[0675]
2. Beilage zu Nr. 133 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Freitag, 3. November 1848.
Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Die Wiener Revolution und die „Kölnische Zeitung“, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ] Köln, 3. November.
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
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Berlin, 1. Nov.
Der preuß. Staats-Anzeiger meldet: Wir erhalten aus Wien folgendes Plakat des Gemeinderaths:
„Mitbürger!
Nachdem der Herr Ober-Kommandant so eben dem Gemeinderathe die Nachricht überbracht hat, daß die stabile und mobile Nationalgarde, so wie die akademische Legion sich entschlossen haben, die Waffen niederzulegen und in die vom Herrn Fürsten Windischgrätz gestellten Bedingungen sich zu fügen, ist sogleich eine aus Gemeinderäthen und Mitgliedern der gesammten Volkswehr bestehende Deputation zum Herrn Fürsten abgegangen, um ihm die betreffende Mittheilung zu machen.
Wien, den 29. Oktober 1848.
Der Gemeinderath der Stadt Wien.
Mar erfährt über den Hergang folgendes Nähere:
Am 29. Morgens hatte eine Deputation des Gemeinderathes den Feldmarschall bewegen wollen, von der Bedingung der Fortdauer des Belagerungszustandes nach der Unterwerfung der Stadt abzugehen; der Fürst hatte sich indessen hierauf nicht eingelassen, und auf der unbedingten Unterwerfung bestanden; gleichzeitig jedoch versprochen, an dem Tage nicht mehr auf die Stadt schießen zu lassen, damit sie bis zum 30. Zeit habe, zur Besinnung zu kommen. Um halb 3 Uhr Nachmittags hatten einzelne Theile der Stadt wieder ein Kanonenfeuer eröffnet; dasselbe war jedoch bald eingestellt worden.
In Folge der Antwort des Fürsten versammelte sich am 29sten Abends der Gemeinderath, und berief den Ober-Kommandanten, so wie alle Bezirks-Vorsteher der Nationalgarde, um zu berathen, ob eine längere Vertheidigung der Stadt möglich und gerathen sei, Herr Messenhauser soll erklärt haben, daß er zwar zur Fortsetzung des Kampfes bereit sei, wenn der Gemeinderath es befehle; daß aber bei der jetzigen Stellung der kaiserlichen Truppen an eine wirksame Vertheidigung der Stadt nicht zu denken sei; darauf soll die Unterwerfung mit 2/3 der Stimmen gegen 1/3 beschlossen worden sein. Noch in der Nacht ging die Deputation an den Fürsten (während gleichzeitig das obige Plakat veröffentlicht wurde), um die unbedingte Unterwerfung anzukündzgen, und zu bitten, daß die kaiserlichen Truppen der städtischen Behörde bei der Entwaffnung hülfreiche Hand leisten möchten. In Folge dessen hat der Feldmarschall die Feindseligkeiten gegen die Stadt nicht wieder eröffnet, und die Truppen am 30sten ohne Widerstand die Glacis besetzt. An demselben Tage hatten die Vorstädte schon größtentheils die Waffen niedergelegt; schon am 29sten sollen 27 Compagnien Nationalgarde in der Vorstadt Wieden die Waffen gestreckt haben.
Aus der Stadt erfuhr man noch, daß die Nationalgarde mit Erfolg Angriffe von Arbeitern auf die Burg abgewiesen hatte, und daß General Bem verwundet im Gasthofe „Stadt London“ liege.
Ueber die Ungarn wußte man in der nächsten Umgegend Wien's nichts Gewisses. Am 30. hatten Truppenbewegungen gegen dieselben in der Richtung von Kaiser-Ebersdorf und Schwechat stattgefunden, und man hatte dort schießen hören. In Breslau wollte man am 31. Oktober Nachmittags wissen, daß die Ungarn vorgerückt, aber geschlagen, und theils in die Donau geworfen, theils zu den kaiserlichen Truppen übergegangen seien.
Aus der Stadt erhielt man noch folgenden Anschlag des Gemeinderaths:
Alle Arbeiter, welche bewaffneten Corps oder der Mobilgarde eingereiht worden, undb estimmte Bezüge bisher von der Kommune empfangen haben, eben so die unbemittelten Nationalgarden, welche bisher von der Kommune unterstützt wurden, erhalten nach Ablieferung der Waffen an die hierzu näher zu bestimmende Kommission von dem Tage, als dies erfolgt ist, und so lange die bisher bezogene Unterstützung, bis die gegenwärtig gestörten Erwerbsverhältnisse werden geordnet und ihnen der selbstständige Erwerb wieder möglich geworden sein wird.
Wien, den 29. Oktober 1848.
Vom Gemeinderathe der Stadt Wien.
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Die Breslauer Zeitung berichtet:

Breslau, 30. Oktbr. Abends 10 Uhr.
Wir sind von Wien so vollständig abgeschnitten, daß weder heute Nachmittag noch heute Abend nur einigermaßen zuverlässige Nachrichten über die dortigen blutigen Ereignisse eingetroffen sind (Also die Breslauer Zeitung hat nicht einmal Nachrichten durch ihren Weinreisenden empfangen? Dies wird die „Kölnische“ sehr in Verlegenheit setzen.) Auf Zeitungen und Briefe aus Wien müssen wir natürlich schon von vorn herein verzichten. Ja, diese Ungewißheit über das, was jenseits der Gränze vorgeht, ist so groß, daß wir nicht einmal mit Sicherheit erfahren konnten, ob der Wiener Postzug auf der ersten preußischen Gränzstation angekommen sei, oder nicht. So viel steht fest, daß heute zum ersten Male selbst die Nachrichten aus Brünn und Ollmütz ausgeblieben sind, was allerdings auch für das Ausbleiben des Wiener Postzuges spräche.
