[1577]
Neue Rheinische Zeitung
Organ der Demokratie.
N 279. Köln, Sonntag den 22. April 1849.
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Vierteljähriger Abonnementspreis in Köln 1 Thlr. 7 1/2 Sgr., bei allen preußischen Postanstalten 1 Thlr. 17 Sgr. ‒ Im Auslande wende man sich: in Belgien an die betreffenden Postanstalten; in London an W. Thomas, 21 Catherine-Street, Strand; in Paris an W. Thomas, 38 Rue Vivienne, und an A. Hovas, 3 Rue Jean Jacques Rousseau.
Insertionen werden mit 18 Pf. die Petitzeile oder deren Raum berechnet. ‒ Auskunft, Annahme und Abgabe chiffrirter Briefe gratis. ‒ Nur frankirte Briefe werden angenommen. ‒ Expedition in Aachen bei Ernst ter Meer; in Düsseldorf bei F. W. Schmitz, Burgplatz; in Köln Unter Hutmacher Nro.17.
Zweite Ausgabe.
Seit 48 Stunden haben wir keine englische Post erhalten.
Deutschland.
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Edition: [Friedrich Engels: Die Debatte über das Plakatgesetz, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
[ * ] Köln, 21. April.
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Berlin.
Das Ministerium für Handel, Gewerbe etc. kostet jährlich 135,000 Thlr., das Justiz-Ministerium 93,000 Thlr., das Ministerium des Innern 89,000 Thlr., das Kriegsministerium dagegen 248,000 Thlr. ‒ Wer, fragen wir, möchte behaupten, daß die Arbeiten beim Minist. des Krieges mehr Kräfte und damit Kostenaufwand bedingten, als bei dem des Innern oder der Justiz? Es ist ein solches Verhältniß auch gar nicht vorliegend, vielmehr ist der Grund der Mehrausgabe von jährlich 159,000 Thlr. für das Kriegsministerium in einer zu complizirten Geschäftsführung, in einer Verwaltung zu suchen, wo immer Einer den Andern controllirt, bis endlich ein Antrag, der vielleicht ein ganzes Jahr hindurch von einer Hand in die andere gegangen ist, schließlich mit der beliebten Entscheidung: „wegen Beiräthigkeit der Mittel ‒ ad acta,“ beseitigt wird, obgleich 28 Millionen jährlich bei zweckmäßiger Verwendung und wenn man nicht immer und ewig von der Idee ausginge: „unsere Heeresverwaltung ist unverbesserlich, daran darf nicht entfernt gerüttelt werden,“ obgleich 28 Mill. doch einen sehr bedeutenden Spielraum gewähren, um die als gut erkannten Verbesserungen ins Leben zu führen. Wir wollen sehr billig sein und nicht mehr als 30 pCt. vom Etat des Kriegs-Minist. als eine Ersparniß verlangen, die sich ausführen läßt, ohne daß irgend Jemanden zu nahe getreten oder die Sache selbst beeinträchtigt wird, und ergibt dies eine Ersparniß von zirka 75,000 Thlrn. ‒
Als Herr Scherer, Abgeordneter für das Wupperthal, gestern als Referent die äußerste Linke angehend, die Bemerkung machte, ob diese Herren wohl verwechselt sein wollen mit denen, welche in den Clubs die schlechten Leidenschaften anfachten u. s. w., rief ihm der Abgeordnete D'Ester laut zu: „Lieber als mit Ihnen Apostate.“ ‒ Als Herr Scherer am Schlusse seiner Rede sagte: „und so spreche ich nun die Hoffnung aus“, rief der Abgeordnete Schramm; „Unterstaatssekretair zu werden“, darob der ehrenwerthe Referent so in Verlegenheit kam, daß er den Schlußsatz seiner glänzenden Rede nicht aussprechen konnte.
Die zweite Kammer hält heute keine Sitzung, damit die Verfassungs-Revisions-Kommission sich heute ganz ihrer Arbeit hingeben könne und etwas schneller wie bisher fortschreite. Am Schlusse der gestrigen Sitzung wurde der § 10 des Clubgesetzes mit 168 gegen 157 Stimmen in folgender Fassung angenommen:
„Die Vorsteher solcher Vereine, welche eine Einwirkung auf öffentliche Angelegenheiten bezwecken und welche nicht zu den kirchlichen oder religiösen Vereinen gehören, sind verpflichtet, Statuten über Verfassung und Wirksamkeit des Vereins, sowie alle Abänderungen binnen drei Tagen, nachdem sie zu Stande gekommen, der Orts-Polizei-Behörde zur Kenntnißnahme einzureichen, derselben auch auf Erfordern jede darauf bezügliche Auskunft zu ertheilen.“
Das Resultat dieser letzten Abstimmung in der gestrigen Sitzung, nachdem die Rechte in zwei vorhergegangenen Abstimmungen in der Minorität blieb, erreichte sie dadurch, daß sie einen ihrer Genossen, den kranken Abgeordneten Sames aus dem Bett holen ließ, um sein „Ja“ zu sprechen, ‒ Wir bemerken bei dieser Gelegenheit, daß Herr Heinrich Simon immer noch seinen Wahlkreis unvertreten läßt, daß ferner Herr Schwickerath statt in der Kammer zu sitzen, auf der Leipziger Messe, wie wir hören, Felle einkäuft und endlich auch Herr Skiba, wir wissen nicht wo, sich herumtreibt. Wenn diese Herren nicht Zeit haben, in Berlin zu bleiben, nun wohl, dann mögen sie ihr Mandat niederlegen.
Friedrich der Große schenkte bekanntlich dem alten Herzog Leopold von Dessau die wundervolle Besitzung Norkitten in Ostpreußen, als Belohnung seiner Verdienste. Keiner seiner Nachfolger ist je in Norkitten gewesen, sie haben sich alle lediglich damit begnügt, die schönen Einkünfte alljährlich zu empfangen. Plötzlich werden daselbst jetzt alle Wohngebäude auf das Schleunigste in Stand gesetzt, um einen hohen Besuch zu empfangen. Erinnert man sich der Unterhaltung des Königs mit dem Abg. Pannier aus Dessau so liegt die Vermuthung sehr nahe, daß der Herzog von Dessau nach Norkitten reisen wird und Preußen während dieser Zeit das demokratische Ländchen „pacifiziren.“ („Gegen Demokraten helfen nur Soldaten!“ Friedrich Wilhelm IV. am 3. April.)
Als der Abg. Bauer aus Stolpe vor einigen Tagen des Morgens um 1 Uhr nach Hause ging und seine Mappe noch von der Sitzung her bei sich hatte, wurde er von einem Constabler angehalten, der es verdächtig fand, daß der Abg. die Mappe unter dem Mantel trug. Auf die Frage, „was er denn unter dem Arme habe,“ antwortete Bauer natürlich: „das gehe ihn ja gar nichts an,“ übrigens sei er Abgeordneter und könne sich als solcher durch seine Karte legitimiren. „Ach was, das ist mir ganz gleich,“ erwiderte der verhaftungslustige Schmetterling und führte Herrn Bauer in die Constablerwache, von wo er natürlich sogleich entlassen wurde. Das Merkwürdigste ist aber, daß die Kreuzzeitung an demselben Tage noch diesen Vorfall natürlich entstellt, erzählte.
Die Luft ist voll der abenteuerlichsten Gerüchte, in welchen sich größtentheils die Hoffnungen und Befürchtungen unserer Bevölkerung aussprechen. Vor allen andern trägt man sich aber mit folgender Combination über das Verhalten des Ministeriums in neuester Zeit, welche allerdings für den, welcher die Verhältnisse kennt, sehr viel Wahrscheinlichkeit für sich hat.
Im Cabinet sind bekanntlich zwei Parteien, die sich sehr lebhaft bekämpfen, die Potsdam-Hallenser Kamarilla, vertreten durch Brandenburg, v. d. Heydt, Simons, Arnim und besonders Ladenberg ‒ und die Constitutionellen Manteuffel, Strotha und Rabe. Seit einiger Zeit hat Manteuffel fast allen Einfluß verloren, er wurde stets überstimmt und es mußte ihm also daran vorzüglich gelegen sein, die pietistisch absolute Partei zu verdrängen und seine Ansichten zur Herrschaft zu bringen, da er noch nie aufgehört hat, sich als den allein möglichen Minister zu betrachten. Er hatte während der Osterferien schon mit vielen einflußreichen Abgeordneten selbst der gemäßigten Linken Unterhandlungen angeknüpft und sich unendlich bemüht, die Stellung seines Cabinets zu consolidiren und deshalb besonders Graf Arnim über Bord zu werfen.
Der Präsident Grabow vertagte gestern auf Wunsch des Ministers die Kammer auf einen Tag, um ihm zu Unterhandlungen Zeit gewinnen zu lassen, welche die deutsche Frage und besonders die Nachfolgerschaft des Ministers der auswärtigen Angelegenheiten betrafen. Außer diesen Angelegenheiten fürchtet man noch die Debatte über den Belagerungszustand, welche doch schon Dienstag vorkommen kann. Es soll deshalb der Kammer vor Beginn der Diskussion eine ministerielle Mittheilung gemacht werden, daß man bereit sei, den über die Hauptstadt verhängten Ausnahmezustand aufzuheben, um den vielfachen Anklagen zu [1578] entgehen. Durch diese Erklärung und etwa noch durch die wohlfeile Anerkennung der deutschen Verfassung hofft das Ministerium außerdem den Waffen seiner Gegner die Spitze abzubrechen und durch neue Sympathieen eine festere Stellung zu gewinnen. So wird denn die nächste Zukunft schon entscheidende Entschlüsse und vielleicht nicht minder entscheidende Thatsachen bringen.
In der Agrarkommission hat man eine heillose Angst vor dem Elsnerschen Antrage auf Ablösung der bäuerlichen Grundstücke. Man sucht in Göthescher Manier die unangenehme Berathung so weit hinauszuschieben als möglich und der Präsident der Kommission Citoyen Hermann Hatzfeld hat seine Getreuen demgemäß bis auf Montag vertagt.
Von den Abgg. Grebel und Genossen ist ein Antrag auf Aufhebung der Moststeuer gestellt und als Motiv die Noth der Winzer angeführt.
