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Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797.

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und Verbal-Injurien eine eherne Stirne hat, der darf nichts schreiben, sagt ein Schriftsteller von Profession, und hätte z. E. unser Herr Prälat Roos zu Anhausen auf das Geschwäze der Leute zu Berlin und Jena achten wollen, so wäre er nicht über die Fußstapfen des Glaubens Abrahä hinausgekommen.

Indessen mögen dieser und andere Herrn zur Fortsezung des schriftstellerischen Gewerbes Gründe haben, welche sie wollen; derjenige der mich bestimmt, ist wenigstens so rein, so ächt, und so uneigennüzig, daß mir, mein Werk falle auch aus, wie es wolle, doch der Beifall der strengsten moralischen Rigoristen nicht entgehen kann, in dem bekanntlich, nach ihrem Urtheile unsre Handlungen nicht durch ihre Materie, sondern immer nur durch ihre Form geheiliget werden. Mag der eine aus Ruhmsucht, der andere aus Hunger, der dritte aus langer Weile, der vierte aus Glaubenseifer, der fünfte aus Geniedrang schreiben, - ich schreibe aus Patriotismus, und aus herzlicher, redlicher Anhänglichkeit an mein

und Verbal-Injurien eine eherne Stirne hat, der darf nichts schreiben, sagt ein Schriftsteller von Profession, und hätte z. E. unser Herr Prälat Roos zu Anhausen auf das Geschwäze der Leute zu Berlin und Jena achten wollen, so wäre er nicht über die Fußstapfen des Glaubens Abrahä hinausgekommen.

Indessen mögen dieser und andere Herrn zur Fortsezung des schriftstellerischen Gewerbes Gründe haben, welche sie wollen; derjenige der mich bestimmt, ist wenigstens so rein, so ächt, und so uneigennüzig, daß mir, mein Werk falle auch aus, wie es wolle, doch der Beifall der strengsten moralischen Rigoristen nicht entgehen kann, in dem bekanntlich, nach ihrem Urtheile unsre Handlungen nicht durch ihre Materie, sondern immer nur durch ihre Form geheiliget werden. Mag der eine aus Ruhmsucht, der andere aus Hunger, der dritte aus langer Weile, der vierte aus Glaubenseifer, der fünfte aus Geniedrang schreiben, – ich schreibe aus Patriotismus, und aus herzlicher, redlicher Anhänglichkeit an mein

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[6/0006] und Verbal-Injurien eine eherne Stirne hat, der darf nichts schreiben, sagt ein Schriftsteller von Profession, und hätte z. E. unser Herr Prälat Roos zu Anhausen auf das Geschwäze der Leute zu Berlin und Jena achten wollen, so wäre er nicht über die Fußstapfen des Glaubens Abrahä hinausgekommen. Indessen mögen dieser und andere Herrn zur Fortsezung des schriftstellerischen Gewerbes Gründe haben, welche sie wollen; derjenige der mich bestimmt, ist wenigstens so rein, so ächt, und so uneigennüzig, daß mir, mein Werk falle auch aus, wie es wolle, doch der Beifall der strengsten moralischen Rigoristen nicht entgehen kann, in dem bekanntlich, nach ihrem Urtheile unsre Handlungen nicht durch ihre Materie, sondern immer nur durch ihre Form geheiliget werden. Mag der eine aus Ruhmsucht, der andere aus Hunger, der dritte aus langer Weile, der vierte aus Glaubenseifer, der fünfte aus Geniedrang schreiben, – ich schreibe aus Patriotismus, und aus herzlicher, redlicher Anhänglichkeit an mein

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Zitationshilfe: Pahl, Johann Gottfried: Wohlgemeyntes, in Vernunft und Schrift bestgegründetes, jedoch unmaaßgebliches Gutachten, über die Wahlfähigkeit eines Landtagsdeputirten in Wirtemberg. 1797, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pahl_gutachten_1797/6>, abgerufen am 28.03.2024.