Nichtsdestoweniger haben sich mannigfache Gerüchte und Erzählungen verbreitet, welche Reisende wieder von Reisenden gehört haben wollen, (also doch der Weinreisende? die „Kölnische“ ist gerettet!) oder die den Personen aufgetischt werden, welche vorgeben unmittelbar vom Schauplatze der Begebenheiten zu kommen. Wem soll man hier trauen, und was soll man als glaubwürdig annehmen, wenn wir selbst einer telegraphischen Depesche nicht mehr trauen dürfen, die wir heute gelesen haben und die eine Vorstadt (Franz Allee) abbrennen läßt, während eine dieses Namens in Wien nicht existirt! ‒ (Während die Breslauer Zeitung selbst, an den Gerüchten ihrer Weinreisenden zweifelt, giebt die „Kölnische“ in ihren Extrablättern diese Gerüchte ohne im Geringsten die obigen erbaulichen Betrachtungen der Breslauerin hinzuzufügen).
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Die Allg. Oder-Zeitung meldet:
Breslau, 30.Okt. Der so eben, 3 ein halb Uhr Nachmittags eintreffende Oberschlesische Bahnzug bringt abermals weder Briefe noch Zeitungen aus Wien; doch fehlt es nicht an höchst wichtigen Nachrichten, welche allerdings noch der Bestätigung bedürfen. Wir schicken gleich das Wichtigste voran, was in Ratibor von dort eintreffenden Reisenden berichtet worden.
Windischgrätz ist in die Leopoldstadt eingedrungen und hat sich darin festgesetzt. Brünn ist in hellem Aufruhr.
Das so oft und auch heute von gewisser Seite her gemeldete Eintreffen der Ungarn scheint nach anderweitig erhaltenen Nachrichten nicht wahrscheinlich. ‒ Ein Privatschreiben aus Preßburg vom 25. Okt. meldete Koffuth's Ankunft im ungarischen Hauptquartier bei Preßburg und das gleichzeitige Eintreffen von 8000 Sensenmännern aus Komorn, welche bestimmt waren, im Verein mit dem Landsturm aus dem Wieselburger und Oedenburger Comitate gen Wien zu marschiren.
Ein anderer Beief aus Preßburg vom 27. meldet:
„So eben wird in allen Straßen Allarm geschlagen und es ergeht an die Bevölkerung der Aufruf, sich mit dem Heere zu vereinigen um gen Wien zu marschiren ‒ ein Aufruf, welcher mit Begeisterung aufgenommen wird, da die gesammte Einwohnerschaft über die bisherige Zögerung Koffuth's empört, im Begriff stand, auf eigene Faust den Marsch anzutreten.“
Ein Reisender dagegen, welcher vorgestern Abend in Angern, an der ungarischen Gränze, ankam und von dort gestern Abend abreiste, wußte von dem Einmarsch der Ungarn nichts; bemerkte übrigens, daß bei Angern nur ein ganz geringfügiger Posten österreichischen Militärs stehe. Ueber Wien erzählt er, daß das Bombardement den gestrigen Tag (den 29.) fortgedauert hätte; das Feuer, welches am 28. die Vorstädte verheerte, aber gestern Abend vollständig gelöscht worden war. ‒ Kaiserl. Offiziere gestanden ihm, daß die Truppen fürchterlich gelitten hatten.
Ein Schreiben aus Olmütz enthält folgende Mittheilungen vom 20.:
„Wien war am 28. früh 7 Uhr noch ruhig; der Bahnhof von Militär besetzt und dasselbe beauftragt, bis 9 Uhr abgekocht zu haben, um dann die Leopoldstadt und Jägerzeile anzugreifen. Dies geschah auch, und es wurde die feste Barrikade am Eingang des Praters mit Sturm genommen. Die Soldaten rückten in die Jägerzeile ein, wo die zwei großen Eckhäuser in Flammen aufgingen.
Die Posten von sechs Tagen werden eine Station vor Wien zurückgehalten und von sechszehn dort weilenden Postkondukteuren bewacht. ‒ Es sind bereits mehr als zwei Millionen Gulden baar und in Effekten eingelaufen. ‒ Gegen Verlegung des Reichstags nach Kremsier haben sämmtliche Deputirte energisch protestirt.
Aus Lemberg erfahren wir noch, daß Dwernicki, an der Spitze von 8000 Polen, meistens solche, welche aus österreichischen Regimentern übergetreten ‒ den Ungarn zu Hülfe eilt.
Endlich erhalten wir heut Abend 10 Uhr noch ein Schreiben aus Ratibor vom 30., welches die obigen Nachrichten bestätigt und noch anderweitige höchst wichtige Meldungen bringt. Es lautet wie folgt:
Aus Wien oder seinen Umgebungen sind keine Reisende eingetroffen. Die übrigen jedoch, die theils aus Brünn, theils aus noch entfernteren Stationen hier angelangt sind, stimmen in der Aussage überein, daß am 28. Abends nach hartnäckigem Kampfe die Barrikade an der Jägerzeile, nachdem die beiden Eckhäuser (die Brendelschen) in Grund geschossen waren, gefallen ist, wodurch die Leopoldstadt mit der Jägerzeile, der Franzensgasse, dem Rennwege in die Hände des Militärs gekommen ist. Die weit wichtigeren Vorstädte Mariahilf und Wieden sind jedoch, wie früher, noch von bewaffneten Arbeitern und Nationalgarden besetzt, welche sich statt ihrer bisherigen, wenig energischen Anführer Mitglieder der akademischen Legion dazu erwählt haben. Auf keinen Fall ist an die Einnahme der letztgenannten Vorstädte von Seiten des Militärs zu denken, da sie durch ihre Lage zu sehr geschützt sind, während die Leopoldstadt überall offen und zugänglich ist.
