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[Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799.

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Art von Zwang nothwendig gemacht hatte. Man hielt es für recht und löblich den Unterhändlern des Dienstverkaufes ihren Lohn zu geben; aber ein ehrlicher Mann konnte sich um deßwillen nicht für strafbar halten, daß er seine Versorgung auf dem Wege gesucht hatte, auf dem es allein möglich war, sie zu erreichen. Dann, setzte man hinzu, sey der Weg, den man jetzt einschlagen müsse, eben so unrechtmässig, als der vorige, und der Nepotismus erzeuge für das Staatswohl noch viel schlimmere Folgen, als der Diensthandel. - Demungeachtet wurden die Untersuchungen fortgesetzt, und die durch dieselben erforschten Thatsachen stellten ein scheußliches Gemählde von Trug, Raub und Niederträchtigkeit dar. Der Herzog schien sich mit dem Anblicke desselben zu begnügen. Sein gutes Herz entsetzte sich vor dem Unglücke so vieler Familien. Die Sache blieb zu seiner Ehre liegen, und hatte keine Folge, selbst für diejenigen nicht, die als Mäckler allerdings

Art von Zwang nothwendig gemacht hatte. Man hielt es für recht und löblich den Unterhändlern des Dienstverkaufes ihren Lohn zu geben; aber ein ehrlicher Mann konnte sich um deßwillen nicht für strafbar halten, daß er seine Versorgung auf dem Wege gesucht hatte, auf dem es allein möglich war, sie zu erreichen. Dann, setzte man hinzu, sey der Weg, den man jetzt einschlagen müsse, eben so unrechtmässig, als der vorige, und der Nepotismus erzeuge für das Staatswohl noch viel schlimmere Folgen, als der Diensthandel. – Demungeachtet wurden die Untersuchungen fortgesetzt, und die durch dieselben erforschten Thatsachen stellten ein scheußliches Gemählde von Trug, Raub und Niederträchtigkeit dar. Der Herzog schien sich mit dem Anblicke desselben zu begnügen. Sein gutes Herz entsetzte sich vor dem Unglücke so vieler Familien. Die Sache blieb zu seiner Ehre liegen, und hatte keine Folge, selbst für diejenigen nicht, die als Mäckler allerdings

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[89/0089] Art von Zwang nothwendig gemacht hatte. Man hielt es für recht und löblich den Unterhändlern des Dienstverkaufes ihren Lohn zu geben; aber ein ehrlicher Mann konnte sich um deßwillen nicht für strafbar halten, daß er seine Versorgung auf dem Wege gesucht hatte, auf dem es allein möglich war, sie zu erreichen. Dann, setzte man hinzu, sey der Weg, den man jetzt einschlagen müsse, eben so unrechtmässig, als der vorige, und der Nepotismus erzeuge für das Staatswohl noch viel schlimmere Folgen, als der Diensthandel. – Demungeachtet wurden die Untersuchungen fortgesetzt, und die durch dieselben erforschten Thatsachen stellten ein scheußliches Gemählde von Trug, Raub und Niederträchtigkeit dar. Der Herzog schien sich mit dem Anblicke desselben zu begnügen. Sein gutes Herz entsetzte sich vor dem Unglücke so vieler Familien. Die Sache blieb zu seiner Ehre liegen, und hatte keine Folge, selbst für diejenigen nicht, die als Mäckler allerdings

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Zitationshilfe: [Pahl, Johann Gottfried]: Geheimnisse eines mehr als fünfzigjährigen wirtembergischen Staatsmannes. [Heilbronn], 1799, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_geheimnisse_1797/89>, abgerufen am 19.04.2024.