[0211]
Neue Rheinische Zeitung.
Organ der Demokratie.
No. 43. Köln, Donnerstag 13. Juli 1848.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Preußische Reorganisirung und Pacificirung Posens. [Fortsetzung.] ‒ Ein Manifest der Kontrerevolution.) Berlin. (Bericht der Linken. ‒ Polizeiwirthschaft. ‒ Der Reichsverweser in Potsdam.) Breslau. (Der demokratische Verein. ‒ Verhaftungen. ‒ Arbeiterverein.) Frankfurt. (N.-V. ‒ Erzherzog Johann.) Wien. (Neues Ministerium. ‒ Arbeiterunruhen. ‒ Der Sicherheitsausschuß.) Prag. (Windischgrätz's Bekanntmachung.) Von der Siebenbürger Gränze. (Bibesco entflohen.)
Ungarn. Preßburg. (Angebliche Hinrichtung Stourdza's.) Pesth. (Ein Insurgentenhaufen geschlagen. ‒ Die hohe ungarische Geistlichkeit.)
Französische Republik. Paris. (Die Gefangenen. ‒ Girardin. ‒ Cabet. ‒ Die Konservativen über Deutschland. ‒ Die Mobilgarde. ‒ R.-V. vom 10. Juli. ‒ Landron und Portalis. ‒ Der Constitutionnel und die Reforme).
Großbritannien. London. (Nachrichten aus den Manufakturdistrikten. ‒ Verhaftungen in Dublin. ‒ Anfang des Prozesses von Ernst Jones).
Polen. Lemberg. (Physiognomie von Galizien. Bauern und Adel. ‒ Wiener Deputirten).
Italien. Mailand. (Krankheit unter der Besatzung Mantua's). Turin. (Altöstreichische Politik. ‒ La Concerdia über die A. A. Z.) Rom. (Kammerdebatten). Neapel. (Eröffnung des Parlaments. ‒ Nunziante geschlagen). Reggio in Kalabrien. (Die Fortschritte der Insurrektion).
Nordamerika. (Präsidentschaftsfrage. ‒ Nachrichten aus Mexiko).
Brasilien. (Auflösung der Kammern).
Deutschland.
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[19] Köln, 17. Juli.
(Forts. des Artikels in Nr. 41). Ueber den Zustand des zertretenen, mit Mord und Brand überzogenen Landes gibt der Bericht eines Deutschen Aufschluß, dessen Original unter den Akten des Staatsministeriums zu Berlin liegt.
„Jeder neue Tag bringt in dem Großherzogthum neue Greuelscenen und Gewaltthaten. Es gibt hier keine Civilgewalt mehr; das Militärkommando zu Posen regiert das Land. Ein Martialgesetz ist nicht publizirt, dessenungeachtet durchziehen militärische Horden alle Kreise und üben die empörendste Gewalt gegen das Volk. Alle Deutsche und sogar die Juden werden bewaffnet; der polni schen Bevölkerung nimmt man Alles, was nur einer Waffe ähnlich sieht, sogar Taschenmesser, und die Soldateska mißhandelt dabei die unglücklichen Bauern auf die grausamste Weise … Während man dem Volke sagt, der polnische Adel wolle dasselbe nur wieder knechten, wird dies verrathene Volk wehrlos niedergeschossen, mit 50 bis 60 Säbelhieben langsam todt geschlagen … Kein Gesetz und keine Gerechtigkeit mehr für den Polen. Und warum? Weil er das begehrt, was heutzutage alle Völker begehren: Freiheit und Gerechtigkeit; weil er demjenigen Zustande auf legalem Wege nachstrebt, welcher ‒ aber nach blutigen Kämpfen ‒ in der Hauptstadt Ein königl. hochpreisliches Staatsministerium selbst an's Staatsruder gebracht hat … Es ist möglich, vielleicht wahrscheinlich, daß das Militär mit Hülfe der bewaffneten Deutschen und Juden über die gänzlich entwaffnete polnische Bevölkerung die Oberhand gewinnt: aber die Verzweiflung gibt auch den Unbewaffneten eine mehr als menschliche Kraft. Dann wird es ein Abschlachten von Menschenmassen jeden Alters und jeden Geschlechts. Will das königl. Ministerium die Verantwortlichkeit hierfür übernehmen? Will dasselbe die Vernichtung der polnischen Stämme mit Gewalt hervorrufen?“
Das hochpreisliche Ministerium Camphausen-Auerswald antwortete auf diese Interpellation ebensowenig, wie auf die Berichte des Erzbischofs, welcher zuletzt sich weigerte, das Volk mit der Hoffnung einer bessern Zukunft zu trösten, da diese Hoffnung jedem Polen abgeschnitten werde.
Die Führer der Polen, denen selbst die Bekanntmachung des Kommissarius vom 17. April das Zeugniß gibt, daß sie im Vertrauen auf die königl. Verheißungen mit Gefahr ihres Lebens die Entwaffnung der Massen ins Werk setzten, versuchten noch einmal, in Berlin Gehör zu verlangen. Ihre Abgeordneten richteten an den Minister des Innern eine ausführliche Denkschrift über die Zustände des Landes und verlangten über die Dringlichkeit der ihnen längst verheißenen Maßregeln eine Privataudienz.
Der Herr Minister antwortete ihnen nicht.
Auf ihre wiederholten Vorstellungen wegen Gefahr im Verzug, ertheilte ihnen zuletzt der Minister der bürgerfreundlichen Vermittlung den Rath, sich an den General Willisen, den königl. Reorganisationskommissarius zu wenden, an den Mann, welcher eben nach Berlin gekommen, weil er dem Treiben der fanatisirten Soldateska gegenüber völlig ohnmächtig war.
Man sieht, wie Hr. Auerswald durch die Revolution zur Vermittlung zugeschliffen war; das tapfere preußische Heer schlug die wehrlosen Polen einzeln mit Säbeln und Ladestöcken todt, Herr Auerswald klopfte ihnen blos mit schäkerndem Spott die Schulter.
Als die Deputation unerachtet der verweigerten Annahme dem Minister sich vorzustellen wußte, versicherte Hr. Auerswald, daß ihre Wünsche über Zerstreuung des Mißtrauens gegen das preußische Gouvernement bereits erfüllt seien; der General Colomb habe Befehl erhalten, den Belagerungszustand von Posen aufzuheben, preußische Garnisonen nur an den Orten, wo sie verlangt würden, zu lassen, und keine militärische Maßregel ohne ausdrückliche Aufforderung der obersten Civilbehörde zu ergreifen.
Drei Tage nach dieser Versicherung erschien die königl. Kabinetsordre vom 26. April über die zweite Theilung Polens, wonach 22 Kreise von Polen abgerissen und die Verheißungen der Reorganisation auf 4 und 2/4 Kreise beschränkt wurden. Die Polen konnten jetzt allerdings mit der Ueberzeugung von dannen gehen, daß Niemand mehr in dem ganzen Großherzogthum über die Absichten der preußischen Staatsregierung im Zweifel sein werde; alle Erwartungen von der verheißenen Reorganisation waren systematisch getäuscht worden, um das Land wehrlos dem Terrorismus des Säbels zu überantworten.
Der General Colomb hatte unterdeß nicht gezögert, diese „nationale“ preußische Organisation praktisch „anzubahnen“.
Von den angeblichen Befehlen des Ministers Auerswald, war keiner ausgeführt. Der Belagerungszustand von Posen, der ohne die geringste Veranlassung beliebt worden, war nicht aufgehoben; die militärischen Maßregeln, obgleich auch die Kabinetsordre die Pacifikation für beendigt erklärte, wurden nicht sistirt; und auf die polnischen Cadres wurde gegen die Zustimmung der Civilbehörde am 29. ein offener Angriff gemacht. Die Cadres der Stadt Xiax wurden am 29. April von dem General Colomb gestürmt, nachdem der General dem Oberpräsidenten noch am 28. Abends das Versprechen gegeben, keinen feindlichen Angriff auf dieselben zu machen.
Mit dieser Schlacht war der Beginn des allgemeinen Kriegs aussprochen. Hatten bisher die mobilen Kolonnen, diese fliegenden Horden privilegirter Räuber, den Mord und die Plünderung im Einzelnen geübt, so wurde jetzt das ganze Land in den Schauplatz eines organisirten Vertilgungskrieges verwandelt. Die in Miloslaw befindlichen Cadres, welche sich nach der Konvention in voller Sicherheit glauben mußten, wurden von einer Heeresmacht von 6-7000 Mann überfallen; aber während des Kampfes durch die von Neustadt und Pleschen herbeigeeilten Cadres bis gegen 3000 Mann verstärkt, trugen die zur Verzweiflung getriebenen Polen einen blutigen Sieg über den an Zahl und Bewaffnung ihnen überlegenen Feind davon. In einer dritten Schlacht bei Wreschen war es bloß der Uebereilung der Polen, welche zu früh aus dem Walde losbrachen, zuzuschreiben, wenn sie den preußischen Truppen nicht eine ähnliche Züchtigung bereiteten und sie gänzlich aufrieben. Die polnischen Führer schlossen bei Bardo eine Kapitulation mit dem General Wedell, der indeß nur wenige Bewaffnete im Lager vorfand: die polnischen Soldaten, gewarnt durch den früheren Verrath der Preußen, zogen es vor, in kleinen Haufen in die Wälder zu flüchten, wo sie sich allein vor den barbarischen Schlächtereien ihrer Henker geschützt glauben.
Die christlich-germanische Soldateska offenbarte hier ihren Heldenmuth, indem sie auf den Wegen die Christusbilder mit Säbeln in Stücke zerhackte, Geistliche ermordete und verjagte, die Kirchen beraubte, die Häuser der Polen überfiel, ausplünderte und in Brand steckte, die Männer verstümmelte, die Frauen schändete und die Gefangenen mit Kolben und Ladstöcken todtschlug.
Bei der Besetzung der Stadt Buk am 4. Mai, schleppten die Soldaten die Einwohner aus den Häusern und erschossen sie auf der Straße, so u. A. den Vikar Bielski, ‒ wie es später hieß: aus Versehen.
Am 5. Mai wurde in Pinne der Gutsbesitzer Milewski von 6 Soldaten ergriffen und sofort auf der Straße erschossen.
Zu Znin erhielten drei Bürger auf offenem Markte im Beisein des General Hirschfeld (von Shrapnells) 25 Peitschenhiebe, weil sie beim Abnehmen der preußischen Adler behülflich gewesen.
Zu Ostrowo wurden ebenfalls auf offnem Markte mehrere Handwerker gepeitscht, um ihnen das Geständniß abzulocken, ob sie Waffen versteckt hielten.
Auf dem Schlosse des Grafen Raczynski zu Rogalin drangen die braven Truppen ein, um mit altpreußischem Vandalismus Möbel, Gemälde, Urkundensammlungen zu zerstören, das Gut von Grund aus an Silberzeug, Pretiosen, Uhren, Geld und Pfandbriefen auszuplündern und die Inwohner als Gefangene mit Kolben und Ladstöcken zu mißhandeln.
Alle diese Ritterlichkeiten wurden verübt unter den Augen der Generale Hirschfeld (von Shrapnells), Wedell, Steinäcker, Colomb; sie wurden verübt unter der Verantwortlichkeit des bürgerfreundlichen Ministeriums der Vermittelung, Camphausen-Auerswald.