Der General Bem soll auf einmal verschwunden sein; man vermuthet, daß er wegen der Verzögerung des Angriffes von der Bevölkerung mit Argwohn angesehen und demzufolge ermordet worden ist (?) Ein bedeutender Geldtransport ist neuerdings in Wien vom Volke aufgefangen, das Silbergeld an sicherer Stelle in die Donau versenkt worden, während 100 Millionen Banknoten vernichtet wurden. Die Ungarn stehen, 80,000 Mann stark, von denen jedoch nur der kleinere Theil zu den regulären gehört, in Raab. Gestern sollten sie sicher vor Wien eintreffen. Heute läuft der 24stündige Waffenstillstand ab, der nach Einnahme der Leopoldstadt abgeschlossen worden war.
In Brünn ist gestern (29.) das Rathhaus erstürmt, das Militär entwaffnet, der Landsturm aufgeboten und eine Deputation an den Kaiser nach Ollmütz abgeschickt worden.
In Teschen ist der Landsturm organisirt, wie es in Oestreich.-Schlesien überhaupt nur am Aufrufe fehlt, um Alles unter die Waffen zu bringen und zum Abmarsche nach Wien zu bewegen.
In Prag war am 28. Okt. große Volksversammlung wegen des Abmarsches nach Wien; die Nationalgarde hat sich organisirt.
Jellachich steht unthätig vor Wien. Der Verlust des Militärs beträgt daselbst im Ganzen schon 8000 Mann, während nur ein Drittheil so viel von den Bürgern gefallen sind.
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[ 20 ] Berlin, 1. Nov.
Der gestrige Tag endete nicht ohne ernste Vorfälle. Bei Wiedereröffnung der Sitzung der Vereinbarer hatte sich die Menge wiederum am Schauspielhause versammelt, um den Beschluß, von welchem, wie die Politiker sagten, das Wohl und Wehe Deutschlands abhänge, abzuwarten. Fackeln wurden herbeigeschafft, Reden gehalten, Reaktionäre ausgelacht und verfolgt; Heiterkeit mischte sich mit dem Ernst, der die versammelte Menge durchdrang, als plötzlich unter Trommelschlag Bürgerwehr anrückte und mit gefälltem Bajonett auf die Massen eindrang. Es ist möglich, daß die Bourgeois von Einzelnen geneckt worden sind und die Geduld verloren haben; es fiel auch wieder ein Pistolenschuß; aber rechtfertigt das ihr wirklich wüthiges Einschreiten gegen das Volk? Es scheint aber, als wenn die Bourgeoisie Nichts lernen wolle; es scheint, daß sie sich ein Vergnügen daraus mache, auf Unbewaffnete zu schießen und zu stechen. Denn was nun geschah, übersteigt alle Begriffe von Unverstand und Niederträchtigkeit. Sie wissen, daß der Maschinenbauer-Verein in einem öffentlichen Anschlage erklärt hatte, bei jedem vorkommenden Excesse zwischen Bürgerwehr unbewaffnet als Vermittler eintreten zu wollen, damit jeder Zwist zwischen Bürgern und Arbeitern vermieden würde. Ihrem Vorsatze getreu rückte der Maschinenbauer-Verein mit einer weißen Fahne nach dem Gensd'armenmarkte, um hier zum erstenmal seine Vermittlerrolle zu übernehmen. Aber welche Früchte erndtete der Verein für seinen guten Willen! Mit wahrhaft bestialischer Wuth stürzte die Bourgeoisgarde, ohne Rücksicht auf die weiße Friedensfahne, über die Vermittler her. Dem Fahnenträger wurden vom Hauptmann des 31. Bezirks, einem Fuhrmann Wolff, zwei Finger abgehauen; andere Verwundungen fielen zahlreich vor und einer der Verwundeten ist bereits an seinen Wunden gestorben. Dies also ist die gepriesene Einigkeit, die immer von den Bourgeois gepredigt wird, daß sie nicht nur wie Tiger über das unbewaffnete Volk herfallen, weil sie Exzesse befürchten, sondern sogar die nicht schonen, die als Vermittler zwischen Volk und Bourgeois Frieden stiften wollten? Die Bourgeoisie will durchaus nicht einsehen, daß sie ohne das Volk im Rücken Nichts ist; sie will nicht einsehen, daß das empörte Volk sie endlich sich selbst überlassen würde und daß es dann um ihren Liberalismus geschehen sei. Wehe dann der Bourgeoisie, wenn die Camarilla die Fehde offen beginnt. Sie wird verloren sein.
Nachschrift. Man sagt, das Volk habe gestern die Thüren des Sitzungssaales vernagelt, um die Vereinbarer auf diese Weise zu einem günstigen Beschlusse zu zwingen. Es sollen sogar einige Stricke zu gewissen Zwecken bereit gehalten worden sein. Die Abgeordneten haben den Sitzungssaal erst gegen 12 Uhr unter dem Schutze der Bürgerwehr verlassen. Selbst Abgeordnete der Linken, sagt man, seien bedroht gewesen. ‒ Die Stimmung ist heut eine sehr gedrückte. Zahlreiche Attroupements an allen Ecken, besonders aber auf dem Gensd'armenmarkte besprechen den gestrigen Krawall. Niemand wagt es, die Bourgeoisie in Schutz zu nehmen. Der Maschinenarbeiter-Verein war heut den ganzen Tag unter den Waffen versammelt. In einem Plakate zeigt er an, daß er einen Todten und 9 mehr oder minder Verwundete habe. Die Erbitterung ist groß.
