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Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
No 210. Köln, Donnerstag den 1. Februar.
Mittwoch früh, 31. Januar, ist ein Extrablatt der Neuen Rheinischen Zeitung mit den neuesten Pariser Nachrichten ausgegeben und an unsere sämmtlichen Abonnenten versandt worden.
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Uebersicht.
Deutschland. Köln. (Die „Kölnische Zeitung“ über die Wahlen. — Interpellation an Herrn Oberst Engels.) Geldern. (Wahlbülletin.) Caster. (dito.) Trier. (Die Kandidaten zur zweiten Kammer. — Sebaldt. — Die Wahlen zur ersten Kammer.) Berlin. (Wahlen für die erste Kammer. — Borsig — Die königl preuß. gleiche Berechtigung aller Staatsbürger. — Cirkularnote über das Verhältniß Preußens zur Reichsgewalt. — Die Flüchtlinge in Galizien. — Benehmen der preußischen Regierung.) Olmütz. (Der Zwiespalt zwischen „Bauern“ und „Häuslern.“) Frankfurt. (Nationalversammlung.) Aus Kurhessen. (Das Wahlgesetz.) Kassel. (Ministerkrisis.) Hildesheim. (Militär-Exceß.) Freiburg. (Frau Struve in Anklagezustand.) Oberndorf. (Curioses Aktenstück.)
Ungarn. Agram. (Das Associationswesen.)
Italien. Turin. (Ein Schreiben Gioberti's an den schweiz. Bundesrath. — Heerschau.) Rom. (Finanzielles.) Venedig. (Geldunterstützungen. — Die Volkesrepräsentation.)
Schweiz. Tessin. (Oestr. Kreuzer auf dem Lago-Maggiore.)
Franz. Republik. Paris. (Die Situation. — Die Gährung. — Vermischtes.)
Spanien. Madrid. (Hofgeschichten.)
Belgien. Gent. (Explosion eines Pulvermagazins)
Deutschland.
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Edition: [Karl Marx: Die „Kölnische Zeitung“ über die Wahlen, vorgesehen für: MEGA2, I/8. ]
[ * ] Köln, 30. Jan.
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[ * ] Köln, 31. Januar.
Da Herr Oberst Engels, trotz der Antwort des Hrn. commiss. Oberbürgermeisters Gräff und trotz des heranrückenden Wahltages sich bis heute nicht gemüßigt gesehen, auf unsere letzte Interpellation zu antworten, so sind wir genöthigt heute eine neue Interpellation, oder wie er selbst sagt, „Insertion“ an ihn zu richten.
Wir fragen ihn demnach, ob es wahr ist, daß der zum Wahlmann ernannte Hr. Hauptmann Lengsfeld sich gar nicht einmal die Mühe gegeben, während der Wahl seinen Wohnsitz in der Kaserne zu nehmen? Da er vor und nach der Wahl, soviel wir wissen, nicht im Bezirk (sondern in der Breitstraße) gewohnt hat, war er gar nicht wahlfähig. Zu den beiden von uns angefochtenen Wahlen käme hiernach noch eine dritte.
Hr. Engels wird ersucht baldigst zu antworten. Wie gesagt, die Wahlmänner können nicht lange warten.
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[ 100 ] Geldern, 30. Jan.
Wir vermissen in Ihrem Blatte noch immer das Resultat der Wahlen in unserer Stadt Geldern; bei dem hier vorherrschenden Indifferentismus und konstitutionellen — d. h. reaktionaren — Tendenzen, ist es ein erfreuliches Zeichen, daß diesmal die Opposition glänzend gesiegt hat. Sämmtliche Wahlmänner sind dieser Farbe entschieden ergeben. Ebenso befriedigend ist das Ergebniß zu Nieukerk und in vielen Orten unserer Umgegend; die bisheran stattgefundenen Vorversammlungen der Wahlmänner der Kreise Geldern und Cleve lassen mit Zuversicht erwarten, daß nur solche Deputirte aus der Wahlurne hervorgehen werden, welche die Rechte des Volkes mit Entschiedenheit zu vertheidigen entschlossen sind.
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[ 068 ] Caster, 29. Jan.
Heute versammelten sich die Urwähler der Bürgermeistereien Pütz, Königswinter und Caster dahier, um einen Wahlmann für die erste Kammer zu wählen. Die dazu Berechtigten waren 95, wovon aber nur 52 zugegen waren. Es war dieser Ausfall von 43 Urwählern um so fataler, als dadurch die ziemlich vorbereitete Wahl des Ritterhauptmannes Grafen Mirbach fast gesichert schien. Alle seine Pächter hatten sich pünktlich gestellt und andere nicht abhängige Grundbesitzer gruppirten sich um den Ritterhauptmann als einen Vertreter des Grundeigenthums. Dessenungeachtet fiel in dem 3. Scrutinium die Wahl auf den liberalen Gutsbesitzer Herr Zillcken zu Grottenherten.
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[ 096 ] Trier, 29. Januar.
Nach der vernichtenden Niederlage, welche die konstitutionelle Partei hier erlitten, hat sie nun das letzte, erlöschende Fünkchen von Hoffnung auf den heutigen Tag gesetzt. Es ist wahrscheinlich und kann der Natur der Sache nach auch nicht anders sein, daß die Konstitutionellen unter den 6 hier zu wählenden Wahlmännern für die erste Kammer in der Majorität bleiben. Die Partei wird ihren Siegesjubel anstimmen, so gut sie eben einen wirklichen, wahren Jubel, der aus dem Herzen kommt und zum Herzen geht, nachahmen kann, denn sie weiß sehr wohl, wenigstens die Intelligenteren unter ihr, daß der ganze Sieg eine reine Fiktion ist, die gar keine reale Bedeutung hat. Was ist in der That die Wahl zur ersten Kammer anders, als eine statistische Feststellung der Anzahl anti-demokratischer Atome im Staat? Gegenüber dem Volkswillen, wie er sich in den Wahlen zur zweiten Kammer ausgesprochen, ist die Zusammensetzung der ersten Kammer total gleichgültig; es ist im Gegentheile für die Schnelligkeit der staatlichen Entwickelung sehr wünschenswerth, wenn die erste Kammer, da sie par ordre du Mufti zusammengesetzt wird, das reaktionäre Element recht kraß repräsentirt.
Sie wissen, daß die demokratische Partei hier den Geheimen Oberrevisionsrath Esser unter ihren Kandidaten hat; wen meinen Sie, daß ihm die Herren vom Urheulerthum entgegensetzten? Das Regierungspräsidium Sebaldt, den Mann aus dem Lande der schlechten Sechser!! Die demokratische Partei brachte diese unbezahlbare Anekdote gestern Nachmittag durch den Preßbengel unter die Leute, und zwei Stunden darauf hatte die konstitutionelle Partei schon eine Antwort in Bewegung, die von einem eigenen Colporteur am Eingange des Funk'schen Gartens, wo die Demokraten tagten, mit verschwenderischer Hand über die glückliche Menschheit ausgestreut wurde. Und was hatten die Herren von der Konstitution zu melden? Eine vollständige Spaltung der Partei; die Ritter von der Elle, die Barone vom Geldsack, die Pascha's vom Kartoffelsack wußten der Alternative Esser-Sebaldt nur dadurch zu antworten, daß sie das Regierungspräsidium fallen ließen. Die Herren von der Konstitution mit ihrer ur-unsinnigen Firma „Absolutismus und Bourgeoisie,“ haben in Trier eine so lebensfrische, thatendurstige Existenz, daß der einzige Name Esser den künstlichen Kitt ihres Baues auflöste und eine Ruine zurückließ.
„Der Regierungsrath Sebaldt hat sich bei uns weder als Kandidat vorgestellt, noch ist er von uns als solcher in Aussicht genommen worden.“
Das ist der Wortlaut des Absagungsbriefes der Trierer Bourgeoisie an das Beamtenthum.
Wir und die Todten reiten schnell.
Graut Liebchen nicht vor Todten?
Der Sieg der Demokratie in Preußen trägt schnelle und köstliche Früchte. Ich halte es für überflüssig, Ihnen des Breiteren mitzutheilen, wie die hier zur Prüfung der Reklamationen von den Urwählern erster Klasse niedergesetzte Kommission ihr Amt verwaltet hat. Die weltbekannte Perfidie dieser Menschenklasse überhebt mich der Mühe.
Als Curiosum theile ich Ihnen noch mit, daß es dem Trierer Jos. Dumont, dem Herrn Friedrich Lintz, Eigenthümer der Saar- und Moselzeitung, gelungen ist, den Professor Dr. Julius Max Schottky als Redakteur en chef zu engagiren!
Nachschrift. So eben geht mir noch die Mittheilung zu von dem Ausfall der Wahlen.
Es wurden gewählt im 1. Bezirk Gutsbesitzer Wegard; im 2. Bezirk Adv.-Anw. Wenzel; im 3. Bezirk Arzt Birnbaum; im 4. Bezirk Landgerichtsrath Weygold; im 5. Bezirk Arzt Rosbach; im 6. Bezirk Deutsch.
Unter 6 Bezirken haben 2., 3., 4. und 5. entschieden reaktionär gewählt, indem sie zu Wahlmännern ernannten die Herren Adv.-Anw. Wenzel, Arzt Birnbaum, Landgerichtsrath Weygold und Arzt Rosbach.
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[ X ] Berlin, 29. Jan.
Die Reaktion hat heute ihre Revanche genommen. Fast sämmtliche Besiegten des 22. Januar sind heut Wahlmänner für die erste Kammer geworden und freuen sich jetzt ihres Sieges. — Soweit uns jetzt die Resultate der Urwahlen bekannt sind, gehören die Wahlmänner der conservativen Partei an; die Vorgeschrittensten unter ihnen lassen sich als Centrumsmänner charakterisiren. Dieses Resultat wird übrigens Niemanden überraschen, welcher erwägt, daß der Census für die Urwähler zur ersten Kammer eben nur die Vermögensaristokratie zur Ausübung dieses polischen Rechtes zuließ. Denn namentlich befürchteten sehr viele Mitglieder des kleinen Bürgerstandes, sie würden, wenn sie ihr Einkommen auf 500 Thlr. angäben, nachträglich zur Entrichtung der im vorjährigen Sommer vom hiesigen Magistrat ausgeschriebenen städtischen Einkommensteuer von 1 Proz. herbeigezogen werden.
Herr Borsig hat vorigen Sonnabend einen seiner Arbeiter, der schon vier Jahre in seiner Fabrik beschäftigt war, entlassen, weil derselbe von der demokratischen Partei als Wahlmann für die zweite Kammer gewählt worden war. Herr Borsig scheint [1152] die Lehren der „Neuen Preußischen Zeitung“ wohl zu beherzigen und bemühet sich offenbar, sich des hohen Schutzes würdig zu machen, den ihm der Preußenverein jetzt angedeihen läßt.