Endlich auf die Kunde von den Schlachten von Miloslow und Wreschen wurde, was die Polen vergebens vor dem Ausbruch des Kampfes erwartet und verlangt hatten, mit „ausgedehnten Vollmachten“ ein Reorganisations-Kommissarius nach dem Großherzogthum gesendet. Seine Vollmachten betrafen zwar nicht die Anarchie und den mordwüthigen Terrorismus der Soldateska, wohl aber in desto umfassenderer Weise das zu vollendende polnische Reorganisationswerk; auch waren diese ausgedehnten Instruktionen nicht dem früheren Kommissarius, sondern einem neuen Friedensboten in der Person des General Pfuel (v. Höllenstein) ertheilt.
(Schluß folgt.)
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[*] Köln.
Wir beeilen uns folgendes contrerevolutionäre Aktenstück, die Magna-Charta der Bürgervereine, konstitutionellen Vereine u. s. w. der Oeffentlichkeit zu übergeben. Das Publikum wird sehen, wie die Tendenz den „republikanischen und anarchischen Bestrebungen entgegenzuwirken“ nur die konventionelle Firma einer Partei ist, die nach ihrer eignen Erklärung „sich völlig unabhängig von der Krone und den jedesmaligen Rathgebern derselben halten“ muß.
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Die Leiter der revolutionären Bewegung, welche seit drei Monaten sich des größten Theils von Europa bemächtigt hat, und deren eigentliches Ziel noch nicht klar ausgesprochen worden ist, haben sich zur Erreichung ihrer Zwecke der verschiedenartigsten Mittel bedient, bei deren Auswahl die speziellen politischen, kirchlichen und socialen Verhältnisse des betreffenden Schauplatzes in genaue Berücksichtigung genommen wurden. Sie haben überall die wundesten Stellen des socialen Organismus angegriffen, und sich hierdurch der Mitwirkung von Klassen und Parteien zu erfreuen gehabt, welche keineswegs gleichartige, jedenfalls nicht durchweg revolutionäre Tendenzen verfolgten und dennoch, von Einer unsichtbaren Hand geleitet, unbewußt auf dasselbe Ziel, den Umsturz des Bestehenden, hinarbeiteten. Scheinbare und wirkliche Bedürfnisse, böse und edle Leidenschaften, vorgeschützte und begründete Beschwerden, haben diesem Streben zur Stütze dienen müssen. Nationale Sympathien und Antipathien, politische und materielle Interessen, sociale und kirchliche Fragen sind als Hebel einer Umwälzung in Bewegung gesetzt worden, welche durch eine Koalation sämmtlicher Unzufriedenen unwiderstehlich werden mußte. Die Regierungen der meisten Länder mußten so allseitigen, unerwarteten Angriffen um so sicherer unterliegen, als zum Kampfplatze die großen Centralpunkte materieller und geistiger Kräfte gewählt wurden, in welchen eine solche Koalation mit derjenigen Schnelligkeit bewirkt werden konnte, welche einem stärkeren aber unvorbereiteten Gegner gegenüber als die wesentlichste Bedingung des Sieges erschien. Der letzter ist, wenigstens in Preußen, bis jetzt nur in jenen Centralpunkten, in den größeren Städten errungen worden. Namentlich auf dem platten Lande sind die Bestrebungen der revolutionären Partei bisher nur vereinzelt, durch Ausbeutung einzelner krankhafter Zustände (z. B. der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse und der Lage der Leinenindustrie) oder bei gewissen wichtigen Anlässen (z. B. den Wahlen) in Anwendung gebracht worden. Im Allgemeinen hat sich das platte Land und der größere Theil der kleineren Städte dem Einfluß der Hauptstädte entzogen, und die revolutionäre Parte hat es für rathsam gehalten, vor der Hand nicht durch Ausdehnung ihrer Operationen auf jenes viel weitere, aber ungleich schwerer auszubeutende Feld die Kräfte zu zersplittern, deren sie zunächst in den Centralpunkten in vollem Maaße bedurfte. Nachdem in den letzteren jedoch augenblicklich fast jede Widerstandsfähigkeit geschwunden zu sein scheint, beginnt die revolutionaire Partei bereits, ihre Eroberung auf die Provinzen auszudehnen, und die Fäden zu befestigen und in genauere Verbindung zu bringen, welche bisher nur ein dünnes, unzusammenhängendes Netz bildeten.
Dieser Versuch, dessen Gelingen die wesentlichsten Grundlagen des gesellschaftlichen Lebens bedrohen, die Existenz des Staates selbst und die Erhaltung des Eigenthums in Frage stellen würde, kann einer, meisterhaft organisirten Partei gegenüber, von deren Thätigkeit, Umsicht und Kühnheit bereits hinlängliche Proben vorliegen, nur dadurch vereitelt werden, daß sich alle redlichen und entschlossenen Männer, welche die Herstellung einer festen, rechtlichen Ordnung wünschen, „ohne Rücksicht auf die unter ihnen obwaltenden, zur Zeit für unwesentlich zu erachtenden Meinungs-Núancen.“ Angesichts der drohenden allgemeinen Gefahr zu festen, gemeinsamen Wirken nach einem bestimmten Ziele hin vereinigen.
Dieses Ziel kann mit Rücksicht auf den Standpunkt, welchen die Bewegung bereits erreicht und rechtlich befestigt hat, nicht anders bezeichnet werden, als durch die Tendenz:
republikanischen und anarchischen Bestrebungen entgegenzuwirken;
mit andern Worten:
den positiven Rechtsboden, insbesondere also das Königthum in der regierenden Dynastie mit der gesetzlichen Thronfolge und das Eigenthum zu beschützen und zu befestigen.
Der Standpunkt, welcher diese Tendenz bezeichnet, ist bis jetzt noch derjenige einer ungeheuern Majorität des preußischen Volkes. Wenn derselbe dessenungeachtet gegenwärtig bedroht erscheint, so liegt der Grund hievon darin, daß die konservativen Elemente, in Folge der, durch die Krone legalisirten Umwälzung des positiven Staatsrechts ihres Bodens beraubt, sich in verschiedenen, zum Theil unfruchtbaren Richtungen planlos zersplittert haben und des Vereinigungpunktes entbehren, vermöge dessen allein das ihnen durch ihre numerische Stärke, ihre materiellen Hülfsmittel und ihre geistige Ueberlegenheit zustehende Uebergewicht wirksam ausgebeutet zu werden vermag. ‒ Derselbe Umstand hat die Hoffnung vereitelt, daß die, zur Vereinbarung der preußischen Staatsverfassung mit der Krone zusammenberufene Versammlung einen solchen Vereinigungspunkt bilden werde. Die Leiter der revolutionären Partei waren zu thätig und gewandt, die aufrichtigen Freunde der Freiheit zu besorgt vor einer Reaktion und zu befangen in den Hoffnungen, welche sie an die Einführung des konstitutionellen Systems knüpften, die Anhänger des alten Systems mit dem letztern allzuverwachsen zu sehr entmuthigt und in der öffentlichen Meinung zu weit aus dem Felde geschlagen, als daß ein solches Resultat hätte erreicht werden können. Ist auch die Majorität der Versammlung der oben ausgesprochenen Tendenz zugethan, so hat doch ihre bisherige vierwöchentliche Wirksamkeit zur Genüge nachgewiesen, daß sie ohne einen festen Stützpunkt von Außen jener Tendenz um so weniger eine entschiedene Geltung zu verschaffen im Stande ist, als ihr eine, zwar wenige eminente Talente zählende, aber konsequent geleitete Minorität gegenübersteht, welche in terrorisirenden Pöbelmassen leicht mächtige Bundesgenossen finden kann und diese bereits zur Hülfe gerufen zu haben scheint. Daß die Sache des Königthums und des Gesetzes auf mehr talentvolle Männer zählen kann, als auf diejenigen, welche ihr innerhalb der vereinbarenden Versammlung zugethan sind, geht schon aus dem Umstande unzweifelhaft hervor, daß in der letztern, welche an politischen Kapacitäten ungleich ärmer ist, als der vereinigte Landtag, viele der begabtesten und freisinnigsten Mitglieder des letztern fehlten. Es kommt also nur darauf an, daß sich alle „Wohlgesinnten“ zu einer Partei vereinigen, welche die, oben ausgesprochene Tendenz zu der ihrigen macht und derselben durch geordnetes Zusammenwirken den Sieg zu verschaffen sucht. Eine solche Partei würde im Wesentlichen nach folgenden Grundsätzen zu verfahren haben:
1) Dieselbe muß zunächst alle minder erheblichen Interessen denjenigen, welche als Lebensbedingungen erscheinen, unterordnen und sich deshalb bis zur Besiegung der gemeinschaftlichen Feinde, der Anarchie und der republikanischen Propaganda, im eigenen Lager aller Streitigkeiten über die spezielle Form der monarchischen Verfassung enthalten. Selbstredend können hierbei nur Verfassungsformen vorausgesetzt werden, welche nicht allein dem Namen, sondern auch dem Wesen nach, „monarchisch“ sind, und es würde daher z. B. das Streben, eine Verfassung einzuführen, welche auf dem Einkammersystem beruhen und dem Könige nur die vollziehende Gewalt überlassen, also die Republik unter monarchischen Formen verstecken sollte, von der monarchischen Partei nicht unangegriffen gelassen werden können. Unter dieser Voraussetzung müssen sich jedoch alle Bekenner des monarchischen Prinzips, sie mögen Anhänger des ständischen oder des konstitutionellen Systems, Angehörige der einen oder der andern Glaubenspartei sein, zu einem Kampfe gegen Anarchie und Republik coalisiren. ‒ Durch eine solche Coalition wird keine jener speziellen Richtungen präjudicirt, vielmehr liegt es in gleichem Interesse aller, zunächst ihre wesentlichsten Fundamente, die Monarchie und die Herrschaft des Gesetzes, sicher zu stellen, indem erst nach Gewinnung eines festen Rechtsbodens die Lösung der Frage, welches Gebäude darauf zu errichten sei, eine befriedgende und unantastbare Entscheidung finden kann. Hiernach dürfen sich die Anhänger des gestürzten Systems um der Befriedigung einer kleinlichen Rachsucht gegen ihre siegreichen Feinde willen, von dem gemeinsamen Kampfe gegen die ungleich gefährlicheren Gegner nicht ausschließen, welche ihr Grundprinzip bedrohen; wenn sie vielmehr sich mit allen monarchisch Gesinnten zur Erhaltung und Befestigung der Monarchie vereinigen, [0212] so werden sie eine bereitwillige Aufnahme bei allen Verständigen der konstitutionnellen Partei finden, welche die Ungereimtheit der, von der revolutionären Partei geschickt verbreiteten Gespensterfurcht vor einer, in der geschilderten Weise unmöglichen und in der That kaum von irgend Jemanden geträumten Reaktion, insofern darunter die Rückkehr zu früheren, bereits ertödteten Rechtsverhältnissen verstanden wird, längst einsehen, dagegen aber die Heillosigkeit des gegenwärtigen, mit dem Begriffe von Freiheit völlig unverträglichen Zustandes und die Unabweisbarkeit des Bedürfnisses anerkennen, eine faktische Befestigung der gesetzlich verliehenen oder noch zu erwartenden Freiheiten durch Unterdrückung der Anarchie und Pöbelherrschaft zu erstreben. ‒ Es wird demnächst die Aufgabe beider Haupt-Fraktionen der monarchischen Partei sein, die politisch Gleichgültigen, aber für ihr Eigenthum Besorgten über die, dem letzteren von den zügellosen anarchischen Bestrebungen drohenden Gefahren zu belehren. Dies wird mit um so größerer Aussicht auf Erfolg geschehen, wenn die monarchische Partei den Interessen der besitzlosen Klassen eine rege Theilnahme widmet und dieselbe wirksam bethätigt. Diese zahlreichen Klassen der Bevölkerung sind bisher durch Bethörung und Bestechung zu den mächtigsten Bundesgenossen der revolutionären Partei gemacht worden. Die Führer und Emissaire der letzteren haben die Eigenthümer und Arbeitgeber den Besitzlosen und Arbeitern als eine feindliche Klasse gegenüber gestellt und diese hierdurch theils zum Angriffe gegen das Eigenthum, theils zur Forderung erhöheten Lohnes gerade zu einer Zeit verleitet, wo Vertrauen und Wohlstand durch eine heftige Umwälzung in ihren Grundfesten erschüttert waren und Arbeitsunterbrechungen nur durch mäßige Löhnung vermieden werden konnten. Rathlosigkeit und Mangel an Energie auf Seiten der besitzenden Stände und der Regierung und das durch die Vergangenheit zum Theil begründete Mißtrauen der arbeitenden Klassen gegen jene, haben die Verfolgung jener verkehrten Richtung begünstigt, in Folge deren Tausende von Arbeitern brodlos geworden und den demoralisirenden Korruptionsversuchen der revolutionären Partei anheimgefallen sind. Die letztere hat auf diesem Wege das Proletariat dem Elende preisgegeben und zugleich in den physischen Kräften desselben eine mächtige Stütze gewonnen. Die erhaltende Partei“ kann diese Bundesgenossen in ihr Lager herüberziehen, indem sie sich die Aufgabe stellt, die Interessen derselben zu den ihrigen zu machen, rathend und belehrend auf sie einzuwirken, sich hierdurch ihr Vertrauen zu erwerben und sie in Krisen, wie die gegenwärtige, durch direkte Unterstützung vor dem Elende zu bewahren, welches sie in die Schlingen der revolutionären Partei geworfen hat. ‒ Durch ein derartiges zeitweises Zusammenwirken aller derjenigen Parteien und Volksklassen, deren wesentlichste Tendenzen und Interessen mit denen der Monarchie und des Eigenthums identisch sind, kann der revolutionären Partei eine Phalanx entgegengestellt werden, welche ihr an Zahl, Talenten und materiellen Hülfsmitteln weit überlegen ist.