Heute Nachmittag um 4 Uhr hatte sich Volk unter den Zelten versammelt, wohin Ruge gestern eine Volksversammlung angesagt hatte. Das Volk wartete und wartete, aber wer nicht kam, war der große Bürger Ruge. Hatte er vielleicht Katzenjammer von wegen der gestrigen Demonstration, wo er als Statist großartig mitgewirkt hat? Das versammelte Volk hörte Statt des Bürgers Ruge die Abwiegelung des bekannten Dr. Eichler, und verlief sich wieder. ‒ Bis jetzt ist Alles ruhig geblieben. Wer weiß, was der Abend bringt! Die um Berlin lagernden Truppen haben Befehl, sich marschfertig zu halten.
Belgien.
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@facs0675
[ * ] Brüssel.
Fast alle unsere politischen Blätter ergehen sich in diesem Augenblicke in Anschuldigungen der skandalösesten Art gegen das ministerielle Journal, die „Independance,“ die Quelle und Freundin der „Kölnischen Zeitung.“ Der „Nation,“ welche schon häufig der Independance Käuflichkeit gradezu vorgeworfen, folgt bald der „Observateur“ mit Anspielungen auf gewisse kitzliche Punkte, die das arme Journal ruhig über sich ergehen ließ. Der „Observateur“ ist selbst ein ministerielles Blatt, und diese beiden saubern Rivalen kennen sich. Die „Independance,“ welche wie ähnliche Blätter zu thun pflegen, allen bisherigen Angriffen der unabhängigen Journale Nichts entgegenzusetzen hatte, als Verläumdungen und Beleidigungen der Redakteure verstummte, bei diesem Angriff eines sonst gleichgesinnten Blattes. Ein ähnlicher Angriff der „Emancipation“ blieb ebenfalls ohne Erwiderung. Heute nun tritt der „Politique“ wieder auf mit einem wüthenden Artikel gegen die tugendhafte „Independance,“ worin er dieselbe direkt wegen ihrer Käuflichkeit interpellirt. Er wirft ihr vor, daß sie für flandrisches (Antwerpener) Interesse bestochen sei; er bedauert einen solchen Skandal, der in Belgien unerhört sei; gewiß würde ein vaterländischer Schriftsteller die öffentliche Meinung seiner Landsleute nicht gegen Geld irre führen, denn der Redakteur der Independance gebe hiervon der belgischen Journalistik das erste [0676] Beispiel. ‒ Schließlich fragt der „Politique“: „Ist die Independance ein käufliches Journal?“
Wir behaupten es.
„Ist sie für das flandrische Interesse bestochen?“
Wir behaupten es.
„Sie mag sich rechtfertigen, wenn sie kann.“
Wir haben früher schon angedeutet, daß andere Leute, Gesinnungsgenossen des Herrn Perrot, Besitzers der Independance, ebenfalls von der belgischen Regierung bezahlt werden, obgleich sie keine geborne Franzosen, sondern geborne Flandrer sind. Die Flandrer haben also den Franzquillons nichts vorzuwerfen.
Italien.
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@facs0676
[ * ] Livorno, 23. Oktober.
Die radikale Partei hat gesiegt, der Großherzog hat nachgegeben, die italienische Constituante wird zusammenberufen werden, ein neues Ministerium ist gebildet. Auswärtiges und Konseilpräsident, Montanelli; Inneres, Guerrazzi; Justiz, Mazzoni; öffentlicher Unterricht, Professor Zannetti. Die übrigen Portefeuilles (Krieg, Finanzen und Kultus) werden wahrscheinlich morgen andern ausgezeichneten Bürgern übertragen werden. Das Programm des neuen Ministeriums wird durchaus demokratisch sein: Die erste Bedingung, unter welcher die neuen Minister dem an sie ergangenen Rufe gefolgt sind, war die sofortige Zusammenberufung der Constituante. Der Jubel in Livorno ist unbeschreiblich.
Der „Corriere Livornese“ will aus sicherer Quelle wissen, daß die sizilianische Regierung der Constituante beitreten und die Versammlung nach ihrer gesetzlichen Zusammenberufung sofort beschicken wird.
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@facs0676
[ * ] Mailand, 24. Oktbr.
Gestern hat Radetzky drei Bürger füsiliren lassen ‒ alle drei Familienväter, deren Tod 17 Kinder zu Waisen macht. Die Stadt ist erbittert, und wenn sie der Intervention der Piemontesen und des Beistandes der lombardischen Truppen sicher wäre, so würde sie auf der Stelle revoltiren.
In der Richtung von Bergono, Capreno, Palazzago und Ponteda will man Kanonendonner gehört haben. Der Aufstand zu Bassano ist noch nicht unterdrückt. Im Veltlin folgen sich die insurrektionellen Bewegungen ununterbrochen, und man spricht von einem blutigen Zusammenstoß zu Brescia.
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[ * ] Rom, 19. Okt.
Die päpstliche Regierung hat 2000 Schweizer auf 3 Jahre engagirt. Diese Truppen werden innerhalb eines Monats hier eintreffen. Der piemontesische Gesandte an unserm Hofe hat bei der Regierung angefragt, wie sie sich den neuen Ereignissen gegenüber zu verhalten gedächte, namentlich in dem Falle, daß die sardinische Armee den Tessin überschreiten würde. Antwort: Die Frage sei zu difficil, als daß man darüber entscheiden könne. ‒ Es heißt, daß der Abbe Antonio Rosmini zum Kardinal und Minister ernannt werden soll.
