[1099]
2. Beilage zu Nr. 201 der Neuen Rheinischen Zeitung.
Organ der Demokratie.
Sonntag 21. Januar 1849.
Schweiz.
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Kanton Neuenburg.
Die royalistischen Damen von Neuenburg haben der Königin von Preußen einen Neujahrswunsch geschickt und von derselben eine Rückantwort erhalten, in der auch „von einer durch Gottes Erbarmen zu erreichenden Rückkehr Neuenburgs unter den väterlichen Schutz des guten Königs“ gesprochen wird.
[(Sol. Bl.)]
Französische Republik.
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[ 12 ] Paris, 18. Januar.
Der Justizminister Odilon-Barrot ist heute in würdiger Weise aufgetreten. Er hatte das Wort genommen, um der Kammer eine Mittheilung der Regierung zu machen. Und was war diese Mittheilung? Was bewog den olympischen Gott und zeitigen Amtmann Napoleon's des Frommen, auf die Tribüne zu steigen? Die Regierung und der Präsident Napoleon bestehen darauf, die Angeklagten und Mitschuldigen vom 15. Mai, die nun bereits über 9 Monat theils in Vincennes gesessen, theils auf flüchtigem Fuße sich befinden, vor ein — ich hätte beinahe gesagt Kriegsgericht zu stellen. — Nein es ist kein Kriegsgericht; es ist der sogenannte haute cour nationale, der hohe Gerichtshof der Nation — das klingt weit feierlicher; das macht mehr Effekt, das erinnert fast an Hochgericht, und sicherlich an alle die außerordentlichen und exceptionellen Gerichtshöfe unter der Restauration. Die Wirkung welche in der Kammer diese Mittheilung hervorbrachte, war wirklich unbeschreiblich. Erstens wer sind die Männer, die in den Anklagezustand versetzt sind? Barbes, Sobrier, Albert, Louis Blanc, Caussidiére — also lauter Männer, die theilweise in der provisorischen Regierung waren, theilweise dieselbe begründen halfen. Und wessen sind diese Männer angeschuldigt? Sie sind angeschuldigt, ein Attentat auf die Kammer begonnen zu haben. Also desselben Verbrechens, das Odilon-Barrot selbst moralisch auf die Kammer vollbringen will, und derselbe Odilon-Barrot ist's, ihr moralischer Complice, ihr moralischer Mitschuldiger und Helfershelfer, der sie in den Anklagezustand versetzt, der ein Hochgericht verlangt, um diese Männer verurtheilen zu lassen. Das Attentat wurde ausgeübt ehe Odilon-Barrot Minister, ehe die Konstitution ausgearbeitet, und ehe folglich auch ein Hochgericht, une haute cour nationale bestand. Denn der hohe Gerichtshof ist ja eben durch die Bestimmungen der Konstitution eingesetzt worden. Und Odilon-Barrot will Männer durch diesen Gerichtshof verurtheilen lassen, die dasselbe wünschten und wollten, was er jetzt will; die damals eine Kammer sprengen wollten, welche Polen Preis gab und in Begriff stand mit allen kommenden Windischgrätz Hand in Hand zu gehen; eine Kammer, welche aus lauter Cavaignac's und Odilon-Barrots zusammengesetzt war, und die bloß Minister wie Odilon-Barrot in letzter Instanz schaffen konnte. Und die Kammer, durch das Verlangen Odilon-Barrot's, ihres moralischen Meuchelmörders, sieht sich in die Nothwendigkeit versetzt, zwischen zwei Feinden, die beide ihre Vernichtung wollten, eine Partei zu ergreifen; sich als Freundin zu erklären des Einen oder des andern ihrer Todfeinde.
Und in demselben Augenblicke, wo Odilon-Barrot den Anklageakt vorliest, stellt ein anderes Mitglied der Kammer den Antrag, wegen desselben Verbrechens, Auflösung der Kammer, denselben Odilon-Barrot in der Person des Präsidenten Napoleon in den Anklagezustand zu versetzen. Und dieselbe Volkspartei, die am 15. Mai die Kammer angriff, spricht sich jetzt in allen Klubs für die Aufrechthaltung der Kammer aus, und ist bereit, zu ihrer Vertheidigung eine ganz dem 15. Mai entgegengesetzte Partei zu nehmen. Und dann ist wieder die Kammer par anticipation die Mitschuldige derjenigen Männer, deren Mitschuldigen post festum eben dieser Barrot ist. An dieser Verwirrung der Rechtsbegriffe werden die armen Bourgeois irre: sie sind rein außer sich! Sie wissen nicht mehr, wie das Alles ins Reine kommen kann. Daher eine völlige Stockung in allen ihren Geschäften; mit der Ruhe und Ordnung ist es soweit gekommen, daß die völlige Zerrissenheit ihres „Gemüthes“, die Unruhe und Unordnung ihrer „Seelenstimmung“ sie allenthalben verfolgt. Sie wissen jetzt nicht mehr, auf was sie sich vertrösten sollen, um wieder etwas Handel und Wandel, etwas Leben auf die Course, etwas Thätigkeit in die Fabriken zu bringen. Alles stockt. Ihre frühere Hoffnung, ihr Napoleon, der wie ein leuchtender Stern von allen Seiten begrüßt wurde, steht bleich und lichtlos da. Vielleicht probirt er im Spiegel seinen neuen Bonapartshut und seinen neuen Kaiserrock an. Aber Niemand kümmert sich um ihn, und die Bourgeois selbst gönnen ihm dieses unschuldige Vergnügen.
