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Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716.

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Beschreibung des Fichtelbergs.
Solchemnach nimmt der Mayn seinen Strich durch Franckenland/
biß er sich in den Rhein stürtzet/ weßwegen auch Philippus Melanchthon
in dieses Flußes Griechischem Nahmen einig Geheimnüß gesuchet/
weil durch dessen eintzele Buchstaben/ so die Griechen auch zugleich vor
Zahlen gebrauchen/ die Zahl der 365. Tage des Jahrs heraus kommen/
wie folget: [Formel 1] weswegen er die Francken zum Stern-sehen
also ermahnet:

Discite praecipue solis motumque viasque
Vos, quibus est Patrium Francicaterra solum,
Namque dies totus quos traxerit ambitus anni,
Fluvii vestri vox, bene vota, sonat.
Jhr/ welche Francken-Land gezeuget und gebohren/
Solt auf der Sonnen-Lauff meist richten euren Sinn/
Dann wie viel Tage sie in einem Jahr verlohren/
Das stellet euer Fluß durch seinen Nahmen hin.

Nunmehro wenden wir uns von dem nach Westen lauffenden
Mayn lincker Hand herum gegen Mittag/ allwo wir dann die
Südwärts-lauffende Naab/ so aus unserm Fichtel-See entsprin-
get/ antreffen; Weil wir aber keine bessere/ und richtigere Be-
schreibung machen können/ als uns hierinnen Herr M. Groß schon
vorgegangen/ so behalten wir solche billig/ und folgen seinen
Der Naa-
be Beschrei-
bung.
Worten auf dem Fuß folgender massen nach: Es finden sich un-
terschiedliche Flüße/ die zwar endlich zusammen fliessen/ doch an-
fänglich alle diesen Nahmen Nab vielleicht von hinabfallen führen/
und dahero zum Unterscheid jeglicher mit einem besondern Beynah-
men bemercket wird: Dann ein anderer Fluß ist die Heyd-Nabe/
ein anderer die Wald-Nabe/ und nachmahls ist ein anderer Fluß
Fichtelber-
gische Wald
Nabe.
die Böhmische Wald-Nabe/ ein anderer die Fichtelbergische Wald-
Nabe. Unter diesen halten wir billich die letztere darum vor die
führnehmste/ weil sie gleich dem Mayn ihren Ursprung auch aus

dem

Beſchreibung des Fichtelbergs.
Solchemnach nimmt der Mayn ſeinen Strich durch Franckenland/
biß er ſich in den Rhein ſtuͤrtzet/ weßwegen auch Philippus Melanchthon
in dieſes Flußes Griechiſchem Nahmen einig Geheimnuͤß geſuchet/
weil durch deſſen eintzele Buchſtaben/ ſo die Griechen auch zugleich vor
Zahlen gebrauchen/ die Zahl der 365. Tage des Jahrs heraus kommen/
wie folget: [Formel 1] weswegen er die Francken zum Stern-ſehen
alſo ermahnet:

Diſcite præcipuè ſolis motumque viasque
Vos, quibus eſt Patrium Francicaterra ſolum,
Namque dies totus quos traxerit ambitus anni,
Fluvii veſtri vox, bene vota, ſonat.
Jhr/ welche Francken-Land gezeuget und gebohren/
Solt auf der Sonnen-Lauff meiſt richten euren Sinn/
Dann wie viel Tage ſie in einem Jahr verlohren/
Das ſtellet euer Fluß durch ſeinen Nahmen hin.

Nunmehro wenden wir uns von dem nach Weſten lauffenden
Mayn lincker Hand herum gegen Mittag/ allwo wir dann die
Suͤdwaͤrts-lauffende Naab/ ſo aus unſerm Fichtel-See entſprin-
get/ antreffen; Weil wir aber keine beſſere/ und richtigere Be-
ſchreibung machen koͤnnen/ als uns hierinnen Herr M. Groß ſchon
vorgegangen/ ſo behalten wir ſolche billig/ und folgen ſeinen
Der Naa-
be Beſchrei-
bung.
Worten auf dem Fuß folgender maſſen nach: Es finden ſich un-
terſchiedliche Fluͤße/ die zwar endlich zuſammen flieſſen/ doch an-
faͤnglich alle dieſen Nahmen Nab vielleicht von hinabfallen fuͤhren/
und dahero zum Unterſcheid jeglicher mit einem beſondern Beynah-
men bemercket wird: Dann ein anderer Fluß iſt die Heyd-Nabe/
ein anderer die Wald-Nabe/ und nachmahls iſt ein anderer Fluß
Fichtelber-
giſche Wald
Nabe.
die Boͤhmiſche Wald-Nabe/ ein anderer die Fichtelbergiſche Wald-
Nabe. Unter dieſen halten wir billich die letztere darum vor die
fuͤhrnehmſte/ weil ſie gleich dem Mayn ihren Urſprung auch aus

dem
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[20/0033] Beſchreibung des Fichtelbergs. Solchemnach nimmt der Mayn ſeinen Strich durch Franckenland/ biß er ſich in den Rhein ſtuͤrtzet/ weßwegen auch Philippus Melanchthon in dieſes Flußes Griechiſchem Nahmen einig Geheimnuͤß geſuchet/ weil durch deſſen eintzele Buchſtaben/ ſo die Griechen auch zugleich vor Zahlen gebrauchen/ die Zahl der 365. Tage des Jahrs heraus kommen/ wie folget: [FORMEL] weswegen er die Francken zum Stern-ſehen alſo ermahnet: Diſcite præcipuè ſolis motumque viasque Vos, quibus eſt Patrium Francicaterra ſolum, Namque dies totus quos traxerit ambitus anni, Fluvii veſtri vox, bene vota, ſonat. Jhr/ welche Francken-Land gezeuget und gebohren/ Solt auf der Sonnen-Lauff meiſt richten euren Sinn/ Dann wie viel Tage ſie in einem Jahr verlohren/ Das ſtellet euer Fluß durch ſeinen Nahmen hin. Nunmehro wenden wir uns von dem nach Weſten lauffenden Mayn lincker Hand herum gegen Mittag/ allwo wir dann die Suͤdwaͤrts-lauffende Naab/ ſo aus unſerm Fichtel-See entſprin- get/ antreffen; Weil wir aber keine beſſere/ und richtigere Be- ſchreibung machen koͤnnen/ als uns hierinnen Herr M. Groß ſchon vorgegangen/ ſo behalten wir ſolche billig/ und folgen ſeinen Worten auf dem Fuß folgender maſſen nach: Es finden ſich un- terſchiedliche Fluͤße/ die zwar endlich zuſammen flieſſen/ doch an- faͤnglich alle dieſen Nahmen Nab vielleicht von hinabfallen fuͤhren/ und dahero zum Unterſcheid jeglicher mit einem beſondern Beynah- men bemercket wird: Dann ein anderer Fluß iſt die Heyd-Nabe/ ein anderer die Wald-Nabe/ und nachmahls iſt ein anderer Fluß die Boͤhmiſche Wald-Nabe/ ein anderer die Fichtelbergiſche Wald- Nabe. Unter dieſen halten wir billich die letztere darum vor die fuͤhrnehmſte/ weil ſie gleich dem Mayn ihren Urſprung auch aus dem Der Naa- be Beſchrei- bung. Fichtelber- giſche Wald Nabe.

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Zitationshilfe: Pachelbel-Gehag, Johann Christoph von: Ausführliche Beschreibung Des Fichtel-Berges, Jn Norgau liegend. Leipzig, 1716, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pachelbel_fichtelberg_1716/33>, abgerufen am 28.03.2024.