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Paris, 31. Oktober.
Der Moniteur veröffentlicht heute den Beschluß der Nationalversammlung, welcher die Wahl des Präsidenten der Republik auf den 10. Dezember festsetzt. Man kennt den Inhalt dieses wichtigen Dekrets bereits aus den Verhandlungen der Nationalversammlung, und wir dürfen nur noch hinzufügen, daß alle Stimmzettel weiß sein müssen. Allem Anscheine nach werden sie aber roth ausfallen.
‒ Der Moniteur bringt das Programm für das Wintersemester der Universität. Der ganze alte Generalstab ist beibehalten. Cousin, Barthelemy, Saint-Hilaire, de Remusat, Saint Marc Girardin u. s. w. prangen, wie unter der Monarchie, wieder als erste Gestirne am literarisch-philosophischem Himmel.
‒ Freslon, der neue überfromme Unterrichts- und Kultusminister, zeigt der fassionablen Welt an, daß er morgen, als am Allerheiligentage, keine Besuche annehme.
‒ Im Ministerium des Innern bereitet sich in aller Stille ein Wechsel fast sämmtlicher Präfekten vor, die ‒ wie sich Siecle ausdrückt ‒ der Ordnung größere Garantien gewähren. Der Moniteur wird das Nähere sagen.
‒ Marrast wohnte vorgestern einer Vorstellung bei, die im ehemaligen Hoftheater zu Versailles gegeben wurde. Der Präsident der Nationalversammlung erschien von den beiden Vizepräsidenten und resp. Sekretären Pagnerre und Landrin begleitet in der großen Hofloge Ludwig's XVI.
‒ Abd-el-Kader wird dieser Tage aus dem Schlosse von Pau nach St. Amboise übergesiedelt.
‒ Die Nationalversammlung beräth heute die Bedingungen, welche bei dem Abschluß jener Verträge zu beobachten seien, die der Konstituirung und Organisirung der Arbeiterassoziationen vorausgehen.
‒ Francisque Bouvet erklärt heute in den Journalen, daß er unwohl sei und deshalb den Minister des Aeußern wegen der auswärtigen Politik noch nicht habe zur Rede stellen können. Er werde das aber sogleich nach seiner Genesung thun und zwar über folgende Punkte:
1) Beobachten wir überhaupt eine gewisse Politik nach Außen und hat sich das Kabinet diese Politik in seinem Verkehr mit dem Ausland zur Regel genommen?
2) Welche Mächte haben die französische Republik anerkannt und welche haben diese Anerkennung verweigert?
3) Hat sich die französische Diplomatie einige Mühe zu Gunsten Polen's gegeben?
4) Warnm ist Frankreich nicht jenseits der Alpen in dem Augenblicke vermittelnd aufgetreten, wo Karl Albert die Oestreicher bis in die Schluchten Tyrols zurückgetrieben hatte? Die Gelegenheit war schön, um in Italien Fuß zu fassen und einen Aufruf zu einem allgemeinen Völkerkongresse Behufs Regulirung der italienischen Unabhängigkeit zu erlassen, die Verträge von 1815 zu revidiren und den allgemeinen Frieden auf wahren Grundlagen zu befestigen.
5) Welche Rolle spielte Frankreich in Sizilien und den Donau-Fürstenthümern?
6) Besitzt das Kabinet im gegenwärtigen Augenblick das Mittel, eine neue Schilderhebung Sardiniens zum Besten der italienischen Sache zu lenken. oder will es den König Karl Albert nicht unterstützen, sondern auf eigene Faust mit bewaffneter Hand einschreiten?
7) Will das Kabinet den bewaffneten Frieden fortführen oder beabsichtigt es unter den Heeresverhältnissen aller europäischer Staaten solche Maßregeln durchzusetzen, die eine andere Verständigung als die mittels der Waffen zum Zweck hätten und mithin bedeutende Ersparnisse in den Staatenbudgets herbeiführen würden?
Wir zweifeln, daß Cavaignac und Bastide anch dieses Mal auf obige Fragen Rede stehen werden. Franzisque Bouvet ist ein politischer Hanswurst.
Ledru-Rollin richtet an die Patrie einige Zeilen, worin er dieses Lügenblatt ersucht, das von ihm ausgesprengte Gerücht „Ledru-Rollin habe den Vorsitz beim großen demokratisch-sozialistischen Bankett für nächsten Sonntag abgelehnt“ als eine Lüge zu erklären.
‒ Die Chefs mehrerer Klubs haben sich, heißt es, in corpore zu dem Exprinzen Louis Bonaparte begeben und ihn gefragt, ob er den Hrn. Thiers zum Minister wählen würde, falls man ihn zum Präsidenten ernenne? Louis Bonaparte, möglichst auf Schrauben gestellt, soll den Klubchefs geantwortet haben: Er werde den Hrn. Thiers nicht zum Minister wählen.
Die Nationalversammlung setzt übermorgen die Diskussion des Budgets fort. Man mag indessen das Ding deuten, wie man will, so kommt man immer zu dem Schlusse: Frankreich nimmt 1300 Mill. ein und gibt 1900 Mill. Franken aus. Also Nationalbankerott.
‒ Der National versprach seinen Lesern neulich, den Exprinzen Louis Bonaparte an den Pranger zu stellen. Er thut dies heute in ziemlich geistreicher Weise. Man sieht, der alte Löwe bietet alle seine Kräfte auf, um das verlorene Terrain wiederzugewinnen. Vergebens!
