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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Doch bringt dieß Lebens End den Anfang eines bessern/
Und welches diesen Standt weit übertreffen wird:
Jndeme unser GOtt uns alle wird vergrössern/
Wann in den Schaafstall treibt sein Schaaf der gute Hirt.
Du grosser Lebens-Fürst gieb solches deinen Knechten/
Die mit geflüchtem Geist vor deinem Throne stehn:
Wilstu mit dieser Schaar nach deiner Strenge rechten/
Gewiß/ ich müste gleich für Aengsten untergehn.
Dann seh' ich meine Schuld/ die übermachten Sünden/
So bin ich dir mein GOtt mehr als treuloß gewest:
Laß mich für scharffes Recht die hohe Gnade finden/
Und denck/ daß mich dein Sohn mit seinem Blut erlößt.

Biß hieher das Helden-Gedicht des seel. Hn. Bruschens. Nun
beschreibet er etwas vom

Closter Döpel/

wovon eine Meile die Döpel aus dem Böhmischen Gebürge Bad-
horn entspringt/ und durch den gewaltigen Badhorner See laufft/
und hinter dem Closter Döpel wegstreichet. Jn besagtem Closter
Praemonstra-
ten
ser Clo-
ster Döpel.
schreibt Brusch/ welches Praemonstratenser Ordens/ war ein fast
gelehrter Mann/ Herr Joh. von Culmbach/ ein Liebhaber aller
Wann es
fundirt?
ehrlichen Künste/ der Wahrheit fast geneigt. Dieß Kloster ist der
Jungfer Mariä zu Ehren gestifftet und zu bauen angefangen wor-
Rosenatha.den Anno 1196. von Rosenatha/ einem Böhmischen Herren/ unter
Praemislao oder Ottocaro, König in Böhmen/ was Geschlecht aber
dieser Herr gewesen/ weiß man nicht gewiß. Die Schilde/ wann
ihnen zu glauben/ zeigen an/ daß er ein Herr von Guttenstein ge-
wesen. Man findet in Schrifften/ daß er zu Königsberg/ einem
Schloß an der Eger gelegen/ im Gefängniß verhafftet/ gestorben
sey A. 1207. warum er gefänglich gelegen sey/ findet man nirgend/
so gar hat bey denen alten Teutschen Niemand nichts aufgezeichnet.
Sein todter Leib ist ins Closter Döpel geführet/ und allda herrlich
Wyzlawa.begraben worden. Seine Schwester Wyzlawa/ nachdem ihr
Hauswirth/ so Hauptmann zu Crocau gewesen/ gestorben war/

hat
Beſchreibung des Fichtelbergs.
Doch bringt dieß Lebens End den Anfang eines beſſern/
Und welches dieſen Standt weit uͤbertreffen wird:
Jndeme unſer GOtt uns alle wird vergroͤſſern/
Wann in den Schaafſtall treibt ſein Schaaf der gute Hirt.
Du groſſer Lebens-Fuͤrſt gieb ſolches deinen Knechten/
Die mit gefluͤchtem Geiſt vor deinem Throne ſtehn:
Wilſtu mit dieſer Schaar nach deiner Strenge rechten/
Gewiß/ ich muͤſte gleich fuͤr Aengſten untergehn.
Dann ſeh’ ich meine Schuld/ die uͤbermachten Suͤnden/
So bin ich dir mein GOtt mehr als treuloß geweſt:
Laß mich fuͤr ſcharffes Recht die hohe Gnade finden/
Und denck/ daß mich dein Sohn mit ſeinem Blut erloͤßt.

Biß hieher das Helden-Gedicht des ſeel. Hn. Bruſchens. Nun
beſchreibet er etwas vom

