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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846.

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Ehe lös't doch nur ein Liebesverhältniß auf -- das, welches wir mit unsrer Gattin hatten, bevor sie solche war -- jedes andere wird dann nur um so pikanter."

Jaromir lachte und sagte dann kopfschüttelnd: "Dann wählen Sie nur kein harmloses, unschuldiges Mädchen, sondern eine Kokette, die mit Ihren Grundsätzen übereinstimmt -- sonst sollte mir das arme Wesen leid thun. Zu einer solchen Scheinehe bin ich zu stolz, zu stolz, einem Wesen meinen Namen zu geben, dem ich nicht für immer mein Herz zu geben gedenke -- und da mich dieser Jugendwahn nicht mehr befallen kann -- so bleibt es denn bei meinem Entschlusse."

"Aber es ist göttlich!" rief der Baron mit lautem Lachen. "Wie wir hier über Sein und Nichtsein der Heirath philosophiren, während wir uns doch anders amüsiren könnten -- wir machen eine Runde um die Stadt, und dann begleite ich sie zu Bella, sie war gestern göttlich als Lukrezia."

"Gut, so wollen wir zu ihr gehen -- nach einer großen Opernpartie ist sie immer angegriffen, schmachtend, sanft und macht weniger ihre eigenwilligen Launen geltend, als an Tagen, wo sie sich heiser melden läßt, und in ihrem Muthwillen ausgelassen lustig darüber ist, ihren Mitsängern und der Direction einen ärgerlichen Streich gespielt zu haben."

Ehe lös’t doch nur ein Liebesverhältniß auf — das, welches wir mit unsrer Gattin hatten, bevor sie solche war — jedes andere wird dann nur um so pikanter.“

Jaromir lachte und sagte dann kopfschüttelnd: „Dann wählen Sie nur kein harmloses, unschuldiges Mädchen, sondern eine Kokette, die mit Ihren Grundsätzen übereinstimmt — sonst sollte mir das arme Wesen leid thun. Zu einer solchen Scheinehe bin ich zu stolz, zu stolz, einem Wesen meinen Namen zu geben, dem ich nicht für immer mein Herz zu geben gedenke — und da mich dieser Jugendwahn nicht mehr befallen kann — so bleibt es denn bei meinem Entschlusse.“

„Aber es ist göttlich!“ rief der Baron mit lautem Lachen. „Wie wir hier über Sein und Nichtsein der Heirath philosophiren, während wir uns doch anders amüsiren könnten — wir machen eine Runde um die Stadt, und dann begleite ich sie zu Bella, sie war gestern göttlich als Lukrezia.“

„Gut, so wollen wir zu ihr gehen — nach einer großen Opernpartie ist sie immer angegriffen, schmachtend, sanft und macht weniger ihre eigenwilligen Launen geltend, als an Tagen, wo sie sich heiser melden läßt, und in ihrem Muthwillen ausgelassen lustig darüber ist, ihren Mitsängern und der Direction einen ärgerlichen Streich gespielt zu haben.“

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[39/0049] Ehe lös’t doch nur ein Liebesverhältniß auf — das, welches wir mit unsrer Gattin hatten, bevor sie solche war — jedes andere wird dann nur um so pikanter.“ Jaromir lachte und sagte dann kopfschüttelnd: „Dann wählen Sie nur kein harmloses, unschuldiges Mädchen, sondern eine Kokette, die mit Ihren Grundsätzen übereinstimmt — sonst sollte mir das arme Wesen leid thun. Zu einer solchen Scheinehe bin ich zu stolz, zu stolz, einem Wesen meinen Namen zu geben, dem ich nicht für immer mein Herz zu geben gedenke — und da mich dieser Jugendwahn nicht mehr befallen kann — so bleibt es denn bei meinem Entschlusse.“ „Aber es ist göttlich!“ rief der Baron mit lautem Lachen. „Wie wir hier über Sein und Nichtsein der Heirath philosophiren, während wir uns doch anders amüsiren könnten — wir machen eine Runde um die Stadt, und dann begleite ich sie zu Bella, sie war gestern göttlich als Lukrezia.“ „Gut, so wollen wir zu ihr gehen — nach einer großen Opernpartie ist sie immer angegriffen, schmachtend, sanft und macht weniger ihre eigenwilligen Launen geltend, als an Tagen, wo sie sich heiser melden läßt, und in ihrem Muthwillen ausgelassen lustig darüber ist, ihren Mitsängern und der Direction einen ärgerlichen Streich gespielt zu haben.“

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 1. Leipzig, 1846, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss01_1846/49>, abgerufen am 28.03.2024.