2) Aus den obigen einleitenden Bemerkungen ergiebt sich schon, daß die zu vereinigende „erhaltende Partei“ nicht vorzugsweise die Hauptstadt des Landes oder diejenigen der Provinzen, vielmehr zunächst die mittlern und kleineren Städte, so wie das platte Land zum Schauplatz ihrer Thätigkeit wählen, mit anderen Worten: nicht von den Centralpunkten auf das platte Land zu wirken, sondern von diesem auf jene zurückzuwirken suchen müsse. Denn es ist zwar die Wichtigkeit nicht zu verkennen, welche den Hauptstädten in der, von ihnen nun einmal besessenen und daher nicht ohne Weiteres zu entziehenden Eigenschaft von Centren des politischen Lebens beiwohnt. Gegenwärtig aber, wo dieses Terrain bereits von der revolutionären Partei, wenigstens in so weit gewonnen worden ist, als dieselbe über Massen gebietet, welche den, an einer festen, gesetzlichen Ordnung hängenden Theil der Einwohnerschaft terrorisiren, ist es gerathener, die Thätigkeit dem, noch nicht in demselben Umfange vergifteten Theile der, Einschüchterungsversuchen weniger ausgesetzten Bevölkerung des platten Landes und der kleineren Städte zuzuwenden. Dieser Weg ist für eine, die Gewinnung eines festen Rechtsbodens erstrebende Partei um so angemessener, als sich ein solcher voraussichtlich nur dadurch wird erhalten lassen, daß vermöge freier Gemeinde-Verfassungen und möglichster Unabhängigkeit der Kommunen von der in unruhigen Zeiten den Einwirkungen der Bevölkerung der Hauptstadt ausgesetzten Statsgewalt das Land einer wahrhaften Freiheit theilhaftig wird, und als es daher für die Zukunft wichtig ist, schon jetzt den Boden für desfallsige Einrichtungen empfänglich zu machen. Ueberdies sind die Städte, welche ihre ersten Lebensbedürfnisse vom Lande beziehen, von dem letzteren abhängiger, als dieses von jenen, und es kann daher eine Rückwirkung der Gesinnungen der Provinzen auf das Treiben in der Hauptstadt nicht ausbleiben. Ist daher dieser Weg zur Bildung einer mächtigen Partei auch langsamer, als der der unmittelbaren Einwirkung auf die Pöbelmassen der Hauptstädte, so führt er doch schließlich zu demselben Ziele und zwar werden dabei nicht allein sichere Mittel angewendet, sondern es wird auch diejenige Rücksicht auf die künftige Errichtung eines dauerhaften Baues beobachtet, welche auflösenden Parteien fremd, für eine konservative Partei aber gebieterische Pflicht ist.
3) Die Elemente zur Bildung der fraglichen Partei sind nicht allein nach dem unter 1 Gesagten im Lande vorhanden, sondern es haben sich auch bereits für dieselben in der Form von patriotischen Vereinen, konstitutionellen Klubs u. s. w. zahlreiche Vereinigungspunkte gebildet. Es kann sich nicht darum handeln, diesen letzteren andere Vereinigungspunkte zu substituiren oder jenen, bereits bestehenden Vereinen die Annahme von, allgemeiner gefaßten Glaubensbekenntnissen zuzumuthen. Es genügt, daß solche Vereine, gegenwärtig und so lange die Monarchie und das Eigenthum gefährdet sind, der allgemeineren Tendenz, welche diese Worte bezeichnen, vorzugsweise ihre Bestrebungen widmen und sich hierbei ohne Rücksicht auf Untergeordnetere Meinungs-Nüancen gegenseitig unterstützten. Zu diesem Zwecke ist es nothwendig, daß alle Vereine, welche jener allgemeinen Tendenz huldigen, miteinander in Verbindung treten. An einem solchen Verkehr, welcher nur die Erreichung allgemeinerer Zwecke erleichtern, keineswegs speziellere Richtungen unterdrücken soll, können ohne Gefährdung ihrer Interessen auch diejenigen Vereinè Theil nehmen, welche bisher keine politischen Zwecke verfolgten, gegenwärtig aber durch den Drang der Zeitumstände, welche alle Grundlagen unseres gesellschaftlichen Lebens in Frage stellen, nothgedrungen eine politische Färbung annehmen müssen. Gleichwie der früher nur seinen individuellen und Familieninteressen nachgehende Staatsbürger nicht allein durch die Gefahren, mit welchen eine neue politisch-soziale Umwälzung dieselben bedroht, sondern auch in Folge der, bereits eingetretenen Verfassungsveränderung, durch welche er mit neuen Rechten auch neue Pflichten überkommen hat, gezwungen wird, sich öffentlich zu einer politischen Meinung zu bekennen, so läßt sich auch gegenwärtig kein Verein zu gemeinnützigen Zwecken ohne politische Färbung denken. Endlich müssen sich aber auch neue Vereine bilden, welche ohne eine bestimmt ausgesprochene speziellere Tendenz nur der Vertheidigung des Thrones und des Eigenthums ihre Kräfte widmen und hierdurch zugleich für die auf diese generellen Prinzipien gerichteten Bestrebungen der anderen Vereine die Mittelpunkte abgeben, ohne welche ein übereinstimmendes Handeln der Partei unmöglich sein würde.
4) Die Mittel, deren sich die erhaltende Partei zu bedienen haben wird, werden in den verschiedenen Oertlichkeiten je nach den Fortschritten der revolutionären Partei verschieden sein. Auf dem platten Lande, dessen Bevölkerung in den meisten Gegenden von dem ausgestreuten Gift bis jetzt noch frei geblieben ist, werden sie mehr abwehrender Natur sein und zunächst der Wirksamkeit der Emissäre der revolutionären Propaganda entgegen treten müssen, welche die politische Unreife des Volks richtig erkennend und geschickt mißbrauchend, es sich hauptsächlich angelegen sein lassen, die sozialen Begriffe zu verwirren, das Rechtsgefühl zu erschüttern und Lüsternheit auf fremdes Eigenthum zu nähren. Zugleich wird aber auch dahin gestrebt werden müssen, in der ländlichen Bevölkerung diejenige politische Bildung zu verbreiten, ohne welche die neuen politischen Institutionen anstatt eines Fortschritts nur einen Rückschritt in der Freiheit herbeiführen können. Von den Einwirkungen auf die städtischen Bevölkerungen gilt nicht allein ein Gleiches, sondern hier wird auch noch der republikanischen Partei manches bereits verlorenes Terrain wieder abzunehmen und auf die für nöthig erachtete Vereinigung aller Wohlgesinnten gegen die Anarchie hinzuwirken sein. Durch unentgeldlich zu vertheilende Flugschriften, durch die Zeitungspresse und durch mündliche Einwirkung werden alle Klassen der Bevölkerung über den innigen Zusammenhang ihrer Interessen mit denen der Monarchie und gesetzlichen Ordnung zu belehren und über die, den letzteren drohenden Gefahren, so wie über die Mittel, dieselben abzuwehren, aufzuklären sein. Demnächst werden sich aber auch die monarchischen Vereine von den, in anderen Orten und Provinzen, so wie namentlich in der Hauptstadt vorkommenden Ereignissen und von den Bewegungen der revolutionären Partei fortwährend in genauer Kenntniß zu erhalten haben. Um ihnen dies zu erleichtern, haben sich vorläufig einige, in der Hauptstadt wohnende Männer vereint die Aufgabe gestellt, die Provinzial- und Lokal-Vereine durch Vermittelung ihnen bekannter, vertrauenswürdiger Mitglieder derselben mit desfalsigen, zuverlässigen Nachrichten zu versehen. Hierdurch wird zugleich, wenigstens zum Theil, dem Uebelstande abgeholfen, daß zur Zeit bei dem anarchischen Zustande der Hauptstadt ohne Gefahr für die persönliche Sicherheit der Handelnden ein fester, sichtbarer Centralpunkt, vermöge dessen einheitliches und systematisch geordnetes Handeln in die monarchische Partei zu bringen sein würde, für die letztere nicht hergestellt werden kann.
Es bedarf übrigens kaum der Erwähnung, daß alle Vereine der gedachten Art sich völlig unabhängig von der Krone und den jedesmaligen Räthen der letzteren halten müssen, wenn sie andees den Beruf erfüllen sollen, dem Königthum in der regierenden Dynastie, „ohne Rücksicht auf die spezielle Form desselben“ oder gar „auf einzelne Nüancen innerhalb der konstitutionellen Form,“ den Stützpunkt zu gewähren, dessen dasselbe vermöge der, von den Gegnern ausgebeuteten Zersplitterung und Uneinigkeit der monarchischen Partei bisher entbehrte.