Welche Geltung in den Augen gewisser Leute die Bestimmungen der Verfassung über die gleiche Berechtigung aller Staatsbürger zu Staatsämtern ohne Unterschied der religiösen Bekenntnisse haben, kann folgender Vorfall zeigen. Ein höherer Schulamtskandidat, welcher am Joachimsthal'schen Gymnasium hierselbst sein Probejahr absolviren wollte, ward vom Direktor desselben, Professor und Akademiker Meineke, abgewiesen, weil er dem jüdischen Glaubensbekenntnisse angehöre. Als dem Direktor in der Lehrerkonferenz Vorstellungen über diese offenbare Verfassungsverletzung gemacht wurden, erklärte er: „Ich bin kein Schlauch, der sich mit beliebigem Wein füllen läßt, und werde zurücktreten, wenn die Regierung auf Durchführung jener Bestimmungen besteht.“
Die vom heutigen Staatsanzeiger veröffentlichte Circular-Note unsers Ministers des Auswärtigen über das Verhältniß Preußens zu den Beschlüssen der Frankfurter Paulskirche hat Niemanden überrascht, welcher die Artikel des bekannten Prof. Huber in der „N. Pr. Ztg.“ über die deutsche Kaiserfrage gelesen. Jene Note spricht nur in milderer Form dieselbe entschiedene Nichtachtung des deutschen Parlaments und seiner Souverainetäts-Gelüste aus, welche jene Artikel in der gewohnten provocirenden Weise jenes Blattes an den Tag gelegt hatten. Dieselbe unverhüllte Berufung auf das höhere Recht der Fürsten gegenüber der, aus der der Revolution hervorgegangenen Frankfurter Nationalversammlung; dasselbe Hervorheben des Verhältnisses zu Oestreich und den andern deutschen Fürsten — kurz, die offene Proklamirung der absolutistischen Contrerevolution charakterisirt diese Note und jene Artikel. Es ist die entschiedenste Rückkehr zu den Principien der alten Diplomatie und des deutschen Bundes, den man so selig entschlafen geglaubt. Und insofern ist diese Note in der That von Bedeutung, als sie bekundet, wie sicher ihrer Zukunft sich die Contrerevolution hier und in Wien glaubt. Denn daß diese Note in eben so vollständiger Uebereinstimmung mit dem Olmützer Kabinet erlassen worden, als überhaupt seit Monaten Potsdam und Olmütz nur nach gegenseitiger Verabredung gehandelt haben, das zeigt hinlänglich nicht bloß die fortwährende Hinweisung auf Oestreich und seine Stellung zu Frankfurt, sondern auch besonders die Bezugnahme auf die „mit einer entscheidenden Wendung der innern Zustände Oestreichs“ zusammentreffende „bedeutungsvolle Entwickelungs-Periode des eigenen Staates“, d. h. auf die ziemlich gleichzeitig vorgenommenen Schläge der bewaffneten Contrerevolution gegen die volksthümlichen Bestrebungen. Was außerdem die Note von der Vereinbarung der Fürsten untereinander und mit dem deutschen Parlament, von der Herstellung eines Staatenbundes im Bundesstaate andeutet, das kann ebenfalls Niemanden überraschen, der die in den Jürgens'schen Flugblättern abgedruckte „nicht gehaltene“ Rede von Radowitz, diesem intimen Rathgeber und Bundesgenossen der Potsdamer Camarilla, gelesen, der jetzt, da seine amtliche Verbindung mit Preußen scheinbar gelöst ist, wohl nur noch eifriger und ungehemmter für die Pläne der Reaktion zu wirken vermag. Wenn übrigens am Ende der Note das Kaiserthum von Seiten Preußens abgelehnt wird, so sind dieß nicht bloß die Trauben, die dem Fuchs zu sauer sind, sondern es ist eben nur die vollständigste Abfertigung des Parlamenst, das eben gar nicht berufen sei, so hohe Würden zu vergeben: das können nur „gottbegnadete“ Fürsten. Die Paulskirchner trifft übrigens nur das verdiente Loos.
Die vom Handelsminister hierherberufenen Fabrikanten, Meister und Gesellen haben vorgestern ihre Sitzungen geschlossen, und werden morgen abreisen.
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[ 7 ] Berlin, 29. Jan.
Das Räderwerk der „heiligen Allianz“ greift trefflich in einander. Man wird sich davon aus nachstehendem Berichte überzeugen können, der in der neuesten Nro. der „Galgenzeitung“, dieses Organs der potsdam-charlottenburger Kamarilla, enthalten ist. Es heißt dort wörtlich:
„Die österreichischen Behörden scheinen jetzt ernstlich aufräumen zu wollen. Nach der Versetzung Galiziens und der Bukowina in den Kriegszustand findet dort jetzt zunächst die Ausweisung, resp. Verhaftung, aller fremden Flüchtlinge, besonders aus dem russ. Polen, so wie die allgemeine Entwaffnung statt. Die Frist für die freiwillige Anmeldung dieser Leute ist jetzt abgelaufen. — Diejenigen Flüchtlinge, welche sich in der bestimmten Frist nicht bei den betreffenden Behörden gemeldet haben, werden, laut öffentlicher Bekanntmachung, später ermittelt und kriegsgerichtlich behandelt werden.
Wie man hört, soll die preußische Regierung die Durchreise dieser Flüchtlinge durch Preußen entschieden verweigern. Einige derselben sollen es aber dennoch in diesen Tagen gewagt haben, die preußische Gränze zu übertreten; aber von Gensd'armen verhaftet, sofort an die russisch-polnische Gränze gebracht und den dortigen Behörden übergeben worden sein.“
Hat man je die Verschwörung mit dem Moskowiterthum offener eingestanden, als es hier das offizielle Blatt der Contrerevolution thut?
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@facs1152
Olmütz, 24. Jan.
In Kojetin (eine Stunde von Kremsier) versammelten sich am 20. Januar die Bauern von 60 der umliegenden Dorfschaften zu einer Berathung. Die Häusler machen ihnen viele Sorge, und sie formulirten deshalb an den Reichstag eine Petition, daß die Häusler in den gegenwärtigen beschränkten Rechtsverhältnissen belassen werden möchten. Ein Häusler soll dabei aufgetreten sein und unter Anderm gesagt haben, Häusler seien nichts als verarmte Bauern, er selbst sei ein Bauernsohn, einer seiner Brüder sei Bauer, die andern fünf aber Häusler. Das half aber nichts, die Bauernaristokraten stützten sich gleichgültig auf faits accomplis. In der Nähe von Saar hat sogar der Richter den Häuslern das Lesen der Zeitungen verboten, „denn für die Häusler bestehe keine Konstitution.“ Das sind Aussichten auf soziale Zustände ganz eigner Art!
[(C. Bl. a. B.)]
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@facs1152
[ !!! ] Frankfurt, 29. Januar.
National-Versammlung. Das Erheblichste an der heutigen Sitzung ist die Tagesordnung, welche folgendermaßen aussieht:
1) Berathung des vom Abgeordneten Zachariä aus Göttingen erstatteten Berichts, über den Antrag des Abgeordneten Schüler aus Jena, die diplomatischen Verbindungen Deutschlands und der deutschen Staaten betreffend.
2) Berathung des vom Abgeordneten Osterrath erstatteten Berichts, die Verhältnisse der arbeitenden Klassen betreffend.
3) Berathung des vom Abgeordneten Lette, Namens des volkswirthschaftlichen Ausschusses erstatteten Berichts, über die demselben bis jetzt zugegangenen Petitionen, wegen Aufhebung der Feudallasten.
4) Berathung des vom Abgeordneten Wachsmuth, Namens des Prioritäts- und Petitions-Ausschusses erstatteten Berichts, über den Antrag des Abgeordneten Jahn, auf Veranlassung einer Untersuchung gegen Mitglieder der constituirenden Nationalversammlung.
5) Berathung des vom Abgeordneten Zachariä aus Göttingen, Namens des internationalen Ausschusses erstatteten Berichts, über den Antrag des Abgeordneten Jucho und Genossen, den diplomatischen Verkehr mit Rußland betreffend.
6) Berathung des vom Abgeordneten Höfken, Namens des völkerrechtlichen Ausschusses erstatteten Berichts, über den Antrag des Abgeordneten Schultz aus Weilburg und Genossen, die Niedersetzung eines besondern Ausschusses zur Berathung der Donaufrage.
7) Berathung des vom Abgeordneten Gustav Fischer, Namens des Ausschusses für Geschäftsordnung erstatteten Berichts, über den Antrag des Abgeordneten Eisenstuck, die Begründung der zum Verfassungs-Entwurfe gestellten Verbesserungs-Anträge betreffend.
8) Berathung des vom Abgeordneten Michelsen, Namens des Gesetzgebungs-Ausschusses erstatteten Berichts, über den Antrag des Abgeordneten Jucho, auf Erlassung eines Reichsgesetzes zur Ausführung des Grundsatzes über Eingehung der Ehe durch einen Civilact.
9) Berathung des vom Abgeordneten Rödinger, Namens des Prioritäts- und Petitions-Ausschusses erstatteten vierten Berichts, über verschiedene an die Reichsversammlung gelangte Eingaben.
10) Berathung des vom Abgeordneten Martens erstatteten Berichts, über die von dem königlich preußischen Stadtgerichte zu Rosenberg beantragte Zustimmung zur Einleitung einer strafrechtlichen Untersuchung wegen Hochverraths gegen den Abgeordneten zur deutschen Reichsversammlung, Herrn Minkus.
11) Berathung des vom Abgeordneten Lette, Namens des volkswirthschaftlichen Ausschusses erstatteten Berichts, über die Anträge mehrerer Abgeordneten, die Aufhebung oder Ablösung der auf dem Bergbau ruhenden Zehnt- und andern Abgaben und Lasten betreffend.
12) Berathung der vom Abgeordneten Schultze aus Potsdam, Namens des Ausschusses für Wehrangelegenheiten erstatteten Berichte:
a) über die unter Nr. 3552 vorliegende Petition des Göttinger Bürgervereins vom 27. September 1848 wegen Vermehrung der deutschen Kriegsmacht, vermittelst Volksbewaffnung;
b) über den Antrag des Abgeordneten Werner aus Oberkirch, in Betreff der Ergänzung des großherzoglich badischen Armeecorps, Nr. 550 und über verschiedene den gleichen Gegenstand betreffende Petitionen Nr. 5500.
12) Berathung des vom Abgeordneten Mittermaier, Namens des Gesetzgebungs-Ausschusses erstatteten Berichts, über den Antrag des Abgeordneten Rösler und Genossen, die authentische Uebersetzung der Reichsgesetze betreffend.
14) Berathung über den Antrag des Abgeordneten Würth aus Sigmaringen, auf ungesäumte Zurückziehung der noch im Fürstenthum Sigmaringen befindlichen Reichstruppen.
Waiz kündigt für den Verfassungsausschuß das letzte Kapitel der Verfassung (die Gewähr der Verfassung) an.
Kirchgeßner (der Kandidat der Linken) prasidirt. Er versteht es sehr gut!
ad 1.
Buß aus Freiburg (der sich angewöhnt über Alles zu sprechen) empfiehlt Schülers's Antrag. Die Versammlung beschließt, den Antrag des etc. Schüler der Centralgewalt zur fördersamsten Berücksichtigung (Beseler'sches Deutsch) zu überweisen.
ad 2.
arbeitende Klassen!!! — Tagesordnung!!! — Basta!!!
ad 3.
Tagesordnung!!
ad 4.
Jahn nimmt seinen Antrag zurück, somit wäre Nr. 4 beseitigt. Jahn ist nicht anwesend. Präsident meint, in diesem Falle soll über den Ausschußantrag abgestimmt werden. Vinke dagegen. Wigard dafür. Die Zurücknahme wird genehmigt, der Ausschuß hatte Herrn Jahn einen verdienten Rüffel zugedacht.
ad 5.
Tagesordnung!
Jucho sucht statt der vom Ausschuß vorgeschlagnen Tagesordnung — eine motivirte durchzubringen. Der Ausschußantrag angenommen.
ad 6
Schulz aus Weilburg beklagt es bitter, daß jetzt (nach 4 Monaten!) sein Antrag erst zum Vorschein kommt, jetzt, da bereits die ganze Versammlung aus dem Leime geht, und die Mitglieder derselben schon halb außerhalb stehen. Er beweist in guten Worten die Wichtigkeit der Donaufrage und zerarbeitet dabei den Froschteich etwas.
Der Ausschußantrag lautet:
„Dem Antrag auf Niedersetzung eines besondern Ausschusses zur Berathung der Donaufrage sei zur Zeit keine Folge zu geben; es seien vielmehr die darauf bezüglichen Anträge und sonstige Eingange, wie bisher geschehen, an den völkerrechtlichen Ausschuß zu verweisen.“
Dies geschieht.
ad 7.
Tagesordnung.
ad 8.
Buß spricht schon wieder — gegen die alsbaldige Einführung des Civilehe-Gesetzes. Man habe in Süddeutschland gar keine Sehnsucht darnach
Pieriger (Oestreich) spricht für dies Gesetz.
Lette und der Berichterstatter sprachen auch noch.
Hierauf wird die Tagesordnung angenommen.
ad 9.
Eine Masse Adressen (worunter sehr viele Mißtrauensadressen) werden nach dem Ausschußantrag ad acta gelegt.
ad 10.
Der Ausschuß hat beantragt: „Die Genehmigung zur Untersuchung nicht zu ertheilen.“ Ein gewisser Haubenschmidt beantragt: „Die Untersuchung nur zur Zeit nicht zu ertheilen.“
Rösler von Oels meint, der Minkus sei zwar ein polnischer (oberschlesischer) Bauer, der weder schreiben noch lesen konne (Herr v. Vincke lacht selbstgefällig und freut sich, daß er schreiben und lesen kann), er müsse aber doch ein tüchtiger Mann sein, denn von den vielen Männern in jenem Kreise, die doch prächtig Deutsch verstehen, habe keiner das Vertrauen des Volkes mehr besessen, als dieser Bauer. (Bravo!)
Der Ausschußantrag wird angenommen. Die Rechte stimmt für den Haubenschmidschen.
ad 11
hat der Ausschuß beantragt, in den das Reich und die Rechte der Reichsgewalt behandelnden Theil der Verfassung, Abschnitt 2, geeigneten Orts die Bestimmung aufzunehmen: „der Reichsgewalt steht das Recht der Gesetzgebung über das Bergbauwesen zu.“
Verbesserungsanträge liegen vor. Die ganze Angelegenheit geht an den Verfassungsausschuß zurück, um bei der zweiten Lesung berücksichtigt zu werden.
ad 12, ad a und b
wird der Ausschußantrag auf Tagesordnung angenommen.
ad 13.
Rösler von Oels bittet, man möchte seinen Antrag annehmen und weist die Nothwendigkeit nach.
Breuning empfiehlt Namens des Ausschusses die Tagesordnung, welche angenommen wird.
Endlich kommt man zum letzten Punkt der Tagesordnung. Der Antrag von Würth aus Sigmaringen lautet:
„Die noch im Fürstenthum Sigmaringen befindlichen Reichstruppen sind ungesäumt zurück zu berufen.“
Der Petitionsausschuß hat den Antrag als dringlich empfohlen.
Vincke meint, es sei erst an die Versammlung die Dringlichkeitsfrage zu stellen.
Goltz aus Brieg: Es müsse gleich berathen werden.
Präsident ist auch der Ansicht, es sei sofort zu berathen.
v Stavenhagen (im Namen des Reichskriegsministeriums): Meine Herren, ich beehre mich Ihnen anzuzeigen, daß seit dem 24. d. M. im Fürstenthum Sigmaringen keine Reichstruppen mehr sind. (Homerisches Gelächter!)
Würth aus Sigmaringen: Wenn die Reichstruppen endlich zurückgezogen sind, so ist's gut (furchtbares Gelächter), aber daß sie so lange drin gewüstet haben, ist schlecht. Vierzig Mann haben bei einzelnen Bürgern gelegen. (Rechts Tumult.) Da die Sache aber nun nicht mehr so ist, und überhaupt von diesem Hause nie für's Volk gesorgt worden ist, nehme ich meinen Antrag zurück. (Bravo!)
Schluß der Sitzung um 1 Uhr. — Morgen: „Gewähr der Verfassung.“
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@facs1152
[ 24 ] Aus Kurhessen, 25. Jan.
Mit den Grundrechten geht es uns nicht besser, als mit unserer ehemals vielgepriesenen Verfassung. Eine Nuß, an der sich die Opposition die Zähne ausbeißt, um sie schließlich taub zu finden, während die herrschende Partei sie mit Leichtigkeit öffnet und für sich einen Kern findet. Bayrhoffer hatte auf dem Landtage darauf hingewiesen, daß sich durch die Publikation der Grundrechte die Wahlgesetzfrage sehr vereinfache, in so fern mit Aufhebung aller Standesvorrechte auch die ständische Repräsentation wegfalle, und den Antrag gestellt, auf diese Grundlagen hin mit Beiseitesetzung aller verfassungsmäßigen Erschwerungen durch einmalige Abstimmung die Sache zu erledigen. Der Rechtspflegeausschuß, in dem die Bourgeoisie und Bureaukratie sich zu brüderlichem Zusammenwirken die Hand reichen, war anderer Ansicht. Sein Bericht, dem die Versammlung in ihrer Sitzung vom 23. mit großer Majorität beitrat, lautet: Durch die Grundrechte wird das jetzige Wahlgesetz nur insofern alterirt, als der Adel und die Vertretung der Universität wegfällt, dagegen hat der Census mit den Standesvorrechten Nichts gemein, weil er ein allgemeines Erforderniß ist, ebensowenig die Trennung von Stadt und Land, weil dies eine blos geographische Eintheilung ist.
Eine verzweifelte Logik! Um den Census zu retten, greift man zum Privatrecht, um daraus zu beweisen, daß die Bourgeoisie kein Stand sei. Um das Vorrecht der Städter vor den Landgemeinden (1 Städter = 4 Bauern im jetzigen Wahlgesetz) zu retten, appellirt man an die Geographie. So war es denn der Schlauheit einiger Spießbürger des 19. Jahrhunderts vorbehalten zu den bevorstehenden Vorrechten noch ein neues zu erfinden … ein geographisches!
Was aber das Komische dieser Logik bis zur Farce steigert, ist das, daß bei uns die Bourgeoisie eigentlich nur in ihrer eigenen Einbildung existirt, weil sie sich mit wenigen Ausnahmen nirgends über die Kategorie des Mittelstandes erhebt und so zu sagen selbst am Hungerfaden kaut. Aber dennoch glaubt jeder Spießbürger, der 200 Thaler Einkommen hat, seine Interessen seien mit denen des Rothschild dieselben! Anstatt sich durch ein demokratisches Wahlgesetz mit dem Volke gegen die gemeinschaftlichen Feinde, die Bureaukratie und das große Kapital, zu verbinden, überliefert sich diese Wollheerde selbst dem unbarmherzigen Scheermesser der Beamten und der Rothschilde. Aber Schaafe müssen geschoren werden, das ist nicht mehr als in der Ordnung. Zu allem Unglück haben diese armen Sünder an ihrem eigenen Interesse es auch noch geduldet, daß ein Herr von Sybel, ein Erzbureaukrat und Portefeuillejäger, sich an ihre Spitze gestellt hat. Dieser hat es dahin gebracht, die Censuswuth bei ihnen bis zum Fanatismus zu steigern, so daß die meisten, welche früher nur schüchterne und verschämte Blicke nach dem Vorrecht der Höchstbesteuerten warfen und erklärten, sie nähmen das neue ministerielle Wahlgesetz nur deßhalb an, weil im Augenblick nichts Besseres zu erreichen sei, jetzt zu unbedingten Anhängern der ministeriellen Proposition geworden sind. Somit schwindet denn die Hoffnung zur Erreichung eines demokratischen Wahlgesetzes mehr und mehr, zumal da auch die demokratische Partei des Landtags, durch den Uebertritt einiger diplomatischen Radikalen auf Seite des Ministeriums, geschwächt ist, und nur noch an einigen bäuerlichen Deputirten eine Stütze findet, während der Adel, welcher früher um seine Verbannung aus der Kammer zu verhindern, gegen den ministeriellen Entwurf stimmte, jetzt, da diese Verbannung durch die Grundrechte unvermeidlich wird, wahrscheinlich für das Ministerium stimmen wird, um sich durch die Thür „der Höchstbesteuerten“ wieder in die Kammer einzuschleichen. Am 2. Februar wird die letzte Revision des Entwurfs und die Entscheidung der ganzen Sache stattfinden.
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@facs1152
[ * ] Kassel, 27. Januar.
Es beginnt hier eine sogenannte Ministerkrisis. Herr Eberhard hat seine Entlassung eingerreicht. Deshalb heute außerordentliche Sitzung der Kammer. Minister Eberhard erklärt, daß er seine Entlassung eingereicht, weil zwischen ihm und dem Kurfürsten wegen Organisation der neuen Verwaltungsbehörden, Differenzen und außerdem noch andere Schwierigkeiten entstanden seien, die seine verfassungsmäßige Wirksamkeit lähmten. Die Entlassung sei bis jetzt noch nicht angenommen.
Minister Baumbach versichert, daß, werde jene Entlassung angenommen, sämmtliche Minister ebenfalls abtreten.
Die Kammer erklärt hierauf, daß sie die Entlassung des Ministeriums als ein Unglück für das Land betrachte. Morgen wird die Kammer insgesammt dem Kurfürsten diese Erklärung persönlich übermachen, falls bis dahin keine befriedigende Lösung in Aussicht gestellt wird.
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@facs1152
[ 068 ] Hildesheim, 25. Jan.
Die Erbitterung gegen das Militär ist in That auf's Höchste gestiegen. Die „getreuen und lieben“ Hannoveraner sind zwar an Vieles gewöhnt, und wenn irgend wo in einem der gesegneten deutschen Vaterländer sich das Militär seit Jahrzehenten roh und brutal betragen hat, so gewiß das in Hannover. Aber nun wird's doch den Philistern auch gar zu arg; nicht etwa, daß sie der Gewalt die Gewalt entgegensetzten — nein, sie reichen ergebenste Petitionen ein, um Verhütung ähnlicher Vorgänge. Schon am 23. d., vor dem Wiederausbruch der militärischen Gräuel, hatten eine Anzahl Bürger folgende Erklärung erlassen:
„Wir unterzeichneten Bürger und Bewohner der Neustadt sehen uns hiermit veranlaßt, öffentlich gegen die Excesse eines rohen gügellosen Soldatenhaufens, wie solche am gestrigen Abend hier dorgekommen, Protest einzulegen. Wir hoffen und erwarten zugleich von der Energie des Herrn Obristlieutenants v. Brandis, daß nicht allein die Schuldigen zur Strafe gezogen, sondern auch einer Wiederholung solcher Scenen vorgebeugt wird, die den ruhigen und friedsamen Bürger an Gesundheit, Leben und Eigenthum gefährden, dem Soldaten aber nur zur Schande gereichen können.
Hildesheim, 23. Jan. 1849.“ (Folgen die Unterschriften.)
Von Hannover sind nun wegen der gedachten patriotischen Heldenthaten des Militärs Garde du Corps und ein Gardejägerbataillon hieher dirigirt worden. Jemehr die hiesige Garnison verstärkt wird, desto ungescheuter und ungestrafter kann sie sich allen Excessen überlassen. Vortreffliche „Ruhe und Ordnung“ das, im Jahre des Heils 1849; nicht die mindeste „Anarchie“ ist in unsern Vaterländern zu erblicken, bloß einiges Kopfeinschlagen, Malträtiren, Verstümmeln etc. zum Vergnügen hoher Herrschaften und Krautjunker kommt vor. Das nennt sich aber im offiziellen Deutsch: „Aufrechthaltung der gesetzlichen Ruhe und Ordnung!“
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@facs1152
Freiburg, 26. Januar.
Die Anklagekammer unseres Hofgerichts hat das Erkenntniß gefällt, daß Frau v. Struve in Anklagestand zu versetzen sei. Der Gefangenen, die sich in dem hiesigen Gefängniß befindet, ist dieses Erkenntniß heute Morgen eröffnet worden.
[(Fr. Ztg.)]
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@facs1152
Oberndorf bei Schweinfurt, 20: Januar.
Vorgestern wurde dem Führer der hiesigen Ortswehr folgender landgerichtlicher Beschluß eröffnet: „Beschluß. In Erwägung: 1) daß die Ortswehr zu Oberndorf am Sonntag den 26. Nov. v. J. ohne Genehmigung der Orts- und Distrikts-Polizeibehörde bewaffnet ausrückte dem Robert Blum zu Ehren, und während eine Sammlung für dessen Hinterbliebenen vor sich ging, vor der Kirche unter Anordnung militärischer Trauerzeichen an Spiel und Fahne paradirte und hierbei die Rede eines Wehrmannes aus ihrer Mitte anhörte, welche, wenn sie, so wie sie gedruckt verbreitet worden ist, gehalten wurde, was sich annehmen läßt, eine sehr auffallende Parteinahme bekundete; 2) die Ortswehren lediglich zur Handhabung der Ruhe, Ordnung und Sicherheit berufen sind, als solche daher allen Parteizwecken fremd bleiben müssen, und sich ihren Orts- und Distriktspolizeibehörden in allen ihren Handlungen unterzuordnen haben, es daher 3) nicht geduldet werden kann, wenn die Oberndorfer Ortswehr eigenmächtig ausrückte und sich so weit vergaß, daß sie an einer Partei-Manifestation Theil nahm; gegen solche schon vorliegt, daß sie durch landgerichtliche Verfügung vom 9. Okt. v. J. wegen Excessen Einiger aus ihrer Mitte in hiesiger Stadt zur Ordnung ermahnt werden mußte; 4) es unterließ, die Wahl ihrer Führer hierorts zur Genehmigung anzuzeigen; aus diesen Gründen wird vom k. Landgerichte Schweinfurt als Distrikts-Polizeibehörde verfügt: 1. Die Ortswehr von Oberndorf wird vorbehaltlich ihrer etwaigen angemessenen Reorganisation aufgelöst. Es haben daher alle Waffenübungen derselben zu cessiren und sind die aus der Gemeinde-Kassa angeschafften zwei Trommeln auf dem Gemeindehaus zu verwahren. 2. Deren Oberführer Lorenz Fenn hat die Kosten der polizeilichen Voruntersuchung, vorbehaltlich seines Regresses gegen wen immer, zu tragen.
Scheinfurt, 14. Januar 1849.“
[1153]
Dieses interessante Aktenstück, das eine der vielen praktischen Erläuterungen zu den sogen: „Grundrechten des deutschen Volkes“ bildet, steht im „Nürnb. Cour.“
Was die im verstehenden Dokument erwähnten „Excesse“ angeht, so bestanden sie darin, daß die Oberndorfer Trommeler eines Abends bei der Rückkehr von einem Verbrüderungsfeste gemeinschaftlich mit denen der Schweinfurter Stadtwehr durch die Stadt trommelten!
Ungarn.
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@facs1153
Agram, 21. Januar.
Das Assoziationswesen beginnt auch in Kroatien sich zu entwickeln und Früchte zu tragen. Das Beispiel der Slawenska Lipa in Agram ist nicht ohne Nachahmung in den andern Städten geblieben, und wir sehen jetzt politische Vereine in Orten entstehen, denen man sie nie vorhergesagt haben würde: Die in allen bedeutenden Flecken Kroatiens bestandenen Lesevereine, vor dem März der Sammelort der politischen Kräfte in den Umgebungen, verwandeln sich nun in Filialgesellschaften der Agramer Lipa, und verbreiten so die politische Bildung unter den gänzlich vernachlässigten Schichten der Landbevölkerung, die bisher, die Bauernedelleute ausgenommen, den politischen Bewegungen ganz fremd blieben. Die Bedeutung dieser Vereine wächst um so mehr, wenn man bedenkt, daß der Landtag so nahe bevorsteht und das Volk nicht unvorbereitet sein darf für Fragen, die es so nahe betreffen, und deren Lösung eine der vorzüglichsten Aufgaben der Landesbewohner bilden wird.
[(C. Bl. a. B.)]
Italien.
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@facs1153
[ 068 ] Turin, 27. Jan.
Heute fand große Heerschau Statt um 1 Uhr Nachmittags. Der König schien sehr befriedigt. Die Haltung der Truppen war ausgezeichnet: sie führten mit der größten Präcision die ihnen kommandirten Manöver aus. Man rief: „Es lebe der demokratische König! das Ministerium Gioberti, die Armee, Frankreich!“ General Pelet wohnte der Heerschau bei im Wagen des franz. Gesandten.
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@facs1153
[ 068 ] Turin, 24. Januar.
Gioberti hat an den schweizer Bundesrath ein Schreiben gerichtet, worin er um die gewöhnliche Gastfreundschaft für die lombardischen Flüchtlinge nachsucht, welche zeitweilig einen Aufenthalt in den schweizer Kantonen zu nehmen gesonnen sein sollten.
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@facs1153
[ 068 ] Rom, 17. Jan.
Durch die Bemühungen der Herren Manzoni und Mariani sind mehrere alte Schulden von der Staatskasse eingezogen worden. Die Regierung unternimmt nützliche öffentliche Arbeiten, um den armen Klassen Existenzmittel zu verschaffen. Der Finanzminister bereitet Reformen vor, um der Eintreibung der indirekten Steuern einen minder vexatorischen Charakter zu geben.
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@facs1153
[ * ] Rom, 21. Jan.
Einige Soldaten haben eine reaktionäre Bewegung veranlaßt. Sie verlangten die Freilassung des Generals Zamboni (eines contrerevolutionären Verschwornen, dessen Verhaftung wir vorgestern meldeten). Doch die Dragoner und die Bürgerwehr machten dem bald ein Ende und verhafteten eine große Zahl der vom Absolutismus angeworbenen Emeutiers.
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@facs1153
[ * ] Rom, 21. Januar.
Heute findet die Wahl 12 Deputirten für die italienische Nationalversammlung statt. Auch Toskana beschickt diese Nationalversammlung.
Im Neapolitanischen große Gährung.
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@facs1153
Venedig, 2. Januar.
Am Morgen des gestrigen Tages erschienen 200 Freiwillige aus Friaul, deren Anzahl bereits über 2000 Mann angewachsen ist. Das von Ravenna angekommene Dampfschiff Pio IX. brachte hierauf die officielle Nachricht: Ancona habe einstimmig beschlossen Venedig ein Kriegsdampfschiff als Neujahrsgeschenk zu verehren. Es brachte zugleich eine Anzahl Ballen Tuches zur Anschaffung von Wintermänteln für die hiesige Mannschaft, sowie Hemden, Strümpfe u. s. w., nebst einer bedeutenden Menge von Lebensmitteln als Geschenk des Kirchenstaats. Aus Florenz liefen heut sechzehntausend Zwanziger ein als erstes Resultat der in Toscana zu Gunsten Venedigs veranstalteten Sammlungen. In wenigen Tagen dürften auch aus Piemont Gelder einlaufen, da in Genua und Turin die für die Erlaßbillette der Neujahrsgratulationen eingegangenen Beiträge diese Bestimmung erhalten; sowie auch die von der Kammer in Turin votirte Summe einer monatlichen Unterstützung von sechshunderttausend Zwanzigern bis zur Beendigung des Krieges baldigst einzutreffen hat. Der großen Geldnoth, von der man jedoch außerhalb Venedigs mehr wissen will als wirklich an der Sache ist, wird dadurch auf längere Zeit hinaus gesteuert, da das Papiergeld allein schon bis Ende April ausreicht, und alle einlaufenden bestimmten und unbestimmten Beiträge dürften auf mehrere Monate eine neue Staatsanleihe unnöthig machen. — Ein eben erschienenes Gubernialdecret beruft eine permanente Assemblea der Volksrepräsentanten, die, mit unbeschränkten Vollmachten versehen, bei jeder erforderlichen Gelegenhenheit sich vereinigen wird. Die Repräsentanten werden durch allgemeines Stimmengeben nach der relativen Majorität bestimmt, wobei auf je 1500 Einwohner einer gewählt wird. Die Wahlen werden in eigenen hiezu ernannten Wahlbezirken, vierzehn an der Zahl, vorgenommen. Auf die Stadt Venedig kommen in acht Wahlbezirken 83 Deputirte; auf Chioggia 19; auf Burano, Mazzorbo, Torcello, Treporti und Cavallino 9; auf Murano 8; auf Pellestrina, Portosecco und St. Pietro in Volta 5; alle Abtheilungen der hiesigen Marine 4; auf sämmtliche hier anwesende Landtruppen 9; im ganzen also 128 Volksvertreter. Wähler sind nicht nur alle Eingebornen, sondern auch alle diejenigen die wenigstens seit sechs Monaten ihren Aufenthalt in Venedig haben, sowie alle in den verschiedenen Truppenabtheilungen befindlichen Fremden. Die Wahlen beginnen mit dem 20. Jan. und dauern drei Tage. — Uebrigens herrscht in Venedig vollkommene Ruhe. Vor allen ziehen die ungarischen Bewegungen die allgemeine Aufmerksamkeit und Theilnahme auf sich.
[(A. Z.)]
Schweiz.
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@facs1153
Tessin.
Die neueste Nummer des „Republikano“ meldet: „Personen, welche vom Lago Maggiore herkommen, versichern, daß die Oesterreicher auf demselben Kreuzer aufgestellt haben und die Barken zu verfolgen anfangen, welche von Magadino nach dem piemontesischen Ufer fahren, wobei sie sich keineswegs auf ihre Gränzlinien beschränken, sondern den Schiffen selbst in den offenen See Kugeln nachschicken. Wir machen die Behörden, namentlich auch die eidgenössischen hierauf aufmerksam, damit die vielgerühmte Neutralität nicht lediglich zur Waffe gegen unglückliche und schwache Flüchtlinge werde.“
Französische Republik.
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@facs1153
[ 068 ] Paris, 29. Januar.
Der Vorabend des Kampfs ist da; die Parteien stehen sich, Gewehr im Arm, gegenüber. Auf der einen Seite die Legitimisten, Orleanisten, Bonapartisten, auf der andern die trikoloren und rothen Republikaner. Die Einen verschanzen sich hinter den Präsidenten, den „Erwählten der 6 Millionen“, die Andern hinter die souverän-konstituirende Nationalversammlung; die Einen rechnen auf die Armee und die drei royalistischen Legionen (1ste, 2te und 10te), die Andern auf die republikanische und Mobilgarde, auf die drei republikanischen Legionen (4te, 5te und 9te) und auf das im Juni entwaffnete Volk.
Es handelt sich nicht mehr um die Schließung der Clubs, um die Auflösung der Versammlung und dergleichen Lappalien; es handelt sich um die weiße Monarchie oder die rothe Republik. Der Sieg — er ist nicht zweifelhaft — mag ausfallen, wie er will: die jetzigen offiziellen Mächte sind verloren.
Der Präsident bildet sich ein, der Staatsstreich geschehe zu seinen Gunsten. Und doch denkt Niemand weniger an ein bonapartistisches Kaiserthum als die Leute, die zum Staatsstreich drängen: die Legitimisten. Gelingt der Coup, so wird Louis Napoleon bei Seite geworfen, wie eine ausgequetschte Citrone, und kann sich glücklich schätzen, wenn man ihm erlaubt, seiner Wege zu gehen. Und der einfältige Pinsel bildet sich ein, der ganze Spektakel werde zu seinem Privatvergnügen organisirt!
Die Nationalversammlung glaubt für ihr souveränes Recht, für ihre Existenz gegen den Staatsstreich zu kämpfen; und erreicht sie ihren Zweck, stürzen Napoleon, Barrot und die hinter ihnen stehenden bourbonischen Faktionen vor der Achtserklärung der Versammlung und vor dem Zorn des verrathenen Volks, so stürzt die Verlammlung ihnen gleich nach. Der Staatsstreich kann nur von der Revolution erstickt werden, und die Revolution hat zur ersten Bedingung, daß die Chefs der Rothen an die Spitze treten. Siegt die Revolution, so jagen die Rothen die Versammlung ebenso auseinander, wie die Kammer am 24. Februar. Und die Versammlung bildet sich ein, die Revolution werde zu ihrem Profit gemacht!
Präsident und Versammlung sind nur die Vorwände für beide Parteien — ist der Kampf einmal losgebrochen, so wirft man sie fort und entfaltet die wirkliche, die eigne Fahne. Hier die weiße, dort die rothe; vor diesen einfachen Parteisymbolen verschwindet der bunte dreifarbige Lappen der „honetten Republik.“ —
Daß es auf der einen Seite sich durchaus nicht um den Präsidenten, sondern um Niemand anders als Heinrich V. handelt, beweist die Unverschämtheit, mit der plötzlich die legitimistische Konspiration an's helle Tageslicht tritt. Die Herrlichkeiten der gottbegnadeten Monarchie unter dem „Enkel des heiligen Ludwig“ werden offen in den Straßen von Paris gepredigt, vom Lande gar nicht zu reden. Auf demselben Platz Maubert, im Arbeiter-Faubourg St. Jacques, den die Juni-Insurgenten mit solchem Heldenmuth drei Tage lang gegen die Henker Cavaignac's behaupteten, auf demselben Platz werden jetzt, trotz dem Gesetz gegen die Zusammenschaarungen, täglich öffentliche legitimistische Meetings gehalten. In diesem improvisirten Club treten Redner auf, der Kleidung nach Arbeiter, der Sprache nach gebildete Leute, die die Tugenden Heinrichs V. mit den schönsten Farben ausmalen. Sie haben ihre Claque, die bei den prächtigsten Kraftstellen klatscht. Die Wohlthätigkeits-Büreaus, ein Pfaffen-Institut, geben den Arbeitern nur Unterstützung, wenn sie sich verpflichten diese „Clubs“ zu besuchen und für die gute Sache Propaganda zu machen.
Das ist ein Beispiel davon, wie es die Legitimisten am offnen Tage treiben. Im Geheimen wird noch ganz anders intriguirt. Changarnier, der Befehlshaber über 300,000 Mann in und vor Paris, der militärische Arm des Präsidenten, ist Legitimist. Er möchte der Monk werden, der den impotenten Richard Cromwell von 1848 stürzt und den rechten Thronerben zurückführt. Daß Bugeaud, Thiers, Odilon Barrot und alle Minister im Komplott sind, ist nicht zu bezweifeln. Falloux, der Unterrichtsminister, war von jeher Legitimist, Thiers, der hinter dem Ministerium steht, soll es in der letzten Zeit geworden sein. Und der Tölpel Bonaparte glaubt, alle diese Verräther agirten in seinem Interesse!
„Die Gesetzlichkeit tödtet uns!“ ruft Odilon Barrot jetzt bereits aus. Seine Freunde erklären offen, daß eine blutige Kollision hervorgerufen werden muß, damit man das Vaterland (nicht die Republik, wohl zu verstehn) in Gefahr erklären, den Belagerungszustand proklamiren, die demokratischen Journale unterdrücken, die Redakteure verhaften kann. So meldet die „République.“
Auch Napoleon konspirirt. Es besteht eine geheime Gesellschaft: in jedem Arrondissement ist ein Chef, der 10 Unterchefs unter sich hat, jeder von diesen verfügt über 10 Wahlchefs, und jeder Wahlchef hat wieder 10 Unterwahlchefs, Führer von 10 Mann unter sich. Wären die Cadres voll, so ständen Napoleon in jedem Arrondissement zehntausend, in ganz Paris 120,000 Verschworne zur Verfügung. Ob die Cadres voll und wie viel verkappte Legitimisten, Rothe etc. darunter sind, wird nicht gesagt. Die „République“ erklärt sich bereit, wenn Herr Léon Faucher es wünsche, noch andre Details zu geben.
Welche Aussichten die monarchische Restauration hat, geht daraus hervor, daß auch der „Siècle“ jetzt offen für sie auftritt, der bis vorgestern noch der beste Freund des National war und von allen Republikanern des folgenden Tages mit seinen königlichen Gelüsten am meisten zurückhielt. Der „Siècle erklärt, die Mobilgarde habe komplottirt gegen Changarnier — und Mobilgarde ist heute gleichbedeutend mit Republik, wie Changarnier mit Restauration.
Die „Liberté“ predigt ebenfalls von der Nothwendigkeit einer „geheiligten Person“ an der Spitze des Staats, mit zwei gesetzgebenden Kammern.
Und die Versammlung? Ihre Hoffnungen und Befürchtungen spiegeln sich am getreusten ab im National.
Man bedenke, daß alle hier citirten Journalstellen am 28., den Abend vor der allgemeinen Aufregung und den Militärdemonstrationen von heute geschrieben sind.
„Sollten wir zu jenen schlimmen Tagen der Monarchie zurückgekehrt sein, wo eine in der öffentlichen Meinung diskreditirte, in der Kammer geschlagene, dem Lande verdächtige Regierung durch die Gewalt ein schon verurtheiltes System aufzudringen versuchen sollte? Was bedeuten diese Vorsichtsmaßregeln, die man gegen eine friedliche Bevölkerung nimmt? Wozu diese Truppenanhäufungen in den Straßen und auf den Plätzen der Stadt? Wo hat man die Vorzeichen einer Schlacht gesehn, daß man Paris in einen Waffenplatz verwandelt? Wir befragen vergebens den Horizont, wir finden nirgends eine Rechtfertigung der herausfordernden Stellung, die das Ministerium seit einigen Tagen anzunehmen scheint. Hoffte man etwa, daß die Bürger, in gerechter Aufregung wegen des verfassungswidrigen Versuchs der Minister, unter dem Einfluß ihrer Entrüstung einen Kampf mit bewaffneter Hand hervorrufen würden? Dieser Plan, wenn er existirte, ist gescheitert.“
So fängt der National von heute an. Man sieht, er weiß recht gut, woran er ist. Nachher heißt es:
„Es handelt sich jetzt um ganz andre Dinge, als um die organischen Gesetze; es handelt sich darum, daß die Versammlung sich zwischen die Reaktion, die die Gewalt in Händen hat und das beunruhigte, erzürnte, aber durch Vertrauen auf seine Abgeordneten zurückgehaltene Volk stelle!“
Und in einem zweiten Artikel:
„Wir glauben, und nicht wir allein, an die Existenz eines umfassenden und tief angelegten Komplotts, welches die Ruhe Frankreichs und die Republik bedroht.“
„Das Ministerium und die großen Staatsmänner, seine Vormünder, zurückgestoßen durch die Nationalversammlung, fühlen, wie die Gewalt durch das regelmäßige Spiel unsrer Institutionen ihren Händen entschlüpft, und möchten jetzt Frankreich beweisen, daß es ihre Impotenz nicht entbehren kann. Ein Konflikt zwischen den beiden Staatsgewalten, eine Kollision in den Straßen würde ihren Plänen herrlich dienen.“
„Daher jener Krieg der Petitionen, der Beleidigungen, der Verläumdungen gegen die Nat.-Versammlung und die Republik.“
„Daher jene der Versammlung in der unverschämtesten Weise durch Hrn. Barrot hingeworfenen Herausforderung bei Gelegenheit der Proposition Rateau.“
„Daher der von Hrn. Lèon Faucher vorgestern auf die Tribune gebrachte und sofort durch die Majorität gebrandmarkte Gesetzentwurf.“
„Daher die ministeriellen Thaten des Herrn von Falloux, die Absetzungen, die die Herren Barrot und Faucher für gut fanden.“
„Daher die Versuche zur Wiedereröffnung der Vorlesungen eines unsren Studenten mit Recht verhaßten Professors.“
„Daher aller dieser Aufwand strategischer Manoeuver, die man in der Hauptstadt entfaltet.“
„Daher der inkonstitutionelle Beschluß, der die Hälfte der Mobilgarde entläßt und die durch und durch demokratische Organisation dieses der Republik so ergebenen Corps wesentlich ändert.“
„Daher der ungewisse Zustand, in dem man die republikanische Garde läßt, die ebenfalls schuldig ist, ihr Blut für das Wohl des Vaterlandes vergossen zu haben.“
„Daher die fortwährenden Provokationen, die man durch alle Wege der Veröffentlichung, durch Ausstellung von Bildern, Portraits, auch der Scene gewisser Theater etc. etc. gegen diejenigen richtet, die der Republik aufrichtig zugethan sind.“
„Ja wahrlich, daran erkennen wir die Hand jener kürzlich noch getrennten, jetzt vereinigten Parteien, welche schon einmal, die Eine die Mordscenen des Südens (1815), die Andere die Schlächtereien der Rue Transnonain und Lyon organisirten!“
Endlich also gehen dem National die Augen auf — in demselben Moment, wo sie anfangen ihm überzugehen! Gestern noch wollte er keine Anklage gegen das Ministerium, heute entwirft er selbst einen Anklageakt, erklärt die Minister für Legitimisten, Orleanisten und Verräther an der Republik! Jetzt endlich, am Vorabend seines eigenen Sturzes, geht ihm ein Licht auf über den allmähligen, unaufhaltsamen Gang der Kontrerevolution, von der provisorischen Regierung zur Exekutivkommission, von der Exekutivkommission zu Cavaignac, von Cavaignac zu Bonaparte und Barrot, von Bonaparte und Barrot zu Heinrich V. Jetzt endlich ahnt er, welche Ernte ihm sein glorreicher Sieg vom Juni getragen hat: Die Wahrscheinlichkeit, daß ihm die Weißen oder die Rothen, die er beide benutzt, beide verrathen, den Kopf vor die Füße legen werden!
Der National spielt die Rolle des betrogenen Betrügers, und die Nationalversammlung desgleichen. Und kann sie heute noch glauben, der Sieg der Revolution werde der Triumph der Nationalversammlung sein, so wird sie aus dieser Illusion gerissen werden, sobald die erste Patrone verbrannt ist.
Endlich das Volk: Das Volk intriguirt nicht, renommirt nicht, lamentirt nicht. Das Volk ist herabgestiegen in die Straßen und betrachtet die Situation. Es wird nicht dulden, daß Royalisten oder Bonapartisten die Nationalversammlung auseinanderjagen; es hat noch für den 15. Mai 1848 seine Revanche zu nehmen und es wird sie selbst nehmen, ohne Beistand der Faktionen.
Das ist die Situation am Abend des 29. Januar. Die Abstimmung über den Mathieu'schen Antrag ist noch nicht bekannt; sie mag ausfallen, wie sie will, so viel ist gewiß: wir stehen am Vorabend der dritten Phase der neuen französischen Revolution, einer Phase, die ganz andere Folgen haben wird, wie die erste vom Februar, und die Genugthuung geben wird für die Schmach, die der Revolution im und seit Juni angethan worden.
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@facs1153
[ 17 ] Paris, 29. Jan.
So eben wird, um 11 Uhr, die Bürgerwehr zusammen getrommelt; das ist seit dem Juli wohl nicht mehr geschehen. Man hört, die Majorität in der Mobile sei wüthend über die sehr unpraktische Arrestation eines ihrer Chefs, wovon ich früher berichtet habe, und über die schnöde Antwort, die ein blödsinniger Präsident der Republik ihren gestrigen Deputationen gegeben. Mittags geht die Debatte über Rateau's Vorschlag los; es kann in der That sehr ernst und blutig ausfallen. Ich war gestern auf der Redaktion des Proudhon'schen Peuple; der Sekretär Darimon sagte mir, auf meine Frage, was ihm (d. h. eigentlich Proudhon) von der Situation dünke? „die Kammer gibt hoffentlich Montag nicht nach, aber die Reaktion auch nicht, folglich gibt es Waffenkonflikt.“ Gestern ward Barnabé Chauvelot, ein tüchtiger Klubredner, in seiner Behausung verhaftet; es lasten auf ihm wenigstens sechs Anklagen; Simon Bernard hatte an zwölf, immer eine verrückter als die andere, z. B. Angriff auf die republikanische Staatsform. Morgen wollen die Aristokratischen von der 1., 2. und 10. Bürgerwehrlegion, Einige sagen mit, Andere ohne Waffen, in corpore nach der Kammer ziehen und einen umgekehrten 15. Mai probiren, zu Gunsten des Kaiser- oder Königthums. Wir hoffen, daß es in jeder Hinsicht ein 15. Mai wird, daß diese privilegirte Brut dabei gerade so jämmerlich sich blamirt und auf den Hund bringt als die demokratische Partei es am 15. Mai that.
Tritt die ganze Mobile, durch Gewissensbisse und Angst vor Hunger bei ihrer Verabschiedung, auf die Seite des Volkes, so ist Chance; die Linie wird alsdann gegen sie geschleudert, und vielleicht mit Absicht nährten die „großen jungen Politiker“ Thiers, Barrot und Konsorten seit Monaten den Zwist zwischen Linie und Mobile. Bugeaud, Changarnier (Kommandant der pariser Bürgerwehr) die ganze brutale Meute, die aus gut abgerichteten, auf Königswort Order parirenden Generalen besteht, konspirirt von einem Ende Frankreichs zum andern; die Absetzungen während des Provisoriums waren pures Kinderspiel. „Die Guillotine wird viel aufzuräumen finden unter den Herren Militärkommandanten“, sagte mir ein Klubchef, „das nächste Mal, nach dem nächsten Volkssiege, wird Herr Marschall Bugeaud nicht mehr Zeit haben seine Adhäsion an die neue Regierung zu kritzeln; dann wird das Volk ihm sagen: Volksverräther du, Vater- und Muttermörder, denn die Nation ist beides, du bist als Royalist der royalistischen Parriciden-Strafe im Code anheimgefallen: Zuerst deine rechte Hand ab, danach Kopf ab.“ Es ist außer Zweifel, daß die Redaktoren der Spitzbubenblätter während und nach dem Kampf über die Klinge springen müssen, was der „Corsaire“ auch wittert, indem er heute heult: „Die Frage ist einfach gestellt: auf der einen Seite die Guillotine, auf der andern die Gesellschaft.“ Charakteristisch für die Situation ist folgende Stelle aus den „pariser Briefen“, die Charles Paya in die demokratischen Provinzialjournale einrücken läßt und worin er scharf und sicher zeichnet: „Der Präsident Bonaparte ist natürlich wie belagert von der ansehnlichen Menge Leute, die seine Wahl betrieben. Täglich erscheinen Deputationen der Ortschaften bei ihm und verlangen als Lohn dies und das. Ihn verdrießt dies Leben, aber er muß aushalten. Die südlichen Provinzen besonders, fünf Stück, haben ihm eine komplette Gesandtschaft auf den Hals geschickt, die ihm erklärt, sie wünschten ihre aus der Zeit des Provisoriums stammenden republikanischen Beamten auf ein Mal gründlich los zu werden. Und da wird als Nachfolger im Amt stets ein fanatischer Anhänger Henri's V. oder Louis Philipp's vorgeschlagen; so im Departement der obern Garonne. Es ist gar traurig anzusehen. Und wer glaubt's, daß Napoleon Duchatel, ehemaliger Präfekt, der [1154] Bruder des verjagt gewesenen Louis-Philipp'schen Minister Duchatel, heute im Ministerium des Innern eine große Rolle spielt? So weit ist es gekommen.“ Es kann noch weiter kommen. Die Demokraten haben bisher geschlafen; Herr Thiers hat aber Wort gehalten, er hat jetzt völlig den Februarleuten, die ihm die Regentschaft eskamotirten, zur Vergeltung die Republik eskamotirt. Was heute in Frankreich Republik heißt, ist eigentlich nicht etwas Organisirtes, Systematisches; und doch hätte sich dergleichen seit Jahr und Tag leicht bilden lassen. Paya fährt fort: „General Changarnier hat bekanntlich neulich gesagt, er wolle mit diesen Republikanern fertig werden wie mit einer Düte Bonbons; so leicht wie er eine Düte Bonbons kaufe, übernehme er es, den Bonaparte zum Kaiser zu machen.“
Ein Gegenstück dazu ist die Unterhaltung zweier Volksvertreter, deren einer, ehedem republikanischer Minister, den andern, einen höhern Militäroffizier, in seinem Kabinet fragte: ob er auf Tod und Leben die Republik schützen werde? Der Offizier sagte ja, obschon er eine andere Regierung gewünscht habe. Sie haben wohl gethan, mir dies zu antworten, denn hätten sie gegen die Republik sich ausgesprochen, so lägen Sie jetzt schon in Ihrem Blute zu meinen Füßen, und hierbei zeigte er ihm ein bis an die Mündung geladenes Pistol. Und in einem Abendzirkel von Kammermitgliedern diskutirte man heftig die große Frage von der Haltung der Kammer, falls die Königsfreunde draußen die Errichtung eines Thrones forderten. Ein Volksvertreter aus der Bergpartei kam so eben in das Zimmer und mischte sich mit folgenden Worten in die Konversation:
„Wir kennen nur ein Mittel, in solcher äußerster Noth unsere Republik zu retten, wir stellen uns an die Spitze der Demokraten da draußen und führen sie zum Heldenkampfe; das wird keine Junischlacht sein in der man weder Zweck noch Führer deutlich kannte, sondern es wird ein dreister, klarer Kampf werden, den die Freiheit gegen die Royalisten ficht, und wenn letztere siegen wollen, so müssen sie erst das Land von einer Grenze bis zur andern in ein Leichenfeld verwandeln. Die Gesellschaft stimmte mit Energie diesem Worte bei. — Ich glaube, daß die Besorgnisse dieser edeln Freiheitsmänner doch für den Augenblick übermäßig sind, wissen sie denn nicht, daß die Reaktionsmänner in der Kammer selber „die Hühner mit den abgeschnittnen Flügeln“ genannt werden? Es ist nicht so leicht, den verschmetterten Thron wieder aufzubauen, als jene Hühner vielleicht sich einbildeten. Daß Hühner viel Geschrei machen, ist bekannt; „mehr als ein s. g. Mäßigkeitsmann in und außer der Kammer schlägt im Stillen ein allgemeines, auf Einen Tag fallendes Abschlachten aller französischen Demokraten vor, deren Zahl in den Registern der Reaktionäre auf eine halbe Million, wovon Vierfünftel zu Lyon und Paris, angegeben sein soll. Also eine moderne Bartholomäusnacht, eine neue Auflage der Pariser Bluthochzeit und sicilischen Vesper. Aber diese armen Herren Königthümler, indem sie achselzuckend dies als eine traurige Nothwendigkeit anerkennen, vergessen, daß die Abzuwürgenden wenig Aehnlichkeit mit Schaafen haben.“
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@facs1154
Paris, 29. Januar (8 Uhr Morgens).
Man schlägt den Rapell im ersten Arrondissement. Das hat nichts zu bedeuten. Die Löwen der ersten Legion sollen sich nur versammeln, um ihren neugewählten Oberst (den berüchtigten Napoleonsverräther General Gourgaud) in den elysäischen Feldern anzuerkennen.
Wie wir so eben hören, ging diese Förmlichkeit ruhig vorüber.
11 Uhr. Die Sache wird ernster. Der Rapell erschallt in allen Arrondissements, Die Boulevards füllen sich mit Menschen; man eilt an die Fenster und frägt sich: ob es losgehe? Dle arbeiterreichen Viertel von St. Denis, St. Martin etc. etc. sind fast unbefahrbar, so groß ist das Gedränge. „Wir müssen die Nationalversammlung schützen“ — hört man aus den Gruppen.
11 3/4 Uhr. Eben verbreitete sich das Gerücht, die Mobilgarde (jene Retterin des Vaterlandes vom Juni) rücke heran, um ihre Bataillonschefs zu befreien, die der Afrikaner Changarnier (wie sie sich ausdrückt) in das Militärgefängniß der Abbaye werfen ließ. Auch von der Linie wurden im Laufe des gestrigen Tages mehrere Sergent-Majors in jenes Gefängniß geworfen.
Es scheint, der Andrang nach dem Concordienplatze ist sehr stark. Da das Gerücht geht: die 1. 2. und 10. Legion wollten einen royalistischen 15. Mai gegen die Nationalversammlung wagen, so wollen Volk und andere Legionen nicht müßig daheim bleiben, sondern ebenfalls zum Schutze der Versammlung dahin aufbrechen.
12 Uhr. Der Rapell dauert fort. Ordonnanzoffiziere reiten durch die Straßen. ‥‥ Wir eilen in die Nationalversammlung, um uns einem zweiten 15. Mai auszusetzen.
— Generalissimus Changarnier hat, einem Morgenblatte zufolge, folgenden strategischen Plan seinem Generalstabe in Bezug auf den honnetten 15. Mai mitgetheilt: „‥‥ Die beiden Seineufer sollen vollständig isolirt werden. Jede Brücke wird in eine Art Festung umgewandelt. Von hier aus sollen die widersätzigen Stadttheile mit Kanonen und Wurfgeschütz bestrichen und an den Eingängen unterminirt werden.“
Man sieht, Hr. Changarnier sucht seinen Vorgänger Lamoriciere an Ruhm zu übertreffen.
— Sämmtliche demokratische Blätter, mit dem „Peuple“ an ihrer Spitze, beschwören das Volk, sich nicht früher zu erheben, als bis sie es dazu aufrufen:
„An das Volk! Die finstersten Gerüchte laufen über die freiheitsmörderischen Pläne der Reaktionärs umher. Wir fahren jedoch fort, das Volk zu beschwören, die tiefste Nichtachtung den Aufhetzereien entgegenzusetzen, welche von einer grundsatzlosen Polizei, von einer im Sterben liegenden Regierung oder von einer bis auf den letzten Grad der Anarchie und Verzweiflung getriebenen Reaktion gegen dasselbe gewagt werden sollten. Auf dem Punkt, wo die Sachen jetzt stehen, könnte nur ein Attentat gegen die Nationalversammlung die Intervention der guten Bürger rechtfertigen. Hoffen wir, daß die Nationalversammlung ihre Pflicht zu erfüllen wisse, wie wir die Unserige zu erfüllen wissen werden.
Paris, den 29. Jan. 1849.
Die Redaktoren des Peuple.“
(Folgen die Unterschriften.)
— In der Wohnung des Präsidenten Bonaparte geht es sehr lebhaft zu. Unsere ersten politischen Kannegießer, wie z. B. Lamartine, Marrast, Dufaure, Molé, Thiers etc. etc. fahren seit gestern Mittag abwechselungsweise daselbst vor. Auch Bugeaud, der einen Ausflug in den Süden machte, ist heute zurückgekehrt und hatte eine Zusammenkunft mit dem Präsidenten.
— Zwischen Bugeaud und Changarnier soll der Plan festgestellt worden sein: im Falle die Rothen gewännen, einen Aufruf an die Departements zu erlassen und sämmtliche Bürgerwehren um Lyon herum zu concentriren, um dann gegen das „verfluchte“ Paris loszumarschiren.
Inmittelst verfertigt man in Lyon bereits einen (mit Lilien oder Bienen?) übersäeten Hermelinmantel und der Kunstmaler Perrignon hat bereits zwei bezaubernde schöne Portraits des Frohsdorfer Königspaares in Lebensgröße vollendet, an welchen sich das Auge des Pariser Volks bereits weidet!!! Gute Nacht, Republik!
— Sämmtliche Bischöfe und Erzbischöfe beabsichtigen, im Laufe des Februar ein Concil abzuhalten, um die Religionsgefahr abzuwenden. Als Versammlungsort nennen die Blätter Toulouse.
— Vorige Nacht schaffte man die Maigefangenen aus Vincennes nach Bourges.
[(Le Pays.)]
— In vielen Café's sowie in allen demokratischen Journalbüreaus liegen Listen zur Unterschrift der Anklage gegen das Ministerium aus.
Spanien.
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@typejArticle
@facs1154
[ * ] Madrid, 23. Januar.
Die Gerüchte von neuem Ministerialwechsel tauchen wieder auf. Graf Vista Hermosa hat plötzlich sein Oberhofmeisteramt bei der Königin niedergelegt. Man erzählt sich hierüber allerlei Skandalgeschichten, die uns zu wiederholen anekelt.
Oesterreich's Gesandter, Graf Esterhazy, ist von Lissabon her in Madrid eingetroffen und stattete heute seine ersten Privatbesuche ab.
Vom Revolutionsheerde in Katalonien und Navarra nichts Neues.
Belgien.
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@typejArticle
@facs1154
[ 068 ] Gent, 30. Jan.
Das Pulvermagazin der Citadelle von Gent ist heute Morgens 7 Uhr explodirt. Man kennt noch nicht die Veranlassung dieser Explosion. Sechs Soldaten sind verwundet, die Artilleriewache ist getödtet worden. Das Magazin enthielt wenig Pulver. In der Stadt selbst hat das Auffliegen des Pulvermagazins keinen Schaden verursacht.
[(Indépendance.)]
Neueste Nachrichten.
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@facs1154
[ 068 ] Barmen, 29. Jan.
Die heutigen Wahlen für die erste Kammer sind durchaus reaktionär ausgefallen. Die Herren Werle, de Bary, Friedrich von Eynern jun. und Hermann Siebel (Ritter des rothen Adlerordens seit seiner Berliner Stuhlexpedition bei Gelegenheit der silbernen Hochzeit), schwarz-weißes Vollblut tout pur, sind Wahlmänner geworden.
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@facs1154
[ 24 ] Wittlich, 31. Jan.
Selbst zur ersten Kammer haben wir einen demokratischen Wahlmann durchgesetzt.
[Redakteur en chef Karl Marx. ]
@typejAnnouncements
@facs1154
@typejAn
@facs1154
Civilstand der Stadt Köln.
Den 25. und 26. Januar 1849.
Heiraths-Ankündigungen.
Anton Jansen, Anstr., und Elisab. Poot, beide Rheinberg. — Joh. Ludw. Steinbrink, Restaurateur, Heumarkt, und Anna Margar. Sostmann, v. Hanau. — Jos. Rener, Barb., und Joh. Helena Elisab. Simmer, beide Kupferg. — Karl Eduard Rob. Strumpf, Revisor bei der Colonia, Bollwerk, und Maria Sib. Backes, Heumarkt. — Heinr. Krudwig, Kutscher, Wittwer, Follerstr., und Maria Sophia Senger, Severinstr. — Wilh. Bläser, Schusterges., Breitstr., und Maria Sass, Helenastr. — Joh. Rein. Reiff, Bäcker und Conditor, und Anna Gertr. Küpper, Witwe Axer, beide kl. Griechenm. — Wilh. Henseler, Ackerer, zu Bickendorf, und Anna Maria Kröver, am Thürmchen. — Math. Raafs, Knecht, Thieboldsg., und Anna Cathar. Klein, zu Merheim. — Karl Jos. Gladbach, Faßb., Herzogstr., und Kathar. Schwamborn, zu Mülheim. — Math. Jos. Wiedenau, Schreiner, Severinstr., und Margar. Bröhl, zu Ensen, früher Hämerg. — Heinr. Heltorff, Schuster, Sterneng., und Carol. Lehrs, Hochstr. — Joh. Kastenholz, Tagl., zu Niehl, und Anna Maria Klöcker, an der Münze. — Anton Sechtem, Gärtner, Witwer, Plankg., und Anna Zimmermann, zu Cardorf. — Heinr. Schumacher, Conditor, Witwer, und Maria Lucassen, beide zu Meurs, früher zu Köln. — Peter Rörig, Ackerer, zu Lengsdorf, und Maria Christ. Pax, zu Lengsdorf, früher Bobg. — Heinr. Pütz, Schuster, zu Rheidt, und Anna Gertr. Florin, Sterneng
Den 27. Januar.
Geburten.
Sib. Frieder., T. v. Johann. Gerh. Wilbert, Tagl., Brand. — Hilarius, S. v. Hilarius Fischer, Gärtner, Münze. — Jak., S. v. Math. Mauel, Schreinerm., Pelzerg. — Wilh. S. v. Friedr. Herbert, Buchdrucker, Kostg. — Pet. Hub., S. v. Jak. de Jong, Güterbestätter, Rothenberg.
Sterbefälle.
Anna Maria Horst, 5 J. 9 M. alt, Streitzeuggasse. — Anna Cath. Breuer, 4 M. alt, Aposteln alte Mauer. — Elis. Bierbaum, Ww. Rolog, 63 J. alt, Mariengartenkl. — Franz Tilm. Wichers, ohne Gew, 83 J. alt, verh., Höhle. — Joh. Gerh. Schäfer, Kanonicus des ehem. St. Andreasstiftes, 72 J. alt, Lyskirchen. — Joh. Theod. Burgwinkel, 2 J. 10 M. alt, Marspforten.
Heirathen.
Peter Joseph Decker, Bäckerges., v. Lülsdorf, und Anna Marg. Hey, v. Deutz. — Wilh. Moll, Schiffmatrose, u. Helena Töller, b. v. hier. — Joh. Wenz, Hauskn., v. Mondorf, u. Anna Maria Moritz, v. Frechen. — Jak. Rasquin, Spezereihändler, v. Bergheim, u. Marg. Dillmann, v. Boppard. — Pet. Jos. Krahn, Musket. im 27. Regt., v. Brauweiler, u. Hel. Ther. Etling, v. hier. — Theod. Koch, Drechsler, v. Lüdenscheid, u. Juliana Wilhelm. Carol. Jonghaus. v. Wülfingen. — Joh. Schmitz, Nagelschmid Wwr., v. hier, u. Anna Sophia Deutzmann, v. Worringen.
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Einladung an die demokratischen Wahlmänner des Kreises Solingen zu einer Versammlung bei dem Wirthe Hrn. Hufschmiedt in Reusrath, auf Donnerstag den 1. Februar, Nachmittags 2 Uhr.
Das demokratische Wahl-Comite.
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Volksthümliche Wahlen.
Zu einer General-Versammlung laden wir die Wahlmänner der Kreise Sieg und Bonn auf Freitag den 2. Februar, Nachmittags 1 Uhr, in den Saal des Gastwirths Wiersberg hierselbst freundlichst ein.
Bonn, den 30. Januar 1849.
Das Central-Comite für „volksthümliche Wahlen.“
C. Hagen. Anselm. Ungar. Fr. Kamm.
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Oekonomie-Administratoren, Wirthschafts-Inspektoren, Forst- und Domainen-Beamte, Rentmeister, Sekretäre, Hauslehrer, Braumeister, Fabrik-Aufseher, Pharmazeuten, Buchhalter und Handlungs-Commis für Banquiers-, Comptoir-, Fabrik-, Manufaktur-, Schnitt-, Material-, Reise- und sonstige Geschäfte können sehr gute und dauernde mit hohem Gehalt verbundene Stellen erhalten und wollen sich bald brieflichst wenden an die Agentur des Apothekers Schultz in Berlin, Alexanderstraße, Nro. 63.
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Bürgerw.-Cavallerie.
General-Appell bei Herrn Jüsgen im Stern auf der Hochstraße.
Donnerstag den 1. Februar 1849, Abends 8 Uhr, zur Empfangnahme der Karten für den am 2. Februar c. im Eiser'schen Saale stattfindenden 2. Balle.
Der stellv. Commandeur.
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Renegat Schützendorf hält als „verlorener Sohn“ (??) seinen Einzug in die zweite Kammer, umarmt Brandenburg-Manteufel und setzt sich auf die äußerste Rechte!!
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Minister-Krisis in Berlin!
Auf das Gerücht hin, daß Schützendorf zum Abgeordneten für die zweite Kammer gewählt werden soll, haben Brandenburg-Manteufel dem Könige ihre Entlassung eingereicht.
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Schützendorf!
Kandidat zur zweiten Kammer.
Von welcher Partei wirst Du vorgeschlagen, Schützendorf?
Von der Heulerpartei!
Aha!!! Aha!!! Aha!!!
Mit Speck fängt man Mäuse; aber nicht mit Schuhmachermeister!
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Auszug.
Durch Akt des Gerichtsvollziehers Cloeren vom heutigen Tage hat die zu Köln ohne besondres Gewerbe wohnende Catharina geborne Fetz, Ehefrau des ebenfalls in Köln wohnenden Kaufmanns Lorenz Meschele, vertreten durch den zu Köln wohnenden Advokat-Anwalt Robert Nücker gegen ihren genannten Ehemann die Gütertrennungsklage angestellt.
Köln, den 30. Januar 1849.
Für die Richtigkeit des Auszugs: Rob. Rücker, Adv.-Anw.
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Die Wahlmänner des Landkreises Köln und Mülheim, welche sich zur echten demokratischen Partei bekennen, werden hiermit zu einer Vorberathung Behufs Wahl der Abgeordneten, am 2. Februar c., Morgens 10 Uhr, bei Hrn. Johnen zum „dicken Thomas“, Glockengasse Nr. 39 in Köln, eingeladen.
Der Ausschuß der am 27. Januar in der Vorberathung zugegen gewesenen demokratischen Wahlmänner.
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Ein Lehrling wird gesucht für Dekorationen und Anstreichen, wo sagt die Expedition.
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Demokratische Gesellschaft.
General-Versammlung Donnerstag, den 1. Februar 1849, 7 Uhr Abends, im Dickopf-(Eiser')schen Saale.
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Casino-Ball-Gesellschaft.
Der fünfte Casino-Ball findet Samstag den 3. Februar Statt und beginnt um 7 Uhr.
Köln, den 1. Februar 1849.
Die Casino-Ball-Direktion.
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Ich wohne von heute an Langgasse, am Appellhof Nr. 19. Köln, den 29. Januar 1849.
Laufenberg, Advokat
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Medizinalrath Dr. Schmalz aus Dresden, wird kurze Zeit in Köln (Berlich Nr. 15) sich aufhalten, um Gehör- und Sprachkranken Rath zu ertheilen (10-1 Uhr).
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Ein ordentliches Dienstmädchen gesucht, welches mit guten Zeugnissen versehen ist. Telegraphenstraße Nr. 24—.
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Neusilberne und messingene Haarhalter bei August Hönig, Altenmarkt Nr. 56 Köln.
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Messingene, bleierne & eiserne Saug- und Druckpumpen sind stets vorräthig, und werden nach Bestellung unter Garantie angefertigt bei August Hönig, Pumpenfabrikant, Altenmarkt Nr. 56 Köln.
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An die demokratischen Wahlmänner!
Eure potitischen Gegner, die schwarz-weißen Bürgervereinler, und die Ultramontanen haben einen Bund geschlossen, um bei den ehestens stattfindenden Wahlen euch zu besiegen. Die einen wollen den erstern einen Apostat-Demokraten, den Ueberläufer Schützendorf, und die ersten den letztern einen Erz-Ultramontanen, Landgerichtsrath Blömer, wählen helfen.
Seid daher einig, beharre nicht jede einzelne Fraction von Euch eigensinnig auf seinem Günstling, sonst sind eure Siege des 22. Januar eine Illusion.
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Bravo! Bravo! Herr G. Heuser und Hölterhoff!!!
Sie müssen sehr verdächtige Gelüste auf die Herren Offiziere haben, da Sie sich so große Mühe geben, daß diese Herren wieder in das Casino aufgenommen werden.
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Herr Oberbürgermeister Gräff! Ist es wahr, daß Sie gestern Abend im Pius-Verein erklärt haben, die Herren Kyll und Raveaux seien Anarchisten?
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Herrenkleider werden gewaschen und reparirt, Herzogstraße Nr. 11.
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Freitag den 2. Februar, Abends 8 Uhr, Zweites großes Vokal- und Instrumental-Konzert im Stollwerck'schen Saale vom Bürger-Sing-Vereine und Musikchore, unter Leitung des Lehrers und Musik-Direktors Herrn Herx.
Nach dem Konzerte Kränzchen unter Leitung des Herrn Franken, Sohn.
Die Konzert-Abonnenten haben zum Kränzchen freien Eintritt.
Das Konzert-Programm wird an der Kasse vertheilt.
Die Direktion.
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Auszug in Sachen der in Bonn ohne besonderes Gewerbe wohnenden Margaretha Neudorf, Ehefrau des daselbst wohnenden Kaufmannes Joseph Müller, Klägerin etc. Rücker und Laufenberg gegen ihren vorgenannten Ehemann Joseph Müller, Kaufmann in Fallitzustand in Bonn wohnend, Verklagter etc. Correns und Johann Werner, Kaufmann in Bonn, als provisorischer Syndik des Falliments Joseph Müller, Mitverklagter etc. Commer. hat das Königl. Landgericht zu Köln, durch sein Urtheil vom 30 Januar 1849 die Trennung der zwischen den Hauptparteien bestandenen Gütergemeinschaft mit allen gesetzlichen Folgen ausgesprochen.
Für die Richtigkeit dieses Auszuges:
Rob. Rücker, Adv.-Anwalt. Laufenberg, Advokat.
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Frage. Was ist die beste Empfehlung für Schützendorf?
Antwort. Daß er von Constitutionellen und sogar anerkannten Reaktionären empfohlen wird, und daß diese Leutchen für ihn stimmen wollen.
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Finis Coloniae!
Die „Deutsche Ztg.“ enthält wirklich Folgendes: „ Köln, den 23. Januar.
Unsere Wahlen für die zweite Kammer sind wahrhaft schrecklich ausgefallen, Kappusbauern, Branntweinbrenner, Bierbrauer, alle von der reinsten demokratischen Gesinnung — bilden die ungemeine Majorität. Die guten Bürger waren wie gewöhnlich aus reiner Indolenz zu Hause geblieben.“
Köln mag sich bei Herrn [unleserlicher Text] bedanken!
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Zur Wahl 2. Kammer empfehlen wir den Pastor Elkemann und H. Rolshoven zu Iddelsfeld, für den Landkreis Köln und Mülheim; ferner den Schuster Schützendorf in Köln für den Arbeiterstand bergicher Kreise.
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Der Gerant: Korff.
Druck von J. W. Dietz, Unter Hutmacher N. 17.