Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.

Bild:
<< vorherige Seite

als erklärte demokratische Weltumkehrer ausgezeichnet. Wäre es nicht für jenen weit geziemender gewesen, wenn er Staatshändel den weltlichen Herrn überlassen, und sich dafür desto inniger mit dem studio biblico, dogmatico und besonders polemico, nach der Vorschrift unsrer weislich entworfenen Cynosura ecclesiastica, vermählt hätte? - Aber der immer mehr überhandnehmende Weltsinn führt die Herrn von diesem Gelichter stets weiter von der Bahn ihres Berufs ab, und wir hören dann junge Leute mit dem Magisterkäppchen, und mit Moysis Tafeln auf der Brust, von Staatsverfassung und Menschenrechten sprechen, was doch alles mit der Heiligen Schrift und mit den symbolischen Büchern so unvereinbar ist, als die ensis mit der stola des Bischofs von Würzburg. Dieser Herr Magister kann sich so gar vor lauter Reformations- und Deformationseifer nicht erwehren, unsre Gesetze ins Angesicht zu schmähen, und geradezu zu behaupten, die Landtagsdeputirten sollten von dem Volke, Mann für Mann

als erklärte demokratische Weltumkehrer ausgezeichnet. Wäre es nicht für jenen weit geziemender gewesen, wenn er Staatshändel den weltlichen Herrn überlassen, und sich dafür desto inniger mit dem studio biblico, dogmatico und besonders polemico, nach der Vorschrift unsrer weislich entworfenen Cynosura ecclesiastica, vermählt hätte? – Aber der immer mehr überhandnehmende Weltsinn führt die Herrn von diesem Gelichter stets weiter von der Bahn ihres Berufs ab, und wir hören dann junge Leute mit dem Magisterkäppchen, und mit Moysis Tafeln auf der Brust, von Staatsverfassung und Menschenrechten sprechen, was doch alles mit der Heiligen Schrift und mit den symbolischen Büchern so unvereinbar ist, als die ensis mit der stola des Bischofs von Würzburg. Dieser Herr Magister kann sich so gar vor lauter Reformations- und Deformationseifer nicht erwehren, unsre Gesetze ins Angesicht zu schmähen, und geradezu zu behaupten, die Landtagsdeputirten sollten von dem Volke, Mann für Mann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0030" n="30"/>
als erklärte demokratische Weltumkehrer ausgezeichnet. Wäre es nicht für jenen weit geziemender gewesen, wenn er Staatshändel den weltlichen Herrn überlassen, und sich dafür desto inniger mit dem <hi rendition="#aq">studio biblico, dogmatico</hi> und besonders <hi rendition="#aq">polemico</hi>, nach der Vorschrift unsrer weislich entworfenen <hi rendition="#aq">Cynosura ecclesiastica</hi>, vermählt hätte? &#x2013; Aber der immer mehr überhandnehmende Weltsinn führt die Herrn von diesem Gelichter stets weiter von der Bahn ihres Berufs ab, und wir hören dann junge Leute mit dem Magisterkäppchen, und mit Moysis Tafeln auf der Brust, von Staatsverfassung und Menschenrechten sprechen, was doch alles mit der Heiligen Schrift und mit den symbolischen Büchern so unvereinbar ist, als die <hi rendition="#aq">ensis</hi> mit der <hi rendition="#aq">stola</hi> des Bischofs von <hi rendition="#g">Würzburg</hi>. Dieser Herr Magister kann sich so gar vor lauter Reformations- und Deformationseifer nicht erwehren, unsre Gesetze ins Angesicht zu schmähen, und geradezu zu behaupten, die Landtagsdeputirten sollten von dem Volke, Mann für Mann
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0030] als erklärte demokratische Weltumkehrer ausgezeichnet. Wäre es nicht für jenen weit geziemender gewesen, wenn er Staatshändel den weltlichen Herrn überlassen, und sich dafür desto inniger mit dem studio biblico, dogmatico und besonders polemico, nach der Vorschrift unsrer weislich entworfenen Cynosura ecclesiastica, vermählt hätte? – Aber der immer mehr überhandnehmende Weltsinn führt die Herrn von diesem Gelichter stets weiter von der Bahn ihres Berufs ab, und wir hören dann junge Leute mit dem Magisterkäppchen, und mit Moysis Tafeln auf der Brust, von Staatsverfassung und Menschenrechten sprechen, was doch alles mit der Heiligen Schrift und mit den symbolischen Büchern so unvereinbar ist, als die ensis mit der stola des Bischofs von Würzburg. Dieser Herr Magister kann sich so gar vor lauter Reformations- und Deformationseifer nicht erwehren, unsre Gesetze ins Angesicht zu schmähen, und geradezu zu behaupten, die Landtagsdeputirten sollten von dem Volke, Mann für Mann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/30
Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/30>, abgerufen am 20.04.2024.