Als Amendement zum Waldeck'schen Antrag, die Aufhebung der Belagerungszustände wird von den Abgg. Renard, Möcke etc. vorgeschlagen, nach dem Wort „aufzuheben“ zu setzen: „und den Kammern ein Tumult- und Aufruhrgesetz, welches sich nicht allein auf Berlin beschränkt, zur schleunigsten Begutachtung und Beschlußnahme vorzulegen.“
Die Verfassungs - Revisions - Kommission ist in ihren Arbeiten heute bis zu Artikel 50 gelangt. Es erhob sich eine sehr heftige Debatte in Bezug auf den gestrigen Angriff des Abg. Behnsch gegen die Rechte der Kommission, welche Hr. v. Auerswald so gütig war mit tiefster Verachtung zurückzuweisen. Hr. v. Vinke meinte, er hätte gehofft, daß die Kommission als Ganzes durch jenen Angriff sich beleidigt gefühlt haben würde, daß ferner ein Mitglied der Linken in der Kommission die Vertheidigung übernehmen werde, da der Angriff von dieser Seite des Hauses ausgegangen sei. Unruh und Phillips erwiderten, daß auch sie den Angriff Behnsch's mißbilligen müßten, sich aber nicht veranlaßt gefühlt hätten, das Wort zu ergreifen, nachdem Hr. v. Auerswald gesprochen. Der Abg. Stein trat energischer auf und meinte, er würde die Vertheidigung der Kommission nicht haben übernehmen können, da er den Vorwurf der Verzögerung für begründet erachte, obwohl die Kommission nicht angestrengter habe arbeiten können. Der Grund liege darin, daß die Herren der äußersten Rechten in der Kommission Amendements stellten, die Stunden lang diskutirt würden, und für welche sich am Ende nur die Amendementsteller selbst erhöben. Er stelle deshalb den Antrag, daß nur die Amendements zur Diskussion kommen sollten, für deren Unterstützung sich mindestens 15 Mitglieder erhöben. Scherzhafterweise war Hr. Stein nach einer kurzen Diskussion über diesen Antrag der Einzige, der dafür stimmte, so daß sich noch Hr. Kleist-Retzow, um ihn nicht ganz allein zu lassen, erhob.
Nachdem die ersten beiden Titel berathen waren, schlug man vor, dieselben sogleich der Kammer zur weiteren Berathung vorzulegen. Es wurde dagegen angeführt, daß man die Gestaltung der deutschen Verhältnisse abwarten müsse, obwohl Stein mit Recht erwiderte, entweder ordneten sie sich in den nächsten Tagen oder aus der ganzen deutschen Verfassung würde nichts. Der Antrag wurde verworfen.
Ehe man zu der Berathung des dritten Titels, der „vom König“ handelt, überging, bemerkte Vinke, er habe dazu gar kein Amendement zu stellen und die ganze Rechte befolgt die gleiche Taktik. Die Linke ließ sich natürlich nicht hindern ihrerseits das Möglichste zu thun, obwohl ihre Anstrengungen unfruchtbar waren. Das Verhältniß der Partheien ist nämlich folgendes; 6 Mitglieder der Commission gehören, wie Bodelschwingh, Kleist, Retzow, Arnim der äußersten Rechten an; 8 Mitglieder mit Vinke, und Auerswald der Rechten; 2 Wenzel und Rhoden dem Centrum; 2 Unruh und Phillips der gemässigten Linken; 3 der äußersten Linken, Ziegler, Liebelt und Stein.
Aus sicherster Quelle erfahren wir, daß die äußerste Linke in Bezug auf den Rodbertus'schen Antrag zwar eine motivirte Tagesordnung vorschlagen, sich aber eventuell für denselben erklären wird. Der Redner der Partei wird wahrscheinlich Waldeck sein. Die Tagesordnung wird heute Abend in der Fraktionssitzung berathen werden.
Sitzung der ersten Kammer.
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@facs1578
Die Tribünen sind gefüllt, weil man eine interessante Sitzung erwartet. Der Minister, Graf Arnim, sagt auf die Interpellation des Grafen Oyhrn, daß er sich nicht veranlaßt fühle, dieselbe zu beantworten.
In Betreff der ähnlichen Interpellation Bergmanns erklärt Brandenburg, ad 1 derselben: er könne nicht antworten; ad 2: er werde die Erklärung der 28 Regierungen auf das Bureau niederlegen und in den nächsten Tagen der Kammer Mittheilungen über die Politik des Ministeriums machen.
Bei Gierkes Antrag auf Anerkennung der deutschen Verfassung wird nicht einmal die Dringlichkeit hinreichend unterstützt.
Die Kammer geht nun zur Tagesordnung über und unterhält sich über den Bornemannschen Antrag über die Gerichtsorganisation bis um 2 Uhr, wo die Sitzung geschlossen wird.
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[ 61 ] Breslau, 19. April.
Die Sitzung des demokratischen Hauptvereins gewann gestern dadurch an Interesse, daß man versuchte, das sozialistische Terrain desselben zu sondiren. Zuerst ernannte der Verein drei Mitglieder, welche sich mit drei Mitgliedern des sozialistischen Vereins in Verbindung setzen sollen, um im sozialistisch-demokratischen Sinne durch Schlesien Propaganda zu machen. Sodann wurde beschlossen, dem Märzkaterverein zu Frankfurt, der einige landrechtlich umständliche Mittheilungen über die kaiserliche Kyffhäuserfrage gemacht hatte, eine gehörige Antwort zu geben, die ihm das Aprilmiauen vertreiben soll. In diesen Mittheilungen stellt der Central-Märzkaterverein sein transzendental-bornirtes Verhalten dem deutschen Volk als Zukunftsnorm auf. Die Debatte, welche sich alsdann auf die Interpellation Körber's in Veranlassung einer Rede, welche Stilch im Arbeiterbankett gehalten, entspann, bewies, daß der demokratische Verein noch viele Bourgeoiselemente enthält und selbst seine sozialistischen Mitglieder über den eigentlichen Kern ihres Strebens noch sehr konfuse Ansichten haben. Die sozialistischen Nothwendigkeiten scheinen mir jedoch hier so reichlich vorhanden zu sein, daß die Herren bald den rechten Weg treffen müssen, indem sie aus ihrer leitenden Mitte namentlich alle bloße Witz-, Phrasen- und Theorienhelden ausscheiden, um sich rein an die Fakta zu halten.
Während das Volk auf den Straßen verhungert, und als Bettler en masse in die Häuser stürzt, sind Trottoirs und Bierhäuser immer voll von Cigarren rauchenden, sich gütlich thuenden königl. preuß. gottbegnadeten Soldaten, welche einem überall in die Rippen fahren. Breslau gleicht einem Kriegslager, in welchem ganz besonders auch die Offiziere mit jenen berühmten brandenburgisch-hohenzollern'schen Backenknochen, Ministerschnurrbärten und stechenden Iltisaugen sich ganz besonders übermüthig und ladstockgraziös herumzuräkeln wissen.
Unter diesen Umständen kenne ich hier vorläufig keinen anziehenderen Punkt, als den oberschlesischen Bahnhof. Nachdem daselbst bisher nur demokratische Flüchtlinge eingetroffen waren, und die unaussprechliche Güte der königl. preuß. Polizei zu bewundern Gelegenheit gefunden, werden seit einigen Tagen auch schwarzgelbe Bestien aus Oesterreich und vom Kriegsschauplatz ausgesetzt, die dann zuweilen selbst schon auf dem Bahnhofe als Deklamatoren wider Magyaren und Wiener auftreten, und von einem aufmerksamen Zuhörerkreis standrechtlicher Gensd'armen sich anstaunen lassen. Ein solcher Held erzählte ihnen neulich, daß die Magyaren ihm Weib und Kind verbrannt, und all sein Hab und Gut verwüstet und gestohlen hätten. Meistens sind diese Kumpane gemeine Spione der österreichischen Bestienpolizei, die den Schwefel ihres magyarischen Verderbens riechen, und sich bei guter Zeit angeblich nach Amerika aus dem Staube machen.
Aus einer solchen Unterhaltung führe ich noch an, daß die gekrönte Central-Standrechts-Bestie zu Olmütz für den Fall zum Durchbrennen gerüstet ist, daß die Magyaren mit Uebermacht die mährische Gränze überschreiten sollten. Die Central-Bestie will dann nach Prag zu dem gütigen Idioten übersiedeln. ‒ Daß an die Stelle des Mörders Windischgrätz der Mörder Welden in Ungarn getreten, will doch nicht recht beruhigen. Man weiß, daß der Mörder Welden mit seinen wurstdicken Tigerlippen, seinen henkergenialen Strangaugen und seinem k. k. österreichischen General-Bulldog-Schädel nichts ist, als ein gemeiner deutscher Bandit, der keine andere Fähigkeit besitzt, als die Fähigkeit des plumpen Mordes. Als dieser Mensch vor Komorn erschienen war, sollen die Soldaten ihm zugemuthet haben, zuerst einmal als Stürmer voranzugehen. Von allen Seiten stürzen jedoch mordentbrannte Schaaren wider das heldenmüthige Magyarenvolk, während Europa's Westen nichts von der solidarischen Brüderlichkeit der Völker zu begreifen scheint und in seiner infamen Apathie dasteht, als kämpften tief in der Türkei Janitscharen mit andern Bestien. Selbst die äußerste französische Demokratie trifft dieser Vorwurf der Infamie. Vom Sieg oder von der Niederlage der Magyaren hängt, das fühlt die Contrerevolution, nicht aber die Stupidität der Volksvertreter, hängt Europa's Schicksal ab. Friedrich Wilhelm IV. läßt sich darum täglich einen Kurier aus Pesth nach Potsdam kommen, weil er weiß, daß mit dem Untergang des östreichischen Urscheusals auch seine Rolle ausgespielt ist. Die Völker haben alles Interesse, diesen Untergang zu befördern und doch fangen sie kaum jetzt an, sich um den Riesenkampf der Magyaren zeitungsmäßig zu kümmern.
Sind die Magyaren besiegt, ist Rußland's bestialischste Klaue wieder schlagfertig; dann wird mit der Bourgeoisie der ganze Absolutismus über Frankreich's Proletarierkampf herstürzen und ihm vielleicht ein knutiges Ende, wenigstens in Deutschland, bereiten.