Früher sagten sich die Bourgeois immer: Nun der Zustand ist nur provisorisch, mit der Kammer, mit Cavaignac, mit Napoleon u. s. w. hört er auf. War es dies nicht, so war es jenes; aber immer war es ein Etwas, das dem Provisorium ein Ende machen sollte. Jetzt ist man mit allen Provisoria zu Ende und die Trostlosigkeit und die Unbeholfenheit ist in allen Regionen, nur nicht in der Arbeiterklasse, die sich immer mächtiger organisirt. Der arme Napoleon! Tiefer kann man nicht gefallen sein als er, und daß er noch seinen Fall auf so bourgeoisschmutzige Weise bekundet! Das verdrießt die Bourgeois am meisten. Und wie die Proletarier selbst den armen Mann, den armen Napoleon moralisch vernichten, indem sie ihm ihre Pfandzettel von ihren Röcken und Matratzen zuschicken. Der philanthropisch gesinnte „Kaiser“ nimmt dies Alles ernstlich, und will helfen und beklagt sich in seinen offiziellen Blättern über diese Sendung „in massa“ und trauert über sein geringes Gehalt, das ihm nicht erlaube, den Leuten die Röcke wieder auf den Rücken zu verschaffen und trägt indirekt auf eine Gehaltserhöhung an, um Matratzen auszulösen! Kann man bescheidener sein? Kann man in demüthigenderer Form eine Erhöhung der Civilliste verlangen? Dazu kömmt noch die Geschichte mit dem Papste, dem man gerne helfen möchte und doch wieder nicht kann, weil der Mann des „guten Willens“ sich so offen blamirt, indem er sein ganzes Land mit dem Bannfluche bedroht, und denselben theilweise schon ausspricht. Das Journal des Debats vertheidigt zwar den Papst, und sucht das Lächerliche des Bannfluches zu beschönigen, indem es theologisch darzuthun sich bestrebt, daß das Schreiben von Pius IX nur ein sogenannter „Monitoire“ sei. Aber die Römer sind Franzosen geworden: sie lachen über das jesuitische „Debats“ sowohl, als über die Blitze des Papstes, welche an allen Ecken Roms angeheftet sind, ohne die geringste Wirkung zu thun. Die päpstliche Bulle gleich einer förmlichen Affische, einem Zettel zur Belustigung der Leser. Der Papst, statt die Kroaten und Windischgrätz zu exkommuniziren, exkommunizirt die Feinde aller Windischgrätz, die Feinde der Kroten. Mehr bedurfte es nicht, um die Römer über alle Exkommunikationen für alle Zeiten hin zu blasiren. Sie durchlaufen Rom mit dem Rufe: „Es leben die Exkommunizirten!“ Odilon-Barrot und Napoleon stehen auf Seiten des Papstes und sind einverstanden mit den Exkommunizirenden! Die Pariser Proletarier stehen auf Seiten der Römer und lassen die Exkommunizirten hoch leben. Scheiterhaufen für Scheiterhaufen, haben wir die Bulle des Papstes noch lieber als das Hochgericht, als Odilon-Barrot. Um dem Publikum einen Begriff des „Hochgerichts“ zu geben, citiren wir hier die betreffenden Stellen der Constitution:
Art. 92. Der hohe Gerichtshof besteht aus fünf Richtern und zwölf Geschwornen. Der Kassationshof ernennt jedes Jahr, in den ersten Tagen des Novembers, die Richter und Ersatzmänner aus seiner Mitte. Die Wahl geschieht mittelst geheimen Scrutiniums und mit absoluter Majorität. Die fünf definitiven Richter erwählen selbst ihren Präsidenten. Die Magistrate, die das Amt des öffentlichen Ministeriums versehen, werden durch den Präsidenten der Republik ernannt, und in Folge einer Anklage gegen den Präsidenten und die Minister, durch die Nationalversammlung. Die Geschwornen, 36 an der Zahl, werden aus den Mitgliedern der Generalräthe der Departements genommen. Die Volksvertreter können nicht als Geschworne sitzen.
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Paris, 18. Jan.
(Gesetzentwurf.)
Art. 1. Die Urheber und Mitschuldigen des Attentats vom 15. Mai 1848, welche ein Beschluß des Pariser Appelhofs vom 16. Januar 1849 in Anklagestand versetzte, werden vor den hohen Nationalgerichtshof gestellt.
Art. 2. Dieser Nationalgerichtshof tritt binnen einem Monat nach Annahme des gegenwärtigen Gesetzentwurfs durch die National-Versammlung, in Bourges zusammen.
Art. 3. Der Justizminister ist mit Ausführung dieser Maßregel beauftragt
Gegeben im Elysée-National, 17 Januar 1849.
(gez) Louis Napoleon Bonaparte.
(gegengez.) Odilon-Barrot.
— Laut Artikel 92 der Verfassung ist der Nationalgerichtshof aus fünf Kassationsräthen und zwölf Geschwornen zu wählen, welche nach Anweisung der Artikel 93, 94 und 95 derselben Verfassung aus einer Liste von resp. sechszig, von den Departementsräthen zu ziehen sind. Die Stadt Bourges, zwar ziemlich weitläuftig, aber ziemlich verödet, wird gleich Vendome vor sechszig Jahren, plötzlich sehr rege werden und dramatisches Interesse bieten.