5) Die, vorstehend angedeuteten Einleitungen werden Geldmittel erfordern, welche sich erhöhen würden, falls durch einen zeitweisen Sieg der republikanischen Partei die Nothwendigkeit energischen Handelns und thätlichen Widerstandes herbeigeführt werden sollte. Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß der Patriotismus der zahlreichen Wohlgesinnten keine Opfer scheuen werde, um ein Ziel zu erstreben, welches nur durch gemeinschaftliches aufopferndes Zusammenwirken erreicht werden kann und um einem furchtbaren Unglück vorzubeugen, dessen Eintritt nicht allein die Existenz des Staates auf's Spiel setzen. sondern auch die heiligsten Privat-Interessen aller Einzelnen gefährden würde. Jeder Verständige wird einsehen, daß sein eignes Interesse die Darbringung vorübergehender Opfer zur Vermeidung größerer bleibender Nachtheile selbst dann zur Pflicht machen würde, wenn er nicht ein höheres Motiv in seinen Pflichten gegen König und Vaterland erkennen müßte. Es wird daher keine Schwierigkeit finden, die bereits bestehenden, unter die obige Kathegorie zu zählenden Vereinen, welche sich bisher zum großen Theile auf gegenseitige Belehrung ihrer Mitglieder beschränkten und daher fast gar keine Ausgaben hatten, dazu zu bewegen, daß ihre Mitglieder sich Behufs Bestreitung der unvermeidlichen Kosten der, zu treffenden Einleitungen zur Entrichtung fester monatlicher Beiträge verpflichten, wegen deren Verwendung die betreffenden Vorstände mit möglichst ausgedehnten Vollmachten zu versehen sein dürften, um ohne Zaudern die, durch den Augenblick gebotenen Ausgaben bewirken zu können. Ein Gleiches gilt von den neu zu organisirenden Vereinen, in deren Statuten deßhalb sogleich das Nöthige vorzusehen sein würde.
Die vorstehende Darstellung der Grundsätze, über welche sich einige Bewohner der Hauptstadt und verschiedener Provinzen der Monarchie bei einer, vor Kurzem stattgehabten Berathung geeinigt haben, soll, der getroffenen Verabredung gemäß, unter Gleichgesinnte in allen Theilen des Staats vertheilt werden, um von diesen den bestehenden Provinzial- und Lokal-Vereinen zur Annahme empfohlen zu werden und die Organisation neuer Vereine nach gleichen Grundsätzen einzuleiten.
Berlin, den 27. Juni 1848.
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[103] Berlin, 10. Juli.
Heute hat die Linke, oder wie sie sich selbst nennt, die demokratische Partei der preußischen konstituirenden Versammlung ihren zweiten Bericht an die Bezirke, mit deren Vertrauen sie beehrt worden, versandt. Zur Beurtheilung, wie diese Demokratie beschaffen ist, theile ich Ihnen nur folgende Stelle des Berichts über die Interpellationen mit.
„Die Interpellationen sind um so nothwendiger, als sie häufig dazu dienen, auch einer falschen Beurtheilung vorzubeugen. Sie sind im Augenblick um so nothwendiger, als bei dem Mangel von Gesetzesvorlagen von Seiten des Ministeriums jeder Prüfstein (!) für dasselbe fehlt. Die Interpellationen helfen außerdem in vielen Angelegenheiten zur Abkürzung unserer Verhandlungen, da Manches auf diese Weise rasch erledigt wird, worüber sonst Anträge gestellt und lange Berathungen eröffnet werden mußten. Zu bedauern ist nur, daß nicht immer eine so offene und so genügende Antwort erfolgt, daß alle neue Interpellationen (!) über die betreffenden Gegenstände unnöthig gemacht würden.“
Der neue Polizei-Präsident v. Bardeleben läßt so eben an alle Straßenecken eine Bekanntmachung ankleben, daß zufolge des §. 4. der Verordnung über einige Grundlagen der künftigen preußischen Verfassung vom 6. April d. J. Volksversammlungen unter freiem Himmel der Erlaubniß der Polizei bedürfen. Da aber trotz einer frühern Bekanntmachung vom 28. April viele Versammlungen stattgefunden ohne die vorschriftsmäßige Erlaubniß eingeholt zu haben, so sieht er sich genöthigt bekannt zu machen, „daß Jeder, welcher Volksversammlungen unter freiem Himmel ohne vorher eingeholte polizeiliche Erlaubniß zusammenberuft, oder sich als Redner oder Ordner bei denselben betheiligt, der Gerichtsbehörde zur Bestrafung angezeigt werden wird. Die Strafe wird hiermit auf eine Geldbuße von 5 bis 50 Thlr. oder verhältnißmäßige Gefängnißstrafe festgestellt.“ Als ob der Herr Polizei-Präsident dem Gericht Strafbestimmungen vorzuschreiben hätten!
Die Volksversammlungen unter den Zelten waren vom Anfang an, sowohl unsern Ministern als der Potsdamer Reaktion ein Dorn im Auge, dessen sie so bald wie möglich sich entledigen möchten. So wurden schon alle möglichen Versuche gemacht, das bekannte englische Gesetz, daß im Umkreise einer englischen Meile vom Parlamentshause keine Volksversammlungen stattfinden dürfen, auch hier in der Art einzuführen, daß man aus einer englischen Meile eine deutsche Meile, die beinah fünf englische enthält, machen wollte.
Bisher aber wagte man nicht, offen den Berlinern dies in der Revolution errungene Recht zu entziehen. Der neue Polizei-Präsident jedoch schreitet offener auf der Bahn der Reaktion fort. Vorgestern war die Volksversammlung zum erstenmal seit der Revolution mit dem Besuch zahlreicher Gensd'armen und Polizei-Kommissarien in voller Uniform beehrt. Sogar eine Menge Kriminal-Kommissarien waren anwesend, wahrscheinlich um sogleich als Zeuge dienen zu können, wenn Hr. Hansemann gegen einen der Redner im Voraus den Prozeß wegen „Erregung von Mißvergnügen, frechen unehrerbietigen Tadels, oder Verspottung der Landesgesetze“ befohlen haben sollte.
Daß die Reaktion alles mögliche versucht um einen Zusammenstoß und Aufregung der Bevölkerung hervorzubringen ist nur zu gewiß. So verbreitet sie seit einigen Tagen überall das Gerücht, daß am 15. oder 16. d. eine neue Revolution stattfinden wird, deren Folgen eine völlige Umkehrung der Verhältnisse hervorbringen werde. Die National-Versammlung wird aufgelöst, die Bürgerwehr entwaffnet, die Klubs werden aufgehoben, kompromittirte Volksführer verhaftet werden. Die Reaktion gebrauchte dasselbe Mittel zur Zeit der Erstürmung des Zeughauses, welches sie auch im Voraus auf den 14. Juni angesetzt hatte.
Der Postsekretär Hain in Schweidnitz, welcher als Vertreter des Vereins für Volksfreunde, dem demokratischen Kongreß in Frankfurt beigewohnt hatte, ist deshalb zur Disciplinar-Untersuchung gezogen worden. Sein Inquirent der Geh. Post- und Kammergerichtsrath Grein machte ihm bemerklich, es komme ihm als Diener des Königs nicht zu, Rechte des Volkes zu vertreten. Es muß hier bemerkt werden, daß der Angeklagte durch eine die Postverhältnisse besprechende Broschüre, das Mißfallen seiner Behörde gegen sich noch mehr erregt haben mag, so daß man jedes Mittel ergriff um ihn außer Dienst zu setzen.
Der neue deutsche Reichsverweser Erzherzog Johann, ist heute in Potsdam eingetroffen. Er wird dem Könige von Preußen und dem hohen preußischen Hof seinen Dank für die gnädigst ertheilte Zustimmung zur Wahl abstatten und die Versicherung geben, daß er ein willfähriger Vollstrecker aller Wünsche der Potsdamer Kamarilla sein werde. So wird Oestreich und Preußen vereint die Einigkeit Deutschlands bald herstellen.
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@facs0212
[15] Berlin, 10. Juli.
Ein seit den Maitagen unerhörtes Attentat gegen die Volksfreiheit ist heute unternommen worden: so eben hat man die Straßen mit folgendem Plakat übersät (siehe oben)
Was sagen Sie nun? Haben wir eine Revolution gehabt? Ist es nicht, als ob die Regierung einem fortwährend in die Ohren schrie: Noch habt ihr keine Revolution gehabt! ‒ Die politischen Gefangenen, welche in der Hausvogtei sitzen, werden sehr hart behandelt, und dürfen mit Niemand verkehren; das Essen ist abscheulich; das Kommisbrod noch das Erquicklichste. ‒ Hr. Fernbach ist nicht als Verfasser des republikanischen Katechismus, sondern wegen Mitverkaufs desselben angeklagt. ‒ Hr. Fröbel hat nur eine auf 14 Tage gültige Aufenthaltskarte erwirken könne; auf seine Beschwerde, warum man ihm keine Karte auf ein Vierteljahr gäbe, ist ihm geantwortet worden, er hoffe doch nicht gern länger als 14 Tage in Berlin bleiben zu können. ‒ Die Spannung auf den morgenden Tag, wo bekanntlich der Jacobische Antrag an der Tagesordnung ist, ist auf einen hohen Grad gestiegen, und hat sogar auf die Börse einen höchst niederschlagenden Eindruck gemacht, so, daß heute das Geschäft fast null war.
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@facs0212
[*] Breslau, 9. Juli.
Der hiesige demokratische Verein hat eine große Volksversammlung gehalten, welche mit großer Entschiedenheit gegen die Unverantwortlichkeit des Reichsverwesers protestirt hat. ‒ Die hiesigen Tagearbeiter hatten sich mancherlei Excesse gegen Privatpersonen erlaubt. Der Magistrat und die Polizei beriethen, wie man diesen Einhalt thun könne. Sie beschlossen, die Arbeiter unter gestrenge Aufsicht zu stellen etc. Außerdem erschien gestern in der Sitzung des Arbeitervereins ein Deputirter und ersuchte Namens des Magistrats den Verein, seinen moralischen Einfluß zur Verhütung solcher Excesse der Tagearbeiter auszuüben. Welche Demüthigung für den hochweisen Magistrat.
Heute früh 4 Uhr wurde Herr Falkenhain, Präsident der Germania, verhaftet. Den Grund dazu kennt noch Niemand; man sagt, der Verein hätte Absichten gehabt, die kein Mensch billigen könne. Die Akten sollen gestohlen und der Polizei übergeben sein.
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@facs0212
[103] Frankfurt, 10. Juli.
In der heutigen Sitzung der Nationalversammlung zeigte der Präsident an, daß nach eben eingetroffenen Nachrichten, der Erzherzog Johann schon morgen Vormittag ankommen werde. Die Versammlung, sehr bewegt von diesem großen Moment, hat beschlossen, morgen früh 8 Uhr über die Empfangsfeierlichkeiten zu berathen, und die deutschen Blätter werden demnach bald wieder von „Kanonendonner und Glockengeläute“ Erbauliches zu melden haben.
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@facs0212
Frankfurt, 10. Juli.
(34. Sitzung der konstituirenden deutschen Nationalversammlung). Nach der Verlesung des Protokolls theilte der Präsident die Nachricht, daß der Erzherzog morgen hier eintreffen werde, der Versammlung mit.
Lindenau referirt im Namen des Centralausschusses über die Wahl des Advokaten Blöde als Abgeordneter einer Anzahl in Sachsen domizilirender, nicht dort verbürgerter Deutschen. Der Ausschuß beantragt, die Wahl, als mit den Bestimmungen des Vorparlaments und des sächsischen Wahlgesetzes unvereinbar, für unzulässig zu erklären.
Die Versammlung beschloß mit großer Mehrheit den Antrag des Ausschusses anzunehmen.
Hierauf zeigte der Präsident an, daß die Gerüchte über einen Waffenstillstand mit Dänemark mehrere Anträge veranlaßt hätten, deren Urheber ihre Dringlichkeit zu begründen wünschten (Zustimmung).
