welches wohl nicht anzunehmen ist, dennoch vorkommen, so ist der Angeklagte verpflichtet, 25 Thlr. als Contraventions-Strafe an die Gesellschaftskasse zu entrichten.
§ 8.
Jeder, welcher sich als Meister etabliren will, muß vorher dieser Gesellschaft beigetreten sein; hierzu ist sein Lehrbrief von drei Jaheen, und ein Qualifikations-Zeugniß seines letzten Meisters, der ebenfalls der Gesellschaft angehören muß, erforderlich, und müssen dem Vorstande schriftlich eingereicht werden ‒ Entrée ist mit zwei Thaler zu erlegen.
§. 9.
Alle Meister sind verpflichtet, nur solche Lehrlinge anzunehmen, welche den gewöhnlichen Elementar-Unterricht genossen. ‒ Der Lehrbrief, drei Jahre lautend, wird von einem der drei Präsidenten beglaubigt.
§. 10.
Die Mitglieder haben sich vereinbart, demjenigen Farbstoffenhändler nichts mehr abzukaufen, welcher dem Färber, der nicht zur Gesellschaft gehört, Farbstoffe überläßt.
§. 11.
Von den Theilhabern der Gesellschaft wird kein Geselle oder Lehrling von einem anderen, nicht zur Gesellschaft gehörigen Meister in Arbeit genommen; wenn dieses indeß geschieht, so tritt ebenfalls die vorerwähnte Kontraventionsstrafe von 25 Thlr ein.
§. 12.
Die in §§. 6 bis 11 angeführten Bedingungen unterliegen, zur Aufrechthaltung derselben, einem Ehrengerichte. Dieses besteht, bis auf weitere General-Beschlußnahme aus den jedesmaligen, anwesenden Vorstands-Mitgliedern, und fügen sich die, zur Gesellschaft Gehörigen dem Urtheile derselben auf Ehrenwort und Unterschrift hiermit ausdrücklich.
§. 13.
Die Gesellschaft erachtet es angemessen, bei dem Ehrengerichte einige Herren Fabrikanten thätig zu sehen und Veranlassung zu nehmen, diese ihre Beschlüsse dem Rheinisch-Westphälischen Gewerbe-Verein zu überreichen, um diejenige Fabrikanten zu gewinnen, welche dem Ehrengerichte beizutreten sich veranlaßt finden werden.
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@facs0206
Heuler.
In Barmen erschien ein Zugführer der dortigen Bürgerwehr mit der deutschen Kokarde ohne das preussische Abzeichen und wurde deshalb von einem Kollegen, preuß. Landwehr-Lieutenant, scharf getadelt. Die Opposition des Angegriffenen gab letzterm Anlaß, aus dieser Lappalie eine Kompagnie-Frage zu machen: entweder du, oder ich nehme meinen Abschied, eröffnete er der Kompagnie und die Kompagnie entschied gegen den nur einfach dekorirten National-Sünder. ‒
Für die Elberfelder Schützengilde, eine Abtheilung der Bürgerwehr dieser Stadt, kam eine Fahne zur Berathung. Man entschied sich für den deutschen Adler im rothen Felde; die Heuler wurden aber bald inne, daß unentfaltet die Fahne der république rouge ähnele, entflammten in der Person eines der milchbärtigsten unserer Bourgeois zu einem feierlichen Proteste gegen die Farbe des Terrorismus Doch wird die Fahne so ausgeführt, aber extra mit Goldfranzen besetzt, die man zweifelohne so dick bestellen wird, daß alle Meinungen hierin ihre Ausgleichung finden. ‒ Riotte, bisheriger Special-Direktor der Bergisch Märkischen Bahn, ist wegen seiner Thätigkeit im politischen Klub (nicht konstitutionellen) zu Elberfeld auf Veranlassung eines leider zu einflußreichen Mannes von seinem Posten, verbunden mit einem Gehalt von praeter propter, Thlr. 1500 entfernt worden. Noble Rache unseres Patent-Landtags-Deputirten!
Amtliche Nachrichten.
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@facs0206
In Gemäßheit der §§. 97 und 98 der Bankordnung vom 5. Oktober 1846 bringe ich hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß mit Zustimmung des Central-Ausschusses der Bank die Zahlung einer Dividende von
17 Rthlr. 15 Sgr.
für den Dividenden-Schein Nr. 3 der Bank-Antheils-Scheine beschlossen ist, und daß die Zahlung dieser Dividende bei der Haupt-Bank hierselbst, bei den Provinzial-Comptoiren zu Breslau, Köln, Danzig, Königsberg, Magdeburg, Münster, Stettin, so wie bei den Kommanditen zu Elberfeld, Elbing, Memel, Posen und Stolpe, sofort erfolgt.
Berlin, den 8. Juli 1848.
Der Chef der preußischen Bank.
Vermöge Allerhöchsten Auftrages
(gez. v. Lamprecht.
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Das Porto für die Ueberfracht an Passagier-Gepäck von Postreisenden, welches bisher per Meile für je 5 Pfund betrug
bei Effekten bis incl. 100 Pfund 2 Spfennig,
für das Mehrgewicht 3 Spfennig,
wird vom 1. August d. J. ab, durchweg, und ohne Unterschied des Gewichtes, auf 2 Spfennige per Meile für je 5 Pfund festgestellt. Alle übrigen das Passagier-Gepäck betreffenden Bestimmungen bleiben unverändert in Kraft.
Berlin, den 6. Juli 1848.
General-Post-Amt.
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Dem Justizrath Evelt zu Düsseldorf ist unter dem 30. Juni 1848 ein Patent
auf ein atmosphärisches Eisenbahn-System, insoweit dasselbe nach der vorgelegten Zeichnung und Beschreibung für neu und eigenthümlich erachtet worden ist, und ohne Jemand in Anwendung bekannter Theile desselben zu beschränken,
auf acht Jahre von jenem Tage an gerechnet, und für den Umfang des preußischen Staats ertheilt worden.
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@facs0206
Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.