— Die Bureaux der Nationalversammlung wählen so eben die Kommission, welche ihr, gegen 3 Uhr über die Dringlichkeit des ministeriellen Antrages: „die Maigefangenen vor einen Nationalgerichtshof zu stellen,“ Bericht zu erstatten hat. Die Diskussion ist sehr lebhaft. Die Ansicht des Appellhofs, die Angeklagten vor die Jury des Seinedepartements zu stellen, findet viele Vertheidiger. Wie kann ein Gesetz gegen sie angewandt werden, das viele Monate später erst entworfen und angenommen wurde? Die Verfassung könne doch unmöglich eine rückwirkende Kraft üben? Da es sich jedoch blos um die Dringlichkeit handelt, so müssen wir den Kern der eigentlichen Frage für die öffentliche Debatte aufsparen.
— Cabrera's Niederlage scheint sich zu bestätigen. Laut Depeschen aus Bayonne vom 13, warf sich ein Karlisten-Korps von 600 Mann über die spanische Gränze auf französischen Boden, entwaffnete dort mehrere Posten und wird uns somit in eine unangenehme internationale Streitigkeit verwickeln.
— In den Marseiller und Touloner Blättern nichts Wesentliches über die Expedition nach Italien. Einigen Zeilen im Pariser „National“ zufolge dringt Sotomayor im Namen Spaniens vorzüglich in das Kabinet, um zu wissen, was Frankreich eigentlich für den Pabst zu thun beabsichtige? Das Kabinet, viel zu sehr mit dem Innern beschäftigt, zeigt sich aber zähe und unschlüssig. Es gibt ausweichende Antworten: „Wahrhaftig, ruft darum das Organ Ledru-Rollins, wir kehren in die Zeiten Karls des Großen zurück. Unter dem Pretext, daß Frankreich die älteste Tochter Rom's sei, scheint unser Präsident gar nicht übele Lust zu haben, eine französische Division gegen die revolutionären Römer zu schleudern. Der Bannfluch des Pabstes soll das Zeichen zu einem neuen Kreuzzuge geben. Die ganze Christenheit möchte aufbrechen; Spanien rüstet seine acht lecken Kriegsschiffe, die seine Marine noch zählt; Portugal stellt seine Flotten und Armeen (!!) dem Pabste zu Gebote, und selbst die Türkei ist schon auf dem Wege, Sr. Heiligkeit zu Hülfe zu springen.
— So hätten wir denn endlich die Vicepräsidentenliste! Herr Leon Faucher, Minister des Innern, bestieg heute Nachmittag um 3 1/2 Uhr die Bühne und schlug der Nationalversammlung im Namen des Präsidenten Bonaparte die Deputirten vor:
1) Boulay (Meurthe), ein Centrier, der mitunter im Juni schrie.
2) Baraguay d'Hilliers, Junigeneral und Präsident der Rue de Poitiers.
3) Vivien, Ex-Vicepräsident des alten Staatsrathes unter der Monarchie.
Alle Welt wird sich über diese Nullitäten wundern. Aber der Vicepräsident muß von Rechts- oder Constitutionswegen eine Null sein.
Darum erklärt auch Odilon Barrot im heutigen 3stündigen Ministerrathe, daß er eher sein Portefeuille niederlege, als die Vicepräsidentschaft anzunehmen.
Passy erklärte, daß auch er zurücktrete, wenn Barrot nicht mehr Conseilpräsident bleibe.
So kam obige Liste zu Stande.
— Während die Ledru-Rollin'sche „Revolution“ den Präsidenten Bonaparte einen Kreuzzug gegen die Römer unternehmen läßt, benachrichtigt uns der Moniteur, daß der Präsident von einem Gastmahle zum anderen zieht. Das amtliche Blatt meldet uns auf seiner ersten Seite, daß der Präsident der Republik gestern Abend einem Mahle bei seinem Unterrichtsminister Hrn. v. Falloux beiwohnte, zu dem die hervorragendsten Männer aller Parteien (?) und Religionen geladen waren. Der Moniteur hebt besonders die Anwesenheit des protestantischen Kirchenfürsten Cuvier und des jüdischen Rabbiner Cerfbeer hervor. Auch die Schildträger Changarnier, Bugeaud und der berüchtigte Marquis v. Pastoret (Haupt-Agent Heinrich V.) befanden sich unter den Geladenen.
Nationalversammlung. Sitzung vom 18. Januar. Marrast eröffnet sie um 2 1/2 Uhr. Nach Vorlesung des Protokolls folgen einige Ratifikationen.
Alem Rousseau entschuldigt sich, daß er gestern bei Vorlesung einer Petition gegen die Jesuiten den Berichterstatter Kerdrel unterbrochen.
Koenig (Elsaß): Unter dem gestrigen Petitionsstoße befand sich auch ein Antrag auf Errichtung eines Universitätslehrstuhls über Atheismus. Ich trage darauf an, daß dieser böse Antrag dem Unterrichtsminister Behufs Einleitung einer Untersuchung gegen den Antragsteller überwiesen werde. (Widerspruch vom Berge.)
Marrast zeigt der Versammlung die Namen der gewählten Commission zur Begutachtung des Dringlichkeitsantrages gegen die Maigefangenen an. Gewählt wurden: Reynaud, Dupin, Corne, Verne, Bauchart, Baroche, Ponc[unleserlicher Text]let, St. Rome. Er ersucht sie, sich zurückzuziehen, um bald zu berichten.
Dies geschieht und dann geht es an die eigentliche Tagesordnung, welche in unerheblichen Kredit-Anträgen besteht.
Inmitten der geräuschvollen Debatte (gegen 4 Uhr) nimmt Leon Faucher im Namen des Gouvernements das Wort.
Leon Faucher, Minister des Innern, liest einen Beschluß des Präsidenten vor, der Boulay, Baraguay d Hilliers und B[unleserlicher Text]ten als Kandidaten zur Vizepräsidentschaft verfassungsgemäß vorschlägt.
Baze. Erst müsse sein Gehalt festgestellt werden.
Die Debatte wird auf Samstag beschlossen
Goudchaux verlangt das Wort über neue Motive zur Tagesordnung. Er protestirt gegen die Form, mit welcher man das Pflanzerentschädigungsgesetz bei Seite geworfen. Er ist ein Anwalt der reichen Colonialkapitalisten.
Cremieux hebt den Handschuh auf und rechtfertigt das beobachtete Verfahren
Damit war Goudchaux vorläufig geschlagen.
Mauguin beklagt sich, daß der Finanzausschuß die Getränkesteuer-Anträge nicht erledige. Die Sache sei wichtig.
St. Beuve antwortet im Namen des Ausschusses, daß die Nachlässigkeit den Redner selbst treffe; denn man habe ihn drei Male schriftlich in seine Sitzungen geladen. Er sei nie gekommen. (Gelächter.)
Der Antrag wird als dringend in die Büreau's gewiesen
In diesem Augenblick erscheint die M[unleserlicher Text]igefangen-Commission wieder im Saale.
Fladin erklärt in ihrem Namen, daß die Commission über die Dringlichkeit einstimmig sei und die Debatte für Sonnabend verschlage und zwar in öffentlicher Sitzung.
Grandin möchte Vordiskussion in den Büreau's.
Senard bekämpft dies.
Lagrange belästigt die Versammlung abermals mit der — Amnestie. Sie solle der Maidebatte vorangehen. So langweilig dieser hohle Lagrange ist, kann man ihm doch nicht zürnen und sein Antrag fand ziemlich Unterstützung.
Nach zweimaliger Stimmprobe fiel er jedoch durch und es bleibt bei Sonnabend.
Laribiere deponirt seinen Bericht über die — Zeitungspreßgesetzgebung. (Ah! Ah!)
Die Versammlung überweist dann schließlich noch die Colonialarbeitsverhältnisse den Büreaus.
Die Sitzung wird um 1/4 vor 6 Uhr geschlossen
Großbritannien.
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[ 068 ] London, 18. Jan.
Unter dem Titel „The Gold Regions of California, describing its Geography etc.“ ist hier so eben ein sehr instructives Werkchen über Californien erschienen, aus dessen einleitenden Bemerkungen ich Ihnen einige Auszüge gebe:
„Californien, diese bis jetzt noch unerforschte Wildniß des Südwestens, ebenso fruchtbar und dem Pfluge des Ansiedlers günstig, als reich an unberechenbaren und unerschöpflichen mineralischen Schätzen, ist kürzlich durch den Friedensvertrag mit Mexiko den Vereinigten Staaten annexirt worden. Unter der kräftigen Hand Anglo-Amerika's und den Vortheilen, welche es dem Colonisten bietet, wird man den Reichthum dieses fast noch jungfräulichen Bodens erst kennen lernen, und wird er, statt Jahrhundert auf Jahrhundert unter dem abgeschwächten, energielosen Mexikaner oder der indolenten Rothhaut hinzusiechen, von einem starken, thatenlustigen, unternehmenden Geschlechte in Besitz genommen werden. Schon richten Tausende ihre Augen auf dies gelobte Land, und schon hallen die wilden, unwegsamen Pässe der Felsengebirge von dem dreisten Fußtritt des nach dem neuen Eldorado ziehenden Auswanderers wieder.
„Die Nachricht von der Entdeckung ungeheurer Landstriche, wo Gold — helles, blankes, blitzendes Gold — mit den Händen aufgerafft und in Säcken und Körben weggetragen werden kann, ohne weitere Arbeit und Instrumente als Schaufeln und Blechpfannen, muß den ohnehin schon reißenden Strom der Auswanderung noch reißender und ungestümer machen. Noch ein paar Jahre, und die Thäler Californiens werden mit lachenden, üppigen Farms bedeckt, an seinen Strömen und Häfen werden geschäftige, volkreiche Städte aus dem Boden gestiegen sein. Schon ist in einem entfernten Winkel des Sacramento-Thales, wohin noch vor sechs Monaten kein europäischer Fuß gedrungen war, ein lebhaftes Dorf von viertausend Einwohnern entstanden.
„Ob alle die glühenden Berichte über das neuentdeckte Goldland wahr sind oder nicht: Ein unschätzbarer Vortheil wenigstens wird aus dem der Emigration in dieser Weise gegebenen Anstoße sicher hervorgehn. Die drohendste Gefahr aller dicht bevölkerten Gegenden heutzutage ist die Wahrscheinlichkeit, daß die Bevölkerung zu sehr anschwellen wird, als daß sie sich die zu ihrer Existenz nothwendigen Mittel verschaffen könnte. In Europa ist diese Gefahr dringender, als irgendwo sonst. Die Tradition ist mächtig, aber der Hunger, der Beherrscher der Könige, der Ueberwinder der Kaiser, ist mächtiger. Die Emigration ist eins der Mittel zur Abwendung des Uebels; jedes Ereigniß darum, das sie befördert und ihr neue Bahnen anweist, ist freudig zu begrüßen und mit Aufmerksamkeit zu prüfen.
Ob die Goldminen Californien's den wirklichen Reichthum der Erde vermehren, oder ob die Kosten der Gewinnung und des Reinigens den ganzen technischen Werth des Metalls absorbiren werden, das zu erörtern, ist hier nicht der Platz. Aber dessen darf jeder, der diese Zeilen liest, gewiß sein: — es gibt Gold in Californien, und wer danach gräbt, kann es haben!
Ein Pflug, ein Gespann Ochsen, ein fester Wille und einige Kenntnisse von den Entdeckungen der Agricultur-Chemie, reichen hin, um jedem jungen Manne (oder selbst jedem Manne in mittleren Jahren), der nach Californien geht, ein ruhiges, goldenes Auskommen für sein Alter und seine ihn überlebende Familie zu sichern. Weizen, Roggen und alle Producte, die der Fleiß von einem fruchtbaren Boden erwarten darf, gedeihen auf den Ebenen und in den Thälern Californiens aufs Ueppigste, und die Caravanen, die auf die Goldjagd ausziehn, können sich zugleich einen reichen und großen Markt, für die von ihnen zu erzielenden Früchte des Feldes schaffen. Bei Preisen von 10 Pfund Sterling für ein Faß Mehl (andere Lebensmittel im Verhältniß) ist es noch die Frage (angenommen selbst, die Gerüchte von dem Goldreichthum des Landes wären in keiner Weise übertrieben), ob Korn- und Kartoffelzucht nicht ebenso vortheilhaft als Goldwaschen sein würden. Beide Beschäftigungen werden natürlich Hand in Hand gehen müssen. Das Gold zieht die Emigration an, und die Emigration, um zu existiren, bedarf des Ackerbau's.
Californien wird aber auch des Fleißes und der Geschicklichkeit unserer Handwerker bedürfen, die jetzt größtentheils in unsern Fabrikstädten ungesunde Keller und erstickende Dachstuben bewohnen und von einem Verdienst, der kaum für eine einzige Person ausreicht, eine ganze Familie ernähren müssen. Hört es, ihr fleißigen, aber schlechtbelohnten Arbeiter Europa's: ein Handwerker, dessen Gewerbe in Californien nützlich ist, verdient dort mit Leichtigkeit 10 bis 15 Dollars täglich. Schmiede, Rademacher, Zimmerleute, Baumeister, Hutmacher, Schneider, — das sind die Leute, die nur nach dem S. Sakramento zu gehen brauchen, um sich selbst, ihren Weibern und ihren Kindern ein glückliches Leben zurechtzuzimmern.“
Der Verfasser weist dann nach, wie auch unbemittelte Arbeiter, wenn sie ihre Kräfte und Mittel zusammenthun, die Kosten der Reise billig bestreiten können. Wir überspringen diese Rathschläge, da ihr Detail hauptsächlich auf englische Verhältnisse berechnet ist, [1100] und geben zum Schluß noch das Folgende, woraus man nicht ohne Interesse erfahren wird, daß Sir Francis Drake, der Entdecker der Kartoffel, auch die Goldregionen Californiens zuerst entdeckt hat, und daß das Jahr 1848 sich eigentlich nur ihrer Wiederentdeckung rühmen darf, obgleich es durch diese in der Geschichte der westlichen Welt ebenso denkwürdig bleiben wird, wie es in den Annalen Europa's durch die Wiederfindung des Eisens mit unauslöschlicher Schrift eingeschrieben steht:
„Die Entdeckung der Goldregionen von Californien beweist unwiderleglich, daß das El Dorado, für welches Fernando Cortez die Juwelen seiner Frau versetzte, keineswegs das bloße Traumland eines Visionärs und daß ebensowenig die Nova Albion Sir Francis Drake's die imaginäre Feenküste war, für die man sie allgemein gehalten. Ein gewisser Richard Hakluyt, der die Drake'sche Expedition in den Jahren 1577-79 mitmachte, schreibt in seiner 1589 mit Mönchsschrift gedruckten Reisebeschreibung über Californien: —
„Man kann in diesem Lande kein Stück Erde vom Boden nehmen, in welchem nicht ein ansehnliches Quantum Gold oder Silber enthalten wäre!“
Neueste Nachrichten.
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@facs1100
[ * ] Düsseldorf, 20 Januar.
Heute ist der königlich preußisch octroyirte Belagerungszustand zum Leidwesen hiesiger Heuler aufgehoben worden.
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@facs1100
[ * ] Frankfurt, 19. Januar.
In der heutigen Sitzung der National-Versammlung sprachen Zimmermann (Stuttgart), Mittermaier, Beseler (ohne Fonds).
Welckers Antrag, die höchste Gewalt den zwei mächtigsten Regierungen Deutschlands in der Art zu übertragen, daß die Ausübung derselben von 6 zu 6 Jahren wechsele, wird mit 377 gegen 80 Stimmen, das erste Minoritätserachten: es sei Ein Oberhaupt zu ernennen und jeder Deutsche wählbar, mit 339 gegen 122 Stimmen verworfen, dagegen § 1 des Ausschusses, daß die Gewalt einem regierenden deutschen Fürsten übertragen werden soll, mit 258 gegen 211 Stimmen angenommen. (Wüthender Beifall auf der Rechten, Zischen auf der Linken und „Pfui“-Geschrei auf den Gallerien).
Schluß um 1/2 4 Uhr, Montag Fortsetzung.
[Redakteur en chef: Karl Marx. ]
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@facs1100
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@facs1100
Kreis Bergheim.
Die in einer früheren Nummer angedeutete Untersuchung gegen den Deputirten Körfgen ist in so weit begründet, als der Verleger des Bergheimer Kreisblattes vom Friedensrichter vernommen worden ist, ob die in demselben enthaltene Proklamation des Steuer-Verweigerungs-Gesetzes von Körfgen selbst der Expedition zugeschickt worden sei. Daß aber ein Exemplar dieses Blattes von einem angedeuteten Privatmanne dem Staats-Anwalte Sethe als corpus delicti zugeschickt worden sei, ist eine böswillige Verdächtigung, die schon aus dem Mangel jedes erforderlichen Beweises hervorgeht. Bei der allgemein bekannten junkerthümlichen reaktionären Richtung unseres Landrathes Raiz von Trentz bedurfte es wohl nicht der verrätherischen Denunziation eines dritten, und wäre es Unrecht, wenn durch diese Entstellung der Wahrheit unserem für Gott König und Junkerschaft begeisterten Landrathe die verdienten Lorbeeren entrissen würden. Dieser edele Freiherr ist aus früheren Zeiten gewohnt als Censor des hiesigen Kreisblattes mit väterlicher Liebe über seinen Pflegling zu wachen und muß leider mit gerechtem Schmerze gewahren, daß dasselbe seit der verderblichen Preßfreiheit seine Spalten für republikanische Gesinnungen öffnet. Die Landräthlichen Verordnungen dürfen daher nicht mehr durch unser Kreisblatt veröffentlicht werden, und selbst dem Bürgermeister ist streng untersagt die Dienst-Anzeigen in demselben abdrucken zu lassen, um nach Art eines Windischgrätz und Jellachich denausgearteten Verleger durch Hunger zu bekehren.
Handelsnachrichten.
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Meteorologische Beobachtungen.
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13. Wahlbezirk.
Sämmtliche Urwähler dieses Bezirks werden hiermit eingeladen, sich heute Sonntag, den 21. Januar, Abends 5 Uhr, bei Bierbrauer Bilstein, Friedrich-Wilhelmstraße (eine Treppe hoch) einzufinden, zu einer nähern Besprechung.
W. Lueckger.
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Versammlung der Urwähler des 10. Bezirks (Mathiasstraße, große Witschgasse von Nr. 1 bis 37, Holzmarkt Nr. 87, vor Lyskirchen, Hochpforte von Nr. 2 bis 24, Rheingasse, Malzbüchel, Malzmühle, Königstraße, Marienplatz).
Sonntag den 21., Nachmittags 2 Uhr, im Börsen-Saale des Tempelhauses, Rheingasse Nr. 8.
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Gerichtlicher Verkauf.
Am Dienstag den 23 Januar 1849, Morgens 10 Uhr, wird der Unterzeichnete auf dem Heum[a]rkte an der ehe maligen Börse zu Köln, ein Sopha, ein Schrank, Stühle, kupferne Kessel und zinnerne Schüsseln etc., öffentlich an den Meist- und Letztbietenden gegen gleich baare Zahlung verkaufen
Der Gerichtsvollzieher, Lustig.
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Handwerker.
Es ist das Gerücht verbreitet- und ausgebeutet worden, daß die, welche aus der Darlehnskasse Vorschüsse empfangen gleich denen, die aus öffentlichen Mitteln unterstützt werden, vom Wahlrecht ausgeschlossen wären. Ein solches Gerücht ist nichts als eine dumme Lüge.
Ist es nicht genug, daß die Dahrlehnskasse schon hinreichend benutzt worden ist, um Handwerker zu zwingen, ihre Demokratie zu verläugnen?
Gebt doch einmal Acht auf die Leute, die seit acht Tagen die Lösung der socialen Frage im Munde führen. Sind es nicht gerade die, welche Euch von jeher ausgesaugt haben.
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Brühl.
Unser Republikanerklub regt sich wieder nachdem er lange wehmüthig hingebrütet hat. Das neue Lebenszeichen hat sich in der Gestalt eines Wurstessens geäußert, welches ein hiesiger Königlicher Beamter am 6ten dieses gab. Die Mitglieder desselben welche in der bekannten Flugschrift hinlänglich analisirt sind und denen sich ein neues Individuum, welches sich bei der Frau seines früheren dem Trunke sehr ergebenen Wirthe gut zu insinuiren wußte würdig anreihte, sollen inhaltschwere Reden gehalten haben. Namentlich soll der Eßgeber einen sehr saftigen Toast auf Seine Majestät den König von Preußen ausgebracht haben. Wir hoffen daß diese Herren nicht so lichtscheu sein werden, um daß Publikum nicht durch Veröffentligung dieser Reden zu ergötzen.
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@facs1100
Aechter Nordhäuser Korn-Branntwein à 6 Sgr. per Quart.
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Ich wohne noch wie früher Rheingasse Nr. 10 neben der Börse.
Simons, Gerichtsvollzieher.
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Mittagessen zu 3 1/2 Sgr. Auch kann ein einzelner Herr in Kost und Logis kommen. — Mühlengasse Nro. 12.
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Unterricht in allen Elementarfächern ertheilt der konz. Privatlehrer J. H. Schwarz, Mathiasstraße Nr 7.
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Mehrere Pianofortes und Pianino's von 80 bis 120 Thlr. zu verkaufen. Domhof Nr. 13 bei Späner.
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@facs1100
Rosenfarbenes Blaumontags-Kränzchen.
Hochpforte Nro. 8 bei Herrn Lölgen. Heute Montag den 22. Abends 7 1/2 Uhr.
4. General-Versammlung.
Motto:
Ihr Narren mit und ohne Namen, Kommt heute zu dem Staats-Examen?
Fragen eines alten Narren an einen jungen.
Wer lobt die Kölnische Zeitung am meisten?
A. Die Tapezierer.
Warum kann die Kölnische Zeitung nicht mit der Zeit fortschreiten?
A. Weil sie von 17,000 festgehalten wird.
Warum nennt sich der Funken-Redakteur mit Unrecht Stern-au?
A. Weil er „Au-stern“ Siehe „Büffon's Naturgeschichte der Schaalthiere. heißen müßte.
Warum ist der Wächter nicht rheinisch, sondern preußisch?
A. Statt Wein giebt er uns „Halt werda!“
Der Wächter hat doch Werth, was bringt die Arbeiter-Zeitung? —
A. Zinober
Was ist das Empfehlungswertheste im Kölnischen Anzeiger? —
A. Arrow-Root für Schwindsüchtige.
Welches ist der Orkan der Demokratie? —
A. Keine Steuern mehr! Reaktion!!
Vorführungsbefehle der Redaktion,
Fremdwörter Zur Belehrung der Deutschen. Fremde à 5 Sgr. werden zum Examen zugelassen. üben die Hegemonie,
A la latern, Camarilla, Bourgeoisie,
Gewürzt mit Citaten von Heine;
Da hast du die neue Zeitung vom Rheine.
Kann passiren, nächstens mehr.
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@facs1100
Ein Oekonom von 30 Jahren, unverheiratet, mit den besten Attesten versehen, auch im Stande, andere Empfehlungen beizubringen, sucht bald oder zu Ostern ein Unterkommen als Wirthschaftsbeamter oder Rechnungsführer. Um in Thätigkeit zu bleiben, würde derselbe auch jede andere ihm angemessene Beschäftigung außerhalb der Oekonomie annehmen. Nähere Auskunft ist zu erfahren bei Herrn Jüngling, Ohlauekstraße Nr. 38, oder durch Adresse A. Z. post restante Hirschberg.
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@facs1100
Aechter Gütersloher Pumpernickel ist fortwährend zu haben bei Weiler unter Gottesgnaden Nr. 9.
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@facs1100
Oeffentlicher Schiffs-Verkauf.
Am Donnerstag den 25. Januar 1849, Vormittags 11 Uhr, soll im Hause Schütting hieselbst, das bisher von Capt. F. A. Günthersen, unter Bremer Flagge gefahrene, circa 50 Rockenlasten große Galliot-Schiff ANNA MARIA, mit sämmtlichem Inventarium, so wie dasselbe in Vegesack liegt und daselbst unter Anweisung des Capitains frei zu besehen ist, durch Unterzeichneten öffentlich dem Meistbietenden verkauft werden.
Das Verzeichniß des Inventariums ist bei mir einzusehen.
Bremen.
Fr. Wm. Bödeker, jun., H. Aug. Heineken Nachfolger, Schiffsmakler.
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@facs1100
OSTENDER-AUSTERN- und HOMARDS-DEPOT für Deutschland, große Budengasse Nr. 1 in Köln.
Diesem Depot jeden Abend zugehenden verschiedenen Sorten Austern und Homards, die erst am Morgen desselben Tages Ostende verlassen, werden daselbst fortwährend die ganze Saison hindurch zu den nachstehend bemerkten Preisen, sowie auch verschiedene Arten geräucherte und gesalzene Seefische und Käse, sowohl in als außer dem Hause verabreicht:
Kleine Austern Sgr. 25 p. 100
Mittel Austern Thlr. 1 1/4 p. 100
GROESSTE gemastete Thlr. 2 p. 100
Lebende Hemards von 15 Sgr. bis Thlr. 2 per Stück.
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Ein erfahrener Tischlergeselle wird gesucht. Die Exp. s. w.
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@facs1100
Die Häuser Berlich Nr. 27 und Krummenbüchel Nr. 3 sind zu vermiethen. Näheres am Kaufhaus Nr. 33.
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J. P. Hospelt, Höhle 35 nimmt alle solide Gegenstande in Niederlage zum Verkauf an; kauft solche sowie Gold und Silbergegenstände.
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Abonnements-Erneuerung.
Illustrirte Zeitung für 1849.
Wöchentliche Nachrichten über alle Zustände, Ereignisse und Persönlichkeiten der Gegenwart, über Tagesgeschichte, öffentliches und gesellschaftliches Leben, Handel, Gewerbe und Landwirthschaft, Wissenschaft und Kunst, Musik, Theater und Mode.
Mit jährlich über 1000 in den Text gedruckten bildlichen Darstellungen, Vierteljährl. Pränumerationspreis 2 Thlr. — 3 Fl. C.Mze. — 3 Fl. 30 Kr. Rh.
Die Illustrirte Zeitung, welche allen öffentlichen Lesezirkeln und jedem gebildeten Familienkreise als die belehrendste und unterhaltendste Lektüre empfohlen werden kann, erscheint regelmäßig jeden Sonnabend in Nummern von 48 Foliospalten mit 15-20 in den Text gedruckten Abbildungen. — Bestellungen werden in allen Buchhandlungen und Zeitungs-Expeditionen angenommen.
Leipzig, Expedition der Illustrirten Zeitung.
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Deutsches Kaffehaus.
Heute Sonntag den 21. Januar 1849. Abends 8 Uhr, große karnevalistische Abend-Unterhaltung. und Damensitzung.
    Programm.
  • 1. Marsch,
  • 2. Trinklied ohne Text,
  • 3. Lied: Colonia Nr. 8,
  • 4. Lied: Faschingslust, Nr. 9,
  • für Blasinstrumente.
  • 5. Gecken-Ouverture,
  • 6. Hanswursten Kriegsmarsch,
  • f. Streichinstrumente.
  • 7. Lied: Wo ist Hanswurstens Vaterstadt Nr. 10,
  • 8. Lied: Die Lachlust Nr. 11,
  • für Blasinstrumente.
    Carnevalistischer Vortrag.
  • 9. Faschings-Galopp.
  • 10. Fastelerums-Marsch: Schnedderedeng.
  • 11. Ein Curiosum u. s. w.
Entrée 5 Sgr. — Damen frei.
Franz Stollwerck.
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Konzessionirtes Vaudeville-Theater.
Sonntag den 21. Januar 1849: Gastdarstellung des Hrn. Fr. Engelken.
Auf allgemeines Verlangen: John Bull in Deutschland, Lustspiel in 2 Akten von Fr. Engelken.
Hierauf: Das Donnerwetter oder der reisende Student, musikalisches Quodlibet in 2 Akten von Schneider.
Entree 10 Sgr., wofür Getränke verabreicht werden.
Kassa-Eröffnung um 4 1/2 Uhr.
Anfang 5 1/2 Uhr.
Franz Stollwerk.
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Herr Fay!
Aus welchem Grunde versuchte es ihr Schreiber vor einigen Tagen eine Liste auf dem Stadthause niederzulegen, auf der die Ihnen genehmen Namen von Wahlmänner für sämmtliche 64 Bezirke vorgezeichnet standen?
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Vivat Agnes Er‥n (Enggasse).
Gottf…d E…n.
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Eine sichere bergische Hypothek von 3000 Thlr. soll unter billigen Bedingungen übertragen werden. Das Nähere in der Exp. d. Bl.
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Futter gegen Mäuse, Ratten, Schwaben und Motten. Thurnmarkt Nr. 39.
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Großes Maskenfest zu Köln.
Kölner Karnevals-Convent.
Heute Sonntag, den 21. Januar 1849, Abends 6 Uhr, im glänzend karnevalistisch dekorirten Saale des Herrn Jüsgen im Stern auf der Hochstraße.
Fünfte Generalversammlung.
Motto:
Halt, Wer da? 'Ne Geck!
Parol? Im Stern!
Feldgeschrei? Nit noh geloße!
An die Ur-Wähler.
Die sogenannten Demokraten versprechen Euch viel — 'Ne Geck noch mieh — die andern Parteien versprechen Euch weniger — halde gar nix — der Grund aller dieser Uebelstände ist das Streben nach Besitz — Wohrd sinn kein Stüver. — Als echte Narren sind wir Kommunisten, weil — Kommunisten Narren sind. — Unmögliches versprechen geht nicht gut — trotzdem daß Narren sich unmöglich versprechen. — Wer an die Wahl-Urne tritt, überlege elf mal elf, wer dann noch nicht mit sich einig ist, der fange noch mal von vorne an. — Es liegt eine tiefe Weisheit in jedem Unsinn, man muß ihn nur zu finden wissen.
Es wird so viel an der Einheit gefeilt,
So manches durcheinander gebräut,
Zum hundertste Mole widder gekäut,
Un hilf dat nit; gar engebläut.
Su weed die Kaar dan voran gedäut
Bis se met Godd räch em Dreck dann steit.
Om Domhof weed ä su vill geweuhlt
In der Schmierstraß dogäge ä su schrecklich geheult,
Bei der Käz besinn sin se all nit gescheut.
Les extrèmes se touchent,
Les foux se mouchent,
Et les autres se couchent. *

Die Zeit verrinnt,
Drum kommt geschwind
Zu Jüsgen in den Stern
Der Census als Urwähler beträgt 25 Sgr. und 2 Kastenmännchen, wofür Kappe und Lieder verabreicht werden.
Fremde haben mittelst eines Passes von 5 Sgr. Zutritt.
NB. Heute Morgen punkt 11 Uhr Spezial-Revue bei Herrn Hackhausen, Herzogstraße 4.
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Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, Unter Hutmacher Nr. 17.