Zuerst entwickelte Duncker seinen Antrag: daß wegen der umlaufenden Gerüchte von einem für Deutschland unrühmlichen Waffenstillstande der internationale Ausschuß beauftragt werde, sofort über die Sachlage Erkundigungen einzuziehen und darüber zu berichten. Wenn die Gerüchte falsch seien, thue es Noth, Schleswig-Holstein und ganz Deutschland zu beruhigen; seien sie aber wahr, dann müsse die Nationalversammlung ihr ganzes Gewicht in die Wagschaale legen, um Unheil abzuwenden. Seien die Gerüchte wahr, dann hätte die auswärtige Politik des alten Deutschlands sich stärker gezeigt, als die des neuen, die Politik des einigen Deutschlands schwächer, als die des uneinigen Deutschlands. Dann wären die Dänen die Sieger, wir die Besiegten und wir hätten uns den Frieden diktiren lassen. Dulden wir nicht, daß irgend Bande festgehalten werden, welche Schleswig abhalten könnten, seine Stütze ganz allein in Deutschland, hier in der Paulskirche zu suchen. Was aber geschehen soll, muß bald geschehen. (Beifall.)
Claussen begründet seinen Antrag: Die Nationalversammlung solle erklären, daß kein Friede oder Waffenstillstand, der Friedenspräliminarien enthält, anders als durch den Reichsverweser im Einverständniß mit der Nationalversammlung und unter Beobachtung des Gesetzes über die Centralgewalt abgeschlossen werden dürfe. Er besorgt, daß die Zeitungsnachrichten im Wesentlichen richtig seien. Auch Privatnachrichten bestätigen, daß der preußische Gesandte eine Vereinbarung unter schmachvollen Bedingungen für Deutschland und Schleswig geschlossen, daß Dänemark sie genehmigt, Rußland und England sie garantirt habe. Ob sie von Preußen bereits ratifizirt, wage er nicht zu vermuthen; soviel sei gewiß, das Preußen vom deutschen Bund keinen Auftrag erhalten, einen solchen Frieden zu schließen, derselbe also rechtlich jedenfalls unverbindlich wäre. Der Redner besorgt jedoch, daß unter preußischem Einfluß der deutsche Bund, noch ehe die Centralgewalt in Wirksamkeit tritt, einen solchen Frieden genehmigen möchte. Dadurch würde aber der Beschluß der Nationalversammlung vom 9. Juni verletzt, nach welchem bei einem Friedensschluß mit Dänemark die Rechte der Herzogthümer und die Ehre Deutschlands gewahrt werden sollen. „Der Herzog von Schleswig-Holstein ‒ fährt er fort ‒ hat seine Rechte verwirkt; wir sind des Bandes enthoben, das uns bisher noch an diesen fremden Fürsten gefesselt. Friedrich VII. hat dieses Band zuerst gelöst und vernichtet durch einen hochverrätherischen Akt, indem er, gegen die alten Grundgesetze der Herzogthümer, Schleswig mit Waffengewalt von Holstein loszureißen und mit Dänemark zu vereinigen versuchte. Die alten Gesetze der Herzogthümer kennen keine Unverantwortlichkeit des Regenten. Nach dem Civilrecht würde er nicht bloß seine Krone verlieren, sondern zu noch Mehrerem verurtheilt werden können. Es ist daher moralisch unmöglich, daß wir auf's Neue unter seine Herrschaft zurückkehren. Vermuthlich würden wir wieder unter den Polizeistock des Hrn. v. Scheel gerathen. Was würden Sie wohl von den Schleswig-Holsteinern sagen, wenn Sie sich einem solchen Monarchen wieder unterwürfen, der übrigens auch moralisch und intellektuell auf einer niedrigen Stufe steht?“
Der Präsident ermahnt den Redner, nicht auf Persönlichkeiten einzugehen, und nicht die ohnehin schwierige schleswig'sche Sache [0213] durch Hineinziehen der Personal-Union noch schwieriger zu machen. (Links: Redefreiheit!)
Clausen: Die ganze Wahrheit der Sache muß vor unsere Seele treten; denn sie ist durch frühere Vorträge entstellt worden.
Präsident bemerkt: er habe dem Redner nur über die Dringlichkeit seines Antrags das Wort gegeben.
Claussen: Nur durch die Darstellung der Sache könne die Dringlichkeit erwiesen werden. (Beifall links.) „Die vorgeschlagenen Friedensbedingungen,“ fährt er fort, „sind physisch und moralisch unmöglich. Die schleswig-holsteinischen Truppen lassen sich nicht entwaffnen. Im Jahr 1823 erhielt die französische Armee die traurige Mission, die edle spanische Nation zu entwaffnen. Eine solche kann und darf heutzutage Niemand mehr übernehmen; die Folgen wären unabsehbar; kein Ministerium würde sie verantworten wollen. Die Schleswig-Holsteiner haben deutsches Blut; sie haben Sinn für deutsche Freiheit; sie lassen sich solche Bedingungen nicht gefallen. Der Herzog von Schleswig-Holstein ist ein Unterthan der Reichsgewalt; er hat aber den deutschen Bund mit Krieg überzogen; er ist ein Rebell.“ Der Redner verliest sodann aus dänischen Zeitungen mehrere für Deutschland beleidigende Artikel und schließt mit den Worten: „Entweder die Herzogthümer müssen aus Deutschland herausgerissen werden oder der dänische Herzog muß aus den Herzogthümern. Wollen Sie die Herzogthümer für Deutschland erhalten, so können Sie es nur, wenn Sie die Dänen hinausjagen, wenn Sie keinen Rebellen, keinen Hochverräther mehr dort dulden. Schleswig muß entweder ganz von Dänemark getrennt oder ganz ihm überlassen werden.“ Der Redner bedauert sodann, daß die Sache in die Hände der Diplomatie gerathen, daß Deutschland nicht dieselbe Energie bewiesen, wie die kleine Schweiz. Die Preußen hätten Anfangs ruhig dem Kampfe zugesehen. (Im Centrum: Schluß!) Er erkenne die Verdienste der Preußen an; aber er müsse die Fehler nachweisen, damit man sie künftig vermeiden könne. Er empfiehlt schließlich die Annahme des Antrags.
Esmarch (ebenfalls einer der Antragsteller) spricht in gleichem Sinne. „Ich beschwöre Sie,“ sagt er,- „nehmen Sie heute den Antrag an, um Deutschland bei dem ersten Akt seiner politischen Wiedergeburt vor Unheil und Schande zu bewahren.“
Wurm spricht seine Entrüstung über die umlaufenden Gerüchte aus. Es scheint ihm unmöglich, daß Preußen sich für berechtigt halte, allein zu entscheiden; ebensowenig kann er glauben, daß der Bundestag in dem jetzigen Stadium seiner politischen Existenz die Entscheidung auf sich nehmen wolle. Einen Frieden könne nur der Reichsverweser im Einverständniß mit der Nationalversammlung schließen. Das Ausland müsse es inne werden, daß es nicht mehr mit 38 Regierungen zu thun habe, sondern mit dem einigen Deutschland. Redner fragt, ob etwa Preußen durch russische Noten eingeschüchtert worden sei. Denn daß eine Note oder Depesche vom 8. Mai wirklich ergangen, werde wohl nicht geläugnet werden. Allein Rußland werde wohl bemerkt haben, daß Deutschland nicht einzuschüchtern sei (!) Man habe geklagt, daß Preußen nicht gehörig von den andern Bundesstaaten unterstützt werde. „Man nenne ‒ sagt der Redner ‒ die säumigen Regierungen; wir wollen sie durch nachdrückliche Beschlüsse an ihre Schuldigkeit mahnen, und Das wird wirken. Im Juni sind in Kopenhagen 52 deutsche Schiffe kondemnirt worden, darunter 35 preußische. Sie werden wohl nicht herausgegeben und keine Entschädigung dafür geleistet werden; aber das Bischen Geld, das Wrangel in Jütland genommen, sollen wir herausgeben! Glaubt man, daß die Krone Preußen solche Bedingungen ratifiziren werde? Nimmermehr. Ist es erlaubt, Frieden mit Dänemark zu schließen und nicht an den Sundzoll zu denken, den die Schweden unumwunden eine Prellerei nennen? Lassen Sie die Sache nicht an den Ausschuß gehen, sondern beschließen Sie, festzuhalten an Dem, was die Nationalversammlung früher beschlossen. Beruhigen Sie die Bevölkerungen darüber, daß nichts geschehe ohne uns u. den Reichsverweser, und geben Sie dem Feldherrn dort den Beweis, daß Deutschland mit ihm ist, wenn er darauf losschlägt, bis das Ziel erreicht ist.
Vogt bemerkt, daß, wie er vernommen, eine Abschrift des Waffenstillstandes in der Versammlung vorhanden, und daß dessen Mittheilung wünschenswerth wäre.
Lichnowsky: Was er und Auerswald in Händen habe, sei nur eine unoffizielle Abschrift.
Vogt bezieht sich auf ein Schreiben eines preußischen Geschäftsträgers v. Wildenbruch, abgedruckt in der Allgemeinen Zeitung vom 18. Juni, woraus man mit Erstaunen ersehe, daß Preußen nicht für die deutsche Sache und das Recht der Herzogthümer, sondern für Dänemark und dessen König gegen das Phantom einer nordalbingischen Republik fechte. Er bedauert, daß die preußischen Waffen sich im Kampfe für eine solche Sache befleckt hätten. (Lebhafte Unterbrechung auf der rechten Seite).
Der Präsident: Der Redner hat Niemandes Gedanken ausgesprochen, indem er sagte, die preußischen Waffen hätten sich befleckt. Das ist kein würdiger Ausdruck und auch kein wahrer Ausdruck, und ich muß ihn darüber zur Ordnung rufen. Es liegt wahrlich nicht in unserm Interesse, daß wir von irgend deutschen Waffen sagen, sie seien befleckt.
Vogt: Die Rolle der Diplomatie wird begünstigt durch separatistische Tendenzen, die jetzt auftauchen. (Er bezieht sich auf die Erklärung der preußischen Minister in der dortigen Nationalversammlung über das Gesetz in Betreff der Centralgewalt). Wenn Schleswig-Holstein eine deutsche Sache, so habe Preußen keinen Waffenstillstand abzuschließen. Die preußische Regierung hätte dies der Centralgewalt überlassen sollen, dadurch würde sie bewiesen haben, daß sie sich frank und frei der deutschen Sache hingebe und keinen separatistischen Tendenzen huldige. Man werde sehen, daß einzelne Regierungen sich der Centralgewalt nicht unterwerfen wollen. „Man hat früher gesagt,“ so schließt er, „es gelte die Ehre Deutschlands; ich bemerkte damals, die Ehre Deutschlands könne auf sehr verschiedene Weise begriffen werden; heute haben sie den Beweis davon.“
Allerdings glaube er, daß über die Präliminarien eines Waffenstillstandes unterhandelt werde und derselbe vielleicht schon abgeschlossen sei. Allein die Nationalversammlung sei nicht verpflichtet noch berechtigt, in die Details einzugehen, so lange nicht zuverlässige Nachrichten vorlägen. Einen rein militärischen Waffenstillstand habe nur Wrangel abzuschließen; über einen politischen könnten die Regierungen bloß Punktationen aufsetzen und zur Ratifikation hierher senden; was mehr geschehe sei vom Uebel. Den angeblichen Waffenstillstand anlangend, komme Alles darauf an, ob die Rendsburger Regierung eingewilligt habe; sei Letzteres nicht der Fall, dann breche auch er den Stab über alle diese Verhandlungen. Obgleich übrigens morgen der Reichsverweser eintreffe, beantrage er dennoch, daß dessen Ankunft nicht abgewartet, sondern der internationale Ausschuß zur schleunigen Berichterstattung aufgefordert werde.