‒ Der Abwicklung der Dinge in Wien, von wo unsere Berichte mit dem 25. erlöschen, sieht man hier mit großer Spannung entgegen. Die reaktionären Blätter beten natürlich den Rosenkranz für Windischgrätz (vorzüglich die „Patrie“ zeichnet sich hiebei aus) während die gesammte demokratische Presse dem Volke von Wien den Sieg wünscht. Nur vorwärts!
National-Versammlung. Sitzung vom 31. Oktober. Anfang 1 Uhr. Präsident Marrast läßt zur Wahl eines dritten Gliedes des neuen Aufsichtsraths für die Amortissements-, Depositen-, Consignations- und Fallimenten-Kasse schreiten.
Dann verliest er zwölf neue Urlaubsgesuche. (Oho! Hah! erschallt es im ganzen Saale).
Vezin trägt darauf an, alle Beurlaubte öffentlich anzuschlagen. Zuletzt wisse man ja gar nicht, ob die Versammlung beschlußfähig sei? Es solle eine öffentlich auszuhängende Urlaubsliste angefertigt werden. (Ja! Ja!)
Nach einigem Zaudern werden die Urlaube bewilligt.
Den Aube-, Seine-, und Calvados-Departements wird die Erlaubniß ertheilt, sich außerordentlich zu besteuern, um Anleihen zu tilgen, welche aufgenommen wurden, Bauten auszuführen, die das Proletariat im nächsten Winter beschäftigen sollen. Durch diese unaufhörliche Uebersteuerung wird der kleine Haus- und Grundeigenthümer selbst in den besitzlosen Stand hinabgedrückt, d. h. er wird allmählig selbst zum Poletarier.
Die Versammlung nimmt nun, statt des Gesetzentwurfs über die Arbeiter-Assoziationsverträge die Besprechung des berüchtigten rektifizirten Büdgets pro 1848 wieder auf.
Goudchaux liest eine neue ellenlange, mit Ziffern reich gespickte Rede, durch die er sich eigentlich nur von seinem Hauptsündenbock, der 45 Centimensteuer, deren Vater Duclerc und Garnier Pages ist reinzuwaschen gedenkt, vor. Wenn man ihn hört, könnte man glauben, daß kein Mensch im Jahre 1848 mehr als im Jahre 1847 zahlte und die Centimensteuer müsse wenigstens noch 160 und 170 Millionen Franken decken. (Oho! Oho!) Die Versammlung unterhält sich während dieser exministeriellen Epistel so laut, daß der Präsident mehrere Male um Aufmerksamkeit bittet. Goudchaux schließt endlich.
Bineau, den die Lorbeeren Fould's nicht ruhig schlafen ließen, folgt ihm auf der Bühne, um die Fould'schen Oekonomien, (Ersparnisse im Militair etc.) zu bekämpfen. Er berechnet die Ausgaben pro 1848 auf 1,830,000,000 Franken und konstatirt ein Defizit von 343 Millionen (worunter natürlich 204 Millionen altes Defizit stecken.) Ihm ist vor dem Finanzzustande Frankreichs nicht bange, die Republik werde 1848 ihr Budget schon aufbringen nur pro 1849 ist ihm etwas bange. Er theilt die sanguinischen Hoffnunge des Großvaters Goudchaux nicht. Auch Er trägt darum auf Ersparnisse und Reformen an.
Die Generaldiskussion wird als geschlossen erklärt.
Marrast liest die Gesetzentwürfe vor, welche die dem Finanzminister pro 1848 zu eröffnenden ordentlichen und außerordentlichen Kredite auf 1,798,000,000 Franken feststellen etc.
Inmitten dieses Ziffernmeers erklärt Marrast, daß auch das letzte Skrutin weder für Berryer noch für Dupont ein entscheidendes Resultat geliefert habe.
Es wurde darauf zur Ballotage zwischen Berryer und Dupont geschritten.
Das Resultat wird demnächst bekannt gemacht.
Marrast nimmt die Votirung des Büdjets wieder auf und rückt damit bis zum dritten Abschnitt (allgemeiner Ministerialdienst) vor.
Das Präsidium, mittlerweile durch Pagnerre ersetzt, proklamirt den legitimistischen Chef v. Berryer zum dritten Gliede des bewußten Aufsichtsraths der Amortissements-, Consignations- und Faillitenkasse. Der soziale Dupont hat unterlegen.
Die Versammlung setzt die Büdgetsdiskussion fort. Das Kapitel des Justizministerialdepartements ruft eine ziemlich lange Debatte hervor, an welcher Rousseau, Deslongrais und Emile Lerour Theil nehmen.
Man verlangt einen Gehaltsabzug von den Justizbeamten aller Grade (vom Gehalte von 1500 Franken aufwärts).
Cremieux, der große Februarheld und Ex-Justizminister, ereifert sich gewaltig gegen jede Gehaltsverminderung. Die Beamten, meist Familienväter, hätten ihren Haushalts-Etat längst gemacht und die Weihnachts- und Neujahrszeit sei die schlimmste für Zahlungen. (Genug, genug! Zum Schluß, zum Schluß!)
Méaulle, ein wahrer Riese von Gestalt und Sprache, ist auch der Meinung, daß man die Beamten schonen müsse, aber nur die kleinen à 1800 Franken Freilich sollte man eigentlich im Militär die Hauptersparniß suchen; allein im Angesicht der Ereignisse in Deutschland (oho, oho!) seien diese Reduktionen nicht möglich.