Daß man in Siebenbürgen und jetzt auch in Galizien die Bürger überredet (Strang, Pulver und Blei) haben will, die russische Hülfe anzurufen, hat seinen Grund darin, damit der Central-Tamerlan später zur Rettung seiner dynastischen Bestien-Ehre sagen kann, er habe diese Hülfe für sich durchaus nicht nöthig gehabt und nur dem Wunsche seiner guten geängstigten Bürger nachgegeben.
Die Oeffentlichkeit und Mündlichkeit des Gerichtswesens wird dem Volke hier auf die hochverrätherischste Weise zum Besten gegeben. Die Lokale sind so geräumig, daß sie außer dem Gerichte mit seiner landrechtlichen Phisiognomie wirklich beinahe noch zwei Gensd'armen und einen Zuhörer fassen, und für unser eins nur die landrechtlich klassischste Langeweile neben Verachtung ihrer Jämmerlichkeit darbieten können.
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[ * ] Posen, 17. April.
Die „Zeitung des Osten“ theilt eine interessante Unterhaltung zwischen polnischen Abgeordneten und preußischen gottbegnadeten Ministern in Betreff der Demarkationslinie mit: Als nämlich die 3 fast ganz aus Polen bestehenden Landwehrbataillone mobil gemacht wurden, um nach Schleswig zu marschiren, und sich für die preußisch-kaiserlich-deutsch-centralgewaltige Komödie und diplomatischen Kriegstrug todt schlagen zu lassen: da begaben sich zwei polnische Deputirte zum Kriegsminister Strotha und gaben ihre Verwunderung über solches gezwungene Betheiligen der Polen an den ruhmreichen Lorbeeren „Meines“ wie des übrigen deutsch-centralen „herrlichen Kriegsheeres“ zu erkennen. „Nun, was wollen Sie thun?“ war die Frage. „Wir werden Sie interpelliren.“ „Wissen Sie auch, was das heißt, einen Minister interpelliren?“ ‒ „Nun? ‒ Das heißt, ihn kompromittiren.“ ‒ „In dem Fall würde es uns aber sehr leid thun ‒ wir müßten dann die Demarkationslinie, so ungelegen sie ist, durchführen ‒ dann freilich würden diejenigen Landwehrleute aus Schleswig zurückgezogen werden, die von jenseits der Demarkationslinie her sind.“ ‒ „Freilich haben Excellenz sehr Recht, wenn sie denken, daß interpelliren und kompromittiren synonym sind. Sehr häufig sind Interpellationen sehr kompromittirend.“ ‒ Es gehört wahrlich nicht viel Scharfsinn dazu, die Erklärung des Ministers trotz all' ihrer Schlauheit mit den benöthigten Glossen auszustatten. Diese Erklärung wird aber mit Bezug auf die Demarkationslinie um so spaßhafter, als Herr Manteuffel seinerseits einigen anderen Deputirten mittheilte, „es bleibt nichts übrig, als die Demarkationslinie in Ausführung zu bringen.“
Durch Androhung, die Demarkationslinie durchzuführen, sollen die Polen gezwungen werden, sich stillschweigend zum Ruhm und Vergnügen preußisch-deutscher diplomatischer Intriganten todt schießen zu lassen, während doch nur der christlich-germanische Bürger allein mit diesem Vorrecht ausgestattet sein und bleiben sollte.
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Luckau, 11. April.
Mit höchstem Erstaunen lasen wir Lukkauer am Sonnabend im Kreisblatt Nr. 13. folgende „Bekanntmachung.“
„Höherer Anordnung zufolge darf die Bürgerwehr in ihrer gegenwärtigen Organisation nicht länger bestehen. Die Bürgerwehr ist vielmehr entweder auf Grund des Bürgerwehr-Gesetzes schleunigst zu reorganisiren oder aufzulösen. Da nun der größte Theil der Einwohnerschaft gegen eine Reorganisation der Bürgerwehr im Sinne des Gesetzes vom 17. Oktober 1848 protestirt und darauf angetragen hat, bis dahin damit Anstand zu nehmen, daß das von vielen Seiten angefochtene Bürgerwehrgesetz einer anderweiten Revision durch die Kammern unterlegen hat, so sehen wir uns genöthigt, das bisher unter dem Namen Bürgerwehr bestehende Corps hiermit als aufgelöst zu erklären. Die Mitglieder dieses Corps fordern wir hiermit auf, binnen acht Tagen die ihnen eingehändigten Waffen auf dem Rathhause abzuliefern, und wird einem Jeden über die Ablieferung eine Bescheinigung gegeben werden.
Luckau, 28. März 1849.
Der Magistrat, (gez.) Reußner.“
Die hier erwähnte „höhere Anordnung“ geht aus von einem Herrn Gläser, der seit einiger Zeit den als Abgeordneten zur ersten Kammer gewählten Herrn von Manteuffel im Landrathsamte vertritt.
Sie lautet so:
„Aus Veranlassung der Sonntag den 18. d. M. hier statt gehabten Demonstration sehe ich mich genöthigt, den Magistrat darauf hinzuweisen, daß nach §. 6. des Gesetzes über die Einrichtung der Bürgerwehr vom 17. Oktober 1848 die Mitglieder der Bürgerwehr sich ohne Befehl ihrer Anführer weder zu dienstlichen Zwecken versammeln, noch unter die Waffen treten, die Anführer diesen Befehl aber nicht ohne Requisition der zuständigen Civil-Behörden (§. 67) ertheilen dürfen, ausgenommen, so weit es sich um die Vollziehung des Dienstreglements handelt. Der Fall der Ausnahme ist nun hier nicht eingetreten, da die hiesige Bürgerwehr kein Dienstreglement im gesetzlichen Sinne hat, und es würde daher, da eine Versammlung in Waffen ohne Requisition der zuständigen Behörde erfolgt ist, die in §. 81. 82. angedrohte Strafe verwirkt sein.
„Da indeß ein Verbot des stattgehabten Aufzuges wahrscheinlich große Aufregung verursacht haben würde, und bei dem beobachteten Stillschweigen der Behörde der ganze Tag ohne jede ernstliche *)Dies scheint ein stehendes epithetoun ornans im Büreaustyl zu sein, da ich auf Erkundigung auch icht von einer geringen Störung gehört habe. Störung der öffentlichen Ruhe vorübergegangen ist, so will ich **)Wahrscheinlich ein Schreibfehler statt „Ich“, da hier von Ausübung eines Begnadigungsrechtes die Rede zu sein scheint. um so weniger auf Verfolgung der eben nachgewiesenen Gesetzwidrigkeit dringen, als ich überhaupt, so lange die hiesige Bürgerwehr nicht nach dem Gesetze vom 17. Oktober 1848 organisirt ist, dieselbe nicht für zu Recht bestehend, und folgeweise auch die Bestimmung jenes Gesetzes nicht auf sie anwendbar erachten kann. Um so mehr wird es aber nöthig, daß der Magistrat sich des Schleunigsten damit beschäftige, jenes Institut entweder auf gesetzlichem Wege zu ordnen, oder, wenn dies in der Schnelligkeit, der vielen sich dagegen erhebenden Stimmen wegen nicht möglich sein sollte, dasselbe in seiner jetzigen Gestalt aufzulösen.“
„Ein nicht gesetzlich organisirtes Corps ist ein zu gefährliches Elemen für die öffentliche Ruhe, um es länger dulden zu können. Ich ersuche hiermit den Magistrat, mir binnen 14 Tagen anzuzeigen, was in dieser Beziehung geschehen ist.
Lukau, den 21. März.1849.
Der Königl. Landrath. J. V. (gez.) Gläser. “
Diese beiden Schriftstücke zeigen, was in Preußen im März 1849 auch außerhalb des Balgerungszustandes die Büreaukratie dem Volke wieder bieten zu dürfen meint. Die Veranlassung ist kurz diese:
Zur Feier des 18. März zog die hiesige Bürgerwehr, nachdem der Magistrat 24 Stunden zuvor Anzeige davon erhalten, gefolgt von geordneten Zügen zahlreicher nicht bewaffneter Einwohner zur Kirche, hielt einen Umzug durch die Stadt, und ging dann still auseinander!!
[(Centralbt. d. Niederl.)]
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@facs1578
Edition: [Friedrich Engels: Vorgebliches Einrücken in Jütland, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
[ * ] Aus Schleswig-Holstein, 18. April.
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Polen.
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@facs1578
Von der russischen Gränze, 12. April.
Noch immer kommt es vor, das russische Juden, preußische Unterthanen in den Gränzörtern für das russische Militär aufkaufen, und sie je nach der Körperkraft mit 70, 80 und mehr Silberrubel pro Mann bezahlen. Mancher kraftvolle preußische Mann hat sich für dieses Blutgeld der russischen Knute untergelegt. Welche Stellung die angekauften preußischen Unterthanen in den Reihen des russischen Heeres einnehmen, erhellt aus der Thatsache, daß ein russischer Offizier seinen Soldaten, die an einem gekauften Preußen die Prügelstrafe exekutirten, zurief: „Haut nur zu, es ist ein Bezahlter!“ ‒ In der letzten Zeit sind auffallend viel Deserteure über die Gränze nach Preußen geflohen, meistens Rekruten von der letzten Aushebung. Glücklich, wer unbemerkt und unverfolgt den Fuß über die preußische Gränze setzt, aber wehe dem, der in die Hände der Kosaken fällt. ‒ Nicht nur in Russisch-Litthauen nimmt, wie diese Zeitung neulich meldete, die Verarmung des grundbesitzenden Adels immer mehr zu, sondern überhaupt zählt Rußlands Adel in vielen Gouvernements dermaßen verarmte Individuen, daß nach einer offiziellen Darlegung des Ministers des Innern, der eine darauf Bezug nehmende Untersuchung voranging, sich in 29 Gouvernements 21,148 adelige Grundbesitzer finden, deren ganzer Besitzstand sich nur auf 25 und weniger leibeigene Bauern beschränkt; ja es finden sich in diesem Gouvernement mehrere Familien, die nur eine halbe, ja eine Viertel-Desätine Land ohne Bauern besitzen. Zur möglichen Aufhülfe dieser so sehr verarmten Edelleute hat die Regierung nun beschlossen, sie unverzüglich auf Kronländereien in den Gouvernements Simbirsk und Tobolsk überzusiedeln.