Jordan von Berlin: wenn die Nationalversammlung vor vier Wochen entschiedener aufgetreten wäre, würde man nicht gewagt haben, solche Bedingungen vorzuschlagen. Wenn übrigens die Nationalversammlung heute einen Beschluß faßte, so hieße Das eine Auflehnung gegen das Gesetz über die Centralgewalt voraussetzen. Er beantragt motivirte Tagesordnung in folgender Fassung: „In Betracht, daß bis jetzt nur unverbürgte Gerüchte und nicht offizielle Zeitungsartikel vorliegen, und daß gesetzlich nur der Reichsverweser im Einverständniß mit der Nationalversammlung über Krieg und Frieden zu entscheiden hat, geht die Nationalversammlung, unter dem ausdrücklichen Vorbehalt, sofort energisch einzuschreiten gegen jeden notorischen Versuch, die Ehre Deutschlands in dieser Sache bloszustellen, zur Tagesordnung über.“
Vincke bedauert, daß am Vorabend der Ankunft des Reichsverwesers die Nationalversammlung wieder über auswärtige Politik diskutire. Er sei ihrer nicht nürdig, auf bloße Zeitungsnachrichten htn Beschlüsse zu fassen. In England, Frankreich u. s. w. frage man die Minister, wie die Sache sich verhalte, und wenn man man keine Minister habe, dann warte man, bis sie da seien (!).
Man dürfe nicht voraussetzen, daß irgend eine deutsche Regierung einseitig einen Waffenstillstand abschließen, oder gegen die Beschlüsse der Nationalversammlung handeln werde. Durch eine Wiederholung ihres Beschlusses würde diese nur das Vertrauen zu dessen Gültigkeit schwächen.
Eisenmann glaubt nicht, daß die durch Zeitungen angegebenen Bedingungen des Waffenstillstandes wahr seien; denn sonst müßte die Nationalversammlung ihre Entrüstung darüber aussprechen, daß man solche Bedingungen nur anzubieten wage. Er erwähnt dann der feindseligen Stimmung Englands gegen Deutschland und meint, es werde letzterem nichts übrig bleiben, als das Bündniß mit Frankreich abzuschließen.
Claussen: Da die Centralgewalt in Kurzem in Thätigkeit trete, und ein für die Ehre Deutschlands nachtheiliger Friede nicht mehr zu besorgen sei, nahm er seinen Antrag zurück. Schoder im Namen der übrigen Antragsteller beharrt auf demselben. v. Vinke schließt sich dem Jordan'schen Antrag an, mit Weglassung der Worte: „unter ausdrücklichem Vorbehalt“ bis: „bloszustellen.“ Die Versammlung nimmt denselben mit dieser Fassung an, wodurch die übrigen Anträge beseitigt sind.
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@facs0213
Wien, 8. Juli.
4 Uhr. So eben kommt die Nachricht: das Ministerium tritt in Masse ab, Dobblhof ist vom Erzherzoge Johann beauftragt, ein neues Ministerium zu bilden. Pillersdorff war nie so im Publikum diskreditirt, als diese Woche; während man ihn sonst blos der Schwäche anklagte, wurde er diese Woche wegen seines Benehmens gegen den Ausschuß mit Recht der Unehrlichkeit und der Perfidie beschuldigt. Wie mit einem Zauberschlage hat sich die ganze Presse (mit Ausnahme der K. K. priv. Zeitung) gegen ihn erhoben. Eine Deputation des demokratischen Vereins bat heute den Erzherzog Johann, er möge durch die Entlassung Pillersdorffs die Gefahr, die der Stadt durch sein längeres Bleiben drohe, abwenden. Das Resultat ist rasch erfolgt.
[(B. Ztgs.-H.)]
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@facs0213
Wien, 5. Juli.
Gestern hatten wir wieder Arbeiterunruhen. Einige Kompagnien der Nationalgarde mußten ausrücken. Nicht ohne Mühe gelang es, die vorgeblich Arbeit, eigentlich aber Brot verlangenden Haufen zu beschwichtigen. Die nicht nach Wien Zuständigen wurden mit Brotanweisungen betheilt und an ihre Dominien gewiesen. Einige wenige, die sich Drohungen erlaubten, wurden eingezogen.
In Folge einer Rüge des Ministeriums, als überschreite der Sicherheitsausschuß die Gränzen seiner ihm zugewiesenen Wirksamkeit ‒ es betraf die Prager Ereignisse ‒ erklärte Dr. Goldmark in der gestrigen Sitzung das Kind beim rechten Namen nennend und ungescheut den Ausschuß für ein revolutionäres Tribunal und das Ministerium für ein von ihm tolerirtes: welches nach der zweideutigen Weise, wie es seine Aufgabe löse, fortgejagt zu werden verdiene. Zugleich wies er das Ansinnen Einiger zurück, der Ausschuß sei blos ein Lokal-Organ, und beanspruchte für ihn die Aufgabe der Wahrung der Volksrechte der ganzen Monarchie. Donnernder Applaus begleitete seine Rede.
[(C. B. a. B.)]
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@facs0213
Von der Siebenbürger Gränze, 30. Juni.
Eben eingehenden Privatnachrichten aus Kronstadt zu Folge, ist der Hospodar der Walachei, Fürst Bibesko, den Bojaren entronnen und auf der Flucht alldort eingetroffen. Der russisch kaiserliche General Duhamel, der den Einmarsch der Russen von Jassy aus leitete, ist in seiner Begleitung. Der Minister des Innern hat sich nach Orsova geflüchtet. Es heißt, die Bojaren wollen den Russen Widerstand leisten. In Bukarest hat Alles zu den Waffen gegriffen. Die Krisis ist in der Walachei allgemein.
[(W. Z.)]
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@facs0213
Pesth, 3. Juli.
Briefe aus Temeswar melden von einer furchtbaren Niederlage, welche der ungarische Husarenhauptmann Kis einem raitzischen Insurgentenhaufen in der Umgegend von Temeswar in der Nähe eines Waldes beigebracht. ‒ Der Oberstlieutenant Dreihahn, von dem es hieß, daß er die Stadt Weißkirchen den raitzischen Insurgenten übergeben haben soll, hat sich dieser Tage erschossen.
Sämmtliche ungarische Erzbischöfe und Bischöfe haben dem Erzherzog Statthalter erklärt daß sie bereit sind, aller ihrer Güter, zu Gunsten einer besseren Besoldung der Pfarrer, zu entsagen. Bedenkt man, daß mancher Erzbischof in Ungarn mehr als eine Million jährlich Revenüen bisher bezieht, so wird man diese zuvorkommende Entsagung nicht nur klug, sondern auch patriotisch nennen müssen.
[(Bresl. Z.)]
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@facs0213
Presburg, 6. Juli.
Wir theilen die unverbürgte Nachricht mit, daß der Herzog Sturza, regierender Fürst der Moldau, in Folge einer ausgebrochenen Revolution hingerichtet worden sein soll. ‒ Als Veranlassung werden die geheimen, verrätherischen Pläne des Herzogs mit Rußland angegeben.
[(Hungaria.)]
Französische Republik.
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@facs0213
[12] Paris, 9. Juli.
Wenn es so fortgeht, so kann es sehr leicht geschehn, daß die eine Hälfte von Paris die andere Hälfte einsteckt. Portalis und Landrin, die Herren Prokuratoren, welche Louis Blanc denunzirt hatten, sollen jetzt ihrerseits von Arago denunzirt worden sein, und ihre Verhaftung, wie es heißt, ist bereits von der Untersuchungskommission dekretirt. Es hätte aber sehr leicht so weit kommen können, daß man ganz Paris hätte in Verhaft nehmen müssen; denn, wie es sich jetzt herausstellt, war das offizielle Paris, Paris mit der Nationalversammlung und Cavaignac an der Spitze, drauf und dran, in den Junitagen auszuziehen, die Stadt den Insurgenten zu überlassen, und nach Versailles den Sitz der geschlagenen Regierung und der geschlagenen Diktatur zu verlegen.
Constantin nämlich, der Kabinetschef Cavaignac's, dessen Verhaftung wir gestern gemeldet, hatte ohne Vorwissen des Kriegsministers zwei Regimenter vor den Juniereignissen aus Paris zu entfernen gewußt, und als die Insurgenten in ihrem siegreichen Vordringen im Begriffe standen, das Stadthaus einzunehmen, sah Cavaignac keinen andern Ausweg, als die Nationalversammlung mobile zu machen und sie nach Versailles transportiren zu lassen. Der Diktator hatte zu diesem Zwecke bereits Truppen nahe bei der Eisenbahn aufstellen lassen. Auch hierin stand ihm Thiers mit seinem Anhange aus der Rue Poitiers treu zur Seite. Dem Hrn. Thiers wurde es zu schwül in Paris, er fürchtete von den vorrückenden Barrikaden erdrückt zu werden. Im Augenblicke, wo Hr. Marie abreisen sollte, um in Versailles die nöthigen Anstalten zu treffen, kamen günstige Nachrichten von dem Erfolge der Feuergranaten an, und die Herren Thiers, Cavaignac und Genossen gaben sich das gegenseitige Versprechen, die Sache von der auf dem Sprung begriffenen Diktatur geheim zu halten. Nach der Berechnung der Debats, glaub' ich hat man nicht weniger als 3000 Kanonenkugeln und 2 Millionen scharfe Patronen verschossen. Die Verwüstungen, die daraus entstanden, und die Kriegskosteni welche der Barrikadenkrieg verursacht, übersteigen jede Vorstellung. Die Kriegskosten namentlich, den Verlust an Menschen abgerechnet, denn dieser zählt nicht und wird nicht gezählt in solchen Ereignissen ‒ die Kriegskosten, sage ich müssen ungeheuer sein; denn man sinnt jetzt auf eine neue billigere, Strategie gegen die improvisirten Festungen, die fester und riesenhafter sind als die vor 7 Jahren errichteten Festungswerke um Paris, obgleich letztere eben so viele Millionen gekostet haben, um aufgebaut, als erstere, niedergerissen zu werden. Wirklich scheint es aus zu sein, mit der alten Strategie, die Franzosen ahnen, daß die Schlachten auf offnem Felde, die Schlachten, wie sie früher von Feldherrn geschlagen, aus der Geschichte verschwinden, und die offizielle Regierung möchte um keinen Preis, daß die Lösung der so sehr verwickelten Arbeiterfrage auf dem Straßenpflaster liege. In dem Constitutionnel und dem Debats erscheinen gleichzeitig Artikel über den Barrikadenkrieg, die unsinnigsten Systeme werden aufgestellt, um dem Barrikadenbau, auf die billigste Weise zuvorzukommen, und die aufgebauten Barrikaden auf die mindest kostspielige Weise einzunehmen. Paris mit Sandsteinen zu pflastern, meinen die Debats käme zu theuer; aber Paris gänzlich umzubauen, von breiten Straßen in grader Linie zu durchziehen, kommt ebenfalls zu theuer. Was zu thun, um es barrikadenunfähig zu machen? In der Unmöglichkeit, diese Frage zu beantworten, geht es in zwei Artikeln auf den eigentlichen Barrikadenkrieg ein, und stellt ein sogenanntes Anti-Barrikadensystem auf. Das Anti-Barrikadensystem ist die Antwort auf dies Barrikadensystem, welches, nach der Beschuldigung der Debats, unmittelbar nach der Februarrevolution, mit Mitwissen der provisorischen Regierung und unter der Leitung einer Kommission eigens betrieben und studirt worden sei, um jedem Reaktionsversuche vorzubeugen. Lamartine und Garnier Pages weisen mit Entrüstung diese Beschuldigung der Debats von sich.