Baroche bekämpft jede Reduktion der Gehalte. Wirklich hohe Gehalte von 30,000 Franken bezögen nur 2 Beamte. In Rücksicht auf ein Defizit von 3- bis 400 Millionen sei es lächerlich, dem Justizfache 9 Millionen abzwingen zu wollen. Die Republik müsse anderswo ökonomisiren.
Goudchaux und Larcy bestehen auf den Abzügen.
Marie, Justizminister, unterstützt Cremieur und beweist, daß die wahre Oekonomie in Verringerung der Stellenzahl und Erhöhung der Gehälter bestehe. Er ereifert sich bedeutend und wird häufig unterbrochen.
Die Sitzung wird ohne Votum um 6 1/4 Uhr geschlossen.
Griechenland.
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Athen, 18. Okt.
Von dem englischen, dem französischen und dem russischen Gesandten erging am 22. v. M. eine gemeinschaftliche Note an Colocotroni, den Minister der auswärtigen Angelegenheiten, in der man ihm auseinandersetzte, daß es durchaus nöthig sei, den durch Banditenhaufen verursachten Verheerungen Griechenlands ein Ende zu machen. ‒ Die Quarantäne gegen Malta ist aufgehoben, da sich die Berichte über den Ausbruch der Cholera auf jener Insel nicht bestätigen. Griechenland ist ganz frei von der Krankheit.
Spanien.
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@facs0676
[ * ] Madrid, 25. Oktbr.
Die Cortes werden für Ende Dezember zusammenberufen. Der spanische Konsul in Perpignan hat das Gouvernement benachrichtigt, daß Escosura nach Chaumont, Ballera nach Nevers und las Penas nach Burges abgeführt werden würden.
Der Fomento von Barcelona bringt unterm 24. d. eine Depesche des Generalkommandeurs von Valencia, aus welcher hervorgeht, daß am 19. d. 53 Personen, namentlich Offiziere, welche zu den zerstreuten Banden gehören, die Waffen gestreckt haben.
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Madrid, 26. Okt.
Heraldo schildert den Empfang des Gesandten der franz. Republik gestern Abend in dem gewöhnlichen bombastischen Hoftone. Inmittelst häufen sich aber die politischen Verhaftungen mit jedem Tage, wie der Clamor publiko meldet. Aus Katalonien nichts Neues.
Großbritannien.
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@facs0676
[ * ] London.
Der „Standard“ gibt nach dem „New Orleans Price Current“ eine interessante vergleichende Uebersicht der Naturalienproduktion in den Vereinigten Staaten, namentlich im Stromgebiet des Missisippi, während der letzten drei Jahre. Wir entlehnen derselben einige überraschende Notizen über den für das hungernde Europa wichtigsten Ausfuhrartikel Nordamerika's, über Getreide.
Die Vereinigten Staaten produzirten im Jahre 1847 an Mais 539,350,000 Büshel; an Waizen 11,245,500 Büshel; an Roggen 29,222,700 Büshel; an Buchwaizen 11,673,500 Büshel. Dazu noch unendliche Büshel Hafer, Gerste, Kartoffeln, Bohnen und Erbsen bei einer auf nahe an 21 Millionen veranschlagten Bevölkerung. Das Surplus des sämmtlichen in den Vereinigten Staaten produzirten Getreides soll sich, einer durchschnittlichen Schätzung nach, auf 28 Millionen Quarters belaufen. Großbritannien und Irland bezogen aber im vorigen Jahre, dem Jahre bekanntlich, in welchem die bis jetzt größte Quantität fremden Korns in England importirt wurde, nur 14,610,000 Quarters aus Amerika, mithin nicht mehr als ungefähr die Hälfte des amerikanischen Surplus. Beiläufig wird beigebracht, daß Europa und Asien zusammen nur 9 Millionen Quarters Brodkorn zum Export aufzubringen vermögen ‒ allerdings ein riesenhaftes Minus gegenüber der üppigen Produktionsfülle der neuen Welt, wie sie besonders in den schönen Landstrichen am Missouri und seinen Nebenflüssen zu Tage tritt. Hier wird der reife Mais auf dem Halme zu 5 bis 6 Cents (etwas über 2 Sgr.) per Büshel verkauft, wobei dem Käufer nur noch die Kosten der Erndte und des Transports zur Last fallen. Der Preis des Landes ist von 1 ein halb bis 3 Dollars per Acre; Pacht, Zehnten, Steuern sind unbekannte Dinge, und der Transport zu Wasser ist äußerst billig. Daß aber selbst hier, mitten im Schooße des Ueberflusses, Leute Hungers sterben können, beweis't eine Geschichte, welche der „Standard“ ebenfalls dem „New Orleans Price Current“ nacherzählt. Eine englische Familie kam kürzlich in Cincinnati an, wo sie sich einmiethete, aber äußerst eingezogen, der Nachbarschaft beinahe unsichtbar, lebte. Eine Dame argwöhnte Uebles, stattete der Familie einen Besuch ab und fand sie ‒ verhungernd. Mann und Frau starben noch am andern Tage, die Kinder wurden bei Bürgern Cincinnati's untergebracht.
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[ * ] London, 31. Oktbr.
Die Times sagt heute: „Es freut uns, die Mittheilung machen zu können, daß die Staaten des Zollvereines, in Betreff einer Erhöhung der Eingangsrechte die Zulassung britischer Waaren, frei von allen additionellen Zöllen beschlossen haben, falls diese Waaren von einem Ursprungscertifikate begleitet sind. Das Preußische Gouvernement hat außerdem die Absicht, die additionellen Zölle, welche bereits auf, von gehörigen Certifikaten begleitet gewesene Waaren, bezahlt wurden, zurückzuerstatten und die andern Staaten des Zollvereins zu einem ähnlichen Schritt zu veranlassen.