Cloſter Doͤpel/

wovon eine Meile die Doͤpel aus dem Boͤhmiſchen Gebuͤrge Bad-
horn entſpringt/ und durch den gewaltigen Badhorner See laufft/
und hinter dem Cloſter Doͤpel wegſtreichet. Jn beſagtem Cloſter
Præmonſtra-
ten
ſer Clo-
ſter Doͤpel.
ſchreibt Bruſch/ welches Præmonſtratenſer Ordens/ war ein faſt
gelehrter Mann/ Herr Joh. von Culmbach/ ein Liebhaber aller
Wann es
fundirt?
ehrlichen Kuͤnſte/ der Wahrheit faſt geneigt. Dieß Kloſter iſt der
Jungfer Mariaͤ zu Ehren geſtifftet und zu bauen angefangen wor-
Roſenatha.den Anno 1196. von Roſenatha/ einem Boͤhmiſchen Herren/ unter
Præmislao oder Ottocaro, Koͤnig in Boͤhmen/ was Geſchlecht aber
dieſer Herr geweſen/ weiß man nicht gewiß. Die Schilde/ wann
ihnen zu glauben/ zeigen an/ daß er ein Herr von Guttenſtein ge-
weſen. Man findet in Schrifften/ daß er zu Koͤnigsberg/ einem
Schloß an der Eger gelegen/ im Gefaͤngniß verhafftet/ geſtorben
ſey A. 1207. warum er gefaͤnglich gelegen ſey/ findet man nirgend/
ſo gar hat bey denen alten Teutſchen Niemand nichts aufgezeichnet.
Sein todter Leib iſt ins Cloſter Doͤpel gefuͤhret/ und allda herrlich
Wyzlawa.begraben worden. Seine Schweſter Wyzlawa/ nachdem ihr
Hauswirth/ ſo Hauptmann zu Crocau geweſen/ geſtorben war/

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[230/0265] Beſchreibung des Fichtelbergs. Doch bringt dieß Lebens End den Anfang eines beſſern/ Und welches dieſen Standt weit uͤbertreffen wird: Jndeme unſer GOtt uns alle wird vergroͤſſern/ Wann in den Schaafſtall treibt ſein Schaaf der gute Hirt. Du groſſer Lebens-Fuͤrſt gieb ſolches deinen Knechten/ Die mit gefluͤchtem Geiſt vor deinem Throne ſtehn: Wilſtu mit dieſer Schaar nach deiner Strenge rechten/ Gewiß/ ich muͤſte gleich fuͤr Aengſten untergehn. Dann ſeh’ ich meine Schuld/ die uͤbermachten Suͤnden/ So bin ich dir mein GOtt mehr als treuloß geweſt: Laß mich fuͤr ſcharffes Recht die hohe Gnade finden/ Und denck/ daß mich dein Sohn mit ſeinem Blut erloͤßt. Biß hieher das Helden-Gedicht des ſeel. Hn. Bruſchens. Nun beſchreibet er etwas vom Cloſter Doͤpel/ wovon eine Meile die Doͤpel aus dem Boͤhmiſchen Gebuͤrge Bad- horn entſpringt/ und durch den gewaltigen Badhorner See laufft/ und hinter dem Cloſter Doͤpel wegſtreichet. Jn beſagtem Cloſter ſchreibt Bruſch/ welches Præmonſtratenſer Ordens/ war ein faſt gelehrter Mann/ Herr Joh. von Culmbach/ ein Liebhaber aller ehrlichen Kuͤnſte/ der Wahrheit faſt geneigt. Dieß Kloſter iſt der Jungfer Mariaͤ zu Ehren geſtifftet und zu bauen angefangen wor- den Anno 1196. von Roſenatha/ einem Boͤhmiſchen Herren/ unter Præmislao oder Ottocaro, Koͤnig in Boͤhmen/ was Geſchlecht aber dieſer Herr geweſen/ weiß man nicht gewiß. Die Schilde/ wann ihnen zu glauben/ zeigen an/ daß er ein Herr von Guttenſtein ge- weſen. Man findet in Schrifften/ daß er zu Koͤnigsberg/ einem Schloß an der Eger gelegen/ im Gefaͤngniß verhafftet/ geſtorben ſey A. 1207. warum er gefaͤnglich gelegen ſey/ findet man nirgend/ ſo gar hat bey denen alten Teutſchen Niemand nichts aufgezeichnet. Sein todter Leib iſt ins Cloſter Doͤpel gefuͤhret/ und allda herrlich begraben worden. Seine Schweſter Wyzlawa/ nachdem ihr Hauswirth/ ſo Hauptmann zu Crocau geweſen/ geſtorben war/ hat Præmonſtra- tenſer Clo- ſter Doͤpel. Wann es fundirt? Roſenatha. Wyzlawa.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 230. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/265>, abgerufen am 16.04.2024.