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@facs0213
[16] Paris, 10. Juli.
Heute wird in den offiziellen Blättern die Angabe der Zahl der gefangenen „Räuber“ auf Vierzehn Tausend und einige zwanzig berechnet. Der Riesenprozeß wird möglichst lange dauern, und der Belagerungszustand schwerlich früher aufgehoben werden, wie Cavaignac auch auf der Tribüne gesagt hat. Preßprozesse werden sich daran knüpfen, z. B. gegen „La Reforme“, welche vom „Siecle“ bereits als das Organ der „rothen“ Republik denunzirt wurde. Emil Girardin ist zwar wieder frei, hat jedoch, sagt er, Ehrenwort und Handschlag abgeben müssen, nichts zu schreiben; Cabers „Populaire“ ist gestern nach zweimaligem Aussetzen wieder erschienen; der Verfasser erklärt, sich der gerichtlichen Aufforderung erst nach Abschaffung des Kriegszustandes stellen zu wollen, und zieht vorläufig vor, in sicherm Versteck zu bleiben. In dieser Nummer erzählt er umständlich wie Lamartine vor dem 16. April ihn um Beistand gegen die Bourgeois „mit den Bärenmützen“ gebeten, als diese in Prozession aufs Stadthaus zogen. Lamartine hat bald danach sich höchst unkonsequent und unerkenntlich betragen und Cabet hat wohl Recht zu rufen: „ach die Dichter, die Dichter! die machen viel Unheil!“ ich versicherte ihm, auch wir deutsche Dekraten könnten einen gleichen Seufzer ausstoßen. . . . . ‒ Erfreulich ist die innige Sympathie, die von der Thierspartei den Berliner Reaktionären gezollt wird; z. B. „L'avenir National“ ergeht sich fortwährend in pathetischen Betrachtungen über „die Frechheit der deutschen Demagogen, die das biedere Volk jenseit des Rheines aufhetzen gegen seine erleuchteten, wohlmeinenden und wohlhabenden Mittelklassen.“ Nachdem dies „tugendhafte“ Blatt die jüngsten Infamien der Majorität der Vereinbarungskammer mit süßem Schmunzeln aufgetischt, ruft es: „Jetzt von zwei Dingen nur eins: entweder die dortigen honnetten Konstitutionellen imponiren energisch der Demagogie, und finden an Frankreich eine ehrenwerthe Hülfe; oder die Demagogen Deutschlands, denen es (wie ja auch anderswo) meist an Ueberlegung gebricht, wagen einen Schlag, appelliren an das sogenannte Volk und vernichten die faktische Macht des Thrones, was sogleich einen Einzug der Russen in Preußen zur Folge haben würde. Im Interesse eines aufgeklärten Frankreichs liegt aber ohne Zweifel ein solides, moralisches, ruhig sich entwickelndes, konstitutionell-königliches Deutschland zum Nachbar und Alliirten zu haben.“ Ferner belustigt sich dieses Blatt mit einer Verhöhnung der geopferten Polen in Posen; sie seien „weiter nichts als Undankbare“ gewesen, und mit Recht entzöge ihnen ganz Deutschland sein Mitleid. Dieselben Leute heulten noch vor kurzem: „es sei ein Jammer, daß die französische Bravour einen Bürgerkrieg, und nicht einen auswärtigen Krieg führe“, und jetzt kommen sie plötzlich zu der Einsicht, daß am Ende die herrschenden Klassen aller Länder ein und dasselbe Interesse, abstrahirt von allen Nationalitätsflausen, haben gegen ihre respektiven Proletarier. In der That, diese „nationale Zukunft“ Frankreichs ist eine vielversprechende. Diese französische Bourgeoisie wird noch eines Morgens der englischen um den Hals fallen; schon äußern sich „Siècle“ und „Constitutionnel“ sehr pöbelhaft über die Chartisten, und nächstens werden sie auf das „grüne Irland“ losschimpfen. So löst sich denn nach der Junischlacht eine hochtrabende nationale Illusion nach der andern in den Klassenegoismus auf. ‒ Schon gilt Lamennais, der Freund des National für outrirt und wühlerisch. Der reaktionäre „Commerce“ beantragt möglichst bald neue Wahlen in der Nationalgarde und Ausstoßung jedes „demokratisch-sozialen Kameraden“. Er erboßt sich, daß in den niedergeschmetterten Faubourgs der Grimm unter der Asche glühe und geschriebene Zeitungen, in Ermanglung gedruckter kursiren.
Die Mobilgarde wird den Namen „die junge Garde“ zum Lohn erhalten und zum Theil an die östlichen Grenzen rücken; zum großen Mißvergnügen der Loretten und galanten Damen höherer Stände, welche seit dem Junifeldzuge so manchen dieser neuen Herren sich zum „Lion“ auserkoren haben. Die Einquartirung der Provinzialgarde dauert fort; überhaupt wird die Physionomie von Paris wohl unverändert bleiben, bis die letzten „Brigands“ unter Segel gegangen sind.
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@facs0213
‒ Sitzung der Nationalversammlung v. 10. Juli.
Präsident: Marie. Eröffnung der Sitzung um 11/[#] Uhr. Die im Sitzungssaal getroffenen Abänderungen sind so beschaffen, daß die Bänke der Montagne nirgends mehr zu finden und der Berg gezwungen ist, sich nach allen Seiten hin zu zerstreuen. Diese Aenderungen geschahen unter akustischen Vorwänden, während nirgends bei der neuen Anordnung den Bedürfnissen der Akustik Genüge geleistet ist Unter den für die Sache der „allgemeinen Wohlfahrt“ Expropriirten bemerkt man Caussidière und Larochejaquelin, sehr verlegen, einen passenden Platz zu finden, von wo sie hören und sehn und gesehn werden können.
Auf der Tagesordnung befindet sich der Gesetzentwurf bezüglich der Zulassung der freiwilligen Anwerbung 17jähriger Jünglinge.
Aubert, Berichterstatter. Das Comité hat einstimmig den Vorschlag abgewiesen, als schlecht vom militärischen Gesichtspunkt aus. Der Kriegsminister erklärt indeß, diese Maßregel hänge zusammen mit den Gesammtmaßregeln behufs Auflösung der National-Ateliers.
Valelle. Das Gesetz ist also zwecklos geworden durch die Auflösung der National-Ateliers.
Larabit unterstützt den Gesetzentwurf. In der Armee müsse man den aus den National-Ateliers entlassenen jungen Arbeitern ein Unterkommen verschaffen. Senard, Minister des Innern, spricht in demselben Sinne. Die jungen Arbeiter seien eine Last u. s. w. Man müsse ihnen die Gastfreundschaft der Kaserne zu gut kommen lassen.
General Baraguay d'Hilliers bekämpft den Gesetzentwurf. Junge Leute von 17 Jahren können die Kriegsbeschwerden nicht ertragen. Beweis sei die große Sterblichkeit der Mobilgarde.
Ein Mitglied. Die Sterblichkeit der Mobilgarde hängt mit andern Gründen zusammen, besonders mit ihren hohen Sold. Diese jungen Leute haben die für ihr Alter natürliche Unklugheit, eine Unklugheit, deren viele unter uns selbst sich anklagen könnten. (Gelächter.) Das Geld, worüber sie verfügen und an dessen Ersparung sie nicht denken (neues Gelächter) verwickelt sie in ihrer Gesundheit oft fatale Vergnügungen.
Die Versamlung adoptirt den Dekretentwurf, wonach jeder 17jährige Franzose sich in der Landarmee anwerben lassen kann. Sie votirt noch drei andre Dekretentwürfe, 1) außerordentlicher Kredit von 500,000 Fr. für die Wohlthätigkeitsanstalten, 2. 250 Fr. für jeden in den Junitagen dekorirten Mobilgarden, 3. 500,000 Fr. Kredit für die geheime Polizei.
[0214]
Großbritannien.
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@facs0214
[*] London, 10. Juli.
Die Nachrichten aus den Manufaktur-Destrikten fahren fort ziemlich günstig zu sein. In Manchester wurde mehr als gewöhnlich umgesetzt und in manchen Fällen mußten die Käufer etwas höhere Preise bezahlen.
‒ Die Deutschen bleiben indeß noch immer aus dem Markte.
Die beabsichtigte Reise der Königin nach Irland wird unterbleiben. Man scheint sich davon überzeugt zu haben, daß sie weder den armen Iren von großem Nutzen noch der Königin von besonderer Annehmlichkeit sein würde.
‒ In Dublin fanden neue Verhaftungen statt. Hr. Duffy, bekannt als Herausgeber der „irischen Bibliothek“ einer Sammlung der bessern literarischen Erzeugnisse Irlands, und als Redakteur der „Nation“ wurde nach der Polizei-Station von College-Green gebracht. Ebenso Hr. Dennis Hoban, der Drucker des „Tribune“ und die Eigenthümer dieses Blattes. Für Alle wollte man Bürgschaft stellen, die indeß ausgeschlagen wurde.
‒ Hr. Martin, der Redakteur des „Irish Felon“ gegen den bereits ein Verhaftsbefehl erlassen war, stellte sich der Polizei freiwillig. Seine sämmlichen Papiere und die letzten Nummern seiner Zeitung wurden mit Beschlag belegt. Hr. James F. Labor einer der thätigsten Mitarbeiter des „Felon“ hat nun einen Plan veröffentlicht, wonach das Blatt, im Falle der Verurtheilung Martins, von einer aus 400 bis zu 1200 Eigenthümern bestehenden Gesellschaft fortgeführt werden soll.
‒ Von Bermuda hörte man, daß John Mitchell, der Deportirte irische Patriot, wohl und munter dort angekommen sei.
‒ Heute früh begann der Prozeß des Chartisten-Chefs Ernest Jones. Da die Verhandlungen erst theilweise bekannt sind, so werden wir erst morgen genauen Bericht darüber erstatten können.
Polen.
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@facs0214
[*]
Wir geben in Nachstehendem einen, uns von einem polnischen Adligen aus Lemberg zugesandten Brief, ohne eine Zeile zu ändern. Der Leser wird leicht die reine thatsächlichen Berichte unterscheiden von den Versuchen des Edelmannes, sich Verhältnisse verschiedener Klassen, die er nicht versteht, auf möglichst plausible Weise zu erklären.
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@facs0214
Lemberg, 6. Juli.
Seit drei Tagen befinde ich mich hier und habe leider! vieles ganz anders gefunden, als ich es erwartete. Der Zustand Galiziens streift an vollständige Anarchie. Die Behörden sind ohne Kraft und wie abgestorben, das Land selbst unter militärischer Regierung. Das Volk steht dem Grundbesitzer feindlich gegenüber, mißtraut den Civilbehörden und bekundet ohne eigentlich recht zu wissen, warum, die wärmste Anhänglichkeit für den Kaiser. Es nimmt Partei für den Soldaten, der denn auch seinerseits nichts unterläßt, um sich im Fall der Noth dessen thätigster Mitwirkung zu versichern und an ihm einen eben so treuen Verbündeten zu haben, wie dieß bei den Greuelscenen des Jahres 1846 der Fall war. Das jetzige Benehmen des Bauern ist nicht Ergebniß seiner Ueberzeugung und seines freien Willens nein, es ist ein durch die Finanzwache und die Geometer, die nun schon so viele Jahre durch das Land vermessen, und noch bis jetzt zu keinem Resultate gelangt sind, künstlich hervorgerufenes. Nur derjenige, der die polnischen Verhältnisse und das Leben daselbst, besonders auf dem Lande, näher kennt, ist im Stande zu beurtheilen, welch höllische Künste und Vorspiegelungen angewandt werden mußten, um den Bauer zu dem zu machen, was er heute ist.
In den kleinern Städten ist man zwar mit Errichtungen von Nationalgarden beschäftigt, doch geht bis jetzt alles sehr lahm, da, wo nur irgend thunlich, Schwierigkeiten in den Weg gelegt werden und ‒ was die Hauptsache ist, Waffen fehlen. In Lemberg selbst konnte nur über einige tausend Stück verfügt werden. Das Studentenkorps ist sehr gut einexerzirt und versieht, vereint mit der Bürgergarde, den Dienst in der Stadt.
Von den seiner Zeit in ihr Vaterland zurückgekehrten Emigranten mögen wohl einige hundert im Lande zerstreut sein, doch haben wir auch viele, die aus dem Königreich Polen zu uns herübergekommen sind, in dem Glauben, es würden in Galizien polnische Regimenter formirt. Der Aufenthalt dieser Letzteren hier ist ganz besonders gefährdet, denn schon hat das Gubernium den Befehl erlassen, auf diese Unglücklichen zu fahnden und sie an Rußland auszuliefern. Obgleich ein derartiges Verfahren ganz der gegebenen Konstitution zuwider ist und von Seiten der Bürger auch zahlreiche, wenn gleich leider, bis jetzt erfolglose Schritte geschehen sind, so gehört die Ausführung einer so barbarischen Maßregel, besonders bei der gehässigen Stimmung unter dem Landvolke, durchaus nicht zu den Unmöglichkeiten.
Ein neues Mittel, Zwietracht auszusäen und Spaltungen herbeizuführen, haben die östlichen Bewohner Galiziens, die sogenannten Rusinen oder Huzulen, dargeboten, die man auf alle mögliche Art und Weise der polnischen Sache abwendig zu machen sucht.
Die Wahlen zur Wiener National-Versammlung sind größtentheils unter dem, wenn auch versteckten Einfluß der Büreaukratie, dieser Blutegel des Landes vor sich gegangen, die denn auch durch angeregtes Mißtrauen überall fleißig nachgeholfen hat, wo Aussicht vorhanden war, die Wahlen würden nicht nach ihrem Geschmacke ausfallen. Manche derselben ist als ungültig erklärt worden, und zwar durch das Gubernium auf Befehl des Ministers, obgleich nach § 39. der Konstitution dieß Recht nur der National-Versammlung allein zusteht. An vielen Orten sind Bauern gewählt worden, aber nur solche, von deren Anhänglichkeit für den Absolutismus des Kaiserthums man überzeugt war, oder Sträflinge, die wegen Diebstahl u. s. w. eine Kriminalstrafe abzubüßen hatten und unlängst entlassen waren. An andern Orten wollten die Bauern an den Wahlen sich gar nicht betheiligen; die Folge davon war, daß sie dann mit wenig Ausnahmen gut ausfielen; gleich waren aber auch die nöthigen Intriguen im Gange, um solch' legale Akte ungültig zu machen.
Fortwährend trägt man sich hier mit Gerüchten über das Einrücken der russischen Streitkräfte, aber jeder Termin, der bis jetzt dafür angesetzt wurde, hat sich als nicht stichhaltig bewiesen, daher weiß heute auch Niemand in wie weit er den täglich neu auftauchenden Nachrichten Glauben schenken darf.
Silbergeld sieht man hier fast gar nicht mehr und jede Banknote erleidet bedeutenden Verlust, da Niemand sie nehmen will. Außer den Fünfguldenscheinen gibt es jetzt auch welche zu einem und zwei Gulden; man spricht sogar davon, daß in einigen Tagen 1/2 und 1/4 Guldenzettel in Kurs gesetzt werden sollen. Doch was hilft das Alles? Der Kredit ist untergraben, und man hat allgemein eine solche Abneigung gegen das Papiergeld, daß man selbst in den Wirthshäusern daran verlieren muß. Das Bild, was ich Ihnen hier gegeben habe, ist kein freundliches aber leider! ein nur zu wahres. An wem liegt die Schuld?
Schweden und Norwegen.
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Stockholm, 4. Juli.
Der schwedisch-norwegische Minister in London hat den in englischen Diensten stehenden schwedischen und norwegischen Offizieren den Rath ertheilt, sich in ihre Heimath zu begeben.
‒ Am 27. v. Mts. kamen in Malmö 24 Kanonenschaluppen an. 700 Mann von den norwegischen Regimentern Aggerhuus und Christiania sind in Malmö eingetroffen.
[(B.-H.)]
Italien.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 315.]
[*] Rom, 1. Juli.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 315.]
Reggio, 24. Juni.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 315.]
[*] Mailand, 1. Juli.
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@facs0214
Edition: [Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 315.]
Turin, 2. Juli.
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Edition: [Friedrich Engels: Italien. 13. Juli 1848. In: MEGA2 I/7. S. 315.]
[27] Neapel, 1. Juli.
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Amerika.
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[*] Liverpool, 9. Juli.
Der Dämpfer „America“ brachte uns diesen Mittag Nachrichten aus New-York von 27. und aus Boston vom 28. Juni. Die Frage der im Herbst vorzunehmenden Präsidentenwahl steht jetzt im Vordergrunde und bringt durchs ganze Land eine große Agitation zu Wege. Ein Theil der Demokraten, die sogenannten „Barnburners“ stellen als Kandidaten zur Präsidentschaft van Buren, zur Vize-Präsidentschaft Henry Dodge aus Wisconsin auf. Van Buren hat aber mittelst einer öffentlichen Erklärung die Kandidatur abgelehnt; er will nicht mehr aus dem Privatleben heraustreten. ‒ Der ratifizirte Friedensvertrag war noch nicht in Waschington. General Butler hat in Mexico den amerikanischen Truppen bekannt gemacht, daß sie erst in New-Orleans oder einem andern Hafen der Union entlassen werden. Das wird die Anwerbungen in Vera Crux für Yucatan zum größten Theil verhindern. Im mexik. Kongreß wurde der Vorschlag gemacht, sofort nach Yucatan militärische Hilfe zu senden.
Ein weiterer Antrag verlangt Reorganisation der Armee, die in Friedenszeiten aus 10,000 Mann bestehen soll. Dazu kommt die Nationalgarde. Wegen Bau eines Kanals über die Landenge von Tehuantepec wurde auf Etablirung von Kolonien fremder, zu jenem Bau zu benutzender Arbeiter angetragen. Aus Venezuela die Nachricht, daß General Paez Maracaibo eingenommen. Die Regierung wird wahrscheinlich stürzen.
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New-York, 27. Juni.
(Handels-Nachrichten.) Unsere Aernte verspricht reichlicher auszufallen, als in irgend einem frühern Jahre. Der Geldmarkt flüssig. Wenig Geschäfte; es ist die todte Zeit: Baumwollpreise fest. Brodstoffe im Preise weichend. Wechselkurs auf London, 109, 1091/2; Paris, 5, 221/2; Amsterdam, 401/2, 41; Antwerpen, 40; Hamburg, 36; Bremen, 80 bis 81.
Brasilien.
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Aus Rio de Janeiro wird unterm 21. Mai an New-Yorker Blätter gemeldet, daß die Kammern schon wieder aufgelöst wurden und ein Ministerwechsel bevorstehe.
Handelsnachrichten.
gap: insignificant
Fruchtpreise.
gap: insignificant
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Civilstand der Stadt Köln.
Geburten.
8. Juli. Gottfr., S. v. Heinr. Meyer, Zuckerarbeiter, Kalenhausen.
9. Juli. Ein uneheliches Mädchen. ‒ Eleon. Kath. Hubertina, T. v. Gerhard Jansen, Uhrmacher, Blindg. ‒ Herm. Jos., S. v. Adolph Both, Taglöhner, Breitstr. ‒ Christina, T. van Heem. Jos. Lütgen, Schuster, Maxininstr. ‒ Kath. T. v. Gummerbach, Tagl., gr. Griechenmarkt. ‒ Anna Maria, T. v. Gottfried Pallenberg, Schuster, Severinstr. ‒
Sterbefälle.
9. Juli. Marg. Crontheur, Wwe. Honrath, 83 J. Lungeng. ‒ Marg. Steinbüchel, geb. Odendahl, 32 J. alt, Maximinstr.
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Schiffahrts-Anzeige. Köln, 12. Juli 1848.
Angekomme: J. A. Orts von Wesel.
Abgefahren: Philipp Würges nach dem Niedermain; Eriedr. Kühnle nach Heilbronn.
In Ladung: Nach Ruhrort bis Emmerich W. Pesch; nach Düsseldorf bis Mühlheim an der Ruhr Joh. Budberg; nach Andernach und Neuwied H. Schumacher und G. Krämer; nach Koblenz und der Mosel und Saar G. Weidner; nach der Mosel, nach Trier und der Saar M. Zens; nach Bingen Wd. Jonas; nach Mainz Val. Pfaff; nach dem Niedermain Fr. Gerling; nach dem Mittel- und Obermain Friedr. Seelig; nach Heilbronn Fr. Schmidt; nach Kannstadt und Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim A. L. Müller; nach Antwerpen M. Lamers.
Ferner: Nach Rotterdam Kapt. Singendonk, Köln Nr. 10.
Ferner: Nach Amsterdam Kapt. Wilson, Köln Nr. 1.
Zur Anfertigung der Auszüge liegt offen die Deklaration des Schiffes Hartmann.
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Wasserstand.
Köln, am 12 Juli. Rheinhöhe 8 9″.
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Der seit dem 17. Mai v. J. wieder eröffnete große Viehmarkt hierselbst hat durch seine seitdem fortwährend gestiegene Frequenz den Beweis geliefert, daß derselbe, sowohl in Rücksicht auf den eigenen Bedarf der Stadt Köln, als auch auf die Lage der Letzteren im Mittelpunkte der Provinz, als ein dringendes Bedürfniß angesehen werden muß. Wegen der Permanenz dieses Marktes an jedem Montage des ganzen Jahres ist die Feststellung eines besondern Termines zum Beginne der Waidviehmärkte nicht erforderlich; daher die niederländischen Kaufleute zum Bezuge desselben mit Waidvieh unter dem Bemerken hierdurch eingeladen werden, daß für alle Bequemlichkeiten des Handelsäandes gesorgt ist.
Köln, den 12. Juli 1848 Das Obe-Bürgmeister-Amt.
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Gerichtlicher Verkauf.
Am Samstag den 15. Juli 1848, Vormittags 11 Uhr, sollen auf dem Markte zu St. Aposteln in Köln verschiedene gut erhaltene Hausmobilien, als 2 Sopha, 2 Kommoden, 6 gepolsterte Stühle, 4 Rohrstühle, 1 Ofen, ein Konsol und ein runder Tisch, gegen gleich baare Zahlung versteigert werden.
Der Gerichtsvollzieher Cloeren.
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Die Kommissionsmitglieder des Kölner Turnvereins werden gebeten, einigen sehr unwissenden Menschen, welche aber gern in den Verein aufgenommen werden möchten, vor ihrem Eintritte Privatstunden im Heulen, in der Weckung des „Brudersinns“ und des blinden, unbedingten Vertrauens in die Unfehlbarkeit des zukünftigen heiligen Turnraths zu ertheilen.
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Gründliche Anleitung zur Erweckung des wahren Brudersinns gemäß den neuen Statuten des Kölner Turn-Vereins. § 1. Wohl zu beherzigen!!!
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Herrnkleider werden gewaschen u. repar. Herzogstr. 11.
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Der Gerant, Korff.
Druck von W. Clouth, St. Agatha Nro. 12.