Die Deputation des Brüsseler Friedenskongresses hat bei Lord John Russel ihre Aufwartung gemacht.
Feargus O'Connor trifft gemeinschaftlich mit seinen Freunden abermals die nöthigen Maßregeln, um seinen Land-Plan bei der nächsten Session vor das Unterhaus zu bringen.
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Klagen unserer Abonnenten über die vernachlässigte Beförderung der „Neuen Rheinischen Zeitung“ durch die Post.
An die Expedition der „N. Rh. Ztg.“ zu Köln.
Unterzeichneter fühlt sich gedrungen, sich an die Expedition zu wenden, und zwar mit der Bitte, doch gefälligst genau untersuchen zu wollen, an wem das mangelhafte Erscheinen der „N. Rh. Z.“ liegt. Diesen ganzen Monat ist g. Z. sehr unregelmäßig hier eingetroffen ‒ zuweilen blieb sie ganz aus und einige Exemplare sind bis auf den heutigen Tag noch nicht angekommen. Den 27. d. M. fehlte sie schon wieder und kam erst am 28. Dann fehlte die vom 28, welche sich vielleicht am 1. November hier einfinden wird. Heute den 31. Oktober fehlt sie schon wieder und wird wohl gar nicht kommen!?
Ich bitte daher die Expetition der „N. Rh. Z. im Interesse der Abonnenten, doch Sorge zu tragen, daß sie regelmäßiger hier ankommt; denn Unterzeichneter ist des immerwährenden Schreibens an die Post-Aemter müde und wandte sich deßhalb direckt an die Expedition.
Ferner wird die Expedition gebeten, hierüber Auskunft zu ertheilen.
Alpen, den 1. November 1848.
Königl. Post-Expediteur Terheggen.
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Die Expedition der „N. Rh. Ztg.“ kann der Post-Expedition zu Alpen nur die Auskunft über diese Klage geben, welche den vielen Klägern zu Theil geworden ist, nämlich, daß von unserer Seite die Zeitung auf das Pünktlichste verpackt und versandt wird. ‒ Das Paket nach Alpen wird in das düsseldorfer verpackt und geht täglich mit dem Bahnzug, welcher Deutz 4 Uhr Nachmittags verläßt, fort. ‒ Es geht also hieraus hervor, daß nur die Postanstalt sich Nachlässigkeiten zu Schulden kommen läßt.
Dem Geranten der Neuen Rheinischen Zeitung Herrn Korff.
Die unregelmäßige Expedition der Neuen Rheinischen Zeitung fängt an, mir unerträglich zu werden. Fast keine Nummer erhalte ich zur rechten Zeit. Die Nr. 122 und 124 sind ganz ausgeblieben. ‒ Da ich unterrichtet bin, daß Sie bei der Absendung der Blätter nichts versäumen, muß ich diese unverantwortliche Nachläßigkeit lediglich den Postexpedienten zur Last legen. ‒ Gewiß wird es Ihnen gelingen, diesem willkührlichen Treiben auf die Fährte zu kommen.
Königsberg i. Pr., den 28. Oktober 1848.
[L. L.]
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Weissenthurm, den 30. Oktober 1848.
An die Expedition der N. Rh. Ztg.
Auch ich beschwere mich über die unregelmäßige Erscheinung der N. Rh. Ztg., indem ich schon öfters Zeitungen (Beilagen) gar nicht erhalten habe. Welche Nummern, weiß ich nicht mehr genau anzugeben. Die Zeitung vom 28. erhielt ich erst Mittags und des Morgens erhielt ich noch ein Exemplar von Freitag, deren ich jetzt zwei habe. Am 29 erhielt ich gar keine; heute, Montag den 30., erhielt ich die zweite Ausgabe zuerst, die erste habe ich noch nicht. Woran eigentlich auch hier die Schuld liegen mag, weiß ich nicht. Uebrigens erscheint doch die alte Kölnische Zeitung hier regelmäßig In der Hoffnung auf regelmäßigere Erscheinung grüßet Sie
[J. Sch.]
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Wietscheid, im Siegkreis (Oberbergischen), den 30. Okt. 1848.
Geehrteste Redaktion!
Schon wieder bleibt mir Ihre Zeitung aus, es ist doch zu arg diese Unregelmäßigkeit. Aber woran ist die Schuld? Ich glaube an der Post, denn zuweilen bekomme ich eine Beilage doppelt, zuweilen bleibt mir eine aus, zwei Mal erhielt ich die „Rheinische Volkshalle,“ die Zeitung vom 22. d. blieb mir ganz aus.
Ich tröste mich aber, weil ich sehe, daß ich nicht der einzige bin. Es scheint mir, als wäre hier eine geheime Hand im Spiele.
Achtungsvoll unterzeichnet sich der Ihrige,
I. P. B.
Dem Herrn Geranten der „N. Rh. Ztg.“ zu Köln
hiermit die Anzeige, daß mir die zweite Ausgabe der „N. Rh. Ztg.“ vom 29. d. M. erst heute Abend gleichzeitig mit der Nummer vom heutigen Tage zugekommen ist. Wahrscheinlich ist hier wiederum postalische Nachlässigkeit, absichtlich oder nicht, an der Verzögerung Schuld. Die Postbeamten irren sich übrigens, wenn sie dadurch den Sieg der Demokratie zu verzögern glauben.
Wanweiler, 31. Oktober 1848.
[K.]
Handels-Nachrichten.
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Frucht-Preise.
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