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@facs1578
Krakau, 14. April.
Gestern bekamen die hier noch weilenden Emigranten den Auftrag, sich bis 5 Uhr Nachmittags reisefertig im Polizeigebäude zu stellen; man spricht, sie würden nach Theresienstadt übersiedelt werden. In der Nacht wurden deren viele aus ihren Wohnungen geholt und mit Fiakern weggeführt.
Italien.
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@facs1578
[ * ] Man liest im Pariser Moniteur folgende Lügen-Depesche:
Palermo, 10. April.
Die sog. kleine sizilische Armee (unter Mieroslawski) hat sich, nachdem sie die Stadt Taormina verloren, in voller Unordnung aufgelöst, einige ihrer Offiziere ermordet und die Kriegskasse geplündert. Catania hat sich ohne Schwertstreich ergeben. In Palermo herrscht große Versteinerung und Alles läßt darauf schliessen, daß es sich nicht vertheidigen werde.
Man fürchtet, daß die von den Gebirgen herabsteigenden Bauern die Stadt noch vor Ankunft der Neapolitaner plündern wollen.
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@facs1578
[ * ] Rom, 11. April.
Galletti ist wieder zum Präsidenten und Bonaparte mit Salicetti zum Vicepräsidenten der Constituante ernannt worden.
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@facs1578
[ * ]Turin, 16. April.
Romarino und Galanti, die des Verraths angeklagt vor ein Kriegsgericht gestellt worden waren, sind ‒ natürlich ‒ unschuldig befunden und freigelassen worden.
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@facs1578
[ * ]Livorno, 13. April.
Es heißt, daß sich Guerazzi im alten Palais befinde; man weiß jedoch nicht, ob als Geißel, oder zur exemplarischen Rache für die Reaktion aufbewahrt. Vorgestern wurde ein Pistolenschuß auf ihn abgefeuert, der ihn jedoch nicht traf. Ein honetter Bourgeois warf ihm dagegen einen Stein gegen die Brust, der ihn erheblich verletzte. Von den Ministern hat man mit Ausnahme Adami's keine Nachricht; der letztere ist seit gestern Abend wieder eingetroffen.
Man hat hier noch keine Proklamation, keine Ordre veröffentlicht; das Volk wartet; Freiwillige, Tirailleure, Artilleristen sind unter den Waffen; Eisenbahn und Telegraphenlinie sind abgeschnitten und man erwartet auf den Abend einen blutigen Zusammenstoß.
[1579]
In Paris ging das Gerücht, daß Guerazzi trotz einer strengen Bewachung in Florenz seinen Wächtern entwischt und in Florenz angekommen sei. Die französischen Blätter sind voll der widersprechendsten Nachrichten über die Vorfälle in Florenz.
Französische Republik.
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@facs1579
[ * ] Paris, 20. April.
Man schreibt aus Toulon vom 15: Die Truppen werden morgen früh auf der Dampfschiff-Flotille eingeschifft. Die abgehenden Offiziere erhielten gestern Abend von ihren Kameraden ein Abschiedsbankett im Café Militaire, wobei die Marseillaise, der Chant du Depart und andere revolutionäre Lieder gesungen wurden Man stieß auf den Sieg der Römer über die Oestreicher an, und die zahlreich anwesenden Arbeiter antworteten mit dem Ruf: „Es lebe die Armee! Es lebe die sozial-demokratischr Republik!“ Die Offiziere und Soldaten der Brigade Moliêre werden nicht wenig über den Aufschluß erstaunt sein, daß sie die Waffen gegen die italienischen Republiken ergreifen sollen.
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@facs1579
Paris, 20. April.
Passy, Finanzminister, überdie enormen Abzüge seines Büdjets aufgebracht, hat mit Demission gedroht.
‒ Laut des heute früh von der Bankdirektion ausgegebenen Bülletins ist der Pariser Wechselverkehr in der letzten Woche (12-19. April) von 50, 292, 321 Fr. 76 Centimes auf 49, 196, 645 Fr. 99 Centimes abermals gesunken. Auch der Departementalverkehr hat merklich abgenommen.
‒ Der kleine Abend-Moniteur sprengte gestern Abend das Gerücht aus, Heinrich V. sei gestorben!
Die Schaar der legitimistischen Blätter nimmt das sehr übel und erwidert, daß sich der Graf Chambord in Frohnsdorf nie wohler befunden habe als eben jetzt.
(An den Redakteur der „Patrie.“ Mein Herr, ich lese in Ihrem Journale von gestern Abend, daß Sie den Gedanken hegen, ich befände mich schon seit mehreren Tagen in Paris und die Mittheilungen, die ich der Regierung gemacht, könnten wohl dem Entschlusse desselben, rücksichtlich der Intervention in Rom nicht fremd sein u. s. w. Ich erkläre Ihnen hiermit auf meine Ehre, daß ich erst am Montage Abends (16. April) in Paris eintraf und acht Tage brauchte, um mit einem kranken Körper den Weg von Marsaille nach Paris zurückzulegen. Ich erkläre ferner, daß ich der Regierung keine Eröffnungen machen konnte, da ich erst mit der thelegraphischen Depesche eintraf, welche ihr den Umschwung der Dinge in Florenz anzeigte und weshalb ich erst spätere Nachrichten abwarten mußte, um mein Verfahren zu regeln. Ich bitte Sie um Aufnahme dieser Berichtigung Ihrer Unwahrheiten in Ihrer nächsten Nummer etc. etc. etc.
Paris, 19. April.
(gez.) Joseph Montanelli.
‒ Die Cholera macht bei dem abscheulich kalten Wetter Rieesnschritte. Es lagen bis vorgestern (18.) in den Hospitälern von Paris allein 2199 Erkrankte.
‒ Gegen die Blindschleiche Taschereau ist eine Verläumdungsklage eingereicht.
‒ Im Sarthedepartement tritt Lamoriciere als Kandidat auf.
‒ Heute feiert man im Elysée den 42. Geburtstag seiner republikanischen Majestät.
‒ Faucher fährt in seinem Ausweisungssystem fort. Aus Aerger über einige vortreffliche Artikel in der Tribune des Peuples hat er einige neue Expulsionsbefehle gegen die daran arbeitenden Journalisten (meist Italiener, Polen und Deutsche) unterschrieben.
‒ Die Gerichtsdiener verhafteten gestern auf der Straße einen der Gerantes dn Peuple Bürger Vasbenter, auf dem mehrere rechtskräftige Strafurtheile haften. Unter Louis Philipp benachrichtigte die Staatsanwaltschaft stets die Verurtheilten, daß sie sich im Gefängniß zu stellen hätten, wenn sie sich keiner öffentlichen Verhaftung aussetzen wollten. Unter der honetten Republik ist man natürlich ungenirter.
‒ General Jabrier ist aus Kopenhagen nach Paris zurückgekehrt und erläßt im Journal des Debats eine Erklärung gegen die deutsche Eroberungswuth gegen das kleine Dänemark im Gegensatz aller geheiligten Verträge.
‒ Im Duphotklub regnete es gestern Abend wieder tüchtig Prügel. Seitdem er vorbereitende Wahlversammlung geworden, hat natürlich jeder Mann Zutritt. Inmitten eines stockroyalistischen Vortrages erschallte plötzlich der Raf: „Nieder mit den Royalisten! es lebe die demokratisch-soziale Republik!“ Die Damen auf den Gallerien antworteten: „Es lebe Heinrich V.! Nieder mit der Republik!“ Dies gab den Dandy's im Saale den Muth und sie zogen ihre Stockdegen und sonstigen verborgenen Mordinstrumente gegen die Republikaner. Diese aber ergriffen die Royalisten an der Gurgel und warfen sie zum Saale hinaus, so daß die Rothen Herren desselben blieben. Ein demokratischer Klub war längst geschlossen worden.
‒ Die Nationalversammlung behandelte heute vor dem Finanzbüdget die Urlaubsfrage, die sie vor dem Selbstmorde schützen soll. Die Urlaube sind sehr erschwert.
‒ Das Memorial Bordelais vom 17. April, eines der giftigsten Organe des Südens, veröffentlicht einen Brief des Präsidenten Bonaparte, d. d. Elysee, 10. April, an seinen Vetter Napoleon Jerome, der auf seiner Reise nach Madrid in Bordeaux gesagt haben soll: „…Beherrscht von den Chefs der reaktionären Bewegung, kann mein Vetter (Präsident) nicht frei seinen Inspirationen folgen. Er ist dieses Joches überdrüssig und bereit, dasselbe abzuschütteln. Um ihm in diesem Streben zu helfen, ist es nöthig, daß man in die nächste Kammer Männer wähle, die eher dem jetzigen Ministerio feindlich sind, als der moderirten Partei angehören.“
‒ Die E. Raspail'sche Ohrfeige kam gestern vor dem hiesigen Zuchtgericht zur Verhandlung. Point und eine Menge Zeugen wurden vernommen. Point erklärte, daß ihm Raspail keine Ohrfeige gegeben, sondern nur das Kinn etwas unsanft in die Höhe gerückt habe (?). Raspail, den die Gerichtsdiener vergebens suchten, sandte ein Attest ein, das ein Fieber bescheinigt und sein Erscheinen für morgen (20.) verspricht, wo die Prozeßverhandlungen fortgesetzt werden.
National-Versammlung. Sitzung vom 20. April. In den Abtheilungen viel Leben. Die Changarnier-Kommission sitzt seit 11 Uhr beisammen; sie verwirft den ministeriellen Antrag: dem Changarnier die Obergewalt des Seinedepartements noch drei Monate zu lassen und hat den radikalen Grevy zum Berichterstatter gewählt.
Im Ackerbau- und Grundkreditausschuß expektorirt Considerant seit derselben Stunde die Nothwendigkeit der Anlage von Phalansterien zur Beseitigung der Staatsgefahr u. s. w.
In den Abtheilungen wird ferner ein Antrag des wandernden Demosthenes, Hipp lyte Bonnetier, auf Erlaubniß zur gerichtlichen Verfolgung des beruchtigten Redakteurs der Revue retrospective, Hrn. Taschereau, debattirt und verworfen.
Um 12 Uhr Mittags eröffnet Grevy, einer der Vicepräsidenten, an der Stelle der cholerakranken Marrast die öffentliche Sitzung.
An der Tagesordnung ist zunächst der Fauchersche Antrag auf Verlängerung des Preßzwangsgesetzes vom 9. August 1848, das den Zeitungen 24,000 Fr. Caution provisorisch vorschreibt und mit bevorstehendem Mai erloschen sollte.
Der Ausschuß trägt auf Herabsetzung der Caution um die Hälfte, von 24,000 auf 12,000 Fr. an.
Meaulle, ein baumstarker Advokat aus der Bretagne, bekämpft die Conclusionen des Ausschusses. Der Ausschuß sehe eine Verfassungsverletzung in der Beibehaltung der Caution und wenn er auch noch in die Hälfte derselben willige, so sei dies nur ein provisorisches Zugeständniß. Dieser Ansicht trete er nicht bei; er bekämpfe also die Conclusionen und wolle es beim Alten lassen, (Ah! Ah!)
Baze, im Namen der Minorität des Ausschusses, erklärt, die Minorität unterstutze aus vollem Herzen den ministeriellen Entwurf. Die Caution, so hoch als möglich, sei nothig. Die Volkspresse dürfe nicht zügellos sein. Die züg llose Volkspresse habe die Junirevolution erzeugt. (Heftiger Widerspruch im Saale) Ich bekämpfe den Ausschußentwurf und nehme den ministeriellen Entwurf als mein persönliches Amendement auf. (Hohngelächter und Murren).
Rabeaud Laribiere und Bouhier de l'Ecluse treten in lange Erörterungen, ob die Caution mit Artikel 8 der Verfassung verträglich sei oder nicht.
Dupont (Bu'sac), Berichterstatter: Ihr habt die Worte Volkssouverainetät und Gleichheit in Eure Verfassung geschrieben. Wollt Ihr sie wieder daraus streichen? Wie könnt Ihr dies Gleichheit nennen, wenn Ihr den Volksorganen 24,000 Fr. abfordert, die sie nimmermehr erlangen können, während sie für den Reichen eine Bagatelle sind? Das heißt, zwei Parteien zu einem Zweikampf laden und der einen ein Federmesser, der andern einen Degen als Waffe in die Hände geben. (Beifall vom Berge).
Nach dieser Rede wird die Debatte als geschlossen erklärt und zur artikelweisen Berathung geschritten. Der Präsident liest vor:
Artikel 1.
Die Höhe der Journal- und periodischen Schriften-Caution, welche das Gesetz vom 8. August 1848 feststellte, ist auf die Hälfte herabgesetzt. Diese Caution muß baar in die Staatskasse gezahlt werden, welche sie, wie üblich, verzinst. Auch kann die Caution in 5 Proz. Rente hinterlegt werden etc.
Ledru-Rollin, Felix Pyat und mehrere Bergglieder wollen das Amendement:
„Alle Cautionen auf Journale und periodische Schriften hören vom 1. Mai 1849 an auf.“
(Große Agitation im Saale.)
Faucher, Minister des Innern, bekämpft dieses Amendement und den Ausschußentwurf wahrend drei Viertelstunden. Er dringt in die Versammlung, Beh fs Bekämpfung der Anarchie die Regierung nicht zu entwaffnen und das Augustgesetz auf 3 Monate zu verlängern. (Zur Abstimmung! Zur Abstimmung!)
Sarrans, Morhary bekämpfen das Cautionswesen. Es constituire ein Monopol der Reichen gegen die Armen. (Lärm.)
Loussidat: Hat der Moniteur auch Caution gestellt?! (Gelächter.)
Faucher: Ja, er hat Caution gestellt!
Der Minister dringt auf Abstimmung.
Ledru-Rollins Amendement fällt mit 226 gegen 423 Stimmen durch. Ebenso wird der Ausschußentwurf mit 352 gegen 291 Stimmen verworfen. (Agitation zur Linken)
Der ministerielle Entwurf (auf Verlängerung des Augustgesetzes) wird demnächst in seinem ersten Hauptartikel mit ziemlich starkem Mehr angenommen.
Nach Annahme des ersten (Haupt) Artikels des ministeriellen Entwurfs, ist der Grundsatz der Caution beibehalten.
Die Versammlung geht zu Artikel 2 des Ausschußentwurfs über.
Artikel 2.
Journale, die nur während der 45 Tage erscheinen, welche den Kammereröffnungen vorangehen, sind von jeder Cautionsleistung dispensirt.
Wird verworfen.
Artikel 3.
Während dieser 45 Tage der Generalwahlen kann jeder Bürger ohne alle munizipale Erlaubnißeinholung Schriften drucken, affichiren, vertheilen und verkaufen lassen, die sich auf die Wahlen beziehen. Ein Exemplar muß bei dem Prokurator deponirt werden, ehe die Veröffentlichung beginnt. Die Anhefter, Vertheiler, Verkaufer u.s.w. haben ihre Wohnungen beim Maire anzuzeigen, Contraventionen hingegen werden mit 16 bis 200 Frk. Strafe und 10 Tage bis 1 Jahr Gefängniß gerügt.
Dieser Artikel wird bruchstuckweise unter heftigen Kämpfen angenommen. Man schreitet unter unbeschreiblichem Tumult zur Abstimmung über den ganzen Artikel durch Namensruf. Da derselbe zwei Stunden dauert und erst um 5 1/2 Uhr beginnt, so können wir das Schicksal dieses Artikels erst morgen mittheilen.
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@facs1579
Bordeaux, 18. April.
Das hiesige demokratische Napoleons-Wahl-Comite erklärt den (von uns gestern mitgetheilten) Brief Louis Napoleon Bonaparte's an Napoleon Jerome Bonaparte in Madrid als unächt und protestirt gegen den Inhalt desselben.
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@facs1579
Toulon, 16. April.
Die Dampffregatten Albratos, Orenogne, Labrados, Christophe-Colomb, Infernal nebst den Corvetten Veloce und Tenare sind es, welche heute nach Marseille abfuhren, um dort die Kreuzzügler einzuschiffen.
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@facs1579
Havre, 18. April.
Die Regierung bereitet wirklich, heißt es hier, eine Expedition nach dem La Plata vor, die der General Lafontaine kommandiren soll.
[(J. d. H.)]
Rußland.
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@facs1579
Man schreibt der Berlinischen Zeitung von der russischen Grenze vom 13. April: Bei Hofe gewinnt die altrussische, Deutschland sehr feindliche Partei immer mehr Einfluß. Der Kaiser soll sich in einem leidenden und dabei höchst aufgeregten, gegen seine Umgebung mißtrauischen Zustand befinden. Er soll sogar, ganz seinem frühern Charakter entgegen, sehr schwankend in seinen Entschließungen sein. Fast täglich erläßt er Ukase, namentlich in Betreff der jetzt immer bedeutender werdenden Kriegsrüstungen, die er jedesmal eigenhändig unterzeichnet, und die vorhergegangene Ukase ganz oder zum Theil aufheben oder wenigstens in wesentlichen Punkten modificiren. Der neueste kaiserl. Ukas über Rekrutenaushebung, an den dirigirenden Senat gerichtet, lautet: Durch den Ukas vom 19. Oct. 1831 haben wir verordnet, daß bei jeder im Reiche stattfindenden Rekrutenaushebung die Einhüfner und Bürger der westlichen Gouvernements zur persönlichen Leistung der Militärpflicht aufgerufen werden sollen. Durch das am 19. März d. J. erlassene Manifest haben wir die achte partielle Rekrutenaushebung nach dem Systeme der Reihenfolge in den Gouvernements der westlichen Hälfte des Reichs angeordnet und befehlen: 12 Mann von je 1000 Seelen unter den Einhüfnern und Bürgern der Gouvernements Witebsk, Mohilew, Kiew, Podolien, Volhynien, Minsk, Grodno, Vilna und Kowno gemäß der Reglement über die von ihnen zu leistende Militairpflicht und dem hiermit zugleich an den dirigirenden Senat erlassenen, die darauf bezügligen Verfügungen enthaltenden Ukas auszuheben.
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@facs1579
Nishni-Nowgorod.
Am 15. März ging hier ein aus den koluvan-woskressenskischen Hüttenwerken kommender Metalltransport durch, der 26 Pud 34 Pfd. 88 Solotnik und 84 Theilchen Gold, 345 Pud 23 Pfd. Silber, beides der Krone gehörig, und 7 Pud 11 Pfd. 65 Solotnik Gold, Privatpersonen zugehörig, mit sich führte.
Ungarn.
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@facs1579
Edition: [Friedrich Engels: Vom Kriegsschauplatz, vorgesehen für: MEGA2, I/9. ]
Der Inhalt dieses Artikels kann aus urheberrechtlichen Gründen nicht angezeigt werden.
[Redakteur en chef Karl Marx. ]
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@facs1579
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@facs1579
Deutz, den 21. April.
Montag den 16. dss. nahm unser Bürgermeister Veranlassung, zur Beruhigung der hiesigen Bewohner, in dem Gasthofe „zur Landskrone“ eine Versammlung zusammen zu rufen, um Mittheilung zu machen, über die bereits von Seiten des Gemeinde-Rathes, in der für Deutz zu einer förmlichen Existenz-Frage gewordenen Brücken-Angelegenheit gethanen Schritte. Die Versammlung erklärte sich mit dem Geschehenen einverstanden, und sprach dafür dem Bürgermeister und dem Gemeinde-Rath ihren Dank aus. Gleichzeitig wurde in Erwägung der außerordentlichen Wichtigkeit der Sache ein besonderes Komité ernannt, welches nach besten Kräften mitwirken soll.
Wir übergeben nun zur Kenntnißnahme des Publikums folgende Briefe.
a) Eine Antwort des Abgeordneten zur ersten Kammer Herrn von Kempis auf ein Anschreiben des Bürgermeisters in Deutz:
A.
An den Herrn Bürgermeister Schaurte zu Deutz.
Ew. Wohlgeboren
geschätzte Zuschrift vom 24 c. ist mir gestern richtig zugekommen, und gereicht es mir zum Vergnügen, Ihnen in Bezug auf die Kettenbrücke dasjenige mitzutheilen, was hier darüber bekannt ist.
Es wird dermal im Ministerium der Plan und Kostenanschlag einer solchen Brücke zwischen Köln und Deutz ausgearbeitet, und es verlautet, daß das Project noch den Kammern soll vorgelegt werden, letzteres ist aber unverbürgt.
Ueber die Stelle, wo dieselbe eventuell erbaut werden soll, erfährt man nur so viel, daß, wo immer möglich, die dermaligen Verhältnisse im Auge gehalten werden; etwas ganz zuverlässiges wird sich erst dann sagen lassen, wenn das Projekt ausgearbeitet vorliegt. Sobald ich hierüber etwas bestimmtes erfahre, werde ich Sie sehr gerne davon benachrichtigen.
Das Wichtigste was bisher hier geschehen, ist die allseitige Anerkennung der Verfassung, bei Gelegenheit der Adressen-Jagd wird das Verfassungsgesetz bereits in den Abtheilungen geprüft und so die Revision in den Kammern vorbereitet. Eine Menge anderer wichtiger Gesetze, namentlich eins über die Besteuerung, sind von dem Ministerium in Aussicht gestellt. Gebe der Himmel, daß wir sie in Frieden berathen können.
Berlin, den 27. März 1849.
Hochachtungsvoll ergebenst
v. Kempis.
B.
An das Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zu Berlin.
Die Anlage der Köln-Mindener Eisenbahn an der nördlichen Außenseite der hiesigen Stadt hat dem Personen-Verkehr durch unsern Ort ‒ welcher für Deutz fast die einzige Erwerbsquelle ist ‒ eine solche Richtung gegeben, daß dadurch nicht nur allein eine große Entwerthung unseres Grundeigenthums hervorgerufen worden ist, sondern sie hat auch einen Theil der gewerblichen Zustände der Art erschlafft, daß seit dieser Zeit sich das Proletariat hier um ein Bedeutendes vermehrt hat. Die nun noch verbliebene Communication mittelst der Rheinbrücke ist in der That gegenwärtig fast unsere alleinige Erwerbsquelle und würde auch diese nun noch beeinträchtigt, so wäre sicher sehr bald das Schicksal der totalen Verarmung und Entvölkerung unser unausbleibliches Loos.
Nach zuverlässigen Mittheilungen soll aber nunmehr auch diese Erwerbsquelle, diese Communication für Deutz abgeschnitten und durch Anlage einer Kettenbrücke zwischen den Bahnhöfen der Rheinischen und Köln-Mindener Eisenbahn ersetzt und in dieser Weise förmlich der Stab über den Wohlstand, den Verkehr und die Betriebsamkeit der hiesigen Einwohner gebrochen werden.
In einem solchen Momente der Gefahr halten die gehorsamst Unterzeichneten es für eine heilige Pflicht, an das Handelsministerium die ehrerbietige Bitte zu richten, hochgeneigtest gestatten und anordnen zu wollen, daß, bevor zur Anfertigung des Planes zu dem in Rede stehenden Projekte geschritten wird, eine Commission des hiesigen Gemeinderaths zur Berathung und gutachtlichen Aeußerung über diesen Gegenstand, welcher für unsere Stadt eine Lebensfrage bildet, mit zugezogen werde.
Deutz, den 7. April 1849.
Der Bürgermeister und Gemeinderath von Deutz.
C.
An den Oberbürgermeister Herrn Graeff und den Gemeinderath der Stadt Köln.
Wie Sie, geehrte Herren, aus der abschriftlich beiliegenden Adresse ersehen wollen, hat der hiesige Gemeinderath sich veranlaßt gesehen, das Ministerium [1580] Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten zu bitten, daß der mit der Anfertigung eines Planes über den Bau einer Kettenbrücke zwischen den Bahnhöfen der Rheinischen und Köln-Mindener Eisenbahn beauftragte Regierungs-Kommissar vor Ausführung dieser Arbeit mit einer Kommission des hiesigen Gemeinderaths, welche die Interessen der Stadt vertreten wird, in Kommunikation trete.
Da die Stadt Köln kein geringes Interesse an der Ausführung jenes Projektes und besonders hinsichtlich der Baustelle haben dürfte, so drehte ich mich Sie von dem hier gethanen Schritte mit dem Ersuchen in Kenntniß zu setzen, von dort aus, ebenfalls ein, das Interesse der Stadt Köln wahrendes Gesuch dem Ministerium vorzulegen.
Ihre Entschließung über diesen Punkt wollen Sie mir gefälligst mittheilen, da dessen Ausgang für Deutz eine Lebensfrage ist.
Deutz, den 7. April 1849.
Der Bürgermeister von Deutz.
D.
An den Bürgermeister Herrn Schaurte zu Deutz.
Ew. Wohlgeboren erwidere ich auf die geehrte Zuschrift vom 7. d., daß die städtische Verwaltung es dem Vortheile der Stadt und den Verhältnissen angemessen erachtet, keine Schritte zu thun, vielmehr die Vorlagen abzuwarten, welche ihr zukommen werden, wobei freilich nicht zu verkennen ist, daß Deutz sich in einer andern Lage befindet.
Auch mögte es dem Vortheile von Deutz selbst entsprechen, wenn es Köln seinen eignen Weg vor der Hand gehen läßt.
Köln, den 10. April 1849.
Der commiss. Oberbürgermeister, (gez.) Graeff.
E.
An den Abgeordneten zur 1. Kammer, Hrn. v. Kempit und an den Abgeordneten zur 2. Kammer Hrn, Pfarrer Elkemann zu Berlin.
Der unterzeichnete Gemeinderath der Stadt Deutz ist lebhaft für das Projekt wegen Anlage einer Kettenbrücke zur Verbindung der beiden Rheinufer zwischen Cöln und Deutz interressirt. Es muß uns dabei von großer Wichtigkeit sein, bestimmt zu erfahren, wo diese Anlage ausgeführt wird, und sollte das mit vieler Wahrscheinlichkeit verbreitete Gerücht, wonach die quest. Brücke zwischen den Bahnhöfen der Rheinischen und Cöln-Mindener-Eisenbahn angelegt werden soll, zur Verwirklichung kommen, so sieht darin der unterzeichnete Gemeinderath eine Vernichtung ihrer bürgerlichen Existenz sämmtlicher Bewohner von Deutz, sowie auch des Verkehrs und der Betriebsamkeit der Stadt. ‒ Wir können deßhalb nicht umhin Sie Herr Abgeordneter für den Landkreis Cöln zu ersuchen, bei den betreffenden Ministerien die auf diesen Gegenstand bezüglichen Vorhaben zu ermitteln, überhaupt aber darüber Auskunft zu erforschen, ob die Ausführung der Brücke an der bezeichneten Stelle (Bahnhof Cöln und Deutz, beabsichtigt wird, und welche Schritte Ihnen zur Beseitigung dieses für Deutz in jeder Beziehung verderblichen Projektes angemessen erscheinen. ‒
Eine baldige gefl. Antwort sind wir dashalb erwartend, indem die hiesige Bürgerschaft dieserhalb in der größten Aufregung sich befindet.
Deutz den 17. April 1849.
Der Bürgermeister und Gemeinderath von Deutz.
Es steht demnach durch die Nachrichten des Herrn von Kempis fest, daß ein Projekt zur Errichtung einer Kettenbrücke zwischen den Bahnhöfen der Köln-Mindener - und der Rheinischen Eisenbahn im Werke ist, und wenn derselbe über die Stelle, wo solche aufgeführt werden soll, nichts Positives erfahren konnte, so wissen wir unsererseits dagegen, daß bereits die Vermessungen gemacht, die Pläne angefertigt und die neuen Werftbauten an der Trankgasse ganz darauf eingerichtet sind.
Wenn die Brücke, wie sie projektirt ist, an einer anderen Stelle wie die bisherige zur Ausführung kömmt, so ist der Wohlstand, ja selbst die Existenz der Stadt Deutz vernichtet. Welchen Nachtheil diese Anlage für Köln haben muß, liegt so klar am Tage, daß wir nur mit wenigen Worten darauf hinweisen wollen.
Die Passagiere sowohl wie die ganze Masse der Speditions-Güter werden alle von einem Bahnhofe direkt auf den andern gebracht und die gute Stadt Köln wird umgangen resp. geprellt; ferner wird der geringe Verkehr, der noch übrig bleibt, in einen ganz andern Stadttheil verlegt, und der Stadttheil, welcher am stärksten bevölkert und dessen Bewohner größtentheils in ihrer geschäftlichen Einrichtung fast ausschließlich auf den durch die Brücke herbeigeführten Verkehr angewiesen sind, werden eben so gut ruinirt, wie die Bewohner der Stadt Deutz; durch die Verwirklichung des Projekts kommen eine Menge Arbeiter außer Beschäftigung und wird das Proletariat nothbedingt vermehrt; namentlich aber machen wir darauf aufmerksam, daß der Werth der Grundstücke und Häuser, welcher bisher in diesem Stadtheil immer am höchsten geschätzt wurde, enorm verlieren muß, weil sämmtliche Geschäfte zu Grunde gerichtet würden. Es scheint beinahe, als wenn es darauf abgesehen wäre, die fehlgeschlagene Spekulation gewisser Kapitalisten, welche im nördlichen Stadttheile bedeutende Grundstücke angekauft haben, auszugleichen, um so mehr als diese Herren selbst zu den Aktionären der beiden Eisenbahngesellschaften gehören und weil sie sich in Berlin einer guten Vertretung Ihrer Interessen zu erfreuen haben.
Trotz alledem und alledem schreibt der Herr Oberbürgermeister der Stadt Köln am 10. April (und zwar wie das Gerücht geht auf eigene Faust und ohne Mitwissen des Gemeinderathes): „Die städtische Verwaltung erachte es dem Vortheile und den Verhältnissen der Stadt angemessen, keine Schritte zu thun“ und glaubt nur, Deutz habe einen erheblichen Nachtheil zu befürchten.
Aus Vorstehendem werden die Bürger Kölns ersehen, daß das Interesse der Stadt Köln ebenso gefährdet ist, wie das der Stadt Deutz und werden sie selbst die geeigneten Schritte ermessen, wodurch ein so gefährliches Unternehmen bei Zeiten zu hintertreiben ist.
Mehrere Bürger von Deutz.
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@facs1580
(Verspätet.)
Nachstehende Erklärung wurde der Redaktion der „Kölnischen Zeitung“ mit dem Ersuchen zugestellt, den vielen Lügen und Verdächtigungen gegenüber, welche sie sich bemüht habe gegen den frühern Abgeordneten A. Gladbach zu verbreiten auch dieser Rechtfertigung desselben in ihrem Blatte Raum zu geben. Die „Kölnische Zeitung“ hat diesem Ersuchen keine Folge geleistet; sie öffnet Herrn Hinkeldey bereitwillig ihre Spalten, es verträgt sich jedoch nicht mit ihrer Ehrenhaftigkeit, unsere Berichtigungen, die am besten Aufschluß über die Sache geben konnten, zu veröffentlichen. Der persönlichen Gegnerin A. Gladbachs ist jedes Mittel, seine Wiederwahl zu erschweren, willkommen.
Erklärung.
In Nro. 80 der „Kölnischen Zeitung“ wird unter den vermischten Nachrichten ein Artikel aus der „Deutschen Reform“ mitgetheilt, wonach der ehemalige Abgeordnete A. Gladbach in Mülheim a. Rh. aufs Neue als Wahlkandidat auftrete und in Ermangelung eigener Verdienste dort auszustreuen sich bemühe, daß er aus Berlin ausgewiesen sei.
Daß A. Gladbach wieder als Wahlkandidat auftritt, finden wir sehr natürlich, die erbauliche Thatsache indeß, daß Gladbach selbst das Gerücht über seine Ausweisung verbreitet habe, sehen wir uns veranlaßt für weiter nichts als eine der vielen Lügen und schamlosen Verdächtigungen zu erklären, welche die „gute Presse“ über A. Gladbach in Umlauf zu setzen so gern bereit ist.
Im Gegentheile hat A. Gladbach nach seiner Rückkunft von Berlin vor vielen Wahlmännern erklärt, daß er nicht aus Berlin ausgewiesen, daß nur das Gerücht seiner Ausweisung dort verbreitet gewesen sei.
Dieses Gerücht hat wahrscheinlich auch der „Kölnischen Zeitung“ Veranlassung gegeben, die Ausweisung Gladbachs gleichzeitig zu veröffentlichen.
Herr Gladbach war es also nicht, der sich zum Märtyrer machte, um seine Wahl zu sichern, es war vielmehr die „Kölnische Zeitung,“ die diesen Puff zuerst mittheilte und ihn dann zu einem Wahlpuff des Herrn A. Gladbach umstempelte.
Die Wahlmänner der demokratischen Partei.
Mühlheim a. Rh., im März 1849.
Handelsnachrichten.
gap: insignificant
Oel-, Getreide und Spirituspreise.
gap: insignificant
@typejAnnouncements
@facs1580
@typejAn
@facs1580
Schifffahrts-Anzeige.
Köln, 21. April 1849.
Angekommen.
Fr. Schulz vom Niedermain
In Ladung.
Nach Düsseldorf bis Mülheim an der Ruhr J. Budberg; nach Andernach und Neuwied M. Pera; nach Koblenz, der Mosel, der Saar und Luxemburg Jos. Zeiler; nach der Mosel, der Saar und Trier Jac Bayer; nach Bingen A. Hartmann; nach Mainz J. Hirschmann; nach dem Niedermain Seb. Schulz; nach dem Mittel- u. Obermain M. Roth; nach Heilbronn H. Staab; nach Kannstadt und Stuttgart L. Hermanns; nach Worms und Mannheim And Rauth; und (im Sicherheitshafen) Wwe. C. Müller.
Ferner: nach Rotterdam Capt. Emster, Köln Nr. 26.
Ferner: nach Amsterdam Capt. Kalfs, Köln Nr. 2.
Rheinhöhe: 9′ ‒ ″ köln. Pegel.
@typejAn
@facs1580
Civilstand der Stadt Köln.
Den 18 April 1849.
Geburten.
Gudula, T. v. Jakob Wingen, Segelarbeiter, Klapperg. ‒ Carl Herm. Theod., S. v. Leop. Joh. Theod. Siebrand, Premier-Lieutenant in der 8. Art.-Brig., Johannstraße. ‒ Helena, T. v. Joh. Fritzen, Zimmerges, Friesenstr. ‒ Thomas Georg, S. v. dem verstorb. Georg Heiß, Barb, Sachsenhausen. ‒ Hub. Jos., S. v. Everh. Feldgen, Kutscher, Follerstr. ‒ Elis. Joseph., T. v. Joh. Mersch, Dampfbootheizer, Hämerg. ‒ Ein uneheliches Mädchen.
Sterbefälle.
Bern. Posthof, Tagl. 36 J. alt, unverh. kl. Griechenmarkt. ‒ Joh. Werner, 8 M. alt. Mathiasstr. ‒ Emil Luchtenberg, 1 J. 10 M alt, Mühlenbach. ‒ Andreas Roos, Kanonier der 8. Brig., 24 J. alt, unverh, Garn.-Lazareth.
Heirathen.
Bern. Anton Schapmann, Zuckerarb., v. Münster, u. Cunig Eissler, v. Düren. ‒ Adolph Friedr. Gust. Kühn, Kfm., v. Stralsund, u. Elis. Petron. Juppen v. Düsseldorf. ‒ Hub. Schlener, Barb., v. hier, u. Christ. Kornwebel, v. Duisburg. ‒ Conr. Itzstein, Schuster, v. Winkel, und Anna Christ. Herbrand, Wwe. Schlömer, v. hier. ‒ Joh. Sauer, Zuckersieder, Wwr. v. Mertzbach, u. Anna Maria Arenz, v Bonn. ‒ Christ. Wirtz, Bäcker, u. Anna Maria Thoenessen, b. v. hier. ‒ Joh. Koch, Faßbindergesell, v. Bergheimerdorf, u. Maria Magd. Naß, v. Schweinheim. ‒ Friedr. Peter Asshof, Kutscher, v. Ostinghausen, u. Cath. Blatten, v. Obergartzem. ‒ Jakob Schaeffer, Zimmerges., und Cath. Böhmer, b v hier. ‒ Anton Aleff, Metzger, u. Anna Helena Wolff, b. v. hier. ‒ Franz Joh. Pohl, Drechsler, v. Bromberg, u. Mecht. Hochkirchen, v. Hochkirchen. ‒ Franz Jos Bongart, Zimmerges., u. Anna Maria Schaeffer, beide von hier.
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@facs1580
Vom 1. und 2. Bericht der demokratischen Partei in der zweiten Kammer zu Berlin, liegen einige Exemplare zur gefälligen Abnahme bereit, bei Hackhausen, Herzogstraße. ‒ Bei Knipper, Appellhofsplatz 17 und bei Romberg in der Höhle.
@typejAn
@facs1580
Mehrere erfahrene Herrenkleidermacher (Rockmacher) werden noch gesucht bei L. Schachter, vor St. Agatha Nr. 17.
@typejAn
@facs1580
Bad Lippspringe oder die Arminius-Quelle.
In der Stadt Lippspringe, eine Meile nordöstlich von Paderborn, entspringt die Arminius-Quelle, welche seit 18 Jahren manchem Kranken Gesundheit und Leben geschenkt und erhalten hat. Die Kräfte des Wassers, das uns diese Quelle spendee, wirken beruhigend auf das aufgeregte Nerven- und Blutleben, begegnen allen schleichenden Entzündungen und wirken zugleich gelind zusammenziehend und stärkend auf die Gewebe des Körpers. Durch Anspornung aller Se- und Excretionen vermag das Wasser den wichtigsten herrschenden Dyskrasien feindlich entgegen zu treten. Ein Bestandtheil des Wassers scheint erfahrungsgemäß vorzüglich bei allen Lungenkrankheiten die vorzüglichsten Dienste zu leisten. Es ist dieses das Stickgas, das in dem Maße und in der Verbindung in der Arminius-Quelle angetroffen wird, wie in keiner andern Quelle Europa's
Lungenkrankheiten, vom einfachen chronischen Katarrh an bis zu der furchtbaren Lungenschwindsucht, waren es deßhalb auch vorzüglich, gegen welche in Lippspringe Hülfe gesucht und gefunden ist. Nicht minder bewährt hat sich Lippspringe gegen chronische Katarrhe aller Schleimhäute, gegen alle Leiden, die Folge anomaler Hämorrhoiden sind, gegen Skrofulosis, Rheumatismus und verschiedene Hautausschläge. Wir machen daher mit Recht auf die Arminius-Quelle als eins der heilsamsten Bäder Deutschlands aufmerksam und wünschen zum Heile der leidenden Menschheit, daß diese Quelle weithin bekannt und von Vielen besucht wird.
Die Badesaison dauert vom 15. Juni bis den 15. Sept.
Das Wasser wird auch in Flaschen versendet, und man hat sich, um dasselbe zu erhalten, an Herrn A. Hartmann in Lippspringe zu wenden. Für Aufnahme der Kurgäste ist in einem schönen Kurhause gesorgt.
Wer sich vollständiger über die Arminius-Quelle unterrichten will, den machen wir auf zwei Broschüren aufmerksam, wovon die eine erschienen ist unter dem Titel: „Ueber die Heilwirkungen der Arminius-Quelle in Lippspringe, besonders gegen Brustkrankheiten, von D. Philipp Anton Pieper. Paderborn in der Crowell'schen Buchhandlung 1841.“ Die andere: „Die Lippspringer Heilquelle, auch Arminius-Quelle genannt, in ihren Wirkungen dargestellt für Aerzte und Laien von D Johann Conrad Hörling. Berlin 1848. Verlag von Th. Chr. Fr. Ensin.“
@typejAn
@facs1580
Cöln-Mindener Eisenbahn.
Och leeve kleine Hähr Direkter, sitt doch ehsu goot, un loht öhr Hähre widder schmohre; dann ich verkofe jo alle Wochens för 5 Sgr. Strichhölzcher, wovun ich ärme Düsel jo levve moß.
Pitter Krommstieffel, Streichhölzcher-Fabrikant.
Sämmtliche Beamten der Cöln-Mindener Eisenbahn werden hiermit eingeladen alle Abende von 6 - 7 Uhr (der aufoctroyirten Stunde) auf dem Locus zum Rauch-Appel zu erscheinen.
@typejAn
@facs1580
Gesuch.
Ein Deconomie-Verwalter, in dem Alter von 28 Jahren, unverheirathet, wünscht nach Nordamerika (Texas) auszuwandern. Da er jedoch mittellos und nur im Besitz des dazu nöthigen Reisegeldes dahin ist, möchte er sich so gern einer Familie die dahin auszuwandern gesonnen ist, anschließen, in der Erwartung, daß ihm eine Aussicht für sein Fortkommen dadurch dort eröffnet würde. Er verpflichtet sich etwaige Bedingungen recht gern einzugehen, wenn ihm nur dadurch ein Erwerb und Unterhalt gesichert ist.
Die besten Zeugnisse über seine Brauchbarkeit ist er aufzuweisen im Stande.
Nächst allen ökonomisch-technischen Gewerben versteht er auch die Feldmeßkunst, da er drei Jahre an der K. Sächs. Landesvermessung Theil nahm.
Geneigte Offerten werden erbeten H. W. poste restante Riesa in Sachsen
@typejAn
@facs1580
Täglich frischer Maifisch in Gelee in Portionen, frischer Maitrank per Quart 6 Sgr., so wie vorzüglicher rother und wei er Wein pr. Quart 2 1/2 Sgr. bei Franz Brückmann, Zollstraße.
@typejAn
@facs1580
Die aus Elberfeld übersandeen 2 Thlr. sind angekommen und nach bestem Wissen und Gewissen im Sinne des Uebersenders, verwendet worden.
@typejAn
@facs1580
Versammlung des demokratischen Vereins in Deutz.
Heute Sonntag den 22. April, Abends um 6 Uhr, im großen Saale in der Mailust.
Der provis. Vorstand.
@typejAn
@facs1580
Mailust in Deutz.
Heute Sonntag ist kein Entree-Ball, weil ein geschlossener Gesellschaftsball gehalten wird.
Sonntag den 29. u. s. w wieder Entree-Ball.
@typejAn
@facs1580
Zum Erstenmal Sonntag den 22. April:
Großes freies Tanzvergnügen unter Leitung eines Tanzlehrers.
Anfang 3 Uhr.
Bei J. Dickopf im Eiser'schen Saal.
Der Saal ist auf's Prachtvollste neu dekorirt. Das Orchester wird vom berühmten Musikkorps des 29. Inf-Regiments auf's vollständigste vertreten. Für Ordnung; gute Weine, Maiwein und sonstige Getränke ist auf's Beste gesorgt.
@typejAn
@facs1580
Wahl-Angelegenheit.
Wenn es wahr ist, daß der Minister von Manteuffel bezüglich der baldigen Neuwahl für den Landkreis Köln und Mülheim sein Ehrenwort gegeben hat, so wäre es sehr zu wünschen, daß dasselbe endlich in Erfüllung gehe, da die Vertreter der genannten Kreise nicht vollzählig sind, was besonders bei den Verhandlungen über die projektirte Brücke uns höchst nöthig erscheint.
Deutz, 21. April 1849.
Mehrere Gemeinderäthe.
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Zwei bis drei erfahrene Anstreicher-Gehülfen werden gesucht. Follerstraße Nr. 67.
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Baierische Biere.
Durch die wohlfeileren Frachten und schnelleren Transporte mittelst des Ludwigkanals und den eröffneten Eisenbahnen ist der Unterzeichnete in den Stand gesetzt, die (wegen ihrer gesunden Vortrefflichkeit alt rühmlichst bekannten) Biere aus den Gräflich von Pückler-Limpurgischen Brauereien in Burg-Farrnbach bei Nürnberg, den Herren Gastgebern und Restaurateurs zur Empfehlung zu bringen.
Es werden geliefert:
  • 1) Farrnbacher-Bock v. Monat Oktober bis Anfang Juni,
  • 2) Farrnbacher-Salvatorbier vom Monat Oktober bis Anfang Juni,
  • 3) Farrnbacher-Doppellagerbier, das ganze Jahr, auch zum überseeischen Export geeignet,
  • 4) Farrenbacher weißes Doppelbier, zu allgemein befriedigenden billigen Preisen.
Den Herren Abnehmern wird noch die Zusicherung gegeben, daß zur Beseitigung jeder Concurrenz in einer Stadt unter 25,000 Bewohnern die Biere nur einem Einzelnen verabfolgt werden.
Gefällige Bestellungen besorgt allein J. F. H. Schmid, Vorstadt Gostenhof in Nürnberg.
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Vorzügliches EAU DE COLOGNE DOUBLE FARINA.
Erste Qualität die Flasche 6 1/2 Sgr. Kiste mit 6 Flaschen 1 Thlr. 3 Sgr. Das Dutz. 2 Thlr. bei G. Tonger, Pauluswache.
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Vertilgungsfutter gegen Ratten, Mäuse und Wanzen Thurnmarkt 39.
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Hafenbau Rheinau.
Die in mehrern Blättern mitgetheilten Verhandlungen der Stadtraths-Sitzung vom 12 d. M. haben in Bezug auf die Ausführung des Hafenhauses so verschiedenartige Besprechungen und Urtheile hervorgerufen, daß ich meinen Mitbürgern gegenüber mich für verpflichtet halte, das Sachverhältniß bekannt zu machen.
Einige Tage bevor wir durch das Kgl. Oberbürgermeister-Amt die Bemerkungen der Kgl. Oberbau-Deputation und des Kriegsministeriums über das Projekt Nr. II., welches zur Ausführung gebracht werden soll, nebst der betr. Verfügung der Kgl. Regierung mitgetheilt wurden, sagte mir der Beigeordnete Herr Sonorée, daß die Kgl. Regierung darauf bestehe, daß ein Wasserbaumeister engagirt werde, welchem die Ausführung unter meiner obern Leitung übertragen werden solle.
Ich erwiederte hierauf: „daß es scheine, als ob die Kgl. Regierung mit dem Sachverhältnisse nicht ganz bekannt sei, namentlich, daß der städtische Bau-Conducteur Kramer nicht allein an den Projekten mitgearbeitet, sondern für diesen Bau eine besondere Vorliebe habe Hinsichtlich seiner Thätigkeit und Energie werde er nicht [unleserlicher Text]icht von einem Andern übertroffen. Was seine übrigens bei diesem Baue, außer bei Ausarbeitung des Planes für besondere Kenntnisse im Wasserbau erforderlich? etwa zur Ausgrabung eines Bassins oder zur Anlage einer Steindossirung oder zum Bau der Werftmauer? Zu dem Bassin seien Erdarbeiter, und Taglöhner zur Bedienung der Baggermaschine, zur Steindossirung tüchtige Maurermeister, deren es hierorts eine Menge gibt, erforderlich, und was die Werftmauer beträfe, so habe das Stadtbauamt die Mauer am Frankenwerft unter weit schwierigern Verhältnissen ausgefuhrt. Es sei früher weder der Kgl. Regierung noch der städtischen Verwaltung je eingefallen, für den Bau dieser Werftmauer einen Bau-Condukteur zu engagiren und es sei dieselbe in einer Weise ausgeführt, welche jede Kritik Sachkundiger herausfordern könne. Die Hauptausführung bei dem Bau des Hafens sei jene der neuen Stadtmauer, und dazu sei mir ein tüchtiger Landbaumeister, welcher wie Kramer Gefühl für schöne Formen habe und der mit mir empfinde und mich kräftigst unt rstütze, daß durch die neue Anlage der einzige malerische Theil, welcher rheinwärts von dem alten Köln noch erhalten ist, so wenig als möglichst verunstaltet werde, weit lieber als ein Anderer, dessen Qualitäten mir jetzt noch unbekannt seien. Die jetzige Stelle des Kramer könne für die Dauer des Hafenbaues durch einen hiesigen tüchtigen Architekten versehen werden, wodurch der Vortheil erreicht sei, daß nur hiesige Baumeister beschäftigt und muthmaßlich Kosten erspart würden. Ich bäte daher, zu beantragen, daß die Verfügung der Königl. Regierung in dieser Beziehung abgändert werde, welches nach dargelegtem Sachverhältniß wohl um so eher zu erwarten [unleserlicher Text]ände, als der Bau ein Communalbau sei und lediglich aus städtischen Mitteln bezahlt werde.
Herr Sonorée erwiderte mir hierauf, daß er für die Aufrechthaltung dieser Verfügung sei, und stellte demnach am 12. d. M. seinen Antrag welcher den bekannten stadträthlichen Beschluß zur Folge hatte.
Nachdem ich äußerlich vernommen, daß die, ohne mein Gutachten zu vernehmen, mit einem Bau-Kondukteur eingeleiteten Unterhandlungen sich zerschlagen haben, habe ich meinen Antrag bei dem Königl. Oberbürgermeisteramte schriftlich erneuert.
Köln, den 21. April.
Der Stadtbaumeister, Harperath.
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Sehr laute Antwort auf die oft wiederholte Anfrage, die Wahl eines Abgeordneten für die Kreise Mülheim und Köln (Land) betreffend. Am 15 März a c. gab der Minister v Manteuffel einem Abg. das „Ehrenwort“ darauf, daß die fragliche Wahl „sofort“ vorgenommen werden solle. ‒ Des Ehrenwortes halber muß natürlich die Wahl noch lange hinausgeschoben bleiben. ‒ ‒ ‒
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In Spitz, Gebild u. s. w. wird billigst gestopft. Josephsplatz Nr. 5.
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Beachtenswerth.
Ein verheiratheter Mann 32 Jahre alt, im Schreiben und Lesen so wie im Baufach bekannt, sucht da derselbe die im Häuslichen nicht Beschäftigung genug hat eine Stelle, gleich viel wenn auch mitunter mit schwerer Arbeit verbunden ist. Das Nähere bei der Expedition.
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Theater in Köln.
Sonntag den 22. wird die Oper „Hernani“ zum Erstenmale auf unserm Stadttheater gegeben; dies interessante Sujet spielt in Spanien, und ist eines der gelungensten Opern. Die Musik ist eine der besten Arbeiten des vielgenannten Verdi; leicht gefällige Melodien. Wir verhehlen um so weniger, die Theaterfreunde auf diese Oper aufmerksam zu machen, da der Schluß der Saison bevorsteht, und dieselbe deshalb nicht häufig gegeben wird.
Mehrere Theaterfreunde.
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Herausgeber: St. Naut.
Druck von J. W. Dietz, Hutmacher Nr. 17.