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Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846.

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und besinne Dich! Ich hätte Dir mehr weibliches Zartgefühl zugetraut."

"Vater," rief sie außer sich, "ich erröthe nicht mehr über die grobe Gemeinheit schlechter Worte, als darüber, daß es solche verwilderte Menschen noch giebt -- und über uns, die wir Schuld sind an dieser Entsittlichung. Vater -- hast Du schon um militairische Hülfe gebeten?"

"Ja -- sie kann schon diese Nacht kommen, wenn sie nicht langsam sind."

Sie wollte zur Thüre hinaus.

"Wo willst Du hin?" rief er und hielt sie fest.

"Ich will es den Leuten sagen, daß sie ruhig werden, ehe man auf ihre Verzweiflung mit Waffen antwortet."

"Das fehlte noch!" schrie Felchner vor Unmuth blaß und bebend, während seine kleinen Augen unheimlich funkelten. "Das fehlte noch, daß auch mein Kind gegen mich rebellirte! -- Geh' hinauf in Deine Stube!"

Er führte sie bis an die Treppe; sie ging schweigend hinauf von Friedericken gefolgt.

Wie er hörte, daß Beide oben waren, lief er selbst nach, schloß sie leise ein, zog den Schlüssel ab und steckte ihn zu sich.


und besinne Dich! Ich hätte Dir mehr weibliches Zartgefühl zugetraut.“

„Vater,“ rief sie außer sich, „ich erröthe nicht mehr über die grobe Gemeinheit schlechter Worte, als darüber, daß es solche verwilderte Menschen noch giebt — und über uns, die wir Schuld sind an dieser Entsittlichung. Vater — hast Du schon um militairische Hülfe gebeten?“

„Ja — sie kann schon diese Nacht kommen, wenn sie nicht langsam sind.“

Sie wollte zur Thüre hinaus.

„Wo willst Du hin?“ rief er und hielt sie fest.

„Ich will es den Leuten sagen, daß sie ruhig werden, ehe man auf ihre Verzweiflung mit Waffen antwortet.“

„Das fehlte noch!“ schrie Felchner vor Unmuth blaß und bebend, während seine kleinen Augen unheimlich funkelten. „Das fehlte noch, daß auch mein Kind gegen mich rebellirte! — Geh’ hinauf in Deine Stube!“

Er führte sie bis an die Treppe; sie ging schweigend hinauf von Friedericken gefolgt.

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[139/0143] und besinne Dich! Ich hätte Dir mehr weibliches Zartgefühl zugetraut.“ „Vater,“ rief sie außer sich, „ich erröthe nicht mehr über die grobe Gemeinheit schlechter Worte, als darüber, daß es solche verwilderte Menschen noch giebt — und über uns, die wir Schuld sind an dieser Entsittlichung. Vater — hast Du schon um militairische Hülfe gebeten?“ „Ja — sie kann schon diese Nacht kommen, wenn sie nicht langsam sind.“ Sie wollte zur Thüre hinaus. „Wo willst Du hin?“ rief er und hielt sie fest. „Ich will es den Leuten sagen, daß sie ruhig werden, ehe man auf ihre Verzweiflung mit Waffen antwortet.“ „Das fehlte noch!“ schrie Felchner vor Unmuth blaß und bebend, während seine kleinen Augen unheimlich funkelten. „Das fehlte noch, daß auch mein Kind gegen mich rebellirte! — Geh’ hinauf in Deine Stube!“ Er führte sie bis an die Treppe; sie ging schweigend hinauf von Friedericken gefolgt. Wie er hörte, daß Beide oben waren, lief er selbst nach, schloß sie leise ein, zog den Schlüssel ab und steckte ihn zu sich.

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Zitationshilfe: Otto, Louise: Schloß und Fabrik, Bd. 3. Leipzig, 1846, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/otto_schloss03_1846/143>, abgerufen